<29>rischen Philosophen + zu übernehmen, der sie mit so vieler Feindseligkeit verunglimpft. Erlauben Sie aber, Ihnen zu sagen, daß unsere jetzige Religionen der Religion Christi so wenig gleichen, wie der Irokeseschen. Jesus lehrte die Duldung, und wir verfolgen; Jesus predigte eine gute Sittenlehre, und wir üben sie nicht aus; Jesus hat keine Lehrsätze festgesetzt, und die Concilien haben reichlich dafür gesorgt. Kurz, ein Christ des dritten Jahrhunderts ist einem Christen des ersten gar nicht mehr ähnlich. Jesus war eigentlich ein Essäer, er nahm die Moral der Essäer an, die wenig von Zeno's Moral verschieden ist. Seine Religion war reiner Deismus; und nun sehn Sie, wie wir sie aufgeputzt haben. Da dem so ist, so vertheidige ich, wenn ich die Sittenlehre Christi vertheidige, eigentlich die Sittenlehre aller Philosophen, aber alle Lehrsätze, die nicht von ihm herrühren, gebe ich Ihnen preis, etc."

23. Oktober 1770

Der König nach Berlin.

24. Oktober 1770

Der König wohnt den Kriegsübungen der Berliner Garnison vor dem Halleschen Thore bei, wo auch der Prinz Karl von Schweden zugegen ist.

25. Oktober 1770

Der König nach Potsdam (Sanssouci).

30. Oktober 1770

Der Konig an Voltaire. Nachdem er über den Tod seines Neffen, des Prinzen von Braunschweig, Wilhelm Adolph (s. oben Seite 22), gesprochen, fährt er fort: "Wenn es möglich wäre, daß nach diesem Leben noch etwas existirte, so wüßte er jetzt gewiß mehr, als wir Alle zusammen; allein höchst wahrscheinlich weiß er ganz und gar nichts. Ein Philosoph unter meiner Bekanntschaft, ein Mann, der fest auf seine Meinungen besteht, bildet sich ein, wir hätten genug Wahrscheinlichkeitsstufen, um zu der Gewißheit zu kommen, daß post mortem nihil est. Er behauptet: der Mensch sei kein"


+ Den Verfasser des Systems der Natur.