<354> der Soldat imstande ist, die erforderlichen Evolutionen auszuführen. Ein Offizier, der nur im geringsten daran denkt, sich zu höheren Stellen aufzuschwingen, muß gründliche Kenntnisse in der Taktik oder der Manövrierkunst, in Angriffen, Verteidigungen, Rückzügen, Märschen, Flußübergängen, Transportbedeckungen, Fouragierungen und allen Dispositionen besitzen, die der Feldkrieg erfordert. Er muß genaue Kenntnis des Landes haben, in dem er Krieg führen soll, muß die Lagerkunst beherrschen, die Vorteile des Geländes kennen und zu benutzen wissen, die Art, wie man seine Truppen aufstellt und ihnen beim Kampfe die Überlegenheit verschafft.

Abgesehen von all diesen Kenntnissen aber muß ein Infanterieoffizier sich schämen, wenn er nicht über den Fesiungskrieg Bescheid weiß. Dieser Dienst betrifft einzig und allein die Infanterie, und es werden wenige Feldzüge geführt, in denen nicht Städte belagert oder verteidigt werden. Hier findet er Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Ein Offizier, der die Belagerungskunst nicht kennt, kann sie nicht benutzen, denn seine Unwissenheit versagt ihm die Mittel dazu; wogegen ein Offizier, der ein paar Mußestunden dazu verwandt hat, diesen Teil des Krieges gut zu studieren, hundert Gelegenheiten findet, sich auszuzeichnen, was ihn notwendig vorwärtsbringen muß.

Um den Erwerb dieser Kenntnisse zu erleichtern und Neigung dafür zu erwecken, hat man dies Buch übersetzt und es in der vorliegenden Form herausgegeben. Man hofft, daß die, welche ihren Beruf lieben, dies neue Mittel zu ihrer Belehrung begrüßen werden. Der Übersetzer wird sich für seine Mühe reichlich belohnt fühlen, wenn er mit Hilfe der in diesem Buch enthaltenen Kenntnisse zur Beförderung und Auszeichnung derer beitragen kann, die es mit Vorteil lesen.

Jede Kunst hat ihre Regeln und Grundsätze. Man muß sie studieren; die Theorie erleichtert die Praxis. Ein Menschenleben reicht nicht hin, um vollkommene Erkenntnis und Erfahrung zu erwerben. Die Theorie muß sie vervollständigen. Sie gibt der Jugend frühreife Erfahrung und macht sie sogar durch die Fehler andrer geschickt. Im Kriegshandwerk verstößt man nie gegen die Regeln der Kunst, ohne vom Feinde dafür gestraft zu werden. Er freut sich stets, uns bei einem Fehler zu ertappen. Ein Offizier kann sich viele falsche Schritte ersparen, wenn er sich unterrichtet, ja wir wagen zu sagen: er muß es tun; denn die Fehler, die er aus Unwissenheit begeht, bedecken ihn mit Schande, und selbst wenn man seinen Mut lobt, kann man nicht umhin, seine Dummheit zu tadeln. Welch ein Ansporn zum Fleiß! Wie viele Beweggründe, den dornigen Pfad zu beschreiten, der zum Ruhme führt! Und wo winkt ein schönerer und edlerer Lohn für Mühe und Arbeit, als der, seinen Namen unsterblich zu machen!