<188> drangen und den Nachtrupp angriffen. Rothenburg, der beim Nachtrupp war, ließ mit Kartätschen auf sie feuern und hielt sie sich so vom Leibe. Die Besatzung traf am 30. in Leitmeritz ein und blieb dort einige Tage, um sich mit Brot und Proviant zu versehen. Als Einsiedel nach Böhmisch-Leipa kam, erfuhr er, daß ihm die Sachsen den Weg nach Schlesien verlegen wollten. Der Prinz von Lothringen war nämlich dem König nur bis Nachod gefolgt und hatte dann den Weg nach Mähren eingeschlagen, wogegen die Sachsen nach dem Bunzlauer und Leitmeritzer Kreise marschiert waren. Unterwegs kam es zu einigen Scharmützeln mit den feindlichen leichten Truppen, die aber wenig zu bedeuten hatten. Bei seiner Ankunft in Hohenwald, einem Flecken zwei Meilen von Friedland und drei Meilen von der schlesischen Grenze, erblickte Einsiedel ein starkes feindliches Korps. Wie er von Überläufern und Spionen erfuhr, war es ein Teil des sächsischen Heeres unter Führung des Ritters von Sachsen, durch 2 000 österreichische Grenadiere verstärkt. Einsiedel, der sich noch nie in solcher Lage befunden hatte, verlor alle Fassung. Er war lange Zeit unschlüssig, ob er die Sachsen, die sich aus aufgeschaufeltem Schnee Verschanzungen gemacht hatten, angreifen oder den Rückzug nach Schlesien durch die Lausitz antreten sollte. Die Feinde hatten auf der Straße nach Friedland große Verhaue gemacht, sodaß sie zu dieser Jahreszeit unpassierbar war. Rothenburg sah ein, daß die Truppen durch Einsiedels Unentschlossenheit vor Frost und Elend umkommen würden. Er ließ die Wege nach der Lausitz rekognoszieren und faßte zugleich den Entschluß, den Ritter von Sachsen auf seine eigne Verantwortung hin anzugreifen. Ein Hauptmann Kottwitz, ein geborener Sachse, desertierte in der Nacht und verriet dem Ritter Rothenburgs Absichten. Der aber machte sich die Verräterei selbst zunutze. Am folgenden Tage frühmorgens brach er auf, schwenkte links ab und rückte in die Lausitz ein. Die Sachsen hatten nur an ihre Verteidigung gedacht. Da sie zudem erfuhren, daß ein starkes preußisches Korps unter Nassau durch Schlesien heranzöge und sie im Rücken bedrohte, so machte ihnen diese Nachricht genug zu schaffen, und die Besatzung von Prag entkam ihnen glücklich. Rothenburg marschierte ruhig weiter. Ein Oberst Vitzthum, der an der Lausitzer Grenze kommandierte, wollte ihm den Weg verlegen; als er aber die Zahl der Preußen sah, die ihm gegenüber standen, gab er seinen Widerstand auf. Der sächsische General Arnim, unter dessen Befehl er stand, schickte einen andern Offizier ab, um den Preußen den Durchmarsch zu verbieten, aber Rothenburg überhäufte ihn mit Höflichkeiten, setzte seinen Marsch fort und langte am 13. Dezember an der schlesischen Grenze an. Dort wurden seine Truppen dazu verwandt, die Kette der Winterquartiere von der Lausitz bis zur Grafschaft Glatz zu ziehen.

So endigte der Feldzug, dessen Anfang so glückverheißend gewesen war. Die große Armada, die Böhmen verschlingen, ja Österreich überschwemmen sollte, teilte das Schicksal jener „unüberwindlichen“ Flotte, die Philipp II. von Spanien auslaufen ließ, um England zu erobern.