<257>überfiel von da aus die preußischen Dragoner. Die Schlappe kostete ihnen zwei Paar Pauken, drei Standarten und 180 Gefangene. Andre Schwadronen saßen auf und vertrieben den Feind, aber der Schimpf blieb sitzen und die Hilfe kam zu spät. Der erkrankte General Roëll, der der Kolonne im Wagen folgte, verlor dabei sein Leben. Es war an jenem Tage freilich bitter kalt, und die Kavallerie hatte 12 Stunden im Sattel gesessen. Trotzdem war es verkehrt, durch ein Gehölz zu reiten, ohne es vorher abzusuchen. Im Kriege rächen sich die geringsten Fehler, denn der Feind ist unerbittlich.

Den 12. verwandte man zur Ausbesserung der Elbbrücke, und am 13. vereinigte sich General Lehwaldt mit dem Fürsten von Anhalt. Wie erinnerlich, war die Meißener Brücke für den König ein Gegenstand der Besorgnis gewesen. Die Sachsen hätten sie zerstören müssen. Aber das sächsische Ministerium, das den Generalen ihr Tun und Lassen vorschrieb, begriff nicht, daß eine Brücke zum Verderben eines Landes beitragen könnte. Die Brücke bestand zum Teil aus Quadersteinen. Ihr Bau hatte 150 000 Taler gekostet. Das Ministerium wollte von ihrer Zerstörung nichts wissen. Der Geheime Rat war ein Gemisch von Pedanten und Emporkömmlingen. Hennicke, der an seiner Spitze stand, hatte es vom Lakaien bis zum Minister gebracht1. Er war ein gewiegter Finanzmann und verstand sich auf die Kunst, das Volk methodisch auszubeuten. Er beschaffte das Geld für den Aufwand des Königs und für die Verschwendung seines Günstlings. Auf diese Verdienste gestützt, regierte er Sachsen unter Brühls Leitung. Er erließ die Befehle an die Armee, leitete ihre Operationen, und seiner Unfähigkeit muß man die groben Verstöße der sächsischen Generale in dem Winterfeldzuge anrechnen.

Das Heer des Königs langte am 14. in Königsbrück an. Der Fürst von Anhalt rückte unter fortwährendem Drängen des Königs noch am selben Tage bis Naustadt, wo seine Truppen trotz der schneidenden Kälte im Felde kampieren mußten. Am 13. Dezember war der Prinz von Lothringen mit seinem Heere bei Dresden angelangt. Hennicke, der alle Anordnungen selbst traf, legte die Quartiere der Österreicher so weit auseinander, daß sie 24 Stunden gebraucht hätten, um sich zu versammeln. Der Prinz von Lothringen erhob Vorstellungen dagegen, aber Hennicke, der es gewohnt war, den Pächtern und Steuereinnehmern Gesetze vorzuschreiben, ging auf nichts ein. Der Prinz sah voraus, daß Graf Rutowski angegriffen werden würde. Er bat den Grafen, ihn beizeiten zu benachrichtigen, falls er seiner bedürfe, denn es werde viel Zeit kosten, seine verstreuten Truppen zu sammeln. Rutowski antwortete ihm, er brauche keine Hilfe und sei in seiner Stellung stark genug. Auch würden die Preußen nie so tollkühn sein, ihn anzugreifen. Seit der Schlacht bei Fontenoy, die der Marschall von Sachsen durch seine überlegene Artillerie gewonnen hatte, ahmten viele Generale seine Methode nach. Die Aufstellung der Österreicher


1 Vgl. S. 37.