<343> Wall-Musketen sind dazu gut genug; es muß nur nicht gelitten werden, daß keiner vom Feinde der Festung zu nahe komme, um solche zu recognosciren.

Stehet der Commandant nichts als Husaren und Panduren, so kann er gewiß sein, daß er nicht in Form wird attaquiret1 werden; stehet er aber Infanterie und Grenadiere, so ist es auf den Ernst angesehen.

Wegen der Belagerung, so ist die erste Disposition, die das Innerliche der Festung angehet. Dar muß die Garnison in drei Theile eingetheilet werden, um daß eines auf der Wache ist, das zweite ruhet aus, das dritte ist des Nachts auf dem Piquet oder hilft die Kanonen auf die Werke bringen und die Werke, so beschädiget sind, repariren. Alles, was Schmiede sind, müssen angehalten werden, Affuen2 zu repariren, Waffenschmiede, die Gewehre zu repariren; die Bürger müssen mithelfen, Faschinen machen, Schanzkörbe machen und den bedeckten Weg mit Schanzkörben zu besetzen. Faschinen müssen in der Menge und kleine Schanzkörbe in Vorrath gemacht werden. Bürgerweiber müssen Charpie machen und Bandagen, um die Blessirten zu verbinden; auch können sie mit die Blessirten warten. Alle Arbeit, so nicht unter dem Feuer vom Feinde gemacht wird, müssen die Bürger mitthun; damit schonet der Commandant seine Garnison. Er muß imgleichen die Bürger gebrauchen, um Feuer zu löschen, wenn solches durch Bomben in der Stadt auskäme; er muß im bedeckten Wege von Gegend zu Gegend kleine Pulver-Magazine in der Erde machen lassen, um das Pulver bei der Hand zu haben, aber nicht stärker ein jedes als 20 Centner.

Die Bursche, die von der Wache kommen, können ihre Betten in den Casematten haben, wo sie geruhig schlafen können und nichts zu besorgen haben; in den Casernen wären sie vor Bomben nicht sicher.

Was nun die Defension der Werke angehet, so ist das erste zu observiren, wo der Feind die Tranchée3 öffnen wird. Dieses kann nicht anders als nach dem Ratiborer Thore oder auf der Seite sein, wo der General Nassau die Stadt belagert hat4.

Um daß der Commandant sich nicht durch die Ouverturen5 der Tranchée surpreniren lässet, muß er des Nachts vor jeder Seite 1 Officier und 30 Mann ohngefähr icx> Schritt vor dem bedeckten Wege heraushaben und kleine Patrouillen Cavallerie von 3 Mann 200 Schritt weiter vorschicken. Sowie die Lärm hören, müssen die Husaren heranreiten und schießen, da wird der Feind bald antworten, so ist er entdecket. Alsdann ziehet der Commandant seine Detachements zurück, und muß er auf der Seite, wo der Feind die Tranchée öffnet, welches ohngefähr 800 Schritt von dem bedeckten Wege zu sein pfleget, in dem bedeckten Wege drei- oder sechspfündige Kanonen auffahren lassen und aus solchen mit Kugeln auf den Feind feuern, auch aus Doppelhaken nach ihm schießen lassen, imgleichen Pechkränze weit von dem Glacis


1 förmlich belagert.

2 Laffetten.

3 Laufgraben.

4 Nassau nahm Kosel, das am 26. Mai 1745 durch Verrat in Feindeshand gefallen war, am 6. September. Er unternahm die Belagerung auf der unteren Oberseite. Vgl. S. 54 und Bd. II, S. 224 und 230.

5 Eröffnung.