<10>stimmig Stanislaus Poniatowski zum König von Polen. Er wurde von allen europäischen Mächten anerkannt.

Zur Krönung mußte noch ein dritter Reichstag zusammentreten. Die Czartoryski, Oheime öes neuerwählten Königs, wollten unter Benutzung der noch bestehenden Konföderation die völlige Abschaffung des liberum veto herbeiführen, wodurch sie absolute Herren der Beratungen der Republik geworden wären. Der König von Preußen fürchtete die schwerwiegenden Folgen einer so einschneidenden Verfassungsänderung der Republik, die seinen Staaten so nahe lag. Er wies den Petersburger Hof darauf hin, und dieser schloß sich seiner Meinung an. Gleichwohl ließ man die Form der Konföderation bis zum nächsten Reichstag bestehen.

Hierauffanden nur fruchtlose Unterhandlungen zur Abschaffung eines allgemeinen Zolles statt, den der Konvokationsreichstag an Stelle öes vom Adel erhobenen Zolles eingeführt hatte. Diese neue Einrichtung, die dem Wehlauer Vertrage zuwiderlief, ermächtigte den König zu Repressalien gegen die Republik. Goltz1 ward nach Warschau gesandt, um den Streit zu schlichten; man rief die Entscheidung der russischen Zarin an, und die neuen Zölle wurden beiderseits abgeschafft.

Der Petersburger Hof war unzufrieden mit dem Verhalten des Königs von Polen und mehr noch mit dem der Czartoryski, seiner Oheime, die ihn regierten. Er schickte Saldern nach Warschau, um sie zu beobachten und ihnen geeignete Vorstellungen zu machen, damit sie sich etwas klüger und maßvoller betrügen.

Von Warschau kam dieser Diplomat mit weitgreifenden Plänen nach Berlin (Mai 1766). Sie stammten vom Grafen Panin, der zu allem neigte, was Aufsehen erregt und in die Augen sticht. Saldern, dem es an äußeren Formen und Geschmeidigkeit fehlte, schlug den Ton eines römischen DMators an, um den König zu zwingen, in den Beitritt von England, Schweden, Dänemark und Sachsen zum Petersburger Bündnis zu willigen. Da dies Projekt den preußischen Interessen stracks zuwiderlief, so konnte der König nicht die Hand dazu bieten. Wie durfte man verlangen, daß er nach all den Treulosigkeiten, die er von England erfahren hatte, eine Verbindung mit dieser Macht einging? Auch der Beistand von Schweden, Dänemark und Sachsen war wertlos; denn man konnte sie nur durch Zahlung großer Subsidien zum handeln bestimmen. Außerdem konnten sie im Bunde mit Rußland zu sehr den Einfluß teilen, den der König in jenem Lande für sich zu gewinnen hoffte. Es war also besser, sie beizeiten fernzuhalten, zumal man ohne Not keine Komplikationen schaffen soll.

Alle diese Gründe bewogen den König zur Ablehnung der Saldernschen Anträge. Der Gesandte war wütend, denn er hielt sich für den Prätor Popilius und den König für Antiochus von Syrien2. Er wollte einem Souverän Gesetze vorschreiben; aber der König, der sich durchaus nicht für Antiochus hielt, verabschiedete den Minister


1 Freiherr Bernhard Wilhelm von der Goltz.

2 Vgl. Bb. l, S. 241.