<191>Mit höfischer Gebärde
Und mit Verneigung zur Erde
Der Sachsenherzog1 rief: „Sehr wahr, sehr richtig!
„Entführen wir denn Frankreichs Abgesandten!
„Welch Schimpf für Preußen! Unsre Räuberbanden,
„Für solchen Handstreich, denk' ich, sind sie tüchtig,
„Das liegt dem Pack schon besser als die Schlacht.
„Und ich, ob ich's schon halte mit Luthers Lehre,
„Bin gern dabei, wo Karl den Führer macht,
„Ich folg' ihm nach, und wenn's zur Hölle wäre;
„Auch alle meine Sachsen sich beteiligen.
„Versuchen wir's denn mal mit euren Heiligen!“

„Gotts Donner!“ schrie jetzt Waldeck zornentbrannt,
Sein Auge sprühte Blitze, und er kannt'
Schon keine Scheu und Ehrerbietung mehr.
„Wie eine Memme, Herzog, schwatzt Ihr daher!
„Bei Tisch, jawohl, seid Ihr ein grimmer Held;
„Doch da, wo seinen Mann ein jeder stellt,
„Vorm Preußen kriecht Ihr stets ins Mauseloch!
„Was ist's nur für ein Schreckbild, das sagt mir doch,
„Ihr Sachsen, he? Was für'n Gorgonenhaupt,
„Das flugs euch die Courage raubt?
„Wir sind das Gelächter der ganzen Welt:
„Seht doch, wird's heißen, die großen Führer im Feld,
„Seht doch, all jene Kriegerscharen,
„Die, das Blachfeld bedeckend, so zahlreich waren,
„Daß sie die Hölle mochten bezwingen,
„Ein Traumgesicht hat sie zu Narren gemacht,
„Ein Irrwischspuk um den Verstand gebracht:
„Sie wußten nichts mehr vom Niederringen
„Des streitbaren Gegners durch Waffengewalt,
„Wagten es nur noch mit Listen und Schlingen,
„Schwächlingskniffen und Hinterhalt!
„Und die Feiglingskünste, was frommten sie?
„Sie fingen einen dicken fränkischen Marquis!
„Das nenn ich eine Tat! O, ihr Gedächtnis


1 Der kursächsische Feldmarschall Herzog Johann Adolf von Sachsen-Weißenfels, der die Sachsen bei Hohenfriedberg geführt hatte. Die Anführung des Ritters von Sachsen (S. 187) beruht offenbar auf einem Versehen.