<108> den Elbübergang völlig unmöglich machte, war diese: das Flußbett ist von Jaromircz bis zum Hochgebirge auf beiden Ufern von 12 und mehr Fuß hohen Felsrändern eingefaßt, die man nur auf den vorhandenen Brücken überschreiten kann. Und gerade dort verbot eine verschwenderische Fülle von Befestigungen jedes Vordringen.

So gewaltig der Eindruck dieser furchtgebietenden Lagersiellung war, in den ersten Tagen hoffte man doch, durch Geschicklichkeit zu erreichen, was mit Gewalt nicht auszurichten war. Der Plan ging dahin, den zwischen Iaromircz und Schurz lagernden Heeresteilen ein Korps entgegenzustellen, das sie in Schach zu halten vermochte und zugleich Scheinangriffe einerseits auf das Dorf Hermanitz, andrerseits auf Königinhof machen sollte. Unterdes sollte das Gros der Armee sich unbemerkt durch das Silvatal ziehen, nachts bei dem Dorfe Werdet über die Elbe gehen und die Straße nach Prausnitz einschlagen, um die Höhen von Switschin zu erreichen, die die ganze Gegend, ja selbst die feindliche Lagersiellung beherrschten. Hätten die Preußen sich dort festzusetzen vermocht, so schnitten sie den rechten Flügel der Kaiserlichen vom linken ab und zwangen sie zur Schlacht unter ungünstigen Verhältnissen oder zu einem noch schimpflicheren Rückzuge. Auf Grund dieses Planes lagerte der König bei Wölsdorf mit nur 25 Bataillonen und so Schwadronen, die die Bewegungen der Hauptarmee verschleiern sollten. Diese blieb in der Stellung bei Nachod, von wo es leichter war, sie nach rechts oder links von dieser Avantgarde zu dirigieren.

Um sicher zu sein, ob der genannte Plan auch ausführbar war oder ob er verworfen werden mußte, bedurfte es genauesier Erkundung der feindlichen Stellung. Diese Rekognoszierung fand unter allerhand Scheingründen statt. Bald wurde eines der feindlichen Quartiere beunruhigt, bald plänkelte man mit den österreichischen Vorposten; am Häufigsten fouragierte man unter ihren Kanonen. Dank den verschiedenen Gelegenheiten, die dieser Kleinkrieg bot, entdeckte man, als man sich KöniginHof und dem Dorfe Werdet näherte, bei Prausnitz ein festes Lager von etwa 7 Bataillonen und dahinter, auf dem Gipfel des Switschinberges, eine Abteilung von etwa 4 Bataillonen. Diese Vorsichtsmaßregeln des Feindes bildeten unüberwindliche Hindernisse für das geplante Unternehmen. Der König mußte also darauf verzichten und sich etwas anderes ausdenken.

Die Verteilung der Truppen war gut, solange der erste Plan sich ausführen ließ. Auf die Dauer konnte sie falsch werden, wenn man sich damit begnügte, den gesamten Kräften des Kaisers ein so schwaches Korps entgegenzustellen. Die Aufstellung der Armee wurde also verändert: 40 Bataillone bezogen das Lager bei Wölsdorf; Generalleutnant Bülow1 wurde mit einigen Bataillonen und 30 Schwadronen nach Smirschitz geschickt, General Falkenhayn2 in das Defilee von Chwalkowitz hinter die Armee, General Wunsch mit 20 Bataillonen nach Nachod zur Deckung der


1 Christoph Karl von Bülow.

2 Generalleutnant Friedrich Gotthelf von Falkenhayn.