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48. An die Zerschmetterer1
(20. Dezember 1757)

Soubise, was denkt Ihr Euch dabei,
Samt allen Euren jungen Lassen?
Ihr Helden, weiche Tölpelei!
Wie? Sträußlein wolltet Ihr erraffen
In Sachsen, wo der Herbstwind braust
Und über dürre Stoppeln saust?

Es stiert! Schlüpft in den Pelz! Es wachsen
Längst keine Blumen mehr in Sachsen.
Ihr wißt doch, rühmliche Zerschmettrer,
Daß Flora, wie's bei ihr so Brauch,
Nicht mehr regiert, wenn der Entblättrer,
Der Nordwind, pfeift durch Baum und Strauch
Und schon des Winters Einzug kündet!

Sagt selbst: wie schlecht ist's da begründet,
'nen Strauß für die Dauphine zu pflücken,
Wo jeder Strom zu Eis gerinnt!
Seid froh, wenn Ihr so viel gewinnt,
Mit Dornen ihr das Haupt zu schmücken.
Fürwahr, ein dürftig Angebind
Ist solch ein Kranz von Disteln nur,
Doch wird's die Heldin baß entzücken,
Verblüffen selbst die Pompadour.
Sogar des Vielgeliebten Huld,
Längst von der Liebe eingelullt,


1 Auf dem Wege nach Roßbach hatte Marschall Soubise (vgl. S. 148) nach Frankreich geschrieben, er wolle einen Strauß für die Dauphine pflücken. Darauf geht das Gedicht.