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Auf beiden Seiten machten die Führer Fehler, deren Untersuchung sich empfiehlt, um ihrer Wiederholung vorzubeugen. Beginnen wir mit Königsegg. Er beschließt, die Preußen zu überfallen und bemächtigt sich bei Nacht Czaslaus, aber seine leichten Truppen plänkeln bis zum Tagesanbruch mit den preußischen Feldwachen. Geschah dies etwa mit der Absicht, die Preußen wachzuhalten, sie vor Überrumpelung zu warnen und auf sein Vorhaben recht aufmerksam zu machen? Am Tage der Schlacht (17. Mai) konnte er bei Morgengrauen über das Lager des Erbprinzen Leopold herfallen, da der König erst um 6 Uhr eintraf. Anstatt dessen wartet er bis 8 Uhr morgens, bevor er sich in Marsch setzt, und unterdes langt die preußische Avantgarde an. In der Schlacht selbst überläßt er dem General Buddenbrock die Besetzung einer vorteilhaften Anhöhe, von der die preußische Kavallerie auf seinen linken Flügel herabstürmt und ihn schlägt. Er nimmt das Dorf Chotusitz. Anstatt unter Benutzung dieses Dorfes die linke Flanke des Feindes zu umgehen, bringt er sich selbst um den gewonnenen Vorteil, indem er das Dorf in Brand steckt und es für seine eignen Truppen unpassierbar macht. Das rettet den linken Flügel der Preußen. Er richtet seine ganze Aufmerksamkeit auf seinen rechten Flügel und vernachlässigt den linken, den der König überflügelt und bis zum Bache Daubrawa zurückwirft, wo sich die Verwirrung dieses Flügels dem ganzen Heere mitteilt. So ließ er sich den Sieg in dem Augenblick, wo er ihn schon in der Hand hielt, entwinden und mußte die Flucht ergreifen, um der Schande der Gefangennahme zu entgehen.

Am Verhalten des Königs ist zu rügen, daß er nicht bei seiner Hauptarmee geblieben war. Die Avantgarde hätte er auch einem andern Offizier anvertrauen können, der sie ebensogut wie er selbst nach Kuttenberg zu führen vermochte. Für die mangelhafte Ausnutzung des Geländes ist jedoch nur Erbprinz Leopold verantwortlich zu machen. Er hätte die Befehle des Königs buchstäblich befolgen müssen und sich nicht in falscher Sicherheit wiegen dürfen. Er mußte die Absichten des Gegners, der die ganze Nacht durch ununterbrochen plänkelte, erkennen. Das Gelände, auf dem er zu kämpfen hatte, wußte er nicht richtig zu benutzen. Es war ein Fehler, daß er den Sbislauer Park, der seinen linken Flügel decke, nicht mit Infanterie besetzte, die dann Batthyanys Reiterei wohl gehindert hätte, näherzukommen. Seine Kavallerie hätte er mit Anlehnung an den Park aufstellen müssen, was bei einiger Wachsamkeit sehr wohl rechtzeitig auszuführen war. Seine Anordnungen auf dem rechten Flügel waren weniger mangelhaft. Wäre der Erbprinz so verfahren, wie hier angegeben wurde, so hätte die Kavallerie des linken Flügels die kleinen Bäche, die sie schließlich im Angesicht des Feindes überschreiten mußte, von Anfang an im Rücken gehabt und sich auf offenem Gelände in voller Freiheit entwickeln können. Dazu kommt, daß das Dorf Chotusitz nur scheinbar eine feste Stellung war. Zu halten war einzig der Kirchhof, aber auch der war von Holzhütten mit Strohdach umgeben, die beim ersten Infanteriefeuer in Brand geraten mußten. Wirklich verteidigen konnte man das Dorf nur, wenn man es zuvor verschanzte; da man aber