<96> wenn ich mich zum Theil für die Uebel rächen könnte, die ich erduldet habe. Mag es gehen, wie mein guter Genius, das Ungefähr oder das Glück es will; in Erwartung dessen, was das Schicksal gebieten wird, bin ich ruhig und einsam; denke, weil ich muß, über die Zukunft nach, und lese und arbeite im Stillen.

Es giebt hier Propheten, von denen der eine den Frieden, der andere Schlachten weissagt, ein Dritter setzt den Frieden bis ins Jahr 1763 hinaus. Einer von ihnen muß wohl Recht haben. Nach der Erfüllung wird man Wunder schreien. Diese Propheten gleichen den Kalendern, in denen die Astronomen Regen, Sonnenschein, Wind, schön Wetter, Hitze und Kälte ankündigen, um den Aberglauben des gemeinen Mannes zu befriedigen.

Ob Ihre Franzosen Frieden machen, oder den Krieg fortsetzen werden, kann ich nicht bestimmen, ich gleiche einem Theologen; ich weiß nichts, außer daß ich herzlich wünschte, ich wäre mit Ihnen wieder in meiner kleinen Einsiedelei; fern von Verbrechen, von Kabalen, von heroischen Albernheiten der Thoren, und von dem Geräusche eines zu unruhigen Lebens, das man in meinem Stande und im Getümmel der großen Welt findet.

Leben Sie wohl, lieber Marquis; vergessen Sie diejenigen nicht, die für Sie fechten, und sein Sie von meiner vollkommenen Freundschaft überzeugt."

11. Juni 1761

An Ebendenselben :

"Ihre kleinen Reisen, mein lieber Marquis, werden Ihnen zum Theil die nothwendige und unentbehrliche Bewegung verschafft haben, ohne welche unsere organisirte Maschine keiner rechten Gesundheit genießen kann. Es scheint, wir sind bestimmt, unser ganzes Leben hindurch gerüttelt zu werden, und eben so scheinen wir mehr zum Handeln, als zum Denken gemacht zu sein. Trinken Sie Ihren Brunnen zu Sanssouci; Sie sind da vollkommen Herr und Meister. Ich