<261> sächsische Kavallerie nach einigen Salven der Preußen verschwand und das Schlachtfeld den Siegern überließ. Die Kavallerie des linken preußischen Flügels hatte sich während der ganzen Schlacht nicht betätigen können, da sie durch unüberschreitbare Abgründe vom Feinde getrennt war. Der Fürst von Anhalt schickte sie nun zur Verfolgung der Flüchtlinge vor, und Geßler brachte noch eine große Anzahl von Gefangenen ein.

Der Fürst von Anhalt gab bei Kesselsdorf glänzende Beweise seiner Erfahrung und Geschicklichkeit. Generale, Offiziere und Soldaten, alles zeichnete sich aus. Der Erfolg rechtfertigte ihre Kühnheit. Die Sachsen ließen 3 000 Tote auf dem Schlachtfelde. 215 Offiziere und 6 500 Soldaten wurden gefangen genommen. Außerdem verloren die Sachsen 5 Fahnen, 3 Standarten, 1 Paar Pauken und 48 Kanonen. Die Preußen hatten an Toten 41 Offiziere und 1 621 Mann und doppelt soviel an Verwundeten.

Untersuchen wir die auf beiden Seiten begangenen Fehler, so finden wir zunächst, daß Graf Rutowski nur an die Sicherung seines linken Flügels gedacht hatte. Der rechte schwebte in der Luft, und das Dorf Kesselsdorf konnte umgangen werden. Hätten die Preußen sich mehr nach rechts gehalten, so hätte der Fürst von Anhalt den Ort ganz umgehen und ihn mit geringeren Opfern einnehmen können. Aber er langte eben erst an und hatte keine Zeit gehabt, das Gelände zu rekognoszieren. Das reicht zu seiner Entschuldigung aus. Der Hauptfehler der Sachsen war unstreitig, daß sie aus dem Dorfe hervorbrachen. Dadurch hinderten sie ihre eigne Artillerie am Beschießen der Preußen, und die Artillerie war doch gerade ihre beste Verteidigung! Ebenso schwer war der Fehler, daß ihre zwischen Kesselsdorf und Pennrich postierte Infanterie nicht auf dem Höhenkamm stand, sondern mehr als hundert Schritt dahinter. Dadurch erstreckte sich ihr Schußfeld nicht über die Abhänge hinaus. Sie ließ es ruhig zu, daß die Höhen erstiegen wurden, und feuerte erst auf den Feind, als er die größte Schwierigkeit schon überwunden hatte. Aber dergleichen Beobachtungen lassen sich bei den meisten menschlichen Handlungen machen. Wir alle begehen Fehler, denn keiner ist vollkommen. Wenn wir die bei Kesselsdorf gemachten Fehler trotzdem rügen, so geschieht es nur, damit die Nachwelt aus ihnen lernt und sich nicht so schwere Verstöße zuschulden kommen läßt wie die Sachsen.

Graf Rutowski langte mit seiner ganzen Armee in wilder Flucht in Dresden an. Dort fand er den Prinzen von Lothringen mit Zusammenziehung seiner zerstreuten Truppen beschäftigt. Der Prinz schlug Rutowski vor, die Preußen am nächsten Tage mit vereinten Kräften anzugreifen, aber der Sachse hatte genug. Er entschuldigte sich damit, daß seine Infanterie fast vernichtet sei, daß er 10 000 Mann verloren habe, daß es ihm an Waffen und Munition fehle und daß seine Truppen sich noch nicht von ihrem Schrecken erholt hätten. Er machte geltend, daß der König sich soeben mit dem Fürsten von Anhalt vereinigt habe, daß in Dresden keine Vorräte an Lebensmitteln und kein Kriegsbedarf mehr vorhanden sei, und hielt es für das beste, sich