August.

A.

August 1761

Der König in Oppersdorf.

4. August 1761

Aus Oppersdorf nach Schönbrunn, dem Gute des Baron Warkotsch und dessen Wohnsitz.

5. August 1761

In Strehlen, logirt in der Vorstadt.

8. August 1761

Der König an d'Argens :

"Bis jetzt machen wir bloß Bewegungen, mein lieber Mar<106>quis. Wir haben viele kleine Vortheile erhalten, von denen ich Ihnen aber nichts sage, weil sie Ihre Aufmerksamkeit nicht verdienen. Die Russen plündern nach ihrer Gewohnheit am jenseitigen Ufer der Oder in Schlesien. Laudon schläft bei Martha, und wir thun eben auch nicht viel. Lassen Sie ja Ihrer Einbildungskraft nicht zu freien Lauf. Sie werden sagen : Ohne Zweifel ist man im Begriff, einen Waffenstillstand zu schließen etc. Nichts weniger als das. Ich versichere Sie, daß zwischen den kriegführenden Parteien etc. weniger als je die Rede davon ist etc. Der Sieg des Prinzen Ferdinand, desgl. die Eroberung von Pondischeri und den Antillen (durch die Engländer) hat den kriegerischen Geist des Versailler Hofes ganz und gar nicht nachgebender gemacht etc. Nicht die Feder, sondern der Degen wird den allgemeinen Frieden zu Stande bringen. Was Vernunft und Menschlichkeit hätten thun sollen, wird der Geldmangel thun. Der Kampf wird aus Mangel an Kämpfern aufhören, und fast glaube ich, daß außer dem bereits eröffneten Feldzuge noch einer nöthig ist. etc."

10. August 1761

In Polsnitz (2 1/2 Meile von Neumark).

12. August 1761

In Jerschendorf (1 3/4 Meile von Neumark).

14. August 1761

In Lonig bei Striegau.

16. August 1761

In Wahlstadt bei Liegnitz.

16. August 1761

In Nicolsstadt. Hier hatte der König die Russische Armee vor sich und die Oestreichische im Rücken.

18. August 1761

In Wahlstadt. Der König an den Marquis d'Argens :

"Ich schreibe Ihnen, mein lieber Marquis, mitten zwischen der Russischen und Oestreichischen Armee. Doch ist bis jetzt noch nichts zu fürchten. In einigen Tagen aber dürfte es zum Ausmachen kommen. Der kritische Augenblick ist da, wo wir das Glück am meisten nöthig haben werden; das sind Begebenheiten, an denen die Klugheit nicht so viel Theil hat, als zu wünschen wäre, und wo man den Klugen und den Waghals durchkommen sieht; doch basta.'<107> Sie sehen und gestehen es selbst, daß Ihre Politik schlecht eintrifft. Das wundert mich nicht, denn es ist Etwas dort oben, das aller Weisheit des Menschen spottet. Was wahrscheinlich aussieht, ist oft am wenigsten wahr. Hoffnung, Ehrsucht, Haß, Eigennutz sind Leidenschaften, die so verschiedene Wesen aus dem Menschen machen, daß, was dem Einen gut dünkt, dem Andern sehr schlimm vorkommt. Daher, Marquis, die Unmöglichkeit für Menschen, in die Zukunft zu dringen; davon sprechen, heißt rathen. Eben so gut würde ich die Räthsel lösen, welche die Sphinx den Thebanern aufgab. Freilich kann man in manchen Fällen die Folgen in ihren Gründen lesen, allein richtig denken und annehmen, daß Jeder, mit dem, wir zu thun haben, auch so denke, das trügt sehr.

Herr von Türenne sagte, daß er lieber einen General gegen sich habe, der die Sache verstände, als einen unwissenden, und zwar darum, weil er, ohne sich zu irren, voraus sehen könnte, was ein geschickter Feldherr thun würde; allein bei einen, andern, der ohne Grundsätze verführe, betrüge er sich immer.

Bei dem allen lassen Sie uns Geduld haben, wir werden Beide die Vernunft nicht an den Freveln der Dummheit rächen; geh' es wie es wolle, wir wollen lachen, wenn dumme Streiche begangen werden, statt in Aerger zu gerathen, und nicht vergessen, daß die Narren auf dieser Kugel zu unserm Zeitvertreibe da sind. Bedenken Sie, daß ich diesen Brief mitten durch feindliche Läger gehen lasse, und schließen Sie hieraus, wie schwer es ist, die Gemeinschaft unter uns zu erhalten. Die Russen haben sich in den Abscheulichkeiten, die ihre Kosacken verübt haben, selbst übertroffen; da sind Dinge vorgefallen, über die Busiris und Phalaris bei aller ihrer Unmenschlichkeit sich erbarmen müßten. Alle diese Schandthaten und Grausamkeiten muß ich gleichsam vor meinen Augen leiden; allein ich habe leiden gelernt, ohne ungeduldig zu<108> werden. Nichts bringt also meine Seele aus ihrer Fassung; ich werde meinen geraden Weg gehen und nur das thun, was ich für nützlich und anständig halte. Dahin bringt uns ein reiferes Alter, und es ist unmöglich, den brausenden Muth der Jugend auch so zu zähmen. Ich fürchte, Ihnen mit meinen traurigen und schwerfälligen Betrachtungen Langeweile zu machen. Ganz sicher würden Sie Sich ohne dies traurige Gewäsch behelfen können, allein ich werde es doch nicht ausstreichen, und da es geschrieben ist, bleibt es geschrieben.

Leben Sie wohl, mein lieber Marquis. Wieder schreiben werde ich Ihnen, doch weiß ich weder wann, noch von wo. Gerade unter solchen Umständen müssen Sie die unerschütterliche Seele eines Philosophen und die Unempfindlichkeit eines Stoikers zeigen. Die spekulative Philosophie taugt nur für unsere Neugierde; bloß die praktische nützt. Ich empfehle sie Ihnen und bitte Sie, inzwischen einen militärisch-philosophischen Bastard, der Sie sehr liebt, nicht zu vergessen."

19. August 1761

Der König in Obergäbersdorf bei Striegau.

20. August 1761

In Bunzelwitz (zwischen Striegau und Schweidnitz). Hier nahm der König das Lager und ließ es stark verschanzen. Es wurde bald von der Russischen Armee, unter Butturlin, und der Oestreichischen Armee, unter Laudon, fast ganz eingeschlossen, die erstere war gegen 60000 Mann und die letztere einige 70000 Mann stark, während der König nur höchstens 57000 Mann entgegen zu stellen hatte. (Tielke III. 46).

25. August 1761

Da an diesem Tage die Russische und Oestreichische Armee sich ganz nahe an das Lager herangezogen hatte, so erwartete der König einen Angriff, verließ also Bunzelwitz, ließ ein Zelt in dem sogenannten Tscheschner Holze bei Rodelandholz aufschlagen und campirte hier hinter dem rechten Flügel des

26. August 1761

zweiten Treffens. Die folgende Nacht zum 26sten, sowie

27. August 1761

auch die zum 27sten, dringt der König mit dem Markgrafen Karl und einigen anderen Generalen in der Schanze auf<109> dem Pfarrberge oder sogenannten Farbenhöhe zu, während die Armee schlagfertig unter dem Gewehr stand. (Tielke, Backenb). Es erfolgte jedoch kein Angriff.

August 1761

In diesem Monat schrieb der König die Ode an seine Schwester, die Herzogin von Braunschweig, über den Tod ihres Sohnes, des Prinzen Heinrich, welcher den 9. August an seinen Wunden starb. S. Juli B. (H. W. VI. 203).

B.

3. August 1761

Die Russen bedrohen Breslau, welches den 6ten von ihnen 6 Stunden bombardirt wird.

10. August 1761

Die Oestreicher besetzen Striegau.

11. August 1761

Die Russen, unter Czernitschef, gehen bei Kloster Leubus über die Oder und lagern sich auf den Höhen von Dame.

12. August 1761

Die Russische Hauptarmee geht ebendaselbst über die Oder und lagert sich zwischen Heidau und Parchwitz.

17. August 1761

Erscheinen 6 Kriegsschiffe vor Colberg.

18. August 1761 bis 19. August 1761

Die Russische Armee vereinigt sich in der Gegend von Liegnitz und Hochkirch mit der Oestreichischen.

24. August 1761

Erscheint auf der Rhede vor Colberg eine feindliche Flotte von 50 Segeln, darunter 18 Kriegsschiffe.

25. August 1761 bis 30. August 1761

Die Russen bombardiren Colberg.

26. August 1761 bis 30. August 1761

Die Russische und Oestreichische Armee rückten näher an das verschanzte Lager des Königs und umstellen es bei Niemsdorf, Striegau, Teichau, Zirlau, Kunzendorf und Bögendorf etc., während dieser Zeit die Preußischen Truppen stets schlagfertig und des Nachts unterm Gewehr stehen.