<48> Erdkreis der Herrschaft dieser großartigen und stolzen Republik unterwarf, kein Heer von Fremdlingen. Dieser Satz Machiavells trifft demnach wohl zu für alle Völker von hinlänglichem Volksreichtum, um für ihre Verteidigung eine ausreichende Zahl von Streitern zu stellen. Auch ich bin überzeugt, wie der Verfasser, daß ein Reich mit Söldnern übel beraten isi, daß die Treue und Herzhaftigkeit von Landeskindern solchen weit überlegen ist. Vor allem aber ist's höchst bedenklich, die Untertanen in schlaffe Tatenlosigkeit, durch faule Üppigkeit in Unmännlichkeit versinken zu lassen, während zur selben Zeit die Nachbarn in Mühsal und Kampf sich zu Kriegern stählen.

Mehr als einmal hat man die Beobachtung gemacht, daß Staaten, die aus Bürgerkriegen hervorgingen, äußeren Feinden gegenüber eine außerordentliche Überlegenheit mitbrachten, denn im Bürgerkriege isi jeder mit der Waffenführung vertraut, da gilt keine Gunst, sondern nur was einer leistet; die Gewöhnung macht beim Menschen, der ein Gewohnheitstier isi, eben alles aus.

Indessen gibt es doch Fälle, die eine Ausnahme von jener Regel zu fordern scheinen. Bringen Königreiche oder sonstige Staaten nicht genügend Menschen hervor, wie ein Heer oder der Kriegsverbrauch verlangt, so bleibt notgedrungen nichts übrig als die Aushilfe durch Söldnertruppen; es gibt dann eben kein anderes Mittel, den Mangel auszugleichen.

In solchem Falle gibt's ja auch Auswege, den Schwierigkeiten zu begegnen und dem, was diese Art von Krlegsvolt auch für Machiavell zu wünschen übrig läßt, abzuhelfen: man braucht sie nur sorgfältig unter die Einheimischen zu mischen, so wird man jede bedrohliche Absonderung verhüten und sie gleichzeitig in die einheitliche Ordnung, Zucht und Treue eingewöhnen; hauptsächlich achte man darauf, daß die Fremden den Einheimischen an Zahl nicht über den Kopf wachsen.

Die Streitmacht eines Königs im Norden1 setzt sich aus solchen gemischten Truppen zusammen, und er sieht darum um nichts weniger machtvoll und ehrfurchtgebietend da. Die Mehrzahl der europäischen Truppen besieht in solcher Weise aus Landeskindern und Söldnern; die Leute, die das Land bebauen und die die Städte bewohnen, zahlen nur eine bestimmte Abgabe zum Unterhalt ihrer Verteidiger, sie selbst ziehen nicht mehr ins Feld. Die Soldateska besieht aus der Hefe des Volkes, aus Taugenichtsen, die die Müßigkeit der Arbeit vorziehen, aus Wüstlingen, die unter den Fahnen ein freies Leben und ungestraftes Treiben suchen, aus ungeratenen Söhnen, wilden Gesellen, die aus Lust an der Ungebundenheit Handgeld nehmen, und die, da sie einzig aus Leichtsinn dienen, zu ihrem Kriegsherrn ebensowenig ein innerliches Verhältnis haben wie Ausländer. Was waren gegen diese Truppen jene Römerkrieger, die den Erdkreis unterwarfen! All diese Fälle von Fahnenflucht, die heutzutage in jedem Heere an der Tagesordnung sind, waren den


1 Gemeint ist der König von Preußen.