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DREIUNDDREISSIGSTES KAPITEL Beginn des Feldzuges von 1760. Dresden und Liegnitz.

Bei den unausgesetzten Anstrengungen, zu denen sich Friedrich seit vier Jahren genötigt gesehen, bei den geringen Mitteln, die ihm, im Vergleich mit der überwiegenden Macht seiner Gegner, zu Gebote standen, mußte die Fortsetzung des Krieges, auch wenn das neue Jahr nicht ebenso verderbliche Früchte tragen sollte wie das vergangene, doch seine Kräfte allmählich aufreiben, mußten doch endlich die empörten Wogen über dem gebrechlichen Schifflein, das er führte, zusammenschlagen. Friedrich fühlte das nur zu deutlich; und darum ließ er wenigstens nichts unversucht, den wilden Sturm zu beschwören oder ihm eine andere Richtung zu geben. Der König von Spanien war im vergangenen Jahre gestorben; Österreich hatte seine Ansprüche auf das spanische Erbe in Italien, Sardinien ebenfalls. Friedrich schickte einen Abgesandten nach Turin, einen andern nach Madrid, beide Höfe zum Kriege zu erregen; aber er fand kein sonderlich geneigtes Gehör. Maria Theresia selbst ließ ihre italienischen Ansprüche vorderhand auf sich beruhen, da