Januar 1766.

A.

Januar 1766

Der König in Berlin.

8. Januar 1766

Der König an Voltaire :

- etc. - "Hätten Sie mir vor zehn Jahren gesagt, was Sie am Schluß Ihres Briefes äußern, so wären Sie noch<267> hier. Unstreitig hat jeder Mensch seine Schwachheiten, und Vollkommenheit gehört nicht zu unserm Erbtheil. Auch ich mache hiervon die Erfahrung und bin fest von der Unbilligkeit überzeugt, von Andern etwas zu fodern, was man selbst nicht erreichen kann. Hätten Sie mit diesem Bekenntnis; angefangen, so wäre alles Uebrige unnöthig gewesen, und ich hätte Sie, Ihrer Fehler ungeachtet, geliebt, da Ihre Talente groß genug sind, um einige Schwachheiten zu verdecken. Nur Talente unterscheiden den großen Mann vom Alltagsschlage der Menschen. Man kann sich hüten, Verbrechen zu begehen, aber nicht ein Temperament umschaffen, das gewisse Fehler hervorbringt. etc."

9. Januar 1766

Der König an Fouqué:

"Werthester Freund. Ich freue mich außerordentlich, daß die übersandten Kleinigkeiten Ihnen angenehm gewesen sind. Es war das letzte Fläschchen mit Mekkaschem Balsam, das ich noch übrig hatte, sogleich habe ich nach Konstantinopel schreiben lassen, um solchen in Vorrath zu haben, wenn Sie darnach Verlangen äußerten.

Unser Carneval gleicht den Werkeltagen in Brandenburg; wir haben weder Schauspiel, noch andere Lustbarkeiten, weil eine Familientrauer eingefallen ist, die mir sehr nahe geht. Unsrer Jugend zu Gefallen, die für die Betrübniß Anderer nur wenig empfänglich ist, habe ich inzwischen in Betreff der letzten vierzehn Tage nachgelassen."

15. Januar 1766

An diesem Tage hatte der aus Frankreich angekommene Finanzier de la Haye de Launay seine erste Audienz beim Könige.

24. Januar 1766

Feier des Geburtstags des Königs, welcher mit der Königin und sämtlichen anwesenden Prinzen und Prinzessinnen bei dem Prinzen Heinrich speist. Vorher war beim Könige große Cour. Abends Oper und Ball.

<268>

B.

In den ersten Tagen dieses Monats langen die Französischen Fermiers, welche im Preußischen die Regie einrichten sollen, in Berlin an.

17. Januar 1766

Gesetz wegen Ermäßigung des Zwangdienens der Bauerkinder

17. Januar 1766

Anfang des Carnevals. Sonntags : große Cour beim Könige, Montag : Oper, Dienstag : Redoute, Mittwoch : Französische Comödie, Donnerstag : Cour bei der Königin, Freitag : Oper, Sonnabend : Ruhe.

Die Opern waren : 1) Achilles in Scirus, 2) Lucius Papirius. Die Französischen Schauspiele: l'EcoIe de maris; le medecin malgré lui; le Philosophe marié; I'Impromtu de la campagne.

Während des Carnevals befanden sich unter Andern in Berlin : der Erbprinz Karl Wilhelm von Nassau-Usingen, der regierende Fürst von Anhalt-Cöthen, Fürst Hatzfeld. Octroi für die auf Aktien errichtete (Nutz-) Holzhandlungs-Compagnie.

In diesem Monat ward das neuerbaute Palais des Prinzen Heinrich von ihm und seiner Gemalin bezogen.

Februar.

A.

2. Februar 1766

Der König von Berlin nach Potsdam.

9. Februar 1766

Der König an Fonqué :

"Hierbei übersende ich Ihnen einen kleinen Vorrath von Italienischen Trüffeln, die ich über Wien erhalten habe. Ich wünsche, daß sie Ihnen lieb sein, schmecken und Ihren Appetit wieder reizen mögen. Ich erwarte hier in meiner Höhle ruhig die Rückkehr des Frühlings; die gegenwärtige Jahreszeit ist nicht für unser Alter. Wir Greise leben erst im Frühling auf, und vegetiren im Sommer, aber der Winter taugt nur für jene brausende ungestüme Jugend, die sich durch Schlittenfahrten und Schneeballwerfen abkühlt. etc."

<269>

25. Februar 1766

Der König an Voltaire :

- etc. - "Die Fortschritte der menschlichen Vernunft sind viel langsamer, als man glaubt. Die wahre Ursache davon ist, daß fast die ganze Welt sich mit schwankenden Begriffen begnügt, und nur wenige die Zeit haben, sie zu untersuchen und bis auf den Grund der Dinge zu gehen. Einige sind von Kindes Beinen an in die Fesseln des Aberglaubens eine gezwängt, die sie nicht zerbrechen wollen oder können. Andere beschäftigen sich mit nichtswürdigen Kleinigkeiten, haben kein Wort von Geometrie im Kopf, und genießen des Lebens, ohne daß ein Augenblick des Nachdenkens ihre Vergnügungen unterbricht. Nehmen Sie nun noch die Schüchterlinge und die furchtsamen Frauenzimmer hinzu, so haben Sie das Ganze, woraus die Gesellschaft besteht. Es ist also viel, wenn man unter tausend Menschen Einen Denkenden findet, etc."

26. Februar 1766

Der König an Fouqué :

"Liebster Freund. Ihr Brief hat mich recht traurig gemacht. Sie sprechen von Ihrer Abreise, und ich habe Lust, wofern es von mir abhängt, Sie so lange als nur möglich zu behalten. Menschen findet man überall, aber nur selten einen so rechtschaffenen Mann und einen so treuen Freund als Sie. Pflegen Sie Sich, so sehr Sie nur immer können, damit ich Sie nicht sobald verliere, und bedenken Sie, wie nahe es mir gehen wird, mich auf immer von Ihnen getrennt zu sehen. Ihr schweres Gehör will nichts sagen; man hat kleine Trichter, die diesen Zufall einigermaßen abhelfen. Die verstorbene Frau von Roculle bediente sich eines solchen Röhrchens, und ich will Ihnen ein ähnliches machen lassen. ect."

26. Februar 1766

Der König an Ebendenselben :

"Liebster Freund. Ich nehme wohl ab, daß Sie Stärkung bedürfen. Vor ein Paar Tagen wollte man den Ungarwein meines Großvaters kosten, und fand ihn gut. Sofort hob ich die Flasche — es ist die letzte — auf, und schicke sie Ih<270>nen. Möchte sie Ihnen doch recht gute Dienste leisten. Verlangen Sie andere alte Weine — ich habe deren von allen Sorten — so sagen Sie mir es nur, und ich werde mir ein wahres Vergnügen daraus machen, Ihnen davon zukommen zu lassen. etc."

B.

5. Februar 1766

Stirbt der Oestreichische General-Feldmarschall Reichsgraf Leopold Joseph Maria von Daun.

18. Februar 1766

Assekuranz- und Havarie-Ordnung.

März.

A.

März 1766

Der König in Potsdam.

15. März 1766

Unter diesem Datum schrieb der König das scherzhafte "Mandat Sr. Hochwürden Gnaden des Bischofs von Aix, enthaltend ein Verdammungsurtheil gegen die ruchlosen Werke des sogenannten Marquis d'Argens, und dessen Verbannung aus dem Königreiche erkennend." D'Argens war nämlich damals mit Erlaubniß des Königs nach der Provence gereist. Der Minister von Schlabrendorf aus Schlesien beim König in Potsdam bis den 28sten.

April.

A.

April 1766

Der König in Potsdam.

15. April 1766

Kabinetsordre des Königs an das General-Ober-Finanz-Directorium: "Wir sind in Rücksicht, daß die Sachen, anlangend die Akzise, bis dato so schlecht und unordentlich gewesen zu Coupirung der dabei vorfallenden Defraudationen Allerhöchst bewogen worden Fermiers aus Frankreich kommen zu lassen; so die Administration derselben übernehmen, und soll die Administration gedachter Fermiers vom 1. Juni etc. angehen, und die dieserhalb zu bestallenden neuen Bedienten im nächst<271>kommenden Monat Mai sogleich in Aktivität gesetzt werden; auch sollt Ihr vom 1. Juni etc. an nichts weiter mit den Accises und Douanes zu thun haben, dergestalt, daß die Summen, so dies Jahr von den Akzisen zur General-Kriegskasse stießen, durch benannte Administration an die General-Kriegskasse gezahlt und die Summen von den Zöllen an die Kassen wohin sie gehören und sonst bezahlt worden sind, gleichergestalt in den gewöhnlichen Terminen berichtigt und abgeführt, und daß diejenigen Summen von Zöllen, welche wir à parte erhoben und eingezogen haben, auch hinfüro direct berechnet und eingesand werden sollen. Daher wir Euch hier, durch solches zur Nachricht und ganz ohnfehlbaren genauesten Achtung bekannt machen."

16. April 1766

Der König an Fouqué:

"Ich überschicke Ihnen hierbei das Neueste vom Jahre, einige Hülsenfrüchte, und wünsche, daß es Ihnen Vergnügen machen, daß Sie es bei gutem Wohlsein genießen und Sich dabei Ihres alten Freundes erinnern mögen. etc."

In diesem Monat kam der Marquis d'Argens von seiner Reise nach Frankreich wieder zurück.

B.

14. April 1766

Vorläufiges Declarations-Patent (und Reglement) wegen einer für sämtliche K. Pr. Provinzen, wo bisher die Akzise eingeführt gewesen, den 1. Juni 1766 allergnädigst gutgefundenen neuen Einrichtung der Akzise, und Zollsachen.

Mai.

A.

Mai 1766

Der König in Potsdam. Bei ihm war der General-Feld-Marschall Herzog Ferdinand von Braunschweig, Gouverneur von Magdeburg, mit welchem er am

5. Mai 1766

5 von Potsdam ganz früh und direct nach der Gegend von Tempelhof bei Berlin abgeht, und daselbst Über einige Regimenter Specialrevue hält, und alsdann nach dem Schlosse in der<272> Stadt sich begiebt. Bei der hier Statt findenden großen Cour werden ihm der Französische General Marquis von Conflans und der Venetianische Marchese Murazzo vorgestellt. Nachmittag, besucht der König in Begleitung der Generale von Krockow und von Ramin den kranken Gouverneur von Berlin, General von Hülsen, besieht alsdann den Bau der Kaserne und anderer Häuser, und kehrt nach dem Schlosse zurück.

16. Mai 1766

Der König halt im Thiergarten über die übrigen Regimenter Specialrevue, nach deren Beendigung er mit dem Herzog Ferdinand von Braunschweig über Charlottenburg nach Potsdam zurückkehrt.

11. Mai 1766

Der Herzog Ferdinand von Braunschweig geht über Berlin nach Magdeburg zurück.

17. Mai 1766

Der König hält bei Potsdam Revue, welcher auch der Französische General Marquis von Conflans beiwohnt.

19. Mai 1766

Der König über Spandau, wo er bei dem Prinzen Heinrich speist, nach Charlottenburg.

20. Mai 1766

In Berlin; hält im Thiergarten über das aus Mecklenburg angekommene Bataillon Zietenscher Husaren und einige andere Truppen Spezialrevue, und nachher vor dem Bernauer Thore über verschiedene fremde Regimenter. Bei der alsdann auf dem Schlosse Statt findenden Cour werden dem Könige der Fürst Czartorisky, General von Podolien, und der Russische Minister von Saldern vorgestellt.

21. Mai 1766

Generalrevue vor dem Halleschen Thore.

22. Mai 1766

Großes Manövre. Der König geht Nachmittag nach Charlottenburg.

24. Mai 1766

Der König Abends nach Cüstrin mit dem gewöhnlichen Gefolge; hält daselbst Revue bis den 26sten.

26. Mai 1766

Nach Stargard; daselbst Revue bis den 23sten.

30. Mai 1766

In Potsdam.

31. Mai 1766

Der König an Fonqué :

"Werthester Freund. Auf übermorgen, den 2. Juni, bitte<273> ich mich ganz ohne alle Umstände, wie die Freundschaft es heischt, bei Ihnen zu Gaste. Ich freue mich zum Voraus, mein lieber Fouqué, auf das Vergnügen, Sie zu umarmen. Um elf Uhr bin ich bei Ihnen. etc."

B.

13. Mai 1766

Erneuertes Stempel- und Karten-Edict.

20. Mai 1766

Stirbt die Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, Christine Charlotte Louise, Canonissin von Quedlinburg.

Juni.

A.

2. Juni 1766

Der König von Potsdam nach Brandenburg, wo er bei dem General Fouqué speist, alsdann nach Körbelitz bei Magdeburg geht, und daselbst bis den 6ten Revue hält.

6. Juni 1766

Der König in Magdeburg.

7. Juni 1766

Nach Salzthal.

10. Juni 1766

In Potsdam.

11. Juni 1766

Die Minister von Massow, von Blumenthal und von der Hagen zum König nach Potsdam zur sogenannten Ministerrevue, bis den 12ten.

17. Juni 1766

Der König nach Charlottenburg, wo er den aus London zurückgekommenen Englischen Gesandten Andreas Mitchel empfängt und dem Schwedischen Gesandten die Abschiedsaudienz ertheilt.

18. Juni 1766

Nach Potsdam.

28. Juni 1766

Prinz Heinrich aus Rheinsberg nach Potsdam, dann nach Berlin.

29. Juni 1766

Der König nach Charlottenburg.

30. Juni 1766

Nach Berlin; besucht die Porzellanfabrik und kehrt Über Charlottenburg nach Potsdam zurück.

B.

4. Juni 1766

Stirbt in Breslau der Ober-Consistorialrath Johann Friedrich Burg, 77 Jahr alt.

<274>

12. Juni 1766

Stirbt in Berlin der General-Lieutenant Gustav Bogislav von Münchow, 80 Jahr alt.

Juli.

A.

Juli 1766

Der König in Potsdam.

6. Juli 1766

Der König an Fouqué :

"Werthester Freund. Ich überschicke Ihnen einige Früchte aus meinem Garten. Bisher hatte ich zu thun, gegenwärtig bin ich allein, gleichwohl will ich mir Ihren Besuch nicht eher ausbitten, als bis das Regenwetter vorüber ist; die Kälte, die wir jetzt haben, möchte Ihrer Gesundheit nicht zuträglich sein. Sie werden mir ganz offenherzig sagen, ob Ihnen die kleine Reise behaglich ist, damit ich Ihnen meine Pferde entgegenschicken kann. etc."

(Da Fouqué die Einladung, Hüftschmerzen wegen, ablehnte, so schickte er ihm seinen Leibarzt Kothenius).

16. Juli 1766

Der Prinz von Preußen, dessen Gemalin, Prinz Heinrich und die Prinzessin Friederike Sophie Wilhelmine, Schwester des Prinzen von Preußen, und mehrere Prinzen und Prinzessinnen zum König nach Sanssouci, wo verschiedene Feste gegeben werden.

17. Juli 1766

Das Trauerspiel Titus und Berenice.

19. Juli 1766

Das Schauspiel: le Chevalier à la mode.

21. Juli 1766

Le malade imaginair.

23. Juli 1766

L'homme à la bonne fortune.

?? Juli 1766

Der König an Voltaire :

"Sie haben von mir eine bessere Meinung als ich selbst. Sie halten mich nämlich für den Verfasser des Auszugs aus der Kirchengeschichte und der Vorrede zu diesem Werke. Das klingt eben nicht wahrscheinlich. Wie will Jemand, der unablässig mit Kriegen und andern Angelegenheiten zu thun hat, noch so viel Muße finden, die Kirchengeschichte zu studiren? Ich habe, so lange ich lebe, mehr Manifeste als Bullen ge<275>lesen. Zwar zog ich vor diesem gegen Kreuzfahrer, gegen Personal mit geweihtem Hauptschmuck zu Felde, welche der heilige Vater in ihrem ersichtlichen Eifer, mich zu Grunde zu richten, bestärkte; aber meine Feder ist lange nicht so dreist, als mein Degen, und respektirt, was durch lange Observanz ehrwürdig geworden ist 275-+. etc."

26. Juli 1766

Der König an d'Alembert :

- etc. - "Sie erwähnen eines chronologischen Abrisses der Kirchengeschichte, der mir unbekannt ist. Ich lese selten Vorreden; indessen habe ich gehört, daß der Verfasser der gegenwärtigen so dreist als unbescheiden ist, und die Grobheit begangen hat, durch ein Species facti zu beweisen, daß der große Hans nichts weiter als Hans-Wurst ist. etc."

29. Juli 1766

Der König nach Charlottenburg, wo er dem Schwedischen außerordentlichen Gesandten, Freiherrn von Manteuffel, Audienz giebt.

30. Juli 1766

Der König nach dem Berliner Thiergarten, wo er die dort aufmarschirten Wachtparaden besieht, dann nach Charlottenburg, und Abends von da nach Potsdam zurückkehrt.

Dem Stifte zu St. Sebastian in Magdeburg verleiht der König ein Ordenskreuz.

B.

2. Juli 1766

Stirbt in Schönhausen die Gräfin Camas, 76 Jahr alt. Ihre Leiche ward in Berlin in der Parochialkirche beigesetzt.

11. Juli 1766

Edict wegen Aufhebung der Tabakspacht, Errichtung einer Königlichen General-Tabaks-Administration, und Garantie der tungs-Compagnie gezahlt hatten. (S. Beiträge etc. I. 285 etc.).

<276>

Die Prinzessin Amalie, Schwester des Königs, verläßt ihre Wohnung auf dem Königl. Schlosse, und bezieht ihr neu erbautes Palais unter den Linden (jetzt Nr. 7).

August.

A.

August 1766

Der König in Potsdam, wo täglich noch verschiedene Festlichkeiten zu Ehren der Prinzessin Sophie Friederike Wilhelmine Statt finden, und die erst mit der Feier ihres Geburtsfestes, den 7. August, endigen.

7. August 1766

Der König, an Voltaire :

- etc. - "Der zu Abbeville vorgefallene Auftritt ist tragisch 276-+. Aber haben die Bestraften nicht gefehlt? Muß man Vorurteilen, welche die Länge der Zeit in der Meinung des Volks geheiligt hat, geradezu vor den Kopf stoßen? Und wenn man auf das Recht frei zu denken für sich selbst Anspruch macht, muß man des eingeführten Glaubens spotten? Wer nicht Andere zu beunruhigen sucht, wird selten verfolgt werden. Erinnern Sie Sich dessen, was Fontenelle sagt : Wenn ich die Hand voll Wahrheiten hätte, so würde ich mich lange bedenken, ehe ich sie aufmachte. Der große Haufe verdient nicht, aufgeklärt zu werden. Ihr Parlament hat sich gegen den Unglücklichen grausam bewiesen etc., aber schieben Sie die Schuld davon auf die Landesgesetze. Jeder Richter ist darauf vereidet, nach denselben zu urtheilen, er kann seine Sentenz nur nach deren Vorschrift abfassen. etc.

Fragen Sie mich, ob ich wohl ein so hartes Urtheil gefällt hätte, so antworte ich: Nein! Ich würde vielmehr nach meinen natürlichen Einsichten die Strafe mit dem Verbrechen in<277> Verhältnis gesetzt haben. Du hast eine Bildsäule zerbrechen? Ich verurtheile Dich, sie wiederherzustellen. Du hast vor dem Pfarrer des Kirchspiels, der das trug, was Du wohl weißt, den Hut nicht abgenommen? Ich verurtheile Dich deshalb, vierzehn Tage ohne Hut die Kirche zu besuchen. etc."

Der König an Ebendenselben : - etc. - "Ich biete den Philosophen eine sichere Zuflucht an, wenn sie nur weise und so friedfertig sind, als es der schöne Name, mit dem sie prunken, voraussetzt; denn alle Wahrheiten, die sie verkündigen, zusammen genommen, wiegen die Ruhe der Seele nicht auf, das einzige Gut, dessen die Menschen auf dem von ihnen bewohnten Sandkörnchen genießen können. Ich, der ich meine Vernunft ohne Enthusiasmus gebrauche, ich wünsche, daß die Menschen vernünftig und vor allen Dingen ruhig waren. etc. — Sokrates betete die Deos majores et minores gentium nicht an, aber er war bei den öffentlichen Opfern gegenwärtig. Gassendi besuchte die Messe und Newton die Vesper.

Die Toleranz muß einem Jeden in der Gesellschaft die Freiheit zusichern, zu glauben, was er will; aber sie muß nicht so weit gehen, die Unbesonnenheit und Ausgelassenheit junger Schwindelköpfe zu billigen, welche dasjenige verwegen verspotten, was das Volk verehrt. Das sind meine Gesinnungen, und sie sind denjenigen angemessen, wodurch Freiheit und öffentliche Sicherheit, der erste Gegenstand aller Gesetzgebung, befestigt wird. etc."

13. August 1766

Der König über Köpnik nach Schlesien zur Revue mit dem Prinzen von Preußen, dessen Bruder dem Prinzen Heinrich, den beiden Prinzen von Braunschweig und einigen anderen Generalen etc. Ankunft in Crossen.

14. August 1766

In Glogau.

?? August 1766

In Neisse.

30. August 1766

In Breslau, Nachmittags um 2 Uhr angekommen.<278> Der König schenkt dem Großkanzler von Jariges eine Tabatiere mit Brillanten.

B.

10. August 1766

Neues Reglement für das Postwesen.

September.

A.

1. September 1766

Der König in Breslau, giebt in seinem Palais einen Ball.

4. September 1766

Geht ins Lager bei Romberg, wo Revue und Kriegsübungen bis den 7ten Statt finden, welchen die Französischen Generale Marq. von Castries und Graf von Schönberg beiwohnen. In Folge dieser Revue, mit welcher der König sehr zufrieden war, wurden der General von Seydlitz mit einer kostbaren, reich mit Brillanten besetzten Uhr und der General von Tauenzien mit einem Brillantring beschenkt. Die Obersten von Koschenbar, von Rothkirch und von Mitzlaf erhielten Amtshauptmannschaften.

7. September 1766

Der König nach Glogau und Sprottau. Hier unterhält er sich mit dem dirigirenden Burgemeister über den Zustand der Stadt, ihrer Fabriken etc.

8. September 1766

Ueber Baruth und Trebbin nach Potsdam.

13. September 1766

Der König an V o l t a i r e (aus Sanssouci) :

etc. - "Ich erinnere mich, in dem verbrannten Buche 278-+, dessen Sie erwähnen, gelesen zu haben, daß es in Bern gedruckt war; sonach übten die Herren dort eine rechtmäßige Jurisdiktion über dieses Buch aus. etc. — Aberglaube ist eine Schwäche des menschlichen Verstandes, ist mit diesem Wesen innig verwebt, existirte immer und wird immer existiren. etc."

16. September 1766

Der regierende Markgraf von Anspach in Potsdam, bis d. 28sten.

18. September 1766

Der König hält bis den 20sten Manövre bei Potsdam. Alle Generale und Stabsofficiere werden an dem dritten Manövretage zur Tafel des Königs in Sanssouci eingeladen.

<279>

21. September 1766

Ball in Sanssouci.

23. September 1766

Lustjagen bei Potsdam. Abends wird auf den, Schloßtheater die Oper il Comte caramella aufgeführt.

24. September 1766

In Sanssouci Oper il Comte caramella.

25. September 1766

Ebendaselbst le misantrope.

26. September 1766

Der König an Fouqué :

"Da ich in Schlesien erfahren habe, daß Sie gern Ungarwein haben wollen, so schicke ich Ihnen hierbei welchen, auch von meinen Trauben, die Sie nur im Fall, wenn Sie Ihnen nicht schädlich sind, genießen müssen. Auch habe ich wegen Balsam aus Mekka nach Constantinopel geschrieben, weil ich vermuthe, daß Ihr kleiner Vorrath schon verbraucht ist. etc."

Oktober.

A.

2. Oktober 1766

Der König in Charlottenburg.

3. Oktober 1766

Im Thiergarten bei Berlin besieht er die Berliner Wachtparaden, in der Stadt besucht er die Prinzessin Amalie, alsdann besieht er die Porzellanfabrik, besucht das Cadettenhaus und die Academie militaire, geht nach Charlottenburg zurück, kommt aber Abends zur Oper Cajus Fabricius wieder nach Berlin, nach deren Beendigung er nach Charlottenburg geht.

4. Oktober 1766

Nach Potsdam.

11. Oktober 1766

Der König überschickt an Fouqué mit einem freundlichen Schreiben den eben angekommenen Mekkaschen Balsam.

13. Oktober 1766

Die Fürstin Poniatowsky, Schwester des Königs von Polen, in Potsdam, speist beim König.

14. Oktober 1766

Der Prinz Heinrich, Bruder des Königs, in Potsdam.

24. Oktober 1766

Der König an Voltaire :

- etc. - "Ich wünsche Ihnen Glück zu der guten Meinung, die Sie von der Menschheit hegen. Ich, der ich diese ungefiederten zweibeinigen Geschöpfe vermöge der Pfiichten meines Standes genau kenne, sage Ihnen zum Voraus, daß<280> weder Sie, noch alle Philosophen der Welt, das menschliche Geschlecht von dem Aberglauben heilen werden, dem es anhängt. Dies ist ein Ingredienz, das die Natur der Komposition beigemischt hat, woraus unsere Race besteht. — etc. Es ist meines Erachtens nicht genug, daß man den Menschen ihre Irrthümer benimmt; man müßte ihnen auch Stärke des Geistes einstoßen können, sonst werden Empfindlichkeit und Schrecknisse des Todes über die stärksten und kunstgerechtesten Vernunftschlüsse siegen. etc."

B.

29. Oktober 1766

Revidirtes und erweitertes Edict und Reglement der Königl. Giro- und Leihbanken in Berlin und Breslau.

November.

A.

1. November 1766

Der König in Potsdam.

8. November 1766

In Potsdam wird das Geburtsfest der Prinzessin von Preußen gefeiert. An demselben Tage war auch das Geburtsfest der Königin, welches in Berlin bei der verwittweten Prinzessin von Preußen mit Concert, Souper und Ball gefeiert ward.

9. November 1766

Die regierende Herzogin von Würtemberg, der Prinz Friedrich Eugen von Würtemberg und dessen Gemalin in Potsdam, bis den 13. Dezember; dann in Berlin.

Der König schenkt der Akademie der Wissenschaften ein Telescop von Dolland.

B.

November 1766

In diesem Monat entstanden Unruhen in Neuchatel, wo man gegen die fernere Verpachtung der Einkünfte, wie sie schon seit 1749 eingeführt war, protestirte etc.

Dezember.

A.

Dezember 1766

Der König in Potsdam.

8. Dezember 1766

Der Kammerherr von Edelsheim zum König nach Potsdam.

<281>

17. Dezember 1766

Der König mit Gefolge nach Berlin, wo er den kranken Genneral von Hülsen besucht.

19. Dezember 1766

Der König sendet dem General Fouqué mit einem freundlichen Briefe ein Tafelservice von Porzellan.

?? Dezember 1766

Der König an Voltaire :

"Meinen besten Dank für die eben von Ihnen erhaltene schöne Tragödie, und die interessanten Werke, welche bald nachkommen werden.

Ich habe befohlen, daß man Fleury's Auszug in Berlin aufsuchen und Ihnen schicken soll, wenn sich irgendwo noch ein Exemplar befindet. Man sagt, ein gewisser Doctor Ernesti habe dies Werk widerlegt. Das Drolligste dabei ist, daß er, ein Lutheraner, sich genöthigt gesehen hat, die Sache des Pabstes zu vertheidigen. etc.

Zugleich sende ich Ihnen ein, in Ansehung seines Gegenstandes, merkwürdiges Gedicht — die Betrachtungen des Kaisers Mark-Aurel in Verse gebracht. Noch immer lieb ich die Dichtkunst. Zwar habe ich hierzu nur schwache Talente, da ich aber bloß zu meinem Zeitvertreibe Papier besudle, so liegt dem Publikum wenig daran, ob ich Whist spiele oder gegen die Schwierigkeiten in der Versifikation ankämpfe. Dies ist weit leichter und minder gefährlich, als wenn man die Hyder des Aberglaubens angreift.

Sie halten dafür, ich sei der Meinung, der Zaum der Religion wäre nöthig, um das Volk in Ordnung zu halten; ich versichere Ihnen, des Glaubens bin ich nicht, vielmehr nöthigt mich die Erfahrung, Bayle'n beizupflichten. Ohne Gesetze kann kein Staat bestehen, wohl aber ohne positive Religion, wofern nur eine Obergewalt in demselben vorhanden ist, die durch Leibesstrafen dem großen Haufen Gehorsam gegen die Gesetze abnöthigt. Die Erfahrung bestätigt dies. Auf den Marianischen Inseln hat man Wilde gefunden, die nicht die geringste metaphysische Idee im Kopfe hatten. Noch mehr wird dies durch das Chinesische Reich dargethan, worin<282> alle Großen keine andere Religion als den Deismus haben. Das Volk in dieser weitläuftigen Monarchie ist indessen, wie Sie wissen, dem Aberglauben der Bonzen unterworfen.

Eben daher behaupte ich, anderwärts würde es nicht besser gehen, und ein von allem Aberglauben gereinigter Staat erhielte sich nicht lange in seiner Reinheit, sondern neue Ungereimtheiten würden bald in die Stelle der alten treten, und das nach Verlauf von kurzer Zeit. Die kleine Dosis gesunder Vernunft, die sich auf der Oberfläche dieser Erdkugel vertheilt findet, ist meines Erachtens hinreichend, eine allgemein verbreitete Gesellschaft, wie ungefähr die der Jesuiten, zu errichten, aber nicht einen Staat.

Ich halte die Arbeiten unsrer neuen Philosophen für sehr nützlich, denn man muß die Menschen dahin bringen, daß sie sich des Fanatismus und der Intoleranz schämen. Man dient der Menschheit, wenn man jene grausamen und schrecklichen Thorheiten bekämpft, welche unsere Vorfahren in reißende Thiere verwandelten. Durch Zerstörung des Fanatismus vertrocknet man die schädlichste Quelle der Zwistigkeiten und Feindschaften, welche dem Gedächtnisse von Europa noch gegen, wärtig sind, und deren blutige Spuren man bei allen Völkern wahrnimmt. etc.

Sie fragen mich, was ich von Rousseau aus Geneve halte? Ich denke, er ist unglücklich und zu beklagen, doch gefallen mir weder seine Paradoxen, noch sein cynischer Ton. Die Leute in Neuchatel sind übel mit ihm umgegangen. Man muß die Unglücklichen in Ehren halten, nur schlechte Seelen können sie unterdrücken."

In diesem Jahre ist das Gedicht: "An den Abbe Bastiani" geschrieben. (H. W. VIl. 173).

Der König macht der Königin, den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und der regierenden Herzogin von Würtemberg prächtige Geschenke an Porzellan, reichen Stoffen und andern Kostbarkeiten.

<283>

B.

2. Dezember 1766

Edict, betreffend das Schuldenmachen der Officiere. Anfang des Carnevals. Sonntag: Cour bei der Königin; Montag : Oper; Dienstag : Redoute; Mittwoch: Französisches Schauspiel; Donnerstag : Cour bei der verwittweten Prinzessin von Preußen; Freitag : Oper; Sonnabend : Ruhe.

Die Opern waren : Cajus Fabricius und Ie festi galanti. Die Französischen Schauspiele: le misantrope, Bajacet, Democrit à la Cour, les Bourgoises à la mode, le Joueur, l'Ecossoise.


275-+ Bekanntlich ist Friedrich allerdings der Verfasser der Vorrede zu dem Abriß der Kirchengeschichte des etc. Fleury, obgleich er es mehrmals abgeläugnet hat. (S. auch den folgenden Brief). Der Abriß erschien zuerst 1766 in Bern, Französisch mit dem Beisatz : "Traduit de l'anglois." Wahrscheinlich wider des Königs Willen.

276-+ Die Hinrichtung des etc. de la Barre, weil er in der Trunkenheit ein Kruzifix verstümmelt und vor einer vorüberziehenden Prozession den Hut nicht abgenommen etc.

278-+ Abrègé etc. de Fleury war in Bern verbrannt worden.