Januar 1772.

A.

2. Januar 1772

Der König in Berlin, an Voltaire :

"Ich gestehe es, daß es meine Schuldigkeit ist, Sie mit den Conföderirten, die ich besinge, bekannt zu machen. etc. So wissen Sie denn, daß meine Conföderirten, die zwar weniger tapfer, als Ihre Liguisten, aber eben so fanatisch sind, diesen in Verbrechen nichts haben nachgeben wollen 54-+. Mit dem schrecklichen Angriff, den man auf den König von Polen gemacht hat, der aber verunglückt ist, verhält es sich (bis auf den Umstand mit der Communion) gerade so, wie die Zeitungen es weitläuftig erzählt haben. etc. Aus dem dritten und vierten Gesänge, den ich Ihnen schicke, werden Sie sehen, daß sich unmöglich große Gegenstände unter so viele Ungereimtheiten mischen lassen. Das Erhabene ermüdet zuletzt, aber über das Niedrigkomische lacht man. Ich glaube mit Ihnen, je älter man wird, desto mehr müsse man sich aufzuheitern suchen. etc."

24. Januar 1772

Feier des Geburtstags des Königs; große Cour bei ihm, nach deren Beendigung speist er mit seiner Gemalin, der Königin von Schweden, und sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses bei dem Prinzen Heinrich. Nach aufgehobener Tafel geht der König nach Potsdam. Der König läßt mehrere Tausend Thaler für die Armen auszahlen.

<55>

26. Januar 1772

Der König an d'Alembert :

"Aus Ihrer Antwort sehe ich, daß es eine Menge Gegenstände giebt, die dabei gewinnen, wenn man sie aus der Ferne sieht. Zu dieser Anzahl könnte wohl die Conföderation in Polen gehören. Wir, die wir Nachbarn dieser rauhen Nation sind; die wir die einzelnen Glieder und die Häupter der Parteien kennen, wir halten sie bloß des Auspfeifens werth. Die Conföderation entstand aus Schwärmerei; alle ihre Häupter sind unter einander in Zwiespalt; jeder hat seine besondern Ansichten, seine besondern Entwürfe; sie handeln unbesonnen und fechten feige, und sind bloß fähig zu der Art Verbrechen, welche nur Niederträchtige begehen können. etc. Aus der Frevelthat, welche diese Elenden wider ihren König vorhatten, sieht man, zu welchen Handlungen ihr Schwindelgeist sie fähig macht. Die Ursache ihres Hasses wider diesen Fürsten besteht darin, daß er nicht reich genug ist, ihnen, dem Verlangen ihrer Gierigkeit gemäß, Pensionen zu geben, sie würden lieber einen auswärtigen Fürsten haben, der ihre Verschwendung aus seinen Domainen befriedigen könnte. Ich bedaure die Philosophen, die sich dieses in jeder Rücksicht verächtlichen Volkes annehmen. Nur in Betracht ihrer Unwissenheit kann man sie entschuldigen. Polen hat keine Gesetze, es genießt also nicht das, was man Freiheit nennt, sondern die Regierung ist in eine zügellose Anarchie ausgeartet, und der Adel begeht die grausamste Tyrannei gegen seine Sclaven. etc.

Sie bilden Sich ein, man mache eben so leicht einen Frieden zwischen feindlichen Mächten, als schlechte Verse. Aber ich wollte eher mich unterfangen, die ganze Jüdische Geschichte in Madrigale zu bringen, als drei Souverainen, worunter noch dazu zwei Frauen sind, gleichstimmende Gesinnungen einzuflößen. Dennoch aber lasse ich den Muth nicht sinken. etc. Wenn das Haus unsers Nachbars brennt, so muß man das Feuer löschen, damit es nicht das unsrige ergreife. etc.

<56>

Der arme Helvetius wird sich auf nichts mehr wälzen, ich habe seinen Tod mit unbeschreiblichem Kummer erfahren, sein Charakter schien mir ganz vortrefflich. Vielleicht hätte man gewünscht, daß er seinen Witz weniger als sein Herz zum Rathgeber gebraucht hätte. etc."

In d'Alembert's letztem Brief an den König hatte er sich bei ihm für eine ihm befreundete Familie verwendet, welche durch einen Artikel in der Nieder-Rheinischen Zeitung, die in Cleve herauskam, an ihrer Ehre verletzt worden zu sein glaubte 56-+. D'Alembert bat nun im Namen jener Familie, daß er dem Cleveschen Zeitungsschreiber befehlen möchte, den beigefügten Widerruf des beleidigenden Artikels sogleich in seine Zeitung aufzunehmen, und künftig von dieser Familie weder in Gutem noch in Bösem zu reden, etc. Darauf antwortet der König : "In Rücksicht des Zeitungsschreibers am Nieder-Rhein, wird die Familie Mouleon sich gefallen lassen, daß er nicht beunruhigt werde, weil ohne Freiheit zu schreiben, der Verstand im Finstern bleibt, und weil alle Encyclopädisten, deren eifriger Schüler ich bin, sich gegen jede Censur aufgelehnt haben, und darauf dringen, daß die Presse frei sei, und jeder, was ihm seine Denkungsart eingiebt, schreiben könne. etc."

(Siehe jedoch weiterhin des Königs Brief vom 7. April).

27. Januar 1770

Die Abhandlung des Königs: "Ueber den Nutzen der Wissenschaften und Künste," wird in der Akademie, wo die Königin von Schweden gegenwärtig war, von dem Professor Thiébault vorgelesen.

<57>

Februar.

B.

Februar 1772

Der König in Potsdam.

An verschiedenen Tagen waren bei ihm : der Kaiserliche Gesandte von Swieten, der Polnische Gesandte Graf Kmieleky und der Englische Harris, der General von Billerbeck und der Minister von Rost, desgleichen der Minister von Finkenstein mehrere Male.

B.

17. Februar 1772

Uebereinkunft des Königs mit der Kaiserin von Rußland wegen der Theilung Polens.

März.

A.

1. März 1772

Der König in Potsdam, an Voltaire :

"Ich schäme mich in der That über alle die Possen, die ich Ihnen schicke, aber da Sie einmal im Lesen sind, so sollen Sie verschiedene auf einmal bekommen : den fünften Gesang der Conföderation; eine akademische Vorlesung (Ueber den Nutzen der Wissenschaften etc.) und eine Epistel an meine Schwester, die Königin von Schweden, über die Unannehmlichkeiten, die sie in diesem Lande erfahren hat. (H. W. VII).

Nicht bloß in Schweden erfährt man Widerwärtigkeiten, die arme Babet, des verstorbenen Isaak's (d'Argens) Wittwe, hat in der Provence ihrer auch genug erfahren. Die dortigen Frömmlinge müssen doch schreckliche Leute sein! sie haben dem guten Lobredner des Kaisers Julian mit Gewalt die letzte Delling gegeben. Man hat wegen seiner Beerdigung und auch wegen des Monuments, das ihm errichtet werden sollte, Schwierigkeiten gemacht. etc. Ich habe so eben wieder einen heftigen Anfall vom Poda<58>gra gehabt; aber ein Gedicht hat es mir nicht eingetragen, weil ich keinen Stoff dazu hatte. etc."

15. März 1772

Die Königin von Schweden mit ihrer Tochter und der Prinz Heinrich in Potsdam.

20. März 1772

Die regierende Herzogin von Braunschweig (Schwester des Königs), der Prinz Friedrich von Braunschweig (ihr Sohn) und dessen Gemalin in Potsdam.

24. März 1772

Im neuen Schloß in Sanssouci wird die Oper Orest und Pylades gegeben, nachher Feuerwerk etc.

30. März 1772

Die Königin von Schweden und die Prinzen und Prinzessinnen nach Berlin zurück.

April.

A.

April 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. April 1772

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Wenn Sie aber wissen wollen, was ich von der Preßfreiheit (s. des Königs Brief, oben, vom 26. Jan.) und von den satyrischen Schriften, die eine unvermeidliche Folge derselben sind, halte; so werde ich Ihnen gestehen - ohne jedoch die Herren Encyclopädisten, für welche ich alle Achtung hege, vor den Kopf stoßen zu wollen - daß ich - so viel ich die Menschen kenne, womit ich mich ziemlich lange beschäftigt habe - fest überzeugt bin: daß sie abhaltender Zwangsmittel bedürfen, und daß sie stets jede ihnen verstattete Freiheit mißbrauchen werden; daß folglich, was die Bücher betrifft, ihre Schriften einer Prüfung unterworfen sein müssen, die zwar nicht streng, jedoch hinreichend ist, alles zu unterdrücken, was gegen die allgemeine Sicherheit, so wie gegen das Wohl der Gesellschaft verstößt, welcher letztern die Satyre zuwider läuft."

<59>

23. April 1772

Die regierende Herzogin von Braunschweig über Potsdam nach Braunschweig zurück.

B.

28. April 1772

Die vom Könige dem Regimente Anhalt-Bernburg in Halle geschenkten neuen Fahnen werden demselben feierlich übergeben.

Mai.

A.

Mai 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci).

2. Mai 1772

Nach Charlottenburg, dann nach Berlin, wo er einige Regimenter mustert, nachher die Prinzessin Amalie besucht und nach Charlottenburg zurückkehrt.

2. Mai 1772

Die Königin von Schweden in Charlottenburg.

3. Mai 1772

4. Mai 1772

Der König mustert die übrigen Regimenter bei Berlin, und kehrt über Charlottenburg nach Potsdam zurück.

11. Mai 1772

Der Präsident der Ober-Rechenkammer Roden beim König in Sanssouci, der mit ihm über die neuen Einrichtungen spricht, die in Westpreußen, das er bald besetzen werde, getroffen werden sollen. Auch war in diesen Tagen der Geh.-Rath von Brenkenhof aus der Neumark beim König angekommen.

19. Mai 1772

Der König über Spandau nach Charlottenburg.

20. Mai 1772 bis 23. Mai 1772

In Berlin, wo große Revue Statt hat.

23. Mai 1772

Nach Potsdam.

25. Mai 1772

Von Potsdam nach Magdeburg zur Revue, mit dem gewöhnlichen Gefolge.

29. Mai 1772

In Potsdam.

30. Mai 1772

Der König nach Pommern, der Neumark und Westpreußen.

Um diese Zeit scheint der König das Todtengespräch zwischen dem Herzog von Choiseul, dem Grafen von Struensee und Sokrates verfaßt zu haben

<60>

Juni.

A.

4. Juni 1772

Ankunft des Königs in Marienwerder; er begiebt sich sogleich zu den im Lager bei der Stadt versammelten Regimentern, und hält über sie Revue, alsdann bespricht er sich mit den Präsidenten Roden und von Domhardt über die zu treffenden neuen Einrichtungen in den von Polen an Preußen abzutretenden Landestheilen.

7. Juni 1772

Läßt der König wieder die Präsidenten Roden und von Domhardt zu sich kommen, und bespricht sich über dieselbe Angelegenheit mit ihnen.

8. Juni 1772

Von Marienwerder nach Culm, Fordon und Bromberg, Nachtquartier.

9. Juni 1772

10. Juni 1772

In Driesen, wo er bei dem Commerzienrath Trepmacher logirt.

10. Juni 1772

Besieht der König in Begleitung des Geh.-Raths von Brenkenhof die von demselben in dieser Gegend neu angelegten Colonien, und unterhalt sich lange mit ihm über die in Westpreußen zu treffenden Einrichtungen, besonders über einen bei Bromberg anzulegenden Canal.

11. Juni 1772

War der König bereits wieder in Potsdam (Sanssouci).

12. Juni 1772

Die sämmtlichen Minister aus Berlin zum König nach Potsdam, wo sie bis den 13ten bleiben.

21. Juni 1772

Der regierende Markgraf von Anspach-Baireuth in Potsdam, bis den 28sten.

30. Juni 1772

Der König an d'Alembert:

- etc. - "Wir haben Toussaint verloren 60-+. An seiner Stelle brauche ich einen guten Rhetoriker; ich habe an de l'Isle, den Uebersetzer des Virgil, gedacht, und bitte Sie, es ihm anzutragen; er wird zugleich Mitglied der Akademie, mit den Einkünften. Im Fall er es ablehnt; so er<61>suche ich Sie, mir einen andern verdienstvollen Mann, der bei unsrer Akademie im Fache der schönen Wissenschaften glänzen kann, vorzuschlagen. etc."

In diesem Monat waren bei dem König in Potsdam : der Minister von Finkenstein, mehrere Male, der Französische Gesandte, Marquis de Pons, der Anspach-Baireuthsche Gesandte von Treskow, welchem der König bei seinem Abschied eine mit des Königs Portrait gezierte Tabatiere schenkt, die Generale von Buddenbrock, von Krockow etc.; den 12ten war die regierende Fürstin von Anhalt-Dessau in Berlin angekommen, den 24sten kehrte sie nach Dessau zurück.

Der Bau der Artillerie-Kaserne am Kupfergraben ward in diesem Monat beendigt und vom König in Augenschein genommen.

B.

1. Juni 1772

Ministerial-Verordnung an die Behörden, die Bücher-Censur betreffend (in Bezug auf das Censur-Edict von 1749).

10. Juni 1772

Feierte die Französisch-Reformirte Gemeine in Berlin das hundertjährige Jubelfest der Aufnahme ihrer Vorfahren in den Brandenburgischen Ländern durch den großen Kurfürsten. Der bei dieser Gelegenheit von dem Prediger Erman in der Werderschen Kirche gehaltenen Jubelpredigt wohnten die Königin von Schweden und die regierende Königin bei. Es erschien auf diese Feier eine Denkmünze.

Juli.

A.

1. Juli 1772

Die Königin von Schweden mit ihrer Tochter, Prinz Ferdinand mit Gemalin, die Prinzessin Amalie, die Herzogin von Braunschweig, der Prinz Friedrich von Braunschweig mit seiner Gemalin, der regierende Markgraf von Anspach-Baireuth zum König nach Potsdam.

4. Juli 1772

Im neuen Schloß in Sanssouci. Oper Phädra.

5. Juli 1772

Concert.

<62>

6. Juli 1772

Oper Mahomed.

23. Juli 1772

Der König an d'Alembert :

"Das erwartete ich nicht, ein Werk über die Taktik aus den Händen eines encyclopädistischen Philosophen zu erhalten; es ist, als wenn mir der Papst ein Werk über die Toleranz zuschickte. Ich habe das Buch des jungen Officiers 62-+ nicht ganz gelesen; aber, indem ich die Augen auf die Vorrede warf, traf ich darin Dinge an, die gewiß verbessert werden müssen, um der Wahrheit das gebührende Opfer zu bringen. Der junge Verfasser behauptet unbedachtsamer Weise: die Preußen wären nicht tapfer; und doch verdanke ich ihrer Tapferkeit alles das Glück, welches ich im Kriege gehabt habe. Dieser junge Mann hätte doch einsehen müssen, daß Truppen, sie mögen noch so geschickt und gewandt sein, doch nie den Feind schlagen werden, als wenn sie ihn aus der Stellung, worin er sich befindet, vertreiben; und das kann nur durch tapfere und entschlossene Leute bewerkstelligt werden. Diese mit Recht zu tadelnde Stelle sollte ausgestrichen werden; denn bei der Durchsicht der Aufschriften der Kapitel habe ich bemerkt, daß dies Buch die Arbeit eines Mannes von Genie ist, der sucht, sich selbst und Andere aufzuklären, und der bloß auf Gelegenheiten wartet, sich hervorzuthun. Sie werden die Gefälligkeit haben, diese kleine Umständlichkeit über ein Handwerk, das Sie nicht lieben, unter dessen Schutz aber alle Uebrigen arbeiten, hinzunehmen."

24. Juli 1772

Der König nach Charlottenburg - von da nach Berlin, wo er im Thiergarten die daselbst aufmarschirten Wachtparaden besieht, alsdann nimmt er in der Stadt den Casernenbau in Augenschein und kehrt nach Charlottenburg zurück. Darauf wird hier das Geburtsfest der Königin von Schweden gefeiert, welche sich nebst ihrer Tochter, so wie auch die regierende Königin und mehrere Prinzen und Prinzessinnen des Kö<63>niglichen Hauses, daselbst eingefunden hatten. Mittags war große Tafel, Abends Französisches Schauspiel in der Orangerie, nach dessen Beendigung Ball von Domino und Illumination des Schloßgartens.

25. Juli 1772

Der König nach Potsdam, die andern hohen Herrschaften von Charlottenburg nach Berlin. Wahrend des vorherigen Aufenthalts derselben in Potsdam war die regierende Königin in Schönhausen, wo einige Male Cour und Souper war.

August.

A.

3. August 1772

Der König von Potsdam nach Berlin, bei ihm befand sich auch der Erbprinz von Braunschweig, der an demselben Tage in Potsdam angekommen war.

4. August 1772

Der König besieht wieder die Casernenbauten und die Wachtparaden.

Die Königin von Schweden und ihre Tochter treten ihre Rückreise nach Stockholm an. Der König und der Erbprinz von Braunschweig gehen nach Potsdam.

15. August 1772

Der König von Potsdam nach Schlesien zur Revue.

26. August 1772

Aus Neisse nach Breslau.

29. August 1772

Aus Breslau nach dem Hauptquartier Wenig-Mohnau.

B.

19. August 1772

Veränderung der Regierungsform in Schweden. Gustav III erlangt die Souverainität, wie sie 1680 der Regent besaß.

31. August 1772

An diesem Tage ward der zur Urbarmachung der Wartebrüche angelegte Haupt-Abzugskanal in der Gegend von Kriescht durchstochen. Es geschah dies durch die Prinzen Heinrich und Ferdinand, und es erhielt daher dieser Kanal den Namen der Heinrichs-Kanal.

<64>

September.

A.

4. September 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci), wohin auch der Prinz Heinrich gekommen war.

7. September 1772

Der Minister von Finkenstein beim König n Potsdam.

8. September 1772

Der König als Taufzeuge bei der am 31. August in Potsdam geborenen Tochter des Prinzen von Preußen, Friederike Christiane Amalie Wilhelmine. (Sie starb den 14. Juni 1773). Auch war die verwittwete Prinzessin von Preußen aus Berlin angekommen und als Taufzeugin bei dem Taufactus zugegen.

?? September 1772

In diesen Tagen hatte der König dem (am 3. August 1770 gebornen) jungen Prinzen, Sohn des Prinzen von Preußen, den Schwarzen Adlerorden ertheilt.

16. September 1772

Der König überschickt Voltaire'n den sechsten Gesang von dem Gedicht : die Conföderirten, und eine Medaille, welche er auf die Erwerbung von Westpreußen als Huldigungsmedaille hatte schlagen lassen.

17. September 1772

Der König an d'Alembert; "Der Professor der Rhetorik, den Sie mir verschafft haben64-+, vermehrt meine Verbindlichkeiten gegen Sie, und wird dazu beitragen, eine Akademie 64-++, die mir sehr am Herzen liegt, und deren Gedeihen meiner Erwartung bis jetzt ziemlich entsprochen hat, zu vervollkommnen. Die Sorge für die Erziehung ist ein wichtiger Gegenstand, welchen die Fürsten nicht vernachlässigen sollten, und den ich bis auf die Dörfer ausdehne. Es ist das Steckenpferd meines Alters; und ich entsage dafür einigermaßen der schönen Beschäftigung, über<65> welche Herr von Guibert so beredten Unterricht ertheilt. Der Krieg erfodert eine feurige Jugend; mein träges Alter schickt sich nicht mehr dazu. etc. Nicht genug, daß ich mein kleines Gut in Frieden erhalte, ich predige auch noch Andern den Frieden. etc."

22. September 1772 bis 25. September 1772

Finden bei Potsdam die gewöhnlichen Herbst-Manövres Statt. In diesem Monat waren an verschiedenen Tagen beim König in Potsdam der Prinz Leopold von Braunschweig, der Herzog Ferdinand und der Erbprinz von Braunschweig, der Oestreichische Gesandte von Switen, der General von Haak und der Minister von Schulenburg.

B.

13. September 1772

Erscheint das Preußische Besitzergreifungs-Patent (Herzberg's Recueil, I. 319) wegen Westpreußen, und es werden zugleich die verschiedenen dazu gehörigen Districte von Preußischen Truppen besetzt.

27. September 1772

Um dieselbe Zeit erschien auch die Staatsschrift (in Deutscher, Französischer und Lateinischer Sprache): Ausführung der Rechte Sr. Königl. Majestät von Preußen auf das Herzogthum Pommerellen und auf verschiedene andere Landschaften des Königreichs Polen. Mit Beweisurkunden. Berlin 1772. Der General von Stutterheim und der Minister von Rohd nehmen in Marienburg die Huldigung der neuen Westpreußischen Unterthanen an des Königs Stelle an.

Oktober.

A.

Oktober 1772

Der König in Potsdam (Sanssouci).

3. Oktober 1772

Kabinetsordre an den Minister Freiherrn von Zedlitz :

"Mein lieber Etats-Minister Freiherr von Zedlitz. Lebte die Priesterschaft der Giebichensteinschen Amtsdörfer, wie ihre Voreltern; so äße dieselbe des Morgens Biersuppen, und setzte sich der Gefahr nicht aus, nach ihrer in Original<66> angeschlossenen Vorstellung vom 26. September wegen unverakziseten Kaffees in Strafe genommen zu werden. Ihr habt demnach Ihnen solches zu erkennen zu geben. Ich bin etc.
Friedrich."

6. Oktober 1772

Der König an d'Alembert :

"Herr Borelli ist angekommen. So viel ich von ihm urtheilen kann, scheint er geschickt und voll guten Willens zu sein. Ich habe ihm sogleich über die Geschäfte, die ihm obliegen werden, Auskunft gegeben, und da in dem Erziehungsplan, der bei der Akademie angenommen ist, die Methoden sehr von andern Schulen abweichen, so habe ich sie ihm angezeigt, und zweifle nicht, daß er die Erwartung erfüllen wird, die sein guter Ruf und vorzüglich Ihr Beifall erregen. Mein Wunsch, das kleine Institut meiner Ritter-Akademie wohl gelingen zu sehen, macht mich desto dankbarer gegen Sie, da Sie mir Mittel zu ihrer Vervollkommnung verschaffen. Je älter man wird, desto mehr bemerkt man den Nachtheil, den die vernachlässigte Erziehung der Jugend den Gesellschaften zufügt; ich wende alle meine Kräfte an, diesen Mißbrauch möglichst abzuhelfen. Ich verbessere die Bürgerschulen, die Universitäten und sogar die Dorfschulen, allein es gehören dreißig Jahre dazu, um Früchte davon zu sehen: ich werde sie nicht genießen, aber mich damit trösten, daß ich meinem Vaterlande diesen lhm noch mangelnden Vorzug verschafft habe. etc. Sie erhalten hier einen Brief für den Ritter von Chateleux; ehedem waren in Frankreich seines Gleichen in Ueberftuß; der Adel ohne Kenntnisse ist nichts als ein leerer Titel, der einen Unwissenden zur Schau stellt, und ihn der Verspottung derer, die Gefallen daran finden, preis giebt. etc."

27. Oktober 1772

Der König an Ebendenselben :

- etc. - "Der arme Thiriot 66-+ scheidet also von hin<67>nen? Seit vierzig Jahren kenne ich ihn, ob ich ihn gleich nie gesehen habe. In seiner Jugend nannte man ihn den Hausirer mit Voltaire's Werken, er sank merklich, seine Blätter wurden dürftig und enthielten weder Anziehendes, noch Belustigendes. Lassen Sie denjenigen, welchen Sie mir vorschlagen, ein Blatt von seiner Weise mir herschicken, um zu sehen, ob er für mich ist. Vor allen Dingen muß er die Pariser Histörchen nicht vergessen, wenn sie drollicht sind, denn die guten Bücher werden so selten, daß kaum eins in einem Jahre erscheint, indeß der Nation die Lustigkeit, welche sie charakterisirt, noch bleibt.

Was kann ich Ihnen von hier aus sagen, außer, daß man mir ein Endchen Anarchie (von Polen) gegeben hat, um es zu bilden? Ich habe damit so viel zu thun, daß ich Lust hätte, irgend einen encyclopädischen Gesetzgeber zu Hülfe zu nehmen, um in diesem Lande Gesetze einzuführen, die alle Bürger gleich machten, die den Dummen Verstand gäben, die den Eigennutz und den Ehrgeiz aus den Herzen aller Bürger mit der Wurzel ausrissen, und die nur einen Schatten von Beherrscher zeigten, den man auf den ersten Wink fortschaffen konnte, für den Niemand etwas von Taxen und Auflagen wüßte, sondern der sich von selbst erhielte. Dies sind die erhabenen Gedanken, womit ich mich jetzt beschäftige. So schon diese Regierungsart auch ist; so verzweifle ich doch an meiner geringen Geschicklichkeit, sie auf den Fuß zu setzen, den Ihre weisen Gesetzgeber (die übrigens nie regiert haben) vorschreiben. Nun, es wird daraus werden, was möglich ist; und man wird mir doch meinen guten Willen anrechnen, ungefähr wie einem<68> Schüler, der in Abwesenheit seiner Lehrer Unterricht geben will, aber ihn verkehrt giebt, weil er selbst ihn noch nicht genug verstanden hat. etc."

B.

14. Oktober 1772

Es erscheint das Patent wegen Errichtung der Seehandlungs-Gesellschaft.

?? Oktober 1772

Der General von Ramin, welcher in diesem Monat 12 Tage bei dem König gewesen war, erhielt von demselben ein Geschenk von 7000 Thlr.

Unter Andern waren auch bei dem König der Landgraf von Hessen-Darmstadt, der Hessen-Kasselsche Gesandte von Oynhausen, und der Minister von Finkenstein mehrere Male.

November.

A.

1. November 1772

Der König in Potsdam, an Voltaire :

"Sie wissen, daß ich nie einem Maler gesessen habe, und daß mir also weder Portraite noch Medaillen gleichen 68-+. Ich bin alt, höchst hinfällig, podagrisch, tief in die Jahre, aber immer heiter und guter Laune. Uebrigens bestätigen Medaillen mehr gewisse Epochen, als daß sie Gesichtszüge treu oder ähnlich darstellen sollten. Ich habe nicht nur einen Abbé sondern auch zwei Bischöfe und eine ganze Armee von Kapuzinern acquirirt 68-++, aus denen ich sehr viel mache, seitdem ich weiß, daß sie von Ihnen beschützt werden. Freilich finde ich es unverschämt, daß der Conföderations-Dichter sich so dreist über einige Franzosen lustig gemacht hat, die nach Polen gegangen sind; aber er sagte zu seiner Entschuldigung: das, was Hochachtung verdiene, wisse er wohl<69> zu respectiren; indeß meinte er, es sei ihm erlaubt, über den Auswurf der Nationen, über einige Franzosen zu scherzen, die durch den Frieden außer Dienst gekommen waren, dann, weil sie nichts Besseres wußten, nach Polen gingen, und da in Gesellschaft der Conföderirten das Straßenräuberhandwerk trieben. etc."

28. November 1772

Der König nach Berlin und Friedrichsfelde, wo er bei der Taufe des am 18ten daselbst gebornen Sohnes des Prinzen Ferdinand, Taufzeuge ist. Der neugeborne Prinz erhielt die Namen : Friedrich Ludwig Christian. (Er starb den Heldentod im Treffen bei Saalfeld am 10. Oktbr. 1806). Nach der Taufe ging der König durch Berlin nach Potsdam.

Dezember.

A.

Dezember 1772

Der König in Potsdam.

4. Dezember 1772

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Sie klagen stets über die wenige Achtung, die jetzt Ihre Franzosen für die Wissenschaften hegen. Eine Menge Ursachen tragen dazu bei. Die Nation, welche den Ruhm liebt, schützte die großen Männer, welche nach dem Wiederaufleben der Wissenschaften ihrem Vaterlande durch ihre Schriften Ehre machten. etc. In der Folge sättigte man sich an diesen Meisterstücken, die Schriftsteller, welche diesen großen Männern folgten, waren ihnen nicht gleich, die Gelehrsamkeit ward minder gründlich. Der größte Theil dieser Schriftsteller war seiner Sitten wegen verschrieen, und konnte die Achtung des Publikums nicht verdienen; von der Verachtung der Person geht man leicht zur Verachtung der Kunst über. Zu diesen Betrachtungen kommt noch, daß Paris ein Abgrund von Ausschweifungen ist, in welchen sich Ihre feurige Jugend stürzt; viele kommen darin um oder verlieren wenigstens den Geschmack an Arbeitsamkeit. etc. Und da die Menschen nur die Dinge lieben, in welchen sie es vorwärts zu<70> bringen hoffen, so kann die unbesonnene Jugend, die nur die groben sinnlichen Vergnügungen kennt, die Künste nicht lieben, mit denen sie nicht genug bekannt ist, um darüber zu urtheilen, und es fällt ihr leichter, das, was sie nicht studirt hat, zu verachten, als ihre Unwissenheit zu bekennen. Denn welche Zeit bleibt einem Menschen, der in der großen Welt zu Paris lebt, übrig - ich will nicht sagen, zum Studiren, - sondern nur zum Denken? Des Morgens Besuche, dann ein Frühstück; hernach das Schauspiel, von da zum Spiel, zum Abendessen, noch einmal Spiel bis um zwei Uhr Morgens, alsdann Liebesglück und hierauf zu Bette, um eilf Uhr steht man wieder auf. Auf diese Art sind alle Augenblicke besetzt, und man ist sehr beschäftigt, ohne das Geringste zu thun. etc.

Was mir jetzt den kleinen gelehrten Briefwechsel, den ich sonst in Frankreich unterhalten habe, zuwider macht, sind nicht die Schriftsteller, sondern der ihnen fehlende Stoff. Als ein Fontenelle, ein Voltaire etc. schrieben, da war es ein Vergnügen, Nachrichten aus Frankreich zu erhalten; es waren Nachrichten vom Parnaß etc., allein heut zu Tage, wo nur Kompilationen erscheinen, sind die Journale gar nicht mehr zum Aushalten. etc. Wer z. B. wird Lust haben, sich von der "neuen Rasirkunst, Ludwig XV zugeeignet," belehren zu wollen, oder wer mag die Wörterbücher und die Encyclopädien aller Art? Alles das erregt mir Ekel, und da ich in Athen keinen Correspondenten mehr halte, seitdem es Setines geworden, so will ich auch ferner keinen in Paris haben, weil man daselbst die Waare nicht mehr antrifft, die ich schätze. Indessen kann ich deswegen recht gut schlafen. Bedenken Sie, daß der Schlaf und die Hoffnung die beiden Beruhigungsmittel sind, welche die Natur der Menschheit zugestand, um ihr die wahren Mühseligkeiten, welche sie erfährt, erträglich zu machen. Schlafen Sie und hoffen Sie, so wird alles gut gehen. etc."

<71>

6. Dezember 1772

Der König an Voltaire :

- etc. - "Unser Schießpulver hat, dünkt mich, mehr Böses als Gutes gestiftet; und eben das ist der Fall mit der Buchdruckerkunst, die nur dann Werth hat, wenn sie gute Bücher unter das Publikum verbreitet. Leider werden dies, von Tage zu Tage seltener. etc."

22. Dezember 1772

Der König nach Berlin zum Carneval mit Gefolge. Er besucht gleich bei der Einfahrt in die Stadt die Prinzessin Amalie. Zugleich traf auch der regierende Landgraf von Hessen, Kassel, welcher einige Tage zuvor in Potsdam angelangt war, in Berlin ein.

23. Dezember 1772

Französisches Schauspiel auf dem Schloßtheater.

24. Dezember 1772

Besah der König, wie es während seines Aufenthalts in Berlin gewöhnlich geschah, die Wachtparade. Hierauf speiste er in seinen Appartements. Bei der Königin aber speisten der Königl. Hof und der Landgraf von Hessen-Kassel. Abends fand bei der Königin in Gegenwart des Königs und des ganzen Hofes die Verlobung des reg. Landgrafen von Hessen-Kassel, Friedrich, mit der Prinzessin Philippine von Brandenburg-Schwedt Statt.

27. Dezember 1772

Bei der an diesem Tage beim König Statt findenden großen Cour befand sich auch der vor einigen Tagen aus Heilsberg in Berlin angekommene Fürst-Bischof von Ermeland von Krasicky.

Dem Landgrafen von Hessen-Kassel ertheilt der König den Schwarzen Adlerorden, desgl. den General-Lieutenants von Krockow und von Krusemark.

Der General von Ramin wird vom König wieder mit einer kostbaren Uhr und vielem Porzellan beschenkt.

B.

Dezember 1772

Die Ordnung des Carnevals war folgende : Sonntag und Mittwoch Vormittag : die gewöhnliche große Cour beim König; Sonntag Mittag : Cour bei der verwittweten Prinzessin<72> von Preußen; Montag: Oper; Dienstag: Redoute; Mittwoch: Schauspiel; Donnerstag: Cour bei der Königin; Freitag: Oper; Sonnabend: Ruhe.

Die Opern waren : Die Griechen in Taurica, und Merope. Die Schauspiele : Le méchant, Athalie von Racine, l'obstacle imprevû.

In diesem Jahre kam der durch seine Wiedererfindung des den Alten bekannt gewesenen Punischen (auch Eleodorischen genannten) Wachses berühmte Maler Calau aus Sachsen nach Berlin. Der König kaufte ihm fünf mit diesem Wachs gemalte Stücke für seine Gallerie in Sanssouci ab, und ernannte ihn zum Hofmaler 72-+.


54-+ Ueber die von den Conföderirton verübten Grausamkeiten findet man Nachrichten in (de la Veaux) vie de Frédéric II. etc. Tom. VI. pag. 52, 53.

56-+ Der fragliche Artikel enthielt bloß eine angeblich unrichtige Genealogie dieser Familie, wie man aus einem andeln Brief des Königs an d'Alembert ersieht.

60-+ Er war bei der Militairschule in Berlin angestellt.

62-+ Essai général de Tactique etc. p. Guibert.

64-+ Borelli welcher des verstorbenen Toussaint Stelle erhielt. S. des Königs Brief vom 30. Juni.

64-++ Es ist hier die Ritterakademie (Kriegsschule) gemeint.

66-+ Der König hatte sich seiner lange Zeit und schon als Kronprinz, gegen eine jährliche Pension, als litterarischen Correspondenten in Paris bedient.

68-+ Der König hatte an Voltaire die Medaille geschickt, welche er auf die Erwerbung Westpreußens hatte schlagen lassen, auf welcher des Königs Bild sich befand.

68-++ In den erworbenen Polnischen Provinzen.

72-+ Der Herausgeber dieser Blätter besitzt ein von Calau mit Panischem Wachs gemaltes Bildniß Friedrich's d. Gr.