<85> Prinzen von Preußen vereinigte (29. Juli). Der Prinz, der krank geworden war, verließ die Armee und siechte seitdem dahin1. Sofort rückte der König mit einem Detachement von Bautzen nach Weißenberg und vertrieb von dort Beck, der sich auf Bernstadt zurückzog. Die Maßregeln zur Neuordnung der Verpflegung und zur Anschaffung neuer Proviantwagen hielten den König vierzehn Tage lang auf.

Dabei war er rechts durch die Fortschritte der Franzosen und links durch die der Russen bedrängt. Da er also einige Detachements fortschicken mußte, so kam er auf den Gedanken, die Österreicher anzugreifen und sich womöglich von ihnen zu befreien, bevor er sich durch jene Absendungen schwächte. So brach er denn am 15. August nach Bernstadt auf. Die linke Kolonne führte der König, die rechte der Herzog von Bevern. Fast hätten sie Beck auf einer Höhe bei Sohland umzingelt. Der Freischarenführer rettete sich indes mit Verlust eines Teiles seiner Mannschaft. In Bernstadt erfuhr man, daß ein feindliches Detachement sich bei Ostritz versammelte. Sogleich wurde Oberst Werner2 dorthin gesandt. Fast hätte er Nadasdy abgefangen, und jedenfalls nahm er ihm seine Bagage und deren Eskorte weg. In Nadasdys Papieren fand man Originalbriefe der Königin von Polen, die den General von allem, was sie über die Preußen erfuhr, auf dem Laufenden hielt und ihm einige Überrumpelungsvorschläge machte. Der König schickte die Originale an den Kommandanten von Dresden, Oberst Finck3. Der sollte sie der Königin zeigen, damit sie merkte, daß man hinter all ihre Schliche gekommen sei.

Von Bernstadt detachierte der König 5 Bataillone nach Görlitz und marschierte mit dem Gros der Armee stracks auf die Österreicher los (16. August). Feldmarschall Daun stand noch auf dem Eckartsberg und ließ die Truppen nur eine Schwenkung machen, um seine Front den Preußen parallel zu richten. Seine Stellung war unangreifbar. Auf der linken Flanke lag ein bastionsartiger Berg4, der mit 60 zwölfpfündigen Kanonen gespickt war und die Hälfte der österreichischen Armee bestrich. Vor der Front zog sich der tiefe Grund des Wittgenbaches mit steilen Felswänden. Drei Straßen führten durch die Ortschaft Wittgendorf auf den Feind zu. Nur die breiteste bot Raum genug für einen Wagen. Der rechte Flügel des Feldmarschalls lehnte sich an die Neiße. Am jenseitigen Ufer stand Nadasdy mit der Reserve auf einer Anhöhe und konnte von dort aus mit 30 schweren Geschützen die ganze Front der Kaiserlichen bestreichen. Beide Armeen waren nur durch die Schlucht des Wittgenbaches getrennt. Der Tag verstrich unter gegenseitiger Kanonade. Am folgenden Morgen schob der König ein Korps unter Winterfeldt bei Hirschfelde über die Neiße vor, um zu rekognoszieren, ob man Nadasdy nicht in ein Gefecht verwickeln könnte.


1 Bei der Begegnung mit dem Prinzen am 29. Juli sprach der König kein Wort mit ihm und ließ den Generalen, die unter ihm kommandiert hatten, sagen, „wie sie insgesammt meritiereten, daß ihnen die Köpfe vor die Füße geleget würden“. Am 30. legte August Wilhelm den Oberbefehl nieder und ging zunächst nach Dresden. Er starb in Oranienburg am 12. Juni 1758.

2 Paul von Werner.

3 Friedrich August von Finck.

4 Der Schanzberg.