August.

A.

August 1770

Der König in Potsdam (Sanssouci).

<19>

3. August 1770

Der König stattet der Prinzessin von Preußen, welche (in Potsdam) des Morgens von einem Prinzen 19-+ war entbunden worden, Nachmittags um 3 Uhr einen Besuch ab.

8. August 1770

Wird der am 3ten geborne Sohn des Prinzen von Preußen, Nachmittags 3 Uhr, getauft, wobei der König, Taufzeuge ist,

Willkommen, holdes Kind! Nimm diesen frommen Wunsch
Von unsern Herzen an, die segnend Dich empfangen,
Wir sehen Friedrich's Bild auf Deinen jungen Wangen,
Nimm von Ihm Stern und Band, und Seinen ersten Kuß.
Sieh, Preußens Schutzgeist naht sich Deiner Purpurwiegen,
Sein heit'res Auge wacht für Dich, für uns're Ruh,
Wir seh'n des Weihrauchs Duft vom Altar aufwärts fliegen,
Weissagend ruft er Dir mit holden Lippen zu :
Prinz! aus dem Heldenstamm der Hessen und der Brennen,
Auch Dich wird man einst groß, gleich Deinem Ahn-
herrn, nennen.

<20>

und den jungen Prinzen selbst über die Taufe halt; er erhielt die Namen Friedrich Wilhelm. Der Hofprediger Cochins verrichtete den Taufactus. Die übrigen Taufzeugen waren: der Römische Kaiser Joseph II, die Kaiserin von Rußland Catharina II, der Prinz Heinrich, Bruder des Königs, die Prinzessin von Oranien, Schwester des Prinzen von Preußen, und der regierende Fürst von Pfalz-Zweibrücken.

Den 14. Oktbr. erhielt der junge Prinz von der Kaiserin von Rußland den St. Andreasorden, reich mit Brillanten besetzt.

Der König verehrte der hohen Wöchnerin einen ungemein kostbaren Haarschmuck von Brillanten, und der Mutter derselben, der regierenden Landgräfin von Hessen-Darmstadt, sein Portrait in Brillanten gefaßt.

12. August 1770

Die regierende Landgräfin von Hessen-Darmstadt geht über Berlin nach Darmstadt zurück.

13. August 1770

Prinz Friedrich von Hessen-Cassel beim König in Potsdam. oder 15ten 20-+. Der König an d'Alembert :

- etc. - "Ich stehe im Begriff, nach Schlesien und Mähren zu reisen; nach meiner Zurückkunft wird man Ihnen in Paris die Summe einhändigen, welche Sie verlangen 20-++.<21> Es ist ein Trost für mich, daß die so sehr verschmähten Könige den Philosophen doch zu einigem Nutzen gereichen können; man sieht, sie sind doch zu etwas gut. etc."

?? August 1770

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich schreibe, um mich zu unterrichten, und mir die Zeit zu vertreiben, das ist mir genug. Als ich meine Widerlegung gegen den Atheisten (den Verf. des Systems der Natur etc.) vollendet hatte, glaubte ich, sie sei sehr orthodox, aber ich habe sie wieder durchgelesen und finde, daß sie nichts weniger als das ist. Es sind Stellen darin, die den Furchtsamen wild machen, und den Andächtigen ärgern würden etc. Ich fühle, daß meine Seele und mein Styl ganz und gar nicht theologisch sind, und begnüge mich also damit, daß ich meine Überzeugungen in Frieden für mich behalte, ohne sie zu verbreiten, und auf einen Boden fallen zu lassen, der ihnen nicht günstig ist. etc.

Ich reise nach Schlesien, und werde den Kaiser sehen, der mich zu seinem Lager in Mähren eingeladen hat. Dieser Fürst ist liebenswürdig und verdienstvoll, schätzt Ihre Werke liest sie, so viel er kann, ist nichts weniger als abergläubig; mit einem Wort: ein Kaiser, wie Deutschland lange Zeit keinen gehabt hat. Wir lieben Beide die Ignoranten und Barbaren nicht, aber das ist noch kein Grund, sie auszurotten. etc."

<22>

15. August 1770

Der König reist von Potsdam über Cöpnick nach Schlesien zur Revue, mit dem Prinzen von Preußen, Prinzen Ferdinand, Erbpr v. Braunschweig, Prinzen Friedrich v. Hessen-Cassel etc.

18. August 1770

In Silberberg.

?? August 1770

In Glatz.

21. August 1770

In Breslau.

25. August 1770

Im Hauptquartier zu Pasterwitz.

28. August 1770

Von Pasterwitz nach Neisse.

B.

8. August 1770

Die Polnischen Conföderirten erkennen den König Stanislaus der Krone für verlustig.

In der ersten Hälfte dieses Monats war der Abt Michelessi aus Venedig, Verf. der Mém. concern. Ia vie et les écrits du Comte Algarotti, in Potsdam.

Der Prinz Heinrich war in diesem Monat nach Schweden gereist, seiner Schwester, der Königin, einen Besuch abzustatten, und befand sich Ende dieses Monats in Drottingholm.

24. August 1770

nach Andern d. 27sten, starb an einer Entzündung der Prinz Wilh. Adolph von Braunschweig, Neffe des Königs und Oberst in Preuß. Diensten. Er befand sich als Freiwilliger bei der Russis. Armee, die unter Romanzow gegen die Türken focht.


19-+ Dieser Prinz, nachheriger König Friedrich Wilhelm III, ward des Morgens (nach der Vossischen Zeitung vom 7. Aug. : "in der Nacht um ein Viertel auf 3 Uhr;" nach der Spenerschen Zeitung vom 4. Aug.: "um 6 Uhr Morgens") in Potsdam geboren und zwar in dem an der Ecke des Neuen Markts und der Schwertfegergasse gelegenen ehemals Lehmannschen Hause, welches 1765 mit dem an der andern Ecke des Neuen Markts, dem Königl. Reitstall gegenüber befindlichen, vorher Krumbholzischen Hause in Eins zusammen gezogen, ausgebaut, und zur Wohnung für den damaligen Prinzen von Preußen, nachmaligen König Friedrich Wilhelm II, eingerichtet wurde. Jenes, das ehemals Brauer Lehmannsche Haus, enthielt die Zimmer der Prinzessin, dieses (das Krumbholzische) die des Prinzen von Preußen, ihres Gemals.
     Die Geburt des Prinzen erregte eine allgemeine Freude. Sie wurde der Stadt an demselben Morgen um 8 Uhr durch Trompeten- und Paukenschall von dem Thurm der Nicolaikirche bekannt gemacht; und von dem Glockenspiel der Garnisonkirche ertönte bald nachher das Herr Gott Dich loben wir. In Berlin wurde dieses erfreuliche Ereigniß den Einwohnern durch dreimalige Abfeuerung von 24 im Lustgarten ausgefahrnen Kanonen bekannt gemacht.
     Von den bei dieser Gelegenheit erschienenen Gedichten verdienten manche der Vergessenheit entzogen zu werden; darunter folgendes :

20-+ Dieser Brief, und der folgende an Voltaire, sind beide in den hinterl. Werken d. K. vom 18ten datirt, das aber nicht richtig sein kann, da aus beiden hervorgeht, daß sie vor des Königs Reise nach Schlesien, die er schon den 15ten antrat, geschrieben worden. So muß auch das Datum in d'Alembert's Brief - Paris, den 12. August - auf welchen die obige Beantwortung des Königs erfolgte, falsch sein, denn schwerlich konnte jener Brief vom 12. bis 15. August von Paris in Potsdam anlangen.

20-++ Auf des Königs Anfrage an d'Alembert (s. oben bei dem 28. Juli), wie viel er zu der Büste Voltaire's beizutragen habe, antwortete derselbe: "Ew. Maj. verlangen zu wissen, wie viel wir von Ihnen zu diesem Denkmale wünschen? Einen Thaler, Sire, und Ihren Namen, den Sie uns auf eine so würdige und großmüthige Art bewilligen. Der Marschall von Richelieu hat 20 Louisd'or gegeben; an Subscribenten fehlt es uns nicht, allein ohne die Ihrige würden sie nichts sein, und wir werden mit Dank annehmen, was Ew. Majestät zu geben geruhen.
N. S. So eben hat die Französische Akademie einmüthig beschlossen, daß der Brief, womit Ew. Maj. mich beehrt haben, in ihre Verhandlungen als ein dem Herrn von Voltaire und den Wissenschaften ehrenvolles Denkmal soll eingerückt werden. Sie hat mir ausgetragen, Ihnen ihren unterthänigsten Dank und ihre tiefste Ehrfurcht zu Füßen zu legen."
Der König überschickte 200 Thaler.