<282> ihn festzuhalten, seinen Abmarsch zu verzögern und so seiner Kavallerie Zeit zu verschaffen, die feindliche Nachhut zu umzingeln und abzuschneiden.

Die beste Gelegenheit zu solchen Angriffen bietet sich, wenn der Feind von den Höhen in die Niederung herabrückt oder man ihm in die Flanke fallen kann. Hierbei gilt als feststehende Regel, daß man stets das Gelände ausnutzen soll, nämlich den Feind angreifen, wenn man selbst auch nur etwas höher sieht als er, oder wenn er auf einer Anhöhe sieht, sie erstürmen und ihn mit dem Bajonett Heruntertreiben.

Eine weitere Grundregel bei allen Rückzugs- oder Nachhutgefechten ist diese: Wenn man sich aus einer Stellung, von einer Höhe, aus einem Wald oder Dorfe zurückzieht und der Feind drängt beständig nach, so müssen die Kanonen zuerst abfahren, sonst läuft man Gefahr, sie zu verlieren. Wenn das Bataillon selbst zurückgeht, müssen einige Leute zurückbleiben, die ein Schützengefecht führen, um den Feind aufzuhalten und zu verhindern, daß er Euch auf dem Fuße folgt und wohl gar Verwirrung in Eurem Bataillon anrichtet.

Rückt die Armee in die Winterquartiere, und der Feldzug hat bis in die strenge Jahreszeit gedauert, so muß der Kommandeur gleich dafür sorgen, daß sein Ba-taillon beim Einrücken in die Quartiere nach und nach purgiert und danach zur Ader gelassen wird, jedoch nicht auf einmal, sondern kompagnieweise und je nachdem, wie es der Generalchirurg für die Gesundheit jedes Mannes nötig hält.

Der Kommandeur muß darauf halten, daß an den ersten Tagen, wo das Bataillon die Zelte verlassen und die Häuser bezogen hat, die Fenster in den Quartieren geöffnet werden, damit der Übergang zwischen der rauhen Luft und der Ofenhitze ein allmählicher ist. Sonst brechen hitzige Krankheiten aus; und man soll doch die alten Soldaten soviel wie möglich zu erhalten suchen, zumal bei der Infanterie, wo die Ausbildung erst nach drei Jahren vollendet ist.

Die Kommandeure, die die Postenkette der Winterquartiere zu bilden haben, müssen sich vor allem gegen Überfälle sichern; denn die haben sie am meisten zu befürchten. Liegen also ihre Bataillone in Dörfern, so müssen sie gleich an der Verpalisadierung rings um das Dorf arbeiten und Fleschen vor den Dorfeingängen auswerfen lassen. Darum empfiehlt auch der König den Infanterieoffizieren das Studium der Fortifikationskunst so sehr1; denn sie können sie während des Feldzuges nicht entbehren.

Werden Berge besetzt, so müssen in gewissen Abständen, und zwar an den beherrschenden Punkten, Schanzen und in ihnen Blockhäuser angelegt werden. Die Schanzen müssen rings mit Palisaden umgeben sein, und zwar sollen die Pfähle mit langen Stangen abwechseln, damit der Feind sie unmöglich erklettern kann. Denn ein Offizier, der in der Postenkette der Winterquartiere sieht, muß stets auf Überfälle jeder Art gefaßt sein, die der Feind gegen ihn planen kann. Steht er hinter einem


1 Vgl. S. 242. 276 f.