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Die Generalprinzipien des Krieges und ihre Anwendung auf die Taktik und Disziplin der preußischen Truppen (1748)

Die von mir geführten Kriege haben mir Gelegenheit zu gründlichem Nach, denken über die Grundsätze der großen Kunst gegeben, die so viele Reiche emporgebracht oder zerstört hat. Die römische Disziplin besieht nur noch bei uns. Folgen wir auch darin dem Beispiel der Römer, daß wir den Krieg zum Gegenstand unsres Studiums und den Frieden zur steten Übung machen3-1.

Ich habe es also für nützlich gehalten. Euch meine Betrachtungen mitzuteilen. Euch, die nach mir den größten Anteil am Befehl haben und denen schon eine Andeutung meiner Gedanken genügen muß, Euch endlich, die in meiner Abwesenheit nach meinen Prinzipien zu handeln haben.

In diesem Werke habe ich meine eigenen Betrachtungen mit denen vereint, die ich in den Schriften der größten Feldherren fand, und ein Ganzes daraus gemacht, das ich auf die Ausbildung unsrer Truppen angewandt habe.

Ich schreibe nur für meine Offiziere. Ich rede nur von dem, was auf den preußischen Dienst anwendbar ist, und fasse keine andren Feinde ins Auge als unsre Nachbaren; denn beide Worte sind leider zum Wechselbegriff geworden. Ich hoffe, meine Generale werden durch die Lektüre dieses Werkes mehr als durch alles, was ich ihnen mündlich sagen könnte, überzeugt sein und erkennen, daß die Disziplin unsres Heeres die Grundlage für den Ruhm und die Erhaltung des Staates ist. Wenn sie sie<4> unter diesem Gesichtspunkt betrachten, werden sie eifriger denn je die Ordnung bei den Truppen in voller Kraft aufrechterhalten, damit man nicht von uns sagen kann, wir hätten die Werkzeuge unsres Ruhmes in unsten Händen stumpf werden lassen. Es ist schön, sich Ruhm erworben zu haben. Es sei aber auch fern von uns, in straft licher Sicherheit einzuschlafen. Vielmehr müssen wir von langer Hand die Mittel vorbereiten, zu deren Gebrauch uns Zeit und Umstände Gelegenheit geben werden. Ich setze bei allen nachfolgenden Betrachtungen meine Reglements für die Armee4-1 voraus, die gleichsam der Katechismus meiner Offiziere sind, und handle in dieser Schrift nur von dem, was den Heerführer angeht und was das Größte und Schwierigste an der Kriegskunst ist.

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1. Kapitel Vorzüge und Mängel der preußischen Truppen

Unsre Truppen erfordern von ihrem Führer unendlichen Fleiß. Bei steter Wahrung der Disziplin müssen sie mit größerer Sorgfalt unterhalten und besser ernährt werden als vielleicht alle übrigen Truppen Europas.

Unsre Regimenter bestehen zur Hälfte aus Landeskindern, zur Hälfte aus Söldnern. Die letzteren, die kein Band an den Staat fesselt, suchen bei jeder Gelegenheit wegzulaufen. Darum ist es sehr wichtig, die Desertion zu verhüten. Einige unsrer Generale meinen, ein Mann sei nur ein Mann und der Verlust eines Einzelnen sei ohne Einfluß auf das Ganze. Das mag für andre Armeen zutreffen, aber nicht für die preußische. Desertiert ein ungeschickter Kerl und wird er durch einen andern Tölpel ersetzt, so ist das einerlei. Geht aber der Truppe ein Soldat verloren, den man zwei Jahre gedrillt hat, um ihm die nötige körperliche Gewandtheit beizubringen, und wird er schlecht oder garnicht ersetzt, so hat das auf die Dauer schlimme Folgen. Hat man doch gesehen, wie durch die Nachlässigkeit der Offiziere im Kleinen ganze Regimenter zugrunde gerichtet worden sind. Ich selbst habe solche gesehen, die durch Desertion ganz erstaunlich zusammenschmolzen. Derartige Verluste schwächen die Armee; denn die Zahl macht stets viel aus. Haltet Ihr also nicht die Hand darauf, so verliert Ihr Eure besten Kräfte und seid nicht imstande, sie zu ersetzen. Es gibt zwar Menschen genug in meinem Staate, aber ich frage Euch, ob viele den Wuchs haben wie unsre Soldaten? Und wenn auch, sind sie dann gleich ausgebildet?

Es ist also eine wesentliche Pflicht jedes Generals, der eine Armee oder ein einzelnes Korps kommandiert, der Desertion vorzubeugen. Das geschieht dadurch:

1. daß man nicht zu nahe an großen Wäldern kampiert, wenn die Kriegslage nicht dazu zwingt;

2. daß man die Soldaten oft in ihren Zelten visitieren läßt;

3. daß man Husarenpatrouillen rings um das Lager streifen läßt; 4. daß man nachts Jäger ins Getreide stellt und abends die Kavallerieposten verdoppelt, damit ihre Kette um so dichter ist;

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5. daß man nicht duldet, daß die Leute auseinanderlaufen, sondern die Offiziere anhält, sie in Reih und Glied zum Stroh- und Wasserholen zu führen;

6. daß das Marodieren, die Quelle der größten Ausschreitungen, streng bestraft wird;

7. daß an Marschtagen die Wachen aus den Dörfern nicht eher zurückgezogen werden, als bis die Armee unter Gewehr sieht;

8. daß bei Nacht nur aus zwingenden Gründen marschiert wird;

9. daß den Leuten an Marschtagen streng verboten wird, Reih und Glied zu verlassen;

10. daß man neben der Infanterie Husarenpatrouillen herreiten läßt, wenn sie durch Wald marschiert;

11. daß man beim Marsche durch Defileen Offiziere an die Ein- und Ausgänge stellt, die die Truppen gleich wieder formieren6-1;

12. daß, wenn man zu Rückwärtsbewegungen genötigt ist, man dies den Truppen sorgfältig verbirgt und einen Vorwand dafür erfindet, den der Soldat gerne hört;

13. daß man stets dafür sorgt, daß es den Truppen an nichts fehlt, es sei Fleisch, Brot, Stroh, Branntwein usw.;

14. daß man nach den Ursachen forscht, wenn die Desertion bei einem Regiment oder einer Kompagnie einreißt, und feststellt, ob der Soldat seine Löhnung und alle ihm zustehenden Vergünstigungen regelmäßig bekommt, oder ob der Hauptmann eines Unterschleifes schuldig ist.

Nicht weniger Sorgfalt erfordert die Erhaltung der Disziplin. Man wird vielleicht sagen: dafür werden schon die Obersten sorgen! Aber das genügt nicht. Bei einer Armee muß alles bis zur Vollkommenheit getrieben werden, und man muß erkennen, daß alles, was geschieht, das Werk eines Einzigen ist. Der größte Teil einer Armee besieht aus nachlässigen Leuten. Sitzt der Heerführer ihnen nicht beständig auf den Hacken, so gerät die ganze kunstvolle und vollkommene Maschine sehr bald in Unordnung, und er verfügt nur noch in der Idee über eine wohldisziplimierte Armee. Man muß sich also daran gewöhnen, unaufhörlich zu arbeiten. Wer das tut, den wird die Erfahrung lehren, daß dies notwendig ist und daß alle Tage Mißbrauche abzustellen sind. Sie entgehen nur denen, die sich nicht die Mühe geben, darauf zu achten.

Diese beständige, mühsame Arbeit scheint zwar hart, aber ein Heerführer, der sie leistet, sieht sich dafür reichlich belohnt. Welche Erfolge kann er doch mit so beweglichen, tapferen, gut disziplinierten Truppen über den Feind erringen! Ein Heerführer, der bei andern Völkern für verwegen gälte, tut bei uns nur, was den Regeln entspricht. Er kann alles wagen und unternehmen, was Menschen zu vollbringen vermögen.

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Was läßt sich nicht mit so gut disziplinierten Truppen unternehmen! Die Ordnung ist der ganzen Armee zur Gewohnheit geworden. Die Pünktlichkeit ist bei Offizieren und Mannschaften so weit getrieben, daß jeder schon eine halbe Stunde vor der bestimmten Zeit fertig ist. Vom Offizier bis auf den letzten Gemeinen redet keiner, aber alle handeln, und der Befehl des Heerführers wird prompt befolgt. Versieht er also nur richtig zu kommandieren, so kann er der Ausführung seiner Befehle sicher sein. Unsre Truppen sind so behend und beweglich, daß sie im Handumdrehen sich in Schlachtordnung aufstellen. Bei der Schnelligkeit ihrer Bewegungen können sie fast niemals vom Feind überfallen werden. Wollt Ihr ein Feuergefecht führen: welche Truppen feuern so schnell wie die preußischen? Die Feinde sagen, man stände vor dem Rachen der Hölle, wenn man unsrer Infanterie gegenüberstände. Gilt es, nur mit dem Bajonett anzugreifen: welche Infanterie rückt besser als sie, mit festerem Schritt und ohne Schwanken dem Feinde zu Leibe? Wo findet man mehr Haltung in den größten Gefahren? Muß man schwenken, um dem Feind in die Flanke zu fallen, es ist im Augenblick geschehen und ohne die geringste Mühe zustande gebracht.

In einem Lande, wo der Militärstand der vornehmste ist, wo die Blüte des Adels in der Armee dient, wo alle Offiziere Leute von Stand und die Landeskinder, nämlich Söhne von Bürgern und Bauern, Soldaten sind, muß unter den Truppen auch Ehrgefühl herrschen. Und es herrscht in hohem Maße. Ich habe selbst gesehen, daß Offiziere lieber fallen als zurückweichen wollten. Offiziere wie Soldaten dulden unter sich keine Leute, die Schwachheit gezeigt haben, was man in andren Armeen gewiß nicht gerügt hätte. Ich habe schwer verwundete Offiziere und Soldaten gesehen, die Ihren Posten nicht verlassen noch sich zurückziehen wollten, um sich verbinden zu lassen.

Mit solchen Truppen könnte man die ganze Welt bezwingen, wären die Siege ihnen nicht ebenso verderblich wie ihren Feinden. Denn man kann mit ihnen alles untemehmen, wenn man nur Lebensmittel genug hat. Marschiert Ihr, so kommt Ihr den Feinden durch Schnelligkeit zuvor. Greift Ihr einen Wald an, so werft Ihr den Gegner hinaus. Stürmt Ihr gegen einen Berg an, so verjagt Ihr die Verteidiger von den Höhen. Laßt Ihr feuern, so richtet Ihr ein Blutbad an. Laßt Ihr die Kavallerie angreifen, so gibt es ein Gemetzel, bis der Feind vernichtet ist.

Da aber die Güte der Truppen allein nicht genügt und ein ungeschickter Heerführer all diese großen Vorzüge zunichte machen könnte, so will ich im folgenden von den Eigenschaften eines Feldherrn reden und die Regeln vorschreiben, die ich teils auf eigne Kosten lernte oder die große Feldherren uns hinterließen.

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2. Kapitel Feldzugspläne

Sobald man einen Krieg vorhat, werden Feldzugspläne entworfen. Da die Nachbarn eines Fürsten gewöhnlich seine Feinde sind, so wollen wir als solche die Russen, die Sachsen und vor allem die Österreicher ansehen. Politik und Kriegskunst müssen sich beim Entwerfen der Feldzugspläne die Hand reichen. Man muß die Stärke des Herrschers kennen, mit dem man Krieg führt, dessen Bundesgenossen und das Land, das den Schauplatz Eures Ruhmes oder Eurer Schande bilden wird. Was die Truppenzahl betrifft, so muß es Euch genügen, wenn Ihr 75 000 Mann gegen 100 000 ins Feld stellen könnt. Was die Bundesgenossen des Feindes angeht, so schont man entweder die Mächte, die er um Hilfe angeht, oder man erdrückt sie, bevor sie ihre Kräfte mit den andren vereinen können. Das Land, wohin man den Krieg tragen will, muß Euch so genau bekannt sein, wie einem Schachspieler das Schachbrett.

Im allgemeinen taugen alle Kriege nichts, bei denen wir uns zu weit von unsren Grenzen entfernen. Hat man doch alle Kriege, die andre Völker in dieser Weise geführt haben, unglücklich enden sehen8-1! Karls XII. Ruhm ging in den Einöden von Pultawa unter8-2. Kaiser Karl VI, vermochte sich in Spanien nicht zu behaupten8-3,<9> ebensowenig die Franzosen in Böhmen (1742). Alle Feldzugspläne, die auf weite Vorstöße angelegt sind, müssen also als schlecht verworfen werden.

Zur Verteidigung entwirft man andre Pläne als zum Angriff.

Ein Plan, der ausschließlich aufVerteidigung hinausläuft, taugt nichts. Er zwingt Euch zum Beziehen von festen Lagern; der Feind umgeht Euch, und da Ihr nicht zu kämpfen wagt, zieht Ihr Euch zurück. Der Feind umgeht Euch wieder, und beim Schluß der Rechnung findet sich, daß Ihr durch Euren Rückzug mehr Gelände einbüßt als durch eine verlorene Schlacht. Auch schmilzt Eure Armee durch Desertion mehr zusammen als durch den blutigsten Kampf. Eine so ausschließliche Defensive, wie ich sie hier meine, ist wertlos; denn bei ihr ist alles zu verlieren und nichts zu gewinnen. Einem solchen Verhalten ziehe ich also die Kühnheit eines Heerführers vor, der lieber zur rechten Zeit eine Schlacht wagt; dann hat er alles zu hoffen, und selbst im Unglücksfall bleibt ihm immer noch das Mittel der Defensive.

Ein offensiver Feldzugsplan erfordert genaue Prüfung der feindlichen Grenzen. Nach gründlicher Erwägung, wo man den Angriff beginnen will, bestimmt man entsprechend den Versammlungsort der Armee und sorgt endlich für die Lebensmittel.

Der größeren Klarheit halber will ich meine Prinzipien an Beispielen erläutern und Angriffspläne gegen Sachsen, Böhmen und Mähren entwerfen.

Gilt es, Sachsen anzugreifen, so muß man sich der Elbe bemächtigen. Für den Anfang des Unternehmens wäre Halle der bequemste Versammlungsort der Armee. Das Hauptdepot müßte in Halle sein, das Hauptmagazin in Magdeburg. Ein Feldherr, der sich nicht mit genug Lebensmitteln versieht, würde bald aufhören, ein Held zu sein, auch wenn er sonst größer als Cäsar wäre. Die Versorgung der Magazine muß man einem redlichen, verschwiegenen und geschickten Manne anvertrauen. Man versieht sich mit Mehl für ein ganzes Kriegsjahr, und die Armee selbst führt für drei bis vier Wochen Mehl mit sich. Ihr laßt eine Besatzung in Halle und achtet wohl darauf, daß der Feind Euer Magazin nicht durch Verräterei beschädigt. Hält der Feind stand, so müßt Ihr ihm eine Schlacht liefern, damit Ihr Eure Operationen weiter vortreiben könnt. Siegt Ihr, so schreitet Ihr zur Belagerung von Wittenberg. Damit macht Ihr Euch zum Herm der Elbe, die Euch Eure Lebensmittel zuführen soll, rückt an ihr entlang bis Dresden vor und bemächtigt Euch dieser Hauptstadt. Zugleich muß man sich folgende Fragen stellen: Setzt sich der Feind bei Meißen fest, wie kann ich ihn dann umgehen? Oder besetzt er die Kesselsdorfer Höhen, mit welchem Manöver kann ich ihn von da vertreiben? Ihr werdet dann auf den Gedanken kommen, entweder rechterhand zu marschieren und ihn zu umgehen, oder ein Detachement über die Elbe zu werfen und die Altstadt von Dresden anzugreifen. Dadurch kann der Gegner zum Rückzug gezwungen werden, oder man muß sich zum Angriff entschließen, wie der Fürst von Anhalt9-1.

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Habe ich Absichten auf Böhmen, so untersuche ich die ganze schlesische Grenze und finde dort vier Pässe, die wichtiger sind als die andren.

Der erste liegt nach der Lausitz zu, der zweite bei Schatzlar, der dritte bei Braunau, und der vierte führt aus der Grafschaft Glatz über Rückers und Reinerz stracks nach Königgrätz. Der bei Friedland, also der Lausitzer, taugt nichts; denn in der dortigen Gegend ist kein einziger haltbarer Platz in Schlesien, wo man Magazine errichten könnte. Auch führt dieser Paß nur in einen Winkel von Böhmen, und schließlich ist das Land dort gebirgig, zu Belästigungen geeignet und arm an Lebensmitteln. Der Paß bei Schatzlar hat fast die gleichen Nachteile, und wenn der Feind auf den Höhen hinter der Stadt lagert, so gibt es kein Mittel, ihn anzugreifen oder zu umgehen; denn die Straße nach Goldenöls ist ein schlimmer Engpaß und daher nur benutzbar, wenn kein Feind da ist. Da man ferner beim Heraustreten aus dieser Mördergrube noch am Silvawalde10-1 vorbei muß, so würde ich die Straße über Braunau von ziehen. Sie ist von allen, die von Schlesien nach Böhmen führen, die bequemste; denn Ihr habt Eure Magazine in Schweidnitz, d. h. in der Nähe, und wenn Ihr von dieser Seite in Böhmen eindringt, deckt Ihr zugleich ganz Niederschlesien, wogegen auf dem Wege von Glatz nach Böhmen nichts gedeckt wird. Außerdem ist die Straße über Braunau auch deshalb besser, weil bei allen Kriegen, die in Schlesien geführt werden, die Oder als Nährmutter der Armee zu betrachten ist. Die Oder stießt aber näher bei Schweidnitz als bei Glatz. Auch sind für unser Proviantfuhrwerk die Wege von Schweidnitz besser als die von Glatz. Da also der Weg über Braunau in jeder Hinsicht der zweckmäßigste ist, muß man ihn zum Angriffspunkt wählen.

Nachdem dies entschieden ist, errichte ich mein Magazin in Schweidnitz unter einer Bedeckung von 2 000 bis 3 000 Mann. Zugleich bestimme ich ein Korps von 7 000 Mann zur Deckung von Oberschlesien nach der Seite von Neustadt und ein andres von 3 000 Mann zur Deckung des oberen Oderlaufes zwischen Kosel und Brieg. Beide Korps sind unerläßlich. Sie decken die linke Flanke von Niederschießen gegen die Einfälle der Ungarn, die sonst bald Eure Proviantzüge hemmen und alle Maßregeln für die Verpflegung stören würden, die man im Rücken der Armee treffen muß. Beide Korps sind um so weniger gefährdet, als sich das eine nach Neiße, das andre nach Kosel oder Brieg zurückziehen kann.

Es ist schwer, die Art der Operationen in Böhmen zu bestimmen, ohne vorher festgestellt zu haben, worauf es abgesehen ist. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, daß Böhmen leicht zu erobern, aber schwer zu behaupten ist. Wer Böhmen unterwerfen will, wird sich allemal täuschen, so oft er den Krieg dorthin trägt10-2. Um es zu erobern, muß man Österreich von der Donau und von Mähren angreifen. Dann fällt dies große Königreich von selbst, und man hat nur Besatzungen hinzuschicken.

Führen wir allein Krieg gegen die Königin von Ungarn, so werden unsre Feld, züge defensiv sein unter der Maske und den äußeren Formen des Offensivkrieges.<11> Ich stütze meine Meinung auf folgendes: Böhmen hat weder verteidigungsfähige Städte noch schiffbare Flüsse. Wir müssen also alle unsre Zufuhren aus Schlesien kommen lassen. Eine Bergkette, die zu Belästigungen wie geschaffen ist, trennt beide Staaten. Man schlage also den Feind, nehme ihm Städte weg — mit alledem hat man noch nichts gewonnen; denn die Städte sind nicht zu halten. Ihr dürft Eure Magazine darin nicht gefährden, und dringt Ihr tiefer in Feindesland ein, so schneiden die Bergpässe Euch von Euren Lebensmitteln, der Feind Euch von Euren rückwärtigen Verbindungen ab, und Ihr lauft Gefahr, daß Eure Armee verhungert. Wie kann man den Winter in einem solchen Lande verbringen? Wie seine Quartiere sichern? Wie den Truppen Ruhe geben, damit sie sich von den Strapazen erholen? Man wird vielleicht sagen: Haben wir nicht den Winter von 1741 auf 1742 in Böhmen verbracht?11-1 Zugegeben! Aber wir waren nicht allein dort. Die Franzosen beschäftigten die Österreicher derart, daß diese nicht an uns denken konnten.

Alle diese Umstände müssen also den Heerführer bestimmen, sich nach seinen Mitteln zu richten und einen ausführbaren Plan einem glänzenden vorzuziehen. Bei dem ganzen Unternehmen wird aber nichts Großes herauskommen, wofern wir nicht ein bedeutendes Übergewicht über die Österreicher haben. Bei gleichen Kräften jedoch dürfte sich der Feldzug darauf beschränken, daß man auf Kosten des Feindes lebt, solange man kampiert. Währenddessen muß man die ganze schlesische Grenze rein ausfouragieren, um zu verhindern, daß der Feind dort viele Truppen hält, und am Ende des Feldzuges muß man durch die Grafschaft Glatz, wo die Rückzugsstraßen noch am leidlichsten sind, nach Schlesien zurückkehren. Der ganze Landstrich an der schlesischen Grenze, den Ihr im Sommer ausfouragiert habt, wird Euch die Winterruhe sichern.

Will man Mähren angreifen, so sind ganz andre Pläne zu fassen. Drei Straßen führen dorthin: erstens von Glatz über Littau nach Olmütz, zweitens von Troppau über Sternberg, und drittens über Hultschin und Prerau. Ich wähle die über Iägerndorf, Zuckmantel und Sternberg, da sie Neiße am nächsten liegt. Sind meine Streitkräfte den feindlichen gleich, so detachiere ich 7 000 bis 8 000 Mann gegen Braunau und Schatzlar, um von dorther Niederschlesien zu decken. Diese Truppen leben auf Kosten Böhmens. Tritt der Feind in zu großer Überzahl auf, so finden sie allemal nahe und sichere Zuflucht in Schweidnitz. Ein zweites, noch stärkeres Detachement unter Führung des geschicktesten Offiziers im ganzen Heere schicke ich nach der Jablunka zur Deckung meiner linken Flanke gegen die Ungarn und zur Sicherung meiner Zufuhr und der übrigen Maßregeln, die ich in Oberschlesien für die Verpflegung der gegen Mähren bestimmten Armee treffen muß. Da meine Armee von ihren Lebensmitteln abhängt und diese lediglich von dem an der Jablunka stehenden Korps gedeckt werden, so liegt der Erfolg meiner Pläne in den Händen des Generals, der jenes Korps befehligt.

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Nach diesem Plane muß mein Hauptmagazin in Neiße und mein Depot in Troppau sein, und zwar, weil Troppau sich zur Verteidigung einrichten läßt, Jägerndorf aber durchaus nicht. Auch kann Troppau eine ziemlich starke Besatzung fassen, Jägerndorf aber kaum ein Bataillon. In Troppau errichte ich also ein Depot für drei Monate, außer den Lebensmitteln für einen Monat, die ich bei der Armee mitführe. In Sternberg lasse ich Erdwerke aufwerfen und Palisaden errichten; denn es ist auf der ganzen Straße der einzige Ort, der meinen Proviantzügen eine Art von Schutz bieten kann. Sind alle diese Vorkehrungen getroffen, so marschiert meine Armee auf Olmütz, und ich nehme 12 Mörser und 24 Feldgeschütze zur Belagerung mit. Alle Überschwemmungen, die der Feind rings um die Festung machen kann, lassen sich ableiten. Außerdem ist das Bett der March nicht tief. Wird also der Feind aus der Nachbarschaft verjagt, so kann sich Olmütz höchstens acht bis zehn Tage nach Eröffnung der Laufgräben halten. Der Angriff findet von Littau her statt.

Ist Olmütz erobert, so werden die Laufgräben zugeschüttet und die Breschen ausgefüllt. Zugleich wird das Magazin von Troppau unter guter Bedeckung nach Olmütz geschafft und durch das Magazin von Neiße wiederaufgefrischt. Alsdann geht man gegen den Feind vor, der sich wahrscheinlich bei Pohrlitz oder Wischau gelagert und dort seine Verluste ersetzt, vielleicht auch Verstärkung erhalten hat. Ihn in den Stellungen, die er einnehmen kann, zu umgehen, ist schwer; denn man muß sich den Rücken nach Olmütz freihalten, um dieses zu decken. Daher muß man den Feind, um Terrain zu gewinnen, womöglich zu einer Schlacht zwingen. Dann wird er sich nach Brünn zurückziehen und dort den letzten Widerstand zu leisten versuchen. Allem Anschein nach wird er dann auf den Höhen hinter dem Spielberg lagern. Das ist der kritischste Punkt des ganzen Feldzuges. Solange sich der Feind in der Nachbarschaft aufhält, wäre die Belagerung von Brünn zu schwierig, und ihn zu vertreiben wäre auch schwel. Um aber dennoch zum Ziel zu gelangen, bietet sich folgendes Mittel. Man schickt starke Streifkorps nach Österreich, damitdas Angstgeschrei der Wiener den feindlichen Heerführer zwingt, ihnen zu Hilfe zu eilen. Räumt der Feind seine Stellung, so muß man ihm auf den Leib rücken, um ihn zu schlagen, und nach errungenem Siege die Belagerung von Brünn vornehmen. Dazu läßt man die Belagerungsartillerie und Lebensmittel für drei Wochen aus Olmütz kommen. Brunn hat wenig zu bedeuten. Die Stadt kann sich acht Tage nach Eröffnung des Laufgrabens halten und das Schloß höchstens zwölf Tage.

Ist Brünn genommen, so schiebt man sein Magazin von Olmütz dahin vor, verproviantiert die Stadt wieder und marschiert gegen Znaim und Nikolsburg. Dadurch zwingt man den Feind zum Rückzuge nach Österreich. Obgleich die Österreicher Mähren mit ihrer Armee räumen, werden sie doch ihre leichten Truppen dorthin schicken. Die Anhänglichkeit des Volkes und die Geländebeschaffenheit werden sie durchaus begünstigen. Diese leichten Truppen werden sich zu Eurer Rechten in den Bergen von Kloster Saar bis nach Trebitsch und Gurein und zu Eurer Linken bei<13> Hradschin13-1 und Napagedl einnisten. Um sie völlig aus ihren Schlupfwinkeln zu verscheuchen, muß man die Zeit der Winterquartiere abwarten, und da bei Euren guten Erfolgen anzunehmen ist, daß die ungarischen Truppen ihre Absicht auf Oberschlesien aufgegeben haben, so kann man einen Teil des Korps, das ihnen an der Jablunka entgegengestellt war, dann in Mähren verwenden.

Wenn ich auch einen Feldzugsplan mißbillige, der sich auf die reine Defensive beschränkt, so bin ich mir doch bewußt, daß man nicht immer einen völligen Offensivkrieg führen kann. Ich verlange nur, daß dem Heerführer in der Defensive nicht durch irgend welche Befehle die Hände gebunden werden, sondern daß die Defensive vielmehr eine List sei, die das Selbstgefühl der Feinde reizt und sie zu Fehlern verleitet, aus denen ein geschickter Feldherr seinen Vorteil ziehen kann.

In der Defensive besieht die größte Kunst des Heerführers darin, seinen Feind auszuhungern. Das ist ein Mittel, bei dem er nichts aufs Spiel setzt, aber alles gewinnen kann. Dazu ist erforderlich, daß man durch Klugheit und gewandtes Benehmen das Spiel des Zufalls soweit als möglich ausschaltet. Der Hunger besiegt einen Menschen weit sicherer als der Mut des Gegners. Da aber die Wegnahme eines Proviantzuges oder der Verlust eines Magazins den Krieg noch nicht gleich beendigt und nur Schlachten zur Entscheidung führen, so muß man zum Erreichen seines Ziels beide Mittel anwenden.

Ich begnüge mich damit, zwei Defensivpläne nach meinen Prinzipien zu entwerfen: einen für Niederschlesien, den andren für die Kurmark.

Ich nehme an, die Österreicher wollen Niederschlesien von Böhmen her angreifen, und trete ihren Absichten folgendermaßen entgegen:

Ich errichte mein Hauptmagazin in Schweidnitz und lege 5 Bataillone und 3 Hu-sarenschwadronen hinein. Außerdem errichte ich ein Depot im Schlosse von Liegnitz, um den Feind begleiten zu können, falls er auf dieser Seite eindringen sollte. Erfordern es die Umstände, so schicke ich auch ein Detachement nach Neiße. Vor allem aber lege ich eine Besatzung von 7 Bataillonen und 3 Husarenregimentern nach Glatz, damit dies Korps in Böhmen eindringen, dem Feinde seine Zufuhr abschneiden und ihm wohl gar, wenn es möglich ist, sein Magazin in Königgrätz wegnehmen oder zerstören kann. Dadurch ginge der ganze Feldzug für die Österreicher verloren, und wir wären leichten Kaufs von ihnen befreit. Ich lasse meine Armee bei Schönberg und Liebau lagern, wodurch ich die Straße von Schatzlar decke. Dann sieht dem Feinde nur noch der Weg über Braunau nach Schlesien frei. Ich lasse mein Lager sogar verschanzen, um allen Anschein der Furcht zu erwecken. Dringt der Feind nun über Braunau in Schlesien ein, so lasse ich ihn ruhig vorrücken und lagere mich dann unversehens in seinem Rücken, wozu die Armee allerdings für vierzehn Tage Brot<14> und Mehl haben muß. Dadurch zwinge ich den Feind zur Schlacht, und da ich in seinem Rücken siehe, hängt es ganz von mir ab, ein Schlachtfeld zu wählen, das mir die größten Vorteile bietet. Durch dies Manöver setze ich nichts aufs Spiel, sobald die Befestigung von Schweidnitz vollendet ist. Dem Feind hingegen, wenn er unter solchen Umständen geschlagen wird, sieht kein Weg zum Rückzug mehr offen. Am genommen aber, die Österreicher gingen nur tastend vor, so muß ich über eins ihrer Detachements oder über ihre Avantgarde herfallen und alle List gebrauchen, um sie dreist zu machen, dann aber aus ihrer Verwegenheit Nutzen ziehen14-1.

Weit schwieriger ist die Verteidigung der Kurmark, weil sie ein offenes Land ist und die an Sachsen grenzenden Wälder für Lager und Märsche gleich ungünstig sind. Doch glaube ich, daß man sich folgendermaßen benehmen müßte.

Berlin, eine offene Stadt, erfordert als Landeshauptstadt meine größte Aufmerksamkeit. Es liegt nur 12 Meilen von Wittenberg. Ich nehme an, die feindliche Armee versammelt sich dort. Dann könnte der Feind drei Pläne ausführen. Der eine wäre, an der Elbe entlang zu marschieren; das aber würde ihm wegen Magdeburg schwer fallen, denn einen solchen Platz kann man nicht hinter sich lassen. Zweitens könnte der Feind über die Oder und den neuen Kanal14-2 kommen. Dann aber ließe er sein ganzes Land offen, und man könnte ihn durch einen Vorstoß gegen Wittenberg gleich nach Sachsen zurückwerfen. Der dritte Plan wäre der, stracks auf Berlin loszumarschieren. Die beste Defensive besteht darin, in Sachsen einzufallen, wie wir es im Winter 1745 getan haben14-3. Sich hinter die Spree oder Havel zurückziehen, hieße das Land preisgeben. Lieber würde ich meine Armee bei Brandenburg versammeln, meine Lebensmittel nach Brandenburg und Spandau schaffen, alle Havelbrücken außer denen zu Brandenburg und Spandau zerstören und einige Eilmärsche machen, um die Sachsen in ihrem eigenen Lande anzugreifen, sie zu schlagen und sie selbst in die Defensive zu werfen. Man sage, was man will, aber es gibt keinen andren Entschluß.

Am schwierigsten sind die Feldzugspläne, bei denen man sich vieler starker und mächtiger Feinde zu erwehren hat. Dann muß man seine Zuflucht zur Politik nehmen und seine Feinde untereinander zu entzweien suchen oder den einen und andern durch Vorteile, die man ihm verschafft, von ihnen trennen. In militärischer Hinsicht muß man dann zur rechten Zeit zu verlieren wissen (wer alles verteidigen will, verteidigt nichts), muß eine Provinz dem Feinde opfern14-4 und derweil mit seiner ganzen Macht den andern zu Leibe gehen, sie zur Schlacht zwingen und alles aufbieten, um sie zu vernichten. Dann muß man Detachements gegen die übrigen senden. Solche<15> Kriege richten die Heere durch die Strapazen und Märsche, die man ihnen zumutet, zugrunde, und dauern sie lange, so nehmen sie zuletzt doch ein schlimmes Ende.

Überhaupt müssen alle Feldzugspläne sich nach den Zeitumständen und der Art und Anzahl der Feinde richten, mit denen man zu tun hat. Man soll den Feind nie am grünen Tisch verachten, vielmehr sich an seine Stelle versetzen und sich fragen, was man in seiner Lage tun würde. Je mehr Hindernisse man in seinen Plänen voraussieht, desto weniger wird man nachher bei der Ausführung finden. Kurz, man muß alles voraussehen, alle Schwierigkeiten erkennen und sie zu beseitigen wissen.

3. Kapitel Die Verpflegung und das Feld Kriegskommissariat15-1

„Wenn man eine Armee aufbauen will“, sagte ein großer Feldherr, „muß man mit dem Magen anfangen; denn er bildet die Grundlage 15-2.“

Ich teile diesen Gegenstand in zwei Abschnitte. Der erste handelt davon, wo und wie man Magazine anlegen soll, der zweite davon, wie man seine Magazine transponieren muß. Die erste Regel ist, daß Ihr Euer Hauptmagazin stets hinter Euch, und zwar in einer befestigten Stadt anlegt. In unsren schlesischen und böhmischen Feldzügen hatten wir unser großes Magazin zu Breslau, und zwar, weil die Oder uns die Ergänzung sehr bequem machte. Legt man sein Hauptmagazin vor der Armee an, so läuft man Gefahr, es beim ersten Fehlschlag zu verlieren, und dann ist man aller Mittel bar. Legt man die Magazine aber staffelförmig hintereinander an, so führt man den Krieg mit Vernunft, und ein kleines Unglück kann nicht Euren gänzlichen Untergang nach sich ziehen. Die Magazine in der Kurmark müssen in Spandau und Magdeburg sein. Das Magdeburger dient wegen der Elbe bei einem Offensivkrieg gegen Sachsen, wie das Schweidnitzer bei einem Offensivkrieg gegen Böhmen.

In der Wahl der Kommissariatsbeamten muß man sehr vorsichtig sein. Denn sind es Betrüger, so verliert der Staat zu viel dabei. Darum muß man sie durch ehrliche Leute beaufsichtigen lassen.

Die Magazine werden auf zweierlei Art errichtet. Entweder läßt man vom Adel und von den Bauern Getreide zum Magazin liefern und schreibt es ihnen von der Kontribution15-3, und zwar nach der Kammertaxe ab, oder, wenn das Land selbst nicht<16> genug Vorrat an Getreide hat, schließt man Kontrakte mit Lieferanten. Der Kriegskommissar muß seine Kontrakte selbst machen und unterschreiben. Wir haben auch eigens gebaute Schiffe, um Mehl und Hafer auf den Kanälen und Flüssen zu befördern. Zu den Lieferanten muß man nur im äußersten Notfall seine Zuflucht nehmen. Es sind Wucherer, die den Preis aufschlagen und die Ware viel zu teuer verkaufen. Ferner muß man seine Magazine im voraus und beizeiten anlegen, damit alles vorrätig ist, wenn die Armee ihre Quartiere verläßt und ins Feld rückt. Mattet man zu lange damit, so verhindert entweder der Frost den Transport zu Wasser, oder die Wege werden so grundlos, daß man die nötigen Vorräte nur mit großen Schwierigkeiten zusammenbringen kann, oder die feindlichen Streifkorps durchkreuzen alle getroffenen Maßnahmen.

Außer den Brotwagen, die den Regimentern das Brot für fünf Tage nachfahren, hat das Kommissariat seine eigenen Proviantwagen. Dies Fuhrwerk zusammengenommen kann der Armee für einen Monat Proviant zuführen. Indes muß man, wo es möglich ist, die Flüsse benutzen; sie allein können eine Armee reichlich versorgen. Die Proviantwagen müssen mit Pferden bespannt sein. Wir haben einmal Ochsen benutzt, sind damit aber schlecht gefahren. Die Stallmeister, die bei den Proviant, wagen und dem Artilleriefuhrwerk sind, müssen die Pferde gut pstegen, und der Heer, sichrer muß streng darauf sehen; denn durch den Abgang der Pferde verringert sich die Zahl der Prooiantwagen und mithin auch die Zufuhr der Armee. Außerdem, wenn diese Pferde nicht gut verpflegt werden, halten sie die Anstrengungen nicht aus. Ihr verliert bei schweren Märschen Eure Pferde, Eure Prooiantwagen und Euer Mehl. Kommen solche Verluste öfter vor, so haben sie üble Folgen, die selbst die großen Kriegspläne beeinträchtigen. Daher muß der Heerführer besondere Aufmerksamkeit auf diese für ihn so wichtigen Einzelheiten lichten. Im Kriege gegen Sachsen haben wir die Elbe für uns, und zur Verteidigung Schlesiens die Oder. In Ostpreußen müßte man das Meer benutzen; in Böhmen und Mähren ist man allein auf die Prooiantwagen angewiesen.

Bisweilen errichtet man drei bis vier Lebensmitteldepots in einer Linie. So machten wir es 1742 in Böhmen. Wir hatten Magazine in Pardubitz, Nimburg, Podiebrad und Brandeis, damit wir dem Feinde zur Seite bleiben und ihm nach Prag folgen konnten, falls er seinen Marsch dorthin richtete. Beim letzten Feldzug in Böhmen (1745) lieferte Breslau den Proviant nach Schweidnitz und Schweidnitz nach Iaromircz, und von Iaromircz aus wurde die Armee versorgt. Außer den Proviantwagen führte die Armee eiserne Backöfen mit sich. Da sie nicht ausreichten, so habe ich sie vermehren lassen. An allen Ruhetagen muß Brot im voraus gebacken wer, den, und bei allen Unternehmungen muß man für zehn Tage Brot und Zwieback mitfühlen. Der Zwieback ist sehr nützlich, aber unsre Soldaten essen ihn nur in Suppen und wissen nichts damit anzufangen. Marschiert man in Feindesland, so bringt man seinen Mehlvorrat in einer der Armee benachbarten Stadt unter, in die <17>man eine Besatzung legt. Im Jahre 1745 hatten wir unfern Mehlvorrat in Böhmen, erst in Neustadt und nachher in Iaromircz, gegen Ende des Feldzuges aber in Trautenau. Wären wir weiter vorgerückt, so hätten wir nirgends ein sicheres Depot anlegen können als in Pardubitz. Ich habe für jede Kompagnie Handmühlen machen lassen, was von großem Nutzen sein wird. Getreide findet man überall. Mit Hilfe dieser Mühlen kann man es von den Soldaten mahlen lassen, die das Mehl an das Feld-Kriegskommissariat abliefern und dagegen gebackenes Brot aus dem Magazin erhalten. Mischt man dies Mehl zu gleichen Teilen mit dem Proviantmehl, so schont man die Magazine und kann sich länger in demselben Lager halten, als sonst. Auch erspart man sich dadurch viele Transporte.

Da ich bei den Transporten bin, will ich hier alles anschließen, was diesen Gegenstand betrifft. Die Stärke der Bedeckungen richtet sich nach dem Feinde, den man zu befürchten hat, und nach der Anzahl der zu bedeckenden Wagen. In die Städte, die der Proviantzug passiert, legt man Infanterie, um ihm Stützpunkte zu geben. Man schickt auch wohl öfters große Detachements zur Deckung der Proviantzüge ab, wie wir es in Böhmen getan haben. In schwierigen Gegenden deckt man die Proviantzüge am sichersten durch Infanterie, der wir nur wenige Husaren beigeben, um zu rekognoszieren und die Infanterie zu benachrichtigen, wo der Feind sich versteckt hält. Auch in der Ebene habe ich lieber Infanterie als Kavallerie zur Bedeckung genommen und bin dabei allemal gut gefahren. Wegen der übrigen Details solcher Bedeckungen berufe ich mich auf mein Reglement17-1 und setze nur noch hinzu, daß der Heerführer nie Vorsicht genug anwenden kann, um seine Proviantzüge zu sichern17-2.

4. Kapitel Marketender, Bier und Branntwein

Hat man einen Feldzug vor, so muß das Kommissariat an der Grenze genug Bier brauen und Branntwein brennen lassen, damit die Armee wenigstens für die erste Zeit gut versorgt ist. Sobald sie in Feindesland ist, bemächtigt man sich sofort aller Brauereien und Branntweinbrennereien in der Nähe des Lagers und läßt hauptsächlich Branntwein brennen, damit die Soldaten, die ihn nicht entbehren können,<18> keinen Mangel daran leiden. Was die Marketender betrifft, so muß man sie beschützen, besonders in Feindesland. Wenn die Bauern geflüchtet sind und ihre Häuser leer stehen, sodaß man aus der Provinz, in der man sieht, keine Lebensmittel beziehen kann, ist man zu schonungslosem Vorgehen berechtigt. Man schickt also Marketender und Soldatenweiber zum Fouragieren aus, um Feldfrüchte und Vieh einzuholen. Ferner muß man darauf sehen, daß bei der Armee ein billiger Preis für die Lebensmittel gemacht wird, sodaß der Soldat nicht übervorteilt wird, aber auch der Marketender bestehen kann. Ich setze hinzu, daß unste Soldaten im Felde täglich zwei Pfund Brot und wöchentlich zwei Pfund Fleisch umsonst bekommen. Zu dem Zweck läßt man bei den Proviantzügen, die unter Bedeckung zur Armee kommen, einige Rinderherden miltreiben. Diese Vergünstigung gebührt den armen Soldaten, besonders in Böhmen, wo man den Krieg nicht viel anders als in einer Wüste führt.

5. Kapitel Trockne und grüne Fourage

Die trockne Fourage wird in Magazinen gesammelt. Sie besteht aus Heu, Häcksel, Hafer, Gerste usw. Der Hafer darf nicht dumpfig oder hitzig sein, sonst bekommen die Pferde die Druse und werden gleich zu Beginn des Feldzuges dienstunfähig. Der Häcksel treibt den Pferden den Leib auf, ohne sie zu nähren, und man füttert ihn nur, weil es so Brauch ist. Das Aufspeichern der trocknen Fourage in Magazinen geschieht, um dem Feinde in der Eröffnung des Feldzuges zuvorzukommen, oder wenn man einen Winterfeldzug vorhat. Indes ist eine Armee gleichsam an ihre Magazine gekettet, solange sie nichts andres als trockne Fourage hat. Denn der Fouragetransport macht große Umstände wegen des zahllosen Fuhrwerks, das dazu nötig ist. Oft kann eine ganze Provinz nicht so viele Pferde und Wagen aufbringen, als erforderlich sind. Überhaupt, wenn man keine großen Flüsse zum Transport der trocknen Fourage benutzen kann, helfen auch die Magazine bei einem offensiven Feldzuge nichts. Im schlesischen Feldzug von 1741 habe ich meine ganze Kavallerie mit trockner Fourage unterhalten. Wir marschierten aber nur von Strehlen nach Schweidnitz, wo ein Magazin war, und von Schweidnitz nach Grottkau, wo wir in der Nähe von Brieg und der Oder waren.

Hat man einen Winterfeldzug vor, so läßt man für fünf Tage Heu flechten, das die Kavallerie auf ihren Pferden transportieren muß. Will man in Böhmen oder Mähren Krieg führen, so muß man warten, bis das Gras heraus ist, oder die ganze Kavallerie geht zugrunde.

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Grüne Fourage und Getreide nimmt man vom Felde. Ist die Ernte vorbei, so werden die Dörfer ausfouragiert.

Rückt man in ein Lager, wo man eine Zeitlang zu bleiben beabsichtigt, so läßt man die Fourage rekognoszieren und verteilt sie, nachdem man zuvor ausgerechnet hat, wieviel Tage sie reichen kann. Die großen Fouragierungen geschehen stets unter Bedeckung von Kavallerie- und Infanterieabteilungen, deren Zahl sich nach der Nähe des Feindes und danach richtet, was man von ihm zu befürchten hat. Fouragiert wird entweder von der ganzen Armee oder fiügelweise. Die Fourageure versammeln sich an der Seite des Weges, den sie einschlagen sollen, oder auf einem Flügel, oder vor der Front, oder hinter der Armee. Die Husaren reiten voraus. Ist die Gegend eben, so folgt die Kavallerie. Bei Defileen marschiert Infanterie voraus. Ein Viertel der Fourageure folgt der Avantgarde; dann kommt die Bedeckung, die stets aus Infanterie und Kavallerie gemischt sein muß, dann wieder Fourageure, die Bedeckung und immer so weiter bis zum Schluß, den die Arrieregarde macht, dahinter ein Trupp Husaren.

NB. Die Infanterie nimmt bei allen Bedeckungen ihre Bataillonsgeschütze mit, und die Fourageure müssen stets mit Karabiner und Degen bewaffnet sein.

Kommt man an den Ort, wo fouragiert werden soll, so wird eine Postenkette gebildet. Die Bataillone werden in denDörfern hinter Zäune oderHohlwege gelegt und mit Kavallerieschwadronen gemischt. Ferner behält man eine Reserve zurück, die man ins Zentrum stellt, um sie nach der Seite zu werfen, wo der Feind einen Durchbruchversuch machen sollte. Die Husaren plänkeln mit dem Feinde, um ihn zu beschäftigen und ihn von der Fouragierung fortzulocken. Sind alle Maßregeln getroffen, so verteilt man das Feld abteilungsweise unter die Fourageure und verbietet ihnen, aus der Postenkette zu gehen. Der General, der die Fouragierung leitet, muß darauf achten, daß die Bunde groß und gut gemacht werden. Sind die Pferde beladen, so werden die Fourageure truppweise mit kleinen Bedeckungen ins Lager zurückgeschickt. Wenn alles weg ist, versammelt sich das Gros und bildet mit den Husaren die Nachhut.

In den Dörfern wird fast ebenso fouragiert, nur mit dem Unterschied, daß die Infanterie sich rings um das Dorf aufstellt, die Kavallerie aber seitwärts und dahinter, auf einem Gelände, wo sie fechten kann19-1. In bergigen Gegenden ist das Fouragieren schwierig; in solchen Fällen muß die Bedeckung fast ganz aus Infanterie und Husaren bestehen.

Will man in einem Lager in der Nähe des Feindes stehen bleiben, so nimmt man dem Feinde zunächst die Fourage zwischen beiden Lagern weg. Alsdann fouragiert man auf eine Meile rund um das Lager herum, und zwar nimmt man die am<20> weitesten entlegene Fourage zuerst und spart sich die Nächstliegende bis zuletzt auf. Bezieht man aber nur ein Lager auf dem Marsch oder zu kurzem Verweilen, so fouragiert man im Lager und in der Nachbarschaft20-1.

6. Kapitel Geländekenntnis

Es gibt zwei Arten, ein Land kennen zu lernen. Die erste, mit der man anfangen muß, ist, daß man die Landkarte der Provinz, in der man Krieg führen muß, genau studiert. Man merkt sich die Namen der großen Städte und der Flüsse und prägt sich die Gebirge ein. Nachdem man sich so einen allgemeinen Begriff vom ganzen Lande gemacht hat, muß man zur Kenntnis der einzelnen Gegenden schreiten. Da muß man wissen, wie die großen Straßen laufen, wie die Städte liegen, ob sie sich in verteidigungsfähigen Zustand setzen lassen oder nicht, von welcher Seite man sie angreifen kann, falls der Feind sich ihrer bemächtigt hat, und welche Besatzung zu ihrer Verteidigung nötig ist.

Man muß die Pläne der festen Plätze haben und deren Stärke und Schwäche daraus erlernen. Man muß den Lauf der Ströme und ihre verschiedene Tiefe kennen, wie weit sie schiffbar sind, wo sich Furten befinden, welche Flüsse im Frühjahr unbefahrbar und im Sommer ausgetrocknet sind. Diese Kenntnisse müssen sich bis auf die größten Moräste der Provinz erstrecken. Auf dem platten Lande muß man die fruchtbaren Gegenden von den unfruchtbaren unterscheiden und sich überlegen, welche Märsche der Feind machen kann, oder wie man selbst marschieren muß, um von einer großen Stadt zur andren oder von einem Fluß zum andren zu kommen. Auch muß man sich die besten Lager an jenen Straßen merken und aufzeichnen. Ebene Länder lernt man rasch kennen. Sie liegen wie eine ausgebreitete Landkarte vor einem. Dagegen sind waldige und bergige Länder schwer kennen zu lernen, weil die Aussicht stets beschränkt ist. Um sich aber diese wichtige Kenntnis doch zu erwerben, reitet man mit der Karte in der Hand auf die Berge und nimmt die Schulzen der benachbarten Dörfer, oder Jäger, Hirten und auch Schlächter mit sich. Trifft man einen Berg an, der die andern überragt, so muß man ihn besteigen, um sich einen Begriff von dem Landstrich zu machen, den man von dort übersehen kann. Man muß sich nach<21> allen Wegen erkundigen, sowohl um zu wissen, in wieviel Kolonnen man marschieren kann, wie auch, um im voraus Pläne zu machen, auf welchem Wege sich das feindliche Lager umgehen ließe, wenn es sich an der und der Stelle befände, oder wie man ihm in die Flanke kommen könnte, wenn es wo anders läge. Insbesondere muß man sorgfältig die Stellen auskundschaften, wo man defensive Lager beziehen könnte, falls das nötig wird, ferner Schlachtfelder und Orter, die der Feind besetzen könnte.

Vor allem aber muß man sich die wichtigsten Stellungen, die Schluchten gewisser Defileen und die günstigsten Positionen jener Gegenden einprägen und zugleich über alle Kriegsoperationen nachdenken, die dort stattfinden könnten, damit sich diese Vorstellungen so deutlich im Geiste ordnen, daß man nie in Verlegenheit kommt, wenn der Krieg sich dorthin zieht. Solche Betrachtungen müssen gründlich angestellt und wohl verarbeitet weiden, und man muß sich die nötige Zeit nehmen, die ein so wichtiger Gegenstand beansprucht. Hat man das erstemal nicht alles gut gesehen, so muß man zum zweitenmal hingehen und alles von neuem betrachten und prüfen.

Ich füge noch eine allgemeine Regel hinzu. Alle Lager, die man aussucht, mögen sie defensiv oder offensiv sein, müssen Holz und Wasser in der Nachbarschaft haben, und wenn auch die Front des Lagers stark ist, muß der Rücken doch offen bleiben, damit man leicht hinauskann.

Ist es erforderlich, die Kenntnis eines Nachbarlandes zu erwerben, wo man mit Anstand nichtderart reisen kann, so muß man geschickte Offiziere hinsenden, unter verschiedenen Vorwänden oder auch, wenn nötig, in Verkleidung. Man gibt ihnen an, worauf sie ihr Augenmerk richten sollen, und verzeichnet auf der Karte die Orte und Lager, über die sie Meldung abstatten. Kann man aber mit seinen eignen Augen sehen, soll man es stets tun.

7. Kapitel Das Augenmaß

Der sogenannte Feldherrnblick besteht in zweierlei. Das erste ist das Talent, auf der Stelle zu beurteilen, wieviel Truppen ein Gelände fassen kann. Das lernt sich nur durch Übung. Hat man selbst ein paar Lager abgesteckt, so bildet sich das Auge derart, daß man sich in den Maßen nur ganz wenig täuscht. Das andre weit höhere Talent besieht darin, beim ersten Blick alle Vorteile zu erkennen, die ein Gelände bieten kann. Dies Talent läßt sich erwerben und vervollkommnen, wofern man mit einer glücklichen Anlage zum Kriegführen geboren ist. Die Grundlage für diese Art Blick bildet unstreitig die Befestigungskunst. Für sie bestehen Regeln, die man auf die Stellung der Armeen anwendet. Daher wird ein geschickter Heerführer die ge<22>ringste Anhöhe, einen Hohlweg, einen Graben, einen Morast benutzen. Da nun auf einer Quadratmeile vielleicht zweihundert Stellungen möglich sind, wird sein Blick die beste sofort erfassen. Ein geschickter Heerführer wird die geringste Anhöhe zum Erkunden des Geländes und zur Wahl seiner Stellung benutzen. Ebenso wird er nach den Regeln der Befestigungskunst den schwachen Punkt der feindlichen Aufstellung wahrnehmen22-1.

Die Regeln der Befestigungskunst lehren uns, daß man sorgfältig die Höhen besetzt und solche auswählt, die nicht von andren Höhen beherrscht werden, daß man die Flügel anlehnt, um seine Flanken zu decken, daß man Stellungen einnimmt, die sich verteidigen lassen, aber keine, die ein Ehrenmann nicht behaupten kann, ohne seinen Ruf aufs Spiel zu setzen. Nach derselben Regel beurteilt man auch die schwachen Punkte des Feindes, mag die Schuld nun an dem ungünstigen Gelände oder an der verkehrten Aufstellung der Truppen oder an der Schwäche der Verteidigungseinrichtungen liegen.

Das führt mich zu dem Thema, wie man seine Truppen aufstellen muß, um das Gelände gut auszunutzen.

8. Kapitel Aufstellung der Truppen

Kenntnis und Wahl des Geländes sind wesentlich, aber man muß auch Vorteil daraus zu ziehen wissen, indem man den Truppen die richtigen Stellungen anweist. Unsre Kavallerie, die für herzhaftes Vorgehen geschult ist, muß Ebenen haben. Unsre Infanterie sieht an allen Orten gleich gut. Sie hat zur Verteidigung die Schußwaffe und zum Angriff das Bajonett. Da man aber bei Lagern, die in der Nähe des Feindes sind, auf seiner Hut sein muß und es bei so nahem Gegenüberstehen jeden Augenblick zum Gefecht kommen kann, sorgt man zunächst für seine Verteidigung.

Die meisten heutigen Schlachtordnungen sind fehlerhaft, weil man stets ein und dasselbe Schema befolgt, ohne sich dabei nach dem Gelände zu richten. Daraus entsieht eine falsche und schlechte Anwendung. Jede Waffe muß an den für sie passenden Fleck gestellt werden. Die Ebene wählt man für die Kavallerie. Das ist aber noch nicht genug; denn ist die Ebene nicht größer als 1 000 Schritte und von einem Gehölz begrenzt, so muß man voraussetzen, daß der Feind Infanterie in das Gehölz legt, um seine Kavallerie unter ihrem Feuer sammeln zu können. In diesem Falle<23> muß man seine Disposition ändern und an seinen äußersten Flügel Infanterie stellen, damit sie die eigene Kavallerie schützen kann. Bisweilen stellt man seine gesamte Kavallerie auf einen Flügel, bisweilen ins zweite Treffen. In andern Fällen sichert man seine beiden Flügel durch eine bis zwei Infanteriebrigaden. Die besten Stellungen für die Infanterie sind Anhöhen, Kirchhöfe, Hohlwege und Gräben. Stellt man seine Truppen derart auf, so braucht man nie einen feindlichen Angriff zu f´ürchten. Stellt man aber seine Kavallerie hinter einen Sumpf, so kann man nichts von ihr erwarten. Stellt man sie nahe an ein Gehölz, so kann der Feind Truppen hineinwerfen, sie von dort aus beschießen und in Verwirrung bringen, ohne daß sie sich wehren kann. Ebenso geht es, wenn Ihr Infanterie in der Ebene bloßstellt, ohne ihre Flanken zu sichern. Dann wird der Feind Euren Fehler benutzen und sie von der Seite angreifen, auf der sie sich nicht wehren kann. Man muß sich also stets nach dem Gelände lichten, wo man sich befindet.

In bergigem Gelände und bei festen Stellungen würde ich meine Kavallerie ins zweite Treffen nehmen und sie im ersten Treffen nur da gebrauchen, wo sie fechten kann; es wäre denn, daß man einige Schwadronen bereithält, um der feindlichen Infanterie in die Flanke zu fallen, falls sie einen Angriff wagt.

Ich füge noch als allgemeine Regel hinzu, daß bei allen Armeen, die gut geführt werden, in der Ebene eine Kavalleriereserve, aber in schwierigen Gegenden eine Reserve aus Infanterie mit einigen Dragonern oder Husaren gebildet werden muß23-1.

9. Kapitel Verschiedene Lager23-2

Der Heerführer muß sich sein Lager selbst wählen; denn von der Wahl des Ortes hängt der Erfolg seiner Unternehmungen ab. Das Lager wird bisweilen sein Schlachtfeld, und da in diesem Teile der Kriegskunst viel zu bedenken ist, so werde ich ziemlich ins Detail gehen müssen. In bezug darauf, wie die Truppen kampieren<24> müssen, berufe ich mich auf mein Reglement24-1 und rede hier nur von den großen Gesichtspunkten und von dem, was den Heerführer selbst betrifft.

Alle Lager, die man bezieht, dienen im großen und ganzen entweder zur Defensive oder zur Offensive.

I. Versammlungslager

Die Lager, in denen eine Armee sich zusammenzieht, gehören zur ersten Art. Bei ihnen richtet man sein Augenmerk nur auf die Bequemlichkeit der Truppen. Sie kampieren korpsweise, nicht weit von den Magazinen, doch so, daß die Armee sich in kurzer Zeit in Schlachtordnung aufstellen kann. Da solche Lager vom Feind entfernt sind, so hat man nichts zu befürchten. Der König von England lagerte sich in dieser Weise sehr unvorsichtig den Franzosen gegenüber am Mainufer und wäre bei Dettingen fast geschlagen worden24-2. Als Haupttegel bei der Wahl aller Lagerplätze gilt, daß die Truppen Holz und Waffer in der Nähe haben müssen. Die Preußen verschanzen sich in ihrem Lager, wie einst die Römer, sowohl zum Schutz gegen etwaige nächtliche Angriffe der leichten Truppen, die der Feind in großer Zahl hält, als auch, um die Desertion zu verhindern. Denn ich habe stets gefunden, daß wir weniger Deserteure hatten, wenn wir unser Lager mit einer zusammenhängenden Befestigung umgaben, als wenn wir diese Vorsichtsmaßregel unterließen.

II. Standlager

Stand oder Ruhelager bezieht man entweder, um zu warten, bis das Gras zum Schnitt heran ist oder bis die Absichten des Feindes deutlich hervortreten, um danach seine Maßregeln zu treffen. Da man in solchen Lagern nur Ruhe sucht, wählt man sie so, daß sie entweder durch einen Fluß oder durch einen Morast gedeckt sind, kurz, daß ihre Front unzugänglich ist. Solcherart war das Lager von Strehlen24-3. Sind die vor dem Lager fließenden Bäche zu klein, so staut man sie auf, um durch Überschwemmungen seinen Zweck zu erreichen.

Der Heerführer darf in solch einem Lager, wo er vom Feinde wenig zu besorgen hat, keineswegs müßig sein, sondern er wird sein ganzes Augenmerk auf seine Armee richten. Die Ruhe erlaubt ihm, die Zügel der Mannszucht straff anzuziehen und auf strenge Handhabung des Dienstes zu halten, wie es in meinem Reglement vorgeschrieben ist. Er muß darauf sehen, ob die Offiziere auf den Wachen aufpassen, ob sie alles wissen, was sie auf ihrem Posten zu tun haben, ob alle Kavallerie- und Infanteriewachen nach den von mir gegebenen Regeln ausgesetzt sind. Die Infanterie<25> muß wöchentlich dreimal exerzieren, die Rekruten täglich. Zuweilen müssen ganze Korps zusammen manövrieren. Auch die Kavallerie muß exerzieren, wenn sie nicht auf Fouragierung ist. Der Heerführer muß darauf halten, daß die jungen Pferde und die neuen Reiter gut dressiert werden. Er muß die Kriegsstärke eines jeden Korps prüfen, die Pferde mustern, die Offiziere belobigen, die für ihre Pferde gut gesorgt haben, und die streng tadeln, die sie vernachlässigt haben. Denn man muß nicht glauben, eine große Armee käme von selber in Zug. Überall sind nachlässige und faule Leute in großer Zahl darunter. Es ist Sache des Heerführers, sie beständig anzutreiben und zu ihrer Pflicht anzuhalten.

Dergestalt sind die Standlager, wenn sie in der angegebenen Weise benutzt werden, von unendlichem Nutzen, und die Ordnung und Gleichmäßigkeit im Dienste, die man in ihnen erneuert, hält für den ganzen Feldzug vor.

III. Lager zum Fouragieren

Die Lager zum Fouragieren werden zuweilen nahe, zuweilen weit vom Feinde bezogen. Ich will hier nur von den ersteren reden. Man wählt sie in den fruchtbarsten Gegenden und in einem Gelände, das entweder von Natur stark oder durch Aufwerfen einiger Verschanzungen befestigt wird. Die Lager zum Fouragieren müssen fest sein, wenn sie in der Nähe des Feindes sind; denn Fouragierungen sind immer als Absendung eines Detachements anzusehen. Oft ist ein Sechsiel, ja zuweilen sogar die Hälfte der ganzen Armee dabei. Das gibt dem Feind eine schöne Gelegenheit, Euch zu Eurem Nachteil anzugreifen, wenn die Festigkeit Eures Lagers ihn nicht davon abhält. Aber auch wenn Eure Stellung vorzüglich ist, wenn Ihr auch anscheinend nichts zu befürchten habt, so sind doch noch andre Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Man muß die Tage und Orte, an denen man fouragieren will, geheim halten und dem General, der die Fouragierung leiten soll, die Disposition erst spät am Abend vorher geben. Überdies muß man so viel Patrouillen wie möglich ausschicken, um über die Bewegungen des Feindes Bescheid zu wissen, und womöglich am gleichen Tage fouragieren wie er; denn alsdann hat man weniger zu besorgen25-1.

Das Lager des Prinzen von Lothringen hinter Königgrätz war von Natur unangreifbar und zum Fouragieren sehr geeignet. Unser Lager bei Chlum war durch seine Befestigung stark, nämlich durch den Verhau, den ich auf dem rechten Flügel anlegen, und durch die Schanzen, die ich aufwerfen ließ, um die Front der Infanterie zu decken25-2.

<26>

IV. Verschanzte Lager

Man verschanzt sein Lager, wenn man eine Stadt belagern oder ein schwieriges Defilee verteidigen will, wo man der Natur mit Befestigungswerken zu Hilfe kommen muß, um vor feindlichen Angriffen geschützt zu sein. Folgende Regeln sind bei allen Verschanzungen durchgehends zu beobachten: gute Wahl des Geländes, Benutzung aller Moräste, Flüsse, Überschwemmungen und Verhaue, wodurch sich der Umfang der Verschanzungen verringern läßt. Es ist besser, sie zu eng als zu weitläufig zu machen; denn nicht die Verschanzung hält den Feind auf, sondern die Truppen, die man ihm entgegenstellt. Ich würde also nie eine Verschanzung anlegen, wenn ich sie nicht mit einer zusammenhängenden Linie von Bataillonen besetzen und außerdem noch eine Infanteriereserve bereithalten könnte, um sie nach Bedarf zu verwenden. Auch Verhaue sind nur insofern gut, als sie von Infanterie verteidigt werden. Vor allem muß man darauf sehen, daß die Verschanzungen rund um die belagerte Stadt gut angelehnt sind. Sie stoßen gewöhnlich an einen Fluß. Dann muß der Verschanzungsgraben so tief in den Fluß hineingehen, daß man leinen Grund mehr erreicht und ihn nicht durchwaten kann. Läßt man diese Vorsicht außer acht, so läuft man Gefahr, umgangen zu werden. Ich füge noch hinzu, wenn man sich um eine Stadt, die man belagern will, verschanzt, so muß man sich vor allem im voraus mit Lebensmitteln versorgen. Auch müssen die Verschanzungen gut flankiert sein, damit der Feind auf jedem Angriffspunkt vier bis fünf Kreuzfeuer auszuhallen hat. Verschanzungen in Bergschluchten erfordern viel Sorgfalt und Vorsicht. Vor allem gilt es, seine Flanken gut zu sichern. Zu dem Zweck wirft man an beiden Flügeln Schanzen auf, an die sie sich anlehnen, und bisweilen wird die Verschanzung in der Flanke weitergeführt, damit die darin stehenden Truppen keine Umgehung zu befürchten haben. Geschickte Leute wissen den Feind zum Angriff auf bestimmte Punkte zu zwingen. Die befestigen sie dann doppelt, z. B. durch Vertiefung der Gräben, durch Palisaden und spanische Reiter an den Bermen, durch Verstärkung der Brustwehren, sodaß sie dem Geschützfeuer standhalten, und durch Anlage von Wolfsgruben an den gefährdetesten Stellen26-1.

V. Defensive Lager

Jetzt will ich von den Defensivlagern reden. Ihre Stärke liegt allein in dem Gelände. Sie haben keinen andern Zweck, als einen Angriff des Feindes zu verhindern.

Sollen solche Stellungen ihren Zweck völlig erreichen, so müssen Front und beide Seiten gleich stark sein, der Rücken aber muß frei und offen bleiben. Das ist bei Höhen<27> der Fall, die eine steil abfallende Front haben und in den Flanken durch Moräste gedeckt sind, wie beim Lager von Marschowitz, in dem der Prinz von Lothringen stand27-1. Oder sie müssen in der Front durch einen morastigen Fluß und in den Flanken durch Teiche gedeckt sein, wie das Lager bei Konopischt, wo wir im Jahre 1744 kampierten27-2. Oder man lagert im Schutze einer Festung, wie Feldmarschall Neipperg, der nach dem Verluste der Schlacht von Mollwitz ein vorzügliches Lager bei Neiße bezog. So, lange der Heerführer sich in dem festen Lager hält, das er sich ausgewählt hat, ist er unangreifbar. Macht aber der Feind einen Umgehungsversuch, so muß er seine Stellung räumen. Will er sich also in der Defensive halten und bezieht er zu dem Zweck feste lager, so muß er seine Wahl schon im voraus getroffen haben, damit er, wenn der Feind ihn umgeht, nichts weiter nötig hat, als in ein andres festes Lager in seinem Rücken zu marschieren. Böhmen ist das Land der festen Lager. Man muß dort immerfort solche beziehen, weil das Gelände höchst schwierig ist. Ich wiederhole: der Heerführer muß sich wohl hüten, durch schlechte Wahl seiner Stellungen unver-besserliche Fehler zu begehen und sich in eine Sackgasse zu begeben, nämlich in ein Gelände, in das er nur durch ein Defilee gelangen kann. Denn ist der Feind geschickt, so schließt dieser ihn darin ein, und da er zum Kämpfen keinen Platz hat, so muß er den größten Schimpf erfahren, der einem Soldaten begegnen kann, nämlich die Waffen zu strecken, ohne sich wehren zu können.

VI. Lager zur Deckung eines Landes

Bei den Lagern, die ein Land decken sollen, sieht man nicht sowohl auf die Stärke der Stellung, als auf den Ort selbst. Er ist der Angriffspunkt, wo der Feind durchbrechen kann. Es kommt dabei nicht auf alle Wege an, die der Feind überhaupt einschlagen kann, sondern auf den, der ihn zu seiner Hauptabsicht führt27-3, oder auf den Ort, bei dessen Besetzung man vom Feinde am wenigsten zu befürchten hat, ihm aber selbst große Besorgnis verursachen kann27-4, kurz, auf den Ort, der den Feind zu großen Umwegen und Märschen nötigt, mich aber in den Stand setzt, alle seine Absichten mit kleinen Bewegungen zu vereiteln. Das Lager bei Neustadt deckt ganz Niederschlesien und zugleich einen Teil von Oberschlesien gegen alle Unternehmungen einer in Mähren stehenden Armee. Man nimmt seine Stellung so, daß man Neustadt und den Fluß, die hotzenplotz, vor sich hat. Will der Feind dann zwischen Ott-machau und Glatz vordringen, so braucht man nur in die Gegend zwischen Neiße und Ziegenhals zu marschieren und dort ein recht festes Lager zu beziehen. Damit ist der Feind von Mähren abgeschnitten. Aus demselben Grunde wird der Feind es nicht wagen, in die Gegend von Kosel zu ziehen; denn rückt man alsdann in die Gegend<28> zwischen Troppau und Jägerndorf, wo man sehr gute und starke Lager beziehen kann, so schneidet man ihm alle Zufuhr ab. Zwischen Liebau und Schönberg ist, wie schon gesagt28-1, ein ebenso wichtiges Lager zur Deckung ganz Niederschlesiens gegen Böhmen. Man richtet sich an solchen Orten, so gut man kann, nach den angegebenen Regeln ein. Ich füge noch zweierlei hinzu. Erstens darf man an dem Orte, den man zum Schlachtfeld ausersehen hat, keine Zelte ausschlagen, und zweitens darf Euer Schlachtfeld nie weiter als einen halben Flintenschuß von Euch entfernt sein, wenn Ihr einen Fluß vor Euch habt.

Die Kurmark läßt sich durch kein Lager decken; denn das Land erstreckt sich über dreißig Meilen in der Länge und steht überall offen. Um es gegen Sachsen zu schützen, muß man Wittenberg nehmen und sich dort lagern oder auch dem Beispiel des Winterfeldzugs von 1745 folgen. Nach Hannover hin bietet das Lager von Werben Schutz und Bedeckung für das ganze Land.

VII. Offensive Lager

Die offensiven Lager müssen in der Front frei und an den Flügeln gedeckt sein, und zwar, weil man nichts von den Truppen verlangen kann, wenn man nicht die Vorsicht gebraucht, ihre Flanken zu decken, die der schwächste Teil aller Heere sind. Solcherart war unser Lager vor der Schlacht von Chotusitz im Jahre 1742, ferner das Lager bei Schweidnitz vor der Schlacht von Hohenfriedberg im Jahre 1745 und das von Neudorf bei Neiße im Jahre 1741. Ich muß noch hinzufügen, daß wir zwar die Dörfer auf unsren Flügeln oder vor unsrem Lager stets besetzen, aber die darin stehenden Truppen wieder hinausziehen, wenn es zur Schlacht kommt; denn in unsrer Nachbarschaft sind die Dörfer nur aus Holz und schlecht gebaut, und wenn der Feind sie in Brand steckt, wären die darin liegenden Truppen verloren. Von dieser Regel nehme ich aber Steinhäuser und Kirchhöfe aus, falls keine Holzbauten in der Nähe sind. Da wir indes grundsätzlich angreifen und uns nicht auf die Verteidigung beschränken, so dürfen solche Orte nur dann beseht werden, wenn sie vor unsrer Front oder vor den Flügeln liegen. Denn alsdann decken sie den Angriff unsrer Truppen und stören den Feind während der Schlacht beträchtlich28-2.

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10. Kapitel Sicherung des Lagers

Die Infanteriepiketts decken die Front des ersten Treffens. Hat man einen Fluß vor sich, so werden die Piketts bis ans Ufer vorgeschoben. Die Piketts des zweiten Treffens decken den Rücken der Armee. Die Piketts werden in die Feldschanzen gestellt, die durch eine leichte Umwallung29-1 miteinander verbunden werden. Dadurch wird das Lager verschanzt, wie es bei den Römern geschah. Die Dörfer, die auf den Flügeln und eine kleine Viertelmeile vor der Front der Armee liegen, werden besetzt, desgleichen die Stellungen, die eine Viertelmeile rechts oder links davon liegen, wenn sie ein Defilee, eine Brücke oder sonst einen Durchgang verteidigen. Die Feldwachen der Kavallerie werden nach den Regeln postiert, die ich in meinem Reglement aufgestellt habe29-2. Wir haben von 80 Schwadronen nie mehr als 300 Mann zur Wache gegeben. Eine Ausnahme wird nur gemacht, wenn man sehr nahe am Feinde sieht, besonders, wenn beide Armeen durch nichts getrennt sind. Gewöhnlich schiebt man nach der Seite, wo der Feind sieht, eine Avantgarde vor. Wir taten es nach rechts hin vor der Schlacht von Hohenfriedberg, als wir nach Schweidnitz marschierten, nach vorwärts vor unserm Einrücken in die Lausitz und unserm Marsche nach Naumburg am Queis29-3. Die Avantgarden müssen aus gemischten Truppen bestehen, z.B. aus 2 000 Husaren, 1500 Dragonern und 2000 Grenadieren. Jedesmal, wenn Ihr ein solches Korps vorschiebt, müßt Ihr es einem gewandten General anvertrauen. Da er nicht vorausrückt, um zu kämpfen, sondern um Nachricht zu schicken, so muß er ein gutes Lager hinter Defileen oder Gehölzen beziehen, in deren Besitz er ist. Ferner muß er beständig Patrouillen ausschicken, um zu jeder Stunde Bescheid zu wissen, was im feindlichen Lager vorgeht. Überdies müssen die Husaren, die Ihr im Lager habt, auf Euren Flanken und in Eurem Rücken patrouillieren, damit Ihr es an keiner Vorsichtsmaßregel fehlen laßt, die Euch vor den Unternehmungen des Feindes sichern kann. Setzen sich viele leichte Truppen zwischen Euch und Eure Avantgarde, so müßt Ihr dieser zu Hilfe marschieren; denn das ist ein Zeichen, daß der Feind etwas gegen sie vorhat. Um den Gegenstand zu erschöpfen, bemerke ich noch, daß die Generale, die kantonnieren, ihre Quartiere nur dann in Dörfern nehmen dürfen, wenn sie zwischen den Treffen liegen. Sonst laufen sie Gefahr, aufgehoben zu werden.

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11. Kapitel Wann und warum man Detachements ausschicken soll

Eine alte Kriegsregel, die ich hier nur wiederhole, besagt: wenn Ihr Eure Kräfte zersplittert, werdet Ihr im einzelnen geschlagen. Wollt Ihr eine Schlacht liefern, so müßt Ihr so viel Truppen wie möglich zusammenziehen; man kann sie niemals nützlicher anwenden. Diese Regel ist so untrüglich, daß alle Heerführer, die sie nicht beherzigt haben, es fast stets bereuen mußten. Weil das Detachement Albemarle bei Denain geschlagen wurde30-1, verlor der große Eugen seinen ganzen Feldzug. Starhemberg verlor in Spanien, als er von den Engländern getrennt war, die Schlacht bei Villaviciosa30-2. In den letzten Türkenfeldzügen wurde den Österreichern das Detachieren verhängnisvoll. Hildburghausen wurde bei Banjaluka geschlagen30-3, und Wallis erlitt eine Schlappe an den Ufern des Timot30-4. Ebenso wurden die Sachsen bei Kesselsdorf geschlagen30-5, weil sie den Prinzen von Lothringen nicht an sich gezogen hatten, wie sie es hätten tun können. Ich hätte verdient, bei Soor30-6 geschlagen zu werden, wenn die Gewandtheit meiner Generale und die Tapferkeit meiner Truppen mich nicht vor diesem Unglück bewahrt hätte. Also, wird man erwidern, soll man garnicht detachieren ? Ich antworte: man muß es zuweilen zwar tun, aber es ist stets ein sehr bedenkliches Manöver, das man nur aus triftigen Gründen machen soll, und auch nur zur rechten Zeit und wenn es die Umstände gestatten.

Geht Ihr offensiv vor, so detachiert niemals. Seid Ihr in einem offenen Lande und Herr einiger fester Plätze, so detachiert nur, um Eure Zufuhr zu sichern. So oft Ihr in Böhmen oder Mähren Krieg führt, müßt Ihr zur Sicherung Eurer Proviantzüge detachieren. Denn da sie die Gebirgskette passieren müssen, so ist es nötig, sie durch Detachements zu decken oder Korps hinzuschicken, die dort so lange kampieren und bleiben, bis Ihr genügende Lebensmittel für ein paar Monate habt und Herr eines festen Platzes in Feindesland seid, wo Ihr Euer Depot errichten könnt. Während Ihr solche Detachements ausschickt, müßt Ihr selbst feste Lager beziehen, in denen Ihr abwarten könnt, bis jene wieder zu Euch stoßen. Die Avantgarden rechne ich nicht zu den Detachements; denn sie bleiben in der Nähe der Armee, und man schickt sie nie zu weit vor.

In der Defensive ist man oft zum Detachieren gezwungen. Die Detachements, die ich in Oberschlesien hatte, waren, wie schon erwähnt30-7, in Sicherheit, da sie Festungen in der Nähe hatten. Die Detachementsführer müssen fest, kühn und vorsichtig sein Der Höchstkommandierende gibt ihnen allgemeine Instruktionen; sie aber müssen<31> sich selbst zu raten wissen, ob sie gegen den Feind vorgehen oder sich zurückziehen sollen, je nachdem die Umstände es erfordern. Vor überlegenen Kräften müssen sie allemal zurückweichen, aber auch ihre eigene Übermacht benutzen, wenn der Feind schwächer ist. Oft ziehen sie sich beim Anmarsch des Feindes in der Nacht zurück. Glaubt dieser dann, sie wären auf der Flucht, so kehren sie schnell wieder um, greifen ihn an und jagen ihn zurück. Die leichten Truppen des Feindes müssen sie verachten. Ein Detachementsführer muß zuerst für seine Sicherheit sorgen. Ist dies geschehen, so muß er Anschläge gegen den Feind machen; denn will er selbst ruhig schlafen, so darf er den Gegner nicht schlafen lassen, sondern muß immerfort Pläne gegen ihn schmieden. Gelingt es ihm dann, nur einen oder zwei auszuführen, so wirft er den Feind in die Defensive. Stehen solche Detachements in der Nähe der Armee, so halten sie Verbindung mit ihr durch irgend eine Stadt oder ein dahin führendes Gehölz.

Ein Verteidigungskrieg lädt von selbst zum Detachieren ein. Kleine Geister wollen alles verteidigen; vernünftige Leute aber sehen nur auf die Hauptsache, parieren die großen Schläge und dulden ein kleines Übel, um ein größeres zu vermeiden. Wer alles verteidigen will, verteidigt nichts. Das, woran man sich vor allem halten muß, ist die feindliche Armee: ihre Absichten gilt es zu erraten und sich ihnen mit allen Kräften entgegenzustemmen. Wir überließen Oberschlesien im Jahre 1745 der Plünderung der Ungarn, um den Absichten des Prinzen von Lothringen desto kräftiger entgegenzutreten 31-1, und detachierten nicht eher, als bis er tüchtig geschlagen war. Danach verjagte General Nassau die Ungarn binnen vierzehn Tagen aus ganz Oberschlesien.

Manche Heerführer detachieren, wenn sie den Feind angreifen wollen, damit solche detachierten Korps während des Kampfes eintreffen und dem Feind in den Rücken fallen. Das aber ist gefährlich; denn die Detachements können sich verirren und zu spät oder zu früh eintreffen. Karl XII. detachierte am Abend vor der Schlacht von Pultawa; das Detachement verirrte sich, und er wurde geschlagen. Als Prinz Eugen Cremona überrumpeln wollte31-2, ging sein Schlag fehl, weil das Detachament des Herzogs von Vaudemont, welches das Tor am Po angreifen sollte, zu spät kam. Während der Schlacht darf man nie detachieren, es sei denn so, wie es Turenne bei Kolmal tat31-3, wo er sein erstes Treffen der Front des Kurfürsten Friedrich Wilhelm gegenüberstellte, während sein zweites Treffen sich durch Hohlwege nach der Flanke des Kurfürsten zog, sie angriff und zum Weichen brachte. Oder auch wie der Marschall von Luxemburg in der Schlacht von Neerwinden (1693), wo er ein Infanterietorps durch das hohe Getreide in die Flanke des Prinzen Wilhelm von Oranien fallen ließ und durch dies Manöver die Schlacht gewann.

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Erst nach der Schlacht darf man detachieren, um die Zufuhr zu sichern, es sei denn, daß die Detachements sich höchstens eine halbe Meile vom Lager entfernen.

Zum Schluß dieses Abschnitts erinnere ich noch daran, daß am gefährlichsten und strafwürdigsten die Detachements sind, durch die das Heer um ein Drittel oder die Hälfte geschwächt wird.

12. Kapitel Die Talente des Heerführers

Ein vollkommener Feldherr besieht nur in der Idee, wie die Republik Platos, das Gravitationszentrum der Philosophen und der Stein der Weisen. Vollkommenheit ist den Menschen in nichts beschieden. Allein das Bewußtsein unsrer Unvollkommenheit darf uns nicht abhalten, Ideale aufzustellen, damit edle, von Ehrgefühl und Wetteifer beseelte Geister ihnen nahe kommen, wenn sie sie auch nicht ganz erreichen können.

Überhaupt sind es die großen Beispiele und Muster, die die Menschen bilden. Wenn schon Helden wie Eugen, Conde, Turenne oder Cäsar unsre Bewunderung erregen, wieviel mehr muß uns dann erst ein Bild ergreifen, das ihre verschiedenen Vollkommenheiten vereinigt darstellt! Wie vieler gegensätzlicher Tugenden bedarf es doch für einen Feldherrn!

Vor allem setze ich voraus, daß er ein Ehrenmann und ein guter Staatsbürger sei, Eigenschaften, ohne die alle Gewandtheit und Feldherrngaben mehr schädlich als nützlich sind. Ferner verlangt man von ihm Verstellungskunst und dabei doch den Anschein von Natürlichkeit, Sanftmut und Strenge, stetes Mißtrauen und unerschütterliche Ruhe. Er soll seine Soldaten aus Menschlichkeit schonen und doch zuweilen verschwenderisch mit ihrem Leben umgehen, soll mit dem Kopfe arbeiten und doch tatkräftig handeln, verschlossen und gründlich sein, über alles Bescheid wissen, nie eine Sache über einer andern vergessen und die kleinen Details, von denen so oft Großes abhängt, nicht vernachlässigen, noch als zu gering ansehen.

Alle diese Eigenschaften empfehle ich wegen ihrer Wichtigkeit, und zwar aus folgenden Gründen:

Die Kunst, seine Gedanken zu verbergen, oder die Versiellungskunst ist für jeden, der große Geschäfte zu leiten hat, unentbehrlich. Die ganze Armee liest aus der Miene des Heerführers, wie seine Sache sieht. Sie prüft die Ursachen seiner guten und schlechten Laune, seine Gebärden; mit einem Worte: nichts entgeht ihr. Ist er nachdenklich, so sagen die Offiziere: „Sicherlich hat unser General etwas Großes<33> vor.“ Sieht er traurig oder verdrießlich aus: „Ach!“ heißt es dann, „die Dinge stehen übel.“ Und ihre Einbildungskraft, die sich in leeren Mutmaßungen ergeht, sieht alles schlimmer, als es ist. Solche Gerüchte entmutigen; sie laufen durch die ganze Armee und dringen aus Eurem in das feindliche Lager. Darum muß der Heerführer wie ein Schauspieler sein und die Miene aufsetzen, die ihm die Rolle, die er spielen will, vorschreibt. Kann er das nicht über sich bringen, so muß er lieber eine Krankheit vorschützen oder sich irgend einen Scheingrund ausdenken, um die Öffentlichkeit irrezuführen. Trifft eine schlimme Nachricht ein, so stellt er sich, als mache er sich garnichts daraus, und prahlt mit der Zahl und Größe seiner Hilfsmittel. Er verachtet den Feind öffentlich und respektiert ihn im geheimen.

Hat im Kleinkrieg irgend eins seiner Streifkorps eine Schlappe erlitten, so untersucht er die Ursachen davon und findet allemal heraus, daß das falsche Benehmen oder die Unwissenheit des Führers daran schuld war. Er erklärt öffentlich, daß die Schuld an der erlittenen Schlappe nicht der mangelnden Tapferkeit der Truppen zuzuschreiben sei, untersucht die Fehler des Offiziers und gibt dadurch den andren eine Lehre. Derart erzieht er seine Offiziere und raubt den Truppen das Vertrauen aus ihre eigene Kraft nicht33-1.

Milde und Strenge sind bei den Soldaten abwechselnd angebracht. Der Heerführer muß populär sein. Er muß mit den Soldaten reden, wenn er an ihren Zelten vorbeikommt, oder auf dem Marsche. Bisweilen sieht er nach, was sie zu kochen haben, kümmert sich um ihre kleinen Bedürfnisse, tut sein möglichstes, um ihnen das Leben zu erleichtern, und erspart ihnen unnötige Anstrengungen. Dagegen muß er mit der ganzen Strenge des Gesetzes gegen Meuterer und Plünderer verfahren, keinen Widerspruch dulden, und wenn Exempel statuiert werden müssen, die Deserteure aufs strengste bestrafen. Kurz, alles, was den Dienst betrifft, muß mit Ernst und Nachdruck geschehen; alles übrige kann mit Nachsicht behandelt werden. Was die Offiziere betrifft, so lobt er die wackeren Taten, die sie vollbracht haben, ist leutselig gegen sie und erweist ihnen Gefälligkeiten. In allem jedoch, was ihre Pflicht angeht, muß er unnachsichtig sein und sie mit Gewalt dazu anhalten, falls sie sich vernachlässigen. Der Heerführer tut gut daran, mit den einsichtsvollsten Generalen seiner Armee öfters vom Kriege zu sprechen. Er bringt sie auf allgemeine Fragen, hört ihre Meinungen an, und äußern sie dann in der freien Unterhaltung eine verständige Ansicht, so muß er sie benutzen, ohne sich anmerken zu lassen, daß er die Sache gut findet. Ist sie nachher aber ausgeführt und gelungen, so muß er im Beisein vieler Offiziere sagen: „Den Erfolg dieser Sache verdanke ich dem und dem.“ Dadurch schmeichelt er der Eigenliebe der andren, erweckt ihr Interesse an den allgemeinen Dingen, und durch seine Bescheidenheit macht er sich keine Neider, sondern gewinnt Freunde.

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Die Normannen geben ihren Kindern eine Lebensregel mit: „Sei mißtrauisch!“ — „Gegen wen?“ — „Gegen jedermann.“ Im Kriege gilt das Mißtrauen beständig dem Feinde. Nur ein Tor traut ihm. Zuweilen aber schläfert Euch das Gefühl der Sicherheit ein. Ich verlange also von einem Heerführer, daß er auf die Pläne seiner Feinde stets ein wachsames Auge habe. Er ist die Schildwache seiner Armee. Er muß sehen, hören, vorausschauen und allem Unheil, das ihr widerfahren könnte, vorbeugen. Gerade nach den größten Erfolgen muß man dem Feind am meisten mißtrauen. Man hält ihn dann zumeist für entmutigt und verfällt bei all seinen Unternehmungen in Lethargie. Oft hält ein geschickter Feind Euch mit falschen Friedensvorschlägen hin. Fallt nicht leichtfertig in diese Schlinge und bedenkt, daß seine Absichten nicht ehrlich sein können!

Stets muß man sich die Lage überlegen, in der man sich befindet, und sich fragen: „Welche Pläne würde ich fassen, wenn ich an des Feindes Stelle wäre?“ Hat man sich dann mehrere solcher Pläne ausgedacht, so muß man über die Mittel nachsinnen, wie man sie zum Scheitern bringen könnte. Man muß dann vor allem sofort die etwaigen Mängel der eigenen Stellung, der Anordnung der Truppen, der Depots oder der Detachierungen verbessern. Und zwar muß das rasch geschehen; denn im Kriege können wenige Stunden entscheidend sein: da lernt man den Wert des Augenblicks schätzen. Aber das alles darf Euch nicht einschüchtern; denn die Kühnheit muß mit Vorsicht gepaart sein, und da sich der Erfolg eines Unternehmens niemals mathematisch beweisen läßt, so genügt es, wenn man es richtig anlegt. Den Ausgang muß man dann dem Schicksal überlassen. Alles läuft also darauf hinaus, daß man voraussieht, welchen Schaden der Feind einem tun kann. Dem muß man vorbeugen und ihm selber so viel Besorgnis einflößen, daß diese Besorgnis und Eure fortwährenden Unternehmungen ihn zur Defensive zwingen.

Wollt Ihr Euch die Liebe Eurer Soldaten erwerben, so überanstrengt oder exponiert sie niemals, ohne daß sie selbst einsehen, daß es notwendig ist. Seid ihr Vater und nicht ihr Henker. Bei Belagerungen schont man die Soldaten durch Laufgräben und in der Schlacht dadurch, daß man den Feind an seiner schwachen Stelle packt und rasch zu Werke geht. Je lebhafter die Angriffe sind, um so weniger Leute kosten sie. Indem Ihr die Schlachten kurz macht, verringert Ihr die Zeit, in der Ihr Verluste erleiden könnt. Derart geführt, bekommt der Soldat Zutrauen zu Euch und setzt sich freudig der Gefahr aus.

Die Hauptarbeit des Heerführers ist die Tätigkeit am grünen Tisch. Er muß Projekte entwerfen, Gedanken verknüpfen, auf seinen Vorteil sinnen, seine Hauptstellungen wählen, die Absichten des Feindes voraussehen, ihnen zuvorkommen und den Gegner unaufhörlich beunruhigen. Aber das genügt noch nicht. Er muß auch tätig sein, muß befehlen und ausführen und stets mit eigenen Augen sehen. Er muß also seine Lager selbst wählen, seine Feldwachen aussetzen und oft rund um das Lager reiten, um sich mit der Umgebung vertraut zu machen; dann wird ihm bei einem<35> unvermuteten Angriff nichts neu sein. Er muß sich das Gelände so gut eingeprägt haben, daß er seine Befehle nach allen Seiten geben kann, als ob er an Ort und Stelle wäre, und daß nichts geschehen darf, woran er nicht im voraus gedacht hätte. Dann werden auch seine Anordnungen stets richtig sein. Er muß daher über alles, was das Lager im einzelnen betrifft, nachdenken und es wiederholt besichtigen; denn öfters kommen die guten Gedanken über eine Sache erst nach mehrfacher Üben legung. Seid also tätig und unermüdlich und legt alle geistige und körperliche Trägheit ab, sonst werdet Ihr nie den großen Feldherren gleichkommen, die uns zum Vorbild dienen.

Ein alter Schriftsteller hat gesagt, man wäre kein Mann, wenn man nicht zu schweigen wüßte. Der Mangel an Verschwiegenheit, im bürgerlichen Leben nur ein geringer Fehler, wird beim Feldherrn zum größten Lasier; denn wenn er auch die schönsten Pläne von der Welt entworfen hat, sie aber ausplaudert, so erfährt sie der Feind und erstickt sie im Keime. Die erste Vorsichtsmaßregel ist, daß man allen Detache-mentsführern oder Festungskommandanten Chiffernschlüssel gibt, damit ein aufgefangener Brief nicht Eure ganzen Pläne verrät. Im Kriege verbirgt man sogar seine wirklichen Absichten, und da manche Unternehmung viele und mannigfache Vorbereitungen erfordert, so trifft man sie unter allerlei Vorwänden, um Die irrezuführen, die ihren Zweck ergründen wollen. Daher gibt man oft seine Befehle und Dispositionen erst spät am Vorabend des Tages, an dem man sie ausführen will. Um seine Pläne sicherer zu verbergen, darf man sich auch nicht zu oft der gleichen List bedienen, sondern muß damit wechseln und oft neue erfinden. Denn ein Heerführer ist von fünfzigtausend Neugierigen umgeben, die seine Absichten erraten wollen, und von Feinden, denen an ihrer Ergründung noch weit mehr liegt.

Der Heerführer muß alle seine Pläne mit Umsicht abwägen. Er sei langsam in seinen Überlegungen, aber rasch von Entschluß in der Schlacht und in unerwarteten Fällen. Er muß wissen, daß es immer noch besser ist, einen schlechten Entschluß zu fassen und ihn auf der Stelle auszuführen, als unentschlossen zu bleiben.

Auch darf der Heerführer seine Person nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen, vor allem aber sich nie in die Gefahr bringen, vom Feinde gefangen zu werden35-1.

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13. Kapitel Kriegslisten

Im Kriege bedient man sich abwechselnd der Löwen- und der Fuchshaut. Oft gelingt die List, wo die Gewalt scheitern würde. Man muß also durchaus beide in Anwendung bringen. Der Gewalt kann man oft mit Gewalt begegnen, aber der List muß oft auch die Gewalt weichen. Sie ist eine Sehne mehr auf dem Bogen.

Unendlich ist die Zahl der Kriegslisten, und ich gedenke nicht, sie hier alle anzuführen. Der Zweck ist aber stets der gleiche: den Feind zu falschen Schritten zu verleiten, die man von ihm getan sehen möchte. Die List dient also dazu, die eigenen Absichten zu verhüllen und dem Feinde ganz andre vorzuspiegeln. Sind die Truppen im Begriff, sich zusammenzuziehen, so läßt man sie bisweilen Gegenmärsche machen, um den Feind zu beunruhigen und ihm den Ott zu verbergen, wo man seine Truppen wirklich versammeln und gleich darauf durchbrechen will. In einem Lande, wo Festungen vorhanden sind, lagert man an einem Otte, der zwei oder drei Plätze gleichzeitig bedroht. Wirft der Feind in alle zugleich Truppen, so schwächt er sich. Diesen Augenblick benutzt man, um über ihn herzufallen. Wirft er sich aber nach einer Seite, so wendet man sich nach der andern, wohin er keine Hilfe gesandt hat, und belagert den Platz. Wollt Ihr Euch eines wichtigen Paffes bemächtigen oder über einen Fluß gehen, so entfernt Ihr Euch von dem Otte, den Ihr passieren wollt, und lockt den Feind nach Eurer Seite. Habt Ihr dann alles im voraus disponiert<37> und seid Ihr dem Feinde um einen Marsch voraus, so wendet Ihr Euch unversehens nach dem Orte, wohin Ihr eigentlich wolltet, und bemächtigt Euch seiner.

Wollt Ihr dem Feind eine Schlacht liefern, er aber scheint ihr ausweichen zu wollen, so laßt Ihr aussprengen, Eure Armee habe sich geschwächt, oder Ihr spielt den Furchtsamen, eine Rolle, die wir vor der Schlacht bei Hohenfriedberg spielen mußten. Ich ließ nämlich Wege anlegen, als ob ich beim Anmarsch des Prinzen von Lothringen in vier Kolonnen nach Breslau marschieren wollte37-1. Seine Eigenliebe erleichterte mir die Täuschung. Er rückte in die Ebene hinab und wurde geschlagen.

Bisweilen zieht man sein Lager eng zusammen, damit es schwächer aussieht, und schickt kleine Detachements ab, die man für beträchtlich ausgibt, damit der Feind Eure Schwäche verachtet und sich seines Vorteils begibt. Hätte ich im Jahre 1745 die Absicht gehabt, Königgrätz und Pardubitz zu nehmen, so hätte ich nur zwei Märsche durch die Grafschaft Glatz gegen Mähren zu machen brauchen. Dann wäre der Prinz von Lothringen gewiß herbeigeeilt, weil diese Demonstration ihn um Mähren besorgt gemacht hätte, woher er seine Lebensmittel bezog, und er hätte Böhmen verlassen37-2. Denn der Feind wird immer besorgt sein, wenn man Festungen und Orte bedroht, die seine Verbindung mit der Hauptstadt sichern oder in denen er sein Magazin hat.

Hat man dagegen nicht die Absicht, eine Schlacht zu liefern, so gibt man sich für stärker aus, als man ist, und tut weiter nichts, als feste Haltung zu zeigen. Die Österreicher sind darin rechte Meister, und bei ihnen muß man in die Schule gehen, um dergleichen zu lernen. Eure feste Haltung erweckt den Anschein, als wolltet Ihr gern mit dem Feinde handgemein werden. Ihr laßt die verwegensten Pläne aussprengen. Oft glaubt der Feind dann, er möchte kein leichtes Spiel mit Euch haben, und hält sich gleichfalls in der Defensive.

Diese Kriegsweise besieht zum Teil in der Kunst, gute Stellungen zu wählen und sie nur im äußersten Notfall zu verlassen. Alsdann geht Euer zweites Treffen zuerst zurück, und das erste folgt ihm unvermerkt. Da Ihr Defileen vor Euch habt, so hat der Feind keine Gelegenheit, Euren Rückzug auszunutzen. Beim Rückzuge selbst wählt man zweideutige Stellungen, die dem Feinde zu denken geben. Seine Besorgnis macht ihn furchtsam, Ihr aber gelangt indirekt zu Eurem Ziele.

Eine andre Kriegslist besieht darin, daß man dem Feind mehrere Kolonnenspitzen präsentiert. Nimmt den Scheinangriff für den rechten, so ist er verloren. Durch List nötigt man den Feind auch zu Detachierungen und geht ihm zu Leibe, sobald er seine Detachements abgesandt hat. Eine der besten Kriegslisten ist die, daß man den Feind einschläfert, wenn die Zeit der Winterquartiere kommt, wo die Truppen sich auseinanderziehen. Man geht dann zurück, um nachher desto besser vorzudringen.<38> Zu dem Zwecke verteilt man die Truppen derart, daß man sie rasch wieder zusammenziehen kann. Dann fällt man über die Quartiere des Feindes her. Gelingt es, so kann man in vierzehn Tagen die Mißerfolge eines ganzen Feldzuges wettmachen. Man lese die beiden letzten Feldzüge Turennes und studiere sie oft. Es sind Meisterstücke von Kriegslisten aus neuerer Zeit.

Die Kriegslisten, deren man sich im Altertum bediente, sind jetzt den leichten Truppen zugefallen. Sie legen Hinterhalte und locken den Feind durch verstellte Flucht in Defileen, um ihn dann niederzuhauen. Heutzutage sind wohl wenige Feldherren mehr so unwissend, in so grobe Hinterhalte zu fallen. Allerdings geschah dies Karl XII. bei Pultawa durch den Verrat eines Tattarenfürsten38-1 und Peter dem Großen am Pruth durch die Schuld eines Landesfürsten (1711)38-2. Beide hatten ihnen Lebensmittel versprochen, konnten sie aber nicht beschaffen.

Über den Kleinkrieg der Streifkorps oder Detachements habe ich in meinem Militärreglement38-3 lang und breit gehandelt. Da ich nichts hinzufügen kann, verweise ich alle darauf, die sich ihr Gedächtnis in diesem Punkte auffrischen wollen38-4.

14. Kapitel Spione und ihre Anwendung und wie man sich Nachrichten vom Feinde verschafft

Wüßte man die Absichten des Feindes stets voraus, so wäre man ihm auch mit einer schwächeren Armee überlegen. Alle Heerführer suchen sich diesen Vorteil zu verschaffen, aber es gelingt ihnen nicht immer. Es gibt vier Arten von Spionen: kleine Leute, die sich zu diesem Handwerk hergeben, doppelte Spione, Spione in wichtiger Stellung und endlich solche, die man zu diesem leidigen Geschäft zwingt.

Die kleinen Leute, nämlich Bürger, die man ins feindliche Lager schickt, Bauern, Priester usw. können zu weiter nichts gebraucht werden, als zur Feststellung des feindlichen Lagerplatzes. Ihre Berichte sind zumeist so wirr und unverständlich, daß man dadurch Ungewisser wird, als wenn man in der größten Unwissenheit über den<39> Feind geblieben wäre. Auch die Aussagen der Überläufer taugen gewöhnlich nicht mehr. Der Soldat weiß wohl, was bei seinem Regiment vorgeht, weiter aber auch nichts, und die Husaren, die stets vor der Armee herumstreifen, wissen oft nicht einmal, wo sie ihr Lager hat. Trotzdem nimmt man ihre Aussagen zu Protokoll; das ist noch das einzige Mittel, um Nutzen daraus zu ziehen.

Der doppelten Spione bedient man sich, um dem Feinde falsche Nachrichten aufzubinden. In Schmiedeberg war ein Italiener, der den Österreichern als Spion diente. Wir machten ihm weis, wir würden uns beim Anmarsch des Feindes auf Breslau zurückziehen. Er brachte dem Prinzen von Lothringen diese Nachricht, und er wurde betrogen39-1.

Prinz Eugen hatte lange Zeit den Postmeister von Versailles in seinem Solde. Dieser Elende öffnete alle Sendungen des Hofes an die Generale und sandte Abschriften an den Prinzen, der sie meist eher bekam als die französischen Heerführer. Der Marschall von Luxemburg hatte einen Sekretär König Wilhelms gewonnen, der ihm von allem Nachricht gab. Der König kam dahinter und zog allen erdenklichen Vorteil aus dieser heiklen Sache. Er zwang den Verräter nämlich, an Luxemburg zu schreiben, daß die Alliierten am nächsten Tage eine große Fouragierung vornehmen würden. Die Franzosen wurden infolgedessen bei Steenkerken39-2 überrumpelt und wären fast gänzlich geschlagen worden, hätten sie nicht ausnehmend tapfer gefochten.

Für uns wäre es schwer, in einem Krieg gegen Österreich solche Spione zu halten. Nicht, als ob sich bei den Österreichern weniger Leute bestechen ließen als bei andern Nationen, sondern weil ihre leichten Truppen ihre Armee wie eine Wolle umgeben und niemand durchlassen, ohne ihn zu visitieren. Ich bin daher auf den Gedanken gekommen, ein paar von ihren Husarenoffizieren zu besiechen, vermittels deren man den Briefwechsel unterhalten könnte, da es nämlich Brauch ist, daß die Husaren, wenn sie miteinander herumplänkeln, bisweilen Waffenstillstand schließen und miteinander sprechen. Dabei könnten dann leicht Briefe übergeben werden.

Will man dem Feind falsche Nachrichten zukommen lassen oder Nachrichten von ihm erhalten, so läßt man einen zuverlässigen Soldaten zu ihm überlaufen. Er berichtet dort, was man will, oder streut auch heimlich Zettel im feindlichen Lager aus, um die Truppen zum Desertieren zu ermuntern. Dann kehrt er auf einem Umweg ins eigne Lager zurück.

Hat man in Feindesland gar kein andres Mittel, sich Nachrichten vom Gegner zu verschaffen, so bleibt noch eins übrig, das man ergreifen kann, obschon es hart und grausam ist. Man nimmt einen bemittelten Bürger, der Haus und Hof, Frau und Kinder hat, und gibt ihm einen gescheiten Menschen bei, den man als Knecht verkleidet, der aber die Landessprache verstehen muß. Der Bürger muß ihn als<40> Kutscher mitnehmen und sich ins feindliche Lager begeben, unter dem Vorwande, sich über die erlittene Unbill zu beschweren. Zugleich bedroht man ihn: wenn er Euren Mann nach genügendem Aufenthalt im feindlichen Lager nicht zurückbringe, werde man seine Frau und Kinder niederhauen und sein Haus plündern und anstecken. Dies Mittel habe ich anwenden müssen, als wir im Lager bei Chlum standen40-1, und ich hatte Erfolg damit.

Hinzugefügt sei noch, daß man die Spione freigebig, ja verschwenderisch bezahlen muß. Ein Mensch, der den Strick wagt, um Euch zu dienen, verdient schon, dafür belohnt zu werden.

15. Kapitel Kennzeichen, an denen man des Feindes Absichten erraten kann

Vor Eröffnung des Feldzuges erkennt man die Pläne des Feindes am sichersten daran, welchen Ort er für seine Magazine bestimmt. Legen z. B. die Österreicher ihre Magazine in Olmütz an, so kann man sicher sein, daß sie einen Angriff auf Oberschlesien vorhaben. Errichten sie die Magazine in Königgrätz, dann ist Schlesien nach Schweidnitz zu bedroht. Als die Sachsen die Kurmark angreifen wollten40-2, wiesen ihre Magazine den Weg, den sie einschlagen wollten; denn ihre Depots waren in Zittau, Görlitz und Guben, also auf dem geraden Wege nach Krossen. Das erste also, was man zu ermitteln hat, ist: wo errichtet der Feind seine Magazine? Die Franzosen haben, um den Verbündeten40-3 ihre Pläne zu verschleiern, doppelte Lebensmitteldepots angelegt, einige an der Maas, andere an der Scheide. Stehen die österreicher im Felde, so kann man ihre Marschtage erraten; denn sie haben die unverbrüchliche Regel, daß der Soldat an allen Marschtagen kochen muß. Sieht man also um 5 oder 8 Uhr früh viel Rauch in ihrem Lager, so kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß sie am selben Tage etwas unternehmen werden. So oft die Österreicher eine Schlacht liefern wollen, ziehen sie alle starten Detachements von leichten Truppen an sich. Sobald man das bemerkt, muß man auf seiner Hut sein. Greift man eine von Ungarn besetzte Stellung an und diese halten stand, so kann man daraus mit Bestimmtheit schließen, daß ihre Armee ganz nahe und bereit ist, sie zu unterstützen. Schieben sich ihre leichten Truppen zwischen Euch und ein von Euch ausgeschicktes Detachement, so könnt Ihr daraus schließen, daß der Feind Absichten auf das Detachement hat, und danach Eure Maßnahmen treffen. Ich füge noch hinzu: setzt<41> der Feind Euch jedesmal denselben General entgegen, so könnt Ihr ihm sein Benehmen ablernen und seine Absichten aus seinen Gewohnheiten und seiner Methode erraten41-1.

16. Kapitel Krieg im eignen Lande, auf neutralem Gebiet und in Feindesland. Unterschied der Religionen und Verhalten in den verschiedenen Fällen

Man führt Krieg in drei Arten von Ländern, nämlich im eignen Lande, auf neutralem Gebiet oder in Feindesland. Wäre es mir bloß um Glanz und Ruhm zu tun, so würde ich immer nur in meinem eignen Lande Krieg führen; denn man hat dabei alle Vorteile für sich. Jedermann dient als Spion, und der Feind kann nicht einen Schritt tun, ohne verraten zu werden. Man kann dreist große und kleine Streift korps ausschicken, kann den Angreifer überrumpeln und alle Hebel des Krieges, von den größten bis zu den kleinsten, gegen ihn in Bewegung setzen. Wird er geschlagen, so wird jeder Bauer zum Soldaten und ficht gegen ihn. Diese Erfahrung machte Kurfürst Friedrich Wilhelm nach der Schlacht bei Fehrbellin, wo die Bauern mehr Schweden totschlugen, als in der Schlacht selbst geblieben waren41-2. Ich für mein Teil habe das nach der Schlacht von Hohenfriedberg erlebt, wo die schlesischen Bergbewohner viele Flüchtlinge von der österreichischen Armee als Kriegsgefangene einbrachten41-3.

Wird der Krieg in neutralem Lande geführt, so scheint der Vorteil auf beiden Seiten gleich, und es kommt nur darauf an, wer von beiden das Vertrauen und die Liebe der Einwohner zu gewinnen weiß. Man hält deshalb streng auf Disziplin, verbietet das Marodieren und Plündern und bestraft es hart. Dem Feinde schiebt man die schlimmsten Absichten zu. In einem protestantischen Lande, wie Sachsen, spielt man die Rolle des Beschützers der lutherischen Religion und sucht in den Herzen des gemeinen Volkes, das in seiner Einfalt leicht zu betrügen ist, den Fanatismus zu schüren. In katholischen Ländern redet man nur von Toleranz, predigt<42> Mäßigung und wirft auf die Priester alle Schuld an der Erbitterung zwischen den christlichen Sekten, da diese ja in allen wesentlichen Glaubenslehren übereinstimmen.

Bei der Aussendung von Streifkorps muß man sich danach richten, welche Aufnahme man bei den Einwohnern findet. Im eignen Lande kann man alles wagen; auf neutralem Gebiet aber muß man schon behutsamer sein, falls man des Volkes oder doch der Mehrzahl der Einwohner nicht völlig sicher ist.

In ganz feindlichen Ländern, wie Böhmen oder Mähren, muß man sich nur auf ein ganz sicheres Spiel einlassen, aus den angeführten Gründen seine Streifkorps nicht leichtsinnig aussetzen und den Krieg so geschlossen wie möglich führen. Die leichten Truppen dienen dann größtenteils zur Deckung der Zufuhr. Man wähne nicht, daß sich das Volk dort jemals gewinnen lasse. Nur an den Hussiten im Königgrätzer Kreise hat man einen Rückhalt. Die Gutsherren sind Verräter, wenn sie sich auch wohlgesinnt stellen. Ein gleiches gilt von den Pfaffen und den Amtleuten; denn ihre Interessen sind mit denen des Hauses Österreich verknüpft, und da das eigne Interesse fast überall die Haupttriebfeder der menschlichen Handlungen ist, so darf man den Menschen nie trauen, wenn das ihre sich mit dem unsern nicht deckt. Das einzige, was einem noch verbleibt, ist der Fanatismus. Kann man das Volk bei seiner Gewissensfreiheit packen und ihm beibringen, daß es von den Pfaffen und Frömmlern bedrückt wird, so kann man sicher auf seinen Beistand rechnen. Das heißt aber, Himmel und Hölle für Eure Sache in Bewegung setzen42-1.

17. Kapitel Alle Märsche, die eine Armee machen kann

Eine Armee marschiert entweder, um Fortschritte in Feindesland zu machen, oder um ein vorteilhafteres Lager zu besetzen, oder um eine Verstärkung an sich zu ziehen, oder um eine Schlacht zu liefern, oder um sich zurückzuziehen.

Es ist eine allgemeine Regel, nachdem man für die Sicherheit des Lagers gesorgt hat, sofort alle Straßen, die von ihm ausgehen, und die ganze Umgegend rekognoszieren zu lassen, damit man seine Anordnungen für alle eintretenden Fälle zu treffen vermag. Zu dem Zweck schickt man unter allerlei Vorwänden starke Detachements nebst Ingenieuren und Quartiermeisiern aus. Sie begeben sich an alle Orte, die für einen Marsch in Betracht kommen, nehmen das Gelände auf und erkunden zugleich, in wieviel Kolonnen man marschieren kann. Man gibt diesen Detachements<43> Jäger mit, die sich die Straßen merken müssen, damit sie jede Kolonne führen können, falls der General mit der Armee dorthin rücken will. Die Offiziere erstatten Meldung über die Lokalität des Lagers, die Straßen, die zu ihm führen, die Beschaffenheit des Geländes, ob man Wälder, Berge, Ebenen oder Flüsse antrifft. Weiß der Heerführer über alle diese Einzelheiten Bescheid, so trifft er danach seine Dispositionen.

I. Gewöhnliche Märsche

Ist man nicht in zu großer Nähe des Feindes, so trifft der Heerführer seine Dispositionen etwa folgendermaßen. Ich nehme dabei an, daß vier Straßen nach dem neuen Lager führen.

Marschbefehl:

„Die Avantgarde bricht heute abend 8 Uhr unter dem Befehl von N. auf. Sie besteht aus 6 Grenadierbataillonen, I Infanterieregiment, 2 Dragonerregimentern zu 5 Schwadronen und 2 Husarenregimentern.

Alle Fourierschützen der Armee gehen mit der Avantgarde. Sie nimmt nur ihre Zelte mit; ihre große Bagage bleibt bei der Armee. Sie rückt zwei Meilen voraus, um das Defilee, den Fluß, den Berg, die Stadt, das Dorf oder die Ortschaft usw. zu besetzen, und wartet dort den Anmarsch der Armee ab. Dann rückt sie in das neue Lager, das sie abstecken läßt.

Die Armee folgt morgen früh um 3 Uhr in vier Kolonnen. Die Wachen in den Dörfern kehren zu ihren Regimentern zurück, sobald diese unter Gewehr stehen.

Die Kavallerie vom rechten Flügel beider Treffen marschiert rechts ab und bildet die erste Kolonne. Die Infanterie vom rechten Flügel beider Treffen marschiert rechts ab und bildet die zweite Kolonne. Die Infanterie vom linken Flügel beider<44> Treffen marschiert rechts ab und bildet die dritte Kolonne, und die Kavallerie vom linken Flügel marschiert rechts ab und bildet die vierte Kolonne.

Die Infanterieregimenter N. N. N. vom zweiten Treffen, die Dragonerregimen-ter N. N. vom zweiten Treffen und 3 Husarenregimenter unter dem Befehl des Generals N. decken die Bagage, die hinter den beiden Infanteriekolonnen folgt.

Vier Adjutanten führen die Aufsicht über die Bagagewagen und sorgen dafür, daß sie in guter Ordnung fahren und so dicht wie möglich zusammenbleiben.

Der Kommandeur der Arrieregarde läßt den Höchstkommandierenden rechtzeitig benachrichtigen, falls er Verstärkung braucht.

Die vier Kolonnen werden von den Jägern geführt, die die Straßen rekognosziert haben. Vor jeder Kolonne marschiert eine Abteilung Zimmerleute, nebst den Wagen mit Balken, Riegeln, Brettern usw. zum Brückenbau über kleine Flüsse.

Die Kolonnen haben sich während des Marsches nacheinander zu richten, damit keine mit der Spitze über, die andre hinauskommt. Die Generale haben darauf zu achten, daß ihre Bataillone geschlossen bleiben und dicht hintereinander marschieren, auch daß die Zugführer ihre Abstände gut einhalten.

Wenn ein Defilee passiert werden muß, marschiert die Spitze langsam oder macht halt, damit die Queue Zeit hat, hindurchzurücken und sich wieder anzuschließen.“

So ungefähr werden Marschbefehle gegeben. Sind Defileen, Gehölze oder Gebirge zu passieren, so teilt man die Kolonnen. Die Spitze besieht dann nur aus Infanterie, hinter der die Kavallerie schließt. Liegt eine Ebene in der Mitte, so weist man sie der Kavallerie an, und die Infanterie bildet die beiden Flügelkolonnen, die durch den Wald marschieren. Der Feind darf aber nicht zu nahe sein; denn in diesem Falle darf man nur ein paar Grenadierbataillone vor der Kavallerie hermarschieren lassen, um nicht die ganze Ordre de bataille zu zerreißen.

II. Märsche, um eine Verstärkung an sich zu ziehen

Soll eine Verstärkung sicher zur Armee stoßen, so ist es am besten, ihr durch ein schwieriges Gelände entgegenzurücken und sich dabei vor dem Feinde zurückzuziehen, um eine Schlacht zu vermeiden. Dank der Überlegenheit, die man durch die Verstärkung erhält, gewinnt man dem Feinde das Terrain, das man ihm sozusagen geliehen hat, nachher bald wieder ab.

III. Parallelmärsche

Muß man der feindlichen Stellung parallel marschieren, so geschieht es entweder nach rechts oder nach links, und zwar in zwei Treffen, deren jedes eine Kolonne bildet. Man schickt eine Avantgarde voraus und trifft im übrigen die weiter oben vorgeschriebenen Maßregeln. Solcherart waren alle Märsche, die wir von Franken<45>stein bis Hohenfriedberg machten, und zwar zur Rechten des Feindes45-1. Diese Anordnung ziehe ich allen andern vor; denn wenn man nur rechts- oder linksum macht, sieht die ganze Armee in Schlachtordnung, und das ist die schnellste Art, sich zu formieren. Hätte ich die Wahl, ich würde es beim Angriff auf den Feind stets so machen. Ich habe den Nutzen davon bei Hohenfriedberg und Soor gesehen45-2.

IV. Anmärsche zur Schlacht

Marschiert man gegen den Feind, um ihm eine Schlacht zu liefern, so entledigt man sich zuvor seiner ganzen Bagage und schickt sie unter Bedeckung zur nächsten Stadt. Dann bildet man eine Avantgarde, die der Armee höchstens eine kleine Vier-telmeile vorausrückt. Marschiert die Armee frontal gegen den Feind an, so müssen die Kolonnen nicht nur in gleicher Höhe nebeneinander bleiben, sondern auch, wenn sie sich dem Schlachtfelde nähern, sich genügend ausbreiten, damit die Truppen nicht mehr noch weniger Gelände einnehmen, als sie zum Aufmarsch brauchen. Das ist sehr schwierig. Gewöhnlich haben einige Bataillone leinen Platz oder es entstehen Lücken. Beim Anmarsch in Linie kommen solche Unzuträglichkeiten nie vor; darum halte ich ihn für den besten. Die Anmärsche zur Schlacht erfordern viel Vorsicht; der Heerführer muß behutsam vorgehen und das Gelände, ohne sich dabei selbst auszusetzen, in gewissen Abständen selbst rekognoszieren, damit er die verschiedenen Stellungen fertig im Kopfe hat, um sie benutzen zu können, falls der Feind ihm entgegenrückt. Zum Rekognoszieren des Geländes bedient man sich der Kirchtürme und Anhöhen45-3.

V. Rückzugsabmärsche

Die gewöhnlichen Rückzüge finden folgendermaßen statt. Man entledigt sich ein bis zwei Tage vor dem Marsche seiner Bagage, die man unter guter Bedeckung wegschickt. Dann teilt man die Armee in Kolonnen, je nach der Zahl der Straßen und der Beschaffenheit des Geländes. In der Ebene bildet die Kavallerie die Arrieregarde. In bedecktem Gelände übernimmt die Infanterie diese Aufgabe. In der Ebene marschiert die Armee in vier Kolonnen. Der rechte Infanterieflügel des zweiten Treffens marschiert rechts ab. Dann folgt der rechte Kavallenefiügel des zweiten Treffens. Beide zusammen bilden die vierte Kolonne. Der rechte Infanteriefiügel des ersten Treffens marschiert gleichfalls rechts ab, gefolgt vom rechten Kavallenefiügel des ersten Treffens, und bildet mit ihm die dritte Kolonne. Der linke Infanterieftügel und der linke Kaoalleriefiügel des ersten Treffens bilden die zweite Kolonne, und der linke Infanteriefiügel nebst dem linken Kavallenefiügel des zweiten Treffens die erste. Derart besieht die ganze Nachhut aus Kavallerie. Zur größeren Vorsicht wird sie von allen Husaren der Armee unterstützt.

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VI. Rückzüge durch Defileen, wenn man Berge hinter sich hat

Führt Euch Euer Rückzug durch Defileen, so müßt Ihr sie am Abend vorher durch Infanterie besetzen lassen und diese derart aufstellen, daß sie die Kolonnen, die sich durch das Defilee zurückziehen, überflügeln, damit die Wege des Defilees frei bleiben. Angenommen, Ihr geht in zwei Kolonnen zurück. Dann marschiert die Kavallerie vom rechten Flügel links ab, das zweite Treffen zuerst, und setzt sich an die Spitze der zweiten Kolonne. Der rechte Infanteriefiügel folgt, und zwar zuerst das zweite, dann das erste Treffen. An der Spitze der ersten Kolonne marschiert die Kavallerie des linken Flügels, ebenfalls links abgebrochen, das zweite Treffen zuerst. Dahinter folgt der linke Infanterieflügel, links abmarschiert, das zweite Treffen zuerst. Das sind Eure beiden Kolonnen. Sechs Bataillone, und zwar die letzten vom ersten Treffen, nebst 10 Husarenschwadronen bilden die Nachhut und stellen sich in Schlacht-ordnung vor das Defilee, während die Armee hindurchzieht, und zwar schachbrettförmig in zwei Treffen46-1. Die Truppen, die das Defilee schon durchschritten haben, müssen diese Nachhut unbedingt überflügeln, um sie durch ihr Feuer unterstützen zu können. Ist die ganze Armee hindurch, so rückt das erste Treffen der Nachhut durch die Zwischenräume des zweiten und geht durch das Defilee. Nach seinem Abmarsch macht das zweite Treffen das gleiche Manöver, wobei es vom Feuer der jenseits des Defilees aufgestellten Truppen unterstützt wird. Diese Truppen folgen dann zu allerletzt und bilden ihrerseits die Nachhut.

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A.

B.

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VII. Rückzüge über Flüsse

Das allerschwierigste Manöver ist ein Rückzug über einen Fluß angesichts des Feindes. Ich kann hiervon kein besseres Beispiel anführen als unfern Rückzug im Jahre 1744, wo wir bei Kolin über die Elbe gingen48-1. Da man aber an solchen Stellen nicht immer Städte findet, so will ich annehmen, man habe nur zwei Brücken zur Verfügung48-2. In diesem Falle muß man eine gute Verschanzung herstellen lassen, die beide Brücken umfaßt. Außerdem muß jede Brücke noch einen befestigten Brückenkopf erhalten. Ist dies geschehen, so schickt man Truppen und viel Geschütz aufs andre Ufer. Man wählt dazu eine hochgelegene, aber nicht zu stelle Ufersirecke, die das diesseitige Ufer beherrscht. Danach besetzt man die Hauptverschanzung mit Infanterie. Ist das geschehen, so geht die Infanterie zuerst über den Fluß. Die Kavallerie bildet die Nachhut und zieht sich schachbrettförmig durch die Verschanzung zurück, die den ersten Rückzug deckt. Ist alles hinüber, so besetzt man die beiden kleinen Brückenköpfe mit Infanterie. Dann zieht sich die Infanterie aus der großen Verschanzung zurück und geht ebenfalls über die Brücken. Drängt der Feind nach, so gerät er ins Feuer der beiden Brückenköpfe und der am andern Ufer postierten Truppen. Hat die Infanterie, die in der Verschanzung gestanden hat, den Fluß passiert, so werden die Brücken abgebrochen, und die in den Brückenköpfen befindlichen Truppen setzen in Schiffen über, unter dem Schütze der am andern Ufer Aufgestellten, die dann möglichst nahe heranrücken, um sie desto wirksamer zu verteidigen. Sobald die Pontons verladen sind, setzen sich die letzten Truppen gleichfalls in Marsch48-3.

18. Kapitel Vorsichtsmaßregeln beim Rückzuge gegen die Husaren und Panduren

Die Husaren und Panduren sind nur für die furchtbar, die sie nicht kennen. Sie fechten nur dann tapfer, wenn die Hoffnung auf Beute sie beseelt, oder wenn sie Schaden tun können, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Die erste Art von Tapferkeit üben sie gegen die Proviantzüge und die Bagage, die andre gegen Truppen, die sich zurückziehen müssen und die sie dann beständig beunruhigen. Unsre Truppen haben nichts Ernstliches von ihnen zu befürchten. Da jedoch ihre Art, den Feind zu <49>belästigen, den Marsch der Truppen aufhält und dabei ganz unnützerweise Leute tot, geschossen werden, so will ich hier die Methode angeben, die mir als die beste erscheint, um sie sich vom Leibe zu halten.

Zieht man sich in der Ebene zurück, so verjagt man die Husaren durch einige Kanonenschüsse und die Panduren durch Husaren und Dragoner, vor denen sie große Angst haben. Am meisten Unheil können die Panduren bei Rückzügen in schwierigem Gelände anrichten, wenn man durch Wald, durch Defileen oder Gebirge muß. Dann ist ein Verlust an Leuten fast unvermeidlich. Dabei ist nichts andres zu tun, als daß die Nachhut die Höhen besetzt und Front gegen den Feind macht. Ferner schickt man einzelne Züge neben den Marschkolonnen her, die sich beständig auf den Höhen oder in den Wäldern halten. Auch hat man einige Husarenschwadronen bei der Hand, die man gegen sie losläßt, wo das Gelände es irgend erlaubt. Man darf sich dabei aber nicht aufhalten, sondern muß seinen Marsch immer fortsetzen. Denn sich aufhalten, heißt nur unnütz Leute verlieren.

Die Panduren werfen sich auf die Erde und schießen aus dem Versteck, und wenn die Nachhut und die detachierten Züge die Höhen verlassen müssen, um der Armee im Weitermarsch zu folgen, so besetzen die Panduren die Höhen und schießen, weil sie da sicher sind, auf die Zurückgehenden. Da sie aber zerstreut fechten und sich hinter Anhöhen oder Bäumen verbergen oder auch am Boden liegen, so kann man ihnen weder mit Gewehrsalven noch mit Kartätschen viel schaden. Ich habe zwei solche Rückzüge im Jahre 1745 durchgemacht, den einen durch das Tal von Liebenthal auf dem Marsche nach Staudenz, und den andren von Trautenau nach Schatzlar49-1. Beim ersten hatten wir trotz aller erdenklichen Vorsichtsmaßregeln 60 Tote und Verwundete, beim zweiten über 200. Bei Rückzügen auf schwierigen Straßen darf man nur kleine Märsche machen, um mit den Panduren schneller fertig zu werden und Zeit zum Ergreifen desto besserer Vorsichtsmaßregeln zu gewinnen. Über eine deutsche Meile darf man dann nicht marschieren. Da man es nicht eilig hat, kann man dann öfter Jagd auf die Panduren machen, besonders wenn sie so unvorsichtig sind, sich in kleine Waldstücke zu legen, die man umgehen kann.

19. Kapitel Offensives Vorgehen gegen die feindlichen leichten Truppen

Wollen wir eine von leichten Truppen besetzte Stellung nehmen, so stürmen wir sie. Bei ihrer zerstreuten Fechtalt können sie regulären Truppen nicht standhalten. Ohne viel Federlesens wirft man einfach einige Truppen auf die Flanken des Korps,<50> das ihnen zu Hilfe rückt. Geht man dabei nur entschlossen zu Werke, so jagt man sie, wohin man will. Unsre Dragoner und Husaren attackieren sie geschlossen mit blanker Waffe. Solchen Attacken halten sie nicht stand, und so sind sie denn, ungeachtet ihrer Überzahl, auch stets geschlagen worden.

20. Kapitel Bewegungen, um den Feind zum Stellungswechsel zu zwingen

Wenn man glaubt, es genüge, mit der eignen Armee eine Bewegung zu machen, um den Feind zu zwingen, ein gleiches zu tun, so täuscht man sich sehr. Nicht die Bewegung ist das Entscheidende, sondern die Art, wie sie gemacht wird. Bloße Scheinbewegungen führen einen geschickten Feind nicht irre. Dazu bedarf es der Besetzung wichtiger Stellungen, die ernstliche Bedenken bei ihm erwecken und ihn zum Aufbruch nötigen. Daher muß man das Land gut kennen, nicht minder den feindlichen Heerführer, mit dem man zu tun hat, die Städte, an denen ihm am meisten gelegen ist, die Orte, wo seine Magazine sind und woher er seine Fourage bezieht. Alle diese Umstände muß man miteinander verknüpfen und reiflich erwägen und danach seine Projekte machen. Von zwei Heerführern wird auf die Dauer immer der das Spiel gewinnen, der die meisten Schachzüge hintereinander ersonnen hat.

Zu Anfang des Feldzuges zwingt der, welcher sein Heer zuerst zusammenzieht und zuerst vorrückt, um eine Stadt zu erobern oder eine Stellung einzunehmen, den Gegner dazu, sich nach seinen Bewegungen zu richten, und wirst ihn in die Defensive.

Wollt Ihr Euren Gegner im Laufe des Feldzuges zwingen, sein Lager zu wechseln, so müßt Ihr Euren Grund dazu haben, sei es, daß Ihr eine Stadt nehmen wollt, in deren Nähe er lagert, oder daß Ihr ihn in eine unfruchtbare Gegend treiben wollt, wo er sich nur mit Mühe verpflegen kann, oder schließlich, daß Ihr eine Schlacht zu liefern hofft, die Euch noch größere Vorteile verschafft. Liegt ein solcher Grund vor, so müßt Ihr einen Plan zur Ausführung entwerfen und ihn ins Wert setzen, dabei aber auch sehr sorgfältig erwägen, ob die Märsche, die Ihr deswegen macht, und die Lager, die Ihr beziehen wollt, Euch und Eure Armee nicht in weit größere Bedrängnis bringen können: z. B. wenn Ihr Euch von einer schlecht befestigten Stadt entfernt, in der Ihr Eure Lebensmittel habt, sodaß die leichten Truppen des Feindes sie in Eurer Abwesenheit beim ersten Anlauf erobern können. Oder wenn Ihr eine Stellung einnehmt, in der Euch der Feind durch eine Bewegung von Eurem Lande und Euren rückwärtigen Verbindungen abschneiden könnte. Oder auch, wenn Ihr Euch in ein Land werft, das Ihr aus Mangel an Fourage vielleicht bald wieder verlassen müßt. Aber nicht das allein ist zu erwägen. Ihr müßt Euch auch klar machen, was<51> etwa der Feind gegen Euch unternehmen kann und was er nicht zu tun vermöchte. Danach entwerft Ihr Euren Plan, es sei nun, in des Feindes Flanke zu lagern oder in ein Land einzufallen, aus dem er seine Lebensmittel bezieht, oder ihn von seiner Hauptstadt abzuschneiden, oder seine Magazine zu bedrohen oder ihm durch Eure Stellung die Fourage zu beschränken.

Um ein Beispiel anzuführen, das allen meinen Offizieren bekannt ist, will ich einen Plan entwerfen, wie wir es im Jahre 1745 hätten anstellen können, um den Prinzen von Lothringen zum Verlassen von Königgrätz und Pardubitz zu zwingen. Aus dem Lager von Diwetz hätten wir nach links abmarschieren und längs der Grafschaft Glatz auf Hohenmauth rücken müssen. Da die Österreicher ihr Magazin in Deutsch-Brod hatten und ihre Lebensmittel größtenteils aus Mähren bezogen, wären sie zum Marsche auf Landskron gezwungen worden. Damit wären Königgrätz und Pardubitz in unsre Hand gefallen, und die Sachsen, die durch jenen Marsch von der Heimat abgeschnitten worden wären, hätten sich gewiß von den Österreichern getrennt, um ihr eignes Land zu decken51-1. Was mich damals von jenem Marsch abhielt, war, daß ich mit der Einnahme von Königgrätz garnichts gewonnen hätte. Denn wären die Sachsen nach Hause gezogen, so hätte ich mich ebenfalls schwächen müssen, um dem Fürsten von Anhalt Verstärkungen zu schicken. Außerdem hatte ich in Glatz nicht Proviant genug, um während des ganzen Feldzuges aus diesem einzigen Magazin zu leben.

Auch durch Diversionen, die man von Detachements machen läßt, nötigt man den Feind, sein Lager zu wechseln. Alle Unternehmungen, auf die der Feind nicht gesaßt ist, machen ihn irre und bringen ihn zum Abzug. So z. B. Gebirgsübergänge, die er für unmöglich hält und die doch fast stets ausführbar sind, oder unvermerkte Flußübergänge. Man lese den Feldzug des Prinzen Eugen vom Jahre 1701 in Italien. Sein Zug über die Alpen warf alle Pläne Catinats über den Haufen. Wir alle wissen, welche Verwirrung 1744 bei der französischen Armee entstand, als der Prinz von Lothringen unerwartet über den Rhein ging51-2.

Ich schließe also, daß die gleichen Ursachen stets die gleichen Wirkungen haben werden. So oft ein General seine Bewegungen richtig berechnet und sie aus triftigen Gründen ausführt, wird er den Feind stets in die Defensive werfen und ihn dazu zwingen, sich nach ihm zu richten.

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21. Kapitel Flußübergänge

Steht der Feind am jenseitigen Ufer des Flusses, über den Ihr gehen wollt, so ist alle Gewalt vergebens, und Ihr müßt Eure Zuflucht zur List nehmen. Ist ein großer Strom zu passieren, so muß man sich Cäsars52-1 und des Prinzen Karl von Lothringen52-2 Rheinübergänge oder den Übergang des Prinzen Eugen über den Po52-3 zum Muster nehmen. Jene Feldherren schickten einige Detachements ab, um den Feind irrezuführen und ihm die Stelle zu verbergen, wo sie ihren Übergang bewerkstelligen wollten. An Orten, wo sie gar keine Absicht dazu hatten, ließen sie Ansialten zum Brückenschlag treffen, und ihre Hauptmacht gewann durch einen Nachtmarsch den nötigen Von sprung, um den Fluß zu überschreiten, bevor der Gegner es verhindern tonnte.

Man sucht sich solche Stellen aus, wo Inseln im Flusse den Übergang erleichtern, und hat auch gern am andern Ufer Waldungen oder sonst ein schwieriges Gelände, das den Feind am Angriff hindert, bevor Ihr herausgerückt seid. Die Maßregeln zu dergleichen Unternehmungen müssen ganz besonders sorgfältig getroffen werden, damit die Flöße, Pontons und alles Zubehör zur bestimmten Stunde an Ort und Stelle sind und jeder Pionier oder Schiffer weiß, was er zu tun hat. Vor allem muß man auch die Verwirrung verhüten, die bei solchen nächtlichen Unternehmungen nur zu leicht entsteht. Danach schickt man Truppen aufs andre Ufer, um daselbst Fuß zu fassen. Sie legen dort sogleich Verschanzungen und Verhaue an, die ihnen Deckung gewähren, bis die ganze Armee den Fluß überschritten hat. Bei allen Übergängen über breite Ströme muß man beide Brückenköpfe sorgfältig befestigen und gut besetzen. Man befestigt auch die Nächstliegenden Inseln zur Unterstützung der Verschanzungen, damit Euch der Feind in der Zeit, wo die Armee gegen ihn operiert, die Brücken nicht wegnehmen und zerstören kann.

Zum Übergang über schmale Flüsse wählt man eine Stelle, wo der Fluß eine Krümmung macht und das diesseitige Ufer hochliegt, sodaß es das andre beherrscht. Hier stellt man soviel Geschütze wie möglich auf und besetzt es mit Infanterie. Unter ihrem Schutze schlägt man seine Brücken und passiert sie alsdann. Da die Krümmung des Flusses das Gelände einschnürt, finden die schwächsten Abteilungen gleich eine Anlehnung. Man darf nur ganz langsam vorrücken und nur in dem Maße Terrain gewinnen, wie Truppen hinüberkommen und es besetzen können. Sind Furten vorhanden, so werden sie von der Kavallerie benutzt und zu dem Zweck hergerichtet.

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22. Kapitel Verteidigung von Flüssen

Nichts ist so schwer, wo nicht unmöglich, als dem Feind einen Flußübergang zu verwehren, besonders, wenn die Angriffsfront zu breit ist. Ich würde nie einen solchen Auftrag übernehmen, wenn die Angriffsfront mehr als acht deutsche Meilen betrüge. Auch müßten eine oder zwei Festungen auf dieser Strecke am Flusse liegen und sich ferner nirgends eine Furt befinden. Aber auch, wenn das alles der Fall ist, bedarf es noch einer gewissen Zeit, um sich auf die Unternehmungen des Feindes vorzubereiten.

Folgende Anordnungen wären zu treffen. Man läßt alle Schiffe fortnehmen, die sich auf dem Flusse befinden, und schafft sie nach den beiden Festungen, damit der Feind sie nicht benutzen kann. Ferner läßt man beide Flußufer erkunden, um zu ermitteln, welche Stellen den Übergang des Feindes begünstigen könnten. Liegen an diesen Stellen auf dem diesseitigen Ufer einige Bauernhäuser oder ein Kirchhof, den der Feind beim Übergang benutzen könnte, so läßt man sie sofort zerstören. Man merkt sich alle günstigen Übergangsstellen und entwirft für jede von ihnen einen besonderen Angriffsplan, und zwar an Ort und Stelle selbst. Dann läßt man große, breite Wege für mehrere Kolonnen am Ufer entlang auf der ganzen Verteidigungslinie anlegen, um bequem und ohne Hindernisse gegen den Feind vorrücken zu können. Sind alle diese Anstalten getroffen, so lagert man mit seiner Armee im Zentrum der Verteidigungslinie, sodaß man also zu den beiden Endpunkten nicht mehr als vier Meilen zu marschieren hat. Ferner bildet man sechzehn kleine Detachements unter Führung der geschicktesten und wachsamsten Husaren- oder Dragoneroffiziere der Armee. Acht davon verteilt man unter dem Befehl eines Generals nach rechts und acht unter einem andern General nach links. Ihre Aufgabe ist, über die Bewegungen des Feindes und den Ort, wo er über den Fluß will, Meldung zu erstatten. Tagsüber stellen sie Wachen aus, um alles, was vorgeht, zu beobachten. Des Nachts aber patrouillieren sie alle Viertelstunden dicht am Flusse und ziehen sich nicht eher zurück, als bis sie deutlich gesehen haben, daß der Feind eine Brücke schlägt und seine Spitze sie passiert hat. Die beiden Generale, sowie die beiden Festungskommandanten erstatten dem tzöchsikommandierenden täglich viermal Bericht. Auf den Wegen müssen Relais angelegt werden, damit die Meldungen rasch eintreffen und man sofort Nachricht hat, wenn der Feind den Fluß überschreitet. Pflicht des Heerführers ist es, sofort dorthin zu marschieren. Zu dem Zweck muß er seine Bagage schon fortgeschafft haben und stets auf dem Sprunge stehen. Da alle seine Dispositionen schon fertig sind, so gibt er den Generalen sofort diejenige, die für den betreffenden Ort paßt. Er muß rasch marschieren und seine ganze Infanterie nach<54> vorn nehmen; denn er muß voraussetzen, daß der Feind sich verschanzt hat. Darauf muß er ihn lebhaft und ohne Zaudern angreifen: dann kann er sich den glänzendsten Erfolg versprechen.

Der Übergang über kleine Flüsse ist schwerer zu verwehren. Man muß die Furten durch hineingeworfene Baumstämme ungangbar machen. Liegt aber das Ufer auf der Seite des Feindes höher, so ist aller Widerstand umsonst.

23. Kapitel Überfälle von Städten

Städte, die man überrumpeln will, müssen schlecht bewacht und schlecht befestigt sein. Haben sie Wassergräben, so ist der Überfall nur im Winter möglich. Man überfällt Städte mit einer ganzen Armee, wie es 1741 mit Prag geschaht54-1, oder nachdem man die Besatzung durch eine lange Blockade eingeschläfert hat, wie Erbprinz Leopold von Anhalt es mit Glogau machte54-2. Man überfällt sie auch mit Detachements, wie Prinz Eugen es mit Cremona versuchte54-3, und wie es den Österreichern mit Kosel gelang54-4. Die Hauptregel bei Überfällen ist, daß man die Festungswerke und das Innere der Stadt genau kennt, damit man die Angriffe nach der Örtlichkeit einrichten kann. Der Überfall von Glogau war ein Meisterstück, das alle, die Überfälle machen wollen, studieren müssen. Der von Prag war nicht so hervorragend; denn da eine schwache Besatzung eine sehr weitläufige Stadt zu verteidigen hatte, so war es nicht zu verwundern, daß sie nach wiederholten Angriffen erobert wurde. Kosel und Cremona fielen durch Verrat, und zwar ersteres durch einen Offizier der Besatzung, der zu den Österreichern überlief und ihnen entdeckte, daß die Vertiefung des Grabens noch nicht ganz beendigt war. Sie durchschritten ihn an einer seichten Stelle und eroberten die Festung.

Bei kleinen Städten sprengt man die Tore. Jedoch muß man vor sämtliche Tore Detachements schicken, damit der Feind sich nicht retten kann. Will man dabei Artillerie brauchen, so muß man sie so aufstellen, daß die Kanoniere vor dem Gewehrfeuer gedeckt sind; sonst läuft man Gefahr, das Geschütz zu verlieren.

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24. Kapitel Angriff und Verteidigung fester Plätze

I. Angriff

Die Belagerungskunst ist zum Handwerk geworden wie das Tischler- oder Uhrmacherhandwerl. Bestimmte untrügliche Regeln haben sich herausgebildet, nach denen alles stets denselben Gang geht. Die gleiche Theorie wird immer wieder auf den gleichen Fall angewandt. So weiß jedermann, daß für das Depot am Ende des Laufgrabens ein gedeckter Platz angelegt wird, daß man die erste Parallele so nahe wie möglich an den gedeckten Weg heranschiebt, daß man, außer bei besonderer Eile, Sappen benutzt, um die Leute zu schonen, daß man Schächte gräbt, um die Minen zu entdecken, daß man die Minen des Feindes ausbläst, daß man die Überschwemmungen nach vorheriger Nivellierung des Geländes abläßt, daß man stets den schwächsten Punkt angreift, daß die ersten Batteiien das Geschütz des Verteidigers zum Schweigen bringen55-1, daß man in dem Maße, wie man neue Parallelen anlegt, auch die Batterien näher an die Festung heranrückt, daß man bei der zweiten oder dritten Parallele Rikoschettbatterien errichtet, um die Wallinien zu bestreichen, daß man, sobald man auf dem Glacis ist, die Kontreskarpe stürmt und auf ihr Batterien55-2 errichtet, um in die vor dem Hauptwall liegenden Werte Bresche zu schießen, daß man diese Werte durch neue Sturmangriffe nimmt, bis man an die Kernumwallung herankommt, die man durch neue Batterien breschiert, um schließlich durch die Sturmgasse zum Hauptsturm zu schreiten, und daß der Kommandant dann kapituliert und die Stadt übergibt. Das alles ist genauer Berechnung unterworfen, sodaß man, auch wenn man abwesend ist, ziemlich genau ausrechnen kann, an welchem Tage etwa sich die Festung ergeben wird, sofern nicht außergewöhnliche Umstände eintreten oder ein besonders tüchtiger Kommandant die Fortschritte der Belagerer durch die Zähigkeit seines Widerstandes länger als gewöhnlich aufhält.

Ich will hier nicht wiederholen, was der Fürst von Anhalt55-3 und Vauban gesagt haben. Sie sind unsre Meister und haben eine Kunst, die vordem nur sehr wenigen bekannt war, in bestimmte Regeln gebracht. Ich füge nur einige Gedanken hinzu, die mir beim Nachdenken über diesen Gegenstand eingefallen sind. Sie lassen sich vielleicht benutzen, besonders, wenn die belagerten Plätze nur trockne Gräben besitzen und der General seine Absicht gut verbirgt. Ich glaube z. B., man könnte eine<56> Stadt von zwei Seiten angreifen. Nachdem man nahe genug an den gedeckten Weg herangekommen ist, um die Kontreskarpe zu stürmen, könnte man dann in der Nacht ein starkes Detachement, das man zu diesem Zweck bereitgestellt hat, von einer andren Seite gegen die Stadt anrücken lassen. Es müßte dort eine halbe Stunde vor Tagesanbruch stürmen. Zugleich müßten alle Geschütze der beiden Angriffsfronten feuern, damit der Feind im Glauben, Ihr wolltet die Kontreskarpe stürmen, sein ganzes Augenmerk auf die beiden offenen Angriffe richtet und die Überrumpelung durch das Detachement ohne Widerstand gelingt. Ich bin überzeugt, der Feind würde seine Kräfte nur gegen den einen oder andern der offenen Angriffe wenden und den dritten außer acht lassen. Das müßten die Belagerer benutzen und den Platz von dieser Seite erobern. Solche Unternehmungen darf man jedoch nur dann wagen, wenn die Zeit drängt und man gewichtige Gründe hat, die Belagerung rasch zu beenden.

II. Verteidigung

Durch nichts wird eine Festung besser verteidigt als durch Minen und Überschwemmungen. Es bedarf aber großer Geschicklichkeit, um alle ihre Vorteile zu erkennen und sie zur rechten Zeit zu benutzen. Die Kunst der Verteidigung fester Plätze besieht hauptsächlich darin, ihre Übergabe hinauszuschieben. Die Mittel zu diesem Zweck sind nicht immer die gleichen. Manche Offiziere legen zuviel Wert auf die Ausfälle. Mich dünkt aber, daß der Verlust eines einzigen Mannes für die Besatzung schwerer wiegt als der Verlust von zwölf Mann für die Belagerer. Große Ausfälle bringen schwere Verluste mit sich und führen sogar oft zu nichts. Ich würde sie als Festungskommandant nur dann machen, wenn die Armee, die mich entsetzen soll, heranrückt; dann würde ich bei meinem Ausfall nicht viel aufs Spiel setzen. Während der Schlacht zwischen dem Feind und dem Entsatzheer würde ich sogar die Laufgräben mit größter Energie angreifen, um den Feind dadurch abzulenken. Hätte ich aber keinen Entsatz zu erwarten und wäre lediglich auf meine eigenen Kräfte angewiesen, so würde ich alles daran setzen, Zeit zu gewinnen. Ich habe bei allen Belagerungen, die ich geleitet habe, die Wahrnehmung gemacht, daß ein einziger Flintenschuß die Schanzarbeiter in Verwirrung bringt. Sie reißen aus und sind die ganze Nacht lang nicht mehr zur Arbeit heranzukriegen. Ich habe mir also ausgedacht, wenn man allnächtlich zu verschiedenen Malen Ausfälle mit zwölf Mann auf die Schanzarbeiter machte, so würde man sie zerstreuen, und der Feind verlöre eine Nacht nach der andern. Derart würde ich, ohne etwas aufs Spiel zu setzen, viel ausrichten und meine Besatzung schonen, um sie dafür in den Werken zu benutzen, wo die wirtliche Verteidigung des Platzes anfängt. Dort würde ich mein Feuer von langer Hand vorbereiten56-1. Stände z. B. der Sturm auf den gedeckten Weg bevor, so ließe<57> ich nur wenige Leute dort, besetzte aber das unmittelbar dahinterliegende Werk und die Seitenwerke stark mit Infanterie und Geschütz und bereitete zwei Ausfälle vor. Dann fiele ich dem Feinde, während er sich dort einzubauen beginnt, in beide Flanken und jagte ihn fort. Dies Manöver kann der Kommandant beliebig oft wiederholen, und wird es gut ausgeführt, so ist es für den Feind sehr verlustreich.

III. Verteidigung gegen Überfälle

Vor Überfällen schützt man eine Festung, indem man das Vorgelände, besonders vor dem Zapfenstreich und vor der Reveille, oft rekognoszieren läßt. An Markttagen verdoppelt man die Wachen und läßt alle zur Stadt Kommenden auf Waffen untersuchen. Im Winter läßt man die Festungsgräben aufeisen und die Wälle mit Wasser begießen. Dann werden sie durch den Frost glatt und unersteiglich. Außerdem legt man in die der Festung benachbarten Häuser kleine Infanterieposten, die beim Anmarsch des Feindes Alarmschüsse abgeben. Auf die Wälle stellt man Posten von der Besatzung und behält sich eine Reserve zurück, um sie nach Bedarf zu verwenden57-1.

25. Kapitel Treffen und Schlachten

I. Überfall auf Lager

Sehr schwer ist es, die Österreicher in ihrem Lager zu überfallen, da sie in der Regel von leichten Truppen umgeben sind. Lagern zwei Armeen dicht beieinander, so kommt es gewöhnlich schnell zu einer Entscheidung, oder eine der beiden besetzt eine unangreifbare Stellung, die sie vor Überfällen deckt.

Zwischen großen Armeen kommt es also selten zu Überfällen, um so häufiger zwischen Detachements. Will man den Feind in seinem Lager überfallen, so darf er garnicht ahnen, daß er überfallen werden könnte, und muß sich entweder auf seine Überlegenheit, oder auf die Stärke seiner Stellung, oder auf seine Nachrichten oder schließlich auf die Wachsamkeit seiner leichten Truppen völlig verlassen. Bei allen Überfallsplänen, die man entwirft, ist die erste Bedingung, daß man die Gegend und die Stellung des Feindes genau kennt, ferner alle Straßen, die zu seinem Lager<58> führen. Auf Grund dieser Detailkenntnisse muß man seine allgemeine Disposition treffen. Als Führer der Kolonnen sucht man die geschicktesten Jäger aus, die am besten Bescheid wissen. Ferner muß man seine Absichten ganz geheim halten; denn das Geheimnis ist die Seele solcher Unternehmungen. Alsdann schickt man seine leichten Truppen unter allerlei Vorwänden voraus, in Wahrheit aber, um zu verhindern, daß nicht etwa ein elender Deserteur Euch verrate. Die Husaren verhindern auch, daß die feindlichen Patrouillen sich zu weit vorwagen und die Bewegungen Eurer Armee merken. Den Generalen gibt man ihre Instruktion, und zwar für alle möglichen Fälle, sodaß ein jeder, was auch eintreten möge, weiß, was er zu tun hat. Liegt das feindliche Lager in ebenem Gelände, so kann man eine Avantgarde von Dragonern, mit Husaren vermischt, bilden. Diese fallen dann mit verhängtem Zügel ins feindliche Lager ein, bringen alles in Verwirrung und hauen nieder, was ihnen vor die Klinge kommt. Man muß sie mit der ganzen Armee unterstützen, seine Infanterie nach vorn nehmen und vor allem den feindlichen Kavalleriefiügeln Infanterie entgegenstellen. Der Angriff der Avantgarde muß eine halbe Stunde vor Tagesanbruch beginnen. Die Armee darf dann nur 800 Schritt entfernt sein. Während des Marsches ist tiefstes Schweigen zu wahren. Die Soldaten dürfen auch nicht rauchen. Sobald der Angriff beginnt und der Tag anbricht, muß die Infanterie in vier bis fünf Kolonnen siracks auf das Lager losmarschieren, um die Avantgarde zu unterstützen. Vor Tagesanbruch darf sie nicht schießen; denn sonst könnte sie leicht die eignen Leute treffen. Sobald es jedoch hell wird, nimmt man die Stellen unter Feuer, die vom Angriff der Avantgarde unberührt geblieben sind, besonders aber die Kavallerieflügel, damit die Reiter leine Zeit zum Satteln und Zäumen haben,<59> zu Fuße davonlaufen und ihre Pferde im Stiche lassen. Der Feind wird bis auf die andre Seite des Lagers verfolgt, und die ganze Kavallerie wird auf ihn losgelassen, um seine Unordnung und Verwirrung auszunutzen. Läßt der Feind seine Waffen im Stich, so muß man ein starkes Detachement in seinem Lager als Wache zurücklassen und sich nicht mit Plündern aufhalten, sondern ihm mit aller erdenklichen Kraft nachsetzen, zumal sich nie wieder eine so schöne Gelegenheit finden wird, die feindliche Armee gänzlich zu vernichten und sich dadurch für den Rest des Feldzuges völlig freie Hand zu schaffen.

Eine solche Gelegenheit hatte mir das Glück am Tage der Schlacht von Mollwitz geboten; denn wir rückten auf Feldmarschall Neipperg los, ohne daß ein Feind sich zeigte. Seine Truppen kantonnierten in drei Dörfern, aber ich besaß damals noch nicht Einsicht und Geschicklichkeit genug, um Nutzen daraus zu ziehen. Folgendes hätte ich tun müssen: das Dorf Mollwitz zwischen zwei Infanteriekolonnen nehmen, es umstellen und angreifen; zugleich hätte ich nach den beiden andern Dörfern, wo die österreichische Kavallerie lag, Dragoner detachieren müssen, um sie in Verwirrung zu bringen, und Infanterie, um sie am Aussitzen zu hindern59-1. Sicherlich wäre dann ihre ganze Armee verloren gewesen.

C.

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II. Sicherung gegen Überfälle

Ich habe schon gesagt, was für Vorsichtsmaßregeln wir in unsern Lagern treffen und wie wir sie bewachen. Angenommen jedoch, der Feind könnte sich trotz all dieser Vorsichtsmaßregeln der Armee nähern, so würde ich folgendes anraten. Die Truppen müssen sich auf dem ihnen angewiesenen Gelände rasch in Schlachtordnung aufstellen. Die Kavallerie greift alles, was sie vor sich findet, ungestüm an. Die Infanterie aber bleibt in ihrer Stellung und unterhält das heftigste Schützenfeuer bis Tagesanbruch. Dann haben die Generale zu sehen, wie die Dinge liegen, ob vorgerückt werden muß, ob unsre Kavallerie siegreich gewesen oder geschlagen worden ist und was sie sonst unternehmen können. Bei solchen Gelegenheiten muß jeder General seinen eignen Entschluß fassen und selbständig handeln, ohne die Befehle des Armeeführers abzuwarten.

Ich für meinen Teil würde nie mitten in der Nacht angreifen; denn die Dunkelheit zieht Unordnung nach sich, und viele Soldaten tun ihre Pflicht nur dann, wenn man sie unter Augen hat und sie sich vor Strafe fürchten. Karl XII. griffim Jahre 1715 auf der Insel Rügen den Fürsten von Anhalt bei Nacht an, als dieser eben gelandet war60-1. Der König von Schweden hatte aber auch alle Ursache dazu; denn er wollte seine Schwäche verbergen, die bei Tage entdeckt worden wäre. Er hatte nur 4 000 Mann, griff mit ihnen 20 000 an und wurde geschlagen60-2.

III. Angriffe auf Verschanzungen

Müßt Ihr einen verschanzten Feind angreifen, so tut es gleich und laßt ihm keine Zeit zum Vollenden seiner Befestigung; denn was am ersten Tage gut wäre, wird am zweiten oft schlecht. Bevor Ihr aber angreift, erkundet die feindliche Stellung persönlich. Eure erste Disposition, die Wahl des Angriffspunktes, erleichtert oder erschwert Euren Erfolg. Die meisten Verschanzungen werden erobert, weil sie nicht hinreichend angelehnt sind. Die von Turin wurde vom Dora-Ufer her genommen, wo der Fürst von Anhalt Raum genug fand, sie zu umgehen (1706)60-3. Die von Malplaquet wurde durch das Gehölz in Villars' linker Flanke umgangen (1709). Wäre man gleich zu Anfang auf diesen Angriff gekommen, so hätten die Alliierten sich rund 15 000 Mann gespart. Lehnt sich die Verschanzung an einen Fluß, der aber dort eine Furt hat, so muß man sie an dieser Stelle angreifen. Die schwedischen Schanzen vor Stralsund wurden genommen, weil man sie vom Meeresufer her, das sich dort<61> durchwaten ließ, umging. Dadurch zwang man die Schweden, sie zu räumen (1715)61-1. Sind die feindlichen Verschanzungen zu weitläufig und für die in ihnen aufgestellten Truppen zu groß, so greift man sie an mehreren Stellen an und erobert sie dann gewiß. Doch muß man seine Dispositionen dann vor dem Feinde verbergen, damit er nicht Eure Absicht im Voraus merkt und Euch alle Kräfte entgegenwirft.

Hier eine Disposition für den Angriff auf eine Verschanzung, die durch Plan I klar wird. Ich bilde ein Treffen von 30 Bataillonen und lehne meinen linken Flügel an den Fluß N. Elf Bataillone führen den Angriff zur Linken aus, wo ich eindringen will, und neun zur Rechten. Die zum Angriff bestimmten Truppen werden in zwei Treffen mit Zwischenräumen schachbrettförmig aufgestellt. Die übrige Infanterie bildet das dritte und die Kavallerie, 400 Schritt hinter der Infanterie, das vierte Treffen. Auf diese Weise hält meine Infanterie den Feind in Respekt und ist gleich bei der Hand, um seine geringste falsche Bewegung auszunutzen.

Für jeden Angriff werden besondere Dispositionen getroffen. Jedem Angriff wird eine Anzahl von Schanzarbeitern mit Schaufeln, Hacken und Faschinen vorausgeschickt, um den Graben auszufüllen und Öffnungen für die Kavallerie zu machen, sobald man eingedrungen ist. Die angreifende Infanterie schießt nicht, bis sie die Verschanzung erstürmt hat; dann stellt sie sich auf der Brustwehr in Schlacht-

I.

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ordnung auf und feuert auf den Feind. Hierauf dringt die Kavallerie durch die von den Arbeitern hergestellten Öffnungen ein, marschiert auf und attackiert den Feind, sobald sie stark genug ist. Wird sie zurückgeworfen, so sammelt sie sich unter dem Feuer der Infanterie, bis endlich die ganze Armee eingedrungen und der Feind völlig verjagt ist.

IV. Verteidigung einer Verschanzung

Ich habe schon gesagt und wiederhole es: ich möchte meine Armee nie verschanzen, außer bei einer Belagerung; und auch dann wäre es besser, dem feindlichen Entsatzheere entgegenzurücken. Aber nehmen wir einmal an, man wollte sich verschanzen. Für diesen Fall will ich die vorteilhafteste Art angeben. Man wählt ein kleines Gelände, um es mit einer zusammenhängenden Reihe von Bataillonen besetzen und noch zwei bis drei starke Infanteriereserven zurückbehalten zu können, die beim Angriff da eingesetzt werden, wo der Feind den Hauptstoß führt. Man besetzt die Brustwehr mit Bataillonen und stellt die Reserven dahinter, sodaß sie nach allen Seiten gleich bei der Hand sind. Die Kavallerie wird hinter der Reserve in einem einzigen Treffen aufgestellt. Die Verschanzung muß gut angelehnt sein. Stößt sie an einen Fluß, so muß der Verschanzungsgraben so tief wie möglich in das Flußbett hineingeführt werden, damit sie nicht umgangen werden kann. Stößt sie an ein Gehölz, so macht man dort einen Flankenanschluß und legt davor einen möglichst starken Verhau an. Die Fleschen müssen so gut wie möglich flankiert werden. Den Graben macht man sehr breit und tief und vervollständigt die Verschanzung täglich durch Verstärkung der Brustwehr, durch Palisaden auf den Bermen, durch Wolfsgruben oder durch spanische Reiter rings um das ganze Lager. Euer Vorteil beruht wesentlich auf der Wahl der Stellung und auf gewissen fortifikatorischen Regeln, die man beobachten muß:

1. den Feind zu zwingen. Euch in schmaler Front anzugreifen,

2. ihn zu nötigen, daß er nur die Hauptpunkte Eurer Verschanzung angreift.

Zum besseren Verständnis siehe Plan II. Das Vorgelände wird einerseits durch Verhaue und andrerseits durch den Fluß beschränkt, und Ihr zeigt dem Angreifer eine Front, die ihn überflügelt. Euren rechten Flügel kann er nicht angreifen; denn sonst hätte er die Batterie am andern Flußufer in der Flanke und die Redoute des Zentrums im Rücken. Er hat also keinen andern Angriffspunkt als diese Redoute und muß sie außerdem noch von dem Verhau her angreifen. Da Ihr den Angriff dort erwartet, so wird diese Schanze von allen Werken am stärksten befestigt, und da Ihr nur diesen einen Punkt zu verteidigen habt, so wird Eure Aufmerksamkeit durch weiter nichts abgelenkt.

Plan III zeigt eine andre Art von Verschanzung mit vor- und zurückspringenden Redouten, die sich gegenseitig flankieren und durch eine Wallinie verbunden sind.

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II.

III.

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Diese Art von Befestigung macht die vorspringenden Redouten zu Angriffspunkten, und da ihrer nur wenige sind, so lassen sie sich rascher ausbauen, als wenn man die ganze Front gleichmäßig stark befestigen müßte. Das Infanteriefeuer der vorspringenden Redouten muß sich kreuzen; somit dürfen sie nicht mehr als 600 Schritt von einander entfernt sein. Unste Infanterie verteidigt eine Verschanzung durch ba, taillonsweises Feuern. Jeder Mann muß mit iao Schuß versehen sein. Außerdem stellt man so viel Geschütze wie möglich zwischen die Bataillone und auf die Spitzen der Redouten. Auf größere Entfernung schießen sie mit Kugeln, von 400 Schritt ab mit Kartätschen. Gesetzt nun, der Feind dränge trotz der Stärke der Verschanzung und der Heftigkeit des Feuers irgendwo ein, dann wirft sich die Infanteriereserve auf ihn und treibt ihn zurück. Weicht aber auch die Reserve zurück, dann muß die Kavallerie ihr Äußerstes tun, um den Feind zu werfen.

V. Warum die Verschanzungen oft gestürmt werden

Die meisten Verschanzungen werden gestürmt, weil sie nicht nach den Regeln angelegt sind, weil der Verteidiger umgangen wird, oder weil die Truppen feig sind, und well der Angreifer in seinen Bewegungen freier und kühner ist. Überdies haben Beispiele gezeigt, daß, wenn eine Verschanzung an einer Stelle gestürmt ist, die ganze Armee den Mut verliert und sie verläßt. Ich glaube jedoch, unste Truppen werden mehr Entschlossenheit zeigen und den Feind zurückwerfen, so oft er eingedrungen ist. Wozu aber sollen alle diese Erfolge dienen, da Euch die Verschanzung selbst an ihrer Ausnutzung hindert?

VI. Warum die Verteidigungslinien nichts taugen

Sind schon die Verschanzungen mit so vielen Mißständen verknüpft, so ergibt sich naturgemäß, daß die Verteidigungslinien noch viel weniger taugen. Diese Mode ist in den neueren Kriegen durch den Markgrafen Ludwig von Baden aufgebracht worden64-1. Er ließ Linien bei Bühl anlegen, und die Franzosen machten dann andre in Flandern während des Erbfolgetrieges. Ich bleibe dabei, daß sie nichts taugen; denn sie nehmen mehr Gelände ein, als man Truppen zu ihrer Besetzung hat. Greift man sie an mehreren Stellen an, so kann man gewiß sein, sie zu erobern. Folglich decken sie das Land nicht und führen zu weiter nichts, als daß sie die Truppen, die sie verteidigen sollen, um Ruf und Ehre bringen.

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VII. Wie man den Feind bei ungleichen Kräften schlagen kann

Ist der Feind den preußischen Truppen an Zahl überlegen, so muß man doch nicht am Siege verzweifeln. Aber dann müssen die Dispositionen des Heerführers den Mangel an Streitkräften wett machen. Schwache Armeen müssen bergige und durchschnittene Gegenden aufsuchen; denn dort ist jedes Gelände beschränkt und die größere Zahl nützt dem Feinde nichts, wenn er mit ihr nicht überflügeln kann; ja sie wird ihm bisweilen zur Last. Hinzugefügt sei, daß man die Flügel einer Armee in bergigem und durchschnittenem Gelände besser anlehnen kann als in der Ebene. Wir hätten niemals die Schlacht von Soor gewonnen, wenn uns das Gelände nicht begünstigt hätte. Denn obgleich die Zahl unsrer Truppen nur halb so groß war wie die der Österreicher, konnten diese uns doch nicht überflügeln. So stellte das Gelände eine Art von Ausgleich zwischen beiden Armeen her.

Meine erste Regel gilt also der Wahl des Geländes und die zweite dem Schlachtplane selbst. Bei solchen Gelegenheiten kann man meine schräge Schlachtordnung mit Erfolg anwenden. Man versagt dem Feind einen Flügel und verstärkt den andren, der zum Angriff bestimmt ist. Dieser greift einen Flügel des Feindes mit aller Kraft an, und zwar in der Flanke. Eine Armee von 100 000 Mann kann, in der Flanke gefaßt, von 30 000 Mann geschlagen werden; denn die Schlacht wird dann rasch entschieden. Siehe Plan l V. Hier führt mein rechter Flügel den Hauptstoß aus. Eine Infanterieabteilung zieht sich unvermerkt in das Gehölz, um der feindlichen Kavallerie in die Flanke zu fallen und den Angriff der eignen Kavallerie zu decken. Einige Husarenregimenter erhalten Befehl, den Feind im Rücken zu fassen; darauf geht die Armee vor. Sobald die feindliche Kavallerie geschlagen ist, fällt die im Gehölz siehende Infanterie der feindlichen in die Flanke, während die übrige Infanterie sie in der Front angreift. Der linke Flügel darf aber nicht eher vorrücken, als bis der linke feindliche Flügel völlig geschlagen ist. Die Vorteile solcher Anordnung sind:

1. Eine kleine Truppenzahl kann sich mit einem überlegenen Feind messen.

2. Ein Teil Eurer Armee greift den Feind auf der entscheidenden Seite an.

3. Werdet Ihr geschlagen, so ist nur ein Teil Eurer Armee geschlagen, und die übrigen drei Viertel, die noch frisch sind, decken den Rückzug.

VIII. Feste Stellungen

Hat der Feind eine feste Stellung inne, so muß man, bevor man zum Angriff schreitet, deren Stärke und Schwäche genau beobachten und stets die Stelle zum Angriff wählen, wo der geringste Widerstand zu erwarten ist. Angriffe auf Dörfer

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IV.

V.

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kosten so viel Menschenleben, daß ich es mir zur Regel gemacht habe, sie sorgfältig zu vermeiden, wenn ich nicht unbedingt dazu gezwungen bin; denn man kann den Kern seiner Infanterie dabei verlieren, und man wird in einem Menschenleben keine bessere ausbilden als die unsre.

Manche Generale behaupten, man könne eine feste Stellung nicht besser angreifen als im Zentrum. Nehmen wir eine solche Stellung an, bei der der Feind zwei Städte oder große Dörfer an den Flügeln hat. Sicherlich sind die Flügel verloren, wenn man das Zentrum durchbricht, und ein derartiger Angriff kann zu den glänzendsten Siegen führen. Ich gebe dafür einen Plan (Nr. V) und füge hinzu: wenn Ihr Erfolg habt, müßt Ihr den Angriff verstärken, und wenn Ihr die Stellung durchbrochen habt, müßt Ihr einen Teil des Feindes nach seinem rechten, den andern nach seinem linken Flügel aufrollen.

Bei den festen Stellungen ist nichts verderblicher als die mit Kartätschen feuernden Batterien, die schreckliche Verheerungen unter den Bataillonen anrichten. Ich habe bei Soor und bei Kesselsdorf Angriffe auf Batterien gesehen und beim Feinde beide Male den gleichen Fehler bemerkt67-1. Das hat mich auf einen Gedanken gebracht, den ich hier auf gut Glück mitteile.

Angenommen, man müsse eine Batterie von 15 Geschützen erobern, die sich nicht umgehen läßt. Ich habe gesehen, daß die Batterie durch ihr Feuer und das der sie unterstützenden Infanterie unangreifbar ist. Nur dank den Fehlern des Feindes

VI.

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haben wir die Batterien erobert. Unsre anstürmende Infanterie wich, halb ver, nichtet, zweimal zurück. Die feindliche Infanterie wollte sie verfolgen und brach aus ihrer Stellung vor. Infolgedessen mußte ihre eigne Artillerie das Feuer einstellen, und beim Gegenstoß drang unste Infanterie zugleich mit dem Feinde in die Batterie ein und eroberte sie. Diese beiden Erfahrungen haben mich auf den Gedanken ge, bracht, was unste Truppen damals ausführten, nachzuahmen, d. h. in zwei schach, brettförmig aufgestellten Treffen anzugreifen und dahinter zur Unterstützung ein paar Schwadronen Dragoner zu stellen. Das erste Treffen erhält Befehl, nur schwach anzugreifen und sich durch die Intervalle des zweiten zurückzuziehen, damit der Feind, durch diesen Scheinrückzug getäuscht, zur Verfolgung vordringt und seine Stellung verläßt. Dies ist der gegebene Augenblick, wo man vorrücken und herzhaft angreifen muß. Die Disposition hierzu gibt Plan VI.

IX. Verteidigung fester Stellungen

Mein Grundsatz ist, mich nie völlig auf eine feste Stellung zu verlassen, wofern ihre Unangreifbarkeit nicht zur Evidenz bewiesen ist. Die ganze Stärke unsrer Truppen liegt im Angriff; wir würden töricht handeln, wenn wir freiwillig darauf verzichteten. Nimmt man jedoch eine feste Stellung ein, so muß man darauf sehen, daß man die Höhen besetzt und die Flügel gut anlehnt. Alle Dörfer vor der Front oder auf den Flügeln der Armee würde ich in Brand stecken lassen, wofern der Wind den Rauch nicht in unser Lager treibt. Liegen jedoch ein paar gute, massive Häuser 1 000 Schritt vor der Front der Armee, so würde ich Infanterie hineinlegen, um den Feind zu beschießen und ihn während der Schlacht zu belästigen. Bei festen Stellung gen hat man sich wohl zu hüten, daß man seine Truppen nicht in ein Gelände stellt, wo sie nicht fechten können. Unser Lager bei Grottkau im Jahre 174168-1 taugte deshalb nichts, weil das Zentrum und der linke Flügel hinter unüberschreitbaren Sümpfen stand und allein ein Teil des rechten Flügels fechten tonnte. Villeroy wurde bei Ramillies (1706) geschlagen, weil er sich so aufgestellt hatte68-2. Sein linker Flügel war ihm ganz unnütz, und der Feind warf sich mit allen Kräften auf den rechten Flügel der Franzosen, der dem Anprall nicht widerstehen konnte. Ich glaube, die preußischen Truppen können so gut wie die andern feste Stellungen besetzen und sie für eine Weile benutzen, um die Vorteile der Artillerie auszunutzen. Sie müssen aber die Stellung auf einmal verlassen und dreist angreifen. Dadurch wird der Feind vom Angreifer zum Angegriffenen, und alle seine Pläne sind mit einem Schlage vernichtet. Außerdem hat alles, worauf der Feind nicht gefaßt war, eine vorzügliche Wirkung.

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X. Schlachten in durchschnittenem Gelände

Diese Art von Schlachten gehören durchaus ins Gebiet der Angriffe auf feste Stellungen. Man richtet seinen Stoß gegen den schwächsten Punkt des Feindes. Ich würde nie leiden, daß meine Infanterie bei solchen Gelegenheiten feuert; denn das hielte sie nur auf, und der Sieg hängt nicht von den Verlusten des Feindes, sondern von dem Terrain ab, das man gewinnt. Keck und in guter Ordnung an den Feind heranrücken und dabei Terrain gewinnen — das ist es, was zum Siege führt.

Als allgemeine Regel füge ich hinzu, daß in durchschnittenem und schwierigem Gelände die Schwadronen 15 Schritt Abstand halten müssen, während sie in der Ebene in geschlossener Front bleiben. Die Infanterielinie dagegen darf keine Lücken haben, außer denen für die Geschütze. Nur bei Angriffen auf Verschanzungen, auf Batterien und Dörfer, sowie bei Nachhutgefechten und Rückzügen stelle ich die In, fanterie und Kavallerie schachbrettförmig auf. Dann können die einzelnen Abtei, lungen sich ohne Verwirrung zurückziehen, oder das ganze erste Treffen kann durch das Einrücken des zweiten in die Intervalle auf einen Schlag verstärkt werden, und bei Rückzügen können die Treffen ohne Verwirrung zurückgehen und eins das andre unterstützen. Das ist eine Hauptregel.

XI. Schlacht in freiem Felde69-1

Hier bietet sich Gelegenheit zur Angabe einiger Hauptregeln, wie die Armee an, gesichts des Feindes zu formieren ist, einerlei, bei welcher Gelegenheit. Zunächst sind den Flügeln Richtungspunkte anzugeben. Man sagt z. B.: „Der rechte Flügel marschiert in der Richtung auf den Kirchturm auf, der linke in der Richtung auf die Windmühle.“ Ferner muß der General seine Truppen in der Hand behalten, damit sie leine falsche Stellung einnehmen. Man braucht mit dem Angriff nicht immer zu warten, bis die ganze Armee aufmarschiert ist. Denn das ist rasch geschehen, und durch Zögern könnte man seine Vorteile sehr zur Unzeit verlieren. Immerhin muß schon ein beträchtlicher Teil der Armee aufmarschiert sein, und das Augenmerk ist stets auf das erste Treffen zu richten. Daher kann man die Regimenter des ersten<70> Treffens, wenn sie noch nicht alle zur Stelle sind, ohne Rücksicht auf die Schlachtordnung durch Truppen aus dem zweiten Treffen ersetzen. Man lehnt beide Flügel an, oder doch wenigstens den, der den Hauptstoß führen soll.

Bei Schlachten in offenem Gelände muß der Angriff allgemein sein. Denn da der Feind alle seine Bewegungen frei hat, könnte er ein Korps, das Ihr nicht beschäftigt, benutzen, um Euch einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ist einer der Kavalleriefiügel garnicht angelehnt, so hat der Führer des zweiten Kavallerietreffens, wo die Dragoner stehen, auch ohne besonderen Befehl die Pflicht, das erste Treffen

VII.

zu überflügeln, und ebenso müssen die Husaren, die das dritte Treffen bilden, die Dragoner ihrerseits überflügeln. Das ist eine Hauptregel. Die Gründe dazu sind diese: Macht der Feind eine Flankenbewegung gegen die Kürassiere des ersten Treffens, so fallen ihm Eure Dragoner und Husaren in die Flanke, und Eure Kavallerie hat dann nichts zu besorgen. Ferner stelle ich der Sicherheit halber je drei Bataillone in die Abstände zwischen dem rechten und linken Flügel beider Infanterie, treffen, wie Ihr aus Plan VII erseht. Wird dann auch die Kavallerie geschlagen, so kann sich Eure Infanterie doch halten, wie es bei Mollwitz der Fall war70-1. Der Führer des zweiten Infanterietreffens bleibt 302 Schritt hinter dem ersten. Sieht er dort irgend welche Lücke, so muß er sie sofort durch ein paar Bataillone des zweiten Treffens ausfüllen. In der Ebene muß man hinter dem Zentrum der Schlachtftont stets eine Kavalleriereserve haben und sie einem erprobten Offizier anvertrauen; denn er muß selbständig handeln. Sieht er, daß einer der Kavalleriefiügel<71> Hilfe braucht, so sprengt er mit seinen Leuten heran. Ist jener Flügel geschlagen, so fällt er dem verfolgenden Feind in die Flanke und gibt der Kavallerie dadurch Zeit, sich wieder zu sammeln und aufzustellen.

Die Kavallerie attackiert in vollem Galopp und eröffnet die Schlacht. Die Im fanterie marschiert im Geschwindschritt gegen den Feind. Die Bataillonskommam deure suchen die feindliche Front zu durchbrechen und lassen nicht eher feuern, als bis der Feind sich zur Flucht wendet. Fangen die Soldaten von selbst an zu schießen, so lassen die Kommandeure das Gewehr wieder schultern und beständig vorrücken. Sobald aber der Feind den Rücken kehrt, muß bataillonsweise gefeuert werden. Eine derart begonnene Schlacht wird bald ein Ende haben.

VIII.

Ich führe nun einen neuen Schlachtplan vor (siehe Plan VIII). Der Unterschied gegen den vorigen besieht darin, daß an den äußersten Kavalleriefiügeln Infanterie sieht, und zwar zur Unterstützung der Kavallerie. Bei Beginn der Schlacht muß sich das Feuer dieser Infanterie und das der Infanterieftügel der Schlachtfront gegen die feindliche Kavallerie richten, damit die eigene leichteres Spiel hat. Wirft der Feind einen Kavallerieflügel zurück, so kann er ihn nicht verfolgen; denn dann geriete er zwischen zwei Feuer, und unsre Kavallerie hätte Zeit, sich wieder zu sammeln. Isi aber unsre Kavallerie allem Anschein nach siegreich, so rückt die an den Flügeln siehende Infanterie der feindlichen zu Leibe, und die zwischen den beiden Tressen siehenden Bataillone machen eine Viertelschwenkung und bilden an ihrer Statt den<72> Flügel. Diese Bataillone nebst der Infanterie, die auf dem Flügel stand, greifen nun den Feind in der Flanke und im Rücken an, sodaß Ihr ihn leichten Kaufs abfertigt. Eure siegreiche Kavallerie darf der feindlichen keine Zeit zum Sammeln lassen. Sie muß sie vielmehr in guter Ordnung unaufhörlich verfolgen und sie nach Kräften von ihrer Infanterie abschneiden. Wird ihre Verwirrung vollständig, so läßt der Kavallerieführer sie durch die Husaren verfolgen und diese durch Kürassiere unterstützen. Zugleich schickt er die Dragoner auf die Straße, die die fliehende feindliche Infanterie einschlägt, um sie abzuschneiden und recht viele Gefangene zu machen.

Plan VIII unterscheidet sich von den beiden vorhergehenden dadurch, daß Dragonerschwadronen ins zweite Infanterietreffen gestellt werden, und zwar, weil ich bei allen Schlachten gegen die Österreicher bemerkt habe, daß ihre Bataillone sich zum Knäuel um ihre Fahnen ballen, sobald das Infanteriefeuer eine Viertelstunde gewährt hat. Bei Hohenfriedberg brach unsre Kavallerie in diese wirren Massen ein und machte haufenweise Gefangene72-1. Sind die Dragoner also gleich bei der Hand, so müßt Ihr sie dann auf die feindliche Infanterie loslassen, und sie werden sie sicher zusammenhauen.

Man wird sagen, daß ich das Schießen verbiete, und daß dieser Schlachtplan doch ganz auf das Feuer meiner Infanterie angelegt ist. Ich antworte, daß von zwei Fällen, die ich voraussehe, einer eintreten wird. Entweder wird meine Infanterie trotz des Verbotes schießen, oder, wenn sie mein Verbot achtet, wird der Feind ihr ebenfalls den Rücken kehren. In beiden Fällen muß man die Kavallerie auf ihn los, lassen, sobald er in Verwirrung gerät. Teils in der Front, teils in der Flanke angegriffen und zugleich durch das zweite Kavallerietreffen von hinten abgeschnitten, wird er fast Mann für Mann in Eure Hände fallen. Das wäre dann keine Schlacht mehr, sondern die völlige Vernichtung des Feindes, besonders, wenn sich in der Nähe kein Defilee befindet, das seine Flucht begünstigt.

Ich schließe diesen Abschnitt mit einer einzigen Betrachtung. Marschiert Ihr in Linie zur Schlacht, sei es nach rechts oder links, so müssen die Züge gut Abstand halten und weder drängen noch zu weit auseinanderkommen. Marschiert Ihr frontal72-2, so müssen die Züge und Bataillone dicht aufschließen, damit der Aufmarsch sich rasch abwickelt.

XII. Von der Artillerie

Ich unterscheide das schwere Geschütz von den Feldstücken der Bataillone. Das schwere Geschütz fährt bei Beginn der Schlacht auf den Höhen auf und das leichte 50 Schritt vor der Front. Beide müssen gut zielen und genau schießen. Ist man<73> bis auf 500 Schritt an den Feind heran, so werden die Bataillonsgeschütze von Menschenarmen gezogen. Sie können bei den Bataillonen bleiben und im Vor, rücken beständig schießen. Flieht der Feind, so rückt das schwere Geschütz vor und schickt ihm noch etliche Ladungen nach, um ihm gute Reise zu wünschen. Bei jedem Geschütz des ersten Treffens müssen 6 Kanoniere und 3 Zimmerleute von den Regimentern sein. Ich habe vergessen zu sagen, daß die Geschütze von 350, Schritt an mit Kartätschen feuern müssen.

XIII. Hauptregeln bei der Verfolgung

Wozu nutzt die Kunst des Siegens, wenn man seine Erfolge nicht auszunutzen versieht? Das Blut der Soldaten ganz umsonst vergießen, hieße sie unmenschlich zur Schlachtbank führen; und den Feind in gewissen Fällen nicht verfolgen, um seine Furcht zu vergrößern oder mehr Gefangene zu machen, hieße gewissermaßen nichts andres, als eine eben entschiedene Sache wieder in Frage stellen.

Doch können Mangel an Lebensmitteln oder Erschöpfung eine Armee an der Ver-folgung der Besiegten hindern. Der Mangel an Lebensmitteln ist Schuld des Heerführers. Liefert er eine Schlacht, so hat er einen Plan, und hat er einen Plan, so muß er alles zur Ausführung Nötige im voraus regeln. Mithin ist für acht bis zehn Tage Brot und Zwieback bereitzuhalten.

Was die Ermüdung betrifft, so muß man, falls sie nicht übermäßig war, an außerordentlichen Tagen auch Außerordentliches leisten. Nach errungenem Siege verlange ich also, daß die Regimenter, die am meisten gelitten haben, ein Detachement bilden, das sich der Verwundeten annimmt und sie nach dem vorher errichteten Lazarett bringt. Zuvörderst sorgt man für die eignen Verwundeten, versagt aber denen des Feindes die Menschlichkeit nicht. Die übrige Armee verfolgt den Feind bis zum ersten Defilee. Er wird in der ersten Bestürzung nirgends standhalten, sofern man ihm keine Zeit läßt, zur Besinnung zu kommen.

Indes müßt Ihr auch dann nach den Regeln kampieren und Euch nicht im Gefühl der Sicherheit wiegen. War der Sieg vollständig, so kann man Detachements abschicken, um entweder dem Feinde den Rückzug abzuschneiden, oder sich seiner Magazine zu bemächtigen, oder drei bis vier Städte zugleich zu belagern. Darüber kann ich keine allgemeine Regel aufstellen: man muß sich nach den Umständen richten. Ich setze nur hinzu, daß man sich niemals einbilden darf, alles getan zu haben, wenn noch etwas zu tun übrig bleibt. Auch darf man nicht glauben, ein geschickter Feind werde Eure Fehler nicht benutzen, obwohl er geschlagen ist.

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XIV. Detachementsgefechte

Die gleiche Regel wie für Armeen an Schlachttagen gilt im kleinen auch für Detachementsgefechte. Können sich die Detachements eine kleine Verstärkung verschaffen, die während des Gefechts eintrifft, so entscheidet dies gewöhnlich den Sieg. Denn sieht der Feind solche Verstärkungen ankommen, so hält er sie für dreimal stärker und verliert den Mut. Hat unsre Infanterie nur mit Husaren zu tun, so stellt man sie meist in zwei Gliedern auf74-1. Dadurch wird ihre Front breiter, und sie schießt bequemer. Und es geschieht den Husaren viel Ehre, wenn man ihnen Im fanterie zwei Mann hoch entgegenstellt.

XV. Rückzug nach verlorener Schlacht

Bei einer verlorenen Schlacht ist das Schlimmste nicht der Verlust an Truppen, sondern die Entmutigung; denn ob vier- bis fünftausend Mann gefallen sind, macht bei einer Armee von 50 000 Mann nicht so viel aus, daß man die Flinte ins Korn werfen müßte. Ein geschlagener Feldherr muß sich also selbst wieder Mut machen, seine Offiziere und Soldaten von der Furcht befreien und seine eignen Verluste nicht größer machen, als sie sind. Ich bitte den Himmel, daß die Preußen nie geschlagen werden mögen, und ich wage zu behaupten, solange sie gut diszipliniert bleiben und gut geführt werden, ist ein solches Unglück nicht zu befürchten. Sollte aber der Fall eintreten, so müßte man sich folgendermaßen heraushelfen. Wenn Ihr seht, daß die Schlacht unwiederbringlich verloren ist, d. h. wenn Ihr die Bewegungen des Feindes nicht mehr verhindern noch ihnen widerstehen könnt, so müßt Ihr das zweite Infanterietreffen nehmen und mit ihm das nächste Defilee — wenn ein solches vorhanden ist — nach den für Rückzüge vorgeschriebenen Regeln besetzen, auch soviel Geschütze wie möglich dort aufstellen. Ist kein Defilee in der Nähe, so zieht sich Euer erstes Treffen durch die Intervalle des zweiten zurück und formiert sich 300 Schritt dahinter von neuem. Ihr sammelt die Trümmer Eurer Kavallerie, und wenn Ihr wollt, so formiert ein Karree, um Euren Rückzug zu decken. In der Kriegsgeschichte sind zwei Karrees berühmt: das des Generals Schulenburg nach der Schlacht bei Fraustadt, mit dessen Hilfe er sich bis zur Oder zurückzog, ohne daß Karl XII. es hätte durchbrechen können74-2, und das des Fürsten von Anhalt, als Styrum die erste Schlacht bei Höchstädt verlor74-3. Der Fürst marschierte eine Meile weit durch die Ebene, ohne daß die französische Kavallerie ihn anzugreifen wagte. Ich bemerke noch: wenn man auch geschlagen ist, so braucht man sich doch nicht zwanzig Meilen<75> weit zurückzuziehen. Vielmehr soll man bei der ersten festen Stellung, die man findet, stehen bleiben, seine Haltung bewahren, die Armee wiederherstellen und die durch das erlittene Unglück entmutigten Seelen beruhigen.

26. Kapitel Warum und wie man Schlachten liefern soll

Schlachten entscheiden das Schicksal der Staaten. Wer immer Krieg führt, muß solche Entscheidungen herbeiführen, sei es, um sich aus einer mißlichen Lage zu befreien oder den Feind darein zu versetzen, oder um den Streit auszufechten, der sonst nie ein Ende nähme. Ein vernünftiger Mann darf keinen Schritt ohne triftigen Beweggrund tun. Noch viel weniger darf ein Heerführer jemals eine Schlacht liefern, ohne einen wichtigen Zweck zu verfolgen. Wird er dagegen zum Kampfe gezwungen, so hat er selbst Fehler begangen und muß sich vom Feinde das stolze Gesetz einer Schlacht vorschreiben lassen.

Ihr seht, daß ich mir hier keine Lobrede halte. Denn unter den fünf Schlachten, die meine Truppen geliefert haben, waren nur drei, die ich geplant hatte. Zu den beiden andern wurde ich gezwungen: bei Mollwitz, weil die Österreicher sich zwischen meine Armee und Ohlau geschoben hatten, wo meine Artillerie und meine Lebensmittel waren, und bei Soor, weil die Österreicher mir die Straße nach Trautenau<76> verlegten und mir nur die Wahl zwischen Schlacht und völligem Untergang ließen. Man sehe aber, welcher Unterschied zwischen den erzwungenen Schlachten und den im voraus geplanten besteht! Welchen Erfolg hatten die Schlachten von Hohem friedberg, Kesselsdorf und die von Chotusitz, die uns den Frieden brachte!

Wenn ich hier also Lehren gebe, die ich aus Unbedacht selbst nicht befolgt habe, so geschieht es, damit meine Offiziere aus meinen Fehlern lernen und zugleich erfahren, daß ich darauf bedacht bin, mich zu bessern.

Öfters haben beide Armeen Lust, sich zu schlagen: dann ist die Sache bald abgemacht. Die besten Schlachten sind die, zu denen man den Feind nötigt. Denn es ist eine zuverlässige Regel, daß man den Feind stets zu dem zwingen muß, wozu er gar keine Lust hat; und da Eure Interessen denen des Feindes strikt entgegengesetzt sind, so müßt Ihr gerade das wollen, was er nicht will.

Eine Schlacht wird aus folgenden Gründen geliefert:

1. um den Feind zu zwingen, die Belagerung einer Eurer Festungen aufzuheben,

2. um ihn aus einer Provinz zu verjagen, deren er sich bemächtigt hat, 3. um in Feindesland einzudringen,

4. um eine Belagerung vorzunehmen,

5. um die Hartnäckigkeit des Feindes zu brechen, wenn er keinen Frieden machen will76-1.

Man zwingt den Feind zur Schlacht, indem man ihm durch einen Gewaltmarsch in den Rücken kommt und ihn von seinen rückwärtigen Verbindungen abschneidet, oder indem man eine Stadt bedroht, die er um jeden Preis halten will. Man nehme sich aber wohl in acht, wenn man solche Manöver machen will, und hüte sich, nicht selber in eine mißliche Lage zu geraten und sich nicht so aufzustellen, daß der Feind Euch von Euren Magazinen abschneiden kann.

Am wenigsten setzt man bei Nachhutgefechten aufs Spiel. Man lagert sich zu dem Zweck dicht beim Feinde. Will er sich dann zurückziehen und vor Euren Augen durch Defileen marschieren, so fallt Ihr über die Nachhut seiner Armee her. Bei solchen Gefechten ist wenig zu verlieren und viel zu gewinnen. Der Prinz von Lothringen hätte sehr wohl ein solches Gefecht mit uns anfangen können, hätte er, statt nach Soor zu marschieren, gewartet, bis wir im Lager von Trautenau waren, und sich dann meiner Armee gegenüber gelagert76-2. Der Marsch nach Schatzlar wäre uns dann viel teurer zu stehen gekommen, und ich glaube, der Prinz hätte dabei seinen Vorteil gefunden.

Ferner liefert man eine Schlacht, um die Vereinigung der feindlichen Korps zu verhindern. Dieser Grund ist stichhaltig. Ein geschickter Feind wird aber leicht Mittel finden, Euch durch einen Gewaltmarsch zu entkommen oder sich eine gute Stellung auszusuchen. Zuweilen hat man nicht die Absicht, eine Schlacht zu liefern, wird aber<77> durch die Fehler des Feindes dazu eingeladen, die man benutzen muß, um ihn dafür zu strafen.

Diesen Grundregeln füge ich hinzu, daß unsre Kriege kurz und lebhaft sein müssen. Wir dürfen sie durchaus nicht in die Länge ziehen. Ein langwieriger Krieg zerstört nach und nach unsre vortreffliche Disziplin, entvölkert das Land und erschöpft unsre Hilfsquellen. Die Führer der preußischen Armeen müssen also, wenn auch mit aller Vorsicht, eine Entscheidung herbeizuführen suchen. Sie dürfen nicht so denken wie der Marschall von Luxemburg, als sein Sohn beim Kriege in Flandern zu ihm sagte: „Mich deucht, Vater, wir könnten noch die und die Stadt nehmen.“ Worauf der Marschall erwiderte: „Schweig still, kleiner Narr! Willst Du, daß wir nach Hanse gehen sollen, um Kohl zu pflanzen?“ Kurz, in betreff der Schlachten muß man den Grundsatz des Hohen Rats der Hebräer befolgen: „Es ist besser, ein Mensch sterbe für das Voll, denn daß das ganze Volt verderbe.“77-1

27. Kapitel Zufälle und unvermutete Ereignisse im Kriege77-2

Die Heerführer sind mehr zu beklagen, als man meint. Jedermann verurteilt sie, ohne sie zu hören. Die Zeitungen geben sie dem Spott der Welt preis, und unter Tausenden, die sie verdammen, versieht vielleicht nicht einer so viel, um das geringste Detachement zu führen. Ich bezwecke damit keine Apologie der Heerführer, die Fehler begehen; denn sie verdienen Tadel. Auch meinen eigenen Feldzug von 1744 will ich gern preisgeben und gestehen, daß ich bei viel Schnitzern nur wenig gut gemacht habe, so die Belagerung von Prag, den Rückzug und die Verteidigung von Kolin und schließlich den Rückzug nach Schlesien77-3. Doch genug davon! Hier will ich nur von den unglücklichen Ereignissen reden, gegen die weder Voraussicht noch reifliche<78> Überlegung etwas vermögen. Da ich hier nur für meine Generale schreibe, so will ich ihnen nur solche Beispiele anführen, die mir selbst begegnet sind.

Als wir 1741 im Lager von Reichenbach standen, hatte ich den Plan, durch einen Gewaltmarsch die Neiße zu erreichen und mich zwischen die Stadt Neiße und die Armee Neippergs zu setzen, um die Österreicher von ihr abzuschneiden. Die Disposition dazu war getroffen, aber ein anhaltender Regen machte die Wege grundlos, sodaß unsre Avantgarde, die die Pontons bei sich hatte, nicht vorwärts kam. Am Marschtage herrschte so dichter Nebel, daß die Infanteriewachen in den Dörfern sich verirrten und nicht wieder zu ihren Regimentern zurückfanden. Das ging so weit, daß wir, statt, wie beschlossen, um vier Uhr morgens abzumarschieren, erst um Mittag aufbrechen konnten. Infolgedessen war an einen Gewaltmarsch nicht mehr zu dem ken; der Feind kam uns zuvor, und der Nebel vernichtete mein ganzes Projekt78-1.

Eine Mißernte in dem Lande, in dem man Krieg führen will, läßt einen ganzen Feldzug scheitern. Krankheiten, die während der Operationen ausbrechen, werfen die Truppen in die Defensive. So erging es uns 1744 in Böhmen infolge der schlechten Ernährung. Während der Schlacht von Hohenfriedberg befahl ich einem meiner Adjutanten, dem Markgrafen Karl zu sagen, er solle als rangältesier General die Führung des zweiten Treffens übernehmen, da Kalckstein nach dem rechten Flügel gegen die Sachsen detachiert war. Der Adjutant verstand mich falsch und bestellte dem Markgrafen, er solle das zweite Treffen aus dem ersten formieren. Zum Glück merkte ich das Mißverständnis noch beizeiten und konnte ihm abhelfen78-2. Aber man sei stets auf seiner Hut und bedenke, daß ein falsch übermittelter Befehl alles verderben kann.

Erkrankt der Heerführer oder hat der Führer eines wichtigen Detachements das Unglück, zu fallen, so sind auf einmal viele Maßregeln vernichtet; denn es gehören kluge und wagemutige Männer zur Führung von Detachements, und diese finden sich so selten, daß ich bei meiner Armee höchstens drei bis vier kenne. Gelingt es dem Feinde trotz aller Vorsicht, Euch einen Proviantzug wegzunehmen, so wirft das gleichfalls alle Eure Maßregeln um, und Eure Pläne sind vereitelt. Müßt Ihr aus militärischen Gründen eine Rückwärtsbewegung machen, so entmutigt Ihr dadurch Eure Truppen. Zum Glück habe ich dergleichen nie mit meiner ganzen Armee durchgemacht, aber nach der Schlacht bei Mollwitz habe ich gesehen, wie lange es dauert, bis eine entmutigte Truppe sich wieder beruhigt; denn meine Kavallerie war damals so weit herunter, daß sie glaubte, ich schickte sie zur Schlachtbank, wenn ich ein Detachement aussandte, um sie an den Krieg zu gewöhnen. Erst von der Schlacht von Hohenfriedberg datiert die Epoche ihres Aufschwungs.

Entdeckt der Feind einen wichtigen Spion, den Ihr in seinem Lager habt, so ist Euer Kompaß verloren, und Ihr erfahrt von seinen Bewegungen weiter nichts, als was Ihr seht.

<79>

Die Nachlässigkeit der zum Rekognoszieren ausgesandten Offiziere kann Euch in die größte Bedrängnis bringen. Auf diese Weise wurde Neipperg bei Mollwitz überrascht; denn der Husarenoffizier, den er auf Kundschaft ausgeschickt hatte, versäumte seine Pflicht, und wir waren ihm auf dem Halse, als er sich dessen am wenigsten versah79-1. Ein Offizier von den Zietenhusaren patrouillierte schlecht an der Elbe in der Nacht, da der Feind seine Brücke bei Selmitz schlug und unerwartet über den Fluß ging79-2. Lernt also daraus, daß Ihr die Sicherheit der ganzen Armee niemals der Wachsamkeit eines einzigen Subalternoffiziers anvertrauen dürft. Dergleichen große und wichtige Dinge dürfen nicht von einem einzigen Menschen oder von einem Subalternoffizier abhängen. Beherzigt auch wohl, was ich in dem Kapitel über die Verteidigung von Flüssen im allgemeinen gesagt habe79-3. Patrouillen dürfen überhaupt nur als überflüssige Vorsichtsmaßregel angesehen werden. Man soll sich nie völlig auf sie verlassen, sondern noch viele andre gründlichere und zuverlässigere Vorsichtsmaßregeln ergreifen.

Verrat ist das Schlimmste, was einem zustoßen kann. Prinz Eugen wurde 1734 von General Stein verraten, den die Franzosen bestochen hatten. Ich verlor Kosel durch den Verrat eines Offiziers der Besatzung, der zum Feinde überging und ihn hineinführte79-4.

Kurz, aus allem oben Gesagten ergibt sich, daß man auch mitten im Glück sich nie auf etwas verlassen noch durch seine Erfolge hochmütig werden soll. Vielmehr soll man bedenken, daß wir bei unsrer geringen Klugheit und Vorsicht oft die Spielbälle des Zufalls und unerwarteter Ereignisse werden, durch die ein unbekanntes Schicksal den Dünkel der Eingebildeten zu demütigen liebt.

28. Kapitel Soll ein Heerführer Kriegsrat halten?

Prinz Eugen pflegte zu sagen, wenn ein Heerführer keine Lust hätte, etwas zu unternehmen, so gäbe es kein besseres Mittel, als einen Kriegsrat zu halten. Das trifft um so mehr zu, als die meisten Stimmen beim Kriegsrat auf NichtHandeln lauten. Ein Heerführer, dem der Herrscher seine Truppen anvertraut, muß selbständig verfahren. Das Vertrauen, das der Fürst in seine Verdienste setzt, berechtigt ihn dazu. Außerdem wird die im Kriege so notwendige Geheimhaltung bei einem Kriegsrat<80> nie gewahrt. Indessen glaube ich, ein Heerführer soll auch den guten Rat eines Subalternoffiziers nicht verschmähen. Denn wenn es den Dienst des Staates betrifft, vergißt ein wackerer Bürger sich selbst und handelt zum Wohl des Vaterlandes, einerlei, ob die Mittel zum Zweck von ihm oder von jemand anders herrühren, wenn er nur sein Ziel erreicht.

29. Kapitel Die neue Taktik der Armee

Aus allen in diesem Werke festgesetzten Regeln werdet Ihr ersehen haben, worauf die Taktik beruht, die ich bei meinen Truppen eingeführt habe. Der Zweck aller dieser Manöver ist, bei jeder Gelegenheit Zeit zu gewinnen und daraus Nutzen zu ziehen, sei es, um aus dem Lager zu rücken oder sich geschwinder als der Feind zu formieren, oder auch, um sich rasch und ohne jede Verwirrung in die gewöhnliche oder schräge Schlachtordnung zu stellen, oder auch, um schneller Terrain zu gewinnen und die Schlacht eher zur Entscheidung zu bringen, als es bisher Brauch war, oder schließlich, um den Feind durch das Ungestüm unsrer Kavallerieattacken über den Haufen zu werfen. Denn bei ihrer Heftigkeit wird auch der Feigling mitgerissen und muß so gut wie der brave Kerl seinen Dienst verrichten; mithin bleibt kein einziger Reiter unnütz. Das ganze System beruht also auf der Schnelligkeit der Bewegungen und auf der Notwendigkeit des Angriffs.

Ich hoffe zuversichtlich, daß alle Generale von der Notwendigkeit und dem Nutzen der Disziplin überzeugt sind und mit mir danach streben werden, sie in Krieg und Frieden aufrechtzuerhalten und zu vervollkommnen. Ich werde nie vergessen, was Vegetius von den Römern sagt, indem er gleichsam mit Begeisterung ausruft: „Endlich triumphierte die römische Disziplin über den hohen Wuchs der Germanen, über die Kraft der Gallier, über die List der Griechen, über die große Zahl der Barbaren und unterwarf sich den ganzen bekannten Erdkreis.“80-1 So sehr hängt die Wohlfahrt der Staaten von der Disziplin der Heere ab!

<81>

30. Kapitel Winterquartiere

Gegen Ende des Feldzuges denkt man an die Winterquartiere und bezieht sie je nach den Umständen, in denen man sich befindet. Zuerst wird die Postenkette gezogen, die die Quartiere decken soll. Diese Truppen werden auf dreierlei Art postiert: hinter einem Flusse, in festen Stellungen im Gebirge oder im Schütze von Festungen. Im Winter 1741/42 bezogen die preußischen Truppen, die in Böhmen überwinterten, ihre Quartiere hinter der Elbe. Die Postenkette, die sie deckte, ging von Brandeis über Nimburg, Kolin, Podiebrad und Pardubitz bis Königgrätz. Ich bemerke hierbei, daß man sich nie auf die Flüsse verlassen darf; denn bei Frost sind sie fast überall zu passieren. Ferner verlangt die Vorsicht, daß man alle Posten mit Husaren versieht, die auf die Bewegungen des Feindes aufpassen und unaufhörlich nach vorwärts aufklären müssen, um festzustellen, ob der Feind sich ruhig verhält oder irgendwo Truppen zusammenzieht81-1.

Im Winter 1744/45 zogen wir die Postenkette unsrer Quartiere längs der Gebirge, die Böhmen von Schlesien trennen, und hielten genau die Landesgrenze inne, um Ruhe zu haben. General Truchseß hatte die Grenze von der Lausitz bis zur Grafschaft Glatz unter sich, nämlich die Stellungen von Schmiedeberg und Friedland, die durch zwei Schanzen befestigt waren. Außerdem waren ein paar kleine Posten auf der Straße nach Schatzlar, Liebau und Silberberg befestigt, und eine Reserve stand zur Unterstützung der Stellung bereit, die der Feind etwa belästigen wollte. Alle diese Detachements waren durch Verhaue gedeckt und alle nach Böhmen führenden Straßen unbrauchbar gemacht. Auch hatte jeder Posten seine Husaren zum Rekognoszieren. General Lehwaldt deckte die Grafschaft Glatz mit ebensolch einem Detache-ment unter den gleichen Vorsichtsmaßregeln. Beide Generale reichten einander die Hand. Wären also die Österreicher gegen Truchseß marschiert, so wäre ihnen Lehwaldt durch einen Einfall nach Böhmen in den Rücken gekommen, und umgekehrt. Troppau und Iägerndorf bildeten unsre Stützpunkte in Oberschlesien; sie standen über Ziegenhals und Patschtau mit Glatz und über Neustadt mit Neiße in Verbindung. Ich bemerke noch, daß man sich nie auf die Berge verlassen darf, sondern sich stets des Sprichworts erinnern soll, daß der Soldat da durchkommen kann, wo eine Ziege durchkommt.

Was die Postenkette der Winterquartiere betrifft, wenn sie im Schütze von Festungen liegt, so verweise ich Euch auf die Winterquartiere des Marschalls von Sachsen. Sie sind die besten. Aber man hat nicht immer freie Wahl und muß die Postenkette nach dem besetzten Gelände einrichten.

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Ich füge als Grundsatz hinzu, daß man in den Winterquartieren nicht einer Stadt oder einem Posten zuliebe eigensinnig sein darf, sofern der Feind Euch von dort aus nicht großen Schaden zufügen kann; denn Eure Hauptsorge muß die sein, Euren Truppen in ihren Quartieren Ruhe zu verschaffen.

Als zweite Grundregel setze ich hinzu, daß man am besten tut, die Regimenter brigadeweise in die Winterquartiere zu schicken, damit die Generale sie unter Aufsicht behalten. Unser Dienst erheischt auch, daß die Regimenter nach Möglichkeit zu den Generalen, die ihre Chefs sind, gelegt werden. Diese Regel duldet jedoch Ausnahmen, und der Heerführer muß beurteilen, wieweit sie berücksichtigt werden kann.

Ich gebe nun an, wie die Truppen in den Winterquartieren verpflegt werden müssen. Sind die Quartiere im eignen Lande, so gebührt den Hauptleuten und Subalternoffizieren eine Gratifikation. Der gemeine Mann erhält Brot und Fleisch umsonst. Sind die Winterquartiere in Feindesland, so erhält der Höchstkomman-dierende 15 000, die Generale der Infanterie und Kavallerie 10 000, die Generalleutnants 7000, die Generalmajore 5 000, die Rittmeister 2 000, die Hauptleute 1 800, die Subalternoffiziere 100 Dukaten. Der gemeine Mann erhält Brot, Fleisch und Bier umsonst, welches das Land liefert, aber kein Geld; denn Geld verlockt zum Desertieren. Der Höchsikommandierende muß sireng darauf halten, daß dies alles ordnungsmäßig geschieht. Plündern ist verboten, dagegen soll er die Offiziere wegen kleiner Prosite, die sie sich machen, nicht allzu sehr schikanieren.

Ist die Armee in Feindesland, so hat der Heerführer sie zu komplettieren. Er verteilt deshalb die Kreise dergestalt, daß z. B. drei Regimenter auf diesen Kreis, vier Regimenter auf jenen usw. angewiesen werden. Jeden Kreis teilt er in Bezirke und weist diese als Kantons an. Wollen die Stände die Rekruten liefern, um so besser; wo nicht, so braucht man Gewalt. Die Rekruten müssen beizeiten gestellt werden, damit die Offiziere Zeit haben, sie einzuexerzieren und bis zum nächsten Frühjahr fertig auszubilden. Außerdem müssen die Hauptleute auf Werbung schicken.

Der Heerführer muß sich um alle diese inneren Angelegenheiten kümmern und also auch dafür sorgen, daß die Pferde für die Artillerie, das Munitions- und Proviantfuhrwerk, die das feindliche Land zu stellen hat, entweder selbst geliefert oder in Geld bezahlt werden. Er muß ferner ein Auge darauf haben, daß die Kontributionen an die Kriegskasse pünktlich gezahlt werden. Alle Feldausrüstungen, Lafetten und was sonst zum Fuhrpark einer Armee gehört, werden auf Kosten des feindlichen Landes wiederhergestellt. Der Heerführer wacht darüber, daß die Kavallerie ihre Sättel, Zaumzeuge, Steigbügel, Stiefel usw. repariert, und daß die Infanterie Vorräte an Schuhen, Strümpfen, Hemden und Gamaschen für den nächsten Feldzug anschafft, ferner daß die Zeltdecken und die Zelte selbst ausgebessert werden, daß die Kavallerie ihre Säbel schleift, die Infanterie ihre sämtlichen Waffen instand setzt und daß die Artillerie für den nächsten Feldzug eine Menge Patronen für die Infanterie und die Husaren anfertigt und ferner einen Vorrat von Kartätschen für die Geschütze herstellt. Auch hat<83> er dafür zu sorgen, daß die Truppen, die die Postenkette der Winterquartiere bilden, reichlich mit Pulver und Kugeln versehen sind und daß es überhaupt der Armee an nichts fehlt.

Wenn die Zeit es erlaubt, wird der Höchstkommandierende gut tun, selbst einige Quartiere zu besichtigen, um nach dem Zustand der Truppen zu sehen und sich zu vergewissern, ob die Offiziere die Leute exerzieren oder saumselig sind; denn nicht nur die Rekruten müssen gedrillt werden, sondern auch die alten Leute, damit sie nicht aus der Übung kommen.

Naht die Zeit zur Eröffnung des Feldzuges heran, so werden Kantonnementsquartiere nach der Ordre de bataille bezogen, die Kavallerie auf den Flügeln, die Infanterie in der Mitte. Diese Kantonnements haben eine Frontbreite von etwa vier bis fünf Meilen und eine Tiefe von zwei Meilen. Gewöhnlich werden sie zu der Zeit, wo man zu kampieren gedenkt, enger gelegt. Ich habe gefunden, daß es gut ist, die Truppen in den Kantonnements unter das Kommando der sechs rangältesten Generale zu stellen, z. B. so, daß ein General die ganze Kavallerie des rechten Flügels, ein zweiter die ganze Kavallerie des linken Flügels, ein dritter den rechten Infanterieflügel des ersten Treffens, ein vierter den rechten Infanteriefiügel des zweiten Treffens, ein fünfter den linken Infanteriefiügel des ersten und ein sechster den des zweiten Treffens kommandiert. Auf diese Weise werden die Befehle viel schneller ausgeführt, und die Truppen setzen sich leichter in Kolonnen, um ins Lager zu rücken.

Hinsichtlich der Winterquartiere rate ich noch, sie nie eher zu beziehen, als bis man völlig sicher ist, daß die feindliche Armee ganz auseinandergegangen ist83-1.

<84>

31. Kapitel Winterfeldzüge

Winterfeldzüge richten das Heer zugrunde, sowohl durch die Krankheiten, die dabei ausbrechen, als auch, weil die Truppen in beständiger Bewegung bleiben und daher weder rekrutiert noch neu montiert, noch das Proviant- und Munitionsfuhrwert wiederhergestellt werden können. Sicherlich wird auch die beste Armee von der Welt einen solchen Feldzug nicht lange aushalten. Deshalb müssen Winterfeldzüge als die schädlichsten von allen vermieden werden.

Trotzdem kann der Heerführer unter Umständen zu diesem Mittel gezwungen werden. Ich habe, glaube ich, mehr Winterfeldzüge geführt als irgend ein Feldherr dieses Jahrhunderts. Es ist also nicht unangebracht, wenn ich bei dieser Gelegenheit die Gründe angebe, die mich dazu bewegen haben. Im Jahre 1740, als Kaiser Karl V>. starb, waren in ganz Schlesien nur zwei kaiserliche Regimenter. Ich hatte beschlossen, die Rechte meines Hauses auf Schlesien geltend zu machen, und mußte deshalb im Winter vorgehen, um alles zu benutzen, was mir vorteilhaft sein konnte, mithin mich der ganzen Provinz bemächtigen und den Kriegsschauplatz an die Neiße verlegen84-1. Hätte ich dagegen das Frühjahr abgewartet, so hätten wir den Krieg zwischen Krossen und Glogau gehabt und vielleicht erst nach-drei bis vier schweren Feldzügen das erlangt, was ich damals auf einen Schlag durch den bloßen Einmarsch gewann. Dieser Grund war meines Erachtens stichhaltig.

Im Jahre 1742 machte ich einen Winterfeldzug nach Mähren, um durch diese Diversion Bayern zu befreien. Daß es mir nicht gelang, lag an der Schlaffheit der Franzosen und am Verrat der Sachsen84-2.

Im Winter 1744/45 führte ich den dritten Winterfeldzug. Die Österreicher fielen in Schlesien ein, und ich war genötigt, sie daraus vertreiben zu lassen84-3.

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Im Winter 1745/46 wollten die Österreicher und Sachsen in meine Erblande eindringen, um dort mit Feuer und Schwert zu wüten. Ich handelte nach meinem Prinzip, kam ihnen zuvor und trug mitten im strengsten Winter den Krieg in ihr Land85-1.

Unter gleichen Umständen würde ich stets wieder so handeln und das Verhalten meiner Offiziere billigen, wenn sie es ebenso machten. Aber ich tadle alle, die aus bloßem Mutwillen Winterfeldzüge unternehmen.

Was nun die Einzelheiten der Winterkriege betrifft, so läßt man die Truppen in sehr enggelegten Kantonnements marschieren, sodaß öfters sogar zwei oder drei Regimenter Infanterie in.ein Dorf zu liegen kommen, wenn es groß genug ist. Man legt auch wohl die ganze Infanterie in eine Stadt. Derart marschierte der Fürst von Anhalt nach Sachsen. Er nahm Quartier in Ellenburg, Torgau, Meißen und noch zwei bis drei kleinen Städten, deren Namen mir entfallen sind. Dann bezog er ein Lager.

Sobald man sich dem Feinde nähert, gibt man den Truppen einen Sammelpunkt an und marschiert in Kolonnen, wie es sonst gebräuchlich ist. Wenn es dann zur Entscheidung kommt, nämlich wenn man in die feindlichen Quartiere einfallen oder gegen den Feind marschieren will, um ihm eine Schlacht zu liefern, muß man in der Ordre de bataille lagern und die Truppen unter freiem Himmel kampieren lassen. Jede Kompagnie macht sich ein großes Feuer und verbringt die Nacht dabei. Da aber solche Beschwerden zu groß sind, als daß der menschliche Körper sie lange aushalten könnte, so müssen dergleichen Unternehmungen so kräftig und kühn ausgeführt werden, daß sie nicht lange dauern können. Man darf also angesichts der Gefahr nicht schwanken, sondern muß einen herzhaften Entschluß fassen und ihn ausführen.

Ich bemerke noch, daß man niemals Winterfeldzüge in Ländern mit vielen befestigten Plätzen führen darf. Da die Jahreszeit sich zu Belagerungen nicht eignet und große Festungen sich nicht überrumpeln lassen, so kann man im voraus sicher sein, daß ein solches Vorhaben scheitern wird; denn alle Wahrscheinlichkeit spricht dagegen.

Solange man also die Wahl hat, muß man den Truppen während des Winters soviel Ruhe wie möglich geben und diese Zeit zur Wiederherstellung der Armee gründlich benutzen, um im nächsten Frühjahr dem Feinde mit der Eröffnung des Feldzuges zuvorzukommen.<86> Die Generalprinzipien des Krieges

Das sind ungefähr die Hauptpunkte der großen Kriegsoperationen. Ich habe ihre Grundsätze möglichst ausführlich entwickelt und mich vor allem bestrebt, klar und verständlich zu sein. Solltet Ihr aber über den einen oder andren Punkt Zweifel haben, so wird es mich freuen, wenn Ihr sie mir darlegt, damit ich meine Gründe ausführlicher angeben oder, wenn ich etwas Falsches gesagt haben sollte, mich zu Eurer Meinung bekehren kann. Schon meine geringe Kriegserfahrung hat mir gezeigt, daß diese Kunst nicht auszulernen ist und daß man bei ernstem Studium stets Neues entdeckt. Ich glaube, meine Zeit nicht verloren zu haben, wenn dies Werk meine Offiziere zum Nachdenken über ein Handwerk anregt, das ihnen die glänzende Laufbahn des Ruhmes eröffnet, ihre Namen dem Dunkel der Zeiten entreißt und ihnen für ihre Mühen Unsterblichkeit sichert. Dixi.


10-1 Vgl. Bd. II, S. 232.

10-2 Vgl. Bd. II, S. 189.

11-1 Vgl. Bd. I I, S. 108 ff.

13-1 Vielmehr Ungarisch-Hradisch.

14-1 Vgl, dazu unter den „Einzelschriften“ den „Plan der Verteidigung Schlesiens gegen Böhmen“.

14-2 Der 1746 vollendete Finowkanal.

14-3 Vgl. Bd. II, S. 24; ff.

14-4 So plante der König im Frühjahr 1749, als ein neuer Krieg mit Österreich, Rußland und England drohte, Ostpreußen und die westfälischen Provinzen zu räumen.

15-1 Vgl. Bd. VII, S. 180 f.

15-2 Vgl. Bd. II, S. 189.

15-3 Die auf dem platten Lande erhobene Steuer.

17-1 Reglement vor die königl. Preußische Infanterie, S. 340—344: „Wie es bei den Escortes und bei Bedeckung der Armee soll gehalten werden.“

17-2 Zusatz von 1752: „Eine gute Art, Proviantzüge zu decken, besieht darin, daß man im Voraus die Defileen besetzt, durch die der Zug hindurch muß, und die Bedeckungstruppen eine halbe Meile vorwärts nach dem Feinde zu aufstellt; dadurch bleibt der Zug verborgen und sein Marsch in gewisser Weise maskiert,“

19-1 Zusatz von 1752: „Man fouragiert nur ein Dorf auf einmal, hernach ein anderes, damit die Bedeckungsmannschaften nicht verzettelt werden.“

20-1 Zusatz von 1752: „Bei großen Fouragierungen rate ich, ein allzu ausgedehntes Gebiet nicht auf einmal auszufouragieren, sondern es zweimal gleich nacheinander zu tun. Dadurch bleibt Eure Postenkette stärker und die Fourageure sind vor einem Angriff mehr gesichert, als wenn Ihr ein zu weitläufiges Gebiet wählt; dann ist Eure Postenkette überall schwach und daher der Gefahr ausgesetzt, vom Feinde durchbrochen zu werden.“

22-1 Zusatz von 1752: „Dazu bemerke ich, ein Heerführer wird gut daran tun, wofern er Zeit dazu hat, nach Wahl seiner Stellung das Gelände selber von einem Ende bis zum andren abzuschreiten und auszumessen.“

23-1 Zusatz von 1752: „Die große Kunst bei der Besetzung des Geländes besieht barin, die Truppen so aufzustellen, baß sie volle Bewegungsfteiheit haben und nach Belieben verwandt werden können. Als Villeroy sich in der Ebene von Ramillies aufsiellte, beraubte er sich, vielleicht in Unkenntnis dieser Regel, seines linken Flügels, indem er ihm seinen Platz hinter einem Sumpf anwies, wo er weder fechten noch auch den rechten Flügel unterstützen konnte.“ Villeroy wurde am 23. Mai 1706 bei Ramillies von Marlborough geschlagen.

23-2 In der Fassung von 1752 ist diesem Kapitel der folgende Absatz vorausgeschickt: „Wollt Ihr wissen, ob das von Euch gewählte Lager gut ist, so seht zu, ob Ihr den Feind zu einer großen Bewegung zwingen könnt, wenn Ihr eine kleine macht, oder ob der Feind durch einen Marsch, den er macht. Euch zu mehreren nötigt. Wer am wenigsten Märsche zu machen hat, ist am besten gelagert,“

24-1 Reglement vor die König!. Preußische Infanterie, S. 248—255: „Wie das Lager aufgeschlagen werden soll.“

24-2 Am 27. Juni 1743 (vgl. Bd. II, S. 140 ff.).

24-3 Im Sommer 1741 (vgl. Bd. II, S. 81).

25-1 Zusatz von 1752: „Man darf sich jedoch nicht darauf verlassen; denn der Feind kann bemerken, daß Ihr gleichzeitig mit ihm fouragieren wollt. Er kann die Fouragierung befehlen, die teute aber sogleich wieder zurückkommen lassen und Euch überfallen.“

25-2 Im Sommer 1745 (vgl. Bd. !I, S. 223 und 225).

26-1 Zusatz von 1752: „Indessen würde ich für die Deckung einer Belagerung eine Observationsarmee einem verschanzten Lager vorziehen; denn die Erfahrung lehrt, daß die Verschanzungen, wie die alte Methode sie kennt, zu gefährlich sind. Turenne nahm die Verschanzungen Condés vor Arras (1654), Condé die von Turenne, wenn ich nicht irre, um Valenciennes errichteten (1656). Seitdem haben diese beiden großen Meister der Kriegskunst ihre Belagerungen nicht mehr mit verschanzten lagern, sondern mit Observationsheeren gedeckt.“

27-1 Im Herbst 1744 (vgl. Bd. II, S. 180).

27-2 Vgl. Bd. II. S. 180.

27-3 Die sogenannten Zentral-stellungen.

27-4 Die sogenannten Flankenstellungen.

28-1 Vgl. S. 13 f.

28-2 Zusatz von 1752: „Vor allem ist noch zu bemerken, daß man Bäche und Moraste bei einem lager stets sofort untersuchen lassen muß, damit man keine falsche Anlehnung nimmt, falls sie durchschreitbar sind. Villars ward zum Teil deshalb bei Malplaquet (1709) geschlagen, weil er einen Morast zu seiner linken, der eine trockene Wiese war, für unwegsam hielt. Über diese Wiese fielen ihm unsre Truppen in die Flanke. Man muß alles mit eignen Augen sehen und solche beachtenswerten Dinge nicht für Kleinigkeiten halten.“

29-1 Das Reglement vor die königl. Preußische Infanterie bestimmt (S. 256), daß die Piletts Feldschanzen (Redans) auswerfen oder sich wenigstens mit spanischen Reitern umgeben sollen. „Wann man einige Zeit im Lager gestanden, so werden die Redans aneinandergehangen“, d. h. durch Wall und Graben miteinander verbunden.

29-2 Reglement vor die König!. Preußische Cvallerie-Regimenter, S. 149 ff.

29-3 Im November 1745 (vgl. Bd. l l, S. 249 f.).

3-1 Anspielung auf die Schrift von Flavius Vegetius, „De re militari“.

30-1 Am 24. Juli 1712 (vgl. Bd. I, S. 116).

30-2 Am 10. Dezember 1710.

30-3 Am 14. August 1737 (vgl. Bd. I, S. 159).

30-4 Nicht Wallis, sondern Feldmarschall Khevenhüller wurde am 28. September 1737 am Timok geschlagen (vgl. Bd. I, S. 159).

30-5 Am 15. Dezember 1745 (vgl. Bd. II, S. 259 ff.).

30-6 Am 30. September 1745 (vgl. Bd. II, S. 235 ff.).

30-7 Vgl. S. 10.

31-1 Vgl. Bd. II, S. 209 ff.

31-2 Eugen nahm Cremona am 1. Februar 1702, konnte es aber nicht behaupten (vgl. Bd. VII, S. 103).

31-3 Am 5. Januar 1675 (vgl. Bd. I, S. 73).

33-1 Zusatz von 1752: „Und zieht selbst Vorteil aus seinen eigenen Fehlern.“

35-1 Zusatz von 1752: „Aus diesem Grunde darf der Führer einer Armee sich bei einer Attacke niemals an die Spitze seiner Kavallerie setzen.“

37-1 Vgl. Bd. 11, S. 212.

37-2 Vgl. Bd. 11, S. 22.

38-1 Mazeppa.

38-2 Demetrius Cantemir, Fürst der Moldau.

38-3 Reglement vor die Königl. Preußische Kavallerie-Regiment, S. 258—262: „Was die Offiziers, wann sie auf Parteien ausgeschicket werden, zu observiren haben.“

38-4 Zusatz von 1752: „Will man aus neuerer Zeit ein Beispiel dafür haben, wie man den Feind zu Detachierungen zwingt, so lest man den schönen Feldzug nach, den der Marschall von luxemburg in Flandern gegen König Wilhelm fühtte und der 1693 mit der Schlacht von landen oder Neerwinden endete.“ Gemeint ist das Wert von Charles Sevin Marquis de Quincy (1666—1736): „Histoire militaire du règne de Louis le Grand“ (Paris 1726).

39-1 Vgl. Bd. II, V. 211 f. und 2l6.

39-2 Am 3. August 1692.

4-1 Die vier in deutscher Sprache geschriebenen und 1743 veröffentlichten Reglements für die Infanterie, die Kavallerie (Kürassiere), Dragoner und Husaren.

40-1 Vgl. Bd. II, S. 225.

40-2 1745; (vgl. Bd. II, S. 245 ff.).

40-3 Gemeint sind die Österreicher, Engländer und Holländer, denen die Franzosen im Österreichischen Erbfolgekrieg gegenüberstanden.

41-1 Vgl. Bd. IV, S. 51. — Zusatz von 1752: „Zieht Ihr das Land wohl in Betracht, das als Kriegsschauplatz dient, die von Euch befehligte Armee, die Sicherheit ihrer Magazine, die Stärke der Festungen und die Mittel, die der Feind für ihren Angriff besitzt oder nicht besitzt, all das Übel, das die feindlichen leichten Truppen Euch in den Flanken, im Rücken oder bei einer Diversion zufügen können — erwägt Ihr, sage ich, all dies sorgsam und ohne Selbstbescheinigung, dann kinnt Ihr darauf rechnen, daß ein geschickter Feind gerade das tun wird, was Euch am meisten schaden kann, daß dies seine Absicht ist, und daß man ihr, wenn möglich, sofort entgegentreten muß.“

41-2 Vgl. Bd. I, S. 76.

41-3 Vgl. Bd. II, S. 222.

42-1 Zusatz von 1752: „Seit der Niederschrift dieses Weckes hat die Königin von Ungarn die Steuerlast in Mähren und Böhmen erhöht. Man könnte vielleicht die dortigen Einwohner durch die Zusicherung gewinnen, sie nach Eroberung dieser Lande schonender zu behandeln.“

45-1 Vgl. S. 29.

45-2 Zusatz von 1752: „Man muß bei solchen Märschen nur darauf achten, dem Feinde nicht die Flanke zu bieten.“

45-3 Zusatz von 1752: „Man öffnet sich den Weg dazu durch alle leichten Truppen, die man vor der Avantgarde vorausrücken läßt.“

46-1 En échiquier, d. h. mit Abständen von Frontbreite, das zweite Treffen gerade hinter diesen Lücken. Siehe Plan A.

48-1 Vgl. Bd. II, S. 183.

48-2 Siehe Plan B (S.47).

48-3 Zusatz von 1752: „Man kann auch Flatterminen an den Winkeln der Verschanzungen legen, die die letzten Grenadiere auffliegen lassen, wenn sie über den Fluß gehen.“

49-1 Vgl. Bd. II, S. 233 f, und 242. VI

51-1 Vgl. S. 37 und Bd. I I, S. 225.

51-2 Vgl. Bd. I I, S. 169 f.

52-1 De bello gallicco, IV, kap.l6—18.

52-2 Vgl.Bd.II, S.169 f.

52-3 Vielmehr über die Etsch (1701).

54-1 Die Franzosen, Bayern und Sachsen erstürmten in der Nacht zum 26. November 1741 Prag (vgl. Bd. II, S. 93 f).

54-2 Glogau wurde am 9. März 1741 erstürmt (vgl. Bd. II, S. 71).

54-3 Vgl. S. 31.

54-4 Kosel fiel am 26. Mai 1745 (vgl. Bd. II, S. 224).

55-1 Die Demontierbatterien. Die Reihenfolge war aber umgekehrt: Zuerst wurden Rikoschettbatteiien errichtet, dann bei der zweiten Parallele Demontierbatterien, auf die vor der dritten Parallele die Wurfbatterien und schließlich auf dem Glacis die Breschbatterien folgten.

55-2 Die Breschbatterien,

55-3 In seinem Werke: „Deutliche und ausführliche Beschreibung, wie eine Stadt soll belagert und nachher die Belagerung mit gutem Succeß bis zur Übergabe geführet werden“ (1738).

56-1 Für das sogenannte „präparierte Feuer“ vgl. die Instruktion an Lattorff.

57-1 Zusatz von 1752: „Ohne die Garnison zu ermüden, schützt man sich vor Überfällen, indem man im gedeckten Weg und in den einspringenden Winkeln der Wallinie Kaponnieren anlegt, die man mit 12 Mann besetzt.“

59-1 Vgl. Plan c und Bd. II, S. 74 ff.

6-1 Die Truppen marschierten meist in Zugkolonne und mußten daher bei Wegengen abbrechen.

60-1 Vgl. Bd. I, S. 128 f.

60-2 Zusatz von 1752: „Die Hauptregel im Kriege bei allen Kämpfen und Gefechten besieht darin, daß man sich selbst in Flanke und Rücken sichert, dem Feinde aber die Flanke abgewinnt. Dies geschieht auf verschiedene Weise, läuft aber alles auf eins hinaus.“

60-3 Vgl. Bd. I, S. 129.

61-1 Vgl. Bd, I, S. 128; II, S. 192 f.

64-1 Markgraf Ludwig von Baden, Heerführer der Kaiserlichen im Spanischen Erbfolgekrieg, legte die sogenannten Stollhofener linien an, die sich vom Abfall des Schwarzwaldes bei Bühl bis an den Rhein Straßburg gegenüber zogen. Villars griff sie 1703 mehrmals vergeblich an.

67-1 Vgl. Bd. II, S. 236 ff. und 259 ff.

68-1 Vgl. Bd. II, S. 81.

68-2 Vgl. S. 23, Anm. 1.

69-1 Siehe Plan VII.

70-1 Vgl. Bd. II, S. 74 ff.

72-1 Vgl. Bd. II, S. 220.

72-2 D. h. in Kolonnen (vgl. S. 45).

74-1 Nach dem Reglement stand die Infanterie drei Glieder tief.

74-2 Der berühmte Rückug des Grafen Mathias Johann von der Schulenburg erfolgte nach dem Gefecht bei Punitz am 7. November 1704. Vgl. Bd. II, S. 41; IV, S. 21.

74-3 20. September 1703. Vgl. Bd. I, S. 107.

76-1 Zusatz von 1752: „Oder endlich, um den Feind für einen von ihm begangenen Fehler zu strafen.“

76-2 Vgl. Bd. II, S. 235 ff.

77-1 Evangelium Johannis XI, 50. — Zusatz von 1752: „Dafür endlich, wie man den Feind wegen eines von ihm begangenen Fehlers straft, lese man den Bericht über die Schlacht bei Senef (1674). Dort begann Prinz Condé ein Arrieregardengefecht mit dem Prinzen von Oranien oder mit Waldeck, weil dieser die Besetzung des Eingangs der Defileen versäumt hatte, die er passieren mußte, um seine Arrieregarde an sich zu ziehen. Man lese ferner den Bericht über die vom Marschall von Luxemburg gewonnene Schlacht bei Leuze (1691) und über die Schlacht bei Rocour“ (1746).

77-2 In der Fassung von 1752 sendet der König dem Folgenden die Bemerkung vorauf: „Dieser Abschnitt würde sehr lang, wollte ich das ganze Kapitel der Zufälle behandeln; ich will mich hier auf weniges beschränken, um zu zeigen, daß Geschicklichkeit und Glück beim Kriege erforderlich sind.“

77-3 Vgl. Bd. II, S. 174 f. 183.186 f.

78-1 Vgl. Bd. II, S. 82.84 f.

78-2 Vgl. Bd. II, S. 221.

79-1 Vgl. Bd. II, S. 74.

79-2 In der Nacht zum 19. November 1744 (vgl. Bd. II, S. 184).

79-3 Vgl. S. 53.

79-4 Vgl. S. 54.

8-1 Zusatz von 1752: „Alle Unternehmungen der Franzosen von Ludwig XII. bis auf Franz I. gegen das Königreich Neapel sind unglücklich verlaufen. Die Kreuzzüge nach Ibumäa haben das gleiche Schicksal gehabt.“

8-2 Vgl. Bd. l, 112.

8-3 Als spanischer Kronprätendent während des Spanischen Erbfolgekrieges (vgl. Bd. l, S. 115).

80-1 Flavius Vegetius, „De re militari“, I,I. Vgl. S. 3 und Bd. l, S. 188.

81-1 Zusatz von 1752: „Ferner müssen hinter der Infanteriepostenkette in gewissen Abständen Infanterie- und Kavalleriebrigaden bereit stehen, um Hilfe zu bringen, wo es nötig ist.“

83-1 Zusatz von 1752: „Man erinnere sich stets dessen, was dem Großen Kurfürsten Im Elsaß widerfuhr, als Turenne über Thann und Belfort her in seine Winterquartiere einfiel.“ Vgl. S. 31 und Bd. I, S. 73.

84-1 Vgl. Bd. II, S. 59 ff.

84-2 Vgl. Bd. II, S. 100 ff.

84-3 Vgl. Bd. II, E. 209 ff.

85-1 Vgl. Bd. II, S. 245 ff.

9-1 Bei Kesselsdorf (vgl. Bd. II, S. 259 ff.).