<149>

16. Mai 1762

Der König verläßt Breslau und nimmt sein Hauptquartier in dem Dorfe Bettlern, eine Meile von Breslau.

18. Mai 1762

Der König an d'Argens :

"Sie werden es sehr lächerlich finden, lieber Marquis, daß ich Ihnen seit so langer Zeit Nachrichten verspreche und sie Ihnen doch niemals gebe. Meine Schuld ist es gewiß nicht, vielmehr liegt es an den Ereignissen, die sich erwarten lassen, und an den Wegen, welche die Kouriere zu machen haben. Also kann ich Ihnen weder von Staats-, noch von Kriegsangelegenheiten etwas sagen, außer daß der Feldmarschall Daun mit seiner zahlreichen Armee ins Lager gerückt, und daß ich noch in den Kantonirungsquartieren, aber immer auf dem Sprunge stehe.

Man hat mir aus Sachsen einige gute Nachrichten geschrieben, das ist mir sehr angenehm, aber ich würde mich noch mehr darüber freuen, wenn die Vorfälle entscheidender gewesen wären. Wir brauchen großes Glück, um Vortheile über unsere Feinde zu gewinnen. Ich bitte den Himmel darum, da ich aber keinen St. Simon Stylites, keinen St. Antonius, keinen St. Johannes Chrysostomus, ja nicht einmal einen heil. Fiaker habe; so zweifle ich, daß der Himmel das Gebet eines armen, sehr wenig gläubigen und noch weniger erleuchteten Weltkindes erhören wird. Sobald ich Ihnen etwas Gutes zu melden habe, sollen Sie es sogleich erfahren.

Indessen, lieber Marquis, vertreibe ich mir die Zeit mit den Päbsten Nicolaus und Hadrian, mit dem Kaiser Ludwig und dem König Lothar, mit den gnädigen Frauen Teutberg und Wallrad. Ich bin jetzt bei der Entstehung des großen Schisma im Occident, und möchte glauben, von Konstantin an bis auf Luther sei die ganze Welt blödsinnig gewesen. Man stritt in einem unverständlichen Rothwelsch über ungereimte Visionen, und die Kirche befestigte ihre irdische Gewalt dadurch, daß Fürsten und Nationen leichtgläubig und albern waren. Betrachtet man den Zusammen-