<199>

Januar 1750.

A.

Januar 1750

Der König in Berlin seit dem 26. Dezember v. J.

Algarotti in Berlin.

13. Januar 1750

Der König von Berlin nach Potsdam.

15. Januar 1750

Von Potsdam mit dem General Fouqué nach Berlin.

An diesem Tage hat der König einige seiner im Jahre 1760 öffentlich erschienenen Gedichte verbessert, und unter das Original-Manuscript geschrieben: corrigé le 15 janvier 1750. (Hinterl. W. 1789. T. I. S. XIX).

19. Januar 1750

Nach Charlottenburg, und nach Berlin zurück.

24. Januar 1750

Feier des Geburtsfestes des Königs, welcher mit seiner Gemahlin bei der Königin Mutter speist.

25. Januar 1750

Der König giebt ein Fest zur Feier des Geburtstags seiner Schwester Sophie, Markgräfin von Schwedt.

30. Januar 1750

Feierliche Belehnung des Fürsten von Auersberg wegen Münsterberg etc. in der Person des Abgeordneten, Ernst Maximilian Swerts Reichsfreiherrn von Reist, Königl. Kammerherrn und General-Intendanten der Königl. Schauspiele.

30. Januar 1750

Der König geht nach Potsdam mit den Generalen v. Fouqué, v. Stille und v. Rothenburg.

?? Januar 1750

Schreibt an Voltaire:

- etc. "Nun fühle ich doppelte Begierde, Sie wieder zu sehen, über Literatur mit Ihnen zu sprechen, und mich von Dingen zu unterrichten, die nur Sie mich lehren können. Da ich Ihre alten Episteln auswendig weiß, so bemerke ich alle Verbesserungen und Zusätze (in der überschickten neuen Aus<200>gabe derselben) die Sie darinn gemacht haben etc. (In Bezug auf den Kardinal Richelieu): Große Leute sind nicht zu allen Stunden und in allen Stücken groß. Ein Minister nimmt bei einer Angelegenheit, die ihm wichtig scheint, alle seine Kräfte zusammen, und wendet allen seinen Scharfsinn darauf; eine andere aber, die er für weniger bedeutend hält, behandelt er mit vieler Nachläßigkeit etc."

B.

1. Januar 1750 bis 1. Januar 1750

Nachts wurde der Sarg Friedrichs I. in die neue Domkirche gebracht.

Der König schenkt dem Grafen Algarotti eine Tabatiere mit seinem (des Königs) Portrait.

22. Januar 1750

Lieset Darget in der Sitzung der Akademie die Abhandlung des Königs: Sur les raison d'établir ou d'abroger les loix. (Geschrieben in den Jahren 1747 und 1748).

Dem Major vom Baireuthschen Dragoner-Regiment de Chazot schenkt der König viele seltene goldene Medaillen und eine Tabatiere.

Im botanischen Garten kam unter des Königl. Kunstgärtners Michelmanns Aufsicht und Wartung die Frucht eines mehr als 80 Jahr alten Palmbaums (Palma foltis stabelli formibus) zur Reife.

Februar.

A.

Februar 1750

Der König in Potsdam.

11. Februar 1705

Schreibt an Algarotti in Berlin:

- etc. "Morgen werde ich Darget sagen, daß er Ihnen meinen Versuch über die Gesetze sendet, Sie werden mir Vergnügen machen, wenn Sie mir gefälligst Ihre Meinung über die Verbesserungen, welche Sie für nöthig erachten, sagen. Ich verdanke Ihnen vortreffliche Bemerkungen, die Sie über eine Unzahl meiner Aufsätze gemacht haben, und Sie werden meine<201> Dankbarkeit noch vermehren, wenn Sie mir aufrichtig über dieses neue Memoir Ihre Meinung sagen."

16. Februar 1750

Der französische Gesandte de Valori zum König nach Potsdam (bis den 21).

B.

Februar 1750

Der König erhält für Ostfrießland das Privilegium de non appellando vom Kaiser d. d. Wien d. 15. Febr. 1750.

März.

A.

4. März 1750

Der König aus Potsdam in Berlin mit dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig, speist bei der Königin Mutter.

5. März 1750

Nach Potsdam mit dem Prinzen Ferdinand von Braunschweig.

22. März 1750

Der Minister Graf v. Gotter nach Potsdam zum König.

24. März 1750

Der König aus Potsdam in Berlin. Erste Privat-Audienz dem neuen französischen Gesandten Marquis v. Tyrconel, welcher den etc. de Valori ablöst.

25. März 1750

Nach Potsdam.

28. März 1750

Marq. d'Argens in Potsdam.

29. März 1750

Der König aus Potsdam in Berlin, zur Nachfeier des Geburtsfestes der Königin Mutter. Oper Phaeton etc.

?? März 1750

An Darget:

"Ich schicke Ihnen meine Epistel durch und durch verbessert wieder. Das harcela habe ich beibehalten, um doch zu sehen, was Voltaire dazu sagen wird, man muß ihm das Vergnügen gönnen, daß er irgend etwas tadeln kann. Nun sein Sie so gütig den Aufsatz abschreiben zu lassen und ihn mir wo möglich morgen wieder zuzustellen. Wehe! mein armer Darget, dem Sekretär eines von Gott verfluchten und verdammten Poeten, der immer Verse macht."

B.

31. März 1750

Als an diesem Tage der König zum ersten Mal über die ohnweit dem (damaligen) neuen Packhofe (jetzigen Gebäude der<202> Sanitätsgeschirr-Niederlage) an dem großen Paradeplatz neuerbauten Brücke fuhr, welche von da gerade nach Monbijoux führt, erhielt diese Brücke den Namen: Friedrichsbrücke. Es ist die jetzige Herkulesbrücke. Die größere Brücke, welche der Neuen Friedrichsstraße gegenüber liegt, hieß Pommeranzenbrücke. (S. Nikolai Beschreibung von Berlin, Th. I. S. 40). Jetzt hat sie den Namen: Friedrichsbrücke.

April.

A.

1. April 1750

Der König von Berlin nach Potsdam.

4. April 1750

Der neue französische Gesandte Marq. Tyrconel mit dem abgehenden Gesandten de Valori nach Potsdam zum König. (Bleiben daselbst bis den 8.).

15. April 1750

Der König aus Potsdam in Berlin.

16. April 1750

Nach Potsdam.

22. April 1750

Nach Berlin, ertheilt dem etc. de Valori die Abschiedsaudienz.

23. April 1750

Nach Potsdam.

25. April 1750

Schreibt an Voltaire:

- etc. "Endlich ist doch der d'Arnaud 1) hier, der sich so lange erwarten ließ. Er hat nur Ihren Brief, die allerliebsten Verse zugestellt, vor denen die meinigen immer erröthen müssen etc. Sie verlangen mein Gedicht; aber das läßt sich nicht zeigen. d'Arnaud wird Ihnen schreiben, was es enthält. Also mein lieber Voltaire müssen Sie, wenn Sie meine Albernheiten sehen wollen, hieher kommen etc. Freilich wird das Gedicht Sie nicht für die Beschwerlichkeiten der Reise entschädigen, aber vielleicht ist der Dichter, der Sie liebt, der Mühe werth. Sie sollen hier einen Philosophen sehen, der keine andere Leidenschaft hat, als das Studiren, und der um der Schwierigkeiten willen, die er bei seiner Arbeit antrifft, das Verdienst derer zu schätzen weiß, die so ausgezeichnet glücklich sind als Sie."

<203>

B.

12. April 1750

Der Ritter Taylor, welche sich für einen großen Okulisten ausgab, beim König in Potsdam. Er kam nachher nach Berlin, mußte es aber auf Befehl des Königs schon den 20. verlassen, weil verunglückte Augenoperationen seine Ungeschicklichkeit erwiesen hatten.

17. April 1750

Erschien das neue Judenreglement.

Um diese Zeit kam d'Arnaud in Potsdam an.

Mai.

A.

Mai 1750

Der König in Potsdam.

14. Mai 1750

Hält Revue bei Potsdam.

17. Mai 1750

Nach Berlin, hält Revue.

23. Mai 1750

Nach Potsdam.

31. Mai 1750

Nach Berlin, speist bei der Königin Mutter.

B.

9. Mai 1750

Reglement für Studirende. Das Tragen der Degen wird ihnen - mit Ausnahme der adlichen Studenten - verboten. Die den Studenten auferlegten Strafen sollen von den Adlichen und Vornehmen mit Gelde abgekauft werden können, an Geringeren aber mit dem Carcer bestraft werden, damit nicht deren Väter für ihre Vergehen büßen müssen.

17. Mai 1750

Der Marq. de Valori geht nach Frankreich.

Juni.

A.

2. Juni 1750

Der König reist von Berlin zur Revue nach Stargard. In seinem Gefolge befinden sich die Prinzen Heinrich und Ferdinand, ferner Prinz Ferdinand von Braunschweig. In Stargard tritt der König bei dem Fürsten Moritz von Dessau ab, den er bei der Abreise mit einem Ring und seinem Portrait beschenkt.

<204>

3. Juni 1750 und 4. Juni 1750

In Cöslin.

4. Juni 1750 und 5. Juni 1750

In Wutzkow.

6. Juni 1750

In Danzig.

6. Juni 1750

Ankunft in Königsberg.

7. Juni 1750

Revue bei Wehlau.

19. Juni 1750

20. Juni 1750

Wieder in Stargard.

20. Juni 1750

In Freienwalde und Berlin.

21. Juni 1750

Nach Potsdam.

29. Juni 1750

Der Baron v. Knobelsdorf zum König nach Potsdam.

Juli.

A.

Juli 1750

Der König in Potsdam (Sanssouci).

7. Juli 1750

Die Erbprinzessin Caroline 2) von Hessen-Darmstadt beim König in Sanssouci.

10. Juli 1750

Voltaire kommt in Potsdam an.

11. Juli 1750

General v. Canitz beim König in Potsdam.

16. Juli 1750

Der König aus Potsdam (mit Maupertuis) in Berlin, giebt dem Engl. Gesandten Hambury Willams Audienz - speist bei der Königin Mutter in Monbijoux.

17. Juli 1750

Nach Potsdam.

25. Juli 1750

Fürst Lobkowitz beim König in Potsdam.

27. Juli 1750

Der König aus Potsdam in Berlin, giebt dem Aga Mustapha, Gesandten des Chans der tatarischen Krim, und dessen Bruders des Sultan von Budziac, Audienz.

28. Juli 1750

Nach Potsdam.

In diesem Monat hatte der König die Unterredung mit dem Candidaten der Theologie J. C. Linsenbarth aus Thüringen. (S. Rodenbecks Beiträge 1. 462).

B.

14. Juli 1750

Es erscheint das neue Münzedikt.

15. Juli 1750

Erneuertes Militär-Consistorial, Reglement und Kirchenordnung dos Feldministerii samt Beilagen der bei dem Gottesdienst, der Taufe etc. zu gebrauchenden Gebete etc.

<205>

August.

A.

August 1750

Der König in Potsdam.

4. August 1750

Neues Manövre bei Potsdam.

8. August 1750

Der Markgraf und die Markgräfin von Baireuth kommen in Potsdam an - große Tafel, Concert.

9. August 1750

Concert, und Intermezzo.

10. August 1750

In Sanssouci Bal en domino. Das Schloß ist illummirt.

11. August 1750

Der König und die Baireuthschen Herrschaften, Voltaire etc. nach Berlin.

12. August 1750

oder den 13. ernennt der König Voltairen zum Kammerherrn, giebt ihm den Orden pour les mérites und 2000 Liv. Gehalt. (Oeuv. compl. de Voltaire. Ed. Basle. Tom. 83. p. 13).

13. August 1750

Der König besieht den bei Lichtenberg abzusteckenden Lagerplatz - schenkt dem Markgrafen von Baireuth 14 prächtige Pferde.

14. August 1750

Der König, beide Königinnen, die Baireuthschen Herrschaften, der Erbprinz und die Erbprinzessin von Hessen-Darmstadt, und die vor kurzem angekommenen Markgraf und Markgräfin von Schwedt, Erbprinz Adolf Friedrich von Mecklenburg-Strelitz-Mirow, Fürst Moritz von Dessau und sämtliche Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, nebst vielen andern hohen Personen, darunter auch Voltaire, gehen nach Charlottenburg.

15. August 1750

In Charlottenburg in der Orangerie Intermezzo: Don Tabarano.

16. August 1750

Concert.

17. August 1750

Französische Comödie: le mauvais Riche. (v. d'Arnaud).

18. August 1750

Feuerwerk.

19. August 1750

Intermezzo: il Conte imaginario, Illumination, Ball etc.

20. August 1750

Groß Concert. Der König geht Nachmittags nach Potsdam, Ankunft der regierenden Herzogin von Mecklenburg-Strelitz.

21. August 1750

Der König von Potsdam in Charlottenburg. Intermezzo.

<206>

22. August 1750

Große Tafel, nach derselben gehen der Hof und sämtliche Herrschaften nach Berlin, wo die Oper Phaeton gegeben wird.

23. August 1750

Ruhetag.

24. August 1750

Früh großes Manövre bei Britz, Abends Oper Phaeton.

25. August 1750

Abends bei einer Beleuchtung von mehr als 30000 Lampen, Fackeln etc. großes über alle maßen prachtvolles Carussel im Lustgarten zu Berlin, ein seit Jahrhunderten daselbst nicht gesehenes Schauspiel. Die Prinzessin Amalie theilte die Preise aus. Nachher große Tafel, Abends Ball en masque.

(Eine ausführliche Beschreibung aller um diese Zeit stattgehabten Feste findet man in dem Journal historique etc., welches in der Spenerschen Buchhandlung erschien, und eine Beschreibung des Karussels steht in der Lebensbeschreibung des Generals v. Ziethen. Berl. 1800. S. 179-194).

26. Juli 1750

Oper Iphigenia.

27. August 1750

Großes Fest in Monbijoux bei der Königin Mutter. Wiederholung des Carussels (am Tage).

28. August 1750

Oper Iphigenia, und bei dem Prinzen von Preußen Tafel und Ball.

29. August 1750

Große Tafel in Monbijoux bei der Königin Mutter.

30. August 1750

Oper Iphigenia.

September.

A.

1. September 1750

Der König von Berlin über Küstrin, wo er auf dem Weinberg, in des Oberförsters Bock Hause, sein Quartier nimmt, nach Schlesien. Im Gefolge des Königs befanden sich seine Brüder, die Prinzen Heinrich und Ferdinand, Prinz Ferdinand v. Braunschweig und der Prinz Friedrich Eugen v. Würtemberg etc.

3. September 1750

Früh um 5 Uhr von Küstrin nach Glogau.

4. September 1750 und 5. September 1750

In Glogau.

6. September 1750

In Hundsfeld bei Breslau bis den 10.

<207>

7. September 1750 bis 8. September 1750

In der Nacht brannte das Haus ab, in welchem der König in Hundsfeld wohnte.

10. September 1750

In Breslau. Er besieht das von den Erben des Geheimen Raths von Spötgen für sich erkaufte Haus, und giebt Befehl zum Neubau. Der Oberst-Lieutenant v. Krollmann vom Mütschefallschen Garnison-Regiment aus Crossen erhält den Orden pour les mérites.

11. September 1750

Nachmittag um 3 Uhr ab von Breslau, und über Ohlau nach Brieg.

12. September 1750

In Brieg Revue, dann nach Neisse, Mittags Ankunft daselbst.

15. September 1750

Von Neisse nach Glatz.

16. September 1750

Von Glatz nach Schweidnitz.

18. September 1750

Von Schweidnitz nach Liegnitz.

21. September 1750

Früh um 9 Uhr Ankunft in Berlin. Er besucht die Königin Mutter und die Markgräfin von Baireuth.

22. September 1750

Von Berlin nach Potsdam, mit Voltaire, v. Keith, v. Rothenburg etc.

27. September 1750

Aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter.

28. September 1750

Wird bei Hofe, in den Zimmern der Prinzessin Amalie, Voltaire's Rom sauvée aufgeführt, wobei Voltaire selbst mitspielt und den Cicero macht. (Oeuv. compl. d. Volt. Basle. T. 83. p. 4. Lettr. d. Mdm. Denis a 12. Septb.).

29. September 1750

Der König nach Potsdam.

B.

1. September 1750

Der König ertheilt dem Ritter de la Touche ein Octroi zur Errichtung einer asiatischen Handelscompagnie.

Desgleichen dem etc. Heinrich Thomas Stuart zur Errichtung einer Compagnie in Emden, zum Handel nach Canton etc.

6. September 1750

Wird in Berlin die neue Domkirche eingeweihet.

Das Lutherische Ober-Consistorium gestiftet.

Oktober.

A.

4. Oktober 1750

Der König aus Potsdam in Berlin.

6. Oktober 1750

Nach Potsdam.

<208>

17. Oktober 1750

Nach Berlin, giebt den fremden Ministern Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speist bei der Königin Mutter, Abends Concert.

18. Oktober 1750

Nach Potsdam.

28. Oktober 1750

In Berlin mit Voltaire, ertheilt dem Dänischen Minister Audienz.

29. Oktober 1750

Nach Potsdam.

30. Oktober 1750

Voltaire nach Potsdam.

B.

2. Oktober 1750

Werden in Potsdam neue vom König angeordnete Kavallerie-Manövres ausgeführt, wozu aus Berlin das Regiment Gensd'armes, desgl. viele Prinzen und Generale nach Potsdam kommen.

15. Oktober 1750

Ward in Potsdam auf dem Schloß-Theater Voltaire's Trauerspiel la mort de Caesar (Rome sauvée) von den Königl. Prinzen und Prinzessinnen und Voltaire aufgeführt. (Oeuvres compl. de Voltaire. Ed. Basle T. 83. p. 51. 59).

Der König schenkt der Baronesse (Oberstin) von Kannewurf eine prächtige Tabatiere.

November.

A.

10. November 1750

Der König aus Potsdam in Berlin, ertheilt fremden Gesandten Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speis't bei der Königin Mutter.

11. November 1750

Nach Potsdam.

23. November 1750

Aus Potsdam in Berlin, ertheilt fremden Gesandten Audienz, besucht die Markgräfin von Baireuth, speist bei der Königin Mutter.

24. November 1750

Nach Potsdam, vorher Besuch bei der Markgrafin von Baireuth.

26. November 1750

Die Markgräfin von Baireuth nach Potsdam zum König.

<209>

28. November 1750

Der berühmte Hofrath und Professor Dr. Hillmer zum König nach Potsdam.

29. November 1750

Voltaire, v. Knobelsdorf, v. Grumckow, v. Pöllnitz, v. Fouqué nach Potsdam.

B.

9. November 1750

Laut Kayserl. Dekret vom 9. Novbr. erhält der König das Privilegium illimit. de non appellando, wegen Magdeburg, Minden und Halberstadt.

10. November 1750

In Potsdam auf dem Schloßtheater Voltaire's Trauerspiel Rome sauvée.

14. November 1750

Ebendaselbst Intermezzo il filosofo convinto in amore.

30. November 1750

Stirbt Moritz, Graf von Sachsen (Marschall von Frankreich) auf seinem Schlosse Chambord in Frankreich. (S. oben S. 63. u. 173).

Der König beschenkt die Soldatenwittwen und Waisen, wie er dies in der Folge alle Jahre um diese Zeit thut.

Dezember.

A.

16. Dezember 1750

Der König aus Potsdam in Berlin, speist bei der Königin Mutter mit seiner Gemalin, Abends auf dem Schloßtheater französisches Schauspiel le Misantrope.

In diesem Jahre hatte der König die Unterredung mit dem Ungerschen Studenten Hedhesi (Rödenbeck's Beiträge I. 458).

Es erschienen vom König im Druck: Mémoires pour servir a l'histoire de Brandebourg, und Oeuv. du Philosoph du Sansouci.

B.

11. Dezember 1750

Der König läßt Geld unter die Frauen und Kinder der Gardesoldaten austheilen.

22. Dezember 1750

Vermählung der einzigen hinterlassenen Tochter des etc. Suhm<210> s. oben S. 34) mit dem Obersten und Flügeladjudanten von Keith, eines Vetters des Feldmarschalls v. Keith.

General v. Fouqué zum Karneval in Berlin.

In diesem Jahre entließ der König das ganze schlesische Oberamtscollegium, auf Grund des Berichts, welchen der von dem Justizminister v. Cocceji zur Untersuchung der drei schlesischen Oberamtsregierungen ernannte Commissarius v. Fürst erstattet hatte. (Biographie Schuckmans).

16. Dezember 1750

Anfang des Karnevals. - Ordnung:
Sonntag Cour bei der regierenden Königin.
Montag Oper.
Dienstag Redoute.
Mittwoch französische Komödie.
Donnerstag Cour bei der Königin Mutter.
Freitag Oper.
Sonnabend Ruhe.

Die beiden Opern waren 1) Phaeton und 2) Mithridates. Die französischen Schauspiele, les Visionnaires, l'Ecole des femmes. Der Sänger Salembeni hatte Berlin verlassen, an seine Stelle war Carnstini getreten.

Anmerkungen zum Jahre 1750.

Arnaud (François Thomas Marie de Baculard) war Sächsischer Legationsrath, als er dem König durch einige artige Gedichte bekannt wurde, er nahm ihn unter seine literarischen Gesellschafter auf und war ihm sehr gewogen. Voltaire, darüber neidisch, suchte ihn überall zu necken etc. Dies konnte d'Arnaud bei seinem weichen Herzen nicht lange ertragen, er bat daher schon im Novbr. um seinen Abschied, den ihm der König nur höchst ungern gab 210-+,<211> und ging nun nach Paris, wo er sich durch feine angenehmen Erzählungen und seine Dramen: Comte de Comminges, Euphemie, Fayel Merinval, sehr vortheilhaft bekannt gemacht hat. Im Jahre 1752 hielt er sich wieder in Dresden auf. Er war geboren zu Paris den 14. Septbr. 1718 und starb den 8. Novbr. 1805.

Henriette Christine Caroline, Prinzessin von Zweibrücken-Birkenfeld, geboren den 9. März 1721, vermählt den 12. August 1741 mit dem damaligen Erbprinzen, nachherigen Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen, Darmstadt, gestorben den 30. März 1774. (Sie hinterließ 5 Töchter und 3 Söhne, davon der ältere Ludwig X. Vater des jetzt regierenden Großherzogs von Hessen und bei Rhein Ludwig (II.) und Großvater des Prinzen Karl von Hessen und bei Rhein, seit 1836 Gemahl der Prinzessin Elisabeth von Preußen, geworden ist. Die zweite Tochter ward die Gemahlin des Königs Friedrich Wilhelms II). Friedrich der Große schätzte diese sehr gebildete und geistreiche Fürstin sehr hoch, und behandelte sie, wenn sie nach Berlin oder Potsdam kam, was mehrere Male geschah, mit größter Auszeichnung. Kurz vor ihrem Tode befahl sie, daß ihr Leichnam ohne alle Pracht in dem auf englische Art angelegten Garten begraben, und nur eine einfache Urne mit ihrem Namen bezeichnet auf<212> ihr Grab gesetzt werden sollte. Friedrich, dem dieser ihr Wunsch vielleicht schon von früher her bekannt war, hatte nicht sobald ihren Tod erfahren, als er die Verfertigung dieser Urne befahl. Sie trägt folgende Inschrift: Hic jacet Henr. Christina Carol. Lov. Hass. Princ. Femina Sexu. Ingenio vir. N. VII. Id. Mart. a MDCCXXI. D. O. III. Kal. Apr. a MDCCLXXIV. S. E. T. L. Er übersandte sie mit folgendem Schreiben an den Landgräflich-Hessischen Obersten, Baron von Riedesel.
     

Mr. le Colonel Baron de Riedesel!

Le sujet de la presente rappelle à Ma memoire un evenement bien triste. C'est la perte, que nous avons faite, il y a quelques année, de Madame la Landgrave de Hesse-Darmstadt, cette Princesse accomplie, qui faisoit l'ornement et l'admiration de notre Siècle. Vous savés que j'ai toujours fait un cas infini de son merite, et que sa mort prématurée M'a bien vivement affecté. Mais Vous n'ignores pas non plus, qu'a la premiere nouvelle de son decés J'ai dabord pris la resolution d'orner son monument d'une urne, consacrée à apprendre aux siècles futurs Mes sentiments de veneration pour ses talents et vertus distinguées. Elle est achevée, a l'heurs qu'!l est, cette urne. Je Vous la ferai tenir par le Voiturier Charles d'ici, et Je ne saurais la mieux adresser, qu'à Vous Mon cher Colonel qui êtes parfaitement instruit, comment l'illustre Defunte a desiré qu'elle fût poses pour son monument. Quelque triste que soit le devoir, au quelle Je Vous appelle. Vous m'obligerés cependant, en Vous en acquittant d'une manière conforme a ses intentions; et Je saisirai à Mon tour toutes les occasions, qui se presenteront pour Vous tenir compte des soins que Vous donnerés à cette commission. Sur ce Je pris Dieu, qu'il Vous ait Mr. le Colonel Baron de Riedesel en sa sainte et digne garde.

Potsdam ce 12. d'Avril 1775.

Federic.

<213>

Die Abbildung der Urne und der vorstehende Brief nach dem Original sind mitgetheilt in v. Mosers Patriotischem Archiv für Deutschland Bd. 1. S. 221.


210-+ Den 24. Febr. 1752 schrieb der König an Voltaire: "Mit einem Wort, d'Arnaud, der mir nichts gethan hatte, ist um Ihretwillen von mir gereist." Hiernach ist es unwahr, wenn Voltaire sagt, der König habe dem d'Arnaud in sehr harten Ausdrücken befohlen in vier und zwanzig Stunden abzureisen, und habe dabei vergessen ihm die Reisekosten zu bezahlen (s. Lettres de Voltaire Voltaire. à Mde. Denis v. 24. Novbr. 1750) und in einem Briefe vom 6. Dezbr. 1752 hat Voltaire sogar die Nichtswürdigkeit, dem Buchhändler Walther in Dresden zu schreiben: "In diesem Augenblick beim Abgang der Post erfahre ich, daß ein gewisser d'Arnaud in Dresden ist. Se. Majestät der König von Preußen hatte sich genöthigt gesehen ihn aus seinen Staaten zu verweisen (de le chasse de ses états) und er verdiente noch eine strengere Züchtigung. Man erfährt, daß er Briefe vom König in Prosa und Versen geschmiedet hat, welche er unverschämter Weise verkauft. Wenn Sie, mein lieber Walter, sich diese Papiere verschaffen und an unsern Hof senden könnten, würden Sie einen sehr großen Dienst leisten. Schließlich ist es gut, daß Sie diesen Bösewicht kennen, und daß Sie ihn auch Andere kennen lehren."