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Gedächtnisrede auf Goltz
Gelesen in der Akademie am 30. Mai 1748

Georg Konrad Freiherr von der Goltz, preußischer Generalmajor, Kommandeur der Gensdarmes, General-Kriegskommissar, Amtshauptmann von Kottbus, Peitz und Aschersleben, Ritter des Johanniterordens, Herr von Kuttlau, Neukranz, Mellenthin, Heinrichsdorf, Reppow, Blumenwerder, Latzig und Langenhof, wurde 1704 in Parsow in Pommern geboren. Sein Vater, Hennig Bernhard Freiherr von der Goltz, war Rittmeister in polnischen Diensten, seine Mutter Ilsa Katharina eine geborene von Heydebreck. Er erhielt seine Schulbildung bei den Jesuiten in Thorn und bezog dann die Universität Halle, wo er seine Studien vollendete und sich die Kenntnisse erwarb, die für einen jungen Edelmann erforderlich sind, den die Eltern zum Staatsdienst bestimmen.

Im Jahre 1725 wurde er durch seinen Onkel, den Staatsminister Graf Man-teuffel, in den Dienst des Königs von Polen gezogen. 1727 ging er mit Graf Hoym als Legationsrat nach Paris. Zwei Jahre später nach Sachsen zurückberufen, wurde er Wirklicher Legationsrat und erhielt zugleich den Kammerherrnschlüssel.

Die Kabalen eines ränkesüchtigen Hofes stürzten seinen Protektor und erschütterten seine aussichtsreiche Stellung. Goltz faßte bald Widerwillen gegen die dornige Lauft bahn, die er eingeschlagen. Er sah nichts vor sich als den Sturz großer Würdenträger und jähe Umschläge von höchster Gunst zu Ungnade und Vergessenheit. So gab er denn die diplomatische Laufbahn auf, quittierte den sächsischen Dienst und ergriff einen Beruf, in dem man nur ein Ehrenmann zu sein braucht, um seinen Weg zu machen.

Der Ruf der preußischen Truppen und die Liebe zum Vaterland ließen ihn den Waffendienst allem andren vorziehen. Im Jahre 1730 bekam er eine Kompagnie im Regiment Bayreuth-Dragoner. Es war damals nicht so leicht, aus fremden Diensten in preußische überzutreten. Dazu bedurfte es anerkannter Verdienste. Goltz sollte die gute Meinung, die man von ihm hatte, bald rechtfertigen. Bei seinen glücklichen Geistesanlagen und seinen reichen Talenten konnte er aus sich machen,<358> was er wollte, und in jedem Berufszweige hervorragen. Kaum war er Offizier, so übertraf er alle Kameraden seines Regiments an Pünktlichkeit und Wachsamkeit. Durch sein Streben gelangte er bald zu so gründlicher Kenntnis seines Berufes, daß man gleich aus seinen Anfängen erkannte, was er eines Tages leisten würde. So erkannte Odysseus den Achill, als er ihm Waffen zeigte.

Das Verdienst von Goltz entging dem verstorbenen König, einem großen Menschenkenner, nicht. Er schickte ihn 1733 nach Warschau, als der Tod König Augusts II. von Polen den Ränken, Parteiungen und Zwistigkeiten der Republik ein weites Feld eröffnete. Alles war erregt durch die Umtriebe der europäischen Mächte bei der neuen Königswahl.

Goltz kannte nicht nur die Interessen aller großen polnischen Familien. Er besaß auch Scharfblick und die glückliche Gabe, Wahrheit und Wahrscheinlichkeit sofort zu unterscheiden. Seine Berichte sagten die Absichten der Polen genau voraus. Aus den gegenwärtigen Ursachen las er die künftigen Wirkungen und entledigte sich seines Auftrages so geschickt, daß die Achtung des verstorbenen Königs für ihn noch zunahm.

Friedrich Wilhelm konnte ihm keinen besseren Beweis seiner Hochschätzung liefern, als indem er ihm Gelegenheiten gab, sich auszuzeichnen. Den Rheinfeldzug von 1734 machte er bei den 10 000 Preußen mit, die im kaiserlichen Heere fochten358-1. Aber der Feldzug war arm an großen Ereignissen und enttäuschte die Hoffnung des jungen Kriegsmannes, der auf eine Gelegenheit brannte, sich hervorzutun. Allein fähige Köpfe wissen aus allem Nutzen zu ziehen. Goltz studierte das Proviantwesen und war darin bald seinen Lehrern überlegen.

Im folgenden Feldzuge ernannte ihn der König zum Oberstleutnant im Regiment Cossell. Aber der Friede kam gleich darauf zustande, und die Kriegspraxis wurde für Goltz wieder zur bloßen Theorie. Er kehrte mit seinem Regiment nach Preußen zurück und wandte sich wieder seinem alten Studium, der schönen Literatur, zu, die für den Waffenberuf so nützlich ist, daß die meisten großen Feldherren ihr ihre Muße gewidmet haben.

Im Jahre 1740, nach Friedrich Wilhelms Tode, berief der König Goltz in seinen persönlichen Dienst. Der Erste Schlesische Krieg brach aus und gab dem Militär die schönste Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Goltz setzte die Kapitulation von Breslau auf358-2 und wurde dann zum Erbprinzen Leopold von Anhalt geschickt, mit dem Auftrag, Glogau mit Sturm zu nehmen358-3. Er war einer der ersten, die die Wälle erstiegen. Nachdem er dem König die Einnahme gemeldet hatte, erhielt er Befehl, den Marsch von 14 Schwadronen zu beschleunigen, die zur Armee stoßen sollten, aber erst am Ende der Schlacht von Mollwitz eintrafen358-4. Goltz benutzte sie zur Verfolgung des Feindes.

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Wegen dieser Dienste erhielt er die Herrschaft Kuttlau, ein soeben frei gewordenes Lehen. Aber Goltz wollte bei aller Dankbarkeit für die Güte des Königs ihm lieber nützlich sein als sich belohnen lassen. Bei seiner Rührigkeit konnte es ihm an Gelegenheiten zur Befriedigung einer so edlen Leidenschaft nicht fehlen.

Im Kriege erkennt man erst den ganzen Wert der Tatlust und Wachsamkeit. Gunst schweigt dort vor dem Verdienst. Dünkel verblaßt vor den Talenten. Das Staatswohl erfordert eine sichere und gescheite Auswahl derer, die die vielseitigste Verwendung finden. Denn wieviel Triebfedern muß man nicht zugleich spielen lassen, um die großen Heere, die man heute aufstellt, mit Lebensmitteln zu versehen und in Bewegung zu setzen! Es sind wahre Völkerwanderungen und Eroberungszüge, bei denen sich aber die Bedürfnisse täglich erneuern und regelmäßig befriedigt sein wollen. Ganze Nationen ziehen von Ort zu Ort, und es ist schwerer, sie vor Hunger als vor ihren Feinden zu schützen. Infolgedessen sind die Pläne des Feldherrn stets mit der Proviantfrage verkettet, und seine größten Projekte schrumpfen zu heroischen Hirngespinsten zusammen, wenn er nicht vor allem auf Sicherung der Verpflegung bedacht gewesen ist. Der, dem er dies Amt überträgt, wird damit zum Vertrauten seines Geheimnisses und mit allem verknüpft, was es im Kriege Großes und im Staate Wichtiges gibt.

Aber welche Gewandtheit ist nicht in solcher Stellung nötig, um so weite Gebiete zu beherrschen, Zwischenfälle und unverhoffte Ereignisse vorherzusehen und schon im voraus so bestimmte Maßregeln zu treffen, daß kein Zufall sie umwerfen kann! Welcher Hilfsquellen des Geistes, welcher Aufmerksamkeit bedarf es, um zu jeder Zeit und an jedem Orte eine solche Menge unruhiger, ungeduldiger und unersättlicher Leute mit dem Notwendigen und auch mit dem Überflüssigen zu versehen! Alle diese verschiedenen Talente und glücklichen Anlagen waren in Goltz vereinigt. Der König ernannte ihn zum Armeeintendanten, und was noch bemerkenswerter ist: jedermann zollte dieser Wahl Beifall.

Goltz war wie Proteus in der Fabel. Im ersten Feldzuge leistete er die Dienste eines Adjutanten, eines Generals, eines Intendanten und sogar eines Unterhändlers. Er wurde mit einem wichtigen geheimen Auftrage betraut359-1, von dem die Öffentlichkeit nie volle Kenntnis erhielt. Was man aber sehr wohl wußte, war, daß er seine Ämter wechselte, ohne daß man es an seiner Tätigkeit merkte, da er sich seiner Aufgabe stets gleich gut entledigte.

Im Jahre 1742 folgte er dem König nach Böhmen und gab in der Schlacht von Czaslau Proben seiner Fähigkeit, aus denen Kenner ersahen, daß sein Genie die Erfahrung zu ersetzen wußte. Am Ende des Feldzuges ward er Oberst und Kommandeur des Regiments Gensdarmes.

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Der Breslauer Friede, eine Folge jenes Sieges, führte ihn nach Berlin zurück, wo er bei der Erneuerung der Königlichen Akademie der Wissenschaften zum Ehrenmitglied gewählt wurde. Er wohnte unsren Sitzungen oft bei und brachte so mannigfache und ausgedehnte Kenntnisse mit, daß kein dort behandelter Gegenstand ihm fremd oder neu war.

Im Jahre 1743 wurde er Generalmajor, und im Jahre darauf, als der Krieg abermals ausbrach, entführten ihn uns die Pflichten seines Berufes. Goltz nahm an allen Unternehmungen des Feldzuges teil und machte sich bei allen nützlich. Sein Geist lieferte ihm die Hilfsquellen zur Verpflegung der Truppen selbst da, wo es schien, als ob Mangel zur Einstellung der Feindseligkeiten zwingen müßte.

Wir kommen nun zum schönsten Abschnitt seines Lebens, dem Feldzug von 1745, in dem er Gelegenheit fand, seine Fähigkeiten in vollem Umfange zu entwickeln. Im Anfang des Jahres teilte ihm der König seinen Feldzugsplan mit, durch eine Schlacht die Offensive an sich zu reißen und den Feind in seine eignen Provinzen zu verfolgen. Was Goltzens Tätigkeit noch erschwerte, war die Ungewißheit über den Ort, wohin der Feind seinen Hauptstoß führen würde. Er mußte also doppelte Vorkehrungen treffen, sowohl nach der mährischen als auch nach der böhmischen Grenze hin. Wie allgemein bekannt, drang der Feind aus Böhmen in Schlesien ein, und so kam es am 4. Juni zur Schlacht von Hohenfriedberg. Goltz kämpfte am rechten Flügel mit seiner Kavalleriebrigade und verrichtete Wunder an Tapferkeit, während der Schlacht wie bei der Verfolgung. Kaum vom Pferde gestiegen, nahm er die Feder zur Hand und gab hundert verschiedene Anordnungen für die Proviantzüge, die der Armee folgen sollten.

Die Preußen warfen die Truppen der Königin von Ungarn bis über Königgrätz zurück. Der König ging über die Elbe und lagerte beim Dorfe Chlum, das noch eine Meile weiter liegt360-1. So waren die Preußen 10 Meilen von ihren Magazinen entfernt. Eine Gebirgskette, die hinter ihnen lag, trennte sie davon. Kein schiffbarer Fluß zum Transpott war vorhanden, und die Gegend rings um das Lager, von den Einwohnern verlassen, glich einer Einöde. Goltz überwand alle Hindernisse. Denn obgleich die Lebensmittel aus Schlesien bezogen werden mußten, merkte doch niemand etwas von diesen Schwierigkeiten, und die Armee lebte im Überfluß.

Angesichts der außerordentlichen Menge von Einzelheiten, die sein Amt mit sich brachte, glaubt man kaum, daß ein einziger sie allein beherrschen konnte. Aber Goltz besaß das besondere Talent Cäsars. Er diktierte, wie dieser große Mann, vier Sekretären zugleich und behielt dabei immer den Kopf klar, trotz der Last der kompliziertesten und schwierigsten Arbeiten.

Kaum war Goltz General-Kriegskommissar und Amtshauptmann von Kottbus und Peitz geworden, als er seinem König auf die vornehmste Weise, deren ein Unter<361>tan seinem Herrscher gegenüber fähig ist, seinen Dank abstattete, nämlich durch Dienste, die noch wichtiger waren als die bisher geleisteten.

Politische und militärische Gründe bewegen den König, sich der schlesischen Grenze zu nähern. Seine Armee war durch drei starke Detachements geschwächt. Das eine war zum alten Fürsten von Anhalt im Lager von Magdeburg gestoßen, das zweite unter General Nassau hatte Kosel zurückerobert und das dritte unter Du Moulin besetzte die nach Schlesien führenden Bergpässe, durch die die Armee ihre Zufuhr erhielt. Den Österreichern schienen diese Umstände günstig. Sie kamen des Nachts angerückt und stellten sich bei dem rechten Flügel der Armee des Königs auf361-1, und zwar auf einem Berge, der ihnen außer dem Votteil der Überzahl auch noch den des Geländes gewählte.

Goltz, der auf dem rechten Flügel lagerte, war der erste, der den König von der Ankunft des Feindes benachrichtigte. Die Armee trat sofort unter Gewehr und machte sich zum Angriff bereit. Zehn Schwadronen, die die erste Brigade unter Goltz bildeten, zwei Schwadronen der zweiten Brigade und fünf Grenadierbataillone — das war alles, was man zum Angriff bereit hatte, der Goltz aufgetragen ward.

Sich gegenüber hatte er 50 österreichische Schwadronen, die in drei Treffen auf dem Kamm eines Berges aufgestellt waren. Sie angreifen, durchbrechen und zersprengen war für ihn das Werk eines Augenblicks. Zerstreut durch kleine Täler fliehend, vermochte die feindliche Kavallerie sich nicht mehr zu sammeln, und so tonnte die preußische Infanterie die Hauptbatterie der Österreicher mit der größten Leichtigkeit erobern. Man war gewohnt, von Goltz doppelt soviel zu verlangen wie von andern. Und da es für einen Tag schier zu wenig war, eine Schlacht gewonnen zu haben, detachierte man ihn mit seiner Brigade von der Rechten, wo sie überflüssig wurde, nach der Linken, wo er zum zweiten Male mit dem gleichen Erfolg wie zuvor kämpfte. Der König sprach es dem General selbst aus, daß ihm der Löwenanteil am Gewinn dieser Schlacht gebühre, in der Tapferkeit die Zahl weit machte und die Umsicht der Offiziere die Dispositionen ersetzte, die bei der Kürze der Zeit nicht getroffen werden konnten.

Danach bezog die Armee ihre Kantonnementsquartiere in Schlesien. Aber bald brach ein neues Ungewitter los. Die so oft geschlagenen Feinde Preußens sannen immer noch auf unsren Untergang. Sie planten einen Einfall in die Mark Brandenburg von Sachsen her361-2. Ihr Plan kam heraus und verlangte neue Gegenmaßregeln. Goltz arbeitete mit dem ganzen Eifer eines guten Patrioten an der Einrichtung der Verpflegung und übertraf dabei alles, was er bisher Nützliches in dieser Art geleistet hatte.

Der Zug nach der Lausitz war ein ununterbrochener Marsch von acht Tagen, bei dem die Armee reichlich mit Lebensmitteln versehen war. Danach regelte er die Kon<362>tributionen human und uneigennützig und kehrte nach dem Dresdener Frieden nach Berlin zurück, wo er seine Talente in bürgerlichen Tugenden übte, die ihn ebenso schätzbar machten wie die militärischen.

Dank seiner Fürsorge verbesserte sich das Magazinwesen362-1, das alle Provinzen der preußischen Monarchie vor den Schrecken der Hungersnot und ihren noch verderblicheren Folgen schützt. Seinen guten Anordnungen verdankt die Verwaltung des Königlichen Invalidenhauses362-2 ihre besten Einrichtungen. Seiner Anregung entsprang das neue Projekt der Proviantwagen, Feldbacköfen und Transportschiffe des Kommissariats.

Goltz verlor das Wohl des Staates niemals aus den Augen: er verfaßte Denkschriften über die Urbarmachung von Landstrichen, die Austrocknung von Sümpfen, die Gründung neuer Dörfer, die gerechtere Verteilung der Steuern und die Abschaffung von Mißbräuchen, über Beobachtungen, die er auf der Reise in den Provinzen gemacht hatte. Viele seiner Vorschläge stifteten bei ihrer Ausführung wirtlich Gutes.

Gegen Ende des Jahres 1746 bekam er einen Anfall von Asthma, den die Ärzte in ihren oberflächlichen Mutmaßungen wie gewöhnlich zu leicht nahmen. Zu Beginn des Jahres 1747 steigerte sich sein Leiden. Ein ziemlich heftiger Blutsturz trat ein: nun merkte man zu spät, welche Krankheit ihn bedrohte.

Der König hatte ihn in seinen engsten Freundeskreis aufgenommen. Er liebte seine Unterhaltung, die stets angenehme Kenntnisse mit den nützlichen verband und von einem Gegenstande zum andern mit der Leichtigkeit überging, die einem anmutigen und durch langen Verkehr in der vornehmen Welt gebildeten Geiste eignet. Seine Majestät sah ihn oft, namentlich an seinen letzten Lebenstagen, in denen er wunderbare Seelenstärke und Festigkeit bekundete. Gefaßt diktierte er seinen letzten Willen, tröstete seine Angehörigen und sah dem Tode als Philosoph entgegen, der die Vorurteile des Pöbels mit Füßen tritt und dem sein lauteres, tugendhaftes Leben keinen Anlaß zur Reue bietet.

Am Sonnabendmorgen, den 7. August, fühlte er sich kränker als gewöhnlich. Er merkte, daß sein Ende nahte, hatte aber die Geistesgegenwart, seinem Kammerdiener zu befehlen, die Tür zum Schlafzimmer seiner Gattin, die guter Hoffnung war, zu schließen. Dann spie er mehr Blut als gewöhnlich und starb bei dem Anfall.

Seine Gattin, Charlotte Wilhelmine von Grävenitz, schenkte ihm drei Söhne und drei Töchter, die ihn im Kindesalter verloren, ungerechnet einen nachgeborenen Sohn, dessen sie erst nach seiner tödlichen Krankheit genas.

Goltz vereinte alle Eigenschaften eines liebenswerten und tüchtigen Mannes. Sein Urteil war sicher und scharf, sein Gedächtnis treu und seine Kenntnisse so umfassend, wie sie bei einem Manne von Stand sein können. Er floh den Müßig<363>gang und liebte leidenschaftlich die Arbeit. Sein Herz war edel, stets dem Guten zugewandt, seine Seele so großmütig, daß er vielen armen Offizieren in Geldverlegenheiten aushalf. Kurz, er war ein Ehrenmann — ein in unsrer Zeit wenig geschätztes Lob, das aber doch mehr enthält als alle andren Lobsprüche. Seine Sitten waren von jener Schlichtheit, die so oft bedeutende Männer auszeichnet. Seine Bescheidenheit ging so weit, daß er nicht mit dem Trauergepränge beerdigt werden wollte, durch das die Eitelkeit der Lebenden noch über die Macht des Todes zu triumphieren wähnt. Um das Gedächtnis dieses Mannes zu ehren, der dem Staate so viele Dienste geleistet hatte und dessen Verlust ihm nahe ging, befahl der König die besondere Auszeichnung, daß alle Offiziere des Regiments Gensdarmes Trauer anlegen sollten.

Es gebührt sich zu sagen, daß Goltz zu jenen Geistern gehörte, von denen drei bis vier genügen, um eine ganze Regierung auszuzeichnen. Er lebte lange; denn sein Leben ging in Gedankenarbeit und Taten hin. Der Tod hielt ihn ab. Größeres zu vollbringen. Auf ihn trifft das bekannte Wort von Rousseau363-1 zu:

„Ein Heldenleben mißt man nach der Zahl Der Jahre nicht.“


358-1 Vgl. Bd. I, S. 155 f.

358-2 Vgl. Bd. II, S. 65.

358-3 Vgl. Bd. II, S. 71.

358-4 Vgl. Bd. II, S. 76.

359-1 Golß diente als Unterhändler beim Abschluß der Konvention von Kleinschnellendorf am 9. Oktober 1741 (vgl. Bd. II, S. 89).

360-1 Vgl. Bd.II, S.225.

361-1 In der Nacht zum 30. September 1745, am Vorabend der Schlacht bei Soor (vgl. Bd. 11, S. 235 ff.).

361-2 Vgl. Bd. II, S. 245 ff.

362-1 Vgl. S. 222 f. und Bd. VII, S. 139.

362-2 Vgl. S. 244.

363-1 Vgl. Jean Baptiste Rousseau, Oden, Buch II, Ode 10.