Januar 1773.

A.

Januar 1773

Der König läßt, wie alle Neujahr, auch diesmal wieder bedeutende Summen für die Armen Berlins an die Prediger auszahlen.

2. Januar 1773

Der König in Berlin, bei der Königin zur Tafel.

5. Januar 1773

Bei der Prinzessin Amalie, die Königin bei der verwittweten Prinzessin von Preußen.

10. Januar 1773

In Gegenwart des Königs, der Königin und des ganzen Hofes findet die Vermälung des regierenden Landgrafen von Hessen-Kassel mit der Prinzessin Philippine von Brandendenburg-Schwedt Statt. Bei der Mittagstafel wird vom goldenen Service gespeist.

18. Januar 1773

Feier des Geburtsfestes des Prinzen Heinrich bei der Königin, wo auch der König zugegen ist.

20. Januar 1773

Der König bei der Prinzessin Amalie.

<73>

23. Januar 1773

Der König nach Potsdam.

24. Januar 1773

Das Geburtsfest des Königs wird in Berlin bei der Königin gefeiert.

25. Januar 1773

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Zugleich wünsche ich, daß Fortuna - die Göttin, welcher Sie kein Opfer bringen - ihren beglückenden Einfluß über Ihre verlängerten Tage verbreite! Denn ohne Glück ist das Leben nur eine Bürde, und oft eine unerträgliche. Fragen Sie mich: was ich unter Fortuna verstehe? Alles, was Sie wollen: das Schicksal, das Fatum, die Notwendigkeit; kurz das, was glücklich macht. etc. -

Unsere rauhen Deutschen haben zwanzig Mundarten, und dafür gar keine bestimmte Sprache; der Mangel dieses Werkzeugs schadet der Bearbeitung der schönen Wissenschaften. etc. Ich arbeite daran, die Schulen in diesem für die Humaniora so wesentlichen Theil zu verbessern. etc. Es giebt noch Gelehrte bei uns, aber sollten Sie es wohl glauben, daß ich genöthigt bin, zum Studium der Griechischen Sprache aufzumuntern? die ohne meine Sorgfalt ganz verloren gehen würde. etc."

26. Januar 1773

Der König an Voltaire :

- etc. - "Freilich ist der Ruhm, wenn man ihn genau betrachtet, nur eine große Kleinigkeit. Damit, daß man von Undankbaren gerichtet, von Schwachköpfen gewürdigt, und von einem Pöbel genannt wird, der ohne allen Grund lobt und tadelt, liebt und haßt - damit kann man sich nun freilich wohl eben nicht trösten. Indeß, wo würden die tugendhaften und lobenswürdigen Handlungen bleiben, wenn wir den Ruhm nicht liebten? etc.

Wer den Menschen Wohlthaten erweist, wird dafür gesegnet. Das ist wahrer Ruhm. Ohne Zweifel kann uns Alles das, was man nach unserm Tode von uns sagen wird, eben so gleichgültig sein, als was man bei der Zerstörung<74> des Babylonischen Thurms gesprochen hat; bei dem Allen sind wir aber doch, da wir uns einmal an die Existenz gewohnt haben, nicht gleichgültig gegen die Urtheile der Nachwelt. Die Könige dürfen es noch weniger sein, als Privat-Personen, da sie kein anderes Tribunal zu fürchten haben.

Wenn man auch nur etwas Gefühl hat, so strebt man doch nach der Achtung seiner Landsleute, oder will durch irgend etwas glänzen, und nicht mit dem großen Haufen verwechselt werden, der ein bloßes Pflanzenleben führt. Dieser Instinkt hängt von den Ingredienzien ab, aus denen die Natur uns geformt hat. Auch ich habe meinen Theil davon. etc. - Ich bekenne Ihnen zwar, daß ich einige Neigung für den Ruhm habe; indeß denken Sie nur nicht, ich stehe in dem Wahn, bloß die Fürsten könnten Anspruch darauf machen. Im Gegentheil glaube ich, daß man große Schriftsteller, die das Nützliche mit dem Angenehmen, Belehrung mit Zeitvertreib zu verbinden wissen, weit länger nennen wird.

Das Leben guter Fürsten ist eine unaufhörliche Thätigkeit; bei der Menge ihrer mannigfaltigen Handlungen werden die früheren über die späteren vergessen. Große Schriftsteller hingegen erzeigen nicht nur ihren Zeitgenossen, sondern auch allen künftigen Jahrhunderten, Wohlthaten. Aristoteles wird in den Schulen öfter genannt, als Alexander; Cicero öfter gelesen, als Cäsar's Nachrichten etc. - hundert Mal werden Virgil, Horaz und Ovid genannt, ehe man nur Einmal von August spricht, und obendrein eben nicht oft zu seiner Ehre. etc. Mit uns ist man, sobald ein wenig Erde und Asche uns bedeckt, weiter in keiner Verbindung; aber mit den schönen Geistern des Alterthums hat man noch jetzt Umgang, und sie sprechen durch ihre Bücher mit uns.

Ungeachtet dessen, was ich Ihnen hier sage, werde ich dennoch um nichts weniger für den Ruhm arbeiten, sollle ich auch darüber sterben; im einunddsechzigsten Jahre bessert man<75> sich nicht mehr, und ohnedies ist es ausgemacht, daß ein Mann, der sich die Achtung seiner Zeitgenossen nicht wünscht, ihrer auch nicht werth ist. etc.

N.S. Ich lasse meine Briefe kopiren, weil mein Arm anfängt zu zittern. Ueberdies konnte meine kleine Hand Ihren Augen beschwerlich sein."

B.

28. Januar 1773

Es erscheint das Edict wegen Aufhebung der Feier des grünen Donnerstags, des Himmelfahrtstags, und der Verminderung der vier Bußtage auf Einen.

Der Abt Raynal hatte in seinem Werke : Histoire philosophique et politique des Etablissements des Europeens etc., Amsterdam 1773, II. 185, sich sehr dreiste Urtheile über das Preußische Finanzwesen erlaubt; gegen diese Lettre d'un Habitant de Berlin à son ami à la Haye, Berlin 1773, welche der Französische Prediger Moulines, Mitglied der Akademie d. W. zu Berlin, auf Befehl des Königs, und ohne Zweifel nach dessen Angaben, verfaßt hatte.

Februar.

A.

Februar 1773

Der König in Potsdam.

29. Februar 1773

Der König an Voltaire :

- etc. - "Es wird, wie ich wohl sehe, den Menschen leichter, Böses als Gutes zu thun; die unglückliche Verkettung der Ursachen reißt uns gegen unsern Willen mit sich fort, und spielt mit unsern Plänen, wie ein ungestümer Wind mit dem Triebsande. Dessen ungeachtet geht aber doch Alles seinen gewöhnlichen Gang.

Wir bringen jetzt unser anarchisches Chaos 75-+ in<76> Unsere Bischöfe behalten 24000 und die Aebte 7000 Thaler Einkünfte. Die Apostel haben so viel nicht gehabt. etc."

Der Erbprinz und der Prinz Friedrich von Braunschweig, der Minister von Finkenstein, der Oestreichische Gesandte von Switen und der Kaiserliche Geh.-Rath Fürst Lichnowsky beim König in Potsdam (an verschiedenen Tagen).

B.

1. Februar 1773

Der Landgraf von Hessen, Kassel mit seiner Gemalin gehen über Potsdam nach Kassel.

4. Februar 1773

Der Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicky kehrt nach Ermeland zurück.

Der bisherige Kriegsrath bei der Magdeburgischen Kammer Julius Wilhelm Heinrich Beyer wird Kabinets-Rath.

März.

A.

März 1773

Der König in Potsdam.

4. März 1773

Ist Taufzeuge bei dem Sohn des Obersten Ouintus Icilius, und läßt sich durch den General-Lieutenant von Krockow vertreten.

22. März 1773

Der Prinz Friedrich August von Braunschweig zeigt dem König die von ihm erfundenen cylindrischen Ladestöcke vor, welche des Königs Beifall erhalten, und noch in diesem Jahre bei der Armee eingeführt werden.

31. März 1773

Der Prinz Ferdinand geht nach Potsdam und von da nach Ruppin.

?? März 1773

Der Minister von Finkenstein und der Oestreichische Gesandte von Switen in Potsdam.

April.

A.

April 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

4. April 1773

Schreibt an Voltaire und schickt ihm die beiden Gedichte :<77> Epistel an den Baron Pöllnitz (h. W. VII. 56) und der Schweizer (ebendaselbst S. 194).

23. April 1773

Der König nach Charlottenburg.

24. April 1773

Nach Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht einige Regimenter und kehrt nach Charlottenburg zurück.

25. April 1773

Nach Berlin, mustert die übrigen Regimenter und geht dann nach Potsdam.

27. April 1773

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Da wir Gott sei Dank weder eine Sorbonne haben, noch Betbrüder mit hinlänglicher Gewalt, um sich erdreisten zu dürfen, die Gedanken zu censiren; so werden Sie aus den hier überschickten Stücken sehen, daß ich und alle Preußen ganz laut denken. Indessen kann ich Ihnen doch nicht verbergen, daß der beständige Secretair unserer Akademie 77-+ auf den Einfall gekommen ist, ich weiß nicht welches Glaubensbekenntniß eines Ungläubigen drucken zu lassen 77-++, der sich, wie billig, in articulo mortis aus Furcht vor dem Teufel von seinem gottlosen Leben bekehrte. Dies hat mich veranlaßt, die beiliegende Epistel 77-+++ an Sie<78> zu richten. Da mich dergleichen Possen beschäftigen, so sehen Sie wohl, daß mich die Last von Europa, die ich nach Ihrer Meinung trage, nicht sehr drückt. etc. - etc. Glauben Sie nur : Alles hängt von dem Augenblick ab, in welchem man zur Welt kommt. Ein Alexander der Große zu unsern Zeiten in Macedonien geboren, würde ein armer Bursche sein, und wäre Ludwig XIV der Enkel Ludwig's XV, so würde er seine Thronbesteigung mit einem allgemeinen Bankerot eröffnen, was ihn eben nicht sonderlich berühmt machen würde. Die Talente allein sind nicht hinreichend, wenn es ihnen an Mitteln zur Anwendung fehlt. Wäre der große Condé ein Kapuziner gewesen, nie hätte er es dahin gebracht, daß Europa von ihm spräche, und wäre Voltaire als Winzer in Bourgogne geboren; so hätte er nie die Henriade geschrieben. etc."

30. April 1773

Reguln, nach welchen ein guter Commandör eines Bataillons zur Zeit des Krieges handeln soll (vom König).

Der Minister von Finkenstein und der Oestreichische Gesandte von Switen beim König.

B.

19. Mai 1773

Der Polnische Conföderationstag erkennt die Forderungen der drei Mächte (Oestreich, Preußen und Rußland) für rechtmäßig.

Mai.

A.

Mai 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? Mai 1773

Die regierende Landgräfin von Hessen-Darmstadt mit drei Prinzessinnen, ihren Töchtern, und dem Erbprinzen kommen in Potsdam an. Den 19ten gehen sie nach Berlin.

19. Mai 1773

Der König nach Spandau, mustert das Regiment des Prin<79>zen Heinrich, bei dem er speist - dann nach Charlottenburg.

20. Mai 1773 bis 23. Mai 1773

In Berlin, wo er Musterung hält.

23. Mai 1773

In Potsdam.

24. Mai 1773

Nach Magdeburg zur Musterung. Hauptquartier Pitzpuhl (oder Cörbelitz?).

26. Mai 1773

In Cörbelitz.

28. Mai 1773

Aus dem Lager bei Pitzpuhl durch Magdeburg nach dem bei Gruningen gelegenen Lustschloß zum Besuch bei der Herzogin von Braunschweig.

29. Mai 1773

Der König in Potsdam.

Der König verleiht dem General von Ramin die Probstei zu Camin und die damit verbundene Majorats-Präbende. Der Lord Chesterfield war in diesem Monat in Berlin.

Juni.

A.

1. Juni 1773

Der König reist nach Pommern und Westpreußen.

2. Juni 1773

In Stargard bis den 5ten, wo er die Truppen mustert. Hier hatte sich auch der Erbprinz von Hessen-Darmstadt eingefunden.

5. Juni 1773

Von Stargard über Neu-Stettin nach Conitz.

6. Juni 1773

Ueber Marienburg nach Elbing.

7. Juni 1773

In Marienwerder. Hier läßt er gleich nach der Tafel den etc. Roden, von Domhardt und von Brenkenhof zu sich kommen, um mit ihnen die Westpreußischen Angelegenheit ten zu reguliren, wobei er dem Kabinets, Rath Galster die nöthigen Befehle etc. dictirt.

9. Juni 1773

In Graudenz. Hier pflegte der König gewöhnlich in dem Hause des Post-Direktors Wagner zu wohnen. (Beiträge zur Kunde Preußens I. 551). Dann ins Lager bei Mockerau.

10. Juni 1773

In Mockerau Hauptquartier während der Revue. Hier ließ sich der König später ein leicht von Fachwerk erbautes und mit Stroh gedecktes Haus zu seiner Wohnung während der Revue aufrichten. (Rödenbeck's Beiträge I. 495).

<80>

12. Juni 1773

Ueber Schwetz, Bromberg, Schneidemühl und Landsberg a. d. W. nach Potsdam. In Bromberg unterredete sich der König lange Zeit mit dem Geheime-Rath von Brenkenhof.

12. Juni 1773

In Potsdam angekommen, mit ihm auch der Erbprinz von Hessem-Darmstadt.

15. Juni 1773

Die Prinzessin von Oranien (Gemalin des Erbstatthalters von Holland, Schwester des Prinzen von Preußen) kommt in Potsdam an, desgleichen deren Mutter, die verwittwete Prinzessin von Preußen aus Berlin, ferner der Prinz Ferdinand und die Gemalin des Prinzen Friedrich von Braunschweig.

16. Juni 1773

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam zur Minister-Conferenz, bis den 17ten oder 18ten.

17. Juni 1773

Vormittags um 11 Uhr ward der Oberst Guibert 80-+ durch<81> den General von Krockow beim König in Sanssouci eingeführt und von ihm sehr freundlich empfangen. Als der Oberst um die Erlaubniß bat, der bevorstehenden Revue in Schlesien beiwohnen zu dürfen, antwortete der König scherzend, sein Scharfblick mache ihn zwar gefährlich, doch werde es ihm sehr angenehm sein, ihn dort wieder zu sehen.

19. Juni 1773

Die Prinzessin von Oranien und die andern Prinzen und Prinzessinnen nach Berlin.

23. Juni 1773

Der General von Ramin nach Potsdam, bis den 28sten.

28. Juni 1773

Der Oestreichische Gesandte von Switen nach Potsdam.

In den ersten Tagen dieses Monats war auch der Herzoglich Sachsen-Gothaische Geheime-Rath Freiherr Friedrich Melchior von Grimm beim König. Später der General von Buddenbrock, der Oberst von Prittwitz und der Abt Bastiani.

Der König macht der Prinzessin von Oranien kostbare Geschenke von Porzellan.

B.

4. Juni 1773

Die regierende Landgräfin von Hessen-Darmstadt mit ihren drei Prinzessinnen Töchtern tritt ihre Reise über Lübeck nach Petersburg an, woselbst sich die eine derselben, Wilhelmine, mit dem Großfürsten Paul Petrowitz vermälen wird.

Juli.

A.

Juli 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

3. Juli 1773

Der Baron von Pöllnitz zum König nach Potsdam.

6. Juli 1773

Die Prinzessin von Oranien, die Prinzessin Amalie, die verwittwete Prinzessin von Preußen, die Gemalin des Prinzen<82> Friedrich von Braunschweig und der Erbprinz von Hessen-Darmstadt nach Potsdam zum König. Logiren sämmtlich im neuen Schloß in Sanssouci. Der Prinz und die Prinzessin von Preußen wohnten bekanntlich immer in Potsdam.

9. Juli 1773

Im neuen Schloß Opera comique: il marchese villano.

11. Juli 1773

Im Schloß in der Stadt Französisches Lustspiel : le mari (ou l'homme) bizzare.

13. Juli 1773

Im neuen Schloß Lustspiel : der wunderliche Mann.

15. Juli 1773

Ebendaselbst Oper : Merope.

17. Juli 1773

Concert.

18. Juli 1773

Oper: l'Eroe cinese, Abends Ball.

20. Juli 1773

Dieselbe Oper, dann Feuerwerk und Ball.

23. Juli 1773

Sämmtliche oben genannte Herrschaften nach Berlin. Die Prinzessin von Oranien reiste den 29sten nach Rheinsberg zum Prinzen Heinrich und von da nach Holland.

Während der Festlichkeiten in Potsdam befand sich die Königin in Schönhausen, wo einige Mal Cour und Souper war.

Minister von Schulenburg beim König.

B.

12. Juli 1773

Stirbt der Königl. Hofcomponist Johann Joachim Quanz, 77 Jahr alt. Er war 30 Jahr beim König. (S. oben I. Abteilung S. 61).

21. Juli 1773

Pabst Clemens XIV (Ganganelli) hebt durch die Bulle : Dominus ac redemptor noster etc. in der ganzen Christenheit den Orden der Jesuiten auf. Friedrich behielt sie in seinen Staaten bei. (S. unter dem 11. Oktbr. Frieddrich's Brief an Voltaire).

August.

A.

August 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. August 1773

Der König an Voltaire :

- etc. - "Der alte Baron (Pöllnitz) hat an allen un<83>sern Festlichkeiten Theil genommen, und es sah gar nicht aus, als wenn er 86 Jahr alt wäre. - etc. Thorn gehört nicht mit zu dem Stück von Polen, das mir zugefallen ist. Die Ermordung unschuldiger Leute, deren sich die Priester dieser Stadt zu schämen haben 83-+, will ich nicht rächen, wohl aber in einer kleinen zu Ermeland gehörigen Stadt 83-++ dem berühmten Kopernikus, der daselbst begraben liegt, ein Monument errichten lassen. Es ist gewiß besser, daß man, wenn es einem nicht an Mitteln dazu fehlt, belohnt und dem Talent Ehre erzeigt, als daß man bestraft und Grausamkeiten rächt, die schon vor langer Zeit begangen worden sind.

Vor Kurzem ist mir eine Schrift über die Erziehung 83-+++ von dem verstorbenen Helvetius in die Hände gefallen. Es thut mir leid, daß der gute Mann sie nicht ausgefeilt und von den falschen Gedanken, so wie von den concetti gereinigt hat, die mir in einer philosophischen Schrift höchst übel angebracht zu sein scheinen Er will, womit er denn freilich nicht zu Stande kommen konnte, den Beweis führen, daß die Menschen alle gleich viel Kopf haben, und daß alles auf die Erziehung ankomme. Zum Unglück widerspricht ihm die Erfahrung, die große Lehrerin, und schlägt die Principien, die er festzusetzen sucht, gänzlich nieder. etc."

15. August 1773

Der König geht nach Schlesien zur Revue.

21. August 1773

Ankunft in Neisse, wo er, um dem Lager und dem Manövre-Platze nahe zu sein, auf der Friedrichsstadt, einer Vorstadt von Neisse, zwischen dem Fort Neisse und dem Fort Preußen seine Wohnung nimmt. Bei dieser Revue war der schon erwähnte Oberst Guibert gegenwärtig, auch der bekannte Graf Hoditz aus Roswalde.

<84>

27. August 1773

Ankunft des Königs aus Neisse in Breslau, wo, außer den höhern Officieren, auch der Fürst-Bischof Sinzendorf und der Abt Bastiani täglich beim König zur Tafel sind.

31. August 1773

Aus Breslau ins Hauptquartier Goldschmieden. Auch bei dieser Revue war der Oberst Guibert gegenwärtig, so auch der Prinz von Hessen-Philippsthal, Oberster in Holländischen Diensten.

In Potsdam waren Anfangs dieses Monats beim König: der Russische Graf Iwan Czernitschef, die Preußischen Generale von Möllendorf, von Düringshofen, von Buddenbrock und der Minister von Finkenstein.

Der Erbprinz von Hessen-Darmstadt geht über Rheinsberg nach Petersburg.

September.

A.

3. September 1773

Der Köuig verläßt Goldschmieden, um nach Potsdam zurückzukehren.

5. September 1773

Ankunft in Potsdam (Sanssouci).

13. September 1773

In Charlottenburg.

14. September 1773

Auf dem Wedding bei Berlin, beim Manövre der Artillerie, alsdann in Berlin, besucht die Prinzessin Amalie, besieht die im Bau begriffenen Kasernen, und begiebt sich nach Potsdam.

20. September 1773 bis 24. September 1773

Werden bei Potsdam die gewöhnlichen Herbstmanövres ausgeführt.

Der Prinz von Hessen-Philippsthal in Potsdam, bis den 24sten.

B.

5. September 1773

Verbot der Bekanntmachung des päbstlichen Breve in Schlesien und Cleve, die Aufhebung des Ordens der Jesuiten betreffend.

18. September 1773

Tractat mit der Krone Polen wegen Abtretung Westpreußens etc. und Entsagung aller Ansprüche auf Preußen, namentlich des frühern Vorbehalts des Rückfalls Preußens nach Erlöschung<85> des Brandenburgischen Mannesstammes, und der Oberlehnsherrlichkeit über Lauenburg und Bütow, so wie des Einlösungsrechts der Starostei Draheim. (Herzberg Recueil T. I. 392 etc.).

Oktober.

A.

Oktober 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

9. Oktober 1773

Der König an Voltaire :

"Ich bemerke mit Schmerz, daß seit Ihrer Abreise von hier nun beinahe 20 Jahr verlaufen sind. Ihre Imagination zeigt mich Ihnen noch, so wie ich damals war; aber wenn Sie mich sehen sollten, so würden Sie statt eines jungen Mannes, der immer tanzen zu wollen schien, nur einen hinfälligen und abgelebten Greis finden. Ich verliere mit jedem Tage einen Theil meiner Existenz, und nähere mich unvermerkt der Behausung, aus der noch Niemand mit Nachrichten zurückgekommen ist. Man will bemerkt haben, daß die meisten alten Soldaten am Ende radotiren, und daß die Gelehrten ihren Geist besser erhalten. Der große Condé, Marlborough und Prinz Eugen sahen den denkenden Theil ihres Wesens vor ihrem Leibe absterben; und mir könnte es, ohne daß ich ihre Talente gehabt habe, wohl eben so gehen. Homer, Varro, Fontenelle und so viele Andere erreichten ein hohes Alter, ohne von eben solchen Schwachheiten befallen zu werden. Ich wünsche, das : Sie alle jene Männer durch langes Leben übertreffen mögen, so wie Sie es durch Geistesarbeiten gethan haben, und bekümmere mich übrigens nicht um das Schicksal, das mich erwartet, und um einige Jahre mehr oder weniger, die gegen die Ewigkeit ein bloßes Nichts sind. etc.

Fast ganz Europa glaubt, die Theilung von Polen sei eine Folge der listigen Politik, die man mir zuschreibt; das ist aber so falsch, als nur irgend etwas in der Welt. Ich<86> schlug vergeblich verschiedene Auskunftswege vor, und mußte endlich meine Zuflucht zu dieser Theilung nehmen, da sie das einzige Mittel war, einen allgemeinen Krieg zu verhüten. Der Anschein ist betrügerisch, und das Publikum urtheilt doch nur nach ihm. Was ich Ihnen hier sage, ist eben so wahr, als die achtundvierzig Sätze des Euklides. etc."

11. Oktober 773

Der König an Ebendenselben :

- etc. - "Es ist mir lieb, daß Sie die Herzogin von Würtemberg 86-+ gesprochen haben. etc. Ich billige die edlen Thränen, die Sie bei dem Andenken meiner verstorbenen Schwester vergossen haben; gewiß hätte ich mit geweint, wenn ich bei dieser rührenden Scene zugegen gewesen wäre. Mag es Schwachheit oder übertriebene Verehrung sein; genug, ich habe für diese Schwester das ausgeführt, worauf Cicero für seine Tullia dachte, und ihr zu Ehren einen Tempel dar Freundschaft errichten lassen. Im Hintergründe ist ihre Statue, und an jeder Säule ein Medaillon von einem solchen Helden, der sich durch Freundschaft berühmt gemacht hat. Ich schicke Ihnen die Zeichnung davon mit. Der Tempel liegt in einem Bosket meines Gartens, und ich gehe oft dahin, um an so manchen Verlust und an das Glück zu denken, dessen ich ehemals genoß.

Nun bin ich schon länger als einen Monat von meinen Reisen zurück. Ich war in Preußen, um da die Leibeigenschaft aufzuheben, barbarische Gesetze abzuschaffen, vernünftigere an ihre Stelle zu setzen, einen Kanal eröffnen zu lassen, der die Weichsel, die Netze, Warthe, Oder und Elbe mit einander verbinden soll; Städte wieder aufzubauen, die seit der Pest von 1709 wüste geblieben sind, Sümpfe von 20 Meilen auszutrocknen, und einige Polizei anzuordnen, die man dort nicht einmal dem Namen nach kannte. Dann habe<87> ich in Schlesien meine armen Ignatier über die Strenge des Römischen Hofes getröstet, ihrem Orden neue Kräfte gegeben und sie in verschiedene Provinzen vertheilt. So erhalte ich sie und mache sie dem Staate nützlich, da ich ihre Schulen zum Unterricht der Jugend angewandt wissen will, dem sie sich nun ganz widmen werden. Außerdem habe ich Anstalten getroffen, daß in Ober-Schlesien, wo noch ungebautes Land war, 60 Dörfer angelegt, und jedes mit 20 Familien besetzt werden soll; ferner habe ich, zur Beförderung des Handels, Landstraßen durch die Gebirge anlegen und ebendaselbst zwei abgebrannte Städte wieder herstellen lassen, die vorher nur hölzerne Häuser hatten, nun aber von gebrannten Steinen und sogar von Ouaderstücken gebaut werden sollen."

18. Oktober 1773

Der Fürst-Bischof von Ermeland und sein Bruder, der Abt, Grafen Krasicky in Potsdam, bis den 30sten. Auch der Prinz Ferdinand war einige Tage beim König in Potsdam.

B.

31. Oktober 1773

Das vierte Artillerie-Regiment bezieht die neu erbaute Kaserne auf der Contrescarpe (jetzt Kaserne des Kaiser Alexander Grenadier-Regiments, Alexanderstraße Nr. 56).

In diesem Monat kam auch der Graf von Hohenzollern, Domherr zu Breslau, nach Berlin, und war auch in Potsdam.

Jemelka Pugatschew's Verschwörung in Rußland.

November.

A.

November 1773

Der König in Potsdam (Sanssouci).

?? November 1773

Die verwittwete Prinzessin von Preußen in Potsdam.

9. November 1773

Der Prinz George von Hessen-Darmstadt in Potsdam, bis den 10ten.

9. November 1773

Der König als Taufzeuge bei dem in Potsdam am 5ten gebornen zweiten Sohn des Prinzen von Preußen, welcher die Namen Friedrich Ludwig Karl erhielt, und vom König<88> selbst über die Taufe gehalten wurde. (Dieser Prinz starb den 28. Dezember 1796). Außer dem König war nur noch die verwittwete Prinzessin von Preußen Taufzeugin.

16. November 1773

Der König nach Berlin, tritt bei der Prinzessin Amalie, in ihrem seit Kurzem bezogenen Palais in der Wilhelmsstraße (jetzt vom Prinzen Albrecht bewohnt) ab, speist bei ihr, und geht nach aufgehobener Tafel nach Potsdam zurück.

21. November 1773

Der König an Voltaire :

"Herr Guibert hat mich mit jugendlichen Augen angesehen, und die haben mich verjüngt. Meine Haare werden weiß, meine Kräfte verlieren sich, mein Feuer erlischt. Nur Voltaire ist so glücklich, daß er wieder jung wird. Apollo begünstigt seine Lieblinge weit mehr, als Mars. Herr Guibert bestimmt mir noch zwanzig Feldzüge, aber ich habe nur noch einen zu thun, wenn ich mich zum letzten Aufbruch anschicke. etc. - etc.

Der Mensch hängt ganz von der Zeit ab, in der er zur Welt kommt. Ich bin freilich zu früh hineingeschickt worden; indeß bedaure ich das nicht; habe ich doch Voltaire gesehen. etc."

27. November 1773

Die Landgräfin von Hessen-Darmstadt mit zwei Prinzessinnen Töchtern kommt aus Petersburg in Potsdam an (bleibt daselbst bis den 5. Dezember).

29. November 1773

Der Großkanzler von Fürst beim König in Potsdam, bis den 3. Dezember.

In diesem Monat waren an verschiedenen Tagen beim König : Prinz Friedrich von Braunschweig, der Graf von Hohenzollern, Domherr des hohen Stifts zu Breslau, und der General von Lossow, dem der König das Paradepferd des verstorbenen Generals von Seydlitz schenkt, welches, dem Gebrauch nach, dem König übersandt worden.

B.

1. November 1773

Einweihung der neu erbauten katholischen Kirche St. Hedwig<89> in Berlin durch den Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicky.

7. November 1773

Stirbt in Ohlau der General von Seydlitz, 53 Jahr alt.

Dezember.

A.

Dezember 1773

Der König in Potsdam.

5. Dezember 1773

Die Landgräfin von Hessen-Darmstadt nach Berlin und den 7ten wieder nach Potsdam, bis den 13ten, wo sie mit ihren beiden Prinzessinnen nach Darmstadt zurückreist.

11. Dezember 1773

Der König an Voltaire :

"Es war billig, daß ein Land, das den Kopernikus hervorgebracht hat, nicht länger in jeder Art von Barbarei schmachtete, worin mächtige Tyrannei es gestürzt hatte. Die Tyrannei ging so weit, daß die Großen, um ihren Eigensinn desto besser befriedigen zu können, alle Schulen zerstört hatten, weil sie glaubten, ein unwissendes Volk würde leichter zu unterdrücken sein, als ein gebildetes. Man kann die Polnischen Provinzen mit keinem Europäischen Staat, sondern nur mit Kauada in Vergleichung setzen; folglich wird es Arbeit und Zeit kosten, ehe man ihnen das geben kann, was ihre schlechte Regierung so viele Jahrhunderte hindurch vernachlässigt hat."

22. Dezember 1773

Der König nach Berlin zum Carneval.

23. Dezember 1773

Der König besieht (wie gewöhnlich öfters) die Wachtparaden, alsdann die neu erbauten Artillerie-Kasernen am Weidendamm und die Ställe der Gensd'armes.

Der König verleiht dem ältesten Sohn des Prinzen Ferdinand den Schwarzen Adlerorden.

In diesem Monat waren beim König : die Russischen Fürsten General Baratinsky und Oberst Dolgorucki; der letzte hatte dem König die Vermälung des Großfürsten mit der Prinzessin von Hessen-Darmstadt gemeldet. Er erhielt vom König sein Portrait mit Brillanten besetzt.

<90>

Um diese Zeit hatte der König das in den Oeuv. posth. IT. XI. p. 176 erwähnte Todtengespräch geschrieben, das aber nicht weiter bekannt ist.

B.

24. Dezember 1773

Anfang des Carnevals. Die Ordnung desselben war : Sonntag und Mittwoch Mittag : die gewöhnliche Cour beim König; Sonntag Abend : Cour bei der verwittweten Prinzessin von Preußen; Montag : Oper; Dienstag : Redoute; Mittwoch : Französisches Schauspiel; Donnerstag: Cour bei der Prinzessin von Preußen; Freitag : Oper : Sonnabend : Ruhe 90-+.

Die Opern waren : 1) Arminius, 2) Demophantes. Die Französischen Schau- und Trauerspiele : Britannicus, le menteur, Titus, le Chevalier à la mode, Ariane.

26. Dezember 1773

Ausbruch der Nordamerikanischen Revolution. In Boston versenkt das Volk eine Englische Schiffsladung von 18000 Pfd. Thee. (Sprengel giebt den 18. Dezember, Andere den 16ten an).

In diesem Jahre war der Bau des Bromberger Kanals angefangen worden.


75-+ Die neu erworbenen Polnischen Landestheile.

77-+ Formey.

77-++ Dies können wir nicht nachweisen. Man hat ein Glaubensbekenntniß Voltaire's von 1769 (Voltaire Recueil des particularités de sa vie et de sa mort. A Porrentruy (Strasb.), pag. 85). Dies kann hier aber wohl nicht gemeint sein.

77-+++ Diese Epistel befindet sich in den h. W. VI. 335. Der Schluß lautet:
     

"Hinweg von diesem Ungereimtheitsschwall!
Laß so uns denken wie einst Roms Senat!
Ihm sagte Cicero, der Consular,
Der große Mann : Ihr Freunde, nach dem Tod
Ist nichts von uns mehr da; doch sollen wir
Wohl traurig sein, daß dieses Loos uns traf?
Wird unser Geist, so wie der Leib zerstört,
So kehr' ich in der Schöpfung Schooß zurück,
Und eine mich mit ihr. Doch wenn dem Tod'
Ein Ueberrest von meiner Gluth entrinnt -
Ich fliehe dann in meines Gottes Arm."

80-+ S. oben des Königs Brief an d'Alembert, vom 23. Juli 1772.
     Guibert (Jaques Antoine Hypolite), geboren am 12.November 1743 zu Montauban, war der Sohn eines Majors im Regiment Auvergne. Dreizehn und ein halb Jahr alt, nahm er schon Dienste in demselben Regiment und wohnte den 3 letzten Feldzügen des siebenjähr. Krieges bei. Bei dem Treffen von Villingshausen (1761), wo ihm sein Pferd unter dem Leibe erschossen ward, hatte er einen auffallenden Beweis seines militairischen Scharfblicks gegeben, indem er eine Ordre, die er überbringen sollte, die aber durch die inzwischen eingetretenen veränderten Umstände unpassend geworden war, nach eigener Einsicht abänderte und so zum glücklichen Ausgang des Treffens viel beitrug. In dem Korsikanischen Kriege zeichnete er sich ebenfalls rühmlich aus, und trug viel zu dem entscheidenden Siege bei Pontenuovo (1767) bei, wo er einer der Ersten war, der die Verschanzungen erstieg. Er erhielt dafür den Ludwigsorden, und ward - 24 Jahr alt - zum Obersten ernannt. 1776 erhielt er das Regiment Neustrien. Im Jahre 1788 erhielt er die Würde eines Feldmarschalls und eines General-Inspectors der Division des Prinzen Artois. Er starb den 6ten Mai 1790. Außer dem schon erwähnten Werke über die Taktik, hat er noch mehrere kriegswissenschaftliche Schriften herausgegeben; auch hat man von ihm einige Poesien und Trauerspiele, und verschiedene Lobreden, darunter die auf Friedrich den Großen ihm viel Beifall erwarb. Aus seinen nachgelassenen Papieren ist von seiner Wittwe noch herausgegeben worden: Journal d'un voyage en Allemagne, fait en 1773 etc., welches interessante Schilderungen etc. von verschiedenen berühmten Männern, besonders von Friedrich d. Gr., enthält.

83-+ Bei dem 1724 durch die Jesuitenschüler veranlaßten Tumult.

83-++ Frauenberg.

83-+++ De l'homme et de ses facultés et de son éducation. Lond. (Amst.). 1772.

86-+ Die Tochter der Markgräfin von Baireuth, der hier erwähnten verstorbenen Schwester des Königs.

90-+ Bei der Königin war diesmal keine Cour. Auch als am 5. Dezbr. die Landgräfin von Hessen-Darmstadt von Potsdam nach Berlin kam und bis den 7ten daselbst blieb, speis'te sie nicht wie sonst bei der Königin, sondern bei der Prinzessin Amalie. Es geschieht in den Zeitungen auch keine Erwähnung, daß die Königin, wie sonst während des Carnevals Feste oder Tafel gegeben, oder bei andern Prinzen, an den gewöhnlichen Festen Theil genommen hätte. Auch der Geburtstag des Königs wurde nicht wie früher bei der Königin, sondern bei dem Prinzen Heinrich gefeiert; ob sie dabei gegenwärtig gewesen, davon wird nichts gesagt. Auch von einer etwanigen Krankheit der Königin melden die Zeitungen nichts. Erst unter dem 19. Februar 1774 melden sie, daß "die Königin an diesem Tage bei gutem Wetter unter den Linden spazieren gefahren sei." Die erste Cour bei ihr war am 7. April 1774.