<VIII>Friedrich und dem Abte entstand, unseres Wissens, erst, als das königliche Hauptquartier, Ende April oder Anfangs Mai 1745, nach Camenz verlegt wurde und, mit kleinen Unterbrechungen, auch daselbst verblieb, bis die ganze preussische Armee am 27. Mai das Lager bei Frankenstein bezog. Prinz Albrecht von Braunschweig schrieb damals an seine Schwester, die Königin von Preussen, aus der Abtei, den 18. Mai : « Nous dînons tous les midis dans le jardin, où notre prélat ici nous donne une belle musique. Le Roi est véritablement content de cet homme, car c'est un très-digne homme et qui aime véritablement le Roi. »a Auch im August dieses Jahres war Friedrich wieder in Camenz; aber von einem Ueberfalle der Oesterreicher in diesem Stifte, während unser König mit dem Abte und den Mönchen, im Cisterzienser Chorkleide, die Metten gesungen, und die Croaten ihn in der Kirche selbst, vergebens, gesucht hätten, findet sich nirgends eine zuverlässige Spur. Da wir eine so auffallende Rettung des Monarchen in den Mauern der Abtei Camenz durch die Treue und Geistesgegenwart des gewiss sehr trefflichen Geistlichen historisch zu erweisen nicht vermögen, so müssen wir die von einem späteren Mitgliede jenes Cisterzienser-Stifts aufbewahrte Sageb dahingestellt sein lassen. Friedrichs Briefe an Stusche, und der Eifer, mit welchem er ihm, durch seine Verwendung bei dem General des Ordens in Citeaux, im Jahre 1747, auch noch die Abtei Leubus zuwandte, geben dem Prälaten, welcher den 9. April 1757 gestorben ist, ein so genügendes Zeugniss edler patriotischer Ergebenheit, dass sein Andenken uns für immer, auch ohne eine einzelne ausserordentliche Begebenheit, theuer bleiben wird.

Bei seinen späteren Durchreisen durch Camenz erkundigte der König sich, wie die Stiftsgeschichte, S. 171, sagt, nach dem Befinden des seligen Abts Tobias. Einmal befahl er dem Prälaten Abundus, durch denjenigen Geistlichen, welcher zuerst sterben würde, seinen Freund Tobias von ihm grüssen zu lassen. Ein anderes Mal bestimmte er, für denselben ein feierliches Todtenamt zu halten.c

Die vier und zwanzig Briefe, von denen sechs (Nr. 6, 7, 8, 10, 12 und 16)


a Siehe von Hahnke, Leben der Königin Elisabeth Christine, S. 104.

b Siehe Kurze Geschichte der ehemaligen Cisterzienser-Abtei Camenz in Schlesien, von einem Mitgliede derselben, Gregor Frömrich. Glatz, 1817, S. 158 und 159. Die hier, als Uebersetzung aus dem Lateinischen eines ehemaligen Geistlichen, ohne Zeitangabe, mitgetheilte Sage, wird von der, in der Kirche zu Camenz aufgestellten Inschrift fast gleichlautend als Thatsache aus dem Jahre 1745 ausgesprochen.

c A. a. O., S. 171.