<223> die Weichsel vom Kern des Staates getrennt ist, so kommen ihre Verteidiger in Gefahr, gegen den Fluß gedrängt zu werden und sich dann auf Gnade und Ungnade ergeben zu müssen. Es gibt in Preußen keinen verteidigungsfähigen Platz. Um die Provinz zu behaupten, bedürfte es fester Plätze längs der Weichsel und gut befestigter Übergänge. Solange uns dieser Teil nicht gehört1, können wir uns unmöglich in dem andren behaupten. Sobald also die Russen in Preußen eindringen, muß man die Provinz zu räumen beginnen.

Ähnlich sieht es mit dem Herzogtum Kleve. Es ist eine isolierte Provinz, die keine Verbindung mit den andern hat. Als Angreifer kommen nur die Franzosen in Betracht. Sie werden sich aber vor einem Einfall wohl hüten, solange wir nicht zugleich von andern Feinden bedrängt werden. In diesem Falle aber dürfen wir unsre Kräfte nicht zersplittern, oder wir unterliegen, weil wir überall zu schwach sind.

Verlieren wir unsre wirklichen Feinde nicht aus den Augen, nämlich die Österreicher. Gegen sie sind alle meine Maßregeln gerichtet.

Das Kommissariat ist im Frieden mit der Füllung der Magazine beauftragt. Für die Ankäufe bestehen Vorschriften. Das Getreide wird aus den Provinzen bezogen, wo es zu billig ist, damit die Preise sich erhöhen. Übersteigt der Preis aber die Magazintaxe, so wird es in Polen gekauft.

Das Kommissariat in Kriegszeiten

Im Kriegsfalle reichen die obigen Magazine nur für das erste Jahr aus. Sobald der Krieg beginnt, muß man an die weitere Verpflegung denken. Das Kommissariat muß dann Ansialten zur Anlage von Vorräten treffen. In Schlesien beziehen wir das Getreide zum Teil aus Polen, und die Elbarmee läßt es sich von Sachsen liefern.

Die Leiter des Feld-Kriegskommissariats müssen ihren Untergebenen scharf auf die Finger sehen. Es gibt keine größeren Spitzbuben als diese letzteren. Auch mit Argusaugen kommt man nicht hinter ihre Schliche; sie haben hundert Mittel, um ihre Diebereien zu verheimlichen. Ich selbst kenne nicht alle und begnüge mich damit, ihre gewöhnlichsten Kniffe anzugeben. Unter dem Vorwand, der oder jener Kreis habe nicht Fourage oder Getreide genug für die Lieferung und könne sie nur in Geld leisten, lassen sie sich diese Art der Lieferung sehr hoch bezahlen und bedrohm durch solchen Betrug die Existenz der Einwohner. Bei den Lieferungen an die Magazine finden sie das Korn schlecht, bemängeln Heu und Hafer und zwingen die Lieferanten so auf Umwegen, die Annahme durch schweres Geld zu erkaufen. Ferner erhöhen sie die Lieferungen durch das sogenannte „Aufmaß“, das ihnen erlaubt, andre gegen bare Entschädigung von ihrer Lieferung zu befreien. Diese Kniffe, die


1 Westpreußen kam erst 1772 an Preußen.