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Früher galt die Mark Feinsilbers in Brandenburg wie im ganzen Reiche stets 9 Taler. Im Jahre 1651 zwangen die schlechten Zeiten den Großen Kurfürsten zu allerlei Notbehelfen, um die dringendsten Ausgaben zu bestreiten. Durch ein Edikt jenes Jahres setzte er einen Zwangskurs für alle im Umlauf befindlichen Münzen fest und ließ für beträchtliche Summen Groschen und Pfennige prägen, deren tatsächlicher Wert ungefähr einem Drittel des Nennwertes entsprach. Da der Kurswert rein imaginär war, wurde er sofort entwertet und sank bis auf die Hälfte herab. Die alten gediegenen Taler stiegen auf 28, ja 30 Groschen1, daher unsere Bezeichnung Banktaler.

Im Jahre 1667 besprachen sich die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen2 in Zinna und kamen überein, den Münzwert auf neuer Grundlage festzusetzen. Danach sollte die Mark Feinsilbers mit dem sogenannten Remedlum3 in allen Geldsorten vom Taler bis zum Pfennig insgemein 10 Taler 16 Groschen gelten. Es wurden Gulden und halbe Gulden geprägt, und die Mark Feinsilbers behielt den Wert von 10 Talern.

Im Jahre 1690 beratschlagte Friedrich I. mit dem Kurfürsten von Sachsen und dem Herzog von Hannover4 über Mittel zur Aufrechterhaltung der Übereinkunft von Zinna. Als sie aber die Unmöglichkeit einsahen, setzten sie den Kurswert der Gulden und Achtgroschenstücke auf 12 Taler für die Mark Feinsilbers fest. Dieser Münzfuß, der Leipziger genannt, ist noch heutigen Tages in Geltung.

Im Jahre 1700 betrugen die Einkünfte Friedrichs I. 3 600 004 Taler. Im Jahre 1713, seinem Todesjahr, waren sie bis auf 4 109 565 Taler gestiegen.

Friedrich Wilhelm I. vermehrte sie beträchtlich, indem er Litauen wieder aufhalf, die Sümpfe bei Nauen und in Pommern austrocknete, alle möglichen Manufakturen in den Städten errichtete und Kolonisten ansiedelte, denen er beträchtliche Unterstützungen gewährte. Die Wiederherstellung Litauens kostete ihm 4 500 000 Taler. Er vermehrte seine Domänen durch Ankauf von Landgütern im Betrage von 5 Millionen Talern und verausgabte 6 Millionen Taler zum Wiederaufbau der Städte, zur Vergrößerung Berlins und zur Gründung von Potsdam. Seine Mühe war nicht umsonst. Forscht man in den alten Urkunden nach, so ergibt sich zwar, daß vor dem Dreißigjährigen Kriege 2 847 Bauern mehr als jetzt existierten. Dafür aber zählt man heute 94 Dörfer mehr, ganz abgesehen davon, daß viele elende Nester von damals heute zu blühenden Städten geworden sind. Rechnet man die ganze Ackerbau treibende Bevölkerung zusammen, so hat Preußen jetzt 15 792 Seelen mehr als zur Zeit des Kurfürsten Johann Sigismund.

Als Friedrich Wilhelm starb, betrugen die Staatseinkünfte 7 Millionen Taler.


1 Statt 24 Groschen, die der Taler ursprünglich zahlte.

2 Johann Georg II. (1656—1680).

3 Die kleine, vom gesetzlichen Vollgewicht und Gehalt gestattete Abweichung der Münzen.

4 Johann Georg III. (1680 — 1691); Ernst August (1679 — 1698).