<74> hier im Walde Zuflucht gesucht und unter sich ausgemacht, sie wollten die Entscheidung zwischen Preußen und Österreichern in voller Neutralität abwarten, sich dem Ausfall des Schlachtenloses fügen und sich dem Sieger ergeben.

Die Schlacht bei Torgau kostete den Preußen 13 000 Mann, darunter 3 000 Tote und 3 000 Gefangene, die bei den ersten zurückgeschlagenen Angriffen in Feindeshand fielen, unter ihnen Bülow und Finck1. Der König hatte einen Streifschuß an der Brust erhalten, Markgraf Karl einen Prellschuß; mehrere Generale waren verwundet. Auf beiden Seiten wurde in der Schlacht auf das hartnäckigste gestritten. Diese Erbitterung kostete den Kaiserlichen 20 000 Mann, darunter 4 Generale und 8 000 Mann Gefangene. Auch verlor der Feind 27 Fahnen und 50 Kanonen. Daun selbst war beim ersten Angriff verwundet worden.

Beim Weichen des ersten preußischen Treffens hatte der Feind in allzu übermütiger Hoffnung Kuriere mit Siegesbotschaften nach Wien und Warschau gesandt. Aber noch in der Nacht räumte er das Schlachtfeld und zog sich bei Torgau über die Elbe zurück. Am anderen Morgen ergab sich Torgau an Hülsen. Der Prinz von Württemberg ging über die Elbe, verfolgte den in Unordnung fliehenden Feind und brachte noch eine Menge Gefangene ein. Die Kaiserlichen wären völlig vernichtet worden, hätte nicht Beck, der an der Schlacht nicht teilgenommen hatte, hinter dem Landgraben zwischen Arzberg und Triestewitz Stellung genommen und dadurch ihren Rückzug gedeckt. Daun hätte es ganz in der Hand gehabt, die Schlacht zu vermeiden. Hätte er Lacy statt hinter den Torgauer Teichen, zu deren Verteidigung 6 Bataillone gut genügten, hinter dem Defilee bei Neiden aufgestellt, dann wäre sein Lager unangreifbar gewesen. So können im schwierigen Kriegshandwerk aus den kleinsten Versehen die bedeutendsten Folgen entstehen.

Als die Russen erfuhren, wie das Kriegsglück zwischen den Österreichern und Preußen bei Torgau entschieden hatte, zogen sie sich nach Thorn zurück und gingen über die Weichsel.

Die preußische Armee rückte am 5. nach Strehla vor und am 6. weiter nach Meißen. Am linken Elbufer hatten die Kaiserlichen Lacy zurückgelassen, damit er ihnen den Plauenschen Grund offen hielte. Lacy wollte der preußischen Avantgarde das Defilee bei Zehren streitig machen. Als er aber merkte, daß ihn die feindliche Kavallerie über Lommatzsch zu umgehen suchte, floh er nach Meißen und zog sich von dort über die Triebisch zurück. Aber so schnell er auch marschierte, seine Arrieregarde wurde doch angegriffen und verlor 400 Mann. Die Verfolgung wurde fortgesetzt; denn man wollte die Verwirrung und Unordnung des Feindes wo möglich benutzen, um im Handgemenge mit ihm in den Plauenschen Grund zu dringen und sich dieser wichtigen Stellung zu bemächtigen. Aber so sehr sich die Preußen auch sputeten, sie kamen doch zwei Stunden zu spät. Beim Eintreffen in Unkersdorf be-


1 Generalleutnant Friedrich Ludwig Graf Finck von Finckenstein, Chef eines Dragonerregiments.