<107> zu werden. Eher fände einer den Phönix, von dem die Poeten erzählen, oder das letzte Grundprinzip aller Dinge, nach dem die Metaphysik sucht, als den Menschen Platos. Es ist billig, daß die Völker sich am Ringen ihrer Fürsten nach Vollkommenheit genug sein lassen. Am weitesten in diesem Streben werden die Fürsten kommen, die sich vom Fürstenbilde Machiavells mehr denn die anderen entfernen. Es ist nur recht und billig, daß man ihre Mängel sich gefallen lasse, wenn sie von Vorzügen des Herzens und redlichem Wollen aufgewogen werden — immer in dem Bewußtsein, daß es Vollkommenes in der Welt überhaupt nicht gibt und Irttum und Schwachheit aller Menschen Erbteil sind. Am glücklichsten ist das Land, wo gegenseitige Nachficht zwischen Herrscher und Untertanen waltend, über die Gesellschaft jene Stimmung liebenswürdiger Milde ausgießt, ohne die das Dasein zur schweren Bürde wird und die Welt aus einem Schauplatz der Freude ein Tal der Bittemisse.