<30>Kehr' um zur Arbeit, die den Geist ernährt,
Das Herz erhebt und unser Streben ehrt!
Dem dumpfen Pöbel mag man es verzeihn,
Spannt er ins Joch der Leidenschaft sich ein;
Denn nie noch unterschied sein dumpfer Sinn
Der Venus Tochter von der Buhlerin,
Die zarte Lust von seinem dumpfen Drang,
Der doch der Stunden öde nie bezwang.

Folge dem Trieb, wie's Dich der Pöbel lehrt!
Doch hast Du recht der Weisheit Rat vernommen,
So folge ihr zum Heil! Vernunft verwehrt
Uns Menschen keine Freuden, die uns frommen!
Wisse, ich lehre Dich die wahre Lust,
Die würdig ist, zu glühn in Deiner Brust,
Die nicht die Seele schlaff, verächtlich macht,
Nein, helle Himmelsflammen drin entfacht,
Die jung und alt die gleichen Freuden spendet,
Gleich hell erstrahlt in Freud und Leid,
Die bleibend ist, wie auch das Glück sich wendet,
Ob Du im Strom der Welt, in Einsamkeit,
Gesund bist oder trank, in Stadt und Land,
Bei Tag und Nacht, am Hof oder verbannt: —
Dein Lebensglück schenkt sie Dir allezeit!

Die Götter, die Erbarmen mit uns haben
Und lindern wollen unsern Erdenkummer,
Verliehen uns zwei holde Himmelsgaben:
Hoffnung heißt eine und die andre Schlummer.
Der Weise nur ward reichlicher bedacht,
Und süßen Trost hat Pallas ihm gebracht:
Die Wissenschaft, die uns so hoch beglückt
Und stets mit neuen Reizen uns entzückt,
Je näher, desto schöner anzuschaun!
Die Glücklichen, die ihr sich anvertraun,
Verschmähen falsche Güter und bereichern
Den Geist mit dem allein, was sie uns schenkt.
Doch wähne nicht, daß sie sich an uns drängt!
Sie reicht die Schätze aus des Wissens Speichern
Nur Dem, der treu sie liebt und ihre Huld