Januar 1757.

A.

4. Januar 1757

Der König kommt aus Dresden nach Berlin.

12. Januar 1757

An diesem Tage übergiebt er dem Minister von Finkenstein eine eigenhändig geschriebene Anweisung über den Umfang der Geschäfte des Staatsraths während seiner Abwesenheit bei der Armee.

13. Januar 1757

Nach Potsdam.

13. Januar 1757

Nach Dresden.

28. Januar 1757

Von Dresden aus machte der König eine Reise nach der Lausitz und traf in Görlitz ein, wo er bis den 29. blieb

Im Anfang dieses Jahres und während des Aufenthalts des Königs in Dresden soll ein Versuch, ihn zu vergiften, Statt gefunden haben. In Kosmann's und Heinsius Denkwürdigkeiten 1797. I. 251 wird die Geschichte von dem etc. Wohlers mitgetheilt, wie sie der damalige Adjutant des Königs, nachheriger Gen.-Lieut. v. S..., welcher Augenzeuge des Vorfalls gewesen sein soll, erzählt hatte. Es kommen dabei jedoch Umstände vor, welche die Sache sehr zweifelhaft machen, z. B. daß der König die Chokolade, welche<303> das Gift enthalten, einem seiner Hunde gegeben habe, der davon sogleich gestorben sei etc. Es ist bekannt, wie sehr der König seine Hunde liebte, und also keinen dem Tod durch Vergiftung würde ausgesetzt haben. Nicolai in seiner Anecdotensamml. Heft VI. S. 210 hält alles für Erdichtung.

B.

1. Januar 1757

Scharmützel bei Astritz (Ober-Lausitz).

5. Januar 1757

Damien versucht den König Ludwig XV. zu ermorden.

11. Januar 1757

Rußland erklärt seinen Beitritt zur Östreichisch-Französischen Allianz.

11. Januar 1757

Defensiv-Traktat zwischen England und Preußen.

16. Januar 1757

Wird die Schrift: Kurzer, doch gründlicher Beweis, daß das Königreich Böhmen Sr. Majestät in Preußen zusteht, auf Befehl des Königs öffentlich durch den Scharfrichter verbrannt.

17. Januar 1757

Wird auf dem Reichstag in Regensburg der Reichskrieg gegen Preußen beschlossen, und den 29. der Schluß bestätigt.

22. Januar 1757

Rußland schließt mit Östreich ein Bündniß gegen Preußen.

Februar.

A.

2. Februar 1757

oder den 3. Kommt der König aus der Lausitz wieder nach Dresden zurück.

März.

A.

16. März 1757

Früh reist der König von Dresden ab, und kommt in der Nacht zurück.

24. März 1757

Von Dresden nach Lockwitz. Die mündliche und schriftliche Unterhaltung, welche hier der König mit der Baronin von Racknitz hatte, findet man in meinen Beiträgen I. 444.

B.

3. März 1757

Die Gräfin Brühl erhält auf Befehl des Königs in ihrem Palais Arrest.

<304>

9. März 1757

Gefecht bei Friedland.

In der Mitte dieses Monats rücken die Franzosen in die Preußisch-Westphälischen Provinzen ein.

21. März 1757

Vertrag Frankreichs mit Schweden, wodurch letzteres zum Krieg gegen Preußen bewogen, und ihm dafür Preußisch-Vorpommern zugesichert wird.

24. März 1757

Die Preußen räumen Wesel freiwillig.

24. März 1757

Schweden erklärt sich gegen Preußen.

27. März 1757

Der Marquis von Etrées übernimmt in Wesel den Oberbefehl über die Französischen Truppen.

27. März 1757

In Dresden wird auf dem Schloßtheater, zur Feier des Geburtsfestes der Königin Mutter Friedrichs d. Gr., die komische Oper: il filosofo di Campagna aufgeführt.

April.

A.

1. April 1757

Der König an die Gräfin von Brühl:

"Frau Gräfin von Brühl. Ich habe den Brief, den Sie am 31. v. M. an mich geschrieben haben, erhalten. In Ansehung aber alles des sehr gut gegründeten Verdachts, den ich geschöpft habe, kann ich keine Nachsicht gegen Sie mehr haben, auch nicht erlauben, daß Sie länger in Dresden bleiben. Sie müssen Sich also entschließen, die Reise nach Polen anzutreten, wohin Sie einige dieserwegen commandirte Officiers den 4. d. M. begleiten sollen. Hiermit etc."

N. S. von des Königs eigener Hand. "Der Verdacht gegen Sie, Madame, ist gar zu stark, als daß Ich Ihre Gegenwart in Dresden länger dulden könnte. Denken Sie nicht, daß man mich ungestraft beleidigen dürfe etc."

Die Gräfin erhielt auf ein abermaliges Schreiben, unter dem 3., vom König Antwort in sehr höflichen Ausdrücken, daß es für sie selbst besser sein würde, ihren Aufenthalt in Polen zu nehmen etc., und sie also morgen abreisen müsse etc. Vorher hatte die Gräfin Brühl in ihrem Palais Arrest,<305> wozu ein Officier, 2 Unterofficiere und 6 Soldaten commandirt waren. (Moser's Völkerrecht in Kriegszeiten II. 337).

6. April 1757

Vormittags kam der König mit dem Prinzen Moritz von Dessau aus Lockwitz in Freyberg an, und trat bei dem General von Hülsen in der Burggasse im Albertischen Hause ab. Auf dem Paradeplatz besah er die Miliz und die Rekruten, und reiste Nachmittag wieder ab nach Lockwitz.

10. April 1757

Der König besieht die Schiffbrücke und die Brückenschanzen bei Pirna - kehrt nach Lockwitz zurück

20. April 1757

Von Lockwitz nach Ottendorf (Sächsisch).

22. April 1757

In Nollendorf (Böhmisch).

23. April 1757

In Linay.

24. April 1757

In Tschischkowitz.

26. April 1757

Der König geht bei Kotschitz über die Eger.

27. April 1757

In Stradonitz.

28. April 1757

In Corbatitz.

30. April 1757

In Butschina.

B.

1. April 1757

In Regensburg wird die Reichsacht gegen den König beschlossen.

21. April 1757

Gefecht bei Reichenberg in Böhmen. Der Herzog von Bevern schlägt die Östreicher unter Königsegg.

24. April 1757

Lippstadt und Münster werden von den Franzosen unter St. Germain besetzt.

Mai.

A.

1. Mai 1757

Der König in Tuchomirsitz (auch Suchomirsitz genannt).

2. Mai 1757

In Welleslawin.

3. Mai 1757

Ging der König nach der Moldau hinunter, nach Lissoley, die Armee blieb des Nachts unter freiem Himmel.

4. Mai 1757

Der König in Lissoley.

5. Mai 1757

Geht der König zwischen Rostock und Podbaba über die Moldau nach Czemitz.

6. Mai 1757

Früh vereinigt der König gegen 5 Uhr seine Armee mit der<306> des Feldmarschalls von Schwerin vor Prag. Hauptquartier Michelup (?) (oder Micheln (?), wo es auch während der Belagerung Prags war) 306-+. Der König recognoscirt den Feind bei Prosig. Bald darauf begann die Schlacht. Der König siegt über die Östreicher unter dem Prinzen Karl von Lothringen. Prag wird eingeschlossen und belagert. Die Preußen verloren: 12500 Mann, 5 Fahnen, 1 Standarte, 5 Kanonen. Die Östreicher verloren: 13300 Mann, 33 Kanonen, 71 Fahnen, 40 Pontons und viele Zelte und anderes Kriegsgeräth 306-++. (Friedrich giebt seinen Verlust auf 18000, und den der Östreicher auf 24000 Mann und 60 Kanonen an). Es fochten in dieser Schlacht, nach Tempelhof, 64800 Preußen gegen 76600 Östreicher. Die Preußen verloren den Feldmarschall von Schwerin 1) 306-+++, den General-<307>Major von Amstel, die Obersten Herzog von Holstein-Beck, von Rohr, von der Golz und von Manstein. An den in der Schlacht erhaltenen Wunden starben der Gen.Lieut. von Hautcharmoi, die Gen. Maj. von Schöning und von Blankensee, die Obersten von Maltitz, von Sydow, von Winterfeld (George Friedrich) und von Löben.

Gleich nach der Schlacht schrieb der König an die Königin Mutter: "Madame, Meine Brüder und ich befinden uns wohl. Die Östreicher riskiren den ganzen Feldzug hindurch Verlust zu haben, ich habe mit hundert und fünfzig tausend Mann völlig freie Hände. Bringen Sie hierzu noch in Anschlag, daß wir Meister eines Königreichs sind, das uns Mannschaft und Geld liefern muß. Die Östreicher sind wie Spreu auseinander gestäubt worden. Einen Theil meiner Truppen werde ich jetzt hinschicken, den Herren Franzosen mein Compliment zu machen, und mit den übrigen will ich die Östreicher verfolgen etc."

10. Mai 1757

Auf Befehl des Königs schreibt der Abbé de Prades aus dem Lager vor Prag an Algarotti in Bologna: "Der König hat mir befohlen, mein Herr, da er es nicht selbst thun kann, Sie zu benachrichtigen, daß er bei Prag die Schlacht bei Pharsalus gewonnen hat etc." De Prades fügt nun einen Bericht von dieser Schlacht bei, in welchem irrig der General von Anhalt (Ludwig Leopold) unter den in der Schlacht Getödteten genannt wird. Er war nur schwer verwundet und ward wieder hergestellt.

Der König blieb im Lager vor Prag. Das Hauptquartier scheint im Schlosse zu Stern, einem Dorfe zwischen Welleslawin und St. Margarethen, gewesen zu sein. (S. Beiträge Thl. 1. S. 496). Nach Schmettau war es im Pfarrhause zu Micheln. (S. Leben des Generals von Schmettau. S. 343). Vielleicht hielt sich der König nur zuweilen in Stern auf.

<308>

B.

1. Mai 1757

Die Russen rücken in Preußen ein und beziehen ein Lager zwischen Tilsit und Memel.

2. Mai 1757

Gefecht vor Jung-Bunzlau. Die Preußen unter dem General-Major von Wartenberg (Hartwig Karl), der dabei erschossen wird, gegen die Östreicher unter Mac Elliot.

9. Mai 1757

Läuft die gegen Preußen bestimmte Russische Flotte von Reval aus.

14. Mai 1757

Ein Preußisches Freicorps unter dem Oberst-Lieut. Mayer rückt in die Oberpfalz und das Sulzbachsche ein.

16. Mai 1757

Der Oberst-Lieutenant Mayer berennt Nürnberg.

24. Mai 1757

Bei einem Ausfall der Besatzung von Prag, in der Nacht vom 23. zum 24., treibt der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, den Feind zurück, und wird dabei verwundet.

Juni.

A.

13. Juni 1757

Der König geht aus dem Lager vor Prag mit 12000 Mann zur Beverschen Armee nach Kauerzim. An diesem Tage war der König in dem Gehöfte, welches "der letzte Pfennig" genannt wird

14. Juni 1757

In Malhotitz.

17. Juni 1757

In Werptschan (in der Gegend von Kaurzim) ins Lager.

18. Juni 1757

Früh um 3 Uhr wurden die Zelte abgebrochen und die Armee en Ordre de Bataille formirt, alsdann setzte sie sich in Marsch und ging durch die Stadt Planian, längs dem großen Kaiserwege bis zu dem linker Hand liegenden Wirthshause Novimiesto 308-+, wo der großen Hitze wegen Mittags gegen 1 Uhr Halt gemacht wurde. Die Kavallerie saß ab,<309> um etwas auszuruhen, und der König mit sämtlichen Generalen ging in das Wirthshaus, die Treppe zur zweiten Etage hinauf, und in das Zimmer linker Hand, von wo aus die feindliche Stellung am besten übersehen werden konnte. Hier entwarf er die Disposition zur Schlacht, und machte sie den Generalen bekannt. Halb 3 Uhr setzte die Armee ihren Marsch wieder fort, und bald nachher begann die Schlacht bei Kollin. Der Augenzeuge, ein Officier im Gefolge des Königs, aus dessen Erzählung das Vorstehende genommen ist, behauptet noch, daß der König während der Schlacht hinter dem Hülsenschen Corps gehalten, und weder den Prinzen Moritz, noch den General Manstein gesprochen habe etc. 309-+. Der Augenzeuge versichert auch, daß der König bei Anfang dieser Schlacht den Degen gezogen habe. Als Abends nach acht Uhr die Armee zurückweichen, und der König das Schlachtfeld verlassen mußte, wandte er sich beim Rückweg nach Nienburg zu dem jüngern Grafen von Anhalt und sagte: "Mais ne savez vous donc pas, que chaque homme doit avoir ses revers, et il paroit que j'aurai les miens." (Der Augenzeuge). Nach Tempelhof und Retzow verloren die Preußen in dieser Schlacht überhaupt: 13773 Mann, inclus. 326 Officiere, darunter der General-Major von Krosigk und die Obersten von Lepel, von Herwart, von Münchow und von Schwerin, 45 Kanonen und 22 Fahnen. Die Östreicher verloren: 8110 Mann. Es fochten hier 32000 Preußen gegen 60000 Östreicher. Nach<310> anderweiten Erzählungen von dieser Schlacht hatten anfänglich die Preußen bedeutende Vortheile erlangt, und der Östreichische Feldmarschall bereits Befehl zum Rückzug nach Suchdol gegeben, während ein Sächsischer Oberst-Lieutenant Benkendorf 2) eine so glückliche Attacke machte, welche der Schlacht sogleich eine andere, für die Preußen nachtheilige, Wendung gab. (Backenberg Gesch. der Feldzüge etc. S. 33. Retzow I. 133, 134. Tempelhof I. 217-219. Annalen des Krieges etc. II. 94).

19. Juni 1757

Der König geht nach der Schlacht bei Kollin über Nienburg nach dem Lager vor Prag zurück, und hebt den 20). die Belagerung auf.

20. Juni 1757

Der König in Alt-Bunzlau.

21. Juni 1757

In Lissau bis den 24., dann zurück nach Alt-Bunzlau.

22. Juni 1757

Der König schreibt an den Minister von Schlabrendorf in Schlesien, daß er die Schlacht bei Kollin verloren etc., daß aber in der Hauptsache Nichts verloren sei, und er bald gute Nachrichten einsenden werde. Das solle er den guten Schlesiern zur Aufmunterung mittheilen.

24. Juni 1757

In Alt-Bunzlau.

25. Juni 1757

In Melnick.

26. Juni 1757

In Gastorf.

27. Juni 1757

In Leutmeritz. Hauptquartier auf dem Dom. Hier übergiebt der König dem Prinzen von Preußen das Commando über die geschlagene Armee, und ertheilt ihm mündlich seine Instruction nach einer vor sich habenden Karte von Böhmen über Alles, was er thun solle etc.

?? Juni 1757

Der König schreibt aus Leutmeritz (in diesem Monat) an d'Argens:

"Vergessen Sie nicht, mein lieber Marquis, daß der Mensch mehr Gefühl als Vernunft hat. Ich habe den dritten Gesang des Lukrez gelesen, und wieder gelesen, aber nichts darin gefunden, als daß die Übel nothwendig und die Gegenmittel fruchtlos sind. Linderung meines Schmerzes finde ich in der<311> täglichen Arbeit, die ich zu thun genöthigt bin, und in den unaufhörlichen Zerstreuungen, die mir die Menge meiner Feinde verschafft. Hätte ich bei Kollin das Leben verloren; so wäre ich jetzt im Hafen, worin ich keine Stürme mehr fürchten dürfte. Aber nun muß ich auf dem Meere schwimmen, bis mir ein kleines Stückchen Erde das Glück giebt, das ich in dieser Welt nicht finden konnte! Leben Sie wohl, mein Lieber. Ich wünsche Ihnen Gesundheit und alle Arten von Glück, deren ich entbehren muß."

B.

28. Juni 1757

Die Königin Mutter stirbt in Monbijou, und wird den 4. Juli ganz still in der neuen Domkirche beigesetzt.

29. Juni 1757

Geht der Prinz von Preußen aus Leutmeritz nach seiner Bestimmung ab.

Die Kaiserin Maria Theresia stiftet zum Andenken an die Schlacht bei Kollin den Maria-Theresien-Orden.

Juli.

A.

Juli 1757

Der König in Leutmeritz.

19. Juli 1757

Schreibt an d'Argens:

"Sehen Sie mich, mein lieber Marquis, als eine Mauer an, auf welche seit zwei Jahren durch das Mißgeschick Bresche geschossen worden. Ich werde von allen Seiten erschüttert. Häusliche Unglücksfälle, geheime Leiden, öffentliche Noth, neu bevorstehende Plagen, das ist mein täglich Brod. Glauben Sie aber nicht, daß ich nachgebe. Lösten sich alle Elemente auf, so würde ich mich unter ihren Trümmern mit kaltem Blute begraben, mit dem ich Ihnen jetzt schreibe. In so heillosen Zeiten muß man sich mit Eingeweiden von Eisen und einem ehernen Herzen versehen, um alle Empfindsamkeit los zu werden. Jetzt ist die Zeit zum Stoicismus. Die armen Schüler des Epikurs würden in diesem Augenblick auch<312> nicht ein Wort von ihrer Philosophie anzubringen vermögen. Der nächste Monat wird schrecklich werden, und sehr entscheidend für mein armes Land. Ich meinerseits, fest entschlossen, es zu retten oder mit ihm zu Grunde zu gehen, habe mir eine Denkart zugelegt, wie sie sich für solche Zeiten und Umstände schickt. Nur mit den Zeiten des Marius, des Sylla, der Triumvirate und mit den wüthendsten und grimmigsten Ereignissen der Bürgerkriege läßt sich unsere Lage vergleichen. Sie sind zu weit entfernt von hier, um sich eine Vorstellung von der Krisis machen zu können, in der wir uns befinden, und von den Gräueln, die uns umgeben. Denken Sie doch nur, ich bitte Sie, an die mir äußerst theuern Personen, die ich so nach und nach eingebüßt, und an die Widerwärtigkeiten, die ich mit großen Schritten auf mich zukommen sehe. Was fehlt mir wohl noch, um nicht völlig in der Lage des geplagten Hiob zu sein? Meine sonst schwache Gesundheit erträgt, ich weiß selbst nicht wie, alle diese Stürme, und ich erstaune, wie ich in Lagen aushalte, die ich vor drei Jahren nicht anders als mit Schaudern angesehen hätte. Das ist freilich ein Brief, an dem Sie wenig Freude und wenig Trost finden werden; allein ich schütte Ihnen mein Herz aus, und schreibe mehr, um dieses zu erleichtern, als um Sie angenehm zu unterhalten. Schreiben Sie mir doch zuweilen, und sein Sie von meiner Freundschaft versichert. Leben Sie wohl.

Die Philosophie, mein Freund, ist gut, um vergangene oder künftige Übel zu lindern, aber wider gegenwärtige Übel kommt sie nicht auf."

20. Juli 1757

Der König von Leutmeritz nach Likowitz.

21. Juli 1757

In Sulowitz.

22. Juli 1757

In Luschitz.

24. Juli 1757

In Nollendorf (Böhmisch).

25. Juli 1757

Über Schönewalde und Ottendorf in Goes (Sächsisch).

26. Juli 1757

In Pirna.

<313>

28. Juli 1757

In Hartha, (im Amte Stolpen).

29. Juli 1757

Der König langt mit seinem Corps bei Bautzen an, wo auch die Armee des Prinzen von Preußen campirte. Dieser wird, wegen seiner bei Gabel etc. erlittenen Verluste, vom Könige sehr unfreundlich empfangen. (S. Receuil de Lettres des Sa. M. le Roi de P. pour servir à l'histoire de la guerre dernière. 1772. p. 32-37).

30. Juli 1757

Der König im Lager bei Bautzen.

31. Juli 1757

In Weissenberg (Ober-Lausitz).

Nach Ösfeld soll der König sein Hauptquartier am 30. in Neustadt-Dresden, und den 31. in Tannenberg gehabt haben. Dem widerspricht aber nicht allein Tempelhof, I. 229, 246, sondern auch eine vor uns liegende handschriftliche Nachricht, welche aus dem eigenhändigen Journal des Prinzen von Preußen genommen ist. Damit stimmt auch die Relation de ce qui est passé à l'armée commandée par le Prince royal depuis le 27. Juin 1757 etc. in Recueil de lettres de S. M. le Roi de P. etc. Lpz. 1772. p. 32-34.

In diesem Monat schrieb der König die Epistel an seine Schwester von Baireuth. (Hinterl. W. VI. 214).

O, die Du meiner Tage kleinen Rest
So liebliche, so theure Hoffnung schenkst,
O, Schwester, deren Herz voll Zärtlichkeit,
An Trost so reich, den Kummer mit nur theilt,
Bei meinen Schmerzen weint, mit Helferarm,
Wenn mich das Unglück drängt, mir Beistand giebt! etc.

Der Engel, der der Schlachten Loos bestimmt.
Des Todes Pfeile lenkt, und dann auch hemmt,
Das Glück bald raubt, bald schnell es wiederbringt,
Hielt unsre Adler ungewiß, und litt.
Daß Tapferkeit der Anzahl unterlag, etc.
<314>Und Du, mein theures Volk, dem jeder Wunsch
In meiner Seele lebt! o Du, das ich,
Weil Pflicht es mir gebeut, beglücken muß!
Dein thränenwerthes Loos und die Gefahr,
In der Du schwebst, durchdringen ganz mein Herz.
Von Deinem Schicksal bin ich tief gebeugt.
Ich ließe willig meines Ranges Glanz;
Doch, Dir zu helfen sei mein Blut verströmt! etc.

Als ich, o meine Mutter, ungern nur
Aus Deinem Arm hinweggerissen ward,
Wie netzte ahnend meine Seele da
In diesem sorgenvollen Augenblick
Mit Thränen Deinen letzten Abschiedskuß.
Mein Herz, mein banges, leicht gerührtes Herz
Verkündigte der Zukunft Schrecken mir
Nur allzu laut. Doch Atropos begnügt
So hofft' ich - sich mit meinem Blut, und schont
Die mir das Leben gab. - Wie täuscht' ich mich!
Ach! mich - mich Armen flieht der Tod, daß er
Auf Dich sein bleiches Schrecken gießen kann. etc.

Vergiftet ist, nun da mein Leben sinkt,
Sein letzter Tag; erfüllet mein Geschick
Von tausendfacher Qual; voll Schrecken ist
Die Gegenwart, die Zukunft ungewiß, etc.

So find' ich, theure Schwester, Ein Asyl
Und Einen Hafen nur: im Arm des Todes.

B.

5. Juli 1757

Memel geht mit Capitulation an die Russen über.

9. Juli 1757

Preußisches Manifest gegen Rußland.

11. Juli 1757

William Pitt wird als Staatssekretär zurückgerufen.

<315>

13. Juli 1757

Die Franzosen besetzen Cassel und verbreiten sich über ganz Hessen.

15. Juli 1757

Der Posten bei Gabel wird von den Östreichern überwältigt. Rückzug der Armee des Prinzen von Preußen.

23. Juli 1757

Die Östreicher bombardiren und verbrennen die Fabrikstadt Zittau, um die kleine Preußische Besatzung daraus zu vertreiben.

26. Juli 1757

Treffen bei Hastenbeck. Der Herzog von Cumberland wird von den Franzosen unter d'Etrees geschlagen.

28. Juli 1757

Die Franzosen erobern Hameln.

30. Juli 1757

Der Prinz von Preußen bittet den König, die Armee wegen seiner geschwächten Gesundheit verlassen zu dürfen. Der König antwortet ihm unter dem 31. Juli aus dem Lager bei Bautzen in harten Ausdrücken etc. (S. Recueil etc. p. 35). Darauf reist der Prinz nach Dresden, wo er den 31. eintrifft.

August.

A.

1. August 1757

Der König in Weissenberg.

8. August 1757

Unter diesem Datum heißt es in der: Sammlung ungedruckter Nachrichten, Dresden 1782, Thl. 2, S. 133: "daß der König (von Weissenberg) weiter vorwärts nach Zittau gerückt sei."

15. August 1757

Der König in Bernstädtel (Ober-Lausitz).

16. August 1757

Bei oder in Hirschfeld.

17. August 1757

In Titelsdorf. Hauptquartier bis den 20.

20. August 1757

Nach Bernstädtel zurück bis den 24.

25. August 1757

In Nechern.

26. August 1757

In Bautzen.

27. August 1757

In Harthau.

29. August 1757

In Dresden.

Nach Ösfeld soll der König schon den 28. in Dresden gewesen sein. Nach den: Vollständige Nachrichten aller Preuß. Regimenter etc. war den 28. Ruhetag, damit stimmt auch unsere Handschrift über den Feldzug von 1757, und in einem<316> Schreiben aus Dresden vom 3. Septbr. (im Reichspostreiter 1757, Nr. 144) heißt es: "Den 29. gegen Mittag kamen Se. Maj. der König von Preußen mit einem Theile von der Armee aus der Ober-Lausitz vor der hiesigen Neustadt an. Ungeachtet die Küche auf den so genannten Scheunen bestellt gewesen, so stiegen Höchstdieselben doch in dem an der Königsbrücker Straße gelegenen neuen Gebäude des Gräflich Brühlschen Kammerdieners Haller ab, und hielten allda das Nachtlager. Die Armee aber campirte auf der dortigen weiten Ebene.

Den 30. marschirte Se. Maj. der König mit Dero Leibgarde, zu Pferde und zu Fuß, desgl. den Gensd'armes und einigen andern Bataillons, durch die Stadt nach der Freiberger Straße, ¼ Meile von hier, und nahmen Dero Quartier in Klein-Hamberg. Den 31. zog die Armee völlig ab etc. Es wurde auch aus dem Brühlschen Palais die Königliche Feldequipage auf 12 Wagen gepackt und mit fortgeführt."

31. August 1757

Der König in Lomatsch.

B.

22. August 1757

Der Achtsprozeß wird gegen Friedrich, als Kurfürsten von Brandenburg, in Regensburg erkannt.

25. August 1757

Der Preußische Oberst von Salmuth muß Geldern den Franzosen überlassen, und erhält freien Abzug. Schlacht bei Groß-Jägerndorf. Der Feldmarschall von Lehwald mit kaum 20000 Preußen, gegen die beinah dreifach überlegenen Russen, unter Apraxin, muß sich zurückziehen, doch gehen auch die Russen zurück. Die Preußen verloren überhaupt ungefähr 3000 Mann und 29 Kanonen. Der Russische Verlust betrug ungefähr 5300 Mann.

September.

A.

1. September 1757

Der König über Ober-Eule und Dobschadel (Döbschütz?) nach Döbeln.

<317>

2. September 1757

In Colditz.

3. September 1757

In Grimma.

4. September 1757

In Rötha.

?? September 1757

In Pegau? (nach Ösfeld, nach unserer Handschrift kam der König erst den 5. nach Rötha, wo den 6. Rasttag war, und nahm erst den 7. sein Hauptquartier in Pegau 317-+, wo 200 feindliche Husaren standen, die sogleich verjagt und 1 Officier und 98 Mann gefangen wurden).

7. September 1757

Der König an den Marschall von Richelieu:

"Rötha ce 7. Septb.

Je sens, Monsieur le Duc, que l'on ne Vous a pas mis dans le poste, où Vous êtes, pour négocier.

Je suis cependant persuadé que le neveu du grand Cardinal Richelieu est fait pour signer des traités, comme pour gangner des batailles.

Je m'adresse à Vous par un effet de l'estime, que Vous inspirez à ceux, qui ne Vous connoissent pas même particulièrement. Il s'agit d'une bagatelle, Monsieur; de faire la paix, si on le veut bien. J'ignore quelles sont Vos instructons; mais dans la supposition qu'assureé de la repitdité de Vos pogrês, le Roi Votre maitre Vous aura mis ent état de travailier à la pacificaton de l'Allemagne. Je Vous adresser le Sieur D'Elchelet, dans lequel Vous pouvez prendre une confiance entière. Qouique les événements de cette année ne font pas esperer, que Votre cour conserver encore quelque disposition favorable pour Mes interêts. Je ne puis cependant pas Me persuader qu'une liaison, qui a durée 16 an<318>nées n'ait pas laissée quelque trace dans les esprits. Peut-être Je juge les autres par Moi-même.

Quoiqu'il en soit enfin, Je préfère de confier Mes interêts au Roi, Votre maître plutôt qu'à tout autre.

Si Vous n'avez, Monsieur aucune instruction rélative aux propositions, que Je Vous fais, Je vous prie d'en demander, et de M'informer de leur teneur.

Celui qui a merité des statues Gênes, celui qui à conquis l'ile de Minorque, malgré des obstacles immenses, celui qui est sur le point de subjuguer la Basse-Saxe, ne peut rien faire de plus glorieux, que de rendre la paix à l'Europe. Ce sera sans doute le plus beau de Vos lauriers. Travaillez y, Monsieur, avec cette activité, qui Vous fait faire des progrès si rapides, et soyez persuadé, que personne ne Vous en aura plus de reconnaissance, Monsieur le Duc, que Votre fidele ami

Frédéric."

Deutsch ist der Brief mitgetheilt in Archenholz Gesch. des siebenj. Krieges I. 162.

8. September 1757

In Unter-Nessa.

9. September 1757

In Naumburg, wo Östreichische Husaren vertrieben und 1 Officier und 26 Mann gefangen werden. Der König logirte in dem damals Schallerschen Hause.

11. September 1757

Geht der König über Döbeln, Grimma und Pegau und bei Kosen über die Saale, und kommt in Braunsroda an.

12. September 1757

In Neumark (Weimarisch).

13. September 1757

In Ilversgehofen unweit Erfurt.

14. September 1757

In Dittelstadt.

15. September 1757

Mittags kommen der König, der Prinz Heinrich und die Generale von Seidlitz und von Meinecke, unter Bedeckung des Meineckeschen Dragoner-Regiments in Gotha an. Auf dem so genannten Schlichten sah der König einem Scharmützel<319> der Preußischen Husaren mit den retirirenden Östreichern zu. Der König und sein Gefolge speisten beim Herzog. Um 5 Uhr geht der König nach Gamstädt, wo er auf dem Boden der Schenke übernachtet. (2te Handschrift).

16. September 1757

In Dittelstädt. Hier erhielt der König die Nachricht von dem unglücklichen Gefecht bei Moys, und von Winterfeld's Tod. (1te Handschrift).

17. September 1757

In Kerpsleben (Kerschleben?), Mainzisch. Hier blieb der Könnig bis den 28.

23. September 1757

Der König an d'Argens; Epitre. (S. Hinterl. Werke. 1789. VI. 226).

"Nun endlich ist das Loos geworfen, Freund!
Ermüdet von dem Schicksal, das mich quält.
Und von der Last des Unglücks, die mich beugt,
Bring' ich nun schneller zu dem Ziele mich,
Das unser Aller Mutter, die Natur,
Den elendsvollen Tagen meines Lebens
Mit allzu milder Hand gesetzet hat.
Mit festem Herzen, unverwandtem Blick,
Geh' ich nun bald zum frohen Hafen hin,
Der vor des Schicksals Sturm mich sichern soll.
Von aller Furcht befreit, zerreiß ich leicht
Den Faden, den an ihrer trägen Spindel
Der Parze Hand zu sehe verlängert hat;
Mir leihet ihre Kräfte Atropos,
Und nun dring' ich in jenen Nachen ein,
Der Fürsten, Hirten, ohne Unterschied
Zum Aufenthalt der ew'gen Ruhe bringt, etc.

Leb' wohl denn, Freund! Dich lehret dieses Bild,
Warum ich sterben will. O! glaube nicht.
Ich dürste nach der Götter Rang, wenn ich
Umschlossen bin von der Zerstörung Grab.
Die Freundschaft fodert Eines nur von Dir<320>In diesem Lied: Indeß ein Grab mich deckt.
Sollst Du, so lange noch auf dieser Welt
Die Sonne Deinen Tagen Licht gewährt,
Wenn nun aus seinem reichen Füllhorn Dir
Der Frühling aufgeschloßne Blumen beut,
Mein Grab mit Myrten und mit Rosen schmücken."

28. September 1757

Der König in Buttelstädt bis zum 11. Oktbr.

In diesem Monat schrieb der König die Epistel voller Klagen an seine Schwester Amalie. (Hinterl. W. VI. 223).

B.

7. September 1757

Gefecht bei Moys, die Östreicher unter Nadasti gegen die Preußen unter Winterfeld, welche zurückgetrieben werden. Die Östreicher verloren 1580 Mann, die Preußen 1999 Mann, 5 Kanonen, 5 Fahnen. Winterfeld ward tödtlich verwundet nach Görlitz gebracht, wo er den 8. früh um 3 Uhr in der verwittweten Zollbereiter Neumann Hause am Reichenbacher Thore starb.

8. September 1757

Convention geschlossen zu Kloster Zeven zwischen dem Herzog von Cumberland und dem Herzog Richelieu. Die Feindseligkeiten zwischen den Franzosen und der alliirten Armee sollten aufhören, die Hessischen, Braunschweigischen und Gothaischen Truppen in ihr Vaterland zurückkehren, und die Hannoverschen ruhig am jenseitigen Ufer der Elbe in Stade und in einem ihnen angewiesenen Distrikt bleiben. (Staatsschriften des Grafen zu Lynar. I. 555). Der König kam dadurch in die äußerste Verlegenheit. (Hinterl. Werke. III. 178-180).

11. September 1757

Die Russen ziehen sich nach ihrer Grenze zurück.

12. September 1757

Die Schweden eröffnen den Krieg mit dem Einmarsch in Pommern.

13. September 1757

Die Schweden in Anklam, Usedom, Wollin.

16. September 1757

17. September 1757

Die Östreicher fallen in Schlesien ein.

18. September 1757

20. September 1757

Herzog Ferdinand vertreibt die Franzosen aus dem Magdeburgischen und Halberstädtischen.

<321>

23. September 1757

Die Schweden nehmen die Peenemünder Schanze und rücken in die Ukermark ein.

26. September 1757

Gefecht bei Barsdorf (Schlesisch), Nadasti gegen den Herzog von Bevern.

27. September 1757

Die Östreicher besetzen Liegnitz.

28. September 1757

Richelieu besetzt Halbersiadt aufs Neue.

Oktober.

A.

Oktober 1757

Der König in Buttelstädt (Weimarisch). (Der König in den hinterl. Werken III. 185 spricht hier, als sei er um diese Zeit in Erfurt gewesen, doch sind alle seine Briefe an den Herzog von Braunschweig bis zum 10. aus Buttelstädt datirt. S. Denkwürdigkeiten IV. So ist auch die Epistel an d'Argens: Erfurt, den 23. September, datirt, obgleich der König damals in Kerschleben war, wie alle seine übrigen Briefe beweisen).

9. Oktober 1757

Der König an Voltaire (als Antwort auf dessen bekannte Epistel: O Salomon du Nord, o Philosophe Roi etc.):

"Genug, ich bin ein Mensch, zum Leiden nur bestimmt. Der Strenge des Geschicks trotzt meine Festigkeit. Aber bei diesen Gesinnungen bin ich weit davon entfernt, den Cato und Otho zu verdammen. Der Letztere hatte in seinem Leben weiter keinen schönen Augenblick, als den, in welchem er starb.

Ja, glaube, wär' ich Arouet,
Und ein Privatmann, so wie er,
Dann g'nügte mir das Nöthige;
Fortunens Flattern sah' ich dann,
Und triebe meinen Spott damit.
Ich kenne ja der Pflichten Last,
Die Sorgen, welche Ehre giebt,
Und das Geschwätz der Schmeichelei,
Die langen Leiden aller Art,<322>Der Kleinigkeiten ganze Schaar,
An die man in der Größe Schooß,
Ob gern, ob ungern, denken muß.
Verächtlich ist mir eitler Ruhm,
Und ob ich Fürst und Dichter bin.
Wenn Atropos mit ihrem Stahl
Des Lebens Faden mir verkürzt,
Und mich zum Orkus sinken sieht -
Was kümmert mich die Ehre dann,
(Auch ist sie ungewiß) ob ich
Im Tempel der Unsterblichkeit
Nach meinem Tode lebend bin.
Nur ein Moment des Glückes wiegt
Wohl tausend Jahre Nachruhm auf.

In einem Lande, dem noch jetzt
Die alte Biedertreue blieb,
Kann Arouet, der Eremit,
In Frieden solch ein Weiser sein,
Wie Platon ihn gezeichnet hat;
Doch ich, vom Schiffbruch schon bedroht,
Ich trotze, weil ich muß, dem Sturm,
Und denke, leb' und sterb' als Fürst."

10. Oktober 1757

Erhält der König die Nachricht von dem Marsch des Östreichischen Generals Haddick nach Berlin.

11. Oktober 1757

Der König bricht nach Sachsen auf u. kommt in Eckartsberge an.

?? Oktober 1757

Der König an den Prinzen Heinrich. Ode:

- Dir, Volk Borussiens, tönt des Orakels Ruf,
Dir, das des Schicksals Hand mit ungemess'ner Noth
So schwer belastet hat.
O wisse, daß ein Staat, wenn seine Größe keimt,
Ganz ohne Wissen nie, die siegerfüllte Bahn
Von seinem Glück vollbringt.
<323> Dies widrige Geschick von Unglück und von Ruhm
Erfüllt das große Buch der Zeiten tausendfach
Mit Wechsel, reich an Schmerz,
Ein Glück, das ewig sich in seinem Glanz erhält.
Entfliehet unserm Wunsch, und das Geschick bewahrt
Es den Unsterblichen.

Dem festen Muthe weicht ein jeder Widerstand,
Verzweiflung rettet nur, mit Edelmuth vereint,
In hoffnungsloser Noth.
Was endet nicht die Zeit? Was bleibt am Gipfel stehn?
Und oftmals wird ja selbst das Unglück schon der Quell
Von heiß ersehntem Glück, etc.

Diese Ode ist zwar in den hinterlass. Werken VI. 184: "Eckartsberge, den 6. Oktbr." unterschrieben, allein an diesem Tage war der König bestimmt in Buttelstädt. Daß er sie aber nicht hier, sondern in Eckartsberge geschrieben, scheint aus dem Schlusse der Ode hervorzugehen, wo er von der nahen Saale spricht.

13. Oktober 1757

Von Eckartsberge nach Naumburg an der Saale (in den Denkwürdigk. für Kriegsgesch. IV. 154 steht irrig der 23. Oktbr.)

14. Oktober 1757

In Weissenfels.

15. Oktober 1757

In Leipzig angekommen, Mittags nach 11 Uhr; um 3 Uhr ließ er den Professor Gottsched zu sich rufen, und unter, hielt sich mit ihm über verschiedene Materien, besonders über Deutsche Sprache, und äußerte, indem er in Rousseau's Schriften eine Ode aufschlug, daß es sehr schwer sein würde, dieselbe mit gleicher Schönheit und Kürze, Deutsch zu geben etc. Gottsched erbot sich zu dem Versuch, und sandte dem König am andern Tage gegen Abend die Übersetzung. Eine Stunde später erhielt er eine Antwort von des Königs Hand in Versen. (Diese, so wie die Gottschedsche Übersetzung der Ode, und eine Erzählung sowohl von dieser ersten Unterredung des Königs mit Gottsched, als von der zweiten<324> am 26. Oktbr., findet man in der Zeitschrift: "Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit." Leipzig, 1758. Februar 4, 5 u. 6, desgleichen auch in der: "Vollständige Gelehrtengeschichte des Philosophen auf dem Thron." Leipzig, 1764. II. 255 etc., und in: "Denkwürdigkeiten Friedrich's d. Gr." 1759. III. 254 etc., 264 etc. Damit ist zu vergleichen:

"Nicolai's Anecdoten." Heft III. 286).

Als der König in Leipzig angekommen, bezog er das Apelsche Haus, wo der Prinz von Preußen gewohnt hatte, der nun in den Gasthof zum blauen Engel gezogen war, dann aber seine Wohnung im Hohmannschen Hause nahm. Als der König erfuhr, daß der Prinz krank sei, besuchte er ihn mehrere Male, und ordnete ihm auch zwei der geschicktesten Ärzte zu, nämlich die Doctoren Ludwig und Hebenstreit. ES wurden auf Befehl des Königs zwei Schildwachen vor das Haus gestellt, damit der Prinz vor dem Getümmel mehr geschützt werden könnte.

Elegie.

"In dieser Welt ist alles Eitelkeit!

Mir schmeichelt Eigenliebe wahrlich nicht,
Doch seh' ich ohne Furcht den Wechsel, den
Das undankbare Glück mich treffen läßt.
Zu viel ertrug ich, müde bin ich nun.
Das Beispiel mehr als Eines Sokrates
Zeigt mir den offnen Pfad zur Unterwelt. etc."

17. Oktober 1757

Der König früh von Leipzig nach Eulenburg.

18. Oktober 1757

In Torgau.

19. Oktober 1757

In Annaberg bis zum 20.

Auf diesem Marsch wurde dem König der Rückzug der Östreicher unter Haddick von Berlin gemeldet. (1te Handschrift).

20. Oktober 1757

In Groswig bis zum 24.

25. Oktober 1757

In Eulenburg.

<325>

26. Oktober 1757

In Leipzig. An diesem und den folgenden Tagen unterhält sich der König wieder mit dem Professor Gottsched (s. oben) bis den 30ten.

30. Oktober 1757

In Lützen.

31. Oktober 1757

In Weissenfels.

In diesem Monat schrieb der König die Jeremiade über die Convention von Kloster Zeven, doch kann es nicht, wie in den Deutschen Suppl. Bd. I. 196 angegeben ist, am 4. Oktbr. in Rötha geschehen sein, denn die Convention wurde erst am 8ten geschlossen

B.

3. Oktober 1757

Der Prinz Moritz von Dessau und Markgraf Karl rücken in Leipzig ein; mit ihnen kam auch der Prinz von Preußen an, welcher die Königl. Zimmer (im Apelschen Hause) bezog. Markgraf Karl logirte in der hohen Linde.

5. Oktober 1757

Verließ der Prinz Moritz mit seinem Corps Leipzig.

14. Oktober 1757

Der Doctor April in Regensburg will dem Preuß. Gesandten von Plotho die fiscalische Citation insinuiren, der sie aber anzunehmen sich weigert. Das (höchst komische) Notariats-Instrument, welches Dr. April über den Hergang dieses Vorfalls in breitem, altjuristischem Stil aufgesetzt hat, findet man in dem Buche: Gesammelte Nachrichten und Urkunden über den im Jahr 1756 in Deutschland entstandenen Krieg. o. O. 1759. 4. Bd. S. 587-592.

16. Oktober 1757

Der Hof von Berlin begiebt sich der Sicherheit wegen nach Spandau.

16. Oktober 1757

Der Östreichische General Haddick rückt, nach einigen kurzen Gefechten mit der sehr schwachen Besatzung, in Berlin ein.

17. Oktober 1757

Haddick verläßt, nachdem er 200000 Thlr. Brandschatzung erhalten, Berlin.

Die interessantesten Nachrichten über diesen Vorfall findet man in: Biester's Berliner Blätter, 1797, Dezember-Stück, und 1798, Februar-Stück, desgl. in: Neue Berliner Monatsschrift, 1803, August-Stück.

<326>

18. Oktober 1757

Der Prinz Moritz von Dessau trifft mit seinem Corps in Berlin ein.

18. Oktober 1757

Der Hof kehrt aus Spandau nach Berlin zurück.

19. Oktober 1757

Geht der Hof nach Magdeburg.

24. Oktober 1757

Der Prinz von Hildburghausen fodert den Feldmarschall Keith in Leipzig auf, die Stadt zu übergeben, was dieser abschlug.

26. Oktober 1757

Die Engländer annulliren die Convention von Kloster Zeven.

27. Oktober 1757

Schweidnitz von den Östreichern belagert.

November.

A.

1. November 1757

Der König in Dehlitz am Berge.

2. November 1757

In Schladeback und dann nach Weissenfels.

3. November 1757

In Braunsdorf.

4. November 1757

In Roßbach. Hier wohnte der König im Herrenhause.

Ein Brief aus Roßbach, an den (damals abwesenden) Gutsbesitzer, erzählt von des Königs Aufenthalt daselbst unter anderm Folgendes: "Den 5ten früh um 8 Uhr gingen Ihro Majestät der König auf den Boden des hiesigen Herrnhauses, allwo einige Ziegel ausgezogen worden, und sahen, wie die Reichs, und Französische Armee aus ihrem Lager nach Gröst zu zogen. Ungefähr in einer Stunde stand schon die halbe Armee in den Leyhischen, Alansdorfer und Roßbacher Feldern, und zog sich immer nach Pettstädt. Ihro Maj. sahen immer durch das Perspectiv, und mir wurde die Gnade, immer bei Ihnen bleiben zu dürfen, und Ihnen die Wege zu nennen, so die Reichs- und Französische Armee ging. Endlich speisten Ihro Maj. bis 2 Uhr, alsdann gingen Sie wieder auf den Boden, und wurden gewahr, baß sich die feindliche Armee bis Pettstädt an dem Opstädter Hölzchen dergestalt wendete, als wenn sie nach Lundstädt wollte, wobei sie kanonirte, daß die Kugeln über uns wegflogen. Halb 3 Uhr hieß es: Marsch! in aller Eil, und um 3 Uhr war Preußischer Seits alles aufgepackt, und zum Hofe hinaus lt. Diese<327> Nacht (vom 5ten zum 6ten) blieb der König in Burgwerben etc."

5. November 1757

Schlacht und Sieg des Königs bei Roßbach über die Franzosen, unter Soubise, und die Reichstruppen, unter dem Prinzen von Hildburghausen. Es fochten hier circa 22360 Preußen gegen 60000 Franzosen und Reichstruppen. Der Preußische Verlust betrug 91 Todte, 274 Verwundete. Der Feind verlor 356 an Todten und 7000 Mann wurden gefangen 327-+.

6. November 1757

Der König verfolgt den Feind über Freiburg. Hauptquartier Spielberg. - Gedicht des Königs: Abschied von der Kreisarmee etc. Bei Lebzeiten des Königs gedruckte Werke. Berlin, Decker. V. 199.

8. November 1757

In Freiburg.

9. November 1757

In Merseburg.

10. November 1757

In Leipzig. Hier besucht der König den bei Roßbach verwundeten Französischen General Cüstine.

13. November 1757

In Eulenburg.

14. November 1757

15. November 1757

In Torgau. An den Marquis d'Argens:

"Dies Jahr, lieber Marquis, ist für mich schrecklich gewesen. Um den Staat zu retten, versuche und wage ich unmögliche Dinge. Allein um meinen Endzweck zu erreichen, bedarf ich in der That mehr als jemals Beistand von den Mittelursachen. - etc. Den Abbé (de Prades) habe ich müssen in Verhaft nehmen lassen; er hat den Spion gespielt, wie ich aus vielen augenscheinlichen Beweisen sehe. Das ist sehr schändlich, sehr undankbar. - etc. Ihre Franzosen haben Grausamkeiten verübt, die der Panduren würdig waren, es sind nichtswürdige Plünderer etc. Leben Sie wohl, lieber<328> Marquis. Vermutlich liegen Sie im Bette, wachsen Sie darin nicht an, und erinnern Sie Sich Ihres Versprechens, mich im Winterquartiere zu besuchen. Noch haben Sie Zeit auszuruhen, denn bis jetzt weiß ich nicht, wo ich unser Rendezvous bestimmen soll. Es geht mir, wie dem Mithridat, mir fehlen nur zwei Söhne und eine Monime. Leben Sie wohl, liebenswürdiger Faulenzer."

16. November 1757

In Mühlberg.

17. November 1757

In Großenhayn, wo er den Fall von Schweidnitz erfährt.

18. November 1757

19. November 1757

In Königsbrück.

20. November 1757

In Camenz.

21. November 1757

In Bautzen.

22. November 1757

In Maltiz.

23. November 1757

In Görlitz bis den 25ten.

25. November 1757

In Naumburg am Queis. Hier erhielt der König die Nachricht, daß der Herzog von Bevern am 22ten bei Breslau eine Schlacht verloren habe. Der König logirte auf dem Schlosse. In Deutmannsdorf (Schlesisch).

27. November 1757

In Lobedau.

28. November 1757

In Parchwitz bis den 4. Dezbr.

B.

14. November 1757

Die Festung Schweidnitz wird von den Östreichern, nach der Capitulation vom 12ten, übernommen. Kriegsgefangen waren 4 Generale, 193 Officiere, 5650 Mann.

22. November 1757

Schlacht bei Breslau; der Herzog von Bevern wird von dem Prinzen Karl von Lothringen geschlagen. Es fochten circa 28400 Mann Preußen gegen 80000 Mann Östreicher. (Tempelhof I. 302, 310). Die Preußen verloren 9800 Mann, 36 Kanonen, 5 Fahnen; die Östreicher 6200 Mann. Der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, hatte wahren Heldenmut!) in dieser Schlacht bewiesen. ( Tempelhof I. 307).

24. November 1757

Der Herzog von Bevern wird von den Östreichern (dem Hauptmann Dragoni) gefangen genommen.

<329>

24. November 1757

Breslau, unter Lestewitz, geht mit Capitulation an die Östreicher, unter Karl von Lothringen, über.

24. November 1757

Der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel übernimmt das Commando der (alliirten) Armee in Westphalen.

Dezember.

A.

3. Dezember 1757

Der König in Parchwitz. Schreibt an den Cleveschen Münzdirector (Geh. R. von Diest?), der sich auf seinen Befehl ins Holländische begeben hatte, und überschickt ihm 16 verschiedene selbst entworfene Punkte, die in das genaueste Detail der Sache gingen, woüber er bei der damaligen Münzverpachtung an Juden Erläuterung geben soll.

4. November 1757

In Neumark. Hier wird ein Östreichisches Corps vertrieben und die Bäckerei genommen.

5. November 1757

An diesem Tage wurden alle Vorbereitungen zu einer großen Schlacht getroffen. Vor Anfang derselben (gegen 12 bis 1 Uhr) hielt der König an seine versammelten Generale und Staabsofficiere folgende Rede:

"Ihnen, meine Herren, ist es bekannt, daß es dem Prinzen Karl von Lothringen gelungen ist, Schweidnitz zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen, und sich Meister von Breslau zu machen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu thun. Ein Theil von Schlesien, meine Hauptstadt, und alle meine darin befindlich gewesenen Kriegsbedürfnisse sind dadurch verloren gegangen, und meine Widerwärtigkeiten würden aufs Höchste gestiegen sein, setzte ich nicht ein unbegränztes Vertrauen in Ihren Muth, Ihre Sündhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten mir bewiesen haben. Ich erkenne diese dem Vaterlande und mir geleisteten Dienste mit der innigsten Rührung meines Herzens. Es ist fast keiner unter Ihnen, der sich nicht durch eine große, ehrenvolle Handlung ausgezeichnet hätte, und ich schmeichle<330> mir daher, Sie werden bei vorfallender Gelegenheit nichts an dem mangeln lassen, was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fodern berechtigt ist. Dieser Zeitpunkt rückt heran, ich würde glauben, Nichts gethan zu haben, ließe ich die Östreicher in dem Besitz von Schlesien. Lassen Sie es Sich also gesagt sein, ich werde gegen alle Regeln der Kunst, die beinahe drei Mal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres gewählten Postens; alles dieses, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen, und die richtige Befolgung meiner Dispositionen zu überwinden suchen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist Alles verloren, wir müssen den Feind schlagen, oder uns Alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich - so werde ich handeln. Machen Sie diesen meinen Entschluß allen Officieren der Armee bekannt, bereiten Sie den gemeinen Mann zu den Auftritten vor, die bald folgen werden, und kündigen Sie ihm an, daß ich mich berechtigt halte, unbedingten Gehorsam von ihm zu fodern. Wenn Sie übrigens bedenken, daß Sie Preußen sind, so werden Sie gewiß Sich dieses Vorzugs nicht unwürdig machen, ist aber Einer oder der Andere unter Ihnen, der sich fürchtet, alle Gefahren mit mir zu theilen, der kann noch heute seinen Abschied erhalten, ohne von mir den geringsten Vorwurf zu leiden.

Schon im Voraus hielt ich mich überzeugt, daß Keiner von Ihnen mich verlassen würde, ich rechne also ganz auf Ihre treue Hülfe und auf den gewissen Sieg. Sollte ich bleiben, und Sie für Ihre mir geleisteten Dienste nicht belohnen können, so muß es das Vaterland thun. Gehen Sie nun ins Lager und niederholen Ihren Regimentern, was Sie jetzt von mir gehört haben.

Das Regiment Kavallerie - sagte er weiter - welches nicht gleich, wenn es befohlen wird, sich unaufhaltsam in den Feind stürzt, lasse ich gleich nach der Schlacht absitzen, und<331> mache es zu einem Garnison-Regiment. Das Bataillon Infanterie, das, es treffe worauf es wolle, nur zu stocken anfängt, verliert die Fahnen und die Säbel, und ich lasse ihm die Borten von der Montirung abschneiden. Nun leben Sie wohl, meine Herren; in Kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder."

Nach Chapuis: Kurze Darstellung des Preußischen Staats. Berlin, 1818. S. 82, ist der Ort, wo der König diese Rede hielt - zwischen Neumark und Leuthen - jetzt noch mit einer Birke bezeichnet.

Gegen 1 Uhr Mittags begann die eigentliche Schlacht bei Leuthen; sie dauerte bis zum Anbruch der Nacht. Die Östreicher, unter dem Prinzen Karl von Lothringen, wurden gänzlich geschlagen. Die Östreicher, ohne die Hülfstruppen, verloren 6574 Mann an Todten und Verwundeten, darunter 3 Generale, 21500 Gefangene, 131 Kanonen, 51 Fahnen, 4000 Wagen. Der Preußische Verlust betrug an Todten und Verwundeten ungefähr 5500 Mann. Es fochten in dieser Schlacht 35 bis 36000 Preußen gegen mehr als 80000 Östreicher, Sachsen, Würtemberger etc.

So wie die Preußen am Morgen des 5ten mit hohem Muth und großem Vertrauen, unter Anstimmung des Verses (aus dem Liede: O Gott, Du frommer Gott etc.): Gieb, daß ich thu' mit Fleiß etc., welchen Gesang die Feldmusik begleitete, ausgezogen waren, so stimmten auch nach erfolgtem Siege einige Bataillons der noch in dunkler Nacht auf dem Schlacht, felde campirenden Armee von selbst den Gesang: Nun danket Alle Gott etc. an, und bald fiel, von Dankgefühl durchdrungen, die ganze Armee mit ihrer Feldmusik ein. -

Der König ging noch in finstrer Nacht nach Lissa 331-+, wo er viele Östreichische Generale und andere Officiere, die hier<332> ebenfalls ein Unterkommen gesucht hatten, überraschte, und sie mit den Worten begrüßte: "Bon soir, meine Herren! kann man hier auch noch unterkommen?"

Für diesen großen Rettungssieg dankte der König der Armee, und belohnte viele hohe und niedere Officiere. Den Prinzen Moritz ernannte er auf dem Schlachtfelde zum Feldmarschall, und viele Officiers erhielten den Orden pour les mérites.

5. Dezember 1757

Der König in Lissa.

6. Dezember 1757

In Neukirchen.

8. Dezember 1757

In Dürrgoy. Hier schrieb der König das launige Gedicht: Abschied von der Kaiserlichen Armee und dem Feldmarschall Daun nach der Schlacht bei Lissa (Leuthen). Hinterlassene Werke VII. 101.

19. Dezember 1757

Der König an den Marquis d'Argens:

"Ihre Freundschaft verführt Sie, mein Lieber; im Vergleich mit Alexander bin ich nur ein Stümper, und Cäsar'n bin ich nicht werth die Schuhriemen aufzulösen. Die Noth, diese Mutter der Betriebsamkeit, hieß mich handeln, und bei verzweifelten Übeln auch zu eben solchen Mitteln greifen etc. - Die Verrätherei des Abbé (de Prades) hat mir wehe gethan, übrigens ist die Sache nur zu gewiß; die Bestechung ist diesen Winter in Dresden geschehen, er hat mich schändlich verkauft, und da er sich bei meiner Armee befand, von Allem, was zu seiner Wissenschaft kam, dem Feinde sogleich Nachricht gegeben. Seit ich ihn habe festnehmen lassen, sind meine Anschläge geheim geblieben, und Alles ist besser gelungen. Leben Sie wohl, mein lieber Marquis, Sie wissen, daß ich Sie liebe. Versagen Sie mir nicht den Trost, den ich in Ihrer Gesellschaft finde, und besuchen Sie mich bald."

Anmerk. Der König hat zwar diesen Brief aus Breslau datirt, allein Breslau war noch am 20ten von den Östreichern besetzt, und erst an diesem Tage wurde die Capitulation geschlossen. Der König hatte die Gewohnheit, wenn er in ei<333>nem Dorfe nahe einer großen Stadt sein Hauptquartier hatte, seine Briefe öfter von letzterer zu datiren. Ein Brief des Königs an den Herzog von Braunschweig in dieser Zeit ist datirt: Près de Breslau ce 20 Décembre 1757. So verhält es sich in mehreren Fällen, z. B. bei Erfurt etc. (S. oben Oktbr.).

20. Dezember 1757

Gedicht des Königs: An die Zertreter. (Bei Lebzeiten gedr. Werke. Deckersche Ausgabe V. 202).

21. Dezember 1757

Der König zieht in Breslau ein.

21. Dezember 1757

Der König schreibt an die Kaiserin Maria Theresia und trägt ihr den Frieden an. Diesen Brief ließ er ihr durch den kriegsgefangenen Fürsten von Lobkowitz überbringen. Er steht Französisch in: Oeuv. div. Philosphe de Sanssouci s. l. 1761. T. III. 131, und Deutsch in: Vermischte Werke d. Philosophen von Sanssouci. 8. 1. 1761. 3. Thl. S. 148.

An diesem Tage hatte der König eine Unterredung mit dem Doctor Tralles, wie aus dessen Schrift: Tralles aufrichtige Erzählung seiner mit König Friedrich und: etc. Maria Theresia: etc. gehabten Unterredungen, Breslau, 1789, S. 20 hervorgeht.

22. Dezember 1757

Der König wohnt dem Gottesdienst in der Elisabethkirche zu Breslau bei, wo der Inspector Burg die Dankpredigt hält, welche nachher bei Korn in Breslau in Druck erschien.

23. Dezember 1757

Der König in Canth.

24. Dezember 1757

In Lahsen.

25. Dezember 1757

In Striegau bis den 31ten. Am 28ten schrieb hier der König die Epistel an seine Schwester von Baireuth:

Ich athme, theure Schwester, endlich nun
Von neuem, und ich athme nur für Dich.

Nimm an dies Opfer ohne Werth, Dir beut
Mein Herz es an; es ist das einzige,
Das ich Dir darzubringen jetzt vermag,<334> Die Du mir Beistand warst, und ein Asyl,
Du meine Gottheit, meine Retterin! etc.

(H. W. VI. 232).

26. Dezember 1757

Der König an den Marquis d'Argens:

"Sie können mir glauben, mein lieber Marquis, daß mir Ihr Schreiben viel Vergnügen gemacht, nicht nur der Freundschaft wegen, die Sie mir darin bezeigen, sondern auch, weil ich solche große Lust habe, Sie wieder zu sehen. Ihre Reise können Sie ganz nach Ihrer Bequemlichkeit anstellen; ich habe Jäger ausgesucht, die ich nach Berlin geschickt, um Sie zu begleiten. Machen Sie kleine Tagereisen, und bleiben die erste Nacht in Frankfurt, die zweite in Crossen, die dritte in Grüneberg, die vierte in Glogau, die fünfte in Parchwitz, die sechste in Breslau. Ich habe befohlen, daß man die Pferde bestellen, daß man die Stuben unterwegs heizen und schöne junge Hühner an allen Orten für Sie bereit halten soll. Ihre Stube in dem Hause, wo Sie wohnen werden, ist tapezirt und hermetisch verdichtet, es wird Ihnen kein Zugwind und kein Geräusch beschwerlich fallen etc. Könnte mich irgend noch Eitelkeit anwandeln, so müßte es bei Ihren Briefen geschehen. Aber, mein Lieber, wenn ich mich recht betrachte; so gehen drei Viertel von Ihrem Lobe ab. Alles, was Ihre Beredsamkeit so gern an mir erheben will, besteht in weiter Nichts, als in ein wenig Entschlossenheit und viel gutem Glück. Sie werden mich noch gerade so wiederfinden, wie Sie mich verlassen haben, und können versichert sein, daß alle die Dinge, die in der Ferne so sehr ins Auge fallen, in der Nähe oft sehr klein sind. Kurz, mein Lieber, das Vergnügen, Ihre Gesellschaft zu haben, ist das Einzige, worauf ich mich freue. etc."

31. Dezember 1757

Der König aus Strigau in Breslau bis den 14. März 1758. Hier kam der Marquis d'Argens beim König an.

In diesem Jahre erschienen von des Königs kleinen Aufsätzen etc. (Fliegende Blätter): Schreiben eines Sekretärs des<335> Grafen Kaunitz an einen Sekretär des Grafen Kobenzel. (Deutsche Supplemente Bd. 3. S. 207).

B.

10. Dezember 1757

Breslau von den Preußen belagert.

20. Dezember 1757

Geht Breslau an die Preußen über. Die Östreichische Besatzung, welche kriegsgefangen wurde, bestand aus 14 Generalen, 63 Staabs- und 629 Subalternen-Officieren und 17000 Unterofficieren und Gemeinen

26. Dezember 1757 bis 28. Dezember 1757

Erobern die Preußen Liegnitz wieder.

30. Dezember 1757

Schloß Harburg ergiebt sich den Alliirten.

31. Dezember 1757

Wird in Schlesien der nexus parochialis zwischen den Katholiken und Evangelischen aufgehoben.

In diesem Jahre erschienen die zu damaliger Zeit sehr viel gelesenen Bauerngespräche. Sie erregten auch die Aufmerksamkeit des Feindes, und als die Östreicher 1760 in Berlin waren, forschten sie sehr eifrig nach dem Verfasser. Das erste Bauerngespräch, unter dem Titel: Ernsthaftes und vertrauliches Bauern-Gespräch, gehalten im Schultzen-Gericht zu R. und W. in plattdeutscher Sprache, 1757, war dem damaligen Hofbuchdrucker R. L. Decker im Manuscript von unbekannter Hand zugesandt worden, mit der Auffoderung, es zu drucken. Er that es, und es wurden davon in kurzer Zeit 15000 Exemplare verkauft. Decker wartete lange auf die Zuschickung der Fortsetzung; da diese aber nicht erfolgte, so entschloß er sich, sie selbst zu liefern. Es erschienen nun noch 12 Fortsetzungen, die eben so reißend Abgang fanden, da sie jedoch nur in einzelnen Bogen erschienen, so haben sich nur wenige complette Exemplare erhalten, die jetzt zu den Seltenheiten gehören. Es giebt davon auch Exemplare in hochdeutscher Sprache. Der wahre Verfasser des ersten Bauerngesprächs ist nie bestimmt bekannt geworden, es ist jedoch ein gewisser Sekretär oder Registrator Grünne in Berlin dafür gehalten worden. In den alten Berliner Adreß<336>kalendern findet sich ein Johann George Grüne, welcher "Rentmeister, wie auch Registratur bei'm Ober-Directorio der Invaliden" gewesen, und 1763 ein eigenes Haus in der Mittelstraße bewohnt hat.

Chodowiecki hat einen Kupferstich geliefert, welcher einen Mann und eine Frau vorstellt, die damals in den Straßen Berlins umherzogen, und der Mann, die Bauerngespräche, die Frau, Chansons zum Verkauf ausschrieen.

Die Carnevals-Lustbarkeiten fielen dies Jahr aus.

Anmerkungen zum Jahre 1757.

Obgleich eine ausführliche Lebensgeschichte des Feldmarschalls von Schwerin, eines, als Mensch wie als Feldherr gleich hochachtungswürdigen Helden, noch nicht erschienen ist, so fehlt es doch nicht an allgemein bekannten Nachrichten von den merkwürdigsten Ereignissen aus seinem Privat, und öffentlichen Leben. Eine interessante biographische Skizze befindet sich in des Dr. Pauli Allg. Preuß. Personal-Chronik. Berlin, 1820. Nr. 35 u. 36. Wir begnügen uns daher, nur einige, theils nicht sehr bekannte, theils an andern Orten nicht ganz richtig gegebene Nachrichten hier aus sichern Quellen aufzunehmen.
     

Bei dem Östreichischen Campement, im Jahre 1776, ließ der Kaiser Joseph von den Truppen die Manövres ausführen, wie sie in der denkwürdigen Schlacht am 6. Mai 1757 bei Prag Statt gefunden hatten, und zwar geschah dies auf dem nämlichen Terrain, welches damals Östreicher und Preußen mit ihrem Blute getränkt hatten. Der Kaiser befehligte das Armeecorps, welches die Preußen vorstellte, und der General Laudon das andere der Östreicher. Nach beendigtem Manövre - es war am 7. September - sagte der Kaiser: "Nun müssen wir auch noch dem Schwerin die letzte Ehre erweisen." Er ritt nun mit seinen Generalen nach der Stelle, wo Schwerin erschossen worden war; hier ließ er von 5 Grenadier-Bataillons ein Quarré formiren, und aus dem kleinen Gewehr und der Artillerie eine dreimalige Salve abfeuern, wobei er jedesmal zum Zeichen der Achtung für den gebliebenen Helden den Hut abnahm.

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Im Jahr 1824 ließen Preußische Officiere auf ihre Kosten dem Helden, auf derselben Stelle, wo er erschossen ward, ein Denkmal errichten. Man findet eine Beschreibung und Abbildung davon in Gubitz Gesellschafter, 1832, Nr. 19, Bemerker Nr. 2. Es trägt die Inschrift: Hier fiel und starb den 6. Mai 1757 als Held Curt Christoph Graf von Schwein, Königlicher Preussischer General-Feldmarschall. Geboren im Jahre 1684. Auf der Rückseite steht: Errichtet im Jahre 1824.

Zehn Jahr später ward in der Königl. Eisengießerei zu Berlin ein neues Denkmal Schwerin's nach Schinkel's Zeichnung verfertigt, und nach Böhmen zur Aufstellung gesandt.

Wer vermag die Folgen zu berechnen, die eingetreten sein würden, wenn nicht der Scharfblick und die Entschlossenheit des Sächsischen Officiers der Schlacht eine solche Wendung gegeben, Daun sich wirklich zurückgezogen und die Preußen das Feld behauptet hätten! - Höchst wahrscheinlich hätte sich Prag mit der eingeschlossenen Armee von 50000 Mann ergeben müssen, und der Friede wäre vielleicht noch in demselben Jahre erfolgt. - Es wird daher wohl nicht unerwünscht sein, mit dem Mann, durch den ganz andere Ereignisse herbeigeführt wurden, etwas näher bekannt zu werden.
     

Ernst Ludwig von Benkendorf war eigentlich ein geborner Unterthan des Brandenburgischen Hauses; er war nämlich den 5. Juni 1711 zu Anspach geboren, wo sein Vater Hofmarschall am Markgraflichen Hofe war. Einer seiner Brüder, Johann Friedrich, diente auch in der Preußischen Armee, wurde 1757 Major, commandirte ein Grenadier-Bataillon, und nahm als Oberslieutenant seinen Abschied. Jener war in Sächsische Dienste getreten, wo er im Juli 1733 bei der Kursächsischen Garde du Corps als Souslieutenant angestellt wurde. Vorher hatte er - da ihn sein Vater anfänglich für den Civildienst bestimmt - von seinem 16. bis zum 19. Jahre in Jena siudirt. Als die Garde du Corps von 12 Compagnien auf 8 gesetzt wurde, mußte Benkendorf einstweilen ausscheiden, und erhielt auf ein Paar Jahr Urlaub, mit Beibehaltung von 36 Thlr. monatl. Tractament. Bei An<338>fang des ersten Schleichen Krieges, wo Sachsen mit Preußen verbündet war, würde er bei dem Kürassier-Regiment Maffei als Rittmeister wieder angestellt (1741), und bald nachher zu dem Regiment Chevaurlegers des Prinzen Karl versetzt, bei welchem er den zweiten Schlesischen Krieg, wo die Sachsen auf Östreichischer Seite standen, mitmachte. Beim Ausbruch des siebenjährigen Krieges stand das Regiment mit noch drei andern Kavallerie-Regimentern in Polen, und entging also der Katastrophe bei Pirna, wo sich die ganze Sächsische Armee dem König von Preußen ergeben mußte.

Diese 4 Regimenter erhielten nun Befehl, Polen zu verlassen, und nach dem Östreichischen zu marschiren. Im Mai 1757 trafen sie in dem Östreichischen Lager bei Olmütz ein, mußten aber gleich nach Eingang der Nachricht von der verlornen Schlacht bei Prag weiter gehen, um die von Daun zusammengezogene Armee zu verstärken. Ende Mai rückten sie in das Lager bei Malleschau zu dem Corps des Grafen Nadasti. Die nun Statt gehabten Operationen der Östreicher, und auch Benkendorf's (der inzwischen Oberstlieutenant geworden war) Thätigkeit dabei, erzählt Tempelhof I. 207, 216 etc., wo Benkendorf immer mit B. bezeichnet ist.

Benkendorf zeichnete sich während des ganzen Krieges bei allen Gelegenheiten sehr aus, und erhielt 1765, nachdem er 26 Jahr bei dem Prinz Karlschen Regiment gestanden, und mehrere Jahre dessen Commandeur gewesen war, das Bitzthumsche Kürassier-Regiment als wirklicher Chef. Nachdem er auch den Feldzug von 1778 mitgemacht hatte, wurde er (1788) zum Chef der Garde du Corps ernannt. Er starb als General der Kavallerie in seinem 90. Jahre am 5. Mai 1801.


306-+ S. Schmettau's Leben S. 343.

306-++ Geschichte des siebenjährig. Krieges herausgegeben vom Königl. Preuß. Generalstab S. 195.

306-+++ Er ward bekanntlich in dem Augenblick erschossen (Nachmittags 2 Uhr), wo er eben eine Fahne ergriffen, sich mit derselben in der Hand an die Spitze seines Regiments stellte, und den Soldaten zurief: "Wer kein feiger Kerl ist, der folge mir." - Sein Leichnam ward nach der Schlacht nach dem Kloster St. Margarethen gebracht, und vor dem Altar niedergelegt. Hier betrachtete Friedrich d. Gr. den entseelten Helden mit tiefer Rührung. Kurz vor- oder nachher soll der König die Stelle, auf dem Schlachtfelde, wo Schwerin erschossen worden, gesucht haben. Unter den vielen auf dem Schlachtfelde umherliegenden Blessirten habe ihm keiner den Ort angeben können, bis er beim Weiterreiten sich diesem mehr genähert; hier habe ein blessirter Unterofficier nach der Stelle hingewiesen, und gesagt, daß daselbst der untere Theil der zerschossenen Fahne in der Erde stecke. (Neue Samml. v. Anecdoten. Cüstrin 1788. Heft 4. S. 64).
      Schwerin's Leiche ward, nachdem sie einbalsamirt worden, nach seinem Gut Wussecken bei Schwerinsburg abgeführt, und daselbst in dem Begräbnißgewölbe beigesetzt, wie er es schon früher angeordnet hatte. Er war nahe an 73 Jahr alt, als er starb.

308-+ Tempelhof I. 203 sagt, hiermit übereinstimmend: "Der König ließ die Tete der Kolonnen (welche auf dem Plan mit C bezeichnet sind) bei Novimiest Halt machen, und die Avantgarde unter dem General Zieten bis Slatislunz vorrücken."

309-+ Nach der Östreichischen militärischen Monatsschrift, Jahrg. 1819, Heft 1. S. 43, soll der König während der Schlacht sich auf dem, eine halbe Stunde von Krzeczhorz auf der andern Seite der Chaussee gelegenen, Neudorfer Berg, der seit jener Zeit "der König-Friedrichsberg" genannt wird, aufgehalten und von da aus die Schlacht geleitet haben. Dennoch soll der König den Prinzen Moritz gesprochen haben, welche Angabe aber, wie der Erzähler selbst sagt, aus Retzow genommen ist, also sonst Nichts für sich habe.

317-+ Daß der König erst den 7. Rötha verlassen hat, geht aus dem Brief hervor, den er an den Marschall Richelieu geschrieben, und der noch aus Rötha vom 7. datirt ist. S. Memoires de Richelieu T. IX.

327-+ Nach der Schlacht kam der König nach Rippach, wo er im Posthause abtrat, und in einem alten Großvaterstuhl, der noch dasteht (1827), ausruhete. Über diesem Stuhl lies't man an der Wand die Worte: Place de Repos de Frédéric II. après la Bataille de Rosbac. (Weber: Von Deutschland, oder Briefe etc. Stuttgart, 1828. III. 271).

331-+ Auf diesem Wege hatte die Unterredung des Königs mit dem Krüger des Dorfes Sahra Statt. S. Nicolai Anecdoten, Heft 3, S. 231.