<262> mit den Trümmern des Heeres nach Zehista am Fuße der böhmischen Gebirge zu retten. Dieser Plan wurde ausgeführt. Die Sachsen räumten Dresden und ließen nur Milizen zurück. Am 16. lagerten sie bei Königstein und schicken ihre Kavallerie nach Böhmen voraus, da sie sie auf sächsischem Boden nicht länger unterhalten konnten. Das Heer des Königs rückte am 16. bis Wilsdruff. Am 17. stellte es sich ins erste Treffen und ging über den Plauenschen Bach.

Der Sieg bei Kesselsdorf machte die Langsamkeit wett, die der Fürst von Anhalt zu Anfang an den Tag gelegt hatte. Die Schlacht hatte einen schönen Schleier darüber gebreitet. Der König beglückwünschte ihn aufs schmeichelhafteste zu dem Ruhme, den er sich erworben, und sagte ihm vieles, was seiner Eigenliebe wohltun mußte. Der Fürst beritt mit dem König das Schlachtfeld. Man staunte, welch große Schwierigkeiten die Truppen überwunden hatten, und wunderte sich über die bedeutende Zahl der Gefangenen, noch mehr aber darüber, daß das ganze Feld von Dresdener Bürgern wimmelte, die den Preußen seelenvergnügt entgegenkamen.

Als der König 1744 durch Sachsen marschiert war, hatte der Herzog von Weißenfels 10 Bataillone nach Dresden geworfen. Man hatte Batterien errichtet, die Straßen verbarrikadiert und überall, wo nur ein Pfahl eingeschlagen werden konnte, Palisaden aufgeführt. Kein Preuße hätte die Hauptstadt zu betreten gewagt. Jetzt, im Jahre 1745, wo der König mit 80 000 Mann in Sachsen stand, wo die sächsischen Truppen völlig geschlagen waren, blieben die Tore von Dresden geöffnet, und die jüngeren Mitglieder des Königshauses, die Minister, die obersten Behörden, alles ergab sich auf Gnade und Ungnade. Solcher Widersprüche ist der menschliche Geist fähig, wenn er nicht systematisch handelt und die Regierenden keine gesunde Logik besitzen. Wahrscheinlich war die Stadt ohne Lebensmittel, und die wirren Beratungen, die Bestürzung unter den sächsischen Ministern führten eine restlose Ergebung herbei. Die Prinzen konnten sich retten, die Minister gleichfalls: es waren ja nur vier Meilen bis zur böhmischen Grenze. Nicht minder erstaunlich ist es, daß die Sachsen 6 000 Mann Milizen in Dresden zurückließen, das sie doch preisgeben wollten. Sie hätten diese Truppen zur Ergänzung ihrer Armee besser brauchen können.

Sogleich ließ der König die Vorstadt von Dresden besetzen. Der Kommandant wurde zur Übergabe aufgefordert. Er antwortete, Dresden sei kein fester Platz. Die Minister übersandten an Stelle einer Kapitulation eine Denkschrift. Der König setzte die Bedingungen nach seinem Gutdünken fest. Am 18. zogen die Preußen in Dresden ein. Die Miliz wurde entwaffnet und zur Ergänzung des preußischen Heeres benutzt. Man fand in Dresden 415 Offiziere und 1 500 Verwundete von der Schlacht bei Kesselsdorf. Der König schlug sein Hauptquartier in Dresden auf. Auch der Generalstab beider Heere wurde in der Stadt untergebracht. Über die Absichten des Königs auf die sächsische Hauptstadt waren die schmählichsten Gerüchte in Umlauf. Es hieß, der Fürst von Anhalt habe um Erlaubnis zur Plünderung Dresdens gebeten. Das hätte er seinen Truppen versprochen, um sie in der Schlacht anzufeuern. Nur