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26. Kapitel

Über verschiedene Arten diplomatischer Verhandlungen und gerechte Ursachen zum Kriege.

Wir sahen, mit welchen Mitteln trüglicher Darstellung Machiavell in diesem Werke versucht, uns etwas vorzumachen, uns Verbrechernaturen als große Persönlichkeiten aufzuschwatzen.

Ich habe mich meinerseits bemüht, ihn zu widerlegen und die Welt, in der einem so oft ganz irrige Vorstellungen von der Staatskunst der Fürsten begegnen, eines Besseren zu belehren. Da wies ich nach, daß es nur eine Fürsienweisheit gibt: sein Bestes zu tun und im Staate möglichst der Vollkommenste zu sein; daß des Fürsten eigenster Vorteil ein Leben nach Recht und Gerechtigkeit von ihm erfordere, damit ihm die peinliche Zwangslage erspart bleibe, an anderen verdammen zu müssen, was er sich selber als ein gutes Recht nachgesehen. Mit glanzvollen Großtaten, die doch nur der Sättigung der Ehr- und Ruhmsucht dienen, ist gar nichts getan; jede Leistung für das Glück der Menschheit, jede Leistung, die drohendem Verderben vorbeugt, sieht unendlich höher an Wert. Darin erkannte ich das einzige Mittel für einen Herrscher, seinen Namen und Ruf auf Felsengrund zu bauen und sich's redlich zu verdienen, daß sein Ruhm ungetrübt und unverdunkelt bis auf die fernste Nachwelt komme.

Nun will ich hier zwei Betrachtungen anschließen; die eine betrifft die Arten diplomatischer Verhandlung, die andere gilt der Frage: wie sieht wohl für einen Herrscher ein vollwichtiger Anlaß aus, um sich auf einen offenen Krieg einzulassen?

Gesandte, die von ihren Fürsten an fremden Höfen gehalten werden, sind privilegierte Spione zur Überwachung des Königs, bei dem sie wellen. Ihre Aufgabe ist, hinter dessen Absichten zu kommen, jeden seiner Schritte aufzuklären, all seinen Handlungen auf den Grund zu gehen, um den eigenen Herrn auf dem Laufenden zu halten und ihn, sobald sie etwas wittern, was dem Vorteil des Gebieters Antrag tun könnte, rechtzeitig zu benachrichtigen. Ein Hauptgegensiand ihrer Sendung ist die Pflege des freundschaftlichen Einvernehmens zwischen den Herrschern; freilich sind sie nur zu oft, statt Meister der Friedenskunst, Werkzeuge des Krieges. Sie wissen mit dem Köder der Bestechung die geheiligtesten Bande des Geheimnisses zu lösen; sie