Tagebuch
oder
Geschichtskalender
aus
Friedrichs des Großen Regentenleben.
Fünfte Abtheilung,
die Jahre 1780 - 1786.

<222><223>

Januar 1780.

A.

1. Januar 1780

Der König in Berlin. Große Cour und Tafel.

Kabinetsordre des Königs an den Minister von Zedlitz :

"Mein lieber Etats-Minister von Zedlitz. Es befremdet Mich sehr, aus Eurem Schreiben vom gestrigen Dato zu ersehen, daß Ihr Euch weigert, wider die in der Arnoldschen Sache arretirten Justiz-Bedienten Meiner Ordre gemäß ein Urtheil abzufassen. Wenn Sie also nicht sprechen wollen, so thue Ich es, und spreche es. etc. 223-+"

2. Januar 1780

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Gütiger Himmel! welche Schande für die Französische Geistlichkeit; so hartnackig wider den großen Mann, den wir verloren haben (Voltaire), zu wüthen! Ich behaupte, daß diese geschornen Köpfe sich hier als Undankbare zeigen, denn oft hat Voltaire die Pfeile, die er gegen sie abschoß, abgestumpft, damit die Wunden nicht zu schmerzhaft würden. Wer sie weniger schonen wollte, konnte sie so zu<224> Boden schlagen, daß sie nie wieder aufständen, denn noch ist nicht alles gesagt. - etc. Bei meiner Geburt fand ich die Welt in der Sklaverei des Aberglaubens, und eben so verlasse ich sie sterbend. Der Grund davon liegt darin: daß das Volk ganz leicht zwölf Glaubensartikel wie Pillen hinterfchluckt, und nur da mehr Widerspenstigkeit zeigt, wo es auf seine Freiheit oder seinen Geldbeutel ankommt, weil es nicht einsieht, daß, wenn es sich durch Glaubenssätze fesseln läßt, es unvermeidlich zum Sclaven werden muß. etc.

Seit meiner Ankunft in Berlin wollte ich meinen Geist von dem Rost des Feldzugs durch einen akademischen Firniß reinigen 224-+. Ich habe mich mit Herrn Formey unterhalten. Wir haben tief gelehrt und gründlich zu meiner großen Erbauung die wichtigsten Materien abgehandelt, von welchen mich unser beständiger Secretair (Formey hat überreden wollen. Ein ander Mal versicherte mich der Homerische Bitaubé: der Verfasser der Ilias und Odyssee sei der einzige Dichter, welchen eine so lange Reihe von Jahrhunderten hervorgebracht habe. Darauf stärkte ich mich durch die weisen politischen und philosophischen Betrachtungen des Herrn Weguelin. Und da ich über die Sorgen der Erde eine Zeitlang nicht an den Himmel gedacht hatte, so war Herr Bernoulli so gefällig, mir das Reisejournal der Gestirne mitzutheilen. etc. Hernach habe ich Herrn la Grange gesprochen, der so gütig war, mir die Erhabenheiten seiner Sprache im umgekehrten Verhältnisse mit dein Ouadrate meiner Unwissenheit herabzustimmen; er führte mich von Abstraktion zu Abstraktion in ein Labyrinth von Dunkelheit, worin mein armer Verstand sich würde verwirrt haben, hätte nicht unser<225> guter Schweizer, Herr Merian, mich aus diesen erhabenen Infinitesimal-Regionen zurückgebracht, um mich wieder auf den niedrigen, rohen Erdball zu versetzen, wo ich vegetire. Endlich lehrte mich Herr Achard, was fixe Luft sei, und überzeugte mich ohne Mühe, daß die Materie eine unendliche Menge Eigenschaften hat, die bis jetzt unsern Einsichten entgangen sind, und daß es uns nur mit der Zeit gelingen werde, den eingeschränkten Raum unserer Kenntnisse einigermaßen zuerweitern, wenn wir nach Baco's Anweisung nicht aufhören, Erfahrungen anzustellen. Unglücklicherweise werden freilich die ersten Urstoffe der Dinge auf immer außer dem Gesichtskreise unserer schwachen Einsichten liegen.

Dies ist mit kurzen Worten der kleine akademische Cursus, der mich während meiner Krankheit beschäftigt hat. etc."

Der König läßt wieder eine bedeutende Summe für die Armen zahlen und durch den Stadt-Präsidenten Philippi vertheilen.

24. Januar 1780

Geburtsfest des Königs, bei ihm Mittags große Cour und Tafel.

26. Januar 1780

Der König nach Potsdam.

B.

13. Januar 1780

Stirbt die verwittwete Prinzessin von Preußen Louise Amalie (Mutter des nachmaligen Königs Friedrich Wilhelm II).

Februar.

A.

Februar 1780

Der König in Potsdam.

B.

8. Februar 1780

Bekanntmachung : daß auf Befehl des Königs am 5ten d.M. bei dem Magistrat und dem Stadtgericht in Berlin eine Justiz-Visitation angeordnet worden, und "daß alle und jede, welche wider gedachten Magistrat oder Stadtgerichte gegründete Klagen zu haben vermeinen, solche bei dem Visitations<226>Commissario, Kammergerichts-Rath Baumgartengarten, mündlich oder schriftlich sonder Zeitverlust einreichen können. etc."

21. Februar 1780

Bekanntmachung, daß vom 1. März an täglich zwei Referendarien auf dem Berlinischen Rathhause dazu angestellt sind, alle Gesuche und Vorstellungen, welche Personen bei dem Magistrat in Vormundschafts-Sachen etc. und bei dem Stadtgericht anzubringen haben und dergleichen Eingaben nicht selbst anfertigen können, ihre mündlichen Angaben etc. zu Protocoll zu nehmen.

In diesem Monat starb zu Belgard in Ponmern der General Friedrich Wilhelm von Lölhöfel, 62 Jahr alt.

März.

A.

März 1780

Der König in Potsdam.

2. März 1780

Der König an d'Alembert :

"Ich weiß nicht, durch welchem Zufall die Geschichte der Urtheilssprüche in diesem Lande 226-+ in auswärtigen Staaten verbreitet worden. Die Gesetze sind dazu da, daß sie die Schwachen vor der Unterdrückung der Mächtigen beschützen sollen, und sie werden überall beachtet werden, wenn man genaue Obacht auf diejenigen hielte, durch welche die Gesetze sprechen uud handeln. etc. Es ist nicht immer hinlänglich, zu<227> warnen; bisweilen sind auch Beispiele von Strenge nöthig, um eine so große Menge von Räthen in ihrer Schuldigkeit zu erhalten. Ursprünglich sind die Regenten die Richter des Staats, nur die Menge der Geschäfte hat sie gezwungen, dieses Amt Leuten zu übertragen, denen sie das Fach der Gesetzgebung anvertrauen. Aber dennoch müssen sie diesen Theil der Staatsverwaltung nicht zu sehr vernachlässigen, oder wohl gar dulden, daß man ihren Namen und ihr Ansehen dazu mißbraucht, um Ungerechtigkeiten zu begehen.

Aus diesem Grunde bin ich genöthigt, über diejenigen zu wachen, denen die Handhabung der Gerechtigkeit übertragen ist, weil ein ungerechter Richter ärger ist, als ein Straßenräuber. Allen Bürgern ihr Eigenthum sichern, und sie so glücklich machen, als es die Natur des Menschen gestattet, diese Pflicht hat Jeder, der das Oberhaupt einer Gesellschaft ist; und ich bestrebe mich, diese Pflicht aufs Beste zu erfüllen. Wozu nützte es mir auch sonst, den Plato, Aristoteles, die Gesetze des Lykurg und des Solon gelesen zu haben? Ausübung der guten Lehren der Philosophen, das ist wahre Philosophie, etc."

26. März 1780

Der König an d'Alembert:

- etc. - Was meine Gesundheit betrifft, so werden Sie natürlicher Weise Selbst vermuthen, daß ich bei acht und sechzig Jahren die Schwachheiten des Alters empfinde. Bald belustigt sich das Podagra, bald das Hüftweh, und bald ein eintägiges Fieber auf Kosten meines Daseins, und sie bereiten mich vor, das abgenutzte Futteral meiner Seele zu verlassen. Die Natur scheint die Absicht zu haben, uns vermittelst der Schwachheiten, die sie uns gegen das Ende unserer Tage zuschickt, das Leben zu verekeln. In diesem Falle muß man mit Kaiser Mark Aurel sagen : man unterwerfe sich Allein, was die ewigen Gesetze der Natur uns zu ertragen auflegen, ohne Murren. etc. - Ich habe jetzt hier<228> einen Doctor der Sorbonne 228-+ bei mir, der mir Unterricht in theologischen Absurditäten giebt, in welchen ich zusehends gelehrter werde; von ihm habe ich gelernt, was die innere und die äußere Intention ist; merkwürdige Sachen, wovon Sie nichts wissen, ein so großer Philosoph Sie auch immer sein mögen; er hat mich Formeln voll unbegreiflichen Unsinns gelehrt, von denen ich in dem ersten theologischen Werke, das ich schreiben werde, Gebrauch zu machen gedenke. etc. Man wird es recht geschickt anfangen müssen, um unsern Priestern eine Messe und ein Seelenamt für Voltaire abzugewinnen. Den Deutschen ist er nur unter dem Namen eines Atheisten, eines Vanini, eines Spinoza bekannt, und es werden Unterhandlungen nöthig sein, um diese Messe glücklich zu Stande zu bringen 228-++. etc. - Sie sagen mir, daß Herr Rulhière, den ich kenne, Willens ist, die Geschichte der letzten Unruhen in Polen zu schreiben. Mich dünkt, die Epoche ist zu neu, als daß ein Schriftsteller sich mit aller schicklichen Freiheit über diese Begebenheit auslassen könnte; die handelnden Personen leben noch alle, und es hält schwer, die Wahrheit zu sagen, und doch nicht den Einen oder den Anderen zu beleidigen. Was man im Allgemeinen darüber sagen kann, ist ungefähr Folgendes: Die unzufriedenen Polen hatten sich vereinigt, einen König vom Thron zu stoßen, den ihnen die Kaiserin von Rußland gegeben hatte; einige auf Religionsduldung sich beziehende Anträge brachten sie dergestalt auf, daß sie ihren König ermorden wollten; der Wiener Hof bemächtigte sich der Zipser Gespanschaft, und ver<229>anlaßte dadurch die Theilung des Königreichs, indem die Kaiserin von Rußland sich für berechtigt hielt, wegen der ungelehrigen Widerspenstigkeit der Republik Rache zu üben. Wollte man sich aber auf nähere Umstände einlassen, so würde dies zu persönlichen Erörterungen Anlaß geben, die man nur den Augen der Nachwelt mit Sicherheit darstellen darf 229-+." Beim König waren in diesem Monat (an verschiedenen Tagen): der Minister von Finkenstein, Oberstallmeister von Schwerin, der Dänische General-Lieutenant von Chasot (dieser seit Januar und bis ungefähr zur zweiten Woche des März; die Söhne desselben, welche in Französischen Diensten gestanden und ihren Abschied genommen hatten, wurden vom König in Dienst genommen und bei der Kavallerie angestellt) und der Abbé Duval du Peyrau.

B.

13. März 1780

Credit-Reglement für Westpreußen.

26. März 1780

Stirbt der regierende Herzog von Braunschweig Karl, Schwager des Königs, 66 Jahr alt.

April.

A.

April 1780

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

6. April 1780

Instruction des Königs für die Infanterie-Regimenter.

<230>

14. April 1780

Es erscheint die berühmte Kabinetsordre des Königs, welche seine Ideen über die Reform des Justizwesens und die dabei zum Grunde zu legenden Principien enthält. Sie ist nach des Großkanzlers von Carmer Ausspruch (s. die Vorrede zum 1. Thl. des Entwurfes eines allg. Gesetzbuches für die Preuß. Staaten) als das Fundamental-Gesetz über die neue formale und materiale Gesetzgebung zu betrachten. Siehe die Beilage am Schluß dieses Jahres. Um diese Zeit kam der Marquis Lucchesini nach Potsdam.

B.

23. April 1780

Stirbt die vorwittwete Kurfürstin von Sachsen Marie Antonie, Tochter Kaiser Karls VII aus dem Hause Baiern. (Siehe oben S. 24 Note).

Mai.

A.

1. Mai 1780

Der König in Potsdam (Sanssouci) an d'Alembert: "Da ich das Podagra nur in den Füßen habe, so habe ich es nicht in dem Kopfe, mithin werde ich dadurch nicht gehindert, mein lieber d'Alembert, noch etwas von meiner ehemaligen Fröhlichkeit zu behalten. Ich mag lieber Demotrit's Beispiele folgen, als ewig mit dem Heraklit über Unglücksfälle wimmern, die sich nicht ändern lassen. etc. Mit allen Documenten ausgerüstet, die Sie mir übersandt haben, beginne ich jetzt in Berlin die merkwürdige Unterhandlung wegen Voltaire's Seellenamt; und ob ich gleich keinen Begriff von einer unsterblichen Seele habe, so wird man doch für die seinige eine Messe lesen. etc. Was Voltaire's Brustbild trifft, so bitte ich, dessen Absendung bis zum September aufzuschieben, wo alles püntklich, bezahlt werden soll. etc."

?? Mai 1780

Der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen in Potsdam.

5. Mai 1780

König in Charlottenburg mit dem Fürsten von Anhalt-Cöthen.

6. Mai 1780

Nach Berlin, wo er im Thiergarten über einige Regimenter<231> Specialrevue hält, alsdann die Prinzessin Amalie besucht und nach Charlottenburg zurück geht.

7. Mai 1780

Wieder nach Berlin, um im Thiergarten über die übrigen Regimenter Revue zu halten, dann nach Potsdam.

9. Mai 1780

Der König ernennt den Italienischen Marquis Lucchesini zu seinem Kammerherrn.

10. Mai 1780

Der König speist Mittags bei dem Prinzen von Preußen (in Potsdam). Nachmittags fand die Taufe der am 1. Mai dem Prinzen von Preußen gebornen Prinzessin Statt. Die Taufzeugen waren: der König, die Königin, welche jedoch nicht gegenwärtig war, der Kurfürst und die Kurfürstin von Sachsen (abwesend), die Erbprinzessin von Hessen-Darmstadt und der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen. Die neugeborne Prinzessin erhielt die Namen: Friederike Christine Auguste (es ist die nachherige, vor Kurzem verstorb. Kurfürstin v. Hessen).

17. Mai 1780

18. Mai 1780

Der König hält Revue bei Potsdam, wozu Truppen aus Brandenburg und Treuenbrietzen angekommen waren.

18. Mai 1780

Der König an den General von Zieten :

"Mein lieber General von Zieten. Mir wird es zwar alle Zeit Vergnügen machen, einen in Meinen Diensten sich so sehr hervorgethanen General noch in seinem hohen Alter bei der bevorstehenden dortigen Revue an der Spitze des ihm anvertrauten Regiments zu sehn, und Ich bin es daher sehr wohl zufrieden, daß Ihr ohne Tiegerdecke und Adlerflügel, bloß in Eurem Pelz erscheint. Sollte es aber gar zu kalt sein, so beschwöre Ich Euch, Eure Gesundheit ja zu schonen, und lieber gar nicht auf den Revueplatz zu kommen, damit Ihr Euch nicht, durch Euren allzugroßen Diensteifer, unnöthi ger Weise eine Unpäßlichkeit zuzieht, oder Euch Schaden thun möget. Wenn man so lange als Ihr mit Ruhm gedient hat, alsdann kann man, in dergleichen Vorfällen, sich ohne alles Bedenken der Vorrechte eines Veterans bei den Römern bedienen. Dies ist der Rath Eures beständig wohlaffectionir, ten Königs. Friedrich."

<232>

19. Mai 1780

In Spandau, wo er über das Regiment des Prinzen Heinrich und das aus Ruppin angekommene Regiment des Prinzen Ferdinand Specialrcvue hält; dann in Charlottenburg.

20. Mai 1780 bis 23. Mai 1780

Der König in Berlin bei den großen Manövres; dann nach Potsdam.

25. Mai 1780

Nach Magdeburg zur Revue.

29. Mai 1780

Rückkunft in Potsdam.

31. Mai 1780

Nach Cüstrin, Stargard und Graudenz zur Revue mit dem Fürsten von Anhalt-Cöthen. etc.

B.

21. Mai 1780

Starb zu Hohen-Carzig der Geh.-Finanzrath Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhof, 37 Jahr alt.

30. Mai 1780

"Wurde in der katholischen Kirche zu Berlin für die Seelenruhe des verstorbenen Herrn Franziskus Maria Arouet von Voltaire, weyland Er. Allerchristlichsten Majestät Kammerjunkers, der Königl. Preuß. Akademie d. W. und schönen Künste, ingl. der Französischen Akademie Mitgliede, Herrn von Fernay, Tournay, Prepey und Chambesy im Landchen Gex, eine feyerliche Leichenmesse, mit anständiger Pracht gehalten etc. Die katholischen Mitglieder der hiesigen Königl. Akademie d. W. haben diese Messe veranlaßt, und der hiesige Herr Pfarrer hat um so weniger Bedenken getragen, darein zu willigen, da sie ungezweifelte (sic) Beweise beigebracht, daß der Herr von Voltaire kurz vor seinem Ende ein Christkatholisches Glaubensbekenntniß abgelegt, ordentlich gebeichtet, seinen christlichen Nebenmenschen durch Almosen und andere gute Werke ein Beispiel gegeben, und nach seinem Ableben in der Abtei Sciellieres nach den Gebräuchen der katholischen Kirche beerdigt worden. etc." (Berliner Zeitung, 1780, Nr. 66). Dieser Aufsaft ist auf des Königs Befehl von Thiébault verfaßt. Vergleiche des Königs Brief an d'Alembert: vom 1. Mai.

<233>

Juni.

A.

9. Juni 1780

Der König in Graudenz.

14. Juni 1780

Der König kommt mit dem Fürsten von Anhalt-Cöthen von Graudenz in Potsdam (Sanssouci) an.

16. Juni 1780

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam.

23. Juni 1780

Der König an d'Alembert :

"Von einem Augenblick zum andern glaubten wir, Sie ankommen zu sehen, als ich Ihren Brief erhielt. Zwar hat er mir viel Vergnügen gemacht, allein Sie in Person zu sehen, hat er nicht ersetzt. Doch die Gründe, die Ihre Reise verhindert haben, sind so entscheidend, daß ich genöthigt bin, denselben beizupflichten. Durch welches böse Schicksal schleicht sich denn der Stein in die Nieren eines Philosophen? etc. Ich habe vergessen, Ihnen wegen Voltaire's Brustbild zu antworten. Lassen Sie uns sein Vaterland nicht beschimpfen, und ihm eine Kleidung geben, die ihn unkenntlich machen würde. Voltaire dachte als Grieche, aber er war Franzose. Wir wollen unsere Zeitgenossen nicht dadurch entehren, daß wir ihnen die Livree einer Nation geben, die jetzt verächtlich und unter die Tyrannei der Türken, ihrer Sieger, herabgesunken ist. etc."

Juli.

A.

Juli 1780

Der König in Potsdam (Sanssouci).

4. Juli 1780

Kabinetsordre an das Justiz-Ministerium, darin der König sich gegen alle Machtsprüche erklärt. (Hymmen, Beiträge zur Juristischen Litteratur VII. 130, und Gesetzbuch Thl. I. Einleitung §. 6 und Tit. IX. §. 529).

9. Juli 1780

oder 10ten. Der Oestreichische General-Feldmarschall, Fürst de Ligne 233-+, dessen Sohn, Prinz Karl, und der Abbé<234> de l'Isle 234-+ nach Potsdam zum König. (Die Berliner Zeitung erwähnt auch noch eines Französischen Obersten de Lille, was aber wohl eine Verwechselung mit dem Abbé ist).

Die höchst interessanten Unterhaltungen des Fürsten mit dem König, welche hier Statt hatten, sein Urtheil, seine Bemerkungen etc. findet man in der schon oben (Septbr. 1770) angeführten Schrift: Meomoires etc. und in Nicolai's Anekdoten, Heft 2, S. 101, im Auszug und mit erläuternden Anmerkungen.

Als unter Andern der Fürst dem König etwas Verbindliches sagte, antwortete dieser:,, Sie sehen nur meine schöne Seite; fragen Sie aber nur die Herren Generale nach meinem Eigensinn und meinen Launen, so werden Sie ein anderes Lied anstimmen."

Der Fürst blieb bis den 16ten in Potsdam.

General von Buddenbrock und Herzog Ferdinand von Braunschweig in Potsdam.

B.

4. Juli 1780

Stirbt der Prinz Karl von Lothringen, Schwager der Kaiserin Maria Theresia. Er commandirte im siebenjährigen Kriege die Oestreichische Hauptarmee.

14. Juli 1780

Wurde der Grundstein zu dem sogenannten Französischen Thurm auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin gelegt.

August.

A.

1. August 1780

Der König in Potsdam (Sanssouci) an d'Alembert: "In Ihrem Brief herrscht ein Ton der Traurigkeit, der<235> nur Kummer gemacht bat; wie es scheint, haben Sie Sich eben so sehr über Ihr Temperament, als über das Glück zu beklagen. Wir sind ja Greise, nahe am Ziele unserer Laufbahn, wir müssen suchen, sie froh zu endigen. Waren wir unsterblich, so würde es uns erlaubt sein, über Unfälle zu trauern; jetzt aber ist unser Lebensfaden zu kurz, als daß es uns ziemen könnte, uns an Dinge zu hängen, die unsern Augen bald auf immer entschwinden werden. Sie sagen, mein lieber Anaxagoras, daß Sie von der inneren Kraft verloren haben, welche Sie im Jahr 1763 besaßen; das habe auch ich gethan, und das ist das Schicksal aller alten Leute. Ich verliere mein Namengedächtniß; die Lebhaftigkeit meines Geistes nimmt ab, meine Füße sind in schlechtem Zustand; meine Augen werden blöde; ich habe Verdruß, so gut wie alle andere Menschen, aber diese ganze Litanei von Schwachheiten und Unannehmlichkeiten hält mich nicht ab, froh zu sein, und meine Miene soll noch lächeln, wenn man mich begräbt. Suchen Sie Alles fortzuschaffen, was die Ruhe Ihres Lebens stören kann. Bedenken Sie, daß dieses Leben selbst ein bloßer Traum ist, von dem nichts übrig bleibt, wenn es aufhört. Mit Schmerzen merke ich, daß ich auf das Vergnügen, Sie wieder zu sehen, Verzicht thun muß, und daß unsere Unterhaltungen sich darauf einschränken werden, Schwarz auf Weiß zu bringen, doch auch das ist noch besser als gar nichts. etc. Ich habe einen Herrn de l'Isle, der mit dem Fürsten de Ligne nach Rußland geht, beim Durchreisen gesehen; er hat mir viel von Voltaire gesprochen, dem er in articoulo mortis, wie er sagt, beigestanden. Lieber wäre mir gewesen, wenn er ihn hätte wieder lebendig machen können. Ich habe schon einmal gesagt, und ich fürchte, ich hatte Recht: "Voltaire's Grab wird das Grab der schönen Wissenschaften sein. Er beschloß das schöne Jahrhundert Ludwig's XlV. Wir treten jetzt in das Jahrhundert der<236> Pliniusse, der Seneca und der Ouintiliane. Man verläßt die Welt in Zeiten des Mangels mit weniger Bedauern, als zur Zeit des Ueberflusses; aus diesem Grunde müssen unsere letzten Augenblicke minder unangenehm sein, weil wir nicht mehr an das gefesselt sind, wovon wir uns trennen müssen. Folgen Sie also meinem Rathe, mein lieber Anaxagoras : umkränzen Sie Ihre Stirn mit Rosen, suchen Sie Sich zu erfreuen, und überlassen Sie Sich Ihrem Schicksal. Möge es glücklich sein, so wie Ihre Gesundheit dauerhaft. etc."

7. August 1780

Kabinetsordre des Königs an den Großkanzler von Carmer : Wegen Abstellung der Verleitung des gemeinen Mannes zum unnützen Prozessiren durch gewinnsüchtige Winkeladvokaten und böse Menschen.

15. August 1780

Der König mit seinem gewöhnlichen Gefolge und dem General-Major de l'homme de Courbiere nach Schlesien zur Revue.

26. August 1780

Von Neisse in Breslau angekommen.

27. August 1780

28. August 1780

Der König hält bei Breslau über die Truppen Specialrevue.

29. August 1780

Nach dem Hauptquartier Arnoldsmühle.

?? August 1780

In Potsdam waren der Prinz Friedrich von Braunschweig und der Russische General Graf von Soltikof.

B.

6. August 1780

Der Prinz von Preußen reis't nach Petersburg; ihn begleiten der Graf von Görtz, Graf von Nostitz und der Major von Wittinghof.

16. August 1780

Publikandum, wegen Bestrafung derjenigen, welche den Bauer und gemeinen Mann zum unnützen Prozessiren verleiten.

September.

A.

1. September 1780

2. September 1780

Der König in Arnoldsmühle bei Breslau bei den Kriegsübungen, nach deren Beendigung Rückreise nach Potsdam.

<237>

3. September 1780

Ankunft des Königs in Potsdam (Sanssouci) mit dem General-Major von Courbiere etc.

4. September 1780

Der König mit dem General-Major von Courbiere nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie und besieht das neue Bibliothekgebäude.

12. September 1780

Früh nach dem Wedding zum Artillerie-Manövre dann nach Potsdam.

17. September 1780

Der regierende Herzog Ferdinand von Braunschweig und der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen der General von Ramin zum König nach Potsdam.

21. September 1780 bis 23. September 1780

Der König bei den Kriegsübungen bei Potsdam.

27. September 1780

Die Prinzessin Amalie, die verwittwete Herzogin von Braunschweig (Philippine, Schwester des Königs), die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschwcig nach Potsdam zum König, bis 3ten Oktbr.

30. September 1780

Der Minister von Finkenstein beim König.

30. September 1780

Kabinetsordre des Königs an den Geh.-Rath Tarrach. Hinsichtlich der bis ins kleinste Detail gehenden Kenntnisse des Königs in Fabriksachen ist sie eben so merkwürdig, wie jene vom 21. Dezbr. 1779. Zugleich ersieht man daraus, mit welcher Umsicht der König bei Errichtung und Unterstützung neuer Fabriken und Manufacturen verfuhr. (Sie ist mitge theilt in unseren Beiträgen II. 159, Nr. 55 u. S. 175 Nr. 77).

Oktober.

A.

2. Oktober 1780

Der König in Potsdam (Sanssouci) an d'Alembert :

- etc. - "Wir sind beide alt; lassen Sie uns damit zufrieden sein, den Glanz eines Jahrhunderts, welches dem menschlichen Verstand zur Ehre gereicht, gesehen, und Sie, etwas dazu beigetragen zu haben. Auf die schönen Tage Roms, in welchen Cicero, Virgil, Horaz blüheten, folgten die Zeiten eines Sencca und eines Plinius, und auf diese Barbarei. Nach der Herabwürdigung des menschlichen Ver<238>standes kehrten die Zeiten des Wiederauflebens der Wissenschaften zurück. Wir wollen der Veränderlichkeit ihre Herrschaft lassen, und den Himmel segnen, daß er uns noch zu guten Zeit in die Welt kommen lies, wo unsere Lebenszeit mit ausgebildeten Talenten und Genies zusammentraf. Was die Priester betrifft, die sind nicht zu bessern. etc."

17. Oktober 1780

Die verwittwete Herzogin von Braunschweig (Schwester des Königs) auf ihrer Durchreise - von Berlin nach Braunschweig - speist bei dem König in Potsdam.

?? Oktober 1780

Prinz Friedrich von Braunschweig und Minister von Heinitz in Potsdam.

November.

A.

2. November 1780

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

4. November 1780

Der Prinz von Preußen kommt aus Petersburg nach Potsdam zurück, wo er von dem König sehr freundlich empfangen wird 238-+. Der Minister von Herzberg nach Potsdam zum König in Sanssouci (er blieb hier bis zum 9ten). Hier übergab ihm der König seine Schrift : de la Litterature allemande, des fauts qu'on peut lui reprocher; quelles sont les causes, et par quels moyens on peut les corriger, und trug ihm auf, sie drucken zu lassen und eine Deutsche Uebersetzung davon zu veranstalten. Die Schrift erschien bald nachher bei Decker in Berlin. Ins Deutsche wurde sie von Dohm übersetzt.

Da der Minister glaubte, daß der König in dieser seiner Schrift die Deutsche Sprache zu strenge beurtheile, so über<239>sandte er ihm am 8ten eine andere Übersetzung aus dem Tacitus. (Annales, Lib. 14, Cap. 53).

8. November 1780

Der König antwortete ihm auf der Stelle: "Das ist gutes Deutsch, und einer der besten Aufsätze, den ich bisher gesehen. Aber, verzeihen Sie meiner vielleicht zu strengen Kritik, das Wort : Beispiel gefällt mir nicht, es muß Exempel heißen. Ganz gewiß würden Leute von Ihrer Fähigkeit und Ihren Kenntnissen, wenn sie sich mit der Bildung der Deutschen Sprache beschäftigten, darin glücklich sein. Ich danke Ihnen indeß, das; Sie nur diese Arbeit haben mittheilen wollen."

9. November 1780

Der Minister, um dem König eine bessere Meinung von der Deutschen Sprache beizubringen, überschickte ihm die Erzählung: "Das Schöne" von von Nicolai 239-+." Der König schickte sie mit folgender Antwort zurück : "Das ist erträglicher, als was lch gestern gelesen habe, aber doch sind auf zwei Seiten auch zwei Fehler. Brennende Wangen können wohl bei einem Menschen Statt haben, der vor Zorn außer sich, oder von Wein berauscht ist, aber hier ist es ein falsches Beiwort; für einen Prinzen, der sich freuet, paßt es nicht. Ich bin zu aufrichtig, als daß ich solchen Fehlern Beifall geben könnte." Als der Minister von Herzberg nach Berlin zurück gekehrt war, schickte ihm der König die Abschrift von seiner Arbeit: de la Litterature etc. mit folgendem Schreiben:

10. November 1780

"Hier ist der Nest von meinem Auflage abgeschrieben. Ich habe keine Verbesserungen darin gemacht, und überlasse ihn nun Ihrer Prüfung; auch werden Sie gefälligst die Mühe übernehmen, ihn übersehen zu lassen. Ich wünsche, meine Zeitgenossen mögen nur gerechte Ursache geben, sie zu loben. Niemand wird geneigter sein, es zu thun, als ich. Gäbe es?<240> Viele, die Ihnen ähnlich wären; so läge mir der Stoff dazu ganz nahe, und ich versichere Sie, ich würde Allen Gerechtigkeit widerfahren lassen, und eben die Hochachtung für sie haben, wie für Ihre Person 240-+."

<241>

Ehe der Minister den Druck der Schrift besorgte, schrieb er am 12ten an den König und schlug ihm zwei kleine Aenderungen vor; die eine betraf das Wort: Karfunkel (es kommt

11. November 1780

Der König antwortet darauf Folgendes :

"Den Karfunkel bitte ich zu verschonen. Er muß stehen bleiben. Die Sache ist wahr, und im Jahr 1722 hat Jedermann sie herzlich belacht. Ich habe den schönen Brief in Wusterhausen gesehen und gelesen. Uebrigens können Sie mit meiner Mäßigung zufrieden sein. Ich habe Ihre Deutschen nur mit Rosen gegeißelt, und in<242> mehreren Stellen die Strenge der Kritik gemildert. Also danken Sie mir für meine Schonung und treiben Sie mich nicht aufs Aeußerste. Ich bin mit Achtung etc."

"N.S. Thomasius hat in Halle die Geschichte gelehrt. Ich weiß Personen, die bei ihm gehört haben. Ja, man hat mir sogar einige Abhandlungen von ihm gezeigt, die wirklich musterhaft waren. Sie betrafen das Recht, die Geschichte und die Philosophie; und alle diese Fächer verstand er ganz vorzüglich 242-+."

20. November 1780

Der König an d'Alembert :

"Schlachten haben viele Menschen gewonnen, Viele haben Provinzen erobert, aber Wenige haben ein so vollkommenes Werk, wie die Vorrede zur Encyclopädie 242-++ geschrieben. Es ist etwas sehr Seltenes, alle menschliche Kenntnisse gehörig zu würdigen, hingegen ein viel Gewöhnlicheres, Leute, die sich schon fürchten, in die Flucht zu schlagen; und daher glaube ich, daß, wenn man die Stimmen gegen einander abwägt, die Bemühungen der Philosophen den Vorzug vor den Arbeiten des Kriegers erhalten würden, wenn wir die Dinge von der Seite des Nützlichen betrachten. etc."

B.

29. November 1780

Stirbt die Kaiserin Maria Theresia, 63 Jahr alt.

Dezember.

A.

Dezember 1780

Der König in Potsdam.

23. Dezember 1780

Nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie.

26. Dezember 1780

Der König hat eine Unterredung mit Formey. (Souvenir d'un Citoyen I. 124).

31. Dezember 1780

Der König läßt all die Offiziere vor sich kommen, welche sich<243> in Berlin (von hiesigen und auswärtigen Garnisonen) unter der Direction des Hauptmanns von der Artillerie Tempel-Hof und des Ingenieur-Hauptmanns von Geyer in allen militairischen Wissenschaften üben.

Der König schenkt dem General von Ramin eine ansehnliche Summe Geld.

Der König besieht wie gewöhnlich die Wachtparaden.

B.

25. Dezember 1780

Anfang des Carnevals. Sonntag Mittags: Cour beim König, Abends bei der Königin; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; die sonst am Mittwoch gewöhnlichen Französischen Comödien fielen aus, da die Schauspieler, wie oben erwähnt, verabschiedet worden waren; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper.

Es ward die Oper Armide und das Singspiel: die uneinigen Brüder nach Graun's Composition gegeben.

Beilage zum Jahre 1780.

Es gehört unstreitig mit zu den wichtigsten Pflichten eines Regenten, für die Aufnahme der Gewerbe, für den Volksunterricht und für die Rechtspflege zu sorgen. Mit wie großer Thätigkeit und Einsicht der König stets, bis zum letzten Tag seines Lebens, diese Pflichten zu erfüllen sich bestrebt, ergiebt sich, in Betreff der Industrie, aus dem zweiten Theil unserer Beiträge etc., welcher hauptsächlich diesem Gegenstände gewidmet ist; die wichtige Kabinetsordre an den Minister von Zedlitz, den Schuluntericht betreffend, ist oben mitgetheilt, und wir dürfen nun um so weniger die umfassende Kabinetsordre an den Großkanzler von Carmer, welche des Königs Ideen über die Rechtspflege enthält, übergehen, da sie, indem sie sich nur in Mylii Corpus Const. Brand. March. und in einigen andern ähnlichen Schriften befindet, die im Allgemeinen nur Wenigen zugänglich sind, bei Weitem nicht so bekannt ist, wie sie es in mehr als einer Hinsicht verdient.

<244>

Kabinetsordre des Königs an den Großkanzler von Carmer:

"Mein lieber Großkanzler von Carmer! Es kann Euch nicht unbekannt sein, daß Ich schon im Jahr 1746 und vorher, bei Verwaltung der Justiz, in Meinem Königreich und Staaten, den bemerkten Unordnungen und Mängeln abzuhelfen bekümmert gewesen, und besonders verordnet habe:

1) daß die Justiz-Kollegia auf einen beßren Fuß eingerichtet, mit geschickten und ehrlichen Männern besetzt,

2) daß die Prozeß-Ordnung von unnützen Formalitäten gereinigt, die Prozesse in einem Jahre zu Ende zu bringen möglich gemacht, und

3) die bisher noch zu sehr zerstreute unbestimmte und zweideutige Gesetze mit möglichster Precision und Deutlichkeit bestimmt und gesammlet werden sollen.

Was nun den ersten Artikel hiervon betrifft; so zweifele Ich gar nicht, daß durch die eingeführte bessere Subordination in denen Kollegien durch bestimmtere Ordnung in allen Geschäften, und besonders durch die Anweisung, nach welcher die sich der Justiz widmenden Kandidaten durch scharfe Examina geprüft, durch mehrere Jahre als Referendarien in denen Kollegiis zu aller Arbeit angeführt, und derselben Denkungsart und Konduite genau erforscht werden sollen, ein hinlängliches Genüge geschehen.

Allein diese der Sache so angemessene Verordnung würde fruchtlos sein, wenn nicht die Präsidenten und Obern eines jeden Kollegii zu genauester Befolgung dieser Vorschrift mit Ernst angehalten werden.

Es ist also Eure Sache, darauf zu sehen, daß Meine Willensmeinung hierin aller Orten aufs genaueste befolgt werde, und müßt Ihr zu solchem Ende von denen Präsidenten und Direktoren der Justiz-Kollegien eine zuverlässige unparteiische und genaue Konduiten-Liste von sämmtlichen Mitgliedern und Subalternen einfordern, auch bei denen Visitationen besonders auf diesen Punkt aufs genaueste inquiriren lassen. Denn es ist nicht genug, wenn ein Justiz-Bedienter sich vor groben Bestechungen hütet, sondern er muß auch in allen Handlungen seines Amtes ohne die geringste Paßion zu Werke gehn, und allen Schein einer Parteilichkeit vermeiden.

<245>

Ein Mensch von schlechten Sitten und ohne Moralität vergißt sehr leicht seine Pflichten, und es müssen dergleichen Leute durchaus nicht bei der Justiz geduldet werden. Auch muß Euch dergleichen unwürdiges Subjekt auszustoßen keine Rücksicht auf dessen sonstige Geschicklichkeit, Familie, und andre dergleichen Considerations, abhalten.

Wenn Ich Mich solchergestalt von der Rechtschaffenheit Meiner Justiz-Kollegien versichern kann, so werde Ich auch Meiner Seits ihnen alle Gerechtigkeit widerfahren lassen, und einen jeden nach Würden ehren und belohnen; dagegen aber kenne Ich keine Strafe, die zu hart sein sollte, Leute damit zu belegen, die ihre Pflichten so weit hintanzusetzen im Stande wären, daß sie ihr Amt, welches zu Beschützung der Unschuld und Aufrechthaltung der Gerechtigkeit bestimmt ist, zur Unterdrückung und Vernichtung derselben mißbrauchen sollten.

Was zweitens die Prozesse anlanget, so will Ich wohl glauben, daß die ehemals obgewalteten groben Mißbräuche gehoben worden; im Grunde ist aber dennoch, wie Ihr Mir eingestehen müßt, diese Prozeß-Ordnung noch eben das unschickliche Gewebe des geistlichen Rechts, über welches ganz Deutschland schon seit verschiedenen Jahrhunderten geklagt hat.

Es ist wider die Natur der Sache, daß die Parteien mit ihren Klagen und Beschwerden von dem Richter nicht selber gehört werden, sondern ihre Nothdurft durch gedungene Advokaten vorstellen sollen. Diesen Advokaten ist sehr daran gelegen, daß die Prozesse vervielfältiget und in die Länge gezogen werden; denn davon dependiret ihr Verdienst und ihr ganzes Wohl.

Selbst der redliche Mann unter ihnen, welcher mit Hintansetzung seines Interesse die Pflichten eines guten Bürgers zu erfüllen wünschte, darf als Kläger oder Beklagte nicht offenherzig zu Werke gehen, weil sein Gegner eine umständliche Erzählung des Facti dahin mißbrauchen könnte, ihm eine Menge Beweise auf den Hals zu schieben, und ihn dadurch in ein Labyrinth zu führen, aus welchem er sich ohne Gefahr oder Verlust seines Rechts kaum wieder herauswickeln würde.

Denn wenn der Richter die Akten nicht eher in die Hand bekommt, als bis die Advokaten durch ihre Schriftsätze das Faktum nach Wohl<246>gefallen verdreht und verdunkelt oder mangelhaft vorgetragen haben, so ist es sehr natürlich, daß der Urtelsfasser den rechten Gesichtspunkt verliert, folglich auf unadäquate Weise erkennet, und weil er auf dem eingeschlagnen irrigen Wege fortgehn muß, oft wider seine Ueberzeugung am Ende ein offenbar ungerechtes Urthel zu sprechen genöthigt ist.

Ich kann kaum glauben, daß jemalen einer der alten und vernünfttigen Gesetzgeber auf die Gedanken gerathen sein könne, eine dergleichen unnatürliche Prozeß-Ordnung statuiren zu wollen, und vermuthe vielmehr, daß die Barbarei späterer Zeiten und die Bequemlichkeit der Richter diese Mißgeburt veranlaßt haben.

In der Römischen Geschichte finde Ich nichts, so Mich ein andres vermuthen ließe. Die Richter bei den Römern mußten erst die Sache in facto selbst untersuchen, ehe die von den Partheyen bestellten Redner angehört und das Urthel gesprochen wurde, und wenn es wahr ist, daß auch die päbstlichen Gesetze ausdrücklich verordnen, daß der Richter das Faktum untersuchen und die Advokaten nur die Rechte der Partheyen defendiren sollen, so wird Meine obige Vermuthung zur Gewißheit.

Dem sei aber, wie ihm wolle, so ist es Mein ernstlicher Wille: daß der Richter künftig die Partheien mit ihrer Klage und Verantwortung selber hören, ihre Erzählungen und mitzubringende Beweisthümer gegen einander halten, und so den wahren Zusammenhang der Sache, welche zu dem Rechtsstreit Anlaß gegeben, eruiren; hiernach aber denenselben den Rechten und Billigkeit gemäße Vorschläge zum Vergleich machen solle.

Ich halte Mich versichert, daß schon dadurch, daß die Partheyen von der eigentlichen Lage der Sache unterrichtet werden, die allermehresten Prozesse sich durch Vergleich werden heben lassen.

Diejenigen Rechtshändel, welche auf diese Art nicht beigelegt werden können, sind wenigstens gegen alle Beweis-Erkenntnisse, welche bisher die allermehresten Weitläuftigkeiten verursacht haben, gesichert; und können sodann, so viel die Rechtsfragen betrifft, sehr leicht ferner zum Spruch instruirt werden.

Es ist Meine Meinung hierbei nicht, daß den Partheyen bei der<247>gleichen gerichtlichen Handlungen die Assistenz eines Rechts-Freundes versagt werde; vielmehr finde Ich es nöthig, sowohl dem Kläger als Beklagten, auch schon bei Untersuchung des Facti, seinen Advokaten zu dem Ende zu accordiren, damit derselbe den Richter, welcher vielleicht aus Nachlässigkeit, Mangel der Penetration oder wohl gar aus Partheylichkeit, der ihm obligenden Untersuchung keine Satisfaktion leisten möchte, seiner Pflicht erinnern, ihn in allem kontrolliren, die Rechts-Gründe der Parthey deduciren, und also für die Sicherheit seines Clienten auf alle Art Sorge tragen solle.

Damit aber diese neue Art von Advokaten nicht wieder auf die alten Irrwege gerathen möge, so muß die Sache so eingerichtet werden, daß solche bei dem Verzüge der Entscheidung und Vervielfältigung der Prozesse nicht interessiret sind, sondern einen ganz andern Gesichtspunkt zur Beförderung ihres Glückes und ihres Interesse erhalten.

Die Referendarien müssen nämlich bei Meiner neuen Einrichtung, hauptsächlich bei den Untersuchungen der Sachen in facto gebraucht, und den Räthen dabey zur Hülfe gegeben werden.

Diejenigen Referendarii, welche bei diesen Gelegenheiten die mehreste Geschicklichkeit und Penetration zeigen, werden zu fernerer Beförderung beybehalten, und aus diesen sollen die Advokaten, oder wie man sie füglicher nennen möchte, die Assistenz-Räthe; aus diesen aber in der Folge die würklichen Räthe der Landes-Kollegiorum gewählt werden.

Diese Assistenz-Räthe müssen eben sowohl, als die Räthe der Landes-Kollegiorum, auf fixirte Besoldungen gesetzt, und zu dem Ende ihre Defensions-Gebühren in einer gemeinschaftlichen Sportul-Kasse gesammlet werden.

Es kann wohl sein, daß nur sehr wenige der bisherigen Advokaten sich zu künftigen Räthen qualificiren, und also brodlos werden dürften. Ich werde aber die Verfügung treffen, daß, in so fern brauchbare und ehrliche Leute darunter sind, solche vorzüglich zu Magistrats-Bedienungen, Justiziariaten und andern dergleichen Aemtern wieder emploiret werden sollen. Ganz schlechte Leute verdienen keine Attention.

Was endlich die Gesetze selbst betrifft, so finde Ich es sehr un<248>schicklich, daß solche größtentheils in einer Sprache geschrieben sind, welche diejenigen nicht verstehen, denen sie doch zu ihrer Richtschnur dienen sollen. Eben so ungereimt ist es, wenn man in einem Staat, der doch seines unstreitigen Gesetzgeber hat, Gesetze duldet, die durch ihre Dunkelheit und Zweydeutigkeit zu weitlauftigen Disputen der Rechtsgelehrten Anlaß geben, oder wohl gar darüber: ob dergleichen Gesetz oder Gewohnheit jemals existirt oder eine Rechtskraft erlangt habe? weitläufige Prozesse veranlaßt werden müssen. Ihr müßt also vorzüglich dahin sehen, daß alle Gesetze für Unsere Staaten und Unterthanen in ihrer eigenen Sprache abgefaßt, genau bestimmt und vollständig gesammelt werden.

Da nun aber fast jede Unserer Provinzen ihre besondere Verfassung, Statuten und Gewohnheiten hat, welche sehr von einander unterschieden sind, so muß für jede derselben ein eigenes Gesetzbuch gesammelt und darin Alles eingetragen werden, wodurch sich die Rechte der einen Provinz von der andern unterscheiden.

Weilen aber dennoch dergleichen Provinzial-Statuta und Gewohnheiten sich nur auf gewisse Gegenstände einschränken, und keine allgemeine noch weniger aber vollständige Rechts-Regel enthalten, das Corpus juris vom Kaiser Justinian als das subsidiarische Gesetzbuch fast aller Europäischen Staaten von vielen Jahrhunderten her auch bey uns angenommen worden ist, so kann dieses auch künftig nicht ganz außer Acht gelassen werden. Inzwischen ist bekannt, daß dieses Römische Gesetzbuch größtentheils nur eine Sammlung der Meinungen und Entscheidungen der Rechtsgelehrten einzelner Fälle enthält; sich vielfältig auf die alten und jetzt gar nicht mehr passenden Römischen Verfassungen und Formalitäten bezieht, auch mit vielen Widersprüchen angefüllt ist. Es muß also nur das Wesentliche mit dem Natur-Gesetz und der heutigen Verfassung übereinstimmende aus demselben abstrahirt; das Unnütze weggelassen; Meine eigene Landes-Gesetze am gehörigen Orte eingeschaltet, und solchergestalt ein subsidiarisches Gesetz-Buch, zu welchem der Richter beym Mangel der Provinzial-Gesetze recurriren, angefertigt werden.

Ueberhaupt aber muß Ich hiebei bemerken, daß, wie es Mir<249> scheint, die Römischen Gesetzgeber, welche eben nicht sparsam in den Bestimmungen streitiger Rechtsfragen gewesen, gleichwohl ihr Augenmerk nicht alle Mal genau genung darauf gerichtet haben, was den Zweifeln in Rechtsfällen vorzubeugen und Prozesse zu verhüten dienlich sein könnte.

So ist z. E. bekannt, wie unendlich viele Prozesse aus den Handlungen und Kontrakten über unbewegliche Güter entstehn, weil die Leute dabey sich übereilen, und nicht deutlich und bestimmt genug ausdrücken. Alle dergleichen Prozesse würden vermieden werden, wenn alle Kontrakte über unbewegliche Güter in Gegenwart der Gerichte geschlossen, und von diesen darauf gesehen würde, daß keiner den andern überliste und unbillig vervortheile; der Kontrakt selber aber zu mehrerer Bestätigung desselben Inhalts von dem Richter mit unterschrieben würde.

Denn da die Prozesse allemal zu den Uebeln in der Societät gerechnet werden müssen, welche das Wohl der Bürger vermindern, so ist dasjenige ohnstreitig das beste Gesetz, welches den Prozessen selber vorbeugt.

Wenn Ich, wie nicht zu zweifeln ist, Meinen Endzweck in Verbesserung der Gesetze und der Prozeß-Ordnung erlange, so werden freylich viele Rechtsgelehrten bey der Simplifikation dieser Sache ihr geheimnißvolles Ansehn verlieren, um ihren ganzen Subtilitäten-Kram gebracht, und das ganze Corps der bisherigen Advokaten unnütze werden. Allein Ich werde dagegen Meine getreuen Unterthanen von einer nicht geringen Last befreien, und desto mehr geschickte Kaufleute, Fabrikanten und Künstler gewärtigen können, von welchen sich der Staat mehr Nutzen zu versprechen hat.

Wie nun die Ausführung einer so wichtigen Sache nicht das Werk eines einzelnen Mannes ist, so müßt Ihr die geschicktesten und redlichsten Leute, welche Ihr ausforschen könnt, aufsuchen; die verschiedne Arten der Ausarbeitungen unter sie vertheilen, sie sodann in ein Kollegium zusammen ziehn; und alles mit gemeinschaftlichem Rath reguliren.

Dergleichen Gesetz-Commission muß auch künftig beibehalten werden, damit bei etwa sich ereignenden Mängeln, Undeutlichkeit, oder<250> Fehlern der Gesetze, solche auf eine gründliche Art verbessert, supplirt oder interpretirt werden können.

Dagegen aber werde Ich nicht gestatten, daß irgend ein Richter, Kollegium oder Etats, Minister die Gesetze zu interpretiren, auszudehnen, oder einzuschenken, viel weniger neue Gesetze zu geben, sich einfallen lasse; sondern es muß, wenn sich in der Folge Zweifel oder Mangel an den Gesetzen oder in der Prozeß, Ordnung finden, der Gesetze Kommission davon Nachricht gegeben; von dieser die Sache, mit Rücksicht auf den Sinn und Absicht der übrigen Gesetze, unter Eurem Vorsitz, genau in Erwägung gezogen; und wenn eine wirkliche Veränderung oder Zusatz nöthig wäre, Mir gutachtlicher Bericht darüber erstattet werden.

Ich überlasse Euch also, der Sache ferner nachzudenken, und das Erforderliche zu Ausführung derselben zu veranstalten; und verspreche dagegen, Euch wider alle Kabalen und Widersetzlichkeiten auf das nachdrücklichste zu schützen; Als Euer wohl affektionirter König.

Potsdam, den 14. April 1780.
Friedrich.

An den Groß-Kanzler
von Carmer."

Januar 1781.

A.

Januar 1781

Der König in Berlin.

?? Januar 1781

Der König an d'Alembert: "Der größte Vortheil, der sich von der Philosophie erwarten läßt, besteht, wie ich glaube, darin: uns das Leben erträglich zu machen; nichts aber macht unser Dasein angenehmer, als eine gewisse Seelenruhe, welche die trüben und beunruhigenden Vorstellungen und Sorgen aus dem Gemüthe verscheucht. Ich würde mir etwas darauf einbilden, wenn ich mich überreden könnte, daß ein Unwissender, wie ich, in<251> die Seele eines großen Philosophen, in die Seele unsers neuen Anaxagoras, hätte Heiterkeit zu bringen vermocht, ich finde es aber wahrscheinlicher, daß sich dieser große Philosoph aus eigener Kraft bestimmt hat, jenen anständigen Frohsinn wieder anzunehmen, der dem Nationalcharakter der Franzosen eigen ist. Ich meiner Seits grenze schon an den Zustand der Apathie, wohin das Alter die betagten Schwätzer führt; ich sehe, ohne mich zu beunruhigen, wegsterben und geboren werden, an wen die Reihe kommt, daß er in die Welt tritt, oder hinausgeht.

Indeß habe ich dennoch den Tod der Kaiserin Königin (Maria Theresia) bedauert; sie hat dem Thron und ihrem Geschlechte Ehre gemacht; ich habe mit ihr Krieg geführt, aber nie war ich ihr Feind. Was den Kaiser, den Sohn dieser großen Frau, betrifft, so kenne ich ihn persönlich; er schien mir viel zu aufgeklärt, als daß er übereilte Schritte unternehmen sollte; ich schätze ihn hoch und fürchte ihn nicht. etc.

Um Ihnen einen Beweis meiner Ruhe zu geben, schicke ich Ihnen hier eine kleine Broschüre 251-+, welche darauf abzielt, die Mängel der Deutschen Litteratur zu bemerken, und die Mittel zu ihrer Vervollkommnung anzuzeigen. Der Oberst Grimm, der ein Deutscher ist, wird Ihnen Auskunft über diese Sprache geben, die Sie nicht gelernt haben, und die zu lernen bis jetzt nicht der Mühe verlohnte, denn eine Sprache verdient nur in Rücksicht der guten Schriftsteller, welche ihr Glanz verschaffen, studirt zu werden, und hieran fehlt es uns gänzlich. Vielleicht aber werden sie erscheinen, wenn ich in den eliseischen Feldern lustwandle, wo ich dem Mantuanischen Schwan 251-++ die Idyllen eines Deutschen, Na mens Geßner, und Gellert's Fabeln überreichen will.<252> Sie werden über die Mühe spotten, die ich mir gegeben habe, eine Nation, die bisher nichts verstand, als essen, trinken, die Liebe Pflegen und sich schlagen, einige Begriffe von Geschmack und Attischem Salze beizubringen. Indeß, man will doch gern nützlich sein, und oft keimt ein Wort, welches man in einen fruchtbaren Boden säet, und bringt Früchte über alle Erwartung hervor. etc."

8. Januar 1781

Der König stattet der Prinzessin Amalie einen Besuch ab.

12. Januar 1781

Kabinetsordre des Königs an die Berliner Kaufleute 252-+: "Der augenscheinlich überhand nehmende Gebrauch des Kafee, so wie die damit immer mehr um sich greiffende Contrebande mit demselben, sind die einzigen Ursachen, welche Se. Königl. Maj. bewegen, die unter Händen seiende Anstalt zu treffen.

Höchstdero einzige Absicht ist diese: daß nicht alle Maurer, Mägde und dergleichen von ihrer Hände Arbeit sich nährende Personen Kaffee trinken sollen. Und da solches dem wahren Besten der Unterthanen angemessen ist, so können Höchstdieselben um so weniger davon abgehen und auf die dagegen unter dem 10ten eingereichte Vorstellung der hiesigen Material-Händler Rücksicht nehmen. etc."

14. Januar 1781

Der König an Ebendieselben: "Aus der anderweiten Vorstellung der hiesigen Materialhändler vom gestrigen Dato, wegen der bevorstehenden Veränderung des Kaffeehandels, ergiebt sich, daß dieselben die landesväterliche Absicht Sr. Königl. Maj. hierunter in ihrem ganzen Umfang nicht erkennen, daher wollen Höchstdieselben ihnen solches hiermit näher bekanntmachen. Zu dem Ende muß gedachte Material-Handlung wissen, daß eines Theils blos für Kaffee, wenigstens jährlich 700000 Thlr. aus dem Lande gehen, und dagegen die Bierbrauerei, welche blos eigene Landesproducte consumirt, zum größten und unwiederbringlichen<253> Verlust des Adels, des Bürgers und des Landmanns, abscheulich herunter und ihrem Ruine nahe gekommen ist. etc."

18. Januar 1781

Kabinetsordre des Königs an den Kaufmann Apitsch als Deputirten der (vier) Gemeinen der Dreifaltigkeits-, Jerusalems, Gertraud- und Kölnischen Vorstadt-Kirche (jetzigen Louisenstädtschen-Kirche) in Berlin: "Se. Königl. Maj. von Preußen etc. kennen den großen Werth einer vernünftigen Toleranz in Religionssachen zu genau, um auf die von den hiesigen vier Gemeinen unter dem 14ten d. angegebene Neuerung Rücksicht zu nehmen 253-+, noch weniger dagegen zu verordnen. Höchstdieselben haben es Sich vielmehr aus völliger Ueberzeugung, daß es die Pflicht eines jeden guten Landesvaters ist, zum unveränderlichen Gesetz gemacht, jedem Dero Unterthanen völlige Freiheit zu lassen, zu glauben und seinen Gottesdienst zu verrichten wie er will; nur daß seine Lehrsätze und Religionsübungen weder der Ruhe des Staats, noch den guten Sitten nachtheilig sein müssen.

Höchstdieselben wollen dahero auch, daß in den Kirchen kein Zwang in Ansehung des Katechismus noch des Gesangbuchs herrschen, sondern jede Gemeine hierunter ganz freie Hände haben und behalten soll. Vermuthlich ist der neue Katechismus, so wie das neue Gesangbuch verständlicher und vernünftiger, und dem wahren Gottesdienste angemessener, weil so viele andere Gemeinen, bei welchen in allgemeinem Ruf stehende Männer sich befinden, solchen den Vorzug eingeräumt haben. Gedachte vier Gemeinen haben dahero dabei sich gänzlich zu beruhigen; indem, wie bereits gedacht, ihnen so<254>wohl als jedem ihrer Mitunterthanen ganz frei steht, zu glauben und zu singen was er will."

(Eigenhändiger Zusatz des Königs). "Ein jeder kann bei mir glauben was er will, wenn er nur ehrlich ist. Was die Gesangbücher angehet, so stehet es einem jeden frei zu singen: Nun ruhen alle Wälder, oder dergleichen dummes und thörigtes Zeug 254-+; aber die Priester müssen die Toleranz nicht vergessen, denn ihnen wird keine Verfolgung gestattet werden."

20. Januar 1781

Instruction des Königs für die Feldlazarethe.

20. Januar 1781

Der König stattet bei der Prinzessin Amalie einen Besuch ab.

21. Januar 1781

Der König an den Magister und Conrector Moritz: "Malten alle Deutsche Dichter wie Ihr, in Euren Mir zugefertigten Gedichten 254-++, mit so viel Geschmack, und herrschte in ihren Schriften eben der Verstand und Geist, welcher aus den beigelegten zwei kleinen Briefsammlungen hervorblickt; so würde Ich bald meine landesväterlichen Wünsche erfüllt, und die Deutschen Schriftsteller an Würde und Glanz den aus<255>wärtigen den Rang streitig machen sehen. Eure drei Schriften eröffnen Mir dazu eine neue angenehme Aussicht. Sie haben Meinen völligen Beifall, und Ich ermuntere Euch zu fernern Vervollkommnung der vaterländischen Sprache als Euer gnädiger König."

23. Januar 1781

Der König nach Potsdam.

24. Januar 1781

Das Geburtsfest des Königs wird bei der Königin in Berlin gefeiert.

?? Januar 1781

Der König an den Minister von Herzberg :

"Ich vertraue Ihnen hier einige Betrachtungen über die Regierung an; sie sind in meinem Hause gedruckt worden, nicht für das Publikum geschrieben, und werden in Ihren Händen bleiben. Ich bin etc."

(S. oben unter d. 13. Aug., 5. Septbr. und 5. Oktbr. 1777 die Briefe an Voltaire und d'Alembert).

Der König schenkt dem General von Möllendorf und dem Ober-Stallmeister von Schwerin jedem ein Porzellan-Tafelservice.

Für die Armen der Stadt läßt der König wie alljährlich wieder eine beträchtliche Summe auszahlen. In Potsdam waren : der Prinz Friedrich von Braunschweig, die Generale von Wartenberg und von Holzendorf und der Prinz von Hohenlohe.

B.

1. Januar 1781

Anfang der Anwendung der neuen Prozeßordnung (die unter dem Titel : Corpus juris Friederciani, erstes Buch, erschien) bei den Landes-Justiz-Collegien in allen nach dem 1. Januar einkommenden Sacken.

21. Januar 1781

Deklaration wegen Errichtung der königl. Kaffee-Brennerei und wegen Verkauf des gebrannten Kaffees.

Februar.

A.

Februar 1781

Der König in Potsdam.

<256>

12. Februar 1781

War der berühmte Gelehrte Johannes Müller beim König 256-+.

24. Februar 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Sie nehmen so gern Antheil an meiner Gesundheit, aber während Sie mir zu dem Genuß derselben Glück wünschen, fand mich Ihr Brief im dritten Anfall des Podagras, den ich seit meiner Zurückkunft von Berlin habe. Mit solchen Liebesbezeugungen begünstigt das Alter die Greise. Ich tröste mich mit dem Abbé Chaulieu und mit allen Podagristen des alten und neuen Testaments. Beim Schreiben ist es etwas lästig, allein man gewöhnt sich an Alles, und ich sage mit dem Posidonius: O Podagra! du sollst mich nicht hindern, dem weisen Anaxagoras zu schreiben.

Ihr Herr Mayer 256-++ ist hier gewesen. Ich bekenne Ihnen, daß ich ihn sehr fürs Kleine fand; er hat Untersuchungen über die Cimbrer und Teutonen angestellt, für die ich ihm keinen Dank weiß. Auch hat er einen Abriß der Universalgeschichte geschrieben, in welcher er sorgfältig wiederholt, was Andere besser als er gesagt und geschrieben haben, etc."

März.

A.

März 1781

Der König in Potsdam.

<257>

12. März 1781

Kabinetsschreiben des Königs an die Kauftnannsältesten zu Hirschberg: "Se. Königl. Maj. etc. nehmen zwar an der von den Kaufmannsältesten Hänisch und Hoffmann zu Hirschberg unterm 1sten etc. nachgewiesenen Erschütterungen des Schlesischen Gebürgshandels einen so lebhaften Landesväterlichen Antheil, daß Höchstdieselben fernerhin zu dessen Wiederaufhelfung und Befestigung Sich verwenden werden. Krieg und Frieden zwischen auswärtigen Mächten aber zu schließen, übersteigt Dero Kräfte, und Höchstdieselben müssen solches einer höhern Hand, welche die Schicksale der Staaten bestimmt und anordnet, allein überlassen. etc.

Potsdam, den 12. März 1781.
Friedrich."

27. März 1781

Kabinetsordre des Königs an den Doctor Bloch 257-+: "Se. Königl. Maj. von Preußen etc. lassen dem Doctor Bloch auf seine allerunterthänigste Anzeige vom 25sten d., und in Ansehung des darin gethanen Antrags hierdurch zu erkennen geben, daß es nicht nöthig ist, von den Kammern eine Liste von den Fischen zu erfodern; denn das wissen sie schon allerwegs, was es hier im Lande für Fische giebt, ausgenommen im Glatzischen, da ist eine Art, die man Kaulen nennt, oder wie sie sonst heissen, die hat man weiter nicht; sonsten aber sind hier durchgehends einerlei Fische, die man alle weiß und kennt. Und darum ein Buch davon zu machen, würde unnöthig sein, denn kein Mensch wird solches kaufen. Die zugleich mit eingereichten Kupferabdrücke erfolgen hierbei zurück."

<258>

B.

20. April 1781

Die Minister Michaelis und von der Horst beim König.

April.

A.

April 1781

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

13. April 1781

Der König an d'Alembert: "Die Natur wollte, daß uns die Gesundheit und die Hoffnung bei unserm Eintritt in die Welt begleiten, um uns in Absicht der Uebel zu täuschen, die uns erwarten; da aber dieselbe Natur befürchtet, wir möchten an dies verwünschte Leben zu sehr gefesselt sein, so sendet sie uns aus übertriebener Vorsorge Krankheiten und Schwachheiten zu, damit wir demselben mit weniger Kummer entsagen. Wir gehören beide zu dieser letzten Klasse; alle Tage leiden wir Verlust, und wir schicken unser schweres Gepäck voraus, mit der Ueberzeugung, selbst in Kurzem nachzufolgen. etc.

Wir haben hier eine kleine Unruhe in der Kirche über einen Gegenstand von der äußersten Wichtigkeit gehabt. Die Protestanten, wie Sie wissen, glauben, daß die Gottheit ihren Gesang liebe. Nun hat, ich weiß nicht welcher Deutsche Dichter, in diesen schönen Gesängen einen Haufen Ungereimtheiten anzutreffen gemeint und neue verfertigt, die nach seiner Meinung des höchsten Wesens würdiger wären. Dies hat eine Spaltung in der Kirche verursacht; ein Theil hält es mit den alten Gesängen, der andere mit den neuen. Das Volk schrie über Ketzerei, ohne zu wissen, warum; die Priester waren eifersüchtig auf einander und wollten sich schon in den Bann thun; die Buchhändler mischten sich mit in den Hader; einige hatten ganze Ausgaben von den neuen Gesängen, die sie verkaufen wollten, andere hatten ihren Laden noch ganz voll von den alten, die sie nicht hätten an den Mann bringen können, wenn die neue Mode den Vorzug erhalten hätte. In dieser Verwirrung des Streits brachte jeder Theil bei mir<259> seine Klage an, und als unpartheiischer Richter entschied ich: daß ein jeder Gott loben könne, wie er es am Schicklichsten finde. Und so ist der Frieden in der Kirche wieder hergestellt. etc."

B.

12. April 1781

Wird die Statue des Generals von Seydlitz von Tassaert auf dem Wilhelmsplatz in Berlin aufgestellt.

26. April 1781

Wird mittelst Patent die neue Prozeß-Ordnung (erstes Buch des Corporis jr. Frieder.) in den gesammten Preußischen Staaten, als ein allgemeines Landesgesetz, mit Aufhebung aller älteren Prozeß-Formen etc. vorgeschrieben.

30. April 1781

Verordnung wegen der Schifffahrt und des Seehandels während des jetzigen (Nordamerikanischen Befreiungs-) Krieges.

?? April 1781

Der Fürst-Bischof von Ermeland beim König. Er reiste den 18ten nach Heilsberg ab.

Mai.

A.

1. Mai 1781

Der König von Potsdam nach Charlottenburg.

2. Mai 1781

Nach dem Berliner Thiergarten, wo er über einige Regimenter Specialrevue halt, dann die Prinzessin Amalie besucht, die auf dem Wilhelmsplatz vor Kurzem errichtete Statue des Generals von Seydlitz in Augenschein nimmt, und nach Charlottenburg zurück kehrt.

3. Mai 1781

Nach dem Berliner Thiergarten, zur Specialrevue über die übrigen Regimenter, dann nach Potsdam.

17. Mai 1781

18. Mai 1781

Hält bei Potsdam Specialrevue über die Truppen.

19. Mai 1781

Nach Spandau; hält Specialrevue, dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1781 bis 23. Mai 1781

In Berlin zur Abhaltung der Kriegsübungen.

24. Mai 1781

Nach Magdeburg zur Revue.

27. Mai 1781

In Cörbelitz.

28. Mai 1781

In Potsdam (Sanssouci).

28. Mai 1781

Der König an d'Alembert: "Wenn man das siebzigste Jahr berührt, so muß man zum<260> Aufbruch bereit sein, sobald die Trompete das Zeichen zum Aufsitzen giebt. Wenn man lange gelebt hat, muß man die Nichtigkeit der menschlichen Dinge einsehen; und der Ebbe und Fluth von Glücks- und Unglücksfällen, die unaufhörlich einander folgen, müde, dieses Leben ohne Klage verlassen. Hat man nicht das, was man ehedem Hypochondrie nannte, jetzt aber weit eleganter Vapeurs nennt; so muß man dem Ziele fröhlich entgegen sehen, welches unsern Thorheiten, so wie unsern Qualen, ein Ende macht, und man muß sich freuen, daß uns der Tod von den Leidenschaften befreiet, die unsere Marter sind. Nach reiflicher Ueberlegung dieser ernsten Materie, denke ich meine frohe Laune so lange zu behalten, als meine armselige und zerbrechliche Maschine dauern wird, und ich rathe Ihnen, eben das zu thun. Weit entfernt, mich über mein nahes Ende zu beklagen, muß ich vielmehr das Publikum wegen meiner Unverschämtheit um Verzeihung bitten, so lange gelebt zu haben, und ihm zur Langenweile, zur Ermüdung und zur Last ganzer drei Viertheile eines Jahrhunderts gewesen zu sein, welches wahrlich kein Spaß ist. etc.

Ich habe vergessen Ihnen zu sagen, daß ich dieser Tage einen Prinzen Salm bei seiner Durchreise durch Berlin gesehen habe, der ganz frisch aus Paris kommt. Er hat mich durch und durch beschämt; ich fand mich in Vergleichung mit ihm so geschmacklos, so unbeholfen, so dumm, daß ich beinahe nicht das Herz hatte, ihm zu antworten. Er ist lauter Grazie, alle seine Bewegungen haben eine ausgesuchte Eleganz, seine geringsten Worte sind Räthsel; er zergliedert und erforscht Kleinigkeiten mit einer unsäglichen Geschwindigkeit, und kennt die Karte von dem Reiche der Zärtlichkeit besser, als alle Scuderi's in der ganzen Welt. Ach, Pater Bouhours! rief ich aus, ich bin gezwungen zu gestehen, daß Du Recht hattest, und daß man außer Paris nichts als groben Menschenverstand antrifft, der nicht werth ist, daß man davon spricht. etc. Ich bin jetzt beschäftigt, die Provinzen zu berei<261>sen; diese unruhigen Beschäftigungen werden bis zum 15ten künftigen Monats dauern. Nach meiner Zurückkunft in meine kleine Einsiedelei werde ich Ihnen mit beruhigtem Kopf und mehrerer Heiterkeit schreiben können."

31. Mai 1781

Nach Cüstrin zur Revue.

?? Mai 1781

Beim König waren: der regierende Herzog von Braunschweig, der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen, beide Prinzen von Hohenlohe, der Prinz von Salm-Kyrburg.

Der König schenkt dem Chef des Leib-Karabinier-Regiments General-Major von Bohlen 1000 Thlr.

B.

8. Mai 1781

Preußens Beitritt zu dem am 9. Juli 1780 zwischen Rußland und Dänemark geschlossenen Vertrag, betreffend eine bewaffnete Neutralität zur See.

13. Mai 1781

In der Nacht zum 14ten starb der Geh. Ober-Finanzrath, Chef der Ober-Rechen- etc. Kammer Johann Rembert Roden, 57 Jahr alt.

29. Mai 1781

Patent, wodurch eine Gesetz-Commission errichtet und mit der nöthigen Instruction versehen wird.

Juni.

A.

1. Juni 1781

2. Juni 1781

Der König in Cüstrin.

2. Juni 1781

5. Juni 1781

In Stargard Revue.

5. Juni 1781

Nach Graudenz, bis den 10ten; daselbst Revue und Manövres. Die hier erlassenen wichtigen Kabinetsordres vom 7ten und 8ten befinden sich in unsern Beiträgen l. 391-396.

13. Juni 1781

In Potsdam (Sanssouci).

16. Juni 1781

Sämmtliche Minister aus Berlin beim König in Potsdam.

22. Juni 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Ach, mein lieber d'Alembert, lassen Sie uns bisweilen mit dem ehrlichen Salomo die vernünftigsten Worte, die ihm entwischt sind, wiederholen: "O Eitelkeit! Eitelkeit!"<262> Auch der Ruhm ist eitel! Der Mensch ist ein im Ocean der Eitelkeit schwimmendes Atom; der Augenblick seiner Geburt grenzt an den Augenblick seines Todes; der am wenigsten Lasterhafte ist der Vollkommenste, er verlebt seine Tage mit Aufbauen oder mit Niederreißen. Verdient nun eine solche Art von Wesen einen Panegyrikus? Noch mag es hingehen, daß man die Namen derer aufbewahrt, die uns lehrten das Land bauen, Korn mahlen, Teig kneten und unsern Durst durch wohlthätige Säfte löschen; es mag hingehen, daß man das Andenken derer verewigt, welche die Menschen über redeten, einen Theil ihrer Vortheile dem Wohle der Gesellschaft aufzuopfern. Aber was soll ich von den Uebrigen sagen? Man hat sie nur gerühmt, weil sie Lärm gemacht haben, und ihre schwärmerischen Lobredner sind die ersten, die ihre Zimmer von den Wespen und Hornissen reinigen, weil sie bei ihrem Gesummse auch stechen, aber die Fliegen ungestört lassen, weil sie ruhiger sind. etc."

Juli.

A.

1. Juli 1781

Der König in Potsdam (Sanssouci).

14. Juli 1781

Der König an d' Alembert 262-+: "Hier bin ich wieder von den Grenzen der Sarmaten, die ich durchstrichen habe, zurückgekehrt, und froh, mich wieder in meiner Klause zu befinden. Dem Prinzen Salm, den Stutzern mit rothen Absätzen kommt es zu, die Welt mit dem Gerüchte ihres Namens und ihrer Geniestreiche zu erfüllen; mein Alter entfernt mich von dieser Zahl; es treibt mich an, meine übrigen Tage mit den Alten zu verleben, deren Gesellschafter lch bald sein werde, und es entfernt mich von den Reuer, mit denen es sich nicht der Mühe verlohnt, Bekanntschaft zu machen. Bei diesem Anfange denken Sie aber ja<263> nicht, daß ich Vapeurs habe, ich versichere Sie, daß dem nicht so ist. Ich sehe in den Händen der Parzen den Faden meiner Tage sich kürzen, ohne daß es mich rührt. Die tägliche Erfahrung ist meine Schule, die uns den Wechsel unsers Wesens lehrt; die feinen Theilchen, die wir durch die unmerkliche Ausdünstung verlieren, die verschiedenen Absonderungen des Körpers, so wie die Aderlässe, gewöhnen uns, theilweis zu sterben; so werden wir mit dem Gedanken vertraut, einzelne Theite unsers Selbst zu verlieren, und gewinnen Muth, mit stoischem Blick die gänzliche Auflösung der Materie, woraus wir zusammengesetzt sind, zu sehen. Aber, wenn nun die Einbildungskraft erlischt, wenn das Gedächtniß untreu wird, wenn das Gesicht abnimmt oder sich verdunkelt, dann lehnt sich bei den meisten Menschen die Eigenliebe wider die Zeit auf, welche ihnen Eigenschaften raubt, die sie unzerstörbar wähnten. Die Bewunderung, die sie für ihre vermeinten Vollkommenheitten hegten, verursacht bei ihnen die lächerlichsten Klagen über den Verlust einiger vergänglicher Eigenschaften ihres Wesens, und sie denken nicht daran, daß sie im vorigen Jahrhundert nichts waren, und im künftigen nichts sein werden. Noch könnten die Greise einen Trost darin finden, wenn sie bedenken wollten, daß nur Zeitgenossen wahre Freunde sind, und daß dieses unschätzbare Gut des Weisen, die Freundschaft, für ihn verloren geht, wenn er seine Laufbahn bis in die zweite oder dritte Generation fortsetzt. Die so verschiedenen Arten zu denken und zu handeln lassen sich nicht zusammen schmelzen; alte Leute stehen daher einzeln in der Gesellschaft; so wie man unter dem Schlagholz einige alte Eichen antrifft, die dem Ungemach des Wetters widerstanden haben, und deren verdorrter und gelber Gipfel über die Spitzen der jungen Bäume um Vieles hervorragt. etc."

15. Juli 1781

Die Prinzessin Amalie, der Prinz Friedrich von Braunschweig und dessen Gemalin nach Potsdam, wo zu gleicher Zeit die verwittwete Herzogin von Braunschweig, Schwester<264> des Königs, die regierende Landgräfin von Hessen-Kassel, geb. Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, war. (Die Herrschaften blieben und gingen dann nach Berlin, bis den 24sten).

25. Juli 1781

Die Landgräfin von Hessen-Kassel aus Berlin wieder nach Potsdam bei dem König zur Tafel.

25. Juli 1781

Instruction des Königs für die Inspekteurs der Infanterie. In diesem Jahre erschien auch eine Instruction für die Schlesische Infanterie. Beide stehen in Scharnhorst's Unterricht des Königs von Preußen etc., im Anhang.

?? Juli 1781

Der Minister von Herzberg, der General von Buddenbrock und der Ober-Hofmarschall, Graf zu Solms beim König.

28. Juli 1781

In der Nacht stürzt der im Bau begriffene Thurm der Deutschen Kirche auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin ein.

August.

A.

August 1781

Der König in Potsdam (Sanssouci).

11. August 1781

Der König vertritt Pathenstelle bei dem dem Obersten und Flügel-Adjutanten, Grafen Pinto am 2ten gebornen Sohn. Tags vorher hatte er der Gräfin eine kostbare Tabatiere, begleitet von einem gnädigen Handschreiben, und dem Grafen eine beträchtliche Summe in Friedrichsd'or überschickt.

12. August 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Wollte ich eine Sammlung von Dingen machen, die ich erlebt habe, so würde man eben so viel Bände davon drucken, als von der Encyclopädie. Hier haben sie einige Stücke zur Probe. Ich habe gesehen, daß Ludwig XIV, als er kaum im Grabe war, auch schon verachtet und vergessen ward; ich sah eine Poisson und eine Madame l'Ange 264-+ als Königinnen von Frankreich; ich sah Wasser und Feuer: die Bourbons mit den Habsburgern sich vereinigen; ich sah<265> die Jesuiten vernichtet; ich sah, wie die Philosophie die Wahrheit aus dem Brunnen schöpfte; ich sah, wie Barbaren Voltairen ein Grab verweigern; ich sehe rebellische Kinder wider ihren Vater, den Pabst, sich empören; ich sehe noch eine Menge anderer Dinge, und - schweige. - etc. In der Welt ist Alles Thorheit, nur der Frohsinn ausgenommen. etc."

15. August 1781

Der König geht nach Schlesien zur Revue.

16. August 1781

In Liegnitz, Jauer und Landshut. Hier spricht der König während des Umspannens mit dem Prälaten vom Kloster Grüftsau, und läßt den Kaufmann Keller rufen, dem er sagt, daß er mit einigen Andern aus der Kaufmannschaft ihm nach Schmiedeberg folgen solle.

17. August 1781

In Schmiedeberg. Hier hatte er im Hause der Wittwe des Kaufmanns Stengel, wo er logirte, eine lange Unterredung mit mehreren Kaufleuten; unter Andern war dabei: der Kaufmann Keller aus Landshut, Hoffmann aus Schmiedeberg, Hoffmann aus Hirschberg, der Kaufmann Schneider etc., auch hatte der König verschiedene Gattungen Leinwand sich vorlegen lassen.

Als er den Kaufleuten einen Vorschlag zur Ausbreitung ihres Handels machte, und diese ihm die Unausführbarkeit zeigten, sagte er: "Nu, nu - es sind nur so Ideen, die ich habe - Sie müssen das freilich besser verstehen, ich komme zu Ihnen in die Schule." Auf des Königs Frage: ob sie hier Steinkohlen hätten, antwortete einer der Kaufleute, daß sie selbige aus Waldenburg und Gottesberg bekämen; dabei bemerkte ein anderer, daß sie nun auch besser zu transportiren sein würden, wenn durch I. Maj. gnädige Vorsorge die Wege vollends durchgängig werden verbessert sein; darauf erwiederte der König lächelnd: "Ich werde Ihren Befehl respectiren, ich bin darum da."

18. August 1781

Ueber Dittersbach nach Landshut zurück und von da nach Schweidnitz. Hier erkundigte sich der König bei dem Bäckermeister Friese nach dem Erfolg des Versuchs, das Brod<266> mittelst Steinkohlenfeuerung zu backen und nach der Einrichtung der dazu erbauten neuen eisernen Oefen.

19. August 1781

Von Schweidnitz nach Silberberg.

20. August 1781

21. August 1781

In Glatz Revue.

24. August 1781

In Neisse.

25. August 1781 bis 29. August 1781

In Breslau Revue. Hier hat der König eine Unterredung mit dem Gelehrten Garve.

29. August 1781

Nach dem Hauptquartier Berghof.

Der König schenkt der abgebrannten Stadt Wohlau 72000 Thlr.

In diesem Monat gab der König den Inspecteurs der Kavallerie eine Instruction.

B.

1. August 1781

In der Nacht vom 1sten zum 2ten stirbt in Stettin der Herzog August Wilhelm von Braunschweig-Bevern, 66 Jahr alt.

30. August 1781

Erneuerung des alten Bündnisses (von 1764) mit Rußland.

September.

A.

1. September 1781 und 2. September 1781

Der König in Berghof bei den Kriegsübungen.

2. September 1781

Abreise von Berghof. Dem Besitzer dieses Gutes, dem Baron von Czettritz, läßt der König, außer "einem beträchtlichen Geschenk ins Haus," einen kostbaren Ring zustellen.

3. September 1781

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

12. September 1781

In Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, nimmt den Bau der Thürme auf dem Gensd'armenmarkt in Augenschein, und geht dann nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

13. September 1781

Früh nach dem Wedding bei dem Artillerie-Manövre, dann nach Potsdam.

18. September 1781

Die verwittwete Herzogin von Braunschweig und die regierende Landgräfin von Hessen-Kassel aus Berlin nach Potsdam zum König.

21. September 1781 bis 23. September 1781

Der König bei den Kriegsübungen bei Potsdam.

<267>

27. September 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Und Sie erstaunen, daß ich fröhlich bin, daß ich Beifall klatsche, und mich durch die schmeichelhaften Ahnungen berausche, die in meiner Imagination lebendig werden? Bedenken Sie, daß die Geistesruhe und die Heiterten die einzige Art von Glück sind, dessen wir genießen können; in uns selbst müssen wir unser Glück suchen, nicht in äußeren Dingen, die uns durch falschen Schein täuschen. Angenehme Einbildungen trösten mich über den Kummer, den die traurigen Wahrheiten mir verursachen. Machen Sie es eben so, mein lieber d'Alembert. etc."

Oktober.

A.

Oktober 1781

Der König in Potsdam (Sanssouci).

Der Minister von Finkenstein, der Dänische Gesandte von Juel, der General-Major von Schulenburg und der Minister von Heinitz an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam.

November.

A.

November 1781

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

3. November 1781

Der Großkanzler von Carmer beim König.

10. November 1781

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Der Stuhl des heiligen Petrus war auf den idealischen Credit der Bank des Vaticans gegründet; aber dir Wechsel, zahlbar in der andern Welt, verlieren jetzt auf der Börse, der Credit fällt, und obgleich diese Symptome noch keinen allgemeinen Bankerott anzeigen, so bringen sie doch das Publikum unvermerkt dahin. Man vermindert an vielen Orten die Zahl der Mönche, diese Werkzeuge des Aberglaubens werden gelähmt, und der Schweizer des Paradieses wird künftig weiter nichts, als Römischer Bischof werden.<268> Wir werden freilich diese schönen Tage nicht sehen, indessen erhebe ich, wie Maupertuis lehrt, meine Seele, sehe diese Herrlichkeiten mit den Augen des Geistes, und segne das glückliche Jahrhundert, welches sich eines Vorzugs erfreuen wird, der dem unsrigen nicht beschieden war. etc. Unsere (der Könige) Pflicht ist, gerecht und wohlthätig zu sein; man kann uns Beifall geben; aber armselige Erdwürmer, die nur einen Augenblick da sind, und dann auf immer verschwinden, zu loben, nein, das ist zu viel. Lassen Sie uns die Entschlossenheit haben, uns mit unserm Schicksale zu begnügen, und nicht zugeben, daß eine verbrannte Imagination, die von Hyperbeln strotzt, uns über die Natur unsers Wesens erhebe. etc. 268-+ Es wird von Ihnen abhangen, mir Ihren Herrn du Bois zu schicken. Ihr Zeugniß allein ist mir genug, um mich darauf zu verlassen. etc."

16. November 1781

Der Minister von Görne beim König.

Die Generale von Schulenburg und von Holzendorf und die Minister von Heinitz und von Finkenstein an verschiedenen Tagen beim König, desgl. der Ober-Stallmeister von Schwerin.

B.

7. November 1781

Der Kaiser Joseph kündigt den Niederländischen Barrieren-Traktat von 1715 auf.

27. November 1781

Stirbt der General Johann Jobst Heinrich Wilhelm von Buddenbrock, 75 Jahr alt.

Dezember.

A.

November 1781

Der König in Potsdam.

<269>

17. Dezember 1781

Kabinetsordre des Königs an den Director des Berlinischen Gymnasiums etc. Büsching :

"Ich habe Euer Schreiben vom 15ten d. erhalten, und daraus Euern Antrag: daß kein enrollirter und studirender junger Mensch bürgerlichen Standes, zum Soldatenstande gezwungen werden möchte, zwar ersehen. Ich muß Euch aber darauf sagen, daß das solche Sachen sind, die hier zuzugeben gar nicht angeht, weil es der hiesigen Einrichtung und Verfassung entgegen ist. Wenn indessen hin und wieder ein dergleichen junger Mensch unter den Studirenden sich findet, der vorzüglich viel Genie hat, denn kann das wohl mal statt finden, aber generaliter kann das nicht zugegeben werden, welches Ich Euch hierdurch zu erkennen geben wollen, als Euer gnädiger König." (Vergleiche unter d. 27. Juli 1784).

25. Dezember 1781

Der König nach Berlin. Besucht die Prinzessin Amalie.

?? Dezember 1781

General von Möllendorf beim König.

26. Dezember 1781

Große Cour und Mittags Tafel beim König.

Der König schenkt dem General von Ramin eine ansehnliche Summe Geld.

Wie gewöhnlich besieht der König während seiner Anwesenheit in Berlin die Wachtparaden.

In diesem Jahre 269-+ hatte der König sehr oft Unterredungen mit dem damaligen Lieutenant von Rüchel, den er,<270> seiner ausgezeichneten militairischen Talente wegen, vom Regiment Stojentin in Stendal zu sich berufen hatte und ihn sogleich zum Capitain ernannte.

B.

28. Dezember 1781

Anfang des Carnevals. Die Ordnung wie im vorigen Jahr.

Es wurden aufgeführt: die Oper Coriolan und das Singspiel: die uneinigen Brüder, nach Graun's Composition.

Das Friedrich-Werdersche Gymnasium in Berlin feiert sein hunderjähriges Jubiläum.

Januar 1782.

A.

Januar 1782

Der König in Berlin.

2. Januar 1782

Besucht die Prinzessin Amalie und den General von Zieten.

7. Januar 1782

Besucht den Prinzen Ferdinand.

8. Januar 1782

Waren der König und die Königin Taufzeugen bei der Taufe des am 30. Dezbr. des vorigen Jahres dem Prinzen von Preußen in Berlin gebornen Sohnes Friedrich Heinrich Karl. Der König hielt ihn über die Taufe.

11. Januar 1782

Besucht der König die Porzcllanmanufaktur.

16. Januar 1782

Verfügte sich der König in Begleitung des Generals von Mollendorf zur Prinzessin Amalie, und speiste daselbst in Gesellschaft des Ministers von Finken stein und anderer Standespersonen.

18. Januar 1782

Instruction des Königs, auf welche Art die jungen Officiers müssen in der Fortification und Lagerkunst instruirt werden.

21. Januar 1782

Der König besucht die Prinzessin Amalie und den Prinzen Ferdinand.

22. Januar 1782

Geht mit dem General von Möllendorf nach Potsdam.

23. Januar 1782

Der König an d'Alembert: "Ich habe Ihren Brief am 7. Januar erhalten, aber die<271> Menge dazwischen gekommener Geschäfte hat mich genöthigt, meine Antwort bis jetzt, da ich mich wieder in meiner philosophischen Ruhestätte befinde, zu verschieben. Muthmaßen Sie jedoch nicht, daß mich das Carneval durch seine Reize zerstreut habe. Diese Vergnügungen fesseln nicht mehr in meinen Jahren, wo man der Welt abgestorben ist; wo die Kälte des Alters das Feuer der ersten Jugend verlöscht hat, wo endlich Pflanzenzustand auf thätige Lebenskraft gefolgt ist. Bei dieser Apathie hält es schwer, zu glauben, daß ein Greis den Eifer zum Studiren und zu den schönen Wissenschaften wieder beleben könne, besonders da das Genie der Französischen Nation sich von selbst anfeuert. etc. Ohne Zweifel ist es einem jungen Gymnasiasten erlaubt, die Hyperbel zu gebrauchen 271-+, ohne sie würde keine Lobrede existiren. Auch ich habe mich derselben bisweilen bedient; und eben darum weiß ich, was daran ist. In meiner Jugend habe ich einen Panegyrikus auf einen Schuster gemacht 271-++, und ich fand Mittel, ihn fast zu gleicher Höhe mit jenem Kaiser zu erheben, den Plinius so prachtvoll gepriesen hat. Dies sind Spiele des Witzes, durch welche sich die Einbildungskraft belustigt; sie erhebt sich so prächtig zu dem Superlativ, daß der höchste Grad der Lobeserhebung zuweilen der höchste Grad des Lächerlichen ist. etc."

24. Januar 1781

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

Der König beschenkt die Prinzessin von Preußen mit einer Tabatiere von großem Werth; den Prinzen Heinrich, seinen Bruder, zu dessen Geburtstag, ebenfalls mit einer Tabatiere, einem Spanischen Rohr mit goldenem Knopf, der, so wie die Dose, reich mit Brillanten verziert ist, und mit einer ansehn<272>lichen Summe Geld. Der General von Möllendorf erhielt ein prächtiges Tafelservice von Porzellan.

?? Januar 1782

General von Wartenberg beim König in Potsdam.

Der König läßt mehrere Tausend Thaler unter die Soldatenwittwen der Berliner Garnison, deren Männer im Felde geblieben sind, so wie auch unter die Armen der Stadt, austheilen.

B.

19. Januar 1782

Der Minister Friedrich Christoph von Görne wird verhaftet. (Ueber seinen Prozeß s. Moser's Patriotisches Archiv I. 409, unsere Beiträge II. 299 und die Nachträge zu diesem Tagebuche bei dem Jahr 1776, Decbr.).

28. Januar 1782

Stirbt in Potsdam der Geh.-Kabinetsrath Ernst Ludwig Cöper, 61 Jahr alt.

Februar.

A.

Februar 1782

Der König in Potsdam.

28. Februar 1782

Der König an d'Alembert: "Hilf Himmel, mein lieber Anaxagoras, welchen Brast Philosophie haben Sie mir geschickt 272-+! - etc. Wie können doch Leute so närrisch sein, im achtzehnten Jahrhundert Systeme zu machen, und eine Welt nach ihrer Phantasie zu erschaffen, ohne untersucht zu haben, ob diese Welt auch ewig sei, und ob dies nicht weit mehr Wahrscheinlichkeit habe, als ihr einen Anfang zu geben? Welch ein Chaos ist dies System! Deskartes Wirbel wieder hervor bringen zu wollen, und sie höchst ungeschickt an Newton's System anzupassen! etc. Wer wider Newton kämpfen will, muß völlig gerüstet und recht sattelfest sein, allein Ihr Französischer Held würde durch den schwächsten Lanzenstoß zu Boden gestreckt<273> werden. etc. Jenes Werk hat meine gute Laune sehr verstimmt, aber ich wollte in Ihren Busen mein Mißvergnügen ausschütten, um mich ein wenig zu erleichtern. Ich hatte schon das Podagra, den Fluß, einen Ausschlag und das Fieber; die Tollheiten, die Sie mir geschickt haben, hätten mich fast ganz zu Boden gedrückt. Eine schlechte Logik ist die tötlichste aller Krankheiten, wenn sie ein Gehirn angreift, welches sich wider die Unvernunft sträubt. Ums Himmels Willen, wenn Ihre Franzosen solche Armseligkeiten zur Welt bringen, so quälen Sie mich nicht damit; lassen Sie mich ruhig aus dieser Welt abscheiden, ohne sie mir durch den abgeschmackten Unsinn zu verleiden, der sich in den Schriftstellern findet, die da wähnen Philosophen zu sein, aber nichts als Schwärmer sind, etc."

März.

A.

März 1782

Der König in Potsdam.

17. März 1782

Der König an d'Alembert: "Sie sind von meinen Umständen nicht so übel unterrichtet gewesen, als Sie glauben. Ich habe an der rechten Hand und am rechten Fuß einen heftigen Anfall von der Gicht gehabt; und da das Unglück zu etwas gut ist, so hat mich das Unvermögen, meine rechte Hand zu gebrauchen, dahin gebracht, meine Zuflucht zur linken zu nehmen, mit welcher ich leserlich schreiben gelernt habe. Diese Uebung und die Geduldsübung ist aller Vortheil von meiner letzten Krankheit. Ich erinnre mich der weisen Vorschriften des Porticus, obgleich ich nicht in einem schmerzhaften Augenblick ausrief, wie Posidonius: "O Gicht, Du magst es anstellen wie Du willst nie werde ich gestehen, daß Du ein Uebel bist!" Ich begnüge mich damit, den Schmerz zu dulden, ohne mich darüber zu beklagen und ohne sein Dasein zu läugnen. etc. Alles erinnert uns an die Herrschaft, welche die Abwechselung über<274> unsern Erdball ausübt. Rom, das gebieterische apostolische Rom, erliegt unter seinen aufrührischen Kindern. etc. Christi Statthalter wird in Wien am Fuße des Kaiserlichen Thrones Ehrenerklärung und Abbitte thun. etc. O Salomon, wenn Du wieder auf Erden kämest, Du würdest doch gestehen, daß es viel Neues giebt, das sich zu unsern Zeiten zugetragen hat, und das Du weder gesehen, noch Dir vorgestellt hattest; und es wird noch viel mehr zum Vorschein kommen. etc."

24. März 1782

Der König an Ebendenselben: "Nein, mein lieber Anaxagoras! nicht wider Sie, der Sie ein wahrer Weiser sind, ist mein philosophischer Eifer ausgebrochen 274-+, sondern wider Hirnlose. etc. Ich hatte mir vorgestellt, daß die Fortschritte des Verstandes und der Kenntnisse wenigstens den Naturforschern die abgeschmackte Vorstellung von dem Ursprünge, welche Schwachköpfe der Welt beilegen, wurden benommen haben; allein unser Verfasser stellt sich noch stolz in die Reihen. Zwar vernichtet er die Systeme, die er angreift, recht gut, besonders das Büffonsche, allein wenn er nun das seinige durch eine seltsame und unerträgliche Vermischung des Des cartischen und Newtonschen aufstellt, wenn ich sehe, wie dieser Ehrenmann bloß durch die Kraft seines Wortes das Weltall schafft und einrichtet; so kann ich diesen mächtigen Schöpfer nicht mehr bewundern, sondern weise ihm seine Wohnung im Narrenhause an. Wer diese Materie wohl geprüft hat, wird zugeben, daß wenn man die Grundwahrheiten der Vernunft noch achten will, man nothwendig die Ewigkeit der Welt annehmen muß. Das System der Schöpfung verleitet zu Ungereimtheiten bei jedem Schritt, den man zu dessen Erhaltung thut; man muß das: ex nihilo nihil fit, wofür das ganze Alterthum Achtung hegte, läugnen; man muß sich überreden, daß ein inmaterielles Wesen, wovon wir uns keinen Begriff

<275> machen können, die Materie forme und auf sie wirke, ohne sie zu berühren; man muß zwei sich widersprechende Begriffe, den von einem guten und vollkommenen Gott, und den von einem abscheulichen Werk, welches zu verfertigen ihn beliebt hat, mit einander vereinigen. Diese kleinen Schwierigkeiten verachtet freilich der Philosoph aus dem Narrenhause; kühn schwingt er sich über die Tiefen des Unbegreiflichen; aber die Strahlen der Wahrheit schmelzen seine künstlichen Flügel. etc."

Der Prinz Friedrich von Braunschweig, Prinz Ludwig von Würtemberg, der Minister von Finkenstein, der Französische Gesandte de Pons, der Holländische Gesandte von Rheden, General von Möllendorf und der Ober-Stallmeister von Schwerin an verschiedenen Tagen beim König.

B.

19. März 1782

Circular, einige Abänderungen in der neuen Prozeßordnung betreffend.

29. März 1782

Stirbt in Potsdam der General-Major Karl Friedrich Jacob von Linkersdorf, 52 Jahr alt.

29. März 1782

Stirbt der General-Major Jacob Rüdiger von Zastrow in Königsberg i. P., 74 Jahr alt.

April.

A.

April 1782

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

26. April 1782

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Zum Trost meines Alters wünschte ich einige Pflanzen aufkeimen und hervorsprossen zu sehen, welche die Stelle derer ersetzen könnten, die dem vorhergehenden Jahrhundert zur Ehre gereichten. Es scheint aber, als wenn die großen Männer ohne Nachkommenschaft sterben. Ich wollte, es gäbe eine Fortpflanzung erhabener Seelen, durch welche immer eine die andere ersetzte.

Uebrigens ist meine Zeit bald verflossen; ich habe noch die<276> Hefen des Jahrhunderts Ludwig's XIV genossen. Dem Himmel danke ich es, daß er mir in dieser Zeit das Leben gab; und um sich wegen der Zukunft zu trösten, muß man sagen: Nach mir die Sündfluth 276-+! Die Welt ist ein Schauplatz von Abwechselungen, eine bewegliche Bühne, wo Alles sich ändert. Hier erheben sich die Künste, die Wissenschaften und die Staaten; dort folgt Barbarei auf die Kenntnisse; dort sieht man Fürsten, deren Throne umgestürzt werden. etc. Wer von unfern Zeitgenossen binnen hundert Jahren von jetzt auferstehen könnte, der würde unsern Erdboden nicht wieder erkennen. etc."

B.

2. April 1782

Der General-Lieutenant und Kriegsmimster Karl Heinrich von Wedel stirbt, 70 Jahr alt.

19. April 1782

Der General-Major, Freiherr Ludwig von Buddenbrock in Königsberg stirbt, 63 Jahr alt.

Die Generale von Prittwitz und von Wartenberg in Potsdam.

Mai.

A.

Mai 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

10. Mai 1782

Der König sendet dem General-Major von Holzendorf eine von ihm selbst entworfene Instruction für die Artillerie. (S. Oestr. milit. Zeitschrift 1819, Heft 7, S. 100).

10. Mai 1782

Der König nach Charlottenburg.

11. Mai 1782

Aus Charlottenburg nach dem Berliner Thiergarten, wo er über einige Regimenter Specialrevue hält, in der Stadt der Prinzessin Amalie einen Besuch abstattet, und dann nach Charlottenburg zurück geht.

<277>

12. Mai 1782

Wieder nach dem Berliner Thiergarten, die übrigen Regimenter zu mustern, dann nach Potsdam.

18. Mai 1782

Der am 8ten in Berlin angekonnnene Abt Raynal 277-+ beim König in Potsdam.

<278>

18. Mai 1782

Der König an d'Alembert: "Mir geht es wie Ihnen; ich bewundere die Moral der Stoiker, und betrübe mich daß ihr so ehrwürdiger Weise 278-+ bloß ein Wesen der Vernunft ist. Hierauf könnte man sehr schicklich den schönen Vers von Voltaire anwenden: "Bei menschlichem Geschick die Sehnsucht eines Gottes." Wir mögen so viel Liebe für das Beste der Menschheit haben, so wird doch kein Gesetzgeber, kein Philosoph die Natur der Dinge umändern. Wahrscheinlich hat unser Geschlecht so sein sollen, wie wir es kennen, ein seltsames Gemisch einiger guten und einiger bösen Eigenschaften. Die Erziehung und der Fleiß können den Umkreis unserer Kenntnisse erweitern; eine gute Regierung kann Heuchler bilden, welche die Maske der Tugend vornehmen; allein den innern Gehalt unserer Seele zu ändern, dahin wird man es nie bringen. Ich betrachte den Menschen wie ein Maschinenwerk, welches den Gewichten und Rädern, wodurch es geleitet wird, folgen muß; was man Weisheit und Vernunft nennt, ist bloß die Frucht der Erfahrung, welche auf die Furcht oder die Hoffnung wirkt, auf diese beiden großen Triebfedern unsrer Handlungen. Für unsere Eigenliebe, mein lieber Anaxagoras, ist dies freilich ein wenig demüthigend, aber unglücklicher Weise ist es nur zu wahr. Bei dem Alten schätze ich die Stoiker, und ich danke es ihnen mit einem von Erkenntlichkeit durchdrungenen Herzen, daß ihre Sekte einen Cälius, einen Cato von Utika, einen Epictet, vorzüglich einen Mark Aurel, hervorgebracht hat. Keine der übrigen philosophischen Sekten kam, sich solcher Zöglinge rühmen; und ich wünschte zum Besten von Europa, daß ihr Geschlecht nicht erloschen wäre. Es ist unangenehm, daß Alle, welche leiden, dem Zeno geradezu widersprechen müssen, da ist Keiner von Allen, der nicht eingestünde, daß der Schmerz ein großes Uebel ist. etc. -

<279>

Aber wissen Sie wohl, was heute geschehen ist? Der Abt Raynal ist hier angelangt. Diesen Nachmittag wird er zu mir kommen, und ich will ihn nicht eher los lassen, als bis ich ihn ganz aufs Trockene gebracht habe. - Endlich habe ich den Verfasser der Statthalterschaft und des Handels von Europa gesehen. Er ist voll Kenntnisse, die er seinen angestellten merkwürdigen Untersuchungen zu danken hat; ich glaubte mich mit der Vorsehung zu unterhalten. Alle Regierungen sind auf seiner Waage gewogen, und man setzt sich der Gefahr der Landesverweisung aus, wenn man sich in seiner Gegenwart bescheiden zu behaupten erkühnt, der Handel einer Macht möchte doch wohl um einige Millionen einträglicher sein, als er ihn angiebt. Es fragt sich also nur, ob seine gesammelten Nachrichten alle die Glaubwürdigkeit haben, die man bei dergleichen Gegenständen verlangt. etc."

19. Mai 1782

Der König nach Spandau, wo er über das Regiment des Prinzen Heinrich Specialrevue hält, dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1782

Nach Berlin; mustert im Thiergarten einige Regimenter.

21. Mai 1782

22. Mai 1782

Bei den großen Kriegsübungen der Truppen, und geht dann nach Potsdam.

25. Mai 1782

Nach Magdeburg zur Revue etc.

28. Mai 1782

In Potsdam.

B.

4. Mai 1782

Stirbt der General Christian Rudolph von Weyher, 76 Jahr alt.

Der Fürst von Anhalt-Cöthen in Potsdam.

Juni.

A.

1. Juni 1782

Der König von Potsdam nach Cüstrin zur Revue.

2. Juni 1782

Von Cüstrin nach Stargard, daselbst bis den 5ten Revue etc.

5. Juni 1782

Nach Graudenz, Revue etc. (Den 6ten in Mockerau).

<280>

11. Juni 1782

In Potsdam.

13. Juni 1782

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam.

16. Juni 1782

Der König unterzeichnet den Schenkungsbrief für die Besitzer der im Jahr 1781 in Berlin auf Königliche Kosten neu erbauten Häuser.

21. Juni 1782

Der Minister von Herzberg zum König nach Potsdam.

Die General-Majors von Schott und von Rothkirch in Potsdam.

B.

Juni 1782

Der Abt Raynal und der Englische Gesandte Elliot waren Mitte dieses Monats bei dem Prinzen Heinrich in Rheinsberg.

Juli.

A.

Juli 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

5. Juli 1782

Der König an d'Alembert: "Aufrichtig zu gestehen, nachdem ich lange die Meinungen der Stoiker geprüft habe, hat es mir doch geschienen, als wenn sie die menschliche Natur etwas zu sehr erhoben hätten. Ihre Eigenliebe überredete sie, daß ein Jeder in sich ein Theilchen der Weltseele besäße, und daß dieses Theilchen die Vollkommenheiten der Gottheit erreichen könne, mit welcher es sich nach dem Tode des von ihr belebten Menschen wieder vereinigte. Dieses System ist schön und erhaben, nichts als die Wahrheit fehlt darin. Edel ist es indeß, sich über die unangenehmen Vorfälle zu erheben, deren wir ausgesetzt sind, und ein nicht übertriebener Stoicismus ist das einzige Trostmittel der Unglücklichen. Bei dem Allen müssen wir nicht durch ein Ideal von Vollkommenheit, welches wir doch nie erreichen können, uns selbst aufgeblasen machen, noch uns eine eingebildete Stammtafel verfertigen, die uns herabwürdigt, anstatt uns zu adeln; denn bei der Betrachtung der Schändlichkeit und der Laster unsers Geschlechts, ist es weit<281> wahrscheinlicher, uns für Abkömmlinge schadenfroher Wesen (wenn es nämlich dergleichen gäbe) zu halten, als eines Wesens, dessen Natur selbst schon die Güte sein muß. Sobald sich aber die Gicht, der Stein oder des Phalaris Stier darein mischen, so bezeugt das durchdringende Geschrei, welches dem Leidenden entschlüpft, daß der Schmerz ein sehr wesentliches Uebel ist. etc."

15. Juli 1782

Die Prinzessin Amalie, die verwittwete Herzogin von Braunschweig mit ihrer Tochter, der Prinzessin Auguste Dorothee (gestorben als Aebtissin von Gandersheim den 10. März 1810) und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig kommen in Potsdam beim König an (bleiben bis den 23sten); auch war Prinz Leopold aus Frankfurt a. d. O. in Potsdam.

31. Juli 1782

Der König nach Berlin, speis't bei der verwittweten Herzogin von Braunschweig, und kehrt nach der Tafel nach Potsdam zurück. Der Prinz von Hohenlohe, Prinz Friedrich von Braunschweig, Ober-Hofmarschall, Graf Solms und Minister von Finkenstein beim König.

B.

14. Juli 1782

Revidirtes Credit-Reglement für die Kur- und Neumark. Stirbt die verwittwete Königin von Schweden, Ulrike, Schwester Friedrich's d. Gr.

August.

A.

Mai 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

5. Juli 1782

Formey (Geh.-Rath, Professor und beständiger Secretair der Akademie d. W. in Berlin) beim König in Sanssouci, Nachmittags 4 Uhr. (Fourney Souv. d'un Citoyen I. 361).

15. Juli 1782

Der König nach Schlesien zur Revue etc.

25. Juli 1782

Von Neisse in Breslau angekommen.

28. Juli 1782

Nach dem Hauptquartier Bettlern.

<282>

In Potsdam waren beim König: der Spanische Gesandte de las Casas, der Schwedische Gesandte, Graf von Ehrenswerd, der Minister von Finkenstein und der General von Möllendorf.

September.

A.

1. September 1782

Der König reiset von Bettlern ab.

2. September 1782

Kommt in Potsdam an (Sanssouci).

8. September 1782

Der König an d'Alembert: "Für Ihre Theilnahme an dem Verlust, welchen meine Familie erlitten hat 282-+, bin ich Ihnen sehr verbunden. Nach den Ereignissen zu urtheilen, scheint Jupiters Unglückstonne großer und angefüllter zu sein, als die, aus welcher er seine Gunstbezeigungen über die Menschen ausschüttet. Zehn üble Nachrichten kommen gegen eine gute. Indessen giebt es Leute, die dem Leben freiwillig entsagen, aber noch weiß ich Niewand, der aus Schmerz gestorben wäre. Wenn uns ein Unglück drückt, welches nur unsere Person betrifft, so setzt die Eigenliebe ihre Ehre darin, diesem Unglück Standhaftigkeit entgegen zu stellen; sobald wir aber einen Verlust leiden, der auf ewig unersetzlich ist, so bleibt auf dem Grunde von Pandorens Büchse nichts zu unserm Troste übrig, außer allenfalls für einen Greis von meinen Jahren die feste Ueberzeugung, in Kurzem sich bei denen zu befinden, die vor ihm hingingen. Das Herz bekommt eine Wunde. Der Stoiker sagt freilich: Du mußt keinen Schmerz fühlen, aber ich fühle ihn wider meinen Willen; er verzehrt, er zerfleischt mich; ein inneres, meine Kraft überwältigendes Gefühl entreißt mir Klagen und vergebliche Seufzer. etc. -

Ich habe Alles, was sich in Ihrem Vaterlande auf die<283> Wissenschaften bezieht, aufgegeben, ausgenommen den Abt de Lille, der nach meiner Meinung allein des Jahrhunderts Ludwig XIV würdig ist. etc."

11. September 1782

Der König nach Berlin; hier besucht er sogleich die Prinzessin Amalie und speis't bei ihr zu Mittag. Nachmittag geht er nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

12. September 1782

Bei dem Artillerie-Manövre auf dem Wedding, dann nach Potsdam.

19. September 1782

Kabinetsordre des Königs an die Erben des Proconsuls Lietzmann in Ruppin 283-+: "Es ist wohl Eure und Eurer Miterben eigene Schuld, daß der Rest Eurer Forderung aus Eures Erblassers Verlassenschaft von mir nicht schon längst bezahlt worden ist. Hätte ich nicht so starke außerordentliche Ausgaben machen müssen, so würde ich den Euch gesetzten Zahlungstermin nach meiner Retour aus Schlesien eingehalten und Euch befriedigt haben. Auf die Zahlung könnt Ihr inzwischen mit der größten Zuversicht rechnen. Sie erfolgt gewiß, und Ich fodere Euch und Eure Miterben nur noch zu einiger Geduld auf, als Euer gnädiger König. Friedrich."

21. September 1782 bis 23. September 1782

Der König bei dem gewöhnlichen Herbst-Manövre bei Potsdam.

<284>

Der Konig schenkt dem Schwedischen Major, Grafen von Hordt eine Tabatiere von Werth.

In Potsdam waren: der Prinz Friedrich von Braunschweig, die Generale von Möllendorf, von Ramin, und mehrere Generale zum Herbst-Manövre.

B.

9. September 1782

Stirbt der General-Major Martin Anton von Puttkammer, 84 Jahr alt.

Oktober.

A.

Oktober 1782

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. Oktober 1782

Kabinetsordre des Königs an den Kaufmann Bärs in Berlin: "Die Berlinische Bürgerschaft ist mit Sr. Konigl. Maj. von Preußen etc., unsers allergnädigsten Herrn, ihr durch den Bau ihrer alten Häuser erwiesene Wohlthaten niemals recht zufrieden gewesen; und die letzten Vorstellungen und Beschwerden über die Dächer der am Gensd'armenmarkt erbauten neuen Häuser, ist ein neuer Beweis, wie wenig Viele den Werth Dero Königl. Milde hierbei anerkennen. Indessen werden Hochstdieselben niemals die Schuldigen mit denen Unschuldigen vermengen, und wollen solches denen 45 unterschriebenen Kaufleuten und andern Bürgern 284-+ in Berlin, auf ihre Vorstellung vom 12ten zu ihrer Beruhigung hiermit nicht verhalten. Friedrich."

30. Oktober 1782

Der König an d'Alembert: "Wir müssen der Natur das einzeln wieder geben, was wir einzeln von ihr empfangen haben, und so schmerzhaft auch die Krankheiten der Blase und die Uebel der Gicht sind, so ist es doch noch besser, diese zu erdulden, als zu fühlen, daß das Gedächtniß, und folglich die Gedanken abnehmen. Die<285> Musen waren Töchter des Gedächtnisses, um uns zu lehren, daß alle Fähigkeiten des Verstandes ohne Gedächtniß verloren sind. Ich liege mit meinem Gedächtniß täglich in Streit, und strenge mich an, es in den Augenblicken, wo es sich schon aufschwingen will, mir zu entfliehen, wider seinen Willen zurück zu rufen. Alles giebt uns zu erkennen, wie gebrechlich unsere Natur ist, wie wenig wir sind, und in welche Unendlichkeit wir uns versenken werden. Und in einer solchen Lage haben wir noch die Frechheit, uns aufzublähen, und fast der Gottheit beizugesellen, von Hoheit, Würden, Majestät und hundert andern solchen Thorheiten zu reden, die jedem anekeln müssen, der die Natur des Menschen, seine Eitelkeit, sein Nichts erkennt. etc.

Unsere Akademie hat ein neues Mitglied erhalten; er hat Widerwärtigkeiten überstanden, die ihm einige vernünftige und bescheidene Ausdrücke in Turin zugezogen hatten; sein Name ist Denina. Er war Professor der Universität zu Turin, und wird Ihnen vielleicht durch die Geschichte der Staatsveränderungen Griechenlands und der Staatsveränderungen Italiens bekannt sein 285-+. Er kommt, um in Deutschland ganz laut zu sagen, was er in Italien ganz leise dachte. etc.

Sie reden mir von Bankerott etc., die ganze Welt macht Bankerott etc., und was ist endlich der Tod anders, als ein Bankerott am Leben? Im Begriff, diesen letzten Schritt zu thun, verliere ich die Reize der Welt aus dem Auge, und sehe an ihnen nichts mehr, als ihre Täuschungen, mich bestürmen nun die Gicht oder eine andere Krankheit; ich weiß,<286> daß es der Fuhrmann ist, der mich in das Land hinab bringen soll, aus welchem noch Niemand wieder zurück kehrte, und ich erwarte den Augenblick meiner Abfahrt ohne Furcht vor der Zukunft und mit gänzlicher Ergebung. Nur mache ich Ihnen den Vortritt streitig, und so wie ich vor ihnen in die Welt gekommen bin, so behaupte ich auch, sie vor Ihnen verlassen zu müssen. etc."

In Potsdam waren zu verschiedenen Zeiten: die Minister von Heinitz, von Schulenburg, von Werder, von Herzberg, von Finkenstein, die Englischen Gesandten Stepney und Elliot, der Französische Gesandte d'Esterno, der Abt Denina aus Turin etc.

November.

A.

November 1782

Der König in Sanssouci und in Potsdam.

2. November 1782

Massenbach (der in dem unglücklichen Krieg von 1806 als Oberst und General-Ouartiermeister-Lieutenant und durch seine Schriften über diesen unglücklichen Krieg etc. allgemein bekannt geworden ist) hat die erste Audienz beim König (in Sanssouci, Vormittags um 11 Uhr).

4. November 1782

Massenbach's zweite Vorstellung beim König und Unterredung mit ihm. Einige Tage später war Massenbach zum dritten Male beim König. (M's. Rückerinnerungen an große Männer. Amsterdam, 1808. II. 97-107).

28. November 1782

Kabinetsordre des Königs an den Minister von Münchhausen: "Mein lieber Etatsminister von Münchhausen. Der Kriegsrath Cranz soll auf die Original-Anlage so wenig in seiner ihm ertheilten Censurfreiheit beeinträchtigt, als wegen seiner beigelegten periodischen Schrift 286-+ von Jemandem beunruhigt<287> werden; ich will vielmehr, daß Ihr ihn dagegen, sobald er nichts wider den Staat - eine vernünftige Religion, und gute Sitten schreibt, jedesmal schützen sollt. - Jedoch habe ich ihn bei dieser Gelegenheit gewarnet, daß er nicht allzu naseweis sein möchte, sonsten er doch einmal anlaufen, und seine beißende Schreibart ihm Ungelegenheit zuziehen könnte. Ich überlasse alles Eurer Verfügung und bin etc."

B.

7. November 1782

Hält der aus Turin nach Berlin berufene Gelehrte Denina in der Akademie seine Antrittsrede.

9. November 1782

Starb in Berlin die berühmte Malerin Anna Dorothea, verwittwete Therbusch, geborne Lisiewska, 60 Jahr alt.

12. November 1782

Starb in Berlin der Probst Johann Gustav Reinbeck, 67 Jahr alt.

17. November 1782

Edict gegen den überhand genommenen Mißbrauch der Ehescheidungen.

21. November 1782

Ließ sich der nachher so berühmt gewordene 12jährige blinde Tonkünstler Düllon zum ersten Mal in Berlin auf der Flöte hören.

26. November 1782

Erneuerte allgemeine Postordnung.

30. November 1782

Friedens-Praliminarien zwischen England und den dreizehn vereinigten Staaten von Nordamerika.

30. November 1782

Reglement wegen künftiger Einrichtung des Jusiizwesens in der Kur- und Neumark.

Dezember.

A.

Dezember 1782

Der König in Potsdam.

7. Dezember 1782

Der Geh.-Finanzrath von Schütz aus Cöslin zum König nach Potsdam.

24. Dezember 1782

Vormittag langt der König in Berlin auf dem Schlosse an, nachdem er vorher der Prinzessin Amalie einen Besuch abgestattet. Mittags Cour und Tafel bei ihm.

<288>

30. Dezember 1782

Der König an d'Alembert: "Sie machen mir ein großes Vergnügen, daß Sie mich selbst von Ihrer Wiederherstellung benachrichtigen. Die Natur hätte den Menschen keine unangenehmere Gabe mittheilen können, als daß sie in ihren Eingeweiden einen Steinbruch anlegte. etc. Ich erwarte in Kurzem wieder einen Besuch von der Dame Gicht, welche wahrlich auch kein liebliches Schätzchen ist. Ach, mein lieber d'Alembert, ehemals enthielten unsere Körper nichts, weder von Schwachheiten, noch von der weiter gediehenen Hinfälligkeit; jetzt entreißt uns jeder Tag etwas von unserem Dasein. etc. Der Abbé Raynal schreibt über die Widerrufung des Edicts von Nantes, und wenn das Werk gedruckt ist, will er es Ludwig XIV mit dem ersten Kurier, der nach den elyseischen Feldern abgeht, übersenden. Was mich betrifft, so habe ich es mir zur Regel gemacht, alle gute alte und neue Handlungen nachzuahmen, niemals aber die schlechten. Ich lasse einen Jeden Gott verehren, wie es ihm beliebt, und ich glaube, daß Jeder berechtigt ist, den Weg zu wählen, den er vorzieht, in das unbekannte Land des Paradieses oder der Hölle zu gelangen; eben so begnüge ich mich mit der Freiheit, hierin für mich dem Antriebe der Vernunft und meiner Denkart zu folgen. Wenn man nur durch gerechte Fesseln die Mönche so weit einschränkt, daß sie die Gesellschaft nicht stören, so muß man sie dulden, weil das Volk sie haben will.

Der Herr von Villars, welcher nicht der Marschall von Villars ist, kann in Neufchatel drucken lassen, was er will, wenn er nur die Mächte schont und die Großen der Erde nicht angreift; denn das sind kitzliche Leute in Absicht ihres Anspruchs auf Untrüglichkeit und in Absicht ihrer Würden. Priester, wie sie wissen, nennen jene die Ebenbilder Gottes auf Erden, und die Narren glauben es im Ernst, und so müssen freilich die Blätterschreiber viele Achtung für sie haben, und ihrer grenzenlosen Empfindlichkeit mit der ängstlichsten Behutsamkeit schonen, etc."

<289>

Der König übergiebt aus eigener Bewegung dem Französischen Prediger Erman 6000 Thlr., sie zinsbar unter zu bringen, und die Einkünfte davon jährlich zu Holz für die Armen zu verwenden.

In Potsdam waren beim König: General von Möllendorf, Ober-Stallmeister von Schwerin etc. Wie gewöhnlich besieht der König die Wachtparaden.

B.

Dezember 1782

Anfang der Unruhen in Holland, Uneinigkeit zwischen den Generalstaaten und dem Erbstatthalter etc.

2. Dezember 1782

Starb in Berlin der General und Gouverneur von Berlin Friedrich Ehrenreich von Ramin, 73 Jahr alt.

27. Dezember 1782

Anfang des Carnevals; Ordnung wie im vorigen Jahr. Beschluß den 24. Januar des folgenden Jahres, an welchem Tage, Abends, die Oper Silla gegeben ward, welche der König nicht mehr sah, und schon den Tag vorher nach Potsdam gegangen war.

Die beiden Opern waren: Artaxerxes und Silla.

Januar 1783.

A.

Januar 1783

Der König in Berlin, schenkt den Soldatenwittwen in Berlin mehrere Tausend Thaler, so auch den übrigen Armen der Stadt.

8. Januar 1783

Besucht die Prinzessin Amalie und besieht die Porzellanmanufaktur.

9. Januar 1783

Begiebt sich nochmals nach der Porzellanmanufaktur.

14. Januar 1783

Nimmt die Artillerie-Kaserne vor dem Königsthor (jetzt die des Kaiser Alexander Grenadier-Regiments) in Augenschein.

16. Januar 1783

Besieht das Zeughaus, das Geschütz und die andern darin aufbewahrten Waffen, nachher begiebt er sich nach dem gro<290>ßen Vorrathshause auf dem Weidendamm, und besieht die darin befindlichen Militaireffecten etc.

19. Januar 1783

Besucht den General von Zieten (in der Kochstraße, jetzt Nr. 62), und speist nachher mit dem ganzen Hof bei der Prinzessin Amalie.

22. Januar 1783

Der König läßt den Director der philosophischen Klasse bei der Berliner Akademie der Wissenschaften, Merian (zugleich Oberaufseher des Joachimsthalschen Gymnasiums), und den Rector des Joachimsthalschen Gymnasiums, Professer Meierotto, zu sich kommen, und unterhält sich mit ihnen hauptsächlich über die Schulen, insbesondere über das Joachimsthalsche Gymnasium, dann auch über Litteratur etc. 290-+.

<291>

23. Januar 1783

Der König besucht den kranken General von Prittwitz und geht dann nach Potsdam.

24. Januar 1783

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

B.

10. Januar 1783

Der ehemalige Schwedische Gesandte am Berliner Hofe, Graf Rudenscöld, welchem Friedrich d. Gr. sehr gewogen war (s. oben I. Abthl., S.123), stirbt zu Stockholm, 85 Jahr alt.

19. Januar 1783

Stirbt in Berlin der erste Hofmaler und Director der Königl. Akademie der Maler-, Bildhauer- und Baukunst Blaise Nicola le Sueur, 67 Jahr alt.

20. Januar 1783

Unterzeichnung der Friedens-Präliminarien zwischen England und Frankreich.

Schriftwechsel der Preuß. Regierung mit Holland, betreffend die Uneinigkeiten der Staaten und des Erbstatthalters. (Herzberg Receuil etc. II. 394-398) 291-+.

Februar.

A.

Februar 1783

Der König in Potsdam.

25. Februar 1783

Der Minister von Werder beim König in Potsdam.

B.

3. Februar 1783

Stirbt der Minister August Wilhelm von Bismark.

10. Februar 1783

Abschluß des Friedens zwischen England und Frankreich.

19. Februar 1783

Stirbt in Neisse der General-Lieutenant E. F. von Diericke, Jahr alt.

24. Februar 1783

Stirbt in Berlin der Schwedische außerordentliche Gesandte Gustav Johann von Ehrenswerd.

<292>

März.

A.

März 1783

Der König in Potsdam.

26. März 1783

Ankunft des Prinzen 292-+ von Hessen-Kassel beim König in Potsdam.

27. März 1783

und 28. Wird zu Ehren des Prinzen auf dem Schloßtheater zu Potsdam Opera buffa aufgeführt.

Minister von Schulenburg und Prinz Friedrich von Braunschweig beim König.

B.

20. März 1783

Stirbt zu Lankewitz bei Berlin der General-Major von Kalkreuth, 67 Jahr alt.

24. März 1783

Edict wegen Abschaffung des sogenannten blauen Montags.

April.

A.

April 1783

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

18. April 1783

Der König schenkt der Akademie der Künste einen von Correggio gemalten Kopf von außerordentlicher Schönheit, um in den Zimmern der Akademie aufgestellt zu werden.

B.

25. April 1783

Die Stadt Danzig hält auf Grund ihres vermeintlichen Stapelrechts zwei Preußische Schiffe an. - Anfang der Danziger Irrungen. (Dohm's Denkwürdigkeiten II. 81. S. auch unter dem Monat Oktober).

Mai.

A.

Mai 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

<293>

2. Mai 1783

In Charlotenburg.

3. Mai 1783

Nach dem Berliner Thiergarten, wo er tiber einige Regimenter Specialrevue hält, in der Stadt die Prinzessin Amalie besucht und nach Charlottenburg zurück kehrt.

4. Mai 1783

Zur Specialrevue nach dem Berliner Thiergarten, die übrigen Regimenter zu mustern, dann nach Potsdam.

15. Mai 1783

Der Bischof von Osnabrück, Friedrich, zweiter Sohn Georg's III, Königs von England (nachheriger Herzog von Jork und Gemal der Prinzessin Friederike, Tochter Friedrich Wilhelm's II, Königs von Preußen) beim König in Potsdam (bis den 18ten).

16. Mai 1783

17. Mai 1783

und 18. Revue bei Potsdam, welcher der Bischof von Osnabrück beiwohnt.

16. Mai 1783

17. Mai 1783

War der Bischof von Osnabrück beim König zur Tafel, und am letzten Tage, Abends, in der auf dem Königl. Theater aufgeführten Italienischen Operette.

18. Mai 1783

Der König an d'Alembert: "Herr von Serrant übergab mir Ihren Brief zu einer Zeit, wo ich sehr beschäftigt war. etc. Was er mir in Rücksicht Ihrer Gesundheit sagte, habe ich sehr ungern gehört. etc. Hier zu Lande sind die Hämorrhoiden eine sehr gewöhnliche Krankheit, und auch mit Zufällen, woran Sie leiden sollen, sind hier mehrere Leute behaftet; indeß bringt man es dahin, sie wieder herzustellen. Wenn es Ihnen angenehm sein kann, so will ich Ihnen Rezepte schicken, nicht von mir, sondern von den besten Leuten, die wir hier im medizinischen Fache haben. etc."

19. Mai 1783

Der König nach Spandau, und nachdem er hier Specialrevue gehalten nach Charlottenburg.

20. Mai 1783 bis 23. Mai 1783

In Berlin, wo er die gewöhnliche Revue hält, dann nach Potsdam.

Nach der Revue schenkt der König dem General von Möllendorf, nunmehrigem Gouverneur von Berlin, 7000 Thlr., dem General-Major von Pfuhl und dem Oberst von Troschke jedem 2000 Thlr.

<294>

?? Mai 1783

Kabinetsordre an den Grafen von Schulenburg aus M.. (?) Mecklenburg:

"Ich habe aus Eurem Schreiben vom 22. Mai etc. Euer Gesuch wegen Eures Sohnes gesehen. etc. Will Euer Sohn dienen, so gehört die Grafschaft nicht dazu, und er wird nie weiter avanciren, wenn er sein Metier nicht ordentlich lernt. Ich bin etc."

(Eigenhändiger Zusatz des Königs). "Junge Grafen, die nichts lernen, sind Ignoranten in allen Ländern; in England ist der Sohn des Königs nur Matrose auf einem Schiff, um die Manövres dieses Dienstes zu lernen. Im Fall nun einmal ein Wunder geschieht, und aus einem Grafen etwas werden sollte; so muß er sich auf Titel und Geburt nichts einbilden, denn das sind nur Narrenpossen, sondern es kommt nur allezeit auf sein Merite personnel an."

25. Mai 1783

Der König nach Magdeburg zur Revue.

28. Mai 1783

In Potsdam.

Beim König waren: der regierende Herzog von Braunschweig, der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen etc.

B.

7. Mai 1783

Stirbt in Brandenburg der General J. F. von Bredow, 81 Jahr alt.

15. Mai 1783

Stirbt in Warasdin der Oestreichische General Nadasti, 75 Jahr alt.

Juni

A.

1. Juni 1783

Der König von Potsdam nach Cüstrin, Stargard und Graudenz (Mockerau), die gewöhnliche Revue abzuhalten. Bei seinerm jetzigen Aufenthalt in Westpreußen schenkt der König, zur Ersetzung der Wasserschäden, 6000 Thlr., und assignirt 10000 Thlr. zu Kolonisten-Etablissements.

9. Juni 1783

In Mockerau.

12. Juni 1783

An diesem Tage waren es fünfzig Jahr, daß der König sich<295> mit seiner Gemalin vermählt hatte. Der Tag ward aber überall - eben so wenig wie der Tag seiner silbernen Hochzeit - gefeiert 295-+.

13. Mai 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

14. Mai 1783

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam (Ministerconferenz, bis den 16ten).

Der General-Major von Schulenburg in Potsdam.

Der König schenkt den Obersten von Hohenstock und von Kannewurf jedem 2000 Thlr. und dem Obersten von Norrmann 1000 Thlr.

B.

22. Mai 1783

An diesem Tage verspürte man im Glatzischen ein Erdbeben 295-++.

Juli.

A.

Juli 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

10. Juli 1783

Der König als Taufzeuge bei dem dem Prinzen von Preußen am 3. Juli in Potsdam gebornen Prinzen Friedrich Wilhelm Karl, welchen der König selbst über die Taufe hält. Die Königin, obgleich erbetene Taufzeugin, war nicht zugegen 295-++.

<296>

12. Juli 1783

Die Prinzessin Amalie und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig aus Berlin zum König nach Potsdam. An demselben Tage trafen auch daselbst ein: die verwittwete Herzogin von Braunschweig (des Königs Schwester)<297> und ihre Prinzessin Tochter, die Aebtissin von Gandersheim. (Blieben bis den 20sten, wo sie nach Berlin gingen).

25. Juli 1783

Der König in Berlin, speist bei der verwittweten Herzogin von Braunschweig, und kehrt nach aufgehobener Tafel nach Potsdam zurück.

Beim König waren: der Minister, Ober-Kammerherr von Sacken, der Kammerherr, Baron von Neck, der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Abt Bastiani.

In Potsdam waren: der Französische Oberst, Graf von Chasot (er ging von da nach Lübeck), der Mecklenburgische Legationsrath, Graf von Schulenburg, der Dänische Kapitain, Graf von Schulenburg, der Englische Gesandte am Neapolitanischen Hofe, Ritter Hamilton, der Englische "Cavalier" Cunningham.

August.

A.

August 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

15. August 1783

Nach Schlesien zu den gewöhnlichen Musterungen.

25. August 1783

Aus Neisse in Breslau angekommen.

28. August 1783

Nach dem Hauptquartier Bettlern.

30. August 1783

Kabinetsordre des Königs aus Bettlern an das Ober-Consistorium in Breslau: "Da Se. Königl. Maj. von Preußen es nicht haben wollen, daß die gemeinen Leute, wenn sie Bittschriften zu überreichen haben, oder auch bei auderer Gelegenheit, vor Höchstdenselben auf die Erde niederfallen (denn das können sie wohl vor Gott thun;) und wenn sie was abzugeben haben, so können sie das so thun, ohne dabei nieder zu fallen; so befehlen Höchstdieselben Dero Breslauischem Ober-Consistorium hierdurch in Gnaden, die Verfügung sofort zu treffen, daß dieses in allen evangelischen Kirchen hier in Schlesien von den Kanzeln abgelesen werde, wie solches auch dem Weihbischof von Rothkirch in Ansehung der katholischen Kirchen ebenfalls zu<298>geschrieben worden, auf daß die Leute das wissen und das Niederfallen auf die Erde künftig unterlassen."

?? August 1783

Minister von Finkenstein in Potsdam beim König.

B.

11. August 1783

Waren in Berlin angekommen: der Französische Mareschal de Camp, Graf von Cüstine und dessen Adjutant Bertier; sie gingen den 15ten nach Breslau. Ferner: der Graf von Schaftesbury.

26. August 1783

Starb in Königsberg der General von Stutterheim, 69 Jahr alt.

September.

A.

1. September 1783

Abreise des Königs von Bettlern.

2. September 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

11. September 1783

Der König in Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, und geht dann nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet.

12. September 1783

Nach dem Wedding bei dem Artillerie-Manövre - dann nach Potsdam.

21. September 1783 bis 23. September 1783

Manövre bei Potsdam.

30. September 1783

Der König an d'Alembert: "Der Baron von Escherny hat mir Ihren Brief einhändigen lassen. Es thut mir leid, daß er Sie krank und leidend verlassen hat. Vielleicht will uns die Natur am Ende unserer Tage das Leben zuwider machen, damit wir mit wenigerm Kummer aus dieser Welt abscheiden mögen. Ich bin indeß sehr gerührt, wenn ich Ihre Leiden erfahre. etc.

Wenn man unter Lücken der Weltweisheit alle diejenigen Gegenstände begreift, die der menschliche Verstand nicht hat ergründen können, und an welchen sich der Geist des Systems geübt hat; so wird man über diese Materie ein Buch liefern können, das doppelt so viele Bände enthält, als die Encyclopädie. Mich dünkt, der Mensch ist mehr zum Handeln ge<299>schaffen, als zum Erkennen; der Urstoff der Dinge verbirgt sich vor unsern beharrlichsten Nachforschungen. Die Hälfte unsers Lebens bringen wir damit zu, die Irrthümer unsrer Vorfahren abzulegen; aber dennoch lassen wir immer die Wahrheit auf dem Grunde ihres Brunnens, aus welchem sie auch die Nachwelt mit allen ihren Bemühungen nicht herausziehen wird. So wollen wir denn weislich die kleinen Vortheile genießen, die uns zugefallen sind, und uns erinnern, daß: erkennen lernen, oft: zweifeln lernen ist. Doch ich denke nicht daran, daß mein Brief an einen der größten Weltweisen unsers Jahrhunderts gerichtet ist, der alle Geheimnisse der Natur durchforscht hat, und gegen welchen sich ein Unwissender von meiner Art mit mehr Zurückhaltung ausdrücken sollte. etc."

Beim König in Potsdam waren: der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Prinz Louis von Würtemberg, General von Anhalt, General von Möllendorf, Prinz Leopold von Braunschweig.

In Potsdam waren: der Vice-Gouverneur von Gibraltar von Lloyd und der Englische Oberst Fielding.

B.

3. September 1783

Friedensschluß zu Paris (Versailles) zwischen England und Nordamerika. Letzteres wird von England als freier Staat anerkannt etc.

Der Französische Marschall, Graf von Cüstine, nebst seinem Adjutanten Bertier, kamen aus Breslau nach Berlin zurück, gingen nach Rheinsberg zum Prinzen Heinrich, von da wieder nach Berlin und dann nach Dresden.

Oktober.

A.

Oktober 1783

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? Oktober 1783

Der General-Lieutenant von Finkenstein, die Minister von Heinitz und von Werder in Potsdam.

<300>

B.

13. Oktober 1783

Stirbt in Goldap der General D. F. von Lossow, Chef des schwarzen Husaren-Regiments, 63 Jahr alt.

18. September 1783

Danzig wird von Preußen blockirt.

29. Oktober 1783

Stirbt d'Alembert. (S. II. Abthl., S. 240 etc.). Die öffentlichen Blätter (Vossische Berliner Zeitung, Nr. 27) liefern eine officielle Darstellung der Danziger Irrungen. S. oben unter dem 25. April. Nachrichten davon findet man auch in: Historisches Portefeuille, Jahrg. 1783, I. 100. Politisches Journal 1786, I. J. J. Moser's Versuch VII. 620 etc.

November.

A.

November 1783

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

Anfangs November. Der König an den Professor Garve in Breslau: "Je suis charmé de voir par la lettre, que Vous venez de M'écrire en date du 28. d'Octobre dernier, qu'à

la suite de Votre traduction des offices de Ciceron, que j'ai trouve très bonne, Vous vous soyez occupé de nous donner les nouvelles idées, que ce travail si utile au public, Vous a fait naitre sur le même sujêt. Ju Vous ai à Mon particulier une singlière obligation de Me les avoir présentées, et je ne puis, en Vous en remerciant, qu'applaudir à cet amour de la vertu et de la veritè que Vous caracterise au quelle personne ne rend plus de justice que Moi, Sur ce etc."

11. November 1783

Der König an Grimm: "Sie können wohl denken, daß d'Alembert's Tod starken Eindruck auf mich gemacht hat, und zwar um so mehrda ich glaubte, er habe nur eine chronische Krankheit, die seinem Leben nicht geradezu drohe. Ich zweifle, das Frankreich diesen Verlust so bald ersetzt bekommen wird.

<301>

Es ist gar nicht befremdend, daß die Krankheit in der letzten Zeit seinen Geist geschwächt hat, denn der Tod muß, indem er alle organisirten Theile unsers Körpers angreift und sie vernichtet, ihnen ihre Thätigkeit rauben. Indeß bin ich Ihnen verbunden, daß Sie mir diese traurige Nachricht mitgetheilt haben. Ich sagte dabei zu mir selbst: man muß sterben oder Andere sterben sehen, einen Mittelweg giebt es nicht. etc."

Der Minister von Herzberg und der General von Wartenberg beim König.

B.

1. November 1783

Starb in Berlin ein Husar vom Zietenschen Regiment, Namens Matth. Wiedekopf, im 83. Jahr. Er diente seit der Stiftung des Regiments bis ans Ende seines Lebens bei demselben, und hatte schon vorher 8 Jahr bei einem Grenadier-Bataillon in Magdeburg, seiner Vaterstadt, gedient. Bei den Husaren hatten mit ihm, und zwar bei derselben Escadron, sein Sohn 26 Jahr 11 Monat und sein Enkel 12 Jahr 1 Monat gedient. Er wurde mit allen ihm gebührenden Ehrenzeichen beerdigt.

19. November 1783

Stirbt der General Matth. Ludwig von Lossow, Chef eines Infanterie-Regiments, 67 Jahr alt.

Der Abt Pernetti geht nach Frankreich zurück.

Dezember.

A.

Dezember 1783

Der König in Potsdam.

Der König an Grimm: Ich bin Ihnen sehr für die Mühe verbunden, die Sie Sich gegeben haben, um zu verhindern, daß mein Briefwechsel mit Herrn d'Alembert gedruckt werden möchte. Mehrere Ursachen bewegen mich, es nicht zu wünschen; denn erstlich wäre er nicht der Mühe werth gewesen, und zweitens ist Herrn d'Alembert's Ruf so gut gegründet, daß er von mir keiner<302> Unterstützung und keiner Zustimmung bedarf. Ich gestehe Ihnen übrigens, daß es sehr traurig für mich ist, alle Personen, die ich hochschätzte, eine nach der andern sterben zu sehen; und zwar um so trauriger, da mein und Anderer Tod nicht von mir abhängt. Dies Alles ist nur eine Wirkung von Mittelursachen, die durch ihre verschiedenen Combinationen alle schreckliche Vorfälle herbeiführen.

Es ist wahr, daß ich Algarotti'n und d'Argens, die ich sehr liebte, und die lange Zeit bei mir gelebt haben, Denkmäler habe errichten lassen. Noch bin ich mit einem Cenotaph zurück, das, wie mein Vorsatz war, in Preußen, zu Copernikus Ehren, aufgestellt werden sollte.

Käme übrigens in der Französischen Litteratur etwas Merkwürdiges zum Vorschein, so würden Sie mir Vergnügen machen, wenn Sie es mir mittheilten. Doch um die geringere Klasse von Schriftstellern bekümmern Sie Sich nur nicht. etc."

24. Dezember 1783

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie.

Der Minister von Schulenburg, die Generale von Prittwitz und von Möllendorf beim König in Potsdam.

Der König nimmt wie gewöhnlich die Wachtparaden in Augenschein.

Der König läßt an den Stadt-Präsidenten Philippi mehrere Tausend Thaler zur Unterstützung der Soldatenwittwen und anderer Armen der Stadt auszahlen.

B.

25. Dezember 1783

Anfang des Carnevals. Ordnung wie im vorigen Jahr. Die beiden Opern waren: 1) Alexander und Porus und 2) Lucius Papirus.

27. Dezember 1783

Sah man zum ersten Mal in Berlin einen Luftball steigen, welches Experiment der Director Achard veranstaltet hatte. Der Ball hatte ungefähr 3 Fuß im Durchmesser.

<303>

Januar 1784.

A.

1. Januar 1784

Der König in Berlin, besucht die Prinzessin Amalie und den General von Zieten, alsdann große Cour.

9. Januar 1784

Besuch bei dem Prinzen Ferdinand.

10. Januar 1784

Der Dr. Johann Erich Biester bei dem König (Abends 7 Uhr), der ihm die Stelle als Bibliothekar an der Königl. Bibliothek in Berlin ertheilt. Ueber des Königs Unterredung mit Biester findet man Einiges in Ebert's Überlieferung II. 40.

16. Januar 1784

Der König besucht die Prinzessin Amalie.

18. Januar 1784

Zur Feier des Geburtstags des Prinzen Heinrich bei der Königin große Mittagstafel, wo der König und der ganze Hof zugegen sind. Es wird vom goldnen Service gespeist. Abends auf dem Schloßtheater die Oper: le Gelosie vilane. Der König besucht den Prinzen Heinrich und die Prinzessin Amalie.

20. Januar 1784

Nach Potsdam, wo auch der General, Graf von Chasot, Commandant von Lübeck, beim König ankommt und bis den 14. April daselbst bleibt. Er ward vom König mit Gnade und Geschenken überhäuft.

24. Januar 1784

Feier des Geburtsfestes des Königs in Berlin bei der Königin.

B.

?? Januar 1784

Stirbt zu Spandau der General-Lieutenant und Gouverneur dieser Festung, Hennig Alexander von Kleist. Bei dem siegreichen Angriff der feindlichen Verschanzung bei Leutmannsdorf hatte er sich den Verdienstorden erworben.

Februar.

A.

Februar 1784

Der König in Potsdam.

22. Februar 1784

Der König an den Professor Myller in Berlin: "Hochgelahrter, lieber Getreuer. Ihr urtheilt viel zu vor<304>theilhaft von denen Gedichten aus dem 12ten, 13ten und 14ten Seculo, deren Druck Ihr befördert habt, und zur Bereicherung der Deutschen Sprache so brauchbar haltet. Meiner Einsicht nach sind solche nicht einen Schuß Pulver werth, und verdienen nicht aus dem Staube der Vergessenheit gezogen zu werden. In Meiner Büchersammlung wenigstens würde Ich solch elendes Zeug nicht dulden, sondern heraus schmeissen. Das Mir davon eingesandte Exemplar 304-+ mag dahero sein Schicksal in der dortigen großen Bibliothek erwarten. Viele Nachfrage verspricht aber dasselbe nicht. Ew. sonst gnädiger König."

4. Februar 1784

Stirbt die verwittwete Markgräfin von Anspach, Friederike Louise, Schwester des Königs, 70 Jahr alt.

29. Februar 1784

Preuß. Vermittelungsschreiben an die Generalstaaten (Holland), ihren Streit mit dem Erbstatthalter betreffend. (Herzberg Recueil II. 399-404).

März.

A.

März 1784

Der König in Potsdam.

20. März 1784

Der König ertheilt dem Major der Artillerie Tempelhof den Adel.

Der Prinz Friedrich von Braunschweig und der Minister von Finkenstein beim König.

B.

4. März 1784

Starb in Stettin der General-Major Karl Ludwig von Winterfeld Chef eines Infanterie-Regiments, 58 Jahr alt. In der Schlacht bei Torgau hatte er sich den Verdienstorden erworben.

31. März 1784

Starb zu Groß-Salze der General-Major, ehemaliger Chef<305> des Leib-Kürassier-Regiments, Johann Rudolph von Merian, 68 Jahr alt. In der Aktion bei Meuro hatte er den Verdienstorden erhalten.

Es erscheint der Entwurf zu einem Allg. Gesetzbuch für die Preuß. Staaten (erster Theil, erste Abteilung), welches der König dem Großkanzler von Carmer anzufertigen aufgetragen hatte. Zugleich werden für Diejenigen, welche darüber gründliche Untersuchungen anstellen wollen, Prämien von 25-50 Dukaten ausgesetzt. Einer der ersten Paragraphen bestimmt: "Durch Machtsprüche soll Niemand in seinem Rechte gekränkt werden."

April.

A.

April 1784

Der König in Potsdam und in Sanssouci.

Die Minister von Werder, von der Horst, von Finkenstein, der Graf von Görtz, der Schwedische Gesandte von Löwenhielm in diesem Monat in Potsdam beim König.

B.

22. April 1784

In Halle starb der Fürst Franz Adolph von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, Königl. Preuß. General-Lieutenant, 60 Jahr alt.

Mai.

A.

Mai 1784

Der König in Potsdam (Sanssouci), oder 10ten. Der Geh.-Finanzrath de Launay beim König.

11. Mai 1784

Der König an Grimm:

- etc. - "Dafür, daß Sie mir Complimente zu meinem alten Geburtstage gemacht haben, danke ich Ihnen. Ich bin nur zu alt; aber jeder muß so lange leben, bis er den Rosenkranz von Albernheiten, welche das Schicksal ihn in dieser Welt zu begehen verurtheilte, ganz abgebetet hat. etc."

11. Mai 1784

Der König nach Charlottenburg, von da nach dem Berliner Thiergarten, wo er über einige Regimenter Specialrevue hält, dann in der Stadt die Prinzessin Amalie besucht und nach<306> Charlottenburg zurück geht. Hier werden ihm die Französschen Prinzen von Lambesc und von Vaudemont vorgestellt, desgleichen der Marschall de Camp de Frimont, die General-Majors von Rochechouart und von d'Hemanne, die Obersten: Graf von Drignevilly, Baron d'Escars und von d'Aureson, die Capitains: Baron St.Etienne, vonO'Brier, Graf Serrant, von d'Adrian, von Lambert und Chateauneuf, sämmtlich in Französischen Diensten. Ferner: der Major von Carneroß, die Capitains, zwei Brüder, von Craufort, der Lord Stopfort, sämmtlich in Englischen Diensten.

12. Mai 1784

Der König von Charlottenburg wieder nach dem Berliner Thiergarten, wo er über die übrigen Regimenter Revue hält und dann nach Potsdam geht.

?? Mai 1784

Die obengenannten Französischen und Englischen und mehrere fremde Russische, Dänische, Würtembergische etc. Militairs gehen sämmtlich nach Potsdam.

16. Mai 1784

17. Mai 1784

und 18ten. Hält der König in Potsdam über die daselbst stehenden und einige aus den benachbarten Garnisonen eingerückte Regimenter Revue, welcher die Prinzen von Lambesc und von Vaudemont, nebst den übrigen Französischen und fremden etc. Militairpersonen, beiwohnen.

16. Mai 1784

Der bisherige Kanzlei-Director der Magdeburgischen Regierung (nachherige Chargé d'Affaires bei der Pforte in Konstantinopel, an des zurückberufenen von Gaffron's Stelle) Heinrich Friedrich Diez beim König. (Ueber diese Audienz siehe die Beilage am Schluß dieses Jahres und vergl. Vossische Berliner Zeitung Nr. 69 vom 8. Juni 1784).

19. Mai 1784

Der König nach Spandau, Revue - dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1784

Nach Berlin mit dem Fürsten von Anhalt-Cöthen. etc. Hier hält der König die gewöhnliche große Revue bis den 23sten, welcher die Prinzen von Lambesc und von Vaudemont und die übrigen Französischen Officiere beiwohnen, die sich dann den 24sten nach Magdeburg begeben.

<307>

Nach der Revue schenkt der König dem General von Möllendorf mehrere Tausend Thaler.

23. Mai 1784

Der König nach Potsdam.

25. Mai 1784

Nach Magdeburg zur Revue (bei Cörbelitz).

Nach deren Beendigung schenkt der König dem General-Major von Bohlen 2000 Thlr. und den Obersten von Tschiersky und von Tadden jedem 1000 Thlr.

28. Mai 1784

Der König in Potsdam.

In diesem Monat waren in Potsdam: der Geh.-Finanzrath de Launay, der Englische Oberst Delrimple, Lord Dowre, und der Fürst von Anhalt-Cöthen.

B.

22. Mai 1784

Stirbt in Königsberg der Minister Johann Friedrich von Rhod, 81 Jahr alt.

Juni.

A.

1. Juni 1784

Der König nach Cüstrin zur Revue.

2. Juni 1784

In Stargard, bis den 5ten.

5. Juni 1784

In Graudenz (Mockcrau Hauptquartier) 307-+.

12. Juni 1784

In Potsdam (Sanssouci).

14. Juni 1784

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam zur Minister-Conferenz.

?? Juni 1784

Prinz von Hohenlohe in Potsdam.

?? Juni 1784

Anfangs dieses Sommers kam Herr le Begue de Villieres aus Paris nach Potsdam. Er war zum Vorleser des Königs bestimmt, und dazu von dem Preuß. Gesandten in Paris, von Goltz, empfohlen worden. Der König ließ ihn einige<308> Male zu sich rufen, ohne jedoch sich vorlesen zu lassen. Er starb bald nach seiner Ankunft, (Formey, Souvenir II. 243).

B.

16. Mai 1784

Ward aus der bei Tarnowitz neu angelegten Grube das erste Erz zu Tage gefördert.

Juli.

A.

Juli 1784

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. Juli 1784

Die Prinzessin Amalie und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig zum König nach Potsdam, wo desselben Tags die verwittwete Herzogin von Braunschweig, Schwester des Königs, mit ihrer Prinzessin Tochter, der Aebtissin von Gandersheim, anlangt (bleiben bis den 15ten).

22. Juli 1784

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht den Bau der Thürme auf dem Gensd'armenmarkt, speist Mittags bei der verwittweten Herzogin von Braunschweig, und kehrt nach der Tafel nach Potsdam zurück.

27. Juli 1784

Kabinetsordre des Königs an den Staatsminister ***: "Meine neue Ordre wegen der den Studiis sich widmenden Cantonisten ist blos für die Zukunft, und soll Meiner, Euerm Bericht vom 26sten beigelegten Kabinetsordre vom 1. Novbr. 1746 308-+ keinen Abbruch thun. Sie ist einzig und allein bestimmt, aller Mißdeutung, und dem Mißbrauch der Exemtion vom Enrollement vorzubeugen. Die Söhne der Bauern, der Bürger in den kleinen Städten, z. E. Ragnit, und dergleichen, was haben die nöthig zu studiren? Erstere werden wieder Bauern, und Letztere, was ihre Väter<309> waren. Der Sohn eines Bauers, wird wieder Bauer. etc. Meine Meinung ist dabei gar nicht, daß dadurch junge Leute, welche sich zum Studiren schicken und Talente haben, Meinem und des Vaterlandes Civildienste entzogen werden sollen; nur den Mißbrauch will Ich abgeschafft wissen, und daher sollen alle die jungen Leute von obbemeldetem Stande, den Regimentern und Kammern künftig gehörig angezeigt werden, damit die Cantonslisten in gehöriger Ordnung angefertigt werden können. etc." Der König schenkt den Angermünder Bürgern, deren Scheunen abgebrannt waren, 12000 Thlr.

B.

5. Juli 1784

Der Prinz Heinrich reist nach der Schweiz 309-+ und Frankreich (Paris). S. Vie privé politique et militaire de Prince Henri de Prusse. Paris, 1809. p. 220.

17. Juli 1784

19. Juli 1784

Preuß. Vermittelungsschreiben, den Streit zwischen den Generalstaaten und dem Erbstatthalter betreffend. (Herzberg

Recueil etc. II. 407, 410).

August.

A.

August 1784

Der König in Potsdam (Sanssouci). In den ersten fünf Tagen dieses Monats war der Französische General-Lieutenant, Marquis de Bouillé (welcher später dem König von Frankreich Ludwig XVI zu seiner Flucht nach Montmedy behülflich war) 309-++ beim König in Potsdam, den 6ten war er in Berlin, und den 11ten ging er nach Schlesien. Mit ihm zugleich waren auch in Potsdam: der Oberst, Vicomte de la Blame, und die Capi<310>tains, Graf de Pontecoulant und von Lewis, sämmtlich in Französischen Diensten, und ging der Erste ebenfalls am 11ten nach Schlesien.

9. August 1784

Der Minister von Herzberg zum König nach Potsdam.

11. August 1784

Der General-Major von Pfuhl aus Berlin, General-Major von Usedom und der Oberst von Seculi aus Bromberg zum König nach Potsdam, desgl. der General, Major von Holzendorf.

15. August 1784

Der König nach Schlesien zu den gewöhnlichen Revuen.

19. August 1784 bis 24. August 1784

In Neisse, wo er Musterung hält. Hier waren auch der Marquis de Bouillé und mehrere fremde Officiere.

24. August 1784

Ankunft in Breslau, wohin ihm auch die fremden Officiere von Neisse gefolgt waren.

In Breslau hatte der König eine Unterredung mit Garve und übergab ihm eine Gratification von 300 Thlr.

25. August 1784

26. August 1784

Speisen beim König der oben erwähnte Französische General, Marquis de Bouillé, desgleichen der Fürst-Bischof von Breslau, der Abt Bastiani, der Minister von Hoym etc.

29. August 1784 bis 31. August 1784

Der König im Lager bei Golau (Hauptquartier).

31. August 1784

Abreise von Golau.

In diesem Monat waren in Potsdam die Englischen Lords: Parker, Pitt, Assheton und Repimpton.

B.

25. August 1784

Joseph II verlangt von Holland die Eröffnung der Scheide. Anfang der Streitigkeiten zwischen dem Kaiser und Holland wegen dieses Gegenstandes. (S. geographisch-historische Erläuterungen wegen Eröffnung der Scheide etc. Hamb., 1785).

September.

A.

1. September 1784

Her König in Potsdam (Sanssouci).

In den ersten 8 Tagen dieses Monats waren in Potsdam beim König: der General-Major von Holzendorf, die Minister von Finkenstein und von Werder, der Däni<311>sche Gesandte von Iuel und der Herzog von Curland, den der König in Sanssouci empfing.

7. September 1784

Der Konig an den General von Tauentzien 311-+: "Mein lieber General von Tauentzien. Schon bei Meiner Anwesenheit in Schlesien erwähnte Ich gegen Euch, und jetzt will Ich es schriftlich wiederholen, daß Meine Armee in Schlesien noch nie so schlecht gewesen ist als jetzt; wenn Ich Schuster oder Schneider zu Generalen machte, könnten die Regimenter nicht schlechter sein. Das Thaddensche Regiment gleicht nicht dem unbedeutendsten Landbataillon einer Preußischen Armee, Rothkirch und Schwarz taugen auch nicht viel, Zaremba ist in einer solchen Unordnung, daß Ich einen Officier von Meinem Regimente nach dem diesjährigen Herbstmanövre werde hinschicken, um es wieder in Ordnung zu bringen; von Erlach sind die Bursche durch das Contrebandiren so verwöhnt, daß sie keinen Soldaten ähnlich sehen; Keller gleicht einem Haufen ungezogener Bauern; Hager hat einen elenden Commandeur, und Euer Regiment ist sehr mittelmäßig; nur mit Graf von Anhalt, Wendessen und Markgraf Heinrich kann Ich zufrieden sein. Seht, so sind die Regimenter en Detail. Nun will Ick das Manövre beschreiben: Schwarz machte den unverzeihlichen Fehler, bei Neisse die Anhöhen auf dem linken Flügel nicht genugsam zu besetzen; wäre es Ernst gewesen, so war die Bataille verloren. Erlach bei Breslau, statt die Armee durch Besetzung der Anhöhe zu decken, marschirte mit seiner Division wie Kraut und Rüben im Defilee, daß, wäre es Ernst gewesen, die feindliche Kavallerie die Infanterie Niederhieb, und das Treffen verloren ging. Ich bin nicht Willens, durch lacheté Meiner Generale Schlachten zu verlieren, weshalb Ich hiermit festsetze, daß Ihr über ein Jahr, wenn Ich noch lebe, die Armee zwischen Breslau und Ohlau füh<312>ret, und vier Tage zuvor, ehe Ich ins Lager komme, mit den unwissenden Generalen manövriret, und ihnen dabei weiset, was ihre Pflicht ist. Das Regiment von Arnim und das Garnison, Regiment von Kenitz macht den Feind, und wer alsdann seine Schuldigkeit nicht erfüllt, über den lasse Ich Kriegsrecht halten; denn Ich würde es einer jeden Puissance verdenken, dergleichen Leute, welche sich so wenig um ihr Metier bekümmern, im Dienst zu behalten. Erlach sitzt noch vier Wochen im Arrest. Auch habt Ihr diese Meine Willensmeinung Eurer ganzen Inspection bekannt zu machen."

9. September 1784

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, wo ihm die Herzogin von Curland vorgestellt wird 312-+, besieht den Bau der Thürme auf dem Gensd'armenmarkt, begiebt sich dann nach dem Schlosse, wo bei ihm große Cour ist. Gegen Abend geht der König nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet. Hier unterhält er sich mit dem Besitzer des Gesundbrunnens, einem der Erben des vorigen Besitzers, des Doctors Behm. (Die interessante Unterredung findet man in der 7. Sammlung der Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben Friedrich's d. Gr. Berlin, 1788. S.97. S. auch die Nachträge etc.).

10. September 1784

Auf dem Wedding bei dem Artilleriemanövre, dann nach Potsdam.

<313>

?? September 1784

Der Herzog von Curland und Gemalin in Potsdam, bis den 25sten oder 26sten.

20. September 1784

Die Generale von Möllendorf, von Braun, von Bornstedt, von Pfuhl, von Prittwitz, von Holzendorf, von Lottum, von der Golz, von Kalkreuth, Prinz Louis von Würtemberg und der Franz. G.-L. de Bouillé, desgleichen der Herzog von Jork und der Polnische Fürst von Sablonowsky, nach Potsdam. Speisen sämmtlich,

21. September 1784 bis 23. September 1784

auch der Herzog von Curland, alle drei Manövretage beim König. Außer diesen Personen waren mehrere fremde Officiere in Potsdam bei den Manövres. An einem dieser Tage stellte Bouillé dem König einen Enkel des Marschalls Richelieu, den Herzog Armand Duplessis Richelieu, vor, der später, 1815-1818, erster Minister Ludwig's XVIII war. Er war geboren den 25. Septbr. 1766 und starb den 17. Mai 1822.

?? September 1784

In Potsdam waren: der General-Major von Usedom, der Geh.-Fmanzrath de Launay, Letzterer mehrere Male.

B.

7. September 1784

Abschluß eines Vergleichs zwischen Preußen und Rußland zur Beilegung der Danziger Irrungen.

11. September 1784

Stirbt in Oppeln der General-Major Friedrich Wilhelm von Podewils, Chef eines Kürassier-Regiments, 58 Jahr alt.

?? September 1784

Stirbt in Mewe der General-Major, Chef eines Infanterie Regiments, Ewald George von Blumenthal, 62 Jahr alt. In der Schlacht bei Prag hatte es sich den Verdienstorden erworben.

17. September 1784

Preuß. Vermittelungsschreiben an die Generalstaaten, betreffend ihre Uneinigkeit mit dem Erbstatthalter. (Herzberg Recueil etc. II. 413.

22. September 1784

Hatte der Preuß. Chargé d'Affaires Diez seine erste Audienz bei dem Großvezier in Konstantinopel. (Vossische Berliner Zeitung Nr. 132 d. J.). (Wenn in Resmi Achmet Effendi's Geschichte des Krieges von 1768-1774, Halle, 1813,<314> übersetzt von H. F. von Diez, dieser S. 33 seine Ankunft in Konstantinopel in Juni 1786 setzt; so ist die Jahreszahl unstreitig ein Schreib- oder Druckfehler).

Oktober.

A.

Oktober 1784

Der König in Potsdam (Sanssouci).

23. Oktober 1784

Der vom König neu angenommene Vorleser Dantal (damals Lehrer der Französischen Sprache am Potsdamschen Waisenhause) ward nach Sanssouci gerufen und daselbst (Nachmitmittag halb 4 Uhr) vom König im Vorlesen geprüft. (C. Dental, Les Délassemens litéraires, ou heures de lecture de Frédéric II. Berlin, 1792).

24. Oktober 1784

Der König an die Staatsminister von Finkenstein und von Herzberg, indem er ihnen den von ihm eigenhändig geschriebenen Entwurf zum Fürstenbund überschickt: "Je suis bien aise de Vous communiquer par la présente le projet ci joint de la ligue à former entre les Princes d'Alemagne écrit de ma propre main, qui Vous fera voir toutes Mes idées sur cet objet. Je suis sûr, qu'en l'exposant et amplifiant un peu, il ne pourrra que fructifier et produire son effet sur les differents Princes de L'Empire. Sur ce etc. 314-+. (Herzberg Recueil etc. II. 364).

24. Oktober 1784

Der General-Lieutenant, Marquis de Bouillé verabschiedet sich beim König. Die Minister von Finkenstein und von Herzberg, der Bischof von Cujavien, Graf Ribinsky, General-Lieutenant von Wartenberg, Oberst-Lieutenant von Boh<315>len, Prinz Friedrich von Braunschweig an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam.

B.

Oktober 1784

In der ersten Woche dieses Monats reist der Herzog von Curland mit seiner Gemalin von Berlin über Dresden, München, durch Tyrol nach Italien.

8. Oktober 1784

Ausbruch des Streits zwischen dem Kaiser und Holland wegen der Freiheit der Fahrt auf der Schelde. Die Holländer feuern auf ein Kaiserliches Schiff und halten es an. (Historisches Portefeuille 1784. II. 626).

November.

A.

1. November 1784

Der König in Potsdam, beantwortet die von den Ministern ihm Tags vorher gemachten Bemerkungen über den Entwurf zum Fürstenbund.

2. November 1784

Der Minister von Heinitz zum König nach Potsdam.

3. November 1784

Der Minister von Herzberg nach Potsdam zum König, der ihm nun noch mündlich seine Ideen weiter auseinander setzt. Darauf verfaßt dieser ein: "Memoire contenant l'idee, les motifs, et le Plan d'une Confédération constitutionelle des Princes et Etats de l'Empire Germanique a

faire dans les circonstances actuelles." (Herzberg etc. II. 364-376), welches den Preuß. Gesandten zugeschickt wurde, um die Höfe über diesen Gegenstand zu sondiren.

10. November 1784

Der Minister von Finkenstein und der Spanische außerordentliche Gesandte, Ritter de las Casas zum König nach Potsdam.

?? November 1784

Der König ernennt den ältesten Sohn des Prinzen von Preußen Friedrich Wilhelm (nachherigen König Friedrich Wilhelm III) zum Seconde-Lieutenant beim ersten Bataillon Garde.

16. November 1784

Der Vorleser Dantal beim König auf dem Schloß in Pots<316>dam, wo er (Abends 7 Uhr) zum ersten Mal vorliest, und zwar aus einem Buche, welches eine kurzgefaßte Geschichte der Griechen und eine Rede von Isokrates an den Nikokles über die Königliche Würde enthielt. Die Vorlesungen wurden fortgesetzt den 17ten, 20sten, 21sten, 23sten, 25sten und 30sten, jedesmal Abends.

28. November 1784

Der am 15ten in Berlin angekommene berühmte Sänger Tombolini in Potsdam, wo er vor dem König eine Arie, von Graun componirt, singt, wobei ihm Fasch accompagnirt. Tombolini war am 18. Januar 1766 in Fermo geboren und ein Schüler des berühmten Kapellmeisters Gibelli in Bologna. Er starb zu Charlottenburg den 27. Oktbr. 1839.

B.

29. November 1784

Starb in Waltersdorf bei Brandenburg der General-Major Julius Treusch von Buttlar, 69 Jahr alt.

Dezember.

A.

1. Dezember 1784

Der König in Potsdam. Bei ihm befand sich der aus Frankreich und der Schweiz zurückgekehrte Prinz Heinrich (bis den 4ten).

24. Dezember 1784

Der König nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie und besieht den Bau der neuen Thürme auf dem Gensd'armenmarkt.

24. Dezember 1784

Der Geh.-Finanzrath Formey beim Konig.

25. Dezember 1784

Der König giebt auf dem Schlosse die Parole aus, wozu sich auch der 85jährige General von Zieten eingefunden. Der König tritt ihm mit großer Freundlichkeit entgegen, umarmt ihn, und befiehlt den Adjutanten des Generals, ihm einen Stuhl zu bringen, den anzunehmen sich der General lange weigert, doch der König dringt darauf und wiederholt mehrmals die Worte; "Mein lieber alter Papa Zieten, setze Er sich doch!" Dabei leistet er ihm noch selbst hülfreiche Hand zum bequemen Niederlassen.

<317>

(Bekanntlich hat Chodowiecki diese Scene durch einen Kupferstich: "Zieten sitzend vor seinem König" verewigt).

Der König läßt sich auch in diesem Monat des Abends von Dantal vorlesen. Die Vorlesungen (Griechische Redner) fanden Statt den 5ten, 10ten, 11ten, 12ten, 15ten bis 23sten täglich, dann den 25sten bis 31sten täglich.

In Berlin nimmt der König wie gewöhnlich die Wachtparaden in Augenschein.

Den Armen in Berlin schenkt er 1000 Thlr. zu Holz, und dem Fond dieser Holzversorgungsanstalt ein Kapital von 6000 Thlr.

In Potsdam waren beim König: der Ober-Stallmeister von Schwerin, der General von Prittwitz, der Lord Mackingnon, desgleichen der Abt Bastiani, dieser schon seit einiger Zeit. Er blieb den ganzen Winter über beim König, und war auch noch Anfangs des folgenden Sommers bei ihm. (S. Memoires de Bouillé etc. Paris,1821, Chapitre II. pag. 35, 36).

B.

1. Dezember 1784

Stirbt in Berlin der Minister Ernst Friedemann von Münchhausen, 60 Jahr alt.

7. Dezember 1784

Stirbt der Königl. Leibarzt, Geh.-Rath Friedrich Hermann Ludwig Mutzel, 69 Jahr alt.

8. Dezember 1784

Stirbt der General-Lieutenant, Chef eines Füselier-Regiments, George Reinhold von Thadden auf seinem Gute Babenz in Ostpreußen, 72 Jahr alt.

12. Dezember 1784

Edikt, durch welches der Bauernstand als Stand förmlich anerkannt und befohlen wird, mittelst Urbarien seine Rechte und Pflichten festzusetzen etc. Im Eingang desselben giebt der König sein Mißfallen darüber zu erkennen, "daß zwischen Grundherren und Unterthanen sich ein großes Mißtrauen eingeschlichen hätte, und unzählige Prozesse über ihr wechselseitiges Interesse entstanden wären, er (der König) wolle also jetzt die Retinenz und Prozeßsucht der Unterthanen auf der einen, und der Grau<318>samkeit und Unbilligkeit der Herrschaften auf der andern Seite ein Ziel setzen. etc."

25. Dezember 1784

Anfang des Carnevals. Ordnung wie im vorigen Jahr. Die beiden Opern waren: 1) Orpheus und 2) Cajus Fabricius. Dabei waren zwei neue Sängerinnen, Mad. Carrara und Mad. Eichner, und zwei neue Sänger, Herr Bellaspina und Herr Tombolini.

31. Dezember 1784

Stirbt der Oberst und Chef des 2. Artillerie-Regiments Johann Bernhard von Höfer, 71 Jahr alt.

Beilage zum (16.) Mai dieses Jahres, betreffend die Audienz des etc. Diez bei dem König.

Als Gleim einst in einer Gesellschaft in Magdeburg mit gewohntem Enthusiasmus von Friedrich d. Gr. sprach, wurde ihm von Diez, der auch zugegen war, eben so lebhaft widersprochen und überhaupt dem König Allerlei zum Vorwurf gemacht etc. Später sprach und schrieb Diez jedoch ganz anders von Friedrich, und stimmte vollkommen mit Gleim's Ansichten und Urtheile über den König überein. Als Gleim dies erfuhr, schrieb er einen freundlichen Brief an Diez, worin er seine Freude über Diezen's Sinnesänderung bezeigte und den Wunsch zu erkennen gab, die Ursach davon zu erfahren. In der darauf erfolgten Antwort erzählt nun Diez zuerst, wie und wodurch er zu so falschen Ansichten und Urtheilen über den König verleitet worden, dann - wie er von den Ministem dem Könige zum Chargé d'Affaires in Konstantinopel mit vier oder fünf andern Personen vorgeschlagen worden, und fährt hierauf, zur Erläuterung I. seiner Sinnesänderung, fort:

"Indessen, der König greift mich heraus (aus den 5 vorgeschlagennen Personen), ich weiß nicht warum, ob ich gleich sagen muß, daß ich ihm nicht unbekannt geblieben bin, weil ich in eigenen Angelegenheiten mehrmals an ihn geschrieben habe. Er befahl aber, daß ich nicht abgehen sollte, bis er mich selbst gesehen und mir die Insituctionen selbst gegeben haben würde. Das Letztere war bis dahin immer Sache des Ministeriums gewesen. Ich mußte nun in Berlin dreizehn<319> Wochen warten, weil der König krank war; ein langer Zwischenraum, wo die Kabale noch alle Versuche machte, mich zu verdrängen. Auch war der König noch krank, als er in Potsdam den ersten Revuetag hielt: es war, glaube ich, der 29. Mai 319-+, und auf diesen Tag war ich bestellt. Ich war noch voll von den Ideen, welche Sie in Magdeburg von mir gehört hatten. Ich hatte überhaupt alle Schulideen von großen Königen verloren, nachdem ich über Friedrich weggekommen war. Ich hatte, wenn ich so sagen darf, mein System angenommen, welches mich pünktlich und fast ängstlich in Erfüllung der mir obliegenden Pflichten machte, aber auch gleichgültig, dreist und kühn gegen alle Leute, die man Große und Könige der Erde nennt. Dies hatte die Folge, daß ich vor Friedrich mit einer Fassung und Gleichmüthigkeit kam, welche er durch seine gewöhnlichen Ueberraschungen nicht aus dem Gleichgewicht werfen konnte, wie es z. B. schon bei meinem Erscheinen seine Absicht sein mochte; denn als ich in die Thür seines Kabinets eintreten wollte und den Fuß eben erst auf die Schwelle gesetzt hatte, kam er mit einer Heftigkeit auf mich los, daß er dicht vor mir zu stehen kam, ehe ich in die Stube einkommen konnte, so daß ich, wenn ich vor ihm die gewöhnliche Verbeugung hätte machen wollen, ich entweder ihn hätte vor den Kopf stoßen oder wieder zurücktreten müssen; ich that aber keins von Beiden, blieb auf der Schwelle stehen, ohne ihn zu grüßen, erwartete seine ersten Fragen, die er sehr eilig hervorbrachte, gab ihm, eben so gleichgültig als ehrerbietig, schnell meine Antworten, und so trat er selbst allmälig zurück und ich folgte ihm auf dem Fuße nach, bis er an seinen Tisch gelangte und sich in den Armstuhl warf, wo er sein Gespräch fortsetzte und ich dicht vor ihm stehen blieb. Ich bekenne, daß die Gleichgültigkeit, welche ich bewies, mit aus dem Gefühle herrührte, daß ich nicht gekommen war, um Brot zu suchen, welches ich hatte, sondern weil ich empfand, dem Staate auf dem neuen Posten im Großen besser dienen zu können, als auf meiner alten Stelle, die mich nicht mehr genug beschäftigte, nachdem ich hundertjährige Unordnungen aufgeräumt hatte. Ich nahm<320> auch Gelegenheit, dem Könige dies bemerklich zu machen und er sah mich darauf mit großen Augen an, vom Haupte bis zum Fuße, und sagte endlich: das ist lobenswürdig.

Genug, um zur Sache zu kommen; Friedrich hatte an jenem Tage früh um 4 Uhr seine Kabinets-Geschäfte verrichtet, war sodann zur Musterung gegangen, kam gegen 11 Uhr zurück, ließ sich sodann die fremden Officiere vorstellen, fetzte sich nach 12 Uhr zu Tisch, wo er bis um 2 Uhr bleiben mochte, und von da bis 3 1/2 Uhr hatte er Adjutanten bei sich, um ihre Berichte zu hören und ihnen seine Befehle für die Manoeuvres des andern Tages zu geben. Ich begegnete denen noch, als ich mit Herrn Laspeyres, der zum Schreiber bestellt war, hereingerufen ward. Hier stand ich nun neben dem Manne, der bis dahin, seit dem Augenblicke des Erwachens, vor Geschäften gleichsam nicht zu sich selbst gekommen war, und der noch krank sein sollte; nichts Krankes, nichts Müdes, nichts Erschlafftes, im Gegentheil alles an seinem Vortrag und an seinen Begriffen so frisch, so klar und durchdacht, daß, nachdem seine ersten Fragestücke vorüber waren, woraus ich im Grunde wenig machte, er meine ganze Aufmerksamkeit fesselte, als ich ihn in die Sache selbst, über den Zweck meiner Mission, über die Interessen von Preußen und anderen Mächten, auch über den Charakter und die Verfassung der Türken, mit einem Zusammenhang und Plan hineingehehörte, wovon ich bei jedem Andern, der sich sechs Monate dazu vorbereitet haben möchte, eine große Idee gefaßt haben würde. Endlich sing er an, die Instruction zu dictiren: bei jedem Absatz hielt er inne, machte Paraphrasen und spielte zugleich mit dem Windhunde, der ihm unterdessen auf den Schooß gesprungen war, und nachdem er mich jedesmal eins um das andre hatte sprechen lassen, um zu hören, ob ich seine Meinung recht verstanden, fuhr er fort zu dictiren, zu paraphrasiren, mit dem Hunde zu spielen und mich zu hören, und so ging es bis ans Ende einer zwei Bogen langen Instruction, ohne daß er sich von Laspeyres das, was geschrieben war, wieder vorlesen und sich in Zusammenhang bringen ließ, als dessen Faden er gar nicht verloren hatte. Die ganze Audienz dauerte zwei Stunden, bis gegen 5 1/2 Uhr, und ich war instruirt, wie man sein muß.

<321>

Nun aber hatte sich meine erste Gleichgültigkeit in Bewunderung verwandelt, und ich bekenne, daß ich fähig gewesen wäre, mich in dem Augenblicke niederzuwerfen, und das Genie anzubeten, denn wahr ists immer und ewig, daß großer Verstand große Wirkung thut, und daß man alsbald wahrnimmt, daß für einen Kopf von solcher Ueberlegenheit Nichts unmöglich bleibe.

Wer Friedrich war, wußte ich nun von ihm selbst, und bald nach meiner Ankunft in Stambul empfing ich mit jedem Posttage neue Proben seines umfassenden und immer ins Große gehenden Geistes. Dies Alles mußte ich Ihnen erzählen, weil ich Ihnen schuldig zu sein glaubte, die Gründe meiner Überzeugungen aus zwei verschiedenen Zeiten anzugeben." (Mitgetheilt von N. T. Z.).

Januar 1785.

A.

1. Januar 1785

Der König stattet Vormittags bei der Prinzessin Amalie, dem Prinzen Friedrich von Braunschweig und dem General von Zieten Besuche ab. Mittags große Cour bei dem König, welcher dann mit dem ganzen Hof bei der Königin speist, wie dies während des Carnevals gewöhnlich mehrere Male geschieht.

Der König läßt an den Stadt-Präsidenten Philippi mehrere Tausend Thaler auszahlen, zur Vertheilung an die Soldatenwittwen und Waisen, deren Männer und Väter im Felde geblieben sind, und an andere Arme der Stadt.

4. Januar 1785

Der König besieht die Porzellanmanufaktur und das Waarenlager und macht verschiedene Bestellungen.

5. Januar 1785

Der König läßt den Buchhändler Nicolai zu sich rufen, und unterhält sich mit ihm anderthalb Stunden.

14. Januar 1785

Formey beim König.

15. Januar 1785

Der König besucht die Prinzessin Amalie.

18. Januar 1785

Feier des Geburtsfestes des Prinzen Heinrich. Der König<322> und der ganze Hof speisen bei der Königin vom goldenen Service.

19. Januar 1785

Der König besucht den Prinzen Heinrich und die Prinzessin Amalie.

20. Januar 1785

Nach Potsdam.

24. Januar 1785

Feier des Geburtsfestes des Königs bei der Königin in Berlin.

28. Januar 1785

Der am 26sten aus Paris in Berlin angekommende Französische Gesandte am Russischen Hofe, Graf Ludwig Philipp von Segur, geht mit dem in Russischen Diensten stehenden Lieutenant, Grafen von Manteufel nach Potsdam. An diesem oder an dem folgenden Tage (den 29sten), Morgens um 7 Uhr, hatte der Graf von Segur Audienz beim König. Die Unterredung ist mitgetheilt in: Memoire ou Souvenirs et anecdotes p. Mrs. le Comte de Ségur, Paris, 1826, II.120, und in der Übersetzung von Förster, Quedlinburg, 1827, 4. Bdchn. S. 109 u. 118-130. Die gewöhnlichen Vorlesungen (von Dantal) hatten in diesem Monat am 1sten bis 3ten, 5ten bis 10ten, 12ten, 13ten, I5ten, 17ten, 21sten bis 23sten, 25sten, 27sten bis 31sten Statt. (Fortsetzung der Griechischen Redner).

B.

4. Januar 1785

Stirbt der General-Major Hans George Woldeck von Arneburg, Chef eines Kürassier-Regiments, auf seinem Gute Storkow in der Altmark, 73 Jahr alt. Bei dem Ueberfall bei Schornitz, unweit Ollmütz, hatte er den Verdienstorden erworben.

20. Januar 1785

Erscheint die Instruktion der Haupt-Urbarien-Commission, wodurch das Edict vom 12. Dezember 1784 in Vollziehung gebracht wird.

25. Januar 1785

Stirbt der General-Lieutenant, Chef eines Husaren-Regiments, Johann Paul von Werner, 78 Jahr alt, auf seinem Gute Pietschen in Schlesien.

<323>

27. Januar 1785

Starb der durch die Wiedererfindungng des sogenannten Punischen oder Eleodorischen (Maler-) Wachses berühmte Königl. Hofmaler Benjamin Calau. (S. unter Dezbr. 1772 B).

Februar.

A.

Februar 1785

Der König in Potsdam.

Vorlesungen von Dantal fanden wie gewöhnlich Abends Statt, den Isten bis 3ten, den 5ten bis 22sten, Schluß der Griechischen Redner und Anfang einiger Fragmente vom Polybius, den 23sten, 24sten Römische Geschichte von Titus Livius, bis den 28sten.

B.

12. Februar 1785

Edict, betreffend den Bauernstand.

22. Februar 1785

Beendigung der Danziger Irrungen durch den Vergleich vom 7. Septbr. 1784, welchen die Stadt jetzt unterzeichnet.

28. Februar 1785

Gewährleistung des Teschner Friedens von Seiten des Kaisers und des Reichs.

März.

A.

März 1785

Der König in Potsdam.

Vorlesungen vom 1sten bis den 20sten, 22sten, 24sten bis 31sten, unausgesetzt alle Abend: Römische Geschichte aus Tacitus, Rollin etc., den 21sten: der weiße Stier von Voltaire, den 23sten: Candide von Voltaire.

Der Minister von Finkenstein, der Dänische Gesandte von Baudissin, der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Ober-Stallmeister von Schwerin nach Potsdam.

B.

9. März 1785

Der Französische Gesandte am Russischen Hofe, Graf von Segur, verläßt Berlin und geht nach Petersburg.

14. März 1785

Stirbt in Magdeburg der General-Lieutenant Friedrich Chri<324>stoph von Saldern, Chef eines Infanterie-Regiments, 66 Jahr alt.

16. März 1785

Stirbt zu Mohrungen in Preußen der General-Lieutenant Friedrich Ludwig Graf Fink von Finkenstein, 76 Jahr alt.

25. März 1785

Stirbt in Stettin der General-Lieutenant Lewin Friedrich von Haacke, 71 Jahr alt.

Es, erscheint die zweite Abtheilung des Entwurfs eines Allgemeinen Gesetzbuchs für die Preuß. Staaten, welche die Rechte der verschiedenen Stände im Staate enthält.

April.

A.

April 1785

Der König in Potsdam (vom 25sten an in Sanssouci). Antwort des Königs an den Professor Müchler, auf dessen Gesuch, den berühmten Männern: Leibnitz, Sulzer und Lambert ein öffentliches Ehrendenkmal errichten zu dürfen: "Besonders lieber Getreuer. Denkmäler von verdienstvollen Männern sind von jeher als Aufmunterungen zu ihrer Nachahmung gestiftet worden. Ein Freiherr von Leibnitz, ein Sulzer, ein Lambert verdienen nicht weniger, daß ihr Andenken durch eben dergleichen geehrt und ihre Verdienste auf die Nachwelt gebracht werden. Vielleicht reizen auch ihre Ehrenzeichen Manchen zur Nachahmung. In dieser Hoffnung genehmige ich nunmehro Euren gestrigen Antrag, ihnen eine Denksäule nebst ihren Bidnissen und medaillon zu setzen. In der Mitte des Platzes vor meinem großen Bibliothekhause wird solche am Schicklichsten stehen. Daselbst verstatte Ich Euch, ihnen solche errichten zu lassen, und Ihr könnt Euch nur deshalb an Meinen General-Lieutenant von Möllendorf, als dortigem Gouverneur, melden, welcher salches nachzulassen heute Ordre erhält von Eurem gnädigen König. Friedrich."

Vorlesungen vom 1sten bis 17ten: Römische Geschichte,<325> den 18ten bis 24sten:Robertson's Geschichte Karl's V, den 25sten (in Sanssouci): über die Natur der Seele aus dem Lucrez, den 26sten: chronologische Geschichte Frankreichs, bis den 30sten.

Die Minister von Heinitz, von Schulenburg, von Werder, die Generale von Möllendorf, von Langefeld, von Wartenberg und der Fürst von Anhalt-Cöthen beim König.

B.

27. April 1785

Der Prinz Maximilian Julius Leopold von Braunschweig, Neffe des Königs, findet in den Fluthen der Oder bei Frankfurt als Menschenretter seinen Tod in seinem 33sten Lebensjahre.

Mai.

A.

Mai 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci). Der Abt Bastiani war seit dem Winter noch beim König.

6. Mai 1785

In Charlottenburg.

7. Mai 1785

Hält in Schöneberg über einige Regimenter der Berliner Garnison Specialrevue, besucht dann in der Stadt die Prinzessin Amalie und kehrt nach Charlottenburg zurück.

8. Mai 1785

Hält bei Schöneberg über die übrigen Regimenter der Berliner Garnison Specialrevue und geht nach Potsdam.

13. Mai 1785

Der am 10ten in Berlin aus Paris angekommene General-Lieutenant de Bouillé, in Französischen Diensten, geht zum König nach Potsdam (bleibt bis den 16ten, wo er wieder nach Berlin kommt).

17. Mai 1785

Der König an den Stadt-Präsidenten Philippi: "Der dortige Professor de la Beaux 325-+ mag in der An<326>lage zur Rechtfertigung seiner Kritik über die Französische Sprache und übrigen Schriften angeben, was er will; so belasse Ich es dennoch bei Meiner ersten Entscheidung. Er muß sich durchaus aller Anzüglichkeiten enthalten, in seinen Ausdrücken bescheiden sein und keinen Menschen beleidigen. Eine beißende Kritik bessert niemals, und dies giebt er doch zur alleinigen Absicht der seinigen an, vielmehr erbittert solche nur die Gemüther, und kann in keinem gesitteten Staate geduldet werden. Ihr müsset ihm demnach solches Alles von Meinetwegen nochmals alles Ernstes bedeuten, und ihm dabei zu erkennen geben, daß, wofern er seiner zügellosen, spitzigen und beleidigenden Schreibart nicht gehörige Grenze nach obiger Vorschrift setzen sollte, er dafür brav auf die Finger geklopft, und dafür unausbleiblich gestraft werden soll. Ihr müsset ihm solches nur gerade heraus zu seiner Warnung sagen."

12. Mai 1785

Der König an die verwittwete Herzogin von Braunschweig (Mutter des oben erwähnten, in den Fluthen der Oder umgekommenen Prinzen Leopold): "Meine verehrungswürdige Schwester. Es sind über siebzig Jahre, seit ich auf der Welt bin, und während dieser ganzen Zeit habe ich nichts als sonderbare Spiele des Glücks gesehen, welches zu einigen angenehmen Vorfällen, die uns begegnen, nicht wenig widrige mischt. Wir schweben beständig zwischen vielem Kummer und einigen vergnügten Augenblicken. Dies ist, meine liebe Schwester, das gewöhnliche Schicksal aller Menschen. Jungen Leuten muß der Verlust ihrer Verwandten und Freunde empfindlicher sein, als den Alten. Die ersten vermissen lange die Freiheit die ihnen der Tod entzogen hat, dagegen Leute von unserm Alter wissen, daß sie ihnen bald folgen werden. Die Abgeschiedenen sind<327> nun vor allen Unglücksfällen gesichert; wir, die wir am Leben bleiben, sind denselben beständig ausgesetzt. Alle diese Betrachtungen, meine liebe Schwester, sind nicht sehr tröstend; ich gestehe es gern. Glücklicherweise giebt Ihnen Ihre Weisheit und Ihr Geist die Stärke, dem Schmerz zu widerstehen, den eine zärtliche Mutter bei dem Verluste eines ihrer herzlich geliebten Kinder fühlen muß. Möge der Himmel fort, fahren, Ihnen beizustehen, und mir eine Schwester erhalten, die das Glück meines Lebens ist. Glauben Sie, meine liebe Schwester, daß ich mit der zärtlichsten Zuneigung und mit der vollkommensten Hochachtung bin Meine verehrungswerthe Schwester Ihr treuer Bruder und Diener Friedrich."

17. Mai 1785

und den 19ten. Hält der Konig über die in Potsdam stehenden und einige andere aus den benachbarten Garnisonen eingerückte Regimenter Specialrevue.

20. Mai 1785

Von Potsdam zur großen Revue bei Schöneberg und Tempelhof, dann nach Berlin.

21. Mai 1785 bis 23. Mai 1785

Manövre bei Berlin, dann nach Potsdam.

25. Mai 1785

Zur Revue nach Magdeburg - Hauptquartier Corbelitz - bis den 28sten.

28. Mai 1785

Abreise von Cörbelitz und Ankunft in Sanssouci.

Nach der Berliner Revue erhielten der General-Major von Pfuhl, und die Obersten von Troschke und von Brosicke ansehnliche Geldgeschenke vom König.

Vorlesungen den 1sten bis 5ten, den 8tcn bis 12ten: Geschickte von Frankreich, den 13ten: von der Größe und dem Untergang der Römer etc. von Montesquieu und Mably, den 14ten bis 19ten 23sten und 24sten, 28sten bis 31sten: aus Moliere.

B.

8. Mai 1785

Der ehemalige Französische Staatsminister, Herzog Stephan Franz von Choiseul stirbt in Paris, 66 Jahr alt.

<328>

20. Mai 1785

Stirbt zu Riesenburg der General-Lieutenant, Chef eines Dragoner, Regiments, Nic. Alex. von Pomeiske, 68 Jahr alt. In den Schlachten von Prag und Collin hatte er den Verdienstorden erworben.

Juni.

A.

1. Juni 1785

Der König aus Sanssouci, früh um 4 Uhr, nach Cüstrin, wo er sich mit dem Geh.-Finanzrath Schütze wegen der Statt gehabten Überschwemmungen bespricht, hält dann Revue und geht weiter nach Westpreußen.

2. Juni 1785

In Stargard, Revue bis den 4ten.

5. Juni 1785

Früh um 3 Uhr nach Graudenz; Revue, Hauptquartier Mockerau.

10. Juni 1785

Ganz früh, Abreise von Mockerau. Ankunft in Müncheberg (Nachtquartier).

11. Juni 1785

Nachmittag um 5 Uhr, Ankunft in Berlin und gleich darauf Abreise nach Potsdam.

13. Juni 1785

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam (Sanssouci) zur Ministerconferenz, bis den 14ten.

29. Juni 1785

Der König an Condorcet:

- etc. - "Was Ihre Meinung von den Strafen der Verbrechen betrifft, so ist es mir angenehm, daß Sie darin mit dem Marchese Bekkaria übereinstimmen. In den meisten Ländern werden Verbrecher nur dann mit dem Tode bestraft, wenn sie schreckliche Handlungen begangen haben; Vatermord, Vergiftung und ähnliche Verbrechen erfodern harte Todesstrafen, damit verderbte Menschen, die dergleichen zu begehen fähig waren, durch Furcht davon abgehalten werden.

Die Folter ist hier, so wie in England, beinahe schon seit fünfzig Jahren abgeschafft. Der Grund davon leuchtet sehr stark ein. Es kommt dabei nur auf die feste und starke Constitution dessen an, der sie bekommt. Ein Mittel, daß durch Schmerz ein Geständniß der Wahrheit, aber auch eine Lüge,<329> erpressen kann, ist zu ungewiß und gefährlich, als daß man es anwenden könnte. Doch weiß ich leider, daß die Philosophie nicht in allen Ländern ihr Haupt aufheben darf."

Vorlesungen den 12ten bis 21sten: aus Moliere, den 22sten bis 30sten: aus Lucian.

Der König schenkt den Obersten von Norrmann, von Kannewurf und von Grollmann jedem 2000 Thlr.

Der Minister von Finkenstein und der Hannoversche Minister von Beulwitz beim König in Potsdam.

B. Der General-Lieutenant, Marquis de Bouillé reist von Berlin nach Paris zurück.

Juli.

A.

Juli 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci). Kabinetsschreiben des Königs an die Bauerschaften in der Grafschaft Ravensberg:

"Sr. Königl. Maj. getreue Unterthanen in der Grafschaft Ravensberg haben blos ihrer guten Aufführung beizumessen, daß Höchstdieselben ihnen dieses Jahr einen Theil der Contribution erlassen haben. Dergleichen Unterthanen verdienen, daß ihr Landesvater sie so viel als möglich unterstützt. Höchstgedachte Se. Königl. Maj. nehmen daher ihren Dank mit gnädigstem Wohlgefallen an, und versichern, dieselben bei fernerhin verspürter Deutscher Treue Dero fernere Huld und landesväterliche Vorsorge."

12. Juli 1785

Die Prinzessin Amalie und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig nach Potsdam zum König, wo zugleich die verwittwete Herzogin von Braunschweig, Schwester des Königs, und deren Tochter, die Aebtissin von Gandersheim, aus Braunschweig eintreffen (bleiben bis den 19ten). Der Prinz Friedrich von Braunschweig, der General<330> von Gaudi, der Ober-Kammerherr von Sacken, der Kammerherr von der Reck an verschiedenen Tagen beim König. Vorlesungen den 1sten bis 11ten: aus Lucian, den 19ten bis 22sten: aus dem Buche Ie bon sens und den 22sten bis 31sten: Ovid's Metamorphosen.

B.

23. Juli 1785

Abschluß und Unterzeichnung des Tractats des Fürstenbundes 330-+. (S. Dohm's Denkwürdigkeiten III. 185).

August.

A.

1. August 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci) empfängt den General-Major, Marquis de la Fayette und den Obersten von Gourion, beide in Französischen Diensten. (Den 3ten waren sie wieder in Berlin).

5. August 1785

Der Minister von Finkenstein und der Hannoversche Minister von Beulwitz zum König nach Potsdam.

<331>

9. August 1785

Der König an Grimm: "Die Medaille auf Herrn d'Alembert, die Sie so gütig waren, mir zu überschicken, habe ich erhalten. Ich wünschte, man hätte ihm seine Perücke gelassen, da er sie zu tragen pflegte; denn nichts befördert die Ähnlichkeit so sehr, als wenn Jemand in der Tracht abgebildet wird, in der man ihn gewöhnlich gesehen hat. etc."

12. August 1785

Der König an den Magister Heynatz in Frankfurt a. d. O.: "Hochgelahrter, lieber Getreuer. Ich danke Euch für das Mir unter dem 10ten zugesandte Exemplar Eurer Anweisung zur Deutschen Sprache. Dies kleine Werk ist ein neuer Beweis Eures Diensteifers in Eurem Beruf, weil Ihr darin auch den Anfängern nützlich werden wollet. Wenn diese gleich anfangs gegen die Sprachfehler verwahret werden, so können sie hernach mit weniger Mühe es in dieser Sprache weit bringen; und was ist rühmlicher für einen Deutschen, als rein Deutsch sprechen und schreiben. Ich wünsche, daß Ihr dazu noch fernerhin viel beitragen möget, und bin Euer gnädiger König. Friedrich."

13. August 1785

Der General von Möllendorf und der Minister von Werder beim König in Potsdam, desgleichen der Graf von Friedrichsruh und der Prinz Friedrich von Braunschweig. Früh um halb 4 Uhr Abreise des Königs nach Schlesien zu den gewöhnlichen Revuen. Mittags Ankunft in Frankfurt a. d. O., Abends in Crossen.

17. August 1785

In Glogau. Hier besichtigte der König sogleich die Festungswerke und ging dann nach Goldberg, wo er über Nacht blieb. (Ein Jahr nachher war dies sein Sterbetag). Nach Hirschberg 331-+ und über Bolkenhayn nach Schweidnitz.

<332>

19. August 1785

Nach Silberberg, Glatz und Nimptsch.

20. August 1785

Früh, Ankunft des Königs im Hauptquartier Groß-Tiez, wo er seine Wohnung im Hause des Schulzen des Dorfs nimmt.

<333>

Bei diesen großen Manövres, den letzten, welche der König in Schlesien abhielt, waren sehr viele fremde Officiere gegenwärtig, untern andern folgende: Englische Officiere: der Herzog von York, er war aus Hannover über Breslau in Groß-Tiez angekommen, Lord Cornwallis, General-Lieutenant, die Obersten Fox, Dundas, Abercrombi, Oberst-Lieutenant Murray, Chevalier Gray, Major Rütschin, die Capitains Ramoden, Crawfort, Matthew, Trevillain, Ramsden, Lennox, Lieutenant Barry. Ferner Französische Officiere: Mareschal de Camp, Marquis de la Fayette, Brigade General de Portail, die Obersten de Gourion, de Fumel, de Dumesnil, die Capitains Graf de Gondricourt, Marquis de Zumillac. Sächsische Officiere: Herzog Constantin von Sachsen-Weimar, General-Major, Graf Bellegarde, die Majors von Polenz und von Thiele, die Capitains Graf Stollberg und von Dreßler, Rittmeister von Dombrowsky, die Lieutenants von Warnsdorf und<334> von Schönfeld. Von Polnischen Officieren: der General-Major, Graf Lubomirsky 334-+.

21. August 1785

Der König läßt einige Kavallerie-Manövres ausführen.

22. August 1785 bis 25. August 1785

Große Manövres.

24. August 1785

Hatte der König an sechs Stunden bei dem Manövre im größten Regen zugebracht, so daß er ganz durchnäßt in sein Quartier zurückkehrte, doch war er bei der Mittagstafel, zu welcher, außer den inländischen Generalen, auch viele von den fremden Officieren eingeladen waren, als: der Herzog von York, der Herzog von Sachsen-Weimar, Lord Cornwallis, Marquis de la Fayette etc. Nachmittags befiel den König ein Fieber.

25. August 1785

Der König, von dem Fieber gänzlich befreit, hielt auch diesen letzten Manövretag wie die vorigen ab. Nach dem Manövre und kurz vor der Parole erhielt der General-Lieutenant und Chef eines Kürassierregiments von Dalwig den schwarzen Adlerorden. Ein Augenzeuge sagt: "Diese Parole (die letzte, welche der König in Schlesien ausgab) hatte etwas sehr Feierliches. Der König stand mit entblößtem Haupt, und eben so eine große Menge Generale und Officiere, welche die Befehle des Monarchen erwarteten; eine große Anzahl fremder Officiere von vielerlei Nationen bewunderten ehrfurchtsvoll die Befehle des größten Königs, und es herrschte durchgehends eine solche Stille, daß man auch nicht das geringste Geräusch hörte."

25. August 1785

Abreise des Königs aus Groß-Tiez, über Neisse nach Brieg (Nachtquartier).

26. August 1785

Von Brieg in Breslau angekommen, wo auch der Herzog von<335> York und die fremden Officiere aus Groß-Tiez eintreffen. Beim König große Tafel.

27. August 1785

Beim König große Mittagstafel, wobei der Herzog von York etc., und Abends ward auf Befehl des Königs zur Unterhaltung des Herzogs im Gartensalon der Kaufleute ein glänzendes Souper und Ball gegeben, wobei im Garten eine prachtvolle Illumination Statt fand.

28. August 1785

Beim König große Mittagstafel, Abends ward im Schauspielhause die Oper: der Hypochondrist aufgeführt, und nachher fand auf Königl. Befehl und Kosten eine Freiredoute Statt. Unter vielen in Breslau anwesenden Fremden befanden sich auch der Bischof von Cujavien, Graf Rybinsky, Fürst Lichnowsky, Fürst von Schöneich-Carolath etc. Der Herzog von Weimar war von Groß-Tiez aus nach Sachsen zurückgekehrt.

29. August 1785

Abreise des Königs aus Breslau, bis Grüneberg.

30. August 1785

Ankunft des Königs in Potsdam (Mittags).

Vorlesungen in diesem Monat: den 1sten bis 15ten und den 31sten: Geschichte von Frankreich von Hénault.

B.

3. August 1785

Der Minister von Zedlitz legt den Grundstein zu dem auf Königl. Kosten in Berlin neu zu erbauenden Charitégebäude.

24. August 1785

Instruction für die Infanterien Regimenter (Mil.-Wochenbl. 1833, Nr. 903).

25. August 1785

Ward zur Vollendung des Baues des sogenannten Deutschen Thurms auf dem Gensd'armenmarkt in Berlin mit großer Feierlichkeit auf der Kuppel des Thurms die Figur, die siegende Tugend vorstellend, aufgestellt.

28. August 1785

Instruction für den General-Inspector der Infanterie in Schlesien, den General-Major von Götzen.

September.

A.

September 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci).

<336>

9. September 1785

In Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht verschiedene Bauten in der Stadt, und geht Nachmittag nach dem Gesundbrunnen, wo er übernachtet. Seit dieser Zeit kam der König nicht wieder nach Berlin.

10. September 1785

Auf dem Wedding bei dem Artillerie-Manövre, dann nach Potsdam.

12. September 1785

Der Herzog von Curland beim König 336-+.

15. September 1785

Ward auf Befehl des Königs in dem Opernhause zu Berlin ein großer maskirter Ball gegeben, wo die Königin, die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, der Herzog von York und der Herzog von Curland mit seiner Gemalin zugegen waren.

18. September 1785

In der Nacht zum 19ten hatte der König einen Anfall vom Stickfluß, worauf sich am andern Tage das Podagra einstellte.

19. September 1785

Der Prinz Friedrich von Braunschweig, der am 7ten aus Breslau in Berlin angekommene Herzog von York, der General-Lieutenant Lord Cornwallis, General-Major vonGrenville, die Obersten von Goldwarry und Dundas, die Capitains von Crawfort und von Löwe, in Englischen und letztere beide in Hannoverschen Diensten, der aus Wien zurückgekommene General-Major (Mareschal de Camp) Marquis de la Fayette, der Oberst von Gourion, in Französischen Diensten, nach Potsdam, desgleichen der Herzog von Curland und mehrere fremde Officiere, die meisten von denen, die bei dem Schlesischen Manövre gewesen waren, als: die Obersten Lennox, Ramsden, die Generale Robert, Boyt etc.

19. September 1785

In Potsdam Oper Il mercato.

20. September 1785

Der Französische General Marquis de Bouillé und meh<337>rere Preußische Generale etc. aus Berlin nach Potsdam. Abends wird daselbst die Oper l'Albergatrice aufgeführt.

21. September 1785

22sten und 23sten wurde das gewöhnliche große Herbst-Manövre bei Potsdam in Gegenwart einer großen Zahl fremder Officiere abgehalten, doch konnte der König Krankheit halber nicht dabei sein, die Musterung der Regimenter hielt der General von Rohdig ab, und die Manövre der Prinz von Preußen. Die Dispositionen dazu, so wie die Parole, gab der König täglich den in seinen Zimmern versammelten Generalen 337-+.

Vorlesungen den 1sten: Schluß der Geschichte von Frankreich, Anfang von Homers Iliade, übersetzt von v. Rochefort bis den 5ten, den 6ten bis 8ten: Candide, den 10ten bis 14ten: Cornelius Nepos, dann Römische Geschichte<338> bis den 18ten, den 19ten, 20sten wegen der Krankheit des Königs und den 21sten bis 23sten wegen der Manövres keine Vorlesung; vom 24sten bis 26sten: Fortsetzung der Römischen Geschichte, den 27sten, 29sten und 30sten: Universalgeschichte von Diodorus Siculus, Geschichte der Egyptier etc.

B.

3. September 1785

Stirbt in Neisse der General Hans Christian von Rothkirch, 67 Jahr alt.

10. September 1785

Abschluß eines Handelstraktats mit Nordamerika. Unterzeichnet im Haag von dem Preuß. Minister von Thulemeier und den Amerikanischen Ministern Adam Jefferson und Franklin.

13. September 1785

Stirbt in Kreuzburg der General-Major Hans Cristoph von Rosenbusch, Chef eines Husaren-Regiments, 67 Jahr alt.

28. September 1785

Der General de la Fayette nach Rheinsberg.

Oktober.

A.

Oktober 1785

Der König in Potsdam (Sanssouci).

24. Oktober 1785

Der König an Grimm:

- etc. - "Die Erscheinung einiger Franzosen in diesem Lande, unter andern des Herrn de la Fayette, konnte ich nicht viel benutzen, da ich vier Wochen in der Gesellschaft des Podagras weniger angenehm zubrachte, als ich es mit diesen Herren gethan haben würde. etc."

24. Oktober 1785

Der König an Condorcet:

- etc. - "Nun zu den Gesetzen, die Herr Bekkaria so schön erklärt hat, und worüber auch Sie geschrieben haben. Ich bin ganz Ihrer Meinung, daß die Richter sich mit ihren Sentenzen nicht übereilen müssen, und daß es besser ist, einen Strafbaren am Leben zu lassen, als einen Unschuldigen zu tödten. Indeß glaube ich aus Erfahrung bemerkt<339> zu haben, daß man keinen von den Zügeln, durch welche man die Menschen leitet, nämlich Strafen und Belohnungen, vernachlässigen muß, und es giebt Fälle, wo ein Verbrechen, eben nicht, weil es schrecklich ist, strenge Bestrafung erfodert. Meuchelmörder und Mordbrenner z. B. verdienen die Todesstrafe, weil sie sich eine tyrannische Gewalt über das Leben und das Vermögen anderer Menschen angemaßt haben. Ich gebe zu, daß ein ewiges Gefängniß in der That eine härtere Strafe ist als der Tod, aber es fällt nicht so auf, wie eine Hinrichtung, die vor den Augen der Menschen geschieht. Dergleichen Schauspiele machen mehr Eindruck, als vorübergehende Vorstellungen von den Qualen derer, welche in einem Gefängniß schmachten. Ich habe in unsern, Lande alles gethan, was ich konnte, um die Rechtspflege zu verbessern, und den Mißbräuchen bei den Tribunalen abzuhelfen. Engeln könnte dies gelingen, wenn sie sich mit diesem Geschäfte befassen wollten. Aber da wir mit diesen Herren in gar keiner Verbindung stehen, so müssen wir uns denn wohl unsers Gleichen bedienen; und die bleiben immer weit hinter der Vollkommenheit zurück."

Vorlesungen den 1sten bis 7ten: Fortsetzung der Universalhistorie, Geschichte der Indianer, Geschichte des Bachus, des Herkules, der Medea etc., dann Geschichte Griechenands bis den 31sten.

B.

Oktober 1785

In Königsberg i. Pr. stirbt der General-Major Friedrich Alexander von Rothkirch, 61 Jahr alt. In dem Gefecht bei Reichenbach hatte er den Verdienstorden erworben. Der General de la Fayette geht Anfangs dieses Monats nach Magdeburg.

29. Oktober 1785

In Potsdam feiert die Französische Colonie ihr hundertjähriges Stiftungsfest.

31. Oktober 1785

Stirbt der Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel.

<340>

November.

A.

November 1785

Der König in Sansouci.

8. November 1785

Von Sanssouci nach dem Schlosse in der Stadt.

11. November 1785

Der Herzog Ferdinand von Braunschweig zum König nach Potsdam.

Vorlesungen den 1sten bis 5ten: Griechische Geschichte, den 6ten bis 17ten: Römische Geschichte Schluß, dann Einiges über Ackerbau und Handel, den 18ten: La vie des 12 Cesars par Julien, Rollin, manière d'enseigner et d'étudier les belles lettres bis den 25sten, den 26sten: Verschiedene Begebenheiten aus der Römischen Geschichte aus demselben Werke bis den 30sten.

Beim König waren an verschiedenen Tagen: die Minister von Schulenburg, von Werder, der Geh.-Finanzrath Schütz, die Generale von Wartenberg, von Prittwitz, der Graf von Görtz, Preußischer Gesandter am Russischen Hofe, und der Prinz von Nassau-Saarbrück.

B.

8. November 1785

Friedenstraktat zwischen dem Kaiser und der Republik Holland, geschlossen zu Fontainebleau.

20. November 1785

Stirbt der General-Lieutenant Johann Georg Wilhelm von Keller, 75 Jahr alt.

23. November 1785

Feiert das Ober-Collegium medicum in Berlin seine hundertjährige Stiftung.

27. November 1785

Stirbt in Cöslin der General-Lieutenant Constantin von Billerdeck, 76 Jahr alt. In dem Gefecht bei Nimburg hatte er den Verdienstorden erworben.

In diesem Monat starb der aus der Geschichte Friedrich Wilhelms I bekannte Hofrath Morgenstern. Sein Gehalt von 500 Thlr., welches auf die Kämmerei-Kasse zu Breslau angewiesen ward, vertheilte der König so, daß dem<341> Professor Garve 200 Thlr., dem Rektor Lüberkühn in Breslau 150 Thlr., und zur Versorgung von Officierwittwen 150 Thlr. davon angewiesen wurden.

Dezember.

A.

Dezember 1785

Der König in Potsdam. Er geht dies Mal nicht zum Carneval nach Berlin.

2. Dezember 1785

Der Minister von Finkenstein mit dem Englischen Gesandten Dalrymple nach Potsdam zum König.

12. Dezember 1785

Der König an Condorcet: "Für die akademischen Lobschriften, welche Sie mir geschickt haben, bin ich Ihnen recht sehr verbunden. Ich stimme ganz mit Ihnen in der Meinung überein, daß der Styl der Prosaisten von dem Alter eben so geschwächt wird, wie das Feuer der Dichter, und daß man zu allen bejahrten Schriftstellern mit Boileau sagen muß: Elender, lass' in Ruh dein schon ergrautes Roß, Und fürchte, daß einst schnell, entkräftet, athemlos Es niederstürzt, und dann den Herrn im Sande läßt. Ich rechne noch immer darauf, daß Sie Sich gütigst bemühen werden, mir einen gewissen Herrn l'Evesque, von dem ich viel Gutes gehört habe, zum Professor der Philosophie zu verschaffen, den meine Akademie höchst nöthig braucht. Für Ihre Theilnahme an meiner Gesundheit danke ich Ihnen. In meinem Alter muß man immer einen Fuß im Steigbügel haben, damit man, wenn Rabelais Viertelstunde schlägt, zur Abreise bereit ist."

22. Dezember 1785

An diesem Tage hatte der König eine Unterredung mit Gleim (Nachmittags 2 Uhr). (Siehe Gleim' s Leben von Körte, Halberstadt, 1811, S. 219 und Verl. Monatsschnft 1786, 7. Bd. S.91).

30. Dezember 1785

Der Prinz Heinrich kommt zum König nach Potsdam (blieb bis den 2. Jan. 1786).

<342>

In Potsdam waren an verschiedenen Tagen: die Generale von Prittwitz, von Möllendorf, von Wartenberg, der Französische Oberst du Chatelet, die Minister von Werder, von Schulenburg, der Ober-Stallmeister von Schwerin und der Prinz Friedrich von Braunschweig

Vorlesungen den 1sten und 2ten: Fortsetzung von Rollin manière etc. und Anfang des Buches Pensées diverses de Bayle sur un comet qui parut en france bis den 19ten, dann: Auszug aus Bayle's Lexicon bis den 31sten.

B.

10. Dezember 1785

Stirbt der General-Major George Ernst von Holzendorf, Chef der ganzen Feldartillerie, 72 Jahr alt.

26. Dezember 1785

Anfang des Carnevals. Ordnung: Sonntag: Cour bei der Königin; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper. Die beiden Opern waren: 1) Artemisia, 2) Orest und Pilades.

Januar 1786.

A.

Januar 1786

Der König in Potsdam.

Der König läßt für die Berliner Hausarmen und Soldadatenwittwen dem Stadt-Präsidenten Philippi mehrere Tausend Thaler auszahlen.

14. Januar 1786

Der Geheime-Rath Formey beim König. (Souvenir d'un citoyen. I. 130).

19. Januar 1786

Der regierende Herzog von Sachsen-Weimar Karl August beim König (blieb bis den 23sten).

23. Januar 1786

Der König an den Grafen von Gertz: "J'ai tres bien reçu, par Votre lettre d'hier ce paquet de livres que le Comte de Mirabeau Vous a prié de me faire passer. Vous m'obligerez de<343> l'en remercier affectueusement de ma par. Je serai, je l'avoue, tres curieux de savoir par quel heureux hasard ce voyageur a poussé jusqui'ici, et Vous me feriez plaisir de me le dire. Sur ce etc." 343-+

23. Januar 1786

Antwort des Königs an den Grafen Mirabeau auf dessen Gesuch, sich dem König vorstellen lassen zu dürfen: "Monsieur de Comte de Mirabeau. Je serai bien aise de faire Votre connaissance et je suis bien sensible à l'offre que Vous venez de me faire, de Vous rendre ici pour cet éffet. Si Vous voulez me faire ce plaisir aprês-demain, le 25. de ce mois, et Vous adresser au Général-Major Comte de Goertz, je

pourrai Vous voir encor le même jour. En attendant je prix Dieu etc."

24. Januar 1786

In Berlin wird das Geburtsfest des Königs bei der Königin gefeiert.

25. Januar 1786

Unterredung des Königs mit dem Grafen Mirabeau.

27. Januar 1786

Der Herzog von Sachsen-Weimar wieder nach Potsdam zum König (bis den 29sten), desgleichen der General von Molle ndorf (bis den 29sten).

<344>

28. Januar 1786

Antwort des Königs an den Grafen Mirabeau auf dessen in obiger Note erwähntes Schreiben vom 26sten: "Monsieur le Comte de Mirabeau. Je n'ai qu'être bien sensible à la confidence que Vous me faites dans Votre lettre du 26. des raisons qui Vous ont engagé à Vous expatrier, avec la permission de

Votre Souverain, et à chercher dans l'étranger, à faire valoir Vos talens avec plus de succes 344-+. Vous pouvez être persuadé que je Vous en garde le secret, et que je m'interesserai tousjour du sort d'un homme de votre mérite souhaitant de bien coeur qu'il soit de plus favorables, et conform à Votre attente.

D'ailleurs, il dependra entiérement de Vous, de

Vous arreter à Berin, jusqu'à l'arrivé de Mr. Votre frère qui veut me demander la permission d'assiter aux manoeuvres. Ce dessein me fait d'autant plus de plaisir que j'espére dans cet intervalle, d'avoire celui de Vous voir encor und couple de fois, pour Vous assurer de bouche de tous mes sentiments pour Vous. En attendant jepris Dieu etc."

28. Januar 1786

In Potsdam Opera buffa.

?? Januar 1786

Der König an Condorcet: "Hat irgend Jemand gerechte Ansprüche auf meine Briefe an den verstorbenen Herrn d'Alembert; so sind Sie es gewiß. Aber sie wurden nicht dazu geschrieben, daß sie ans Licht kommen sollten; sie können, da sie bloßes Geschwätz enthalten, weder unterrichten noch belustigen. Ich werde Ihnen daher sehr verbunden sein, wenn Sie auf die beste Art zu verhindern suchen, daß man sie bekannt macht. Um dies zu bewirken, dürfen Sie Sich nur die Correspondenz als ein Depositum ausliefern lassen, in bessere Hände kann sie nicht kommen. Das Reisegeld für den Herrn l'Eves<345>que 345-+ habe ich in Paris auszuzahlen befohlen. Hat er sich in Petersburg, wo er, wie ich höre, einige Jahre gewesen ist, wohl befunden; so wird er nun, da er seinem Vaterlande näher kommt, das hiesige Land im Klima und in den Sitten um so weniger von demselben verschieden finden." Vorlesungen vom 1sten bis 9ten: Auszug aus Bayle's Lexicon, 9ten: Anfang der Lebensgeschichte des Prinzen Condé bis den 21sten, den 22sten: Leben Türenne's bis den 28sten, den 29sten: Memoiren des Türenne bis den 31sten.

Beim König waren an verschiedenen Tagen: der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Englische Minister Lord Whitworth etc.

Der König giebt dem Minister von Werder 2000 Thlr. jährlich Zulage.

B.

4. Januar 1786

Stirbt der berühmte Gelehrte Moses Mendelssohn in Berlin (in dem Hause Spandauer Straße Nr. 68).

27. Januar 1786

Stirbt in Berlin der General von Zieten, 86 Jahr alt (in seinem Hause Kochstraße Nr. 62).

In Graudenz stirbt der General, Major Karl Konrad von Klitzing, 59 Jahr alt.

Februar.

A.

Februar 1786

Der König in Potsdam.

5. Februar 1786

Mittelst Kabinetsordre des Königs vom 5ten und einer frühern vom 25. Januar ernennt der König den Minister von Heinitz zum Oberaufseher der Akademie, der Kunst- und Maler-Akademie, welcher der König zugleich einen Fond zur Verbesserung der Gehalte der Professoren, als auch zu den Kosten für Prämien, Modelle, Ausstellungen etc. anweiset.

<346>

Den 11ten war unter dem Vorsitz des Ministers von Heinitz die erste Zusammenkunft sämmtlicher Mitglieder, in welcher nach dem unter dem 20. März 1699 der Akademie ertheilten Reglement die nöthige Einrichtung für die Zukunft besprochen wurde.

6. Februar 1786

Der König an Condorcet: "Ich bin Ihnen sehr verbunden, daß Sie Sich bemühen wollen, die Bekanntmachung meiner Correspondenz mit dem verstorbenen Herrn d'Alembert zu verhindern. Meine Briefe verdienen nur dem Vulkan geopfert zu werden; sie sind für das Publikum weder belustigend noch interessant. Uebrigens ist man ja in unserm Jahrhundert, das mehr schlechte als gute Werke hervorbringt, schon zu sehr mit dergleichen überhäuft, als daß die meinigen noch hinzukommen dürften.

Damit, daß Sie mir einen Puristen und einen Professor für die Militair-Akademie verschafft, haben Sie mir einen wahren Dienst erwiesen."

7. Februar 1786

Der Minister von Finkenstein und der Preußische Gesandte am Kaiserlichen Hofe, Graf von Podewils, zum König nach Potsdam.

21. Februar 1786

General von Wartenberg zum König nach Potsdam.

23. Februar 1786

Der Minister von Heinitz zum König nach Potsdam. Vorlesungen den 1sten bis 10ten: die Feldzüge Türenne's, den 10ten bis 24sten: Geschichte Gustav Adolph's, den 24sten bis 28sten: Geschichte Ludwig's XI aus Mezerai histoire de France.

Am 4ten wurde die Vorlesung oft unterbrochen, da der König mehrmals in Schlaf verfiel.

März.

A.

März 1786

Der König in Potsdam.

8. März 1786

Der Prinz Heinrich zum König nach Potsdam (bleibt bis den 13ten).

<347>

13. März 1786

Der Prinz Friedrich von Braunschweig zum König nach Potsdam.

13. März 1786

Kabinetsordre des Königs, in welcher er befiehlt, daß wenn Jemand in einer Schlägerei getödtet oder so beschädigt wird, daß er daran stirbt, der Thäter, ohne daß auf seine etwanige Entschuldigung geachtet werden dürfe, sofort am Leben gestraft werden solle. Ferner: daß diejenigen, welche die öffentliche Sicherheit auf der Heerstraße stören, die Reisenden überfallen etc., insultiren oder beleidigen, zur lebenswierigen Festungsarbeit verurtheilt werden sollen.

20. März 1786

Der Prinz Ferdinand, Bruder des Königs, und der Prinz Eugen von Würtemberg zum König (blieben bis den 23sten oder 24sten), desgleichen der General-Major von Eglofstein in Potsdam.

?? März 1786

General-Major von Könitz in Potsdam.

Vorlesungen den 1sten bis 29sten: Mezerai histoire de france, den 29sten bis 31sten: Voltaire's Versuch über die Sitten und den Geist der Nationen.

B.

7. März 1786

Stirbt der Königl. Concertmeister Franz Benda, 76 Jahr alt.

21. März 1786

Stirbt im Invalidenhause bei Berlin ein Officier, welcher (1709) unter der Compagnie großer Leute gedient hatte, die König Friedrich Wilhelm I noch als Kronprinz sich errichtet hatte. Sein Name war Bernhard Maximilian von Ostheim. 1724 stand er bei der großen Garde in Potsdam, dann bei dem damaligen Markgraf Heinrichschen Regiment und 1748 kam er in das neu erbaute Invalidenhaus. Er hatte ein Alter von 99 Jahr erreicht.

23. März 1786

Specialbefehl: daß weder die Bauern noch die Bürger in kleinen Orten, wo sie nicht die Wachen besetzen, Schießgewehre haben sollen.

Es erscheint die dritte Abtheilung vom ersten Theil des Entwurfs zu einem Allgem. Gesetzbuch für die Preuß. Staa<348>ten, welche von den Rechten und Pflichten des Staats gegen seine Bürger und auch vom Vormundschafts- und Criminal-Recht handelt.

April.

A.

April 1786

Der König in Potsdam - schon sehr leidend 348-+.

12. April 1786

Der Minister von Finkenstein zum König nach Potsdam (blieb bis ungefähr den 24sten).

In der ersten Hälfte dieses Monats war es, wo der König an einem schönen Tage gegen Mittag sich auf die sogenannte grüne Treppe vor dem Schlosse in Potsdam tragen ließ, um sich an den warmen Sonnenstrahlen zu erquicken. Als er hier schon eine Weile gesessen, bemerkte er, daß die beiden Genadiere, welche da Schildwach standen, immer das Gewehr scharf beim Fuß hatten. Er winkte einen zu sich heran, und sagte mit gütigem Ton: "Geht Ihr immer nur auf und nieder; Ihr könnt nicht so lange stehen, als ich hier sitzen kann."

15. April 1786

Der König an Mirabeau: "Monsieur le Comte de Mirabeau, comme des circonstances imprévues, à ce que je vois par Votre

lettre du 14. de ce mois, exigent Votre promte retour en France, Vous me ferez plaisir, au cas que Vous preniez la route par ici, de me faire savoir Votre arrivée en cette ville, agréez en attendant mes remercimens de tous ce que Vous me dites d'obligant, et soyez assuré etc."

Hierauf hatte Mirabeau noch eine kurze aber "sehr lebhafte" Unterredung mit dem König, die ihn (Mirabeau)<349> jedoch, weil der König sehr leidend war und nur mit großer Beschwerde Athem holen konnte, so beängstigte, daß er sie möglichst abzukürzen suchte und noch denselben Abend abreiste.

17. April 1786

Der König verläßt das Schloß in Potsdam und fährt früh um 6 Uhr nach Sanssouci, wobei er einen großen Umweg von einigen Meilen über Kaputh, Ferch, Petzow und Baumgartenbrück machen läßt 349-+. Die gewöhnliche Umgebung des Königs in Sanssouci, um diese Zeit, bestand aus folgenden Personen: dem General-Lieutenant, Graf Karl Friedrich Adam von Gertz, General-Major und Ober-Stallmeister, Graf von Schwerin, dem Kammerherrn, Marquis von Lucchesini und dem Oberst, Graf von Pinto.

18. April 1786

Der König an Grimm: "Ich habe Anfälle von Engbrüstigkeit gehabt, durch die ich bisweilen ziemlich krank gewesen bin, und befinde mich auch noch jetzt in eben den Umständen. Daher begnüge ich mich, Ihnen den Empfang Ihres und der beiliegenden Briefe zu melden, ohne mich in etwas Specielleres einzulassen. Sie werden die Güte haben, die Einschlüsse gehörigen Orts zu besorgen. Und hiermit etc."

18. April 1786

19. April 1786

und 20sten fuhr der König aus.

<350>

21. April 1786

22. April 1786

und 24sten ritt er aus.

28. April 1786

Bekam der König einen Anfall vom Fieber.

Vorlesungen fanden Statt: den 1sten bis 7ten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch über die Sitten, den 8ten keine Vorlesung, weil der König um die zum Vorlesen bestimmte Stunde schlief, den 9ten bis 13ten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch, den 14ten bis 16ten keine Vorlesung, wegen Schlaf des Königs, den 17ten, 19ten, 21sten bis 24sten, den 26sten und 29sten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc.

B.

April 1786

In Landsberg a. d. W. stirbt der General-Major Karl Ludwig von Knobelsdorf, 62 Jahr alt.

4. April 1786

Der regierende Herzog von Curland besucht das Gymnasium zum grauen Kloster in Berlin, und wohnt der Prüfung der Gymnasiasten und der Entlassung der zur Universität gehenden 17 jungen Leute bei.

Mai.

A.

Mai 1786

Der König in Sanssouci. - Der Krankheitszustand des Königs ist noch erträglich, doch ohne Hoffnung zur Besserung, wiewohl der König selbst sie nicht aufgab.

10. Mai 1786

General von Möllendorf (bis den 12ten) und Minister von Werder beim König.

12. Mai 1786

Der Minister von Schulenburg beim König (blieb ein paar Tage).

16. Mai 1786

17. Mai 1786

und 18ten. Die sonst an diesen Tagen vom König bei Potsdam abgehaltene Revue fand dies Mal den 17ten und 18ten Statt, doch konnte der König nicht zugegen sein. Auch in Berlin, wo 5 fremde Regimenter eingerückt waren, wurden den 16ten bis 18ten Manövres ausgeführt, und zwar nach den vom König selbst entworfenen Dispositionen, unter Befehl der General-Inspecteurs dieser Regimenter, dem General<351>Lieutenant von Pfuhl und dem General-Lieutenant und Gouverneur von Berlin von Möllendorf.

21. Mai 1786

22. Mai 1786

und 23sten. Ward die Berliner gewöhnliche Revue und die Manövres nach des Königs Dispositionen in Gegenwart des Prinzen von Preußen und vieler fremder Officiere abgehalten.

24. Mai 1786

Der General-Lieutenant von Prittwitz geht nach Magdeburg zur Revue, desgl. der Fürst von Anhalt-Cöthen.

24. Mai 1786

Der General von Möllendorf nach Sanssouci zum König (blieb bis den 28sten).

25. Mai 1786

Der König an Condorcet: "Ich betrachte das Schicksal meiner Briefe, daß sie verbrannt worden sind, als sehr günstig, dadurch wird am sichersten verhindert, daß sie bekannt werden. Es würde mir unangenehm gewesen sein, wenn Briefe, die nicht für das Publikum bestimmt waren, ihm doch in die Hände gekommen wären. Nur den vierzig Federn, welche die Reinheit der Französischen Sprache bewahren, kommt es zu, Meisterstücke von aller Art zu liefern, die der Ehre, gedruckt zu werden, würdig sind. Ich weiß nicht, was aus den beiden Professoren 351-+ für meine Militairschule wird. Ich habe Ihnen doch doppelte Pension, Reisegeld etc. zugestanden, und nun bleiben die jungen Leute so lange ohne Unterricht. Was sie aufhalten kann, ist mir unbegreiflich; und ich gestehe, daß ein längerer Verzug dem Begriff, den ich mir von ihnen gemacht habe, nachtheilig sein könnte. Aber das vermindert meine Verbindlichkeit gegen Sie nicht im geringsten, und ich erkenne ganz den Werth der Mühe, die Sie Sich in dieser Angelegenheit gegeben haben."

29. Mai 1786

Der General-Lieutenant von Pfuhl nach Sanssouci zum König, der ihn mit dem Schwarzen Adlerorden begnadigt. Der Geh.-Finanzrath Schütz aus Stettin und der Kammer-Dircetor von Dohmhardt aus Bromberg, die der König<352> zu sich berufen hatte, treffen in Sanssouci ein, wo sie mehrere Tage bleiben. Der König bespricht sich mit ihnen über verschiedene Regierungssachen, besonders über Urbarmachungen und Anlegung neuer Dörfer etc., Anbau des Flachses etc.

Vorlesungen den 1sten, 4ten bis 9ten, 11ten bis 23sten, 25sten bis 27sten: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc. bis zum Schluß, den 28sten bis 31sten: Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XIV.

Um diese Zeit ließ sich der König öfters auf die Terrasse vor Sanssouci bringen, sich an der warmen Frühlingssonne zu erquicken. Hier war es, wo er, seinen Blick gegen die Sonne gerichtet, die Worte sprach: "Bald werde ich Dir näher kommen." Chodowiecki hat diese Scene in Kupfer gestochen.

B.

Anfangs dieses Monats waren in Berlin folgende fremde Officiere und andere Standespersonen angekommen, und hatten sich auch den 16ten nach Potsdam begeben, doch ist nicht bekannt, daß Einer von Allen beim König vorgestellt worden:

Der General-Major, Graf Cüstine mit seinem Sohn, dem Capitain, der Marschall de Camp von Toulongeon, der Oberst gleiches Namens, die Obersten de la Ferte, von Damas, von Doraison, Major von Vallory, die Capitains Dandelare, von Dampiere und Lieutenant von Tremonille, sämmtlich in Französischen Diensten; der Prinz von Nassau-Saarbrück, Prinz Dolgorucky, der Russische Oberst, Graf von Razumofsky, der Spanische Oberst-Lieutenant von Urrutia, der Sachsische General-Lieutenant, Graf Brühl, die Majore von Strutt und von Ratschy in Englischen Diensten.

5. Mai 1786

An diesem Tage ward die Bildsäule des Feldmarschalls von Keith auf dem Wilhelmsplatz in Berlin aufgestellt.

8. Mai 1786

Stirbt in Breslau der General von Warnery, 67 Jahr alt.

<353>

18. Mai 1786

War in Berlin die erste Ausstellung der Künste 353-+ in dem obern Stockwerk des Marstalls (sie dauerte bis 3. Juni).

29. Mai 1786

Stirbt in Potsdam der Geh.-Kabinetsrath Johann Christian Friedrich Stellter, 61 Jahr alt.

Juni.

A.

Juni 1786

Der Konig in Sanssouci. - Der Krankheitszustand verschlimmert sich.

4. Juni 1786

Der Minister von Heinitz und der Geh.-Rath Schütz beim König.

6. Juni 1786

Der König schreibt an den Hannoverschen Arzt Ritter von Zimmermann und beruft ihn zu sich. (S. Zimmermann: Ueber Friedrich d. Gr. und meine Unterredungen mit Ihm etc., Leipzig, 1788, S. 9).

6. Juni 1786

Der Herzog von Curland nach Potsdam. Nach dem Zittauer Tagebuche von 1786, S. 118, hätte er später (den 21sten?) beim König gespeist; es ist jedoch überhaupt nicht zu begründen, daß er beim König gewesen.

9. September 1786

Der Oberst von Moller nach Potsdam.

15. Juni 1786

16. Juni 1786

Die sämmtlichen Minister aus Berlin beim König zur gewöhnlichen Ministerconferenz, desgleichen auch der Geh.-Finanzrath de Launay, welcher bis den 18ten oder 19ten bleibt.

16. Juni 1786

Antwort und Danksagung des Königs an den Ritter von Zimmermann auf dessen Schreiben vom 10ten, darin er nach Potsdam zu kommen verspricht. (A. a. O. S. 13).

16. Juni 1786

Die an diesem Tage erlassene sehr wichtige Kabinetsordre an den Minister von Gaudi befindet sich in unsern Beiträgen I. 396-398.

21. Juni 1786

Der Prinz Friedrich von Braunschweig beim König, bis den 23sten. Er war der letzte Verwandte, den der König gesehen.

<354>

22. Juni 1786

Der König reitet zum letzten Male aus.

24. Juni 1786

Der am 23sten angekommene Hannoversche Arzt Ritter von Zimmermann zum ersten Male beim Konig, Morgens um 8 Uhr. Er ward bis den 10. Juli täglich zum König gerufen, und hatte 33 Unterredungen mit ihm. (S. Zimmermann's oben angeführte Schrift).

25. Juni 1786

Der Minister von Finkenstein mit dem Russischen Envoyé extraordinaire Grafen von Romanzow und dem bisher am hiesigen Hofe gestandenen Envoyé Fürsten Dolgorucky beim König. Als die Gesandten sich beurlaubten, waren der König und besonders der Fürst Dolgorucky tief gerührt. Beim Abschied stand der König von seinem Stuhl auf, faßte den Fürsten bei der Hand, und entließ ihn mit folgenden Worten: "Mein lieber Fürst Dolgorucky, es thut mir recht leid, daß Ihre Kaiserin Sie zurück ruft; so wie es mich schmerzt, daß wir uns trennen sollen. Leben Sie wohl, mein theuerster Fürst, grüßen Sie Ihre Monarchin, und versichern Sie dieselbe meiner ganzen Wertschätzung, und was Sie Selbst, mein Fürst, betrifft, so halten Sie Sich überzeugt, daß ich, so lange ich lebe, Sie in meinem Herzen lieb behalten und Ihr Andenken mir unvergeßlich bleiben werde."

Der alte Fürst, bis zu Thränen gerührt, konnte nichts erwiedern, sondern machte eine stumme Verbeugung.

Vorlesungen: Fortsetzung von Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XIV den 2ten, 3ten, 5ten, 10ten, 16ten bis 21sten, den 27sten, 28sten und 30sten.

Juli.

A.

Juli 1786

Der König in Sanssouci unterredet sich täglich mit dem etc. Arzt Ritter von Zimmermann, bis den 10. Juli. (S. Zimmermann's oben angeführte Schrift).

9. Juli 1786

Der Minister von Herzberg kommt beim König in Sanssouci an und bleibt bis zu dessen Tode bei ihm.

<355>

10. Juli 1786

Der König beruft auf Zimmermann's Veranlassung den Dr. Fritze aus Berlin zu sich, um mit ihm wegen Verbesserung des Lazarethwesens zu sprechen.

11. Juli 1786

Der König läßt die Aerzte Frese und Seile zu sich kommen. Letzterer war schon früher bei ihm gewesen.

Am Morgen dieses Tages reiste der Ritter von Zimmermann von Potsdam ab.

19. Juli 1786

Der Dr. Fritze beim König, der sich mit ihm im größten Detail über Vorschläge und Maßregeln zur Verbesserung des Lazarethwesens unterhält.

20. Juli 1786

oder 21sten. Der Minister von Werder zum König (auf einen Tag).

Vorlesungen: Fortsetzung von Voltaire's Versuch etc. den 3ten, 6ten, 8ten, und Anfang von Voltaire's Jahrhundert Ludwig's XV, den 15ten, 16ten, 17ten, 21sten, 22sten, 29sten und 30sten, an diesem letzten Tage: Verhör über Damien vom 6. März 1757.

In den folgenden Tagen erlaubte die zunehmende Krankheit und Mattigkeit des Königs ihm nicht mehr, die Vorlesungen zu hören, obschon er seinen Vorleser um die gewöhnliche Zeit noch zu sich rufen ließ. In den letzten Tagen seines Lebens las der König noch für sich: l'Evangile du Jour p. Voltaire und den Ouintilian.

Während dieser Krankheit des Königs erhielt er von einem frommen Schwärmer einen liebreichen Ermahnungsbrief. Als er denselben gelesen, gab er ihn mit den Worten zurück: "Man muß den Leuten höflich antworten, sie meinen es gut mit mir." (Kletzschke: Letzte Stunden etc. S. 97, 98).

B.

14. Juli 1786

Der Fürst Dolgorucky geht von Berlin nach Petersburg zurück.

31. Juli 1786

Der Ober-Stallmeister, Graf von Schwerin von Potsdam nach Berlin, von wo er bald nachher nach Braunschweig geht und erst am Sterbetag des Königs zurück kommt. Der Kö<356>nig hatte ihm anfänglich die Erlaubniß zu dieser Reise nicht geben wollen. Da er aber wiederholt darum bat; so sagte der König endlich: "Nun, so reiset denn, Ihr werdet mich aber bei Eurer Zurückkunft nicht mehr am Leben finden." (Jahrbuch der Preuß.-Brandb. Geschichte, 1796, VII. 315).

August.

A.

August 1786

Der König in Sanssouci. - Sein Krankheitszustand verschlimmert sich immer mehr, dennoch besorgte er die Regierungsgeschäfte wie immer nach der Tagesordnung, die er einmal festgesetzt und während seiner ganzen Regierung genau beobachtet hatte. Die rapportirenden Officiere und die Kabinetsräthe erschienen zu den bestimmten Stunden, denen er einen nach dem andern auf die am Abend vorher eingelaufenen Berichte der auswärtigen Gesandten, der Staatsminister, der Generale, so wie auf die Schreiben und Bittschriften unzähliger Personen, die Antworten so ausführlich dictirte, daß bei Expedirung derselben selten mehr als die Curialien und das Datum hinzugefügt werden durfte. (Herzberg Huit Dissertations etc. p. 279)). Auch unterschrieb er alle Briefe und Kabinetsordres bis den Tag vor seinem Tode eigenhändig.

1. August 1786

Der König an den Obersten von Regeler in Glatz: "Mein lieber Oberster von Regeler! Ich habe Euch auf Euer Schreiben vom 24sten verwichenen Monats in Antwort vermelden wollen, daß Ich die Mir zugekommenen Chrysopas schön gefunden habe. Ihr müsset Mir nun auch die Rechnung von denen darauf verwendeten Kosten baldigst einschicken, und was die bereits vorräthigen Chrysopas betrifft, so habe Ich dem Etats-Minister von Hoym aufgegeben, solche an die Leute zu schicken, die dieselben verarbeiten. Ich habe Euch solches gleichfalls bekannt machen wollen und bin Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 1. August 1786. Friedrich."

<357>

1. August 1786

Der König an den Kammer-Präsidenten, Freiherrn von der Goltz in Königsberg: "Bester, besonders lieber Getreuer. Ich bringe in Erfahrung, daß auf der Seite von Tilsit annoch ein großer Morast zu defrechiren sei, das Terrain soll zu Meinen Aemtern gehören. Ihr habt dahero mit dem Fördersamsten einen Anschlag machen zu lassen, wie viel Kosten zum Defrichement dieses Bruches erfodert werden, wie viel Kosten zum Etablissement der darauf anzusetzenden Leute nöthig sind und wie viel dieses solchergestalt urbar gemachte und bebaute Bruch einbringen werde. Die Bauern, welche da angesetzt werden, müssen ihre Güter alle eigenthümlich haben, weil sie keine Sclaven sein sollen. Es ist ferner die Frage, ob nicht alle Bauern in Meinen Aemtern, aus der Leibeigenschaft gesetzet und als Eigenthümer auf ihren Gütern angesetzet werden können? Ich erwarte darüber Eure Anzeige, was das für Difficultäten haben könne, und bin Euer gnädiger König.

Potsdam, den 1. August 1786. Friedrich."

3. August 1786

Der König schenkt dem Minister von Herzberg ein Tafelservice von feinem Porzellan.

4. August 1786

Der Minister von Hoym aus Schlesien kommt in Berlin an und geht sogleich zum König nach Sanssouci. Der König hatte ihn expreß aus Breslau zu sich berufen, um über verschiedene Schlesische Angelegenheiten und zu treffende Einrichtungen sich mit ihm zu besprechen, besonders wegen Entwürfe zu neuen Urbarmachungen und Fabrikanlagen. (Herzberg, Huit Dissertationes p. 277). Der Minister blieb bis den 9ten in Sanssouci.

4. August 1786

Kabinetsordre des Königs an die Kurmärkische Kriegs- und Domainenkammer: "Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, laßen Dero Churmärksche Krieges- und Domainen-Cammer anliegend die Vorstellung des Invalidien Schönberg,<358> worin derselbe um 80-90 Thlr. Beyhülfsgelder zum Bau des Hauses, welches er zu Satzkorn für seinen größten Sohn erbauet hatt, ansucht mit dem Befehl zufertigen, den Supplicanten den Umständen gemäß zu bescheiden. Zugleich wird gedachter Cammer hierdurch bekannt gemacht, daß Se. Königliche Majestät für gut gefunden haben, Dero Adjudanten 358-+ zu denen Revues nach Schlesien abzuschicken, welche den 14ten dieses Monats von hier abgehen sollen. Es wird dahero die Churmärksche Cammer hierdurch befehligt, die gewöhnlicher Weise, für derselben Wagen erfoderlichen Acht Vorspann-Pferde, dergestalt gehörig zu besorgen, daß sich solche Tags zuvor allhier melden, und auf den gewöhnlichen Relais dergestalt in Bereitschaft gehalten werden, daß die Reise ohne den mindesten Aufenthalt fortgesetzt werden kann. Und da die Rückreise der Adjudanten den 31sten dieses Monats Augustus, von Breslau ab, festgesetzt ist, so muß, obgedachter Maaßen der Vorspann dazu gehörig besorgt, und alles mit der Neumärkschen Cammer concertirt werden.

Potsdam, den 4. August 1786. Friedrich.".

5. August 1786

Kabinetsordre an den Magistrat in Potsdam: "Se. Königliche Majestät von Preußen, Unser allergnädigster Herr, befehlen dem Magistrat allhier, das Vorgeben des hiesigen Bäckers Schröder, daß er Einhundert Wispel Roggen, und fünfzig Wispel Waizen, auf welche er in anliegender Vorstellung einen Frey-Paß nachsucht, zum Betrieb seiner Profession, aus Westpreußen kommen lassen und allda kaufen wolle, näher zu examiniren und darüber pflichtmäßig zu berichten.

Potsdam, den 5. August 1786. Friedrich."

6. August 1786

Der König an den General-Major von Götzen: "Mein lieber General-Major von Götzen. Aus Eurer Anzeige vom 1sten dieses habe Ich die Nachricht ersehen, welche<359> Ihr aus Böhmen in Erfahrung gebracht habt; allein das sind lauter Windbeuteleien; denn wenn sie da marschiren lassen, so geschieht es blos darum, daß die Leute an dem Festungsbau arbeiten sollen. Ich bin übrigens Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 6. August 1786. Friedrich."

10. August 1786

Der König an den General von Mosch, Chef des Cadettencorps: "Mein lieber General von Mosch. Die unterm gestrigen Datum eingeschickte Liste von denen Cadets so in der Armee placirt werden können, erhaltet Ihr hierbei zurück. Ihr müsset Mir eine andere Liste schicken, und darin auch Pommern mit aufsetzen, und damit ich darunter aussuchen kann, müssen mehrere in dieser Liste aufgeführet sein. Ich bin Euer gnädiger König.

Potsdam, den 10. August 1786. Friedrich."

10. August 1786

Der König an die verwittwete Herzogin von Braunschweig (das Original ist Französisch): "Meine verehrungswerthe Schwester. Der Hannoversche Arzt hat sich bei Ihnen geltend machen wollen, meine gute Schwester; im Grunde aber ist er mir unnütz gewesen. Die Alten müssen den jungen Leuten weichen, damit jede Generation ihren Platz finde; und wenn man genau prüft, was das Leben sei; so ist es nichts, als daß man seinen Mitbürger sterben und geboren werden sieht. Indessen finde ich mich seit einigen Tagen ein wenig erleichtert. Mein Herz bleibt Ihnen unveränderlich ergeben, meine gute Schwester.

Ich bin mit der größten Hochachtung
meine verehrungswerthe Schwester
Ihr treuer Bruder und Diener
Friedrich."

Potsdam, den 10. August 1786.

10. August 1786

An demselben Tage soll der König auch an seinen ehemaligen Minister von der Horst geschrieben haben, dem er immer<360> gewogen war, und der 1774 seine Entlassung genommen hatte, (von Zimmermann's Fragmente I. 15).

11. August 1786

Der König an den Buchhändler Pitra in Berlin: "Je veux bien acquiescer à votre proposition, d'accepter en juste éqiuivalent des ouvrages qui vous manquent, pour finir les deux dernières livraisons ceux qui vous dites avoir achetés par ordre des bibliothécaires pour la prochaine livraison. Pour cet effet Je viens d'enjoindre à ceux-ci, de convenir là-dessus et d'arranger l'affaire avec vous, à condition toutefois de fournir, comme vous vous y engagez, ceux qui vous manquent à présent dans vous ait en sa sainte garde.

A Potsdam, le 11. Aout 1786. Fédéric."

11. August 1786

Der König an die Bibliothekare (Biester und Stosch) in Berlin: "Le libraire Pitra vient de Me marquer, qu'il est hors d'etat de finir les deux dernières livraisons, par manque de certains ouvrages dans les moment

introuvables, dont la valeur montoit à 546 écus 18 gros, et offre, de fournir en juste equivalent de cette somme, d'autres superbes ouvrages, qu'il dit avoir achetés sur Votre proposition.

Je vous autorise par la présente, de convenir la dessus, et d'arranger cette affaire avec lui. En même temps Je Vous demande une designation, de ce qu'il aura à livrer cette année-ci, pour que Je sache quels seront ces ouvrages et pour que Je puisse en assigner le payment.

D'ailleurs il s'entend de soi-même, que, comme les livres que Vous accepterez à présent, doivent, selon lui, se donner sur la liste suivant, qu'il faudra mettre à leur place ceux qui lui manquent ac<361>tuellement, pour qu'il ait à les fournir, comme il s'y engage, pour la divraison prochaine.

A Potsdam le 11. Aout 1786. Fédéric."

Um dieselbe Zeit berief der König auch den General Anhalt zu sich, um ihm die großen militärischen Einrichtungen zur Errichtung der Freibataillone, zur Mobilmachung der Armee im Fall eines Krieges etc. vorzuschreiben.

13. August 1786

Kabinetsordre des Königs an den Magistrat in Potsdam: "Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, wollen, bei denen von dem hiesigen Magistrat unterm gestrigen Datum angezeigten Umständen, dem Bäckermeister Schröder allhier, den gebetenen Frey-Paß auf Einhundert Wispel Roggen und fünfzig Wispel Waizen zwar bewilligen, indessen wird derselbe dieses Getraide in Preußen nicht viel wohlfeiler kriegen. Wornach also der Magistrat demselben das Nöthige bekannt zu machen hat.

Potsdam, den 13. August 1786. Friedrich."

13. August 1786

Der König an die Bibliothekare in Berlin: "Vous n'oublieres pas en M'evoyant la d'ésigna

tion des livres pour le chois d'une novelle livraison, que sur Ma demande Vous M'annoncez dans

peu, selon Votre lettre du 12. de ce mois, de marquer en même temps, combien J'aurrai à payer cette année-ci pour ce ouvrages spécifiés; et Vous ferez

bien aussi de voir si par le moyen du libraire Bourdeaux, on ne sauroit avoir les articles qui manquent aux deux dernièrs livraisons du Libraire Pitra, et que celui-ci ne sauroit fournir. Sur ce Je pris Dieu qu'il Vous ait dans sa sainte garde.

A Potsdam le 13. Aout 1786. Fédéric."

13. August 1786

Der König an den General von Mosch: Mein lieber General-Major von Mosch. Ich habe die unter dem 11ten dieses von Euch eingeschickte Liste erhalten; und da bei dem Regiment Prinz Heinrich zwei Frey<362>Corporale fehlen; so habe Ich von den specificirten Cadets, dazu den von Arnstaedt und von Kracht choisirt; zu Frey-Corporalen für das Regiment Zaremba und von Schwarz hingegen habe Ich den von Drigalsky und von Wenck, bestimmt. Dieses habe Ich Euch hierdurch bekannt machen wollen, und habt Ihr nunmehr alles deshalb weiter Erforderliche gehörig zu besorgen. Ich bin Euer wohlaffectionirter König.

Potsdam, den 13. August 1786.
Friedrich."

13. August 1786

Nachmittags um 4 Uhr beurlaubten sich die beiden Officiere, welche der König bevollmächtigt hatte, an seiner Statt die Revuen in Schlesien, im Beisein der General-Inspecteurs, abzuhalten 362-+, wozu er ihnen die speciellsten Dispositionen gegeben hatte. Es waren der Oberst von der Kavallerie und Flügeladjutant von Prittwitz, und der Oberst von der Infanterie und Generaladjutant von Hanstein.

Dem Erstern trug der König noch auf, bei seiner Durchreise durch Landshut, die vornehmsten der dasigen Kaufleute zu sprechen zu suchen, und ihnen sämmtlich das Andenken ihres Königs zu versichern und in seinem Namen alles mögliche Gute anzuwünschen. Außer obigen beiden Obersten waren auch noch die Hauptleute von Thadden und von Rüchel befehligt, den Revuen mit beizuwohnen 362-+.

<363>

14. August 1786

Der König an den Geh.-Finanzrath de la Haye de Launay: "Le resumé de la recette et de la depense sur les produit d'accises, péages, transit, plombage et fenins, que Vous M'avez fait tenir avec Votre rapport du 13. de ce mois, est trop en petit. J'en demande un plus detaillé, par lequel on puisse appercevoir tout un coup, la perception et la depense à l'égard de tout les articles. Le produit des fenins doit y être specifié en plein, ainsi que les fraix des Bureaux de comptabilitié, qui Me paroissent être trop fort. Je l'attends de Votre part, et sur ce Je pris Dieu qu'il Vous ait dans sa sainte garde.

Fédéric."

15. August 1786

An diesem Tage schlummerte der König ganz wider seine Gewohnheit bis gegen 11 Uhr. Nach dem Erwachen ertheilte er dem General von Rohdich die Disposition zu einem Manövre, das den folgenden Tag von der Potsdamer Garnison ausgeführt werden sollte, mit einer vollkommen richtigen Anwendung auf das Terrain 363-+. Er besorgte dann seine Kabinetsgeschäfte, zwar mit schwacher Stimme, doch mit voller Geisteskraft. So dictirte er dem Kabinetsrath Laspeyres auch noch so richtig durchdachte Depeschen (eine vier Ouartseiten lange Instruction für einen gewissen Gesandten), daß sie dem erfahrensten Minister Ehre gemacht haben würden 363-++, und gegen Abend unterschrieb er die von den Kabinetsräthen ausgefertigten Briefe - zum letzten Mal.

16. August 1786

Am Morgen dieses Tages trat bei dem König Bewußtlosigkeit und betäubender Schlummer ein. Doch erholte er sich bald<364> wieder etwas, und als früh gegen 5 Uhr die Geh.-Kabinetsräthe angemeldet wurden, gab er zu verstehen, daß sie warten sollten, er werde sie herein rufen lassen. Der General von Rohdich kam um die gewöhnliche Stunde, Morgens gegen 7-8 Uhr zum König, um die Parole zu holen, aber obgleich das Bewußtsein beim König zurück gekehrt war, so war es ihm doch nicht möglich, zu sprechen. Er gab sein Unvermögen dem bis zu Thränen gerührten General durch einen klagenden Blick zu erkennen. So wechselten Bewußtsein und Bewußtlosigkeit den Tag über, und zum ersten Mal in seinem ganzen Leben erinnerte er sich der zu expedirenden Kabinetsgeschäfte nicht. In der Nacht zum 17ten, als die über seinem Kopf hängende Uhr 11 schlug, fragte er, was die Uhr sei? man sagte es ihm, worauf er sagte: "um 4 Uhr will ich aufstehen." Bald darauf nahm er etwas Saft und sagte: "das wird gut sein - wir sind über den Berg," und später noch mehrere unverständliche Worte 364-+.

17. August 1786

"Donnerstag, den 17. August 1786, Morgens um 2 Uhr 20 Minuten, endigte sich zu Sanssouci das große und thatenreiche Leben Friedrich's des Zweiten, des Großen, Königs von Preußen. Er starb mit der Standhaftigkeit und Gelassenheit eines Weisen, alt 74 Jahr 6 Monat 3 Wochen und 3 Tage, nachdem Seine unvergeßliche Regierung 46 Jahr und 2 1/2 Monat gedauert hatte.

Wenn die aller gerechteste Bewunderung reden will; so macht der aller gerechteste Schmerz verstummen. Sein Volk<365> betete Ihn an, Europa suchte Ihm nachzuahmen, die Welt bewunderte Ihn, und die Nachwelt wird erstaunt die Geschichte Seiner Thaten kaum glaublich finden. Wenige Könige waren so groß wie Er, noch wenigere so gut wie Er; kaum Einer so groß und gut zugleich wie Er! Wer Gefühl für Geistes Größe, und für Thätigkeit zur Beförderung für Menschenglück hat, wird seinen Namen nie anders als segnend aussprechen." (Todesanzeige in den Berliner Zeitungen von von Herzberg).

"Wo ist nun das Land, wo das Volk, und wo das Jahrhundert, in der alten und neuen Geschichte (denn alles Gedächtniß des menschlichen Geschlechts darf man auffodern), das stolz sein dürfte auf einen Weisen, der besser geherrscht, auf einen König, der besser geschrieben; ja wir möchten noch hinzusetzen: das stolz sein dürfte - auf einen größern Mann!"

(Johannes von Müller's sämmtl. Werke, Thl. X. S. 139).

Der König starb in den Armen seines Kammerlakaien Strützky. Sein Tod war wie sein Leben. Furchtlos und gleichmüthig blieb er bis zu seinem letzten Athemzuge. Bei seinem Hinscheiden waren außer Strützky noch gegenwärtig: der Minister von Herzberg, der Gen.-Lieutenant, Graf von Görtz, der Doctor Selle und die beiden Kammerhusaren Neumann und Schöning. - Am Abend desselben Tages (den 17ten) ward der Königliche Leichnam von Sanssouci nach dem Schlosse in der Stadt gebracht, wo es den 18ten Jedermann erlaubt war, ihn zu sehen. Die Beisetzung erfolgte Abends 8 Uhr in der Garnisontirche zu Potsdam in dem Gewölbe unter der Kanzel, neben dem Sarge König Friedrich Wilhelm's I, dem Vater Friedrich's d. G r. Das feierliche Leichenbegängniß fand den 9. Septbr.<366> in Potsdam Statt. Umständliche Nachrichten von des Königs Krankheit, seinem Tode und Begräbniß findet man in den oben S. 348 angeführten Schriften, von Selle, Kletzschke und in dem Jahrb. der Preuß.-Brandb. Geschichte etc.

B.

9. August 1786

Starb in Potsdam der General-Major und Commandeur des ersten Bataillons Garde Ernst Gottlob von Scheelen, 61 Jahr alt.

Wie das Inland, so bezeigte auch das Ausland auf mannigfache Weise seinen tiefen Schmerz über das Hinscheiden dieses großen Fürsien, dem selbst seine Feinde ihre hohe Achtung und Bewunderung nicht versagt hatten. - Gedichte, Gedächtnißreden und andere Schriften in großer Zahl, so wie Denkmünzen, feierten sein Andenken, und zwar in einer Weise, die genugsam bewies, daß nicht Speculationsgeist, sondern die reinsten Gefühle der Verehrung, entsprungen aus der richtigen Würdigung seines hohen Werthes und seiner großen Verdienste, sie hervorgebracht hatten.

Unter den Gedächtnißmünzen, die auf seinen Tod erschienen, deren wir allein zehn vor uns haben, hatte das Ausland, unter mehreren Holland, die schönste und größte geliefert. Die Zahl derer, die auf seine wichtigsten Thaten - seine Thronbesteigung, Huldigung, seine Siege, Friedensschlüsse, den Fürstenbund, die Justiz- und die Münzverbesserung, die verliehene Religionsfreiheit, die Wiederherstellung der Akademie, die Prachtbaue, die Einführung des Seidenbaues, die Errichtung der Seidenmanufaktur, des Seehandels, der Versicherungsanstalt etc. geprägt worden sind, mögen nahe an hundert sein 366-+.

<367>

Bildnisse von ihm, in allen Formen und Größen, die man bei Hohen und Niedrigen, bei Reichen und Armen, selbst in der Bauerhütte findet, und zur Zeit der Kriege auch in Feindesland fand, sind unzählig 367-+. Alles dieses beweist die große und allgemeine Achtung, welche Friedrich, mit Recht der Einzige genannt, im Leben und im Tode überall genoß.

Zum Schluß, und zur Bestätigung des Gesagten, möge hier Eine von den vielen hochehrenden Schilderungen der Verdienste des Königs stehen, mit welcher das Ausland die Anzeige von seinem Tode verband.

Allgemeine (Jenaer) Literatur-Zeitung 1786. Nr. 199.
Montag, den 21. August.
Todesfall.

Der 17. August dieses Jahres, an welchem der Held des 18. Jahrhunderts, Friedrich II, König von Preußen, starb, wird, nebst dem 24. Januar 1712, Seinem Geburtstage, und dem 31. Mai 1740, an welchem Er den Thron bestieg, wie in den Jahrbüchern der Weltgeschichte, also auch in den Annalen der Literatur, ewig denkwürdig bleiben.

Selten war Schriftstellerruhm Beruf der Könige; seltener das Glück, den Kranz Apolls mit dem Lorbeerzweige der Helden und dem erhabensten Schmucke der Fürsten, der Krone ob cives servatos zu verbinden. Friedrich II that's. Seine Gedichte, für ihn zwar nur Spiele eines auf große Thaten sinnenden, oder Erholungen eines von großen Thaten ausruhenden Geistes, würden manchem Dichter als Werke Ruhm gebracht, und mancher würde für sie lebenslängliche Muße als Spielraum, oder als Belohnung gefodert und erworben haben. Dennoch unendlich erhaben über die Eitelkeit mancher in der Geschichte berüchtigter Monarchen (deren Namen hier neben dem Seinigen zu nennen,<368> eine Entheiligung für Ihn wäre), die jeden, der sich erkühnte, an ihrem poetischen Talent zu zweifeln, für Majestätsverbrecher erklärten, setzte er selbst seine Verse gegen Voltaire's Gedichte tiefer herab, als gewöhnliche Bescheidenheit ihm nachthun, oder das Ihn lesende Publikum gerecht finden konnte. Selbst die schnöde Undankbarkeit, wodurch Voltaire sich selbst entehrte, konnte den Philosophen von Sanssouci nicht bewegen, deshalb von des Dichters von Ferney Talenten geringer zu denken. Seine prosaischen Werke, um welche ihn selbst Cäsar, bei aller Unsterblichkeit seiner Commentarien, beneiden würde, verrathen alle, wie tief er darüber nachgedacht hatte, was Königen, die schreiben wollen und können, zu schreiben geziemte. Eine falsche Staatskunst zu widerlegen, die Denkwürdigkeiten seines Hauses zu beschreiben; große Talente von Feldherren, von Staatsmännern, von Schriftstellern durch Lobschriften der Nachwelt zu empfehlen, - nur solche Gegenstände waren werth, wenn Friedrich den Regentenstab oder den Degen neben sich legte, den Griffel in seiner Hand zu beschäftigen. Seine Zeichnung ist frei und flüchtig, nicht pünktlich in Kleinigkeiten, kühn und treffend im Ganzen; das Kolorit seiner Schreibart simpel, doch immer lebhaft und kräftig.

Seine Schriften hätten auch als Werke eines Privatmannes gewirkt, aber als Geistesfrüchte eines solchen Königs stifteten sie eine Revolution. Unter der Regierung seines Vaters ward Autorschaft und Pedanterei unter den Großen so ziemlich für Eins gehalten, und ein Ignorant zu sein war ein Geständniß, mit dem sich wenigstens ein Officier, wie Marius mit seinem Graecas literas non didici, brüsten konnte. Aber dieses Königs Beispiel, der unter so viel glorreichen Thaten, im Felde und im Kabinette, noch Zeit genug behielt, zu lesen, was die besten Schriftsteller gesagt; noch Lust behielt, seiner Vorfahren Geschichte und seiner Freunde Verdienst zu beschreiben, dieses verschaffte dem guten Schriftsteller in den Preußischen Staaten, und dadurch in ganz Teutschland, den ihm gebührenden Rang, und die Befehlshaber seiner Heere hielten es nicht mehr für unverträglich mit dem kriegerischen Geiste, den Musen und Gracien zu opfern. Sein einer und richtiger Geschmack für das Große und Schöne drang bis<369> in die Schreibart der Kabinette und Gerichtsstühle ein, und wenn die Staatsschriften eines von Herzberg, und derer, die mit ihm genannt zu werden verdienen, Englische Freimüthigkeit mit Französischer Urbanität verbunden, unbedeutendes Wortgepränge, steifes Ceremoniel und Sprachmengerei verbannt, und dafür Deutlichkeit, Ordnung, Ueberredungskraft und Annehmlichkeit in die Hof- und Staatssprache eingegeführt, wenn sie rühmliche Nacheiferung bei andern Deutschen Höfen erweckt haben, wer anders als Friedrich II hat den Ton dazu angegeben? Er, dem leerer Klingklang in Worten und Thaten gleich verhaßt war, Er, der Titelgepränge und äußeren Glanz so wenig achtete, daß er seines Vaters biedere, kernhafte, strenge Denkart auch in ihrer harten und rauhen Bekleidung ehrte, so sehr sie zuweilen sein Herz verwundet hatte, hingegen seines Großvaters Eitelkeit und Prunkliebe, ohne die der Enkel, obgleich mehr als einer Krone werth, doch vielleicht nie die Krone getragen hätte, schärfer als irgend ein anderer Geschichtschreiber tadelte! Daher ist kein Zweifel, daß nicht auch sein Beispiel auf die bessern Deutschen Geschichtschreiber gewirkt, mehr Adel in die historische Schreibart, mehr Freimüthigkeit in Beurtheilung verstorbener und lebender Fürsten gebracht habe. Gleichwohl zeigte er in der Geschichte seines Vaters, welche Schonung die Mängel großer Fürsten, entweder um hervorstechender Tugenden willen, oder durch persönliche Verhältnisse des Geschichtschreibers, erfodern. Kann ein Leser, der denkt und fühlt, ohne die höchste Rührung jene erhabene Stelle lesen, mit der er die Geschichte seines Vaters beschließt, um zu seiner kurzen und wahren Charakteristik über zu gehen: "Nous avons de même passé sous silence les Chagrins domestiques de ce grande Prince - On doit avoir quelque indulgence pour la faute des enfans en faveur des vertus d'un telle père." Und muß nicht der geistvollste Geschichtschreiber, wenn er dabei an die Erziehung des Königs und die Geschichte seiner Jugend zurück denkt, in Versuchung gerathen, die herrlichsten und seltensten Schriftstellertalente für diesen einzigen Zug von Größe des Herzens hinzugeben? Wer die Beschaffenheit der schönen Literatur in Deutschland in den Jugendjahren Friedrich 's II erwägt, wird seine Vorliebe für die Franzosen voll<370>kommen gerecht, und seine fortdauernde Unbekanntschaft mit den nachherigen Fortschritten der Deutschen zwar bedauernswerh, aber in Betracht der Lage des Königs sehr natürlich finden. Wie viele, die keine andere Profession, als die, zu studiren haben, werfen sich noch nach dem 30sten Jahre in die Kenntniß einer ausländischen Sprache, um Werke des Geistes darin lesen und richtig schätzen zu können! Und man sollte den König, der die schönsten Producte des Französischen Witzes kannte und zu genießen verstand, darüber tadeln, daß er, um sich von Geschäften der Regierung, von Gefahren und Strapazen des Krieges zu erholen, nicht eine neue Arbeit unternahm, eine ihm in ihrer jetzigen Vollkommenheit fremd gebliebene Sprache, ob es wohl die Sprache seines Vaterlandes war, zu studiren? Und wieviel waren denn beim Antritt seiner Regierung Deutsche Schriftsteller, denen er, wenn er sie auch gelesen hätte, wie Ludwig XIV den besten Autoren seiner Zeit, Pensionen geben konnte, für das Vergnügen, das ihm ihre Werke gemacht hätten? Offenbar hat indeß sein Beispiel, die Schätzung der besten Werke der Franzosen, und mittelbar auch der Engländer und Italiener, in Deutschland mächtig befördern und ausbreiten helfen, und seine Prädilection für die Französischen Beau Esprits hat nicht wenig dazu beigetragen, die Eifersucht des Deutschen Genius zu erregen, und seine bisher schlummernden Kräfte aufzuwecken.

Und so haben Deutsche Dichter diesen König, obwohl ungedungen und unbelohnt, und von ihm sogar ungehört, würdiger und wahrer besungen, als Ludwig den XIV seine für ihre Schmeichelei reichlich besoldeten Sänger!

Die Betrachtung der Verdienste des Königs, die er sich als Schriftsteller, was nur wenige Fürsten sein dürfen, erworben, führt auf die größten, die er sich als Schutzherr und Beförderer, was alle Regenten sein sollten, um die Wissenschaften gemacht hat. Wir wollen hier nicht einzelne Facta anführen, nicht z. B. die Wiederherstellung der Berlinischen Akademie der Wissenschaften, die immer wichtig bleibt, wenn er es gleich seinem erhabenen Thronfolger überließ, ihr erst volle Deutsche Kraft und ächtes Deutsches Ansehn zu geben; nicht die ehrenvolle Zurückberufung des Philosophen Wolff nach Halle, welche mehr<371> dem gekränkten Verdienste Genugthuung, als der Wissenschaft selbst Vortheil verschaffte. Nur eine Uebersicht der großen Gruppen, daraus dies Gemälde bestehen müßte, ist uns hier vergönnt. Denn wer vermag die herrlichen Früchte alle zu zählen, die er durch seine Achtung für die Philosophie, und durch die Beschützung der ihr gebührenden Freiheit zu denken, nicht nur in seinen Staaten, fondern in ganz Deutschland, hervor gebracht hat! Wenn seit dem Jahre 1740 vorzüglich im Preußischen, und dann auch in andern Staaten, die Gesetzgebung menschlicher, weiser und zweckmäßiger geworden; wenn die Rechtswissenschaft vaterländischeres Ansehen gewonnen, und wenn sie zusammenhängender gelehrt und studirt, und fruchtbarer, kürzer, vorteilhafter für Clienten von Richtern und Anwälden angewandt wird; wenn seit 1740 vorzüglich in Preußischen Staaten die Fackel der Vernunft erhoben worden, die Nebel der Schwärmerei und des Aberglaubens zu zerstreuen, und wenn ihr wohlthätiger Schimmer die Theologie der Protestanten aufgeklärt und selbst in die Finsterniß der Katholischen Morgendämmerung gebracht hat, wenn genauere Landesbeschreibungen und Topographieen die Kenntniß der Preußischen Staaten berichtigt und überhaupt die Statistik pragmatischer behandelt worden; wenn praktische Arzeneiwisschaft und Chirurgie hauptsächlich durch Berlinische Anstalten große Fortschritte gemacht; wenn Preußische Kriegskunst und Taktik jetzt alle vorigen Methoden verdrängt hat; wenn Cameralwissenschaft und Polizeikunde jetzt so vollständig, so philosophisch bearbeitet worden; wenn man in den Vortrag gründlicher Wissenschaft mehr Ordnung und Anmuth, wenn man die schönen Künste auf richtigere und feinere Grundsätze gebracht hat, so kann in allen diesen und mehrern für die Gelehrsamkeit und Aufklärung so wohlthätigen Bewegungen niemand die Triebkraft des großen Geistes verkennen, dessen mächtiger Einfluß so viele treffliche Genien in seinen Staaten belebte, oder aus andern Ländern herbeizog, oder in freiere Wirkungskreise versetzte!

Wer nun noch erwägt, wie sehr dieser erhabene Monarch die Freiheit der Presse begünstigte, wie weit er entfernt war, seine Privatmeinungen in der Theologie und andern Theilen der Literatur irgend jemandem aufzudringen, wie äußerst selten es ihm begegnete, in Sachen,<372> die nicht in dem Kreise seiner Einsichten lagen, durch Machtsprüche zu entscheiden, wie wenig ihn Widerspruch in Druckschriften, sogar von seinen Unterthanen, und nicht bloß über gelehrte Materien, sondern selbst über Regierungsangelegenheiten, beleidigte, der muß mit einer Art des frohen Erstaunens sich selbst gestehen, daß man der Menschheit nicht mehr schmeicheln kann, als wenn man in einem Geiste von so wunderbarer und außerordentlicher Größe und Güte, nach mühsamen Suchen glücklich einige kleine Fehler findet, die die Menschlichkeit dieses großen Charakters bestätigen.

So gewaltigen und allgemeinen Eindruck das Ende Friedrich's des Großen gemacht hat, so hohe und allgemeine Erwartung erregt der Regierungsantritt seines Nachfolgers.

Den 23. August langte der Geh.-Rath von Hardenberg-Reventlow (nachheriger Fürst und Preuß. Staatskanzler), damals im Dienst des Herzogs von Braunschweig, in Berlin an, und überbrachte das Testament Friedrich's des Großen, welches er bei gedachtem Herzog im Jahr 1769 niedergelegt hatte. (S. oben beim Jan. 1769).

Den 14. September reiste die Prinzessin Amalie nach Sanssouci, ließ sich das Sterbezimmer Friedrich's zeigen, und besuchte dann seine Ruhestätte. Sie überlebte ihn nicht lange, und starb den 30. März 1787, 64 Jahr alt.

Von den übrigen Hinterbliebenen Geschwistern des Königs starben: die, verwittwete Herzogin von Braunschweig, Philippine, den 16. Februar 1801, 85 Jahr alt; der Prinz Heinrich, den 3. August 1802, 76 Jahr alt; der Prinz Ferdinand, den 2. Mai 1813, 83 Jahr alt.

Die Königin, seine Gemalin, starb den 13. Januar 1797, 82 Jahr alt. Während der Regierung des Königs war sie nie weder in Potsdam, noch in Sanssouci. Wenn daselbst Feste Statt fanden, pflegte die Prinzessin Amalie die Wirthin vorzustellen. Es findet sich auch keine Nachricht, daß sie nach des Königs Tode dort gewesen.


223-+ Dieses Urtheil befindet sich in Sietze: Ausübung oberstrichterlicher Gewalt etc. Beilage B. S. 66. Nach demselben wurden die Regierungs- und Kammergerichts-Räthe Busch, Bandel, Neumann, Friedel und Graun und der Pomerzigen-Justitiarius kassirt, zu einjährigem Festungsarrest und zum Ersatz des Schadens, den der Müller Arnold erlitten, verurtheilt. Das Urtheil wurde auch in Ausführung gebracht, jedoch entließ der König die Verhafteten bereits am 5. September ihres Arrests.

224-+ Der König ließ während seines jetzigen Aufenthalts in Berlin die meisten daselbst gegenwärtigen Mitglieder der Akademie der Wissenschaften nach und nach zu sich kommen, um sie persönlich kennen zu lernen und sich mit ihnen zu unterhalten.

226-+ Es bezieht sich dies auf die Müller Arnoldsche Sache, welche d'Alembert in seinem Briefe vom 29. Febr. an den König erwähnt, und die überhaupt auch im Ausland großes Aufsehen erregt hatte. Die Kaiserin von Rußland übersandte das auf Befehl des Königs in die Zeitungen eingerückte Protocoll vom 11. Dezbr. 1779 dem Senat zu Petersburg als eine merkwürdige Urkunde Königlicher höchster Justizpflege. In Frankreich verfertigte und stach der Kupferstecher Vangelisti zur Verehrung und Verewigung dieses Vorgangs einen allegorischen Kupferstich unter dem Titel : "Balance de Frédériic." S. v. Rebeur, Ueber den ungünstigen Anfang der von Carmerschen Justizverbesserung etc., Lemgo, 1789, S. 28.

228-+ Duval du Peyrau, der König gab ihm eine Pension und unterhielt sich zuweilen mit ihm. Seit 1785 ward er nicht mehr zum König gerufen, behielt jedoch seine Pension. Daß er schon Anfangs des Jahres 1779 beim König gewesen, wie Nicolai in seinen Anekdoten II. 132 sagt, scheint ein Irrthum zu sein.

228-++ Sie ward am Jahrestage des Todes Voltaire's, den 30. Mai, in der katholischen Kirche in Berlin mit großer Pracht gehalten.

229-+ Rulhire hatte durch d'Alembert, "weil es ihm bei dieser Geschichte um Wahrheit zu thun sei," bei dem König, auf eine seine Art, wegen Mittheilungen etc. anfragen lassen. Auf diese Antwort des Königs scheint R. sein Vorhaben aufgeschoben zu haben. Erst im Jahr 1807 erschien in Paris von ihm : Histoire de l'Anarchie de Pologne et du démembrement de cette Republique. Es ist dies Buch sehr freimüthig geschrieben, doch nicht ohne Partheilichkeit für die Polen, auch enthält es manche Uebertreibung und Irrthümer, von denen der Herausgeber dieser Blätter einige, welche den König betreffen und von andern Schriftstellern weiter verbreitet worden sind, in von Ledebur's Archiv 1828, 2 .Heft, S. 119 - 160 gerügt und berichtigt hat.

233-+ Siehe oben unter September 1770.

234-+ Derselbe, welchen d'Alembert dem König früher empfohlen hatte, von dem dieser aber nicht günstig urtheilte. (Siehe des Königs Brief an d'Alembert vom 20. Dezbr. 1777). Voltaire nahm ihn dann zu sich; er starb in seinen Armen. Er ist übrigens nicht mit dem Dichter de l'Isle zu verwechseln.

238-+ Ueber den Zweck und den Erfolg der Reise s. Dohm's Denkwürdigkeiten Theil 1, S. 424 etc. und Theil 2, S. XVI. Der König sagte zu Jemand: "Ich habe ihn (den Prinzen von Preußen) nun im Kriege und Frieden geprüft; er hat mir in Rußland die größten Dienste mit aller möglichen Geschicklichkeit geleistet." (Briefe zwischen Heinse, Gleim und Müller, herausgegeben von Körte, Theil 2, 59).

239-+ Vermischte Gedichte von Ludwig Heinrich Nicolai. Berlin, 1730. 5. Theil, S. 1-80.

240-+ Diese Schrift des Königs machte viel Aufsehen. Von den (wenigen ihm bekannten) Deutschen Schriftstellern hatten seinen Beifall - mehr oder weniger - unter den Dichtern: Gellert, Canitz, Geßner und Götz, dessen Gedicht: die Mädcheninsel, ihm vorzüglich gefallen hatte; so lobt er auch das Lustspiel: "der Postzug" von von Ayrenhoff, dagegen spricht er sich tadelnd über Göthe's "Götz von Berlichingen" aus. Beiläufig erwähnt er auch Shakspeare, und nennt seine Stücke abscheulich, entschuldigt jedoch seine "sonderbaren Ausschweifungen" (ce melange bizarre de bassesse, et de grandeur, de bouffonnerie et de tragique) mit der Zeit, in der dieser Dichter lebte. Von den Geschichtschreibern lobt er Mascow und Thomasius, von den Rednern Quandt. An den Lehrern der Geometrie findet er nichts zu tadeln. In Absicht der Theologen "will er ein ehrerbietiges Stillschweigen beobachten." Die Philosophen betreffend, so spricht der König hier eigentlich nur überhaupt von den Systemen, und sagt in Bezug auf Spinoza: "Nichts aber wird unserm Lehrer leichter sein, als dieses System von der Seite zu zerstören, da es die Existenz Gottes läugnet; er darf nur zeigen, wie jede Sache in der Welt zu einem gewissen Zweck bestimmt und auf das Vollkommenste so eingerichtet ist, diesen Zweck zu erfüllen. Alles, sogar das Wachsthum des geringsten Grashalmes, beweiset die Gottheit. Der Mensch besitzt einen Grad von Verstand, den er sich selbst nicht gegeben hat, hieraus folgt unwidersprechlich, daß das Wesen, von dem er Alles hat, noch einen viel tiefern und unermeßlichern Verstand besitzen müsse."
      Am Schluß sagt der König: "Wenn wir Medicis haben, werden auch unsere Genies hervorkeimen, und die Auguste werden schon Virgile schaffen. Wir werden dann auch unsere klassischen Schriftsteller bekommen. Jeder wird sie lesen wollen; unsere Nachbarn werden Deutsch lernen, und die Höfe es mit Vergnügen hören. Und vielleicht bringen unsere guten Schriftsteller es dahin, daß unsere zur Vollkommenheit gebrachte und verfeinerte Sprache noch einst von einem Ende Europas bis zum andern geredet wird. Noch sind diese schönen Tage unserer Literatur nicht gekommen, aber sie nähern sich und er- scheinen gewiß. Ich kündige sie Ihnen an, obgleich mein Alter mir die Hoffnung nimmt, sie noch selbst zu sehen. Ich bin wie Moses, ich sehe das gelobte Land von fern, werde aber nicht selbst hineinkommen." Eine solche Schrift konnte nicht ohne Beurtheilungen bleiben, es erschienen deren bald mehrere, z. B. von dem Abt Jerusalem, von Gomperz, Assprung, Tralles, Meister, Rauquil-Lieutaud und einigen Anonymen.
Zu den Urtheilen des Königs über die Deutsche Litteratur gehört auch noch sein Schreiben an den Professor Myller. (S. unter d. 22. Febr. 1784).
von Ziegler's Asiatische Banise (Leipzig, 1688) scheint dem König theilweise gefallen zu haben. Wenigstens schreibt Grimm unter dem 23. Juni 1781 an den König: "Ich für mein Theil, Sire, werde mich immer sehr lebhaft erinnern, mit welchem Feuer Ew. Majestät mir einmal den ganzen Anfang der Asiatischen Banise vordeclamirten."
Dieser Anfang lautet: "Blitz, Donner und Hagel, als die rächenden Werkzeuge des gerechten Himmels, zerschmettere die Pracht deiner goldbedeckten Thürme, und die Rache der Götter verzehre alle Besitzer der Stadt, welche den Untergang des Königlichen Hauses befördert, oder nicht solchen nach äußerstem Vermögen, auch nicht mit Daransetzung ihres Blutes verhindert haben. Wollten die Götter, es könnten meine Augen zu donnerschwarzen Wolken und diese meine Thränen zu grausamen Sündfluthen werden. etc. etc."

242-+ Herzberg in seiner Antwort sagt nun, daß der König wegen Thomasius doch Recht habe.

242-++ Von d'Alembert.

251-+ Sur la Litterature allemende etc.

251-++ Virgil.

252-+ Die Veranlassung siehe unten bei B.

253-+ Die Gemeinen hatten darauf angetragen: ihnen das alte Porstsche Gesangbuch zu lassen, sie wider die neuen Reformatoren der Bibel und des Katechismus zu schützen, und zu befehlen, daß alle von den Predigern eigenmächtig gemachte Lehrbücher abgeschafft und der Luthersche und Heidelberger Katechismus wieder eingeführt werden.

254-+ Diese Worte hat der König offenbar unbedacht und flüchtig hingeworfen, denn dies Lied verdient wohl eine solche Bezeichnung nicht. Der Redacteur der Tübinger Morgenblätter 1803, Nr. 139 zeigt, daß der Dichter (Paul Gerhard) den schönen Vers aus Virgil's Aeneide Lib. IV. v. 522 - 528:
     

Nox erat, et placidum carpebant fessa soporem
Corpora per terras, silvaeque et saeva quierent. etc.

nachgeahmt hat.
     Auch Statius in seinem Gedicht an den Schlaf (Silvarum L. v. 4) singt:
     

- - Tacet omne pecus, volucresque, feraeque,
Et simulant fessos curvata cacumina somnos. etc.

254-++ Sechs Deutsche Gedichte, dem Könige von Preußen gewidmet von C. P. Moritz. Berlin, 1781. Sie sind überschrieben: 1) Gemälde von Sanssouci 1779. 2) An den Mai 1779. 3) Das Mandwer. 4) Sonnenaufgang über Berlin am 10. Aug. 1780. 5) Die Sprache. 6) Friedrich.
     Die Briefsammlungen sind wahrscheinlich: 1) Briefe vom Unterschied des Akkusativ und Dativ etc. und 2) Briefe über den Märkischen Dialekt etc., denn sonst hatte Moritz damals noch weiter keine Briefe in Druck gegeben.

256-+ Müller spricht davon mit großem Enthusiasmus in seinen Briefen an Gleim vom 14. und 24. Febr. (Briefe zwischen Gleim, Heinse und Müller, herausg. von Körte etc., II.157,170) und an Bonstetten vom 18. Febr. (Müller's sämmtl. Werke XIV. 151). Merkwürdig ist es, wie sehr Müller's Meinung von dem König sich jetzt gegen früher geändert hatte, wovon unter andern Müller's Brief an Bonstetten vom 10. März 1775 (Müller's sämmtl. Werke XIII. S.77) einen auffallenden Beweis liefert.

256-++ Der Name ist ein Schreib oder Gedächtnißfehler vom König; er meint den oben erwähnten Johannes Müller.

257-+ Der Dr. Bloch, welcher ein Werk über die Fischkunde herausgeben wollte, hatte den König um Unterstützung und um Postfreiheit für das Papier, welches er dazu aus Frankreich oder der Schweiz wollte kommen lassen, gebeten. Das Werk erschien nachher doch im Verlag der Realschulbuchhandlung in Berlin, 1782 - 84, und kostete 105 Thaler.

262-+ Dieser Brief scheint früher und zwar im Juni geschrieben zu sein.

264-+ Pompadour und du Barry.

268-+ Dies bezieht sich auf ein Danksagungsschreiben eines jungen Gelehrten, dem der König auf d'Alembert's Veranlassung ein Geschenk gemacht hatte. Es kamen darin übertriebene Lobeserhebungen und Ausdrücke, z. B. Könige, Götter der Erde etc., vor.

269-+ Die Zeit ist weder aus dem Nekrolog in der Berliner Zeitung 1823, Nr. 16, 17, noch aus Fouque's Biographic Rüchel's bestimmter zu ermitteln. In der letztern werden Bruchstücke von den Unterredungen mitgetheilt. Die in der Biographie S. 39 vorkommende Stelle: "Als Rüchel den Namen Kollin nannte, wiederholte der alte Held mit großer Lebhaftigkeit: "Kollin! - Gewann ich die Schlacht bei Kollin - " er hieb in die Luft, ein Schnippchen mit den Fingern schlagend, und drehte sich zugleich halb auf dem Absatz herum, leise vor sich hinpfeifend. - Darauf setzte er hinzu: "Dann unterzeichnete ich den Frieden auf den Wällen von Wien." dürfte denen, welche den Charakter des Königs kennen, etwas apocryphisch erscheinen.

271-+ S. die Note zum Brief vom 10. November v. J.

271-++ Deutsche Supplemente Band. III. 225; Französische Supplemente Band III. 251.

272-+ Aus d'Alembert's Antwort ersieht man, daß er gar kein dergleichen Buch an den König geschickt, sondern daß sich ein Anderer fälschlich seines Namens bedient hatte.

274-+ S. des Königs Brief vom 21. Februar.

276-+ Après nous le déluge, ein Ausspruch der bekannten Madame Pompadour, welche, ungeachtet ihres Leichtsinns, für Frankreich eine unglücksschwere Zukunft ahnete, wovon sie selbst einen Theil der Schuld trug.

277-+ Ein gelehrter Jesuit aus Frankreich. Wegen seiner Schrift: Histoire philos. et polit. des établissements et du commerce des Européens dans les deuz Indes, darin (im 19. Buche) harte Ausdrücke, die monarchischen Regierungen und die Religion betreffend, vorkommen, ward er verhaftet und dann Landes verwiesen. In demselben Werke, im 5. Buche, hatte er sich auch über Manches in der Regierung Friedrich's d. Gr., besonders über sein Finanzsystem, höchst tadelnd ausgesprochen, unter andern sagt er: "Der König fährt fort, den Juden die Aufsicht über das Münzwesen zu lassen, worin sie eine so große Unordnung angerichtet. Er hat, ohne ihnen zu helfen, die reichsten Handelsleute seines Landes in einen Abgrund sinken sehen, welchen seine Einrichtungen ihnen gegraben hatten. Er hat die wichtigsten Manufakturen seines Landes an sich gezogen. Seine Staaten sind mit Monopolen erfüllt, welche allen Fleiß zu Grunde richten. Völker, deren Abgott er war, sind der Habsucht einer Menge ausländischer Räuber überlassen; kurz, dies Betragen des Königs hat sowohl innerhalb als außerhalb Landes ein so allgemeines Mißtrauen eingeflößt, daß man ohne Verwegenheit behaupten kann, daß alle Bemühungen, um die Compagnie zu Emden wieder in Aufnahme zu bringen, fruchtlos sein werden." Dem Könige waren diese Aussprüche des Abts sehr wohl bekannt, und er ließ zu deren Widerlegung und Berichtigung, nach seinen Angaben, durch ein Mitglied der Berliner Akademie, den Französischen Prediger Moulines, eine Schrift verfassen, die unter dem Titel: Lettre d'un Habitan de Berlin à son ami à la Haye, in Druck erschien (1773). Es werden darin alle die Uebertreibungen und Irrthümer, deren der Abt sich zu Schulden kommen lassen, nachgewiesen, und des Königs Maximen vertheidigt. (Vergl.: Rödenbeck's Finanzsystem Friedrich's d. Gr., Berlin, 1838). Merkwürdig ist es, daß Raynal unter solchen Umständen die Dreistigkeit haben konnte, darum anzusuchen, dem Könige vorgestellt zu werden, nicht weniger aber auch, daß und wie ihn der König aufnahm. (S. nachstehenden Brief des Königs an d'Alembert und Pitra, Nouvelles lettres de Frédéric etc., Berlin, 1823, p. 42).

278-+ Zeno von Cittium, Stifter der stoischen Philosophenschule.

282-+ Durch den Tod der Königin von Schweden, Schwester Friedrich's d. Gr.

283-+ Diese Schuld schrieb sich noch aus den Kronprinzlichen Jahren des Königs her. Der Rest betrug 627 Thlr. 17 Gr. 6 Pf. Der ursprüngliche Gläubiger, Bürgermeister Lietzmann, hatte nicht daran erinnert; so war sie vergessen worden, bis seine Nachkommen im Juni 1782 dem König davon Anzeige machten. Nachdem die Erben die Richtigkeit der Foderung näher nachgewiesen hatten, antwortete ihnen der König unter dem 9. Aug., daß er ihnen ihre Foderung, nebst Zinsen von 1738 an, mit 1682 Thlr. 17 Gr. 6 Pf. nach seiner Retour aus Schlesien auszahlen lassen werde. Da nach des Königs Rückkunft, bis zum 16. Septbr., noch keine Anweisung zur Hebung des Geldes erfolgt war, so schrieben die Erben an demselben Tage nochmals an den König, worauf obige Antwort erfolgte. In Kurzem erhielten sie auch das Geld.

284-+ Es hatten sich diese bei dem König gerechtfertigt, und angeführt, daß sie an den von Andern eingereichten Beschwerden keinen Antheil hätten etc.

285-+ Denina hat auch geschrieben: La Prusse litteraire und Essai sur la vie et le regne de Fédéric II. Berlin, 1788 (von geringem Werth). Vom letztern erschien 1789, unter dem Verlagsort Amsterdam, ein Nachdruck, unter dem Titel: Nouvelle vie de Frédéric II etc.
     Denina ging 1792 nach Piemont zurück, ward nachher Bibliothekar des Kaisers Napoleon, und starb in Paris den 6. Dezbr. 1813, 82 Jahr alt.

286-+ Berlinische Correspondenz historischen und litterarischen Inhalts. Eine periodische Schrift von dem Verfasser der Lieblingsstunden. Mit allergnädigster Freiheit. Berlin, 1782.

290-+ Die Unterredung steht in Winkopp's Bibliothek für Denker etc. Bd. I. St. 2, auch in Leonhard Meister's Schrift: Friedrich d. Gr. wohlthätige Rücksicht auf Verbesserung Deutscher Sprache und Litteratur, Zürich, 1787, S. 108-114. Nach einer Notiz von Meierotto's Hand, welche sich unter seinen nachgelassenen Papieren gefunden hat, und die in der Lebensbeschreibung Meierotto's von F. L. Brun, Berlin, 1802, S. 272, so auch in dem Programm des Joachimsthalschen Gymnasiums von Ostern 1801, S. 31, aufgenommen worden ist, wird Verschiedenes in der Unterredung, wie sie in obigen Schriften gegeben wird, als unrichtig bezeichnet.
     Meierotto spricht sich über diese Unterredung in einem Brief an einen seiner Freunde folgendergestalt aus: "Den letzten Abend seines Hierseins spät, ließ er (der König) mich endlich kommen. Herr Merian war wie gewöhnlich mit da, und die Audienz dauerte anderthalb Stunden. Der König sprach erst Deutsch, und sobald er nur hörte, daß ich Französisch verstände und spräche, immer Französisch; außer wenn er schlecht Deutsch zum Beispiel und zum Corrigiren scherzend sprach. Er war sehr gnädig, ging sehr ins Genaue in Ansehung des Gymnasii und besonders der Rhetorik. Uedrigens war das Gespräch sehr mannigfaltig, aber doch hauptsachlich über Deutsche Litteratur, wo sein Herz dann ein schwer zu bekehrendes Königsherz war. Hätte ich auch Schüchternheit gehabt, die ich doch selbst beim Französisch Sprechen nicht habe; so hätte sie verschwinden müssen bei der Laune und Lustigkeit des Königs. Es ist ein Greis von seltener Lebhaftigkeit, von erstaunender Belesenheit und Gedächtniß, und von einem so origenellen Witz, wie gewiß Wenige im Privatstande geboren werden, etc." (Brun's Lebensbeschreibung Meierotto's, S. 521).

291-+ Ueber diese Streitigkeiten findet man Nachrichten im historischen Portefeuille, Jahrg. 1784, 1785; Sammlung unpartheiischer Schriften über die gegenwärtigen Unruhen in Holland, Berlin, 1787, 12 Stücke; Avis respectueux et desintéressé à Guillaume V, Prince d'orange, Stadhouder etc. en Hollande, 1783.

292-+ Unter dem 8. April wird die Abreise des Prinzen Karl von Hessen-Kassel, Königl. Dänischen Feldmarschalls, gemeldet, nicht des Erbprinzen, wie die Zeitungen melden (der George Wilhelm hieß).

295-+ Der Dr. J. C. C. Oelrichs hatte eine Gedächtnißmünze auf dieses Ereigniß entworfen, und die Abbildung im historischen Portefeuille, Jahrg. 1783, I. 753 mitgetheilt; sie ist aber nicht ausgeprägt worden. Es erschien jedoch ein Gedicht auf die 50jährige Ehe Sr. Maj. des Königs von Preußen, welches sehr sauber auf seidenem Band gedruckt war, im Publikum. Merkwürdig ist noch, daß auch die beiden Brüder des Königs, die Prinzen Heinrich und Ferdinand, das 50jährige Jubelfest ihrer Vermählung erlebt haben.

295-++ Am 12. Dezbr. 1799 waren ebendaselbst und bei Schweidnitz bedeutende Erderschütterungen.

304-+ Christoph Heinrich Myller's Sammlung Deutscher Gedichte aus dem 12ten, 13ten und 14ten Jahrhundert. Berlin, 1784, 1785. 2 Bde. 4.

307-+ Auf der Rückreise aus Westpreußen nach Potsdam soll der König immer, und auch in diesem Jahre, in dem Dorfe Dolgelin, zwischen Cüstrin und Müncheberg, bei dem Prediger übernachtet und ihm jedes Mal 100 Thlr. gegeben haben. Im folgenden Jahre aber hat er in Müncheberg übernachtet. (Benekendorf's kleine Oekon. Reisen II. 332).

308-+ In dieser Kabinetsordre hatte der König befohlen, daß die Söhne der Kaufleute, Rentiers, Künstler und Fabrikanten, ingleichen der Weinhändler, Materialisten, welche guten Handel führen, wie auch Königl. Beamten und anderer Leute, welche 6000 Thlr. in Vermögen haben, von aller Enrollirung und Werbung ganz frei sein sollten.

309-+ Hier besuchte der Prinz auch den General von Lentulus. (S. Abtheilung, S. I. 162).

309-++ Memoires de Marquis de Bouillé etc. Paris, 1821. pages 230 - 252.

311-+ Tauentzien war General-Inspecteur der ganzen Schlesischen Infanterie.

312-+ Der Herzog und die Herzogin blieben bis Anfangs Oktober in Berlin und waren mehrmals in Potsdam. "Die sanfte fürstliche Frau hatte den Beifall des Königs gewonnen; er sandte ihr wiederholentlich niedliche Körbchen, mit den feinsten und seltensten Früchten gefüllt, mit den erlesensten Blumen geschmückt, und jedesmal von einigen freundlichen Zeilen begleitet. Bei Gelegenheit der ersten dieser Sendungen beklagt sich der Monarch, daß seine Krankheit ihn des Vergnügens beraube, sie selbst zu bewirthen, er müsse es seinem Neffen überlassen, ihren und ihres Gemals Aufenthalt in Potsdam und Berlin so angenehm als möglich zu machen." (Tiedge; Anna Charlotte Dorothea, letzte Herzogin von Kurland. Leipzig, 1823. S. 77.)

314-+ Die Veranlassung zu diesem Bund war, daß der König in Erfahrung gebracht hatte, wie der Kaiser damit umgehe, Baiern durch Tausch gegen die Oestreichischen Niederlande an sich zu bringen etc. (S. Mehreres darüber unter Juli 1785).

319-+ Es war der 16. Mai.

325-+ de la Veaux war Lehrer der Französischen Sprache in Berlin und hatte vor Kurzem vom König den Professortitel erhalten. Er gab eine periodische Schrift unter dem Titel: Maitre de langue ou critiques sur les livres francais heraus, in welcher er eingie Mitglieder der Akademie eben nicht glimpflich behandelt hatte, die sich nun beim König beschwerten.

330-+ Ueber diesen Bund, eine der letzten wichtigen Handlungen des großen Königs, geben folgende Schriften Nachrichten: 1) Erklärung der Ursache, welche Se. Königl. Maj. von Preußen bewogen haben etc., eine Association zu schließen. 2) Prüfung der Ursachen einer Association etc. 1785. 3) Beantw. der sogenannten Prüfung der Ursachen etc. 4) v. Gemmingen, Ueber die Preuß. Association etc. 1735. 5) C. G. Rössig, ueber Deutsches Staatsinteresse, Ländertausch und das Schutzbündniß Deutscher Fürsten (gegen Gemmingen's Schrift), Leipzig, 1786. 6) Bemerkungen, bei Gelegenheit des neuesten Fürstenbundes etc., Berlin, 1786. 7) Dohm, Ueber den Deutschen Fürstenbund, Berlin, 1785. 8) Darstellung des Fürstenbundes, 2te verbesserte Auflage, Leipzig, 1738 (ist von Johannes Müller). 9) Fischer, Abhandlung über die Baiersche Kurwürde etc., Berlin, 1785. 10) Ministerialäußerung des Preuß. Ministers Thulemeier bei den Generalstaaten, 1785. 11) Ueber die Gerüchte von bevorstehenden Staatsrevolutionen etc., 1785. 12) Merk's Baiern! Merk's Landschaft, v. Strobll, München, 1785. 13) Deutschlands Erwartungen vom Fürstenbunde, 1783.

331-+ Ueber des Königs kurzen Aufenthalt in Hirschberg theilen wir folgenden Auszug aus einem Briefe aus Hirschberg mit: "Die Reise des Königs ist das allgemeine Gespräch. Am 18. August reis'te er hier durch. Sie hätten das frohe Gewühl vieler Tausende, die aus der ganzen Gegend zusammen gekommen waren, sehen sollen. Schon etliche Stunden vor seiner Ankunft gings an, und man las auf allen Gesichtern, daß man etwas Großes mit Freuden erwarte. Die voran reitenden Couriere spannten diese Erwartung aufs höchste. Endlich kam Er, der Einzige, und aller Augen waren mit dem sprechendsten Ausdruck von Ehrfurcht und Liebe auf einen Punkt gerichtet. Da Er im Wagen saß, so können Sie Sich die mannigfaltigen Stellungen und Wendungen denken, die jeder machte, um sich die beste Richtung zu geben. Jeder vergaß sich und den drängenden Nachbar und dachte jetzt nur an Ihn. - Ich kann die Empfindungen nicht beschreiben, die sich meiner, und gewiß eines jeden, bemächtigten, als ich Ihn sah, den Greis - in der schwachen Hand den Hut, im großen Auge freundlichen Vaterblick auf die unzählige Menge, die seinen Wagen umgab und stromweise begleitete. Als er vorbei war und ich mich wieder umsah, glänzte hin und wieder eine Thräne im Auge; und das auch bei eifrigen Katholiken, die sonst immer in Verdacht sind (wohl mit Unrecht), als ob sie nicht gut Preußisch wären. Alle, die das Glück traf, Ihn zu sprechen, waren über die väterliche Milde des großen Königs außerordentlich gerührt. Als Er sich eine lange Zeit über verschiedene Gegenstände mit den Ihm aufwartenden Kaufleuten aus dem Gebirge unterhalten hatte, fragte Er sie zuletzt: ob jemand noch etwas zu sagen habe? Der Kaufmannsälteste Lachmann aus Greiffenberg trat vor, und sagte: die abgebrannten Bürger zu Greiffenberg statteten nochmals ihren unterthanigsten Dank für das Königliche Gnadengeschenk zum Wiederaufbau ihrer abgebrannten Häuser ab; zwar sei ihr Dank von keinem Gewicht, sie bäten aber täglich Gott, diese Königliche Huld zu belohnen. Der König war sichtlich gerührt und antwortete: "Sie haben nicht Ursach, sich deswegen bei mir zu bedanken, es ist meine Schuldigkeit, daß ich meinen verunglückten Unterthanen wieder aufhelfe, dafür bin ich da." Worte, würdig eines Friedrich's. So spricht Er nicht nur, so handelt Er auch. Der ganze Tag war für die Stadt ein Festtag, und man sprach von nichts, als daß der König "so freundlich gewesen wäre, und auf die Menge so mit Wohlgefallen gesehen hätte." Als er wieder wegfuhr, war alles eine Stimme: Lange noch lebe unser Vater! und ein großer Strom begleitete Ihn. Abends wurde ein Feuerwerk veranstaltet, wobei die Worte brannten: Es lebe Friedlich der beste König!" Gewiß aus Aller Seelen genommen."
Anmerkung. In dem "Jahrbuch der Preuß.-Brandenb. Staatengeschichte," Berlin, 1796, Thl. VII. S. 284, 285, wird die obige Unterredung des Königs mit den Greiffenberger Kaufleuten ins Jahr 1784 gesetzt, und dabei gesagt, daß sie in Hirschberg Statt gehabt habe, als der König daselbst eben bei der Tafel gewesen, und so ist mit der unrichtigen Jahreszahl auch dieser wohl ebenfalls irrige Umstand aus jenem Jahrbuche, in welchem die Scene auch durch einen Kupferstich dargestellt ward, in einige Lebensbeschreibungen Friedrich's d. Gr. übergegangen. Gegen die Richtigkeit des Vorgangs, wie er im obigen Briefe, der im August 1785 geschrieben ist, erzählt worden, und wonach die Unterredung am Wagen des Königs Statt gefunden zu haben scheint, kann wohl kein Zweifel entstehen. Vergl. Schlesische Chronik 1839, S. 59. Unter den Greiffenberger Deputaten war auch der Kaufmann J. C. Prenzel.

334-+ Die Wohnungen dieser fremden Officiere waren ihnen folgendergestalt angewiesen: der Herzog von York mit Gefolge in dem neuen Schlosse, der Herzog von Sachsen-Weimar in dem alten Schlosse zu Groß-Tiez, die Englischen Officiere in Klein-Tiez, die Französischen in Bohrau, die Sächsischen in Bischkowitz.

336-+ Der Herzog und feine Gemalin waren am 6ten von ihrer Reise nach Italien nach Berlin zurück gekommen und sogleich nach Friedrichsfelde, dem Landsitz des Prinzen Ferdinand, gegangen.

337-+ Es existirt zwar ein Kupferstich nach einem Gemälde von Joseph Cunningham (der 1785 in Berlin war), welches Friedrich d. Gr. vorstellt, wie er von diesem Manövre zurück kehrt, umgeben von Preußischen und den fremden Generalen, die dabei zugegen gewesen waren, als: de la Fayette, Cornwallis etc. Dies ist allerdings, wie der Prof. Preuß in seinem Werke über Friedrich, Thl. 4, S. 242 sagt: mit den beglaubigten Nachrichten nicht in Einklang zu bringen, allein der Widerspruch verschwindet, wenn man weiß, wie jenes Gemälde entstanden ist. Cunningham verfertigte es nämlich vorgeblich in Auftrag einer Gesellschaft in England, welche die Portraits der vornehmsten Generale, besonders derjenigen, welche sich im siebenjährigen Kriege ausgezeichnet hatten, verlangt habe. Diese Bildnisse sollten in ein allgemeines Gemälde vereinigt, und dieses dann in England von einem berühmten Kupferstecher gestochen werden. Cunningham wählte dazu ganz willkührlich eine Scene von des Königs Rückkunft vom Manövre, und seine Hauptabsicht dabei war bloß, von den Personen, welche er für dieses Bild malte, auch Aufträge zu erhalten ihr Portrait noch besonders zu malen, und dafür dann von ihnen belohnt oder beschenkt zu werden. (S. Neue Berl. Monatsschrift 1809, II. S. 74,75). Uebrigens ist Chazot, dessen Portrait sich auch auf jenem Gemälde befindet, so viel wir haben ermitteln können, um diese Zeit gar nicht in Potsdam gewesen.

343-+ Mirabeau war am 19ten in Berlin angekommen. Der König ahnete, daß seine Reise einen politischen Zweck habe, und in der Audienz, welche er ihm auf sein Ansuchen bald nachher gestattete, fragte ihn der König, ob er auch nach Petersburg gehen würde, was Mirabeau nur kurz verneinte, doch gleich Tags nachher, den 26sten, dem König schriftlich von dem (angeblichen) Zweck seiner Reise umständlich unterrichtete, was er, wie er dabei sagt, nicht gleich habe thun können, weil er bei der Audienz mit dem König nicht ohne Zeugen habe sprechen können. Es ist übrigens bekannt, daß Mirabeau, als er im Mai 1786 zum zweiten Mal in Berlin erschien, von dem Französischen Finanzminister Calonne dahin geschickt worden war, um bei der als nahe erwarteten Regierungsveränderung allerlei Nachrichten einzuziehen, und eigentlich den Spion zu machen, wie dies aus Mirabeau's eigenen Briefen in seiner Histoire secrete de la Cour de Berlin klar hervorgeht. , Höchst wahrscheinlich war dies auch schon der Zweck dieser ersten Reise.

344-+ Siehe die obige Note.

345-+ Es findet sich keine Nachricht, daß dieser Gelehrte in Berlin angekommen. S. des Königs Brief vom 25. Mai.

348-+ S. (Kletschke) Letzte Stunden und Leichenbegängniß Friedrich's II etc. Potsdam, 1786. S. 4-7 und C. G. Seile: Krankheitsgeschichte des Hochseligen Königs von Preußen Friedrichs II. Berlin, 1786.

349-+ Unsere Leser werden es nicht ungern sehen, wenn wir hier eine der letzten Kabinetsordres mittheilen, welche der König in Potsdam (am 16ten ganz früh vor 6 Uhr) unterzeichnete. Sie ist an die Kurmärkische Kammer gerichtet und lautet wie folgt:
     "Se. Königl. Maj. von Preußen, Unser allergnädigster Herr, lassen der ChurMärkschen Krieges- und Domainen-Cammer hierneben eine Vorstellung zusenden von der Wittwe des hiesigen KunstDrechslers Beeskoen, woraus deren Gesuch des mehrern hervorgeht; Wann es nun mit dem Gesuch um einen Geldvorschuß nur nichts ist; so hat die Cammer nachsehen zu lassen, ob derselben sonst etwa zu besserer Betreibung ihrer Profession, irgendwo auf eine Arth, zu helfen stehet, und sie so dann den vorwaltenden Umständen gemäß weiter zu bescheiden und zu bedeuten.
     Potsdam, den 16. April 1786.
     Friedrich."

351-+ l'Evesque und Dupuis.

353-+ Die Spenersche Zeitung vom Jahr 1836, Nr. 260 giebt den 20sten an; dies scheint aber nach derselben Zeitung vom 20. Mai 1786 irrig zu sein.

358-+ S. unter dem 13. August.

362-+ S. die Kabinetsordre vom 4. August.

363-+ Kurze Nachricht vom Tode Friedrich's II. Ein Schreiben aus Potsdam (von von Massenbach), Berlin, 1786. S. 5.

363-++ Herzberg, Huit dissertations etc. pag. 280. Von den vielen, bei der ununterbrochenen Thätigkeit des Königs auch in diesen seinen letzten 16 Lebenstagen von ihm ausgefertigten Kabinetsschreiben haben wir bis jetzt nur die hier mitgetheilten erhalten können.

364-+ Der gefährliche Zustand des Königs war am Hofe der Königin, und ihr selbst so wenig bekannt (und wohl absichtlich geheim gehalten worden), daß an diesem Tage in Schönhausen Cour und Soupé Statt fand, und als der (in Berlin sich wieder aufhaltende) Graf Mirabeau, dem bei der Cour gegenwärtigen Französischen Gesandten die Nachricht davon brachte, wollte ihr Anfangs Niemand Glauben geben. (Mirabeau, Histoire secrete de la Cour de Berlin ertc. s. I. 1789. I. lettre d. 17. Aout 1786.

366-+ Einige und funfzig sind in Kupfer gestochen und mit Text in einer Sammlung von Fromey et Fils herausgegeben, welche den Titel hat: Recueil de Medailles pour servir à l'histoire de Frédéric le Grand etc. 1764 Eine Abbildung der berühmten Holländischen Medaille auf des Königs Tod befindet sich vor der Schrift: Eloge du Roi de Prusse p. l'Auteur de l'Essai générale de Tactique (Guibert).

367-+ Der berühmte Kunsthändler Herr Jacobi in Berlin besitzt davon eine Sammlung von nahe an 1200 Stück, darunter manches höchst interessante und merkwürdige Blatt, so wie viele seltene.