Einnahmen

Die Finanzeinnahmen umfassen sehr verschiedene Zweige. Alles, was Akzise und Kontribution heißt, gehört zum Bereich der Kriegskasse121-2.

Die Einnahmen der Kriegskasse und ihre Verwaltung

Die Kontributionen sind Auflagen, welche die Grundherren und Bauern entrichten121-3. Sie sind für das ganze Land nach abgestuften Taxen geregelt. Jeder Kreis zahlt sie in der nächsten Stadt, von wo die Gelder zum Provinzialeinnehmer geschickt werden. Also hat in jeder Provinz der Einnehmer das Geld aus der Kontribution in seiner Kasse. Damit er das Land nicht bestehlen kann, wird seine Kasse alle Monate revidiert, und ergibt sich der geringste Betrug von seiner Seite, so wird er auf der Stelle verhaftet, und seine Kaution wird beschlagnahmt. So erleidet das Land niemals Verluste. Was es bezahlt, dient zum Unterhalt der Truppen. Ich habe diese Kassen in ziemlich großer Unordnung vorgefunden. Die Einnehmer legten niemandem Rechnung, und wenn sie gestohlen hatten, so bürdeten sie den Provinzen aus eigener Machtvollkommenheit einen Kontributionsmonat mehr auf, als sie zu bezahlen hatten. Jetzt ist es bei Todesstrafe verboten, einen Groschen Kontribution mehr ohne einen Befehl von meiner Hand aufzuerlegen, und den Befehl hüte ich mich wohl zu geben; denn der Edelmann und der Bauer dürfen niemals bedrückt werden. Im Gegenteil ist<122> es Pflicht, ihre Lage möglichst aufzubessern. Nur in einem einzigen Falle dürfen die Kontributionen erhöht werden, wenn nämlich der Preis für die Lebensmittel dauernd auf das Doppelte ihres jetzigen Marktwertes steigt. Dann wäre man genötigt, den Sold der Soldaten zu erhöhen und die Gehälter zu vermehren. Das aber wäre undurchführbar ohne Vermehrung der Staatseinkünfte.

Die Akzise122-1 ist der zweite Fonds der Kriegskasse. Sie ist von allen Auflagen die billigste. Sie belastet die Armen nicht: Brot, Fleisch, Bier müssen wohlfeil sein. Sie trifft nur den Luxus der Wohlhabenden. Jede Provinz hat ihren Tarif, der für die Steuerbeamten maßgebend isi. Da aber die Akzise, wenn sie schlecht aufgelegt wird, den Handel und die Manufakturen schwer schädigen kann, so habe ich die Tarife ungefähr nach folgenden Grundsätzen verbessert: Freie Einfuhr für die Rohstoffe, die unsere Manufakturen verarbeiten, wie ausländische Wolle, Seide usw. Zollfreie Ausfuhr für alle bei uns hergestellten Produkte, um ihren Absatz im Ausland zu steigern und entsprechend mehr Arbeiter bei uns zu halten. Hohe Zölle auf ausländische Produkte und Fabrikwaren, die wir entbehren können, wie Tuche, Stoffe, Etamin, Strümpfe, Hüte, Gläser, Spiegel, Tressen, Eisen- und Goldschmiedewaren usw., weil diese im Lande selbst angefertigt werden; auf Produkte wie ausländisches Getreide, Bier, Kaffee, Zimt, bestimmte Weine usw. Diese Aussagen belasten nur die Wohlhabenden, verhindern stillschweigend die Ausfuhr von Geld und beleben die Manufakturen. Auf Ermunterung der Manufakturen besiehe ich so sehr aus folgenden Gründen:

1. Wird das, was man sonst von den Nachbarn kaufen müßte, im Inlande hergestellt, so bleibt das Geld im Lande.

2. Eigne Erzeugnisse können an die Nachbarn geliefert werden, z. B. an Polen, Rußland, Schweden, Dänemark. Dadurch legt man ihnen eine Art freiwilliger Steuer auf, die sie der heimischen Industrie zahlen.

3. Man zieht Leute, die Untertanen der Nachbarn waren, ins Land und läßt sie von Fremden ernähren.

4. Durch eignen Gewerbefleiß bringt man alljährlich beträchtliche Summen ins Land.

5. Man bevölkert die Städte und gewinnt neue Untertanen. Die Untertanen aber sind der wahre Reichtum der Fürsten.

6. Man vermehrt die Einkünfte der Akzise durch den Konsum der neuen Arbeiter; doch das nur nebenbei.

Die Akzise der Städte gehört zum Bereich der Kammer in jeder Provinz und bildet nebsi der Kontribution den Fonds, aus dem die Truppen in jeder Provinz bezahlt werden. Die Präsidenten der Kriegs- und Domänenkammern sehen den Akzisebeamten dauernd auf die Finger, um Veruntreuungen zu verhüten. Seit 1746 hat<123> Wachsamkeit im Verein mit den guten Erträgen der letzten Jahre zu einer Vermehrung der Einnahmen um 140 000 Taler geführt. Die Folge ist, daß das Einkommen der Kriegstasse, sowohl in den alten Provinzen wie in Schlesien, 7 Millionen übersteigt. Außerdem braucht die Kriegskasse einen Fonds von 680 000 Talern, um der Armee, sobald sie ins Feld rückt, einen Monat Sold vorschießen zu können. Dieser Fonds muß wie ein Heiligtum unantastbar bleiben.

Domänenkasse

Die Einkünfte aus den Krongütern (die mein Vater stark vermehrt hat), aus Salinen, Forsten, Zöllen, Post und Münze, alles zusammen bildet den Fonds, über den die Domänenkasse verfügt. Die Domänen sind auf alle Provinzen verteilt und als Ämter organisiert. Als Regel gilt, sie alle sechs Jahre neu zu verpachten, weil man bei jedem neuen Abschluß den Pachtzins erhöht. Bei der Untersuchung der Güter findet sich stets hier und dort neues urbar gemachtes Land, das zur Erhöhung der Einkünfte beiträgt. Das würde man verlieren, wenn man den Kontrakt auf zwölf Jahre verlängerte, wie die Pächter es wünschen.

Bei der Verwaltung der Krongüter ist streng darauf zu sehen, daß der Amtmann die Bauern nicht drückt und daß er auf den von ihm gepachteten Gütern nicht despotisch schaltet. Ich würde der Nachwelt zur Vermehrung der Ämter nicht raten. Diese Politik mag für kleine Fürsten gut sein, taugt aber nichts für den König von Preußen, der für den Heeresdienst einen zahlreichen Adel braucht. Man wende mir nicht ein, daß man Ausländer heranziehen kann. Auf den Einwand kann ich aus eigner Erfahrung erwidern, daß der fremde Adel niemals mit dem gleichen Eifer dient wie der einheimische, daß die Ausländer in einem so strengen Dienste, wie dem preußischen, schnell die Lust verlieren, ihn aus den frivolsten Gründen quittieren und in fremde Dienste gehen, die sie mit den bei uns erworbenen Kenntnissen bereichern.

Das bedeutende Einkommen aus den Salinen stießt ebenfalls in die Domänenkasse. Die Salinen befinden sich zum Teil in Halle und Salze; ich habe auch noch andre in der Grafschaft Mark und im Fürstentum Minden angelegt. Alle Provinzen, Schlesien einbegriffen, erhalten von ihnen ihr Salz. Wir haben ferner als Absatzgebiete Sachsen, einen Teil von Böhmen (durch Schmuggel), Mecklenburg, Franken und einen kleinen Teil des Münsterlandes. Eine große Zahl von Beamten ist angestellt, um die Einfuhr ausländischen Salzes in die Provinzen zu verhindern. Die beste Maßregel aber, die man sich gegen den Schmuggel ausgedacht hat, besteht darin, daß man das Salz auf die Familien nach ihrer Kopfzahl verteilt, was sie sicher davon abhält, es anderswo zu kaufen.

Der Holzverkauf bildet eine gute Einnahmequelle in Pommern, in der Alt-, Mittel- und Neumark. Es ist Fürsorge getroffen, alle Jahre neu aufzuforsten. Dadurch bleiben in den Wäldern, auch wenn man genug Weideland für die Schafe<124> läßt, die Baumarten, die mit Ausnahme der Eichen schnell wachsen, dauernd erhalten. Der Verkauf dieser Hölzer bringt aus Frankreich, Dänemark und Schweden alljährlich über 100 000 Taler ein.

Auch die Stromzölle der Memel, des Pregels, der Oder, der Elbe, der Weser, des Rheins und der Maas bilden einen einträglichen Zweig der Domänenkasse. Diese Zölle haben großen Einfluß auf den Handel. Sind sie schlecht geregelt, so ist die Folge die gleiche wie bei der Akzise: sie legen den Kaufleuten Fesseln an und ersticken die Industrie. Ich habe eine Bilanz der Elb- und Oderzölle aufstellen lassen. Um den Stettiner Handel zum Schaden des hamburgischen zu begünstigen, habe ich die Taxe für die (nicht verbotenen) Waren, die auf der Oder kommen, herabsetzen lassen, sodaß die französischen Weine, Gewürze und Farben für die Färbereien über Stettin billiger kommen als über Hamburg. Das wird unbedingt dahin führen, daß der ganze Handel in die Hände unserer Kaufleute gelangt, die dann mit der Zeit die Zwischenhändler von Sachsen, Polen und Böhmen werden können. Im übrigen werden bei der Auflage der Zölle die gleichen Regeln befolgt wie beim Akzisetarif.

Die Post ist für Preußen sehr wichtig, well wir den ganzen Kurs von Memel bis Geldern besitzen, ungerechnet den von Magdeburg nach Hamburg und die Querlinien. Bei viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit kann sie noch sehr ausgestaltet werden, sobald man neue Linien hinzufügt, was wohl möglich ist, wenn man es richtig anfaßt.

Die Münze ist eigentlich erst durch meine Bemühungen errichtet worden. Wir hatten niemanden, der die nötigen Kenntnisse der Finanzwissenschaft besaß. Ich hörte von Graumann reden und ließ ihn daraufhin kommen124-1. Seine Grundsätze sind folgende: Die Metalle sind eine Ware. Der Staat, der sie am höchsten bezahlt, kann am meisten davon bekommen. Wer den Preis der Mark Silber bis 15 Taler hinauftreibt, wird der einzige sein, der Silber prägt. Und vermittelst der Münze wird er Gold erhalten, soviel er will. Das wirkliche Verhältnis von Gold zu Silber ergibt sich dadurch, daß man alle Wechselkurse von Europa vergleicht und eine Zahl ausmittelt, die in allen Fällen paßt. Das ist die Mark zu 15 Talern. Nach diesem Plan arbeiten wir. Es ist geplant, Münzstätten in Königsberg, Stettin, Breslau, zwei in Berlin, eine in Magdeburg, eine in Cleve, eine in Aurich und eine in Neu-châtel zu errichten. Die kleine Berliner Münze prägt nur kleine Geldsorten mit neun Prozent Gewinn. Dafür kauft man Gold und Silber zu höherem Preise, wodurch man noch 5 vom Hundert gewinnt. Sobald diese Münzstätten alle eingerichtet sind, wird man jährlich 20 Millionen prägen können, also etwa soviel wie die Bilanzen, die Portugal und Spanien jährlich an Europa zahlen. Die Folgen dieser<125> Einrichtung sind, daß wir den Wechselkurs an uns ziehen, da wir die einzigen sind, die Münzen prägen. Wer Silbersendungen zu machen hat, wird sich an uns wenden müssen, und nota bene, dieser günstige Wechselkurs ist das allerhöchste Glück für einen Staat. Aus diesem einzigen Zweige gewinnt der Herrscher eine Million und mehr an Einkünften, ungerechnet den Gewinn der Kaufleute, der halb soviel betragen kann. Alle diese verschiedenen Einnahmen stießen in die Domänenkasse, die 360 000 Taler im voraus braucht, um die Pensionen und Gehälter pünktlich zu zahlen und am letzten Tage des Rechnungsjahres, der ins Trinitatisquartal fällt, ihren Abschluß zu machen. Gegenwärtig sind 160 000 Taler in der Domänenkasse. Die noch fehlenden 200 000 werden im Jahre 1755 darin sein, wenn ich am Leben bleibe.

Ratschläge für die Verwaltung der Domänenkammern

In jeder Provinz gibt es eine Domänenkammer, bestehend aus einem Präsidenten und einer bestimmten Anzahl von Räten. Sie haben teils die Pachtverträge für die Ämter abzuschließen, teils führen sie die Aufsicht über die Holzverkäufe, über die Deiche, Chausseen und Gewässer, teils über die Städte, die Akzise, die Polizei und die Manufakturen. Alle Kammern haben den Etat von den Einnahmen ihrer Provinz, und ihre Mitglieder sorgen dafür, daß die Erhebung genau, pünktlich und ordnungsmäßig erfolgt. Jede Kammer hat eine Instruktion, die als Richtschnur dient, von der sie nicht abzugehen wagt. Da alle Instruktionen sich in den Händen der Präsidenten befinden, so erspare ich mir die Wiedergabe ihres Inhaltes.

Alle diese Provinzialbehörden unterstehen mit Ausnahme der von Schlesien dem Generaldirektorium, das alle Sachen von geringer Bedeutung selbst regelt, die wichtigsien aber dem König einsendet und ihm den Sachverhalt mit Angabe von Für und Wider darlegt. Das Generaldirektorium hat einen Fonds von 150 000 Talern für Erlassungen an die Provinzen, für den Wiederaufbau von verbrannten GeHöften, für den Wiederankauf von eingegangenem Vieh in den Ämtern, für den Aufbau von verbrannten Mühlen, Kirchen, Dörfern usw. Außer diesen 150 000 Talern haben Ostpreußen und Litauen noch 140 000 Taler für den gleichen Zweck. Die Provinzialbehörden erstatten dem König jeden Monat eingehenden Bericht über die Lage der Provinz und den Stand der Kasse und stellen eine Bilanz über die Einnahmen an Zoll und Akzise während des letzten Monats und des gleichen Monats im Vorjahre auf. Alle Jahre nach Trinitatis übersenden sie eine Handelsbilanz auf Grund der Akzisenliste, aus der die Ein- und Ausfuhr der verschiedenen Warengattungen hervorgeht. Daraus ersehen wir, welche Manufakturen bei uns fehlen und welche neu errichtet werden können. Ferner ist nach der Bilanz des aus dem Lande gehenden und des einkommenden Geldes der Zustand unseres Handels und der der Provinzen mit Sicherheit zu beurteUen. Man sieht, daß Preußen von den Nachbarn im ganzen 6 Millionen und einige hunderttausend Taler gewinnt. Ferner kann<126> man beurteilen, ob die einzelnen Provinzen bestehen können. So bezahlt die Neumark alles in allem, Akzise, Kontribution und Domänen, 700 000 Taler. Davon bleiben 520 000 Taler in der Provinz zur Bezahlung der Gerichte und Truppen; 180 000 Taler werden nach Berlin geschickt. Aus der Handelsbilanz ergibt sich, daß die Provinz 445 000 Taler dabei gewonnen hat. Zieht man also die Ausfuhr und die an die Krone bezahlten Summen ab, so bleiben noch jährlich 265 000 Taler, um die die Neumark reicher wird. Folglich kann sie bestehen, ja noch zunehmen. Man muß den Dingen auf den Grund gehen, um gut zu regieren.

Ebenso erhält der Herrscher jährlich eine Liste der Sterbe- und Taufregister von jeder Provinz. Daraus läßt sich die Zahl der Einwohner berechnen, was zu wissen sehr wichtig ist.

Am Schlusse des Rechnungsjahres schickt mir jede Provinz und jede Kasse ihre Generalabrechnung, in der alle Einkünfte, die Rückstände und die Überschüsse verzeichnet sind. Gegen den Monat Mai stellt das Direktorium den neuen Etat auf. Aus ihm sind alle Einnahmen, der Ertrag der Meliorationen der verschiedenen Provinzen und ihre Bestimmung zu ersehen. Da ich über den Etat in dem Abschnitt über die Ausgaben sprechen werde, so begnüge ich mich hier mit der bloßen Erwähnung.

Zur Besetzung aller dieser Finanzämter sind mehr Ehrenmänner erforderlich, als der Staat gewöhnlich hervorbringt. Zu glauben, die Welt sei von Bösewichtern bevölkert, heißt denken wie ein Menschenfeind. Sich einbilden, alle zweibeinigen Wesen ohne Federn seien Ehrenmänner, heißt sich wie ein Dummkopf täuschen. Ein Herrscher muß so viel Menschenkenntnis besitzen, um wenigstens an die Spitze der Provinzen ehrliche Männer zu stellen. Da ihre Zahl klein ist, so findet man sie leichter. Ich habe alte ausgediente Offiziere zu Präsidenten gemacht, und ich bin mit ihnen besser gefahren als mit den in der Beamtenlaufbahn Emporgekommenen. Die Offiziere verstehen zu gehorchen und sich Gehorsam zu verschaffen, und wenn man ihnen irgend etwas zur Prüfung übergibt, führen sie es selber aus und mit größerer Zuverlässigkeit als die anderen. Aber damit ist nicht gesagt, daß jeder Offizier sich schlechthin für diese Ämter eignet. Der Herrscher kann unmöglich alle kennen, die man ihm zu Domänenräten vorschlägt. Er muß sich auf die verlassen, die sie vorschlagen, und alle fortjagen, die der Untreue überführt sind. Bei Gelegenheit kann er solche Posten auch Offizieren geben, die von der Pike auf gedient haben, aber kränklich sind.

Was das Generaldirektorium betrifft, so ist es besser, daß Leute von Verstand, wenn auch von zweifelhafter Redlichkeit, darin sitzen als dumme, aber ehrliche Leute. Sobald der Herrscher sie kennt, kann er sie im Zaum halten und sie zur Rechtschaffenheit zwingen. Sind sie aber einfältig, so kann er mit ihnen nichts anfangen. Auch das ist zu beachten, daß man die Ämter mit den richtigen Leuten besetzt und einen jeden nach seinen Talenten verwendet: den Kenner der Landwirtschaft für Pachtsachen, den Mann der Ordnung für die Einrichtung der großen Kassen, den Gewerbekundigen bei der Errichtung der Manufakturen usw.

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Die zahlreichen Provinzen, aus denen der Staat besieht, erstrecken sich der Länge nach über mehr als halb Europa. Da sie unter verschiedenen Himmelsstrichen liegen und ihre Lage Handel, Sitten und Gebräuche bedingt, so wäre es unmöglich, sie bis ins einzelne nach gleichen Grundsätzen zu regieren.

Ostpreußen bringt eigentlich nur Getreide und Flachs hervor; die Krone besitzt hier eine große Anzahl von Pachtämtern. Da aber das rauhe Klima und die Überschwemmungen, denen die Provinz ausgesetzt ist, die Ernten oft vernichten, so muß man unaufhörlich in den Säckel greifen, um den Schaden zu vergüten. Die Provinz ist fast ohne jede Industrie und hätte viele gute Manufakturen nötig.

Die Kurmark, Pommern, Magdeburg und Halbersiadt haben beinahe die gleichen Erzeugnisse und die gleiche Industrie. Diese Provinzen und mit ihnen Schlesien sind stets das Hauptfeld meiner Tätigkeit gewesen, und zwar aus folgendem Grunde: Sie bilden ein zusammenhängendes Gebiet, sind das Herz des Staates und lassen sich militärisch behaupten, während die anderen Provinzen entfernt liegen und in bestimmten Fällen nicht verteidigt werden können. Pommern und die Kurmark verkaufen Holz, Getreide, Tuche und alle Sorten Wollenstoffe ans Ausland. Da ich aber weiterhin von den getroffenen und noch zu treffenden Maßnahmen zu sprechen beabsichtige, so sage ich hier nichts mehr.

Schlesien hat ganz abweichende Einrichtungen. Die Krone besitzt dort nur wenig Pachtämter. Die Kontributionen sind auf einem anderen Fuße geregelt. Geistlichkeit und Adel bezahlen hier im Verhältnis viel mehr als in irgendeiner anderen Provinz, und der Bauer weniger. Aus politischen Rücksichten ist der Bauer geschont worden, weil er die große Masse ausmacht, aber der Adel ist belastet, um sich bestimmte Magnaten vom Halse zu schaffen, die dem Hause Österreich anhingen. Sie haben ihre Güter in Schlesien denn auch größtenteils vertauft. Der Leinen- und Tuchhandel dieser schönen Provinz verdient Ermutigung durch die Herrscher. Die Leinwand bringt Schlesien fast ebensoviel ein wie Peru dem König von Spanien. Ich möchte der Nachwelt raten, nicht ohne triftige Gründe an die von mir in Schlesien getroffenen Einrichtungen zu rühren.

Eleve hat keinerlei Ähnlichkeit weder mit Schlesien noch mit der Kurmark, noch mit Ostpreußen. Die Bevölkerung ist sehr träge. Da das Holz dort selten wird, findet man schöne Kulturen. Fremde, die sich während meiner Regierung im Clevischen niederließen, haben gute Manufakturen eingeführt. Die Bauernhöfe liegen alle zerstreut und bilden nicht Dörfer wie hier und im Reich. Das Fürstentum Minden ähnelt den hiesigen Provinzen mehr. Die Gebräuche sind fast die gleichen. Die Leinenmanufakturen blühen, sind aber viel unbedeutender als in Schlesien. Die Herrschaft Emden ernährt sich allein von ihrem Vieh und bezieht viel Geld aus dem Ausland durch den Verkauf von Pferden, Kühen, Milch, Käse und Ziegeln, die nach dem ganzen Norden gehen.

Auf Grund eingehender Kenntnis aller dieser Gebiete ist für jede Provinz die Instruktion für den Präsidenten und für die Domänenkammer verfaßt. Alle nach den<128> gleichen Gesetzen regieren wollen, hieße die Provinzen mutwillig verderben. Daher möchte ich der Nachwelt raten, an den bestehenden Grundsätzen nichts zu ändern, ohne sie genau zu prüfen und die aus veränderten Maßnahmen sich ergebenden Nachteile zu bedenken. Jedoch ist es gut, die Instruktionen von Zeit zu Zeit zu revidieren und sie beim Wechsel der Konjunkturen zu erneuern, sei es, daß Mißwirtschaft unsere Nachbarn zugrunde richtet, sei es, daß durch Nachlässigkeit der Präsidenten die Industrie bei uns zurückgeht oder daß man irgendwelche neuen Einrichtungen plant. Die Instruktionen sind also der Zeit und den Umständen anzupassen, die Mittel zur Heilung der Schäden der betreffenden Provinz anzugeben oder die Wege vorzuschreiben, wie aus dem Verfall der Nachbarmächte Vorteil zu ziehen ist. Bei solchen Anlässen halte ich eine Änderung der Instruktionen für sehr nützlich. Aber man soll nicht an den Grundsätzen der Regierung rütteln, durch die wir Ordnung und Wohlstand aufrechterhalten.


121-2 Die Kriegs- und die unten genannte Domänenkasse unterstanden den Kriegs, und Domänenkammern. Diese, eine Schöpfung König Friedrich Wilhelms I., bildeten die oberste Verwaltungsbehörde der Provinz, wie das Generaldirettorium die Zentralbehörde der Monarchie.

121-3 Eine Grundsteuer, verbunden mit einer Kopf- und Gewerbesteuer, die von den Landbewohnern ohne Grundbesitz bezahlt wurde.

122-1 Sie war eine indirekte Steuer und wurde von den Städten bezahlt.

124-1 Johann Philipp Graumann wurde 1750 aus dem Braunschweigischen als Münzdirektor nach Berlin berufen. Der nach ihm benannte „Graumannsche Münzfuß“ bildete die Grundlage des neuen Münzsystems, das Preußen vom Auslande unabhängig machte, und den „ersten Schritt zur deutschen Münzeinheit, die 100 Jahre später errungen wurde“. Die Hoffnungen auf einen großen finanziellen Ertrag, die der König an die Reform des Münzwesens lnüpfte, erfüllten sich freilich nicht.