<194> ihn gezwungen hatte, Kaiser Karl VII. seine Stimme zu geben, und ihn 1741 zur Neutralität genötigt hatte, als Marschall Maillebois das Kurfürstentum Hannover bedrohte. Belle-Isle galt folglich als geschworener Feind des Hauses Hannover.

Zu der öffentlichen Unbill, die Ludwig XV. erlitt, gesellte sich noch persönlicher Kummer. Die Herzogin von Chateauroux, die aus Metz verwiesen worden war, starb aus Gram darüber. Nachdem der König genesen war, flammte seine erste Glut wieder auf. Die Liebe war von der Religion verdrängt worden: nun rächte sie sich, indem sie die Leidenschaft des Königs für seine Geliebte heftiger denn je auflodern ließ. Während man bereits über die Rückberufung der Herzogin verhandelte, erfuhr der König ihren Tod. Kein Sakrament hat wohl je so viele Gewissensbisse erzeugt als jenes, das Ludwig XV. zu Metz empfangen hatte. Er warf sich den Tod eines zärtlich geliebten Wesens vor. Die Sehnsucht, die er nicht mehr befriedigen konnte, und seine vergebliche Reue erregten sein Gemüt so sehr, daß er sich eine Zeitlang in tiefem Kummer von der Welt zurückzog. War seine Krankheit für seine Alliierten ebenso verhängnisvoll gewesen wie für seine Geliebte, so bereitete sie ihm doch die süßeste Genugtuung, die einem Herrscher zuteil werden kann. Man nannte ihn fortan Ludwig den Vielgeliebten, eine Bezeichnung, die mehr wert ist als der Beiname des Heiligen oder des Großen, den zumeist die Schmeichelei und selten die Wahrheit den Königen beilegt.

Wenn der König von Frankreich Widerwärtigkeiten erfuhr, so war Preußen dagegen wahren Unglücksfällen ausgesetzt. Seit dem unglücklichen Feldzuge in Böhmen war Preußen aus einer Hilfe leistenden Macht zur kriegführenden Partei geworden, und der Kriegsschauplatz war vom Elsaß an die schlesische Grenze verlegt. Die feindliche Gesinnung der Sachsen hatte sich deutlich offenbart. Es war vorauszusehen, daß sie ihrerseits alles aufbieten würden, um den Krieg in das Herz der alten preußischen Staaten hinüberzuspielen. Um allen Feinden Widerstand leisten zu können, waren ungeheure Ausgaben nötig, und der Ruin des platten Landes war fast unvermeidlich. Der Friede erschien als das einzige Mittel, sich aus einer so kritischen Lage zu befreien. Frankreich hatte sich zur nachdrücklichen Unterstützung Preußens verpflichtet. Der König richtete einen pathetischen Mahnbrief an Ludwig XV. Aus der Antwort ging hervor, daß die Interessen seiner Verbündeten den König von Frankreich ebenso kalt ließen, wie die eigenen ihm am Herzen lagen. Dabei war der Krieg in Böhmen nur angefangen worden, um das Elsaß zu retten.

Um die europäische Politik vollends zu verwirren, trat am 20. Januar 1745 der Tod Kaiser Karls VII. ein. Der Kaiser war wohltätig bis zum Übermaß und trieb seine Freigebigkeit so weit, daß er dadurch selbst in Dürftigkeit geriet. Zweimal verlor er seine Staaten, und ohne seinen vorzeitigen Tod hätte er seine Hauptstadt zum dritten Male als Flüchtling verlassen müssen. Sein Hinscheiden führte zur völligen Auflösung der Frankfurter Union. Sie war von den Franzosen schon dadurch verletzt worden, daß sie keinen ihrer Artikel erfüllten. Der Name des Kaisers hatte den Bund