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Alle diese Gründe zusammen, scheint mir, müssen den Fürsten verpflichten, die Führung seiner Truppen selbst zu übernehmen und alle Not und Fährnis, der er sie aussetzt, mit ihnen zu teilen.

Nun wird man einwenden, nicht jeder ist ein geborener Soldat, und viele Fürsten haben weder das Talent noch die Erfahrung, die zur Führung einer Armee gehören. Das gebe ich freilich zu, und doch soll dieser Einwurf nicht allzusehr mich in Verlegenheit setzen. Gewiegte Generale gibt's jederzeit in einem Heere, da hat der Fürst nur deren Ratschläge zu befolgen. Der Krieg wird dann doch immer einen glücklicheren Verlauf nehmen, als wenn der Feldherr von einem Ministerrat bevormundet wird, der, fern der Armee, gar nicht imstande ist, die Kriegslage zu beurteilen, und der oftmals schon dem geschicktesten General jede Möglichkeit benommen hat, zu zeigen, was er kann.

Ein Satz Machiavells befremdet mich; bei ihm muß ich, ehe ich schließe, noch verweilen. Er schreibt: „Die Venezianer trauten dem Herzog von Carmagnola, der ihre Truppen befehligte, nicht; darum mußten sie ihn aus der Welt verschwinden lassen.“ Offen gestanden, das versiehe ich nicht; was heißt das: gezwungen sein, jemand aus dieser Welt verschwinden zu lassen? Er müßte dann meinen, durch Verrat, Gift, Meuchelmord, jedenfalls, ihn ums Leben bringen. So glaubt unser Doktor der höheren Verbrecherkunsi, er dürfe nur die Ausdrücke mildern, so bekämen die schwärzesten und belastendsten Untaten ein harmloses Ansehen.

Die Griechen sprachen in solchen Umschreibungen gern vom Tode, da sie ohne geheimes Grauen nicht alle Schrecken der Vernichtung ertragen konnten. Machiavell umschreibt das Verbrechen, da sein Herz sich gegen sein Denken auflehnt und dies gewissermaßen die fluchwürdige Gesinnung seiner Lehre nicht so ungar zu verdauen vermag.

Traurig genug, wenn man errötet, sich anderen in seiner wahren Gestalt zu zeigen, und der Selbstprüfung ängstlich aus dem Wege gehen muß!