<114> Umstand als großer Feldherr. Da gerade Wangenheim zu ihm gestoßen war, drang er mit 16 Bataillonen aus seiner Stellung vor, griff die Broglieschen Truppen plötzlich an, durchbrach sie und zwang sie zur Flucht. Infolge dieses unerwarteten Schlages mußten die beiden französischen Marschälle von ihrem Vorhaben abstehen (16. Juli). Sie hatten einen Verlust von 6 000 Mann, während die siegreichen Alliierten dank ihrer guten Stellung nur 2 000 Mann verloren.

Nach dem Gefecht bei Vellinghausen trennte sich Soubise von Broglie. Er rückte nach der Ruhr ab, während Broglie nach Paderborn zog. Der Erbprinz folgte Soubise und ging nach dem Haarstrang, um die Franzosen am Übergang über die Ruhr zu hindern, indes Prinz Ferdinand Broglie verfolgte. Broglie, dessen Armee sich hinter der Weser von Paderborn bis Hameln ausdehnte, begann sich bei Höxter zu verschanzen und legte dort Kriegs- und Lebensmittelvorräte an. Das ließ auf den Plan einer Belagerung von Hameln schließen. Da Prinz Ferdinand den Gegner nur durch anderweitige Beunruhigung davon abhalten konnte, detachierte er Luckner und später auch Wangenheim und Wutginau ins Fürstentum Waldeck, wo sie ein feindliches Detachement bei Stadtberge vernichteten. Infolge ihres Zuges sah sich Broglie zur Schwächung seines Zentrums genötigt. Darauf hatte Prinz Ferdinand nur gewartet, um über Delbrück und Detmold nach Reelkirchen zu rücken. Durch diese unerwartete Bewegung überrascht, brachen die Franzosen auf und langten am Fuße der durch die Niederlage des Varus so berühmten Höhen von Reelkirchen an. Dort fanden sie die Deutschen in einer festen Stellung, die sie nicht ungestraft angreifen durften, und so zogen sie sich denn auf Nieheim und Steinheim zurück. Nun rückte Luckner nach dem Solling, griff zwischen Göttingen und Höxter ein feindliches Korps unter Belsunce an und schlug es. Prinz Ferdinand wünschte eine Entscheidung herbeizuführen. Da er sich aber in seiner Stellung nicht stark genug fühlte, zog er noch den Erbprinzen heran. Der marschierte der französischen Armee in den Rücken, sodaß Broglie genötigt war, ihm Sainville entgegenzustellen. Um sich aus der Umklammerung durch die Alliierten zu befreien, griffen die Franzosen das Städtchen Horn vor der rechten Flanke des Prinzen an. Aber einige englische Brigaden rückten zur Verstärkung der Stellung heran, und so mußten die Franzosen von ihrem Vorhaben abstehen. Durch seine Mißerfolge entmutigt und von den überall aufsteigenden Hindernissen abgeschreckt, gab Broglie die Belagerung Hamelns auf und dachte nur noch an die Fortschaffung seiner Lebensmittel aus Höxter. Auf drei Brücken ging er über die Weser. Die Alliierten folgten ihm, konnten ihm aber nichts mehr anhaben.

Die Vereinigung des Erbprinzen mit der Armee der Alliierten hatte den Stand der Dinge in Niedersachsen gebessert, am Niederrhein jedoch verschlechtert. Da seine Gegenwart dort also notwendig wurde, mußte er wieder an den Niederrhein zurück kehren. Durch seinen Marsch zwang er Condé zur Aufhebung der Belagerung von Hamm. Die Franzosen zogen sich auf Münster zurück und vereinigten sich hier mit Soubise, der gerade die Stadt belagerte. Um Münster zu entsetzen, schloß der Erb-