<38> natürlicher Sohn, hatte sich bei dem Treffen am Timok ausgezeichnet, war aber zu sehr Genußmensch und zu träge, um den Oberbefehl zu führen. Sachsen hatte wohl einige Männer von Verstand, aber Brühls Eifersucht hielt sie von den Geschäften fern. Der Hof wurde von seinen Spionen sehr gut, jedoch von seinen Ministem sehr schlecht bedient. Er war so abhängig von Rußland, daß er ohne dessen Erlaubnis nicht wagte, sich in irgendeine Verbindung einzulassen. Rußland, der Wiener Hof, England und Sachsen waren damals verbündet.

Sachsen ist eines der reichsten deutschen Länder, dank der Fruchtbarkeit seines Bodens, dem Gewerbfleiß seiner Untertanen und der Blüte seiner Fabriken. Der Kurfürst bezog sechs Millionen Einkünfte, wovon man aber anderthalb Millionen Taler zur Tilgung der in beiden polnischen Kronwahlen gemachten Schulden abrechnete. Er hielt 24 000 Mann regulärer Truppen, und das Land konnte ihm noch eine Miliz von 8 000 Mann stellen.

Nächst dem Kurfürsten von Sachsen ist der von Bayern einer der mächtigsten Fürsten Deutschlands. Damals regierte Karl1. Sein Vater Maximilian nahm im Spanischen Erbfolgekriege für Frankreich Partei und verlor durch die Schlacht bei Höchstädt Land und Kinder. Karl selbst ward zu Wien in der Gefangenschaft erzogen. Als er seinem Vater auf dem Throne folgte, hatte er lauter Unglück gutzumachen. Er war sanft, wohltätig, vielleicht zu nachgiebig. Graf Törring war sein Premierminister und zugleich sein Heerführer und vielleicht für beide Ämter gleich untauglich.

Bayern bringt fünf Millionen ein, wovon ungefähr eine Million, wie in Sachsen, zur Tilgung alter Schulden abgeht. Frankreich zahlte dem Kurfürsten damals 300 000 Taler Subsidien. Bayern ist Deutschlands fruchtbarstes und unwissendstes Land: das irdische Paradies, von Tieren bewohnt. Das Kriegsheer des Kurfürsten war zerrüttet. Von den 6 000 Mann, die er nach Ungarn zur Unterstützung des Kaisers gesandt hatte2, war nicht die Hälfte zurückgekehrt. Alles, was Bayern ins Feld stellen konnte, waren nicht mehr als 12 000 Mann.

Der Kurfürst von Köln3, der Bruder des Kurfürsten von Bayern, hatte sich so viel Mitren aufs Haupt gesetzt, als er irgend hatte bekommen können. Er war Kurfürst von Köln, Bischof von Münster, von Paderborn, von Osnabrück und außerdem Hochmeister des deutschen Ordens. Er hielt acht- bis zwölftausend Mann, mit denen er Handel trieb wie ein Ochsenhirt mit seinem Vieh. Damals hatte er sich an das Haus Österreich verkauft.

Der Kurfürst von Mainz4, der Älteste im kurfürstlichen Kollegium, besitzt nicht die gleichen Hilfsquellen wie der von Köln; der von Trier5 ist unter allen am übelsten dran. Der Graf von Eltz, damals Kurfürst von Mainz, galt für einen guten Bürger und einen ehrlichen Mann, der sein Vaterland liebte. Da er leiden-


1 Karl Albert (1726—1745), Sohn von Maximilian Emanuel (1679—1726).

2 Während des Türkenkrieges von 1736—1739.

3 Klemens August.

4 Philipp Karl, Graf von Eltz.

5 Franz Georg, Graf von Schönborn.