Januar 1741.

A.

1. Januar 1741

Der König langt in der Vorstadt Breslau's an und nimmt seine Wohnung im Scultetischen (jetzt Panoskaschen) Garten.

2. Januar 1741

Unter persönlicher Anführung des Königs besetzen die Preußen den Dom, eine, zur Stadt Breslau gehörige, Insel.

3. Januar 1741

In Breslau. Der König bezog, das damalige Gräflich Schlegelbergsche Haus (das jetzige Gouvernementshaus) in der Albrechtstraße, er hatte in der Stadt nur 30 Mann Garde bei sich.

Der solenne Einzug begann Morgens gegen 10 Uhr, ihn eröffneten die Königl. Hoffouriere, denen 60 Maulthiere mit blausammtnen, mit goldenen und silbernen Gallonen besetzten und mit dem reich gestickten preußischen Wappen verzierten, Decken belegt, folgten, daraufkamen die Bagagewagen, dann wieder viel Maulthiere, welche das Silbergeschirr des Königs trugen, dann die Handpferde. Hernach 30 Gensd'armes von der Garde mit einem Trompeter, alle prachtvoll gekleidet, unmittelbar darauf folgte der Wagen des Königs mit gelbem Sammt ausgeschlagen. Er war leer und man sah darin nur einen blausammtenen, mit Hermelin besetzten, Mantel. Auf den Königl. Wagen folgte der Graf Henkel grand maître de la maison du Roi, und diesem die Prinzen, Markgrafen und eine Menge Generale etc. Der König selbst, welcher der großen Kälte ungeachtet vom frühen Morgen an zu Pferde mit einigen Generalen die Umgebung der Stadt besichtigt hatte, kam um 12 Uhr am Schweidnitzer Thor an, wo er von den Behörden der Stadt empfangen wurde. Der Stadtmajor von Wutgenau, in östreich. Diensten, marschirte mit gezogenem Degen vor dem Könige her und führte ihn so in die Stadt.

Der König ritt einen Schimmel und hatte vier Lau<40>fer in rother, stark mit silbernen Tressen besetzten, Livrée vor sich. Er selbst trug unter einem schlechten blauen Mantel ein blau sammtnes, mit Silber besetztes, Kleid. Den König begleiten die Generale von Schwerin, von Posadofski, von Bork etc. und eine Menge anderer Offiziere, Pagen etc. Er unterließ nichts, was seine Güte und Herablassung zeigen konnte. Seine Aufmerksamkeit war außerordentlich, seine Augen schweiften überall herum, zu danken oder mit stetem Abnehmen des Hutes, bei allen Balkons und Fenstern, wo er Personen von Stande wahr zu nehmen glaubte, zu grüßen.

4. Januar 1741

Der König reitet mit seiner Suite und den 4 Laufern vor sich, vor das Nikolaithor und kehrt Mittags 12 Uhr wieder zurück. Als ihm bei der Mittagstafel gemeldet wird, daß die preußischen Truppen den Durchmarsch durch die Stadt anders als verabredet und nicht kompagnieweise bewerkstelligen wollen, verläßt er sogleich die Tafel, begiebt sich an das Thor und trifft die Änderung, daß die Truppen außerhalb der Stadt über die Oder gehen.

5. Januar 1741

Der König giebt einen großen Ball (es geschah unter dem Namen des Generals von Posadofsky) im Lokatellischen Hause und eröffnet ihn mit der Eigenthümerin des Hauses, welches er bewohnte, der Gräfin Schlegelberg, hernach tanzte er auch mit der Gräfin Nostitz und der Baronesse Skronsky.

4. Januar 1741 und 5. Januar 1741

Speisten bei dem König unter andern auch mehrere Geistliche, als die Prälaten zu St. Matthias, verschiedene Kanonici vom Dom und auch der Inspektor Burg.

6. Januar 1741

Ab von Breslau, über Cattern nach Rothsirben. Hauptquartier.

7. Januar 1741

Vor Marchwitz bei Ohlau.

9. Januar 1741

Vorstadt von Ohlau auf dem Gute des Herrn von Frankenberg vor dem Brieger Thore, wo er frühstückt.

10. Januar 1741

In Ohlau.

10. Januar 1741 und 11. Januar 1741

In Klein-Ölse.

<41>

11. Januar 1741

Grottkau.

12. Januar 1741 bis 14. Januar 1741

Bei Ottmochau.

14. Januar 1741

Bilau.

15. Januar 1741

Besichtigt Neisse.

16. Januar 1741

Bei dem Marschall Schwerin und nach Ottmochau zurück, von da noch einmal zur Besichtigung der Festung Neisse.

25. Januar 1741

Von Ottmochau nach Schweidnitz.

26. Januar 1741

Nach Liegnitz.

29. Januar 1741

Rückkunft in Berlin.

B.

2. Januar 1741

Abschluß eines Neutralitätsvertrags mit der Stadt Breslau.

3. Januar 1741

Der König befiehlt dem Grafen Schafgotsch, Präsidenten des Breslauer Oberamts (wegen des, von ihm unterzeichneten, Patents vom 18. Dezbr. 1740, betreffend den Einmarsch der Preußen in Schlesien), Breslau zu verlassen.

5. Januar 1741

Die Baireuthschen Herrschaften verlassen Berlin und kehren nach Baireuth zurück.

9. Januar 1741

Ohlau wird von den Preußen genommen.

10. Januar 1741

Der Landesälteste von Logau wird in Ohlau arretirt.

11. Januar 1741

Namslau wird von dem preuß. Gen. Jetze genommen.

12. Januar 1741

Ottmochau wird von dem General Schwerin genommen.

13. Januar 1741

Ließ der König unter die, bei dieser Expedition dabei gewesenen, Truppen Geld austheilen.

14. Januar 1741

Kabinetsordre, darin den Städten Berlin, Potsdam und Brandenburg die Enrollements-Freiheit ertheilt wird.

Der Kardinal von Sinzendorf, Fürst-Bischof von Breslau, macht während der Belagerung von Neisse dem Könige seine Aufwartung.

Der Artillerie-Kapitain von Holzendorf erhält den Orden pour les mérites.

Es erscheint die, auf Befehl des Königs, von dem Kanzler von Ludwig verfertigte Schrift: Rechtsgegründetes Eigenthum des Königl. Chur-Hauses Preußen und<42> Brandenburg auf die schlesischen Fürstenthümer Jägerndorf etc.

Desgleichen eine andre (nicht authentische?): Abregé des Droits se Sa M. le Roi de Prusse sur plusieurs principautés etc. en Silesie, welche auf des Königs Befehl unter die fremden Minister ausgetheilt wurde.

Februar.

A.

Februar 1741

In Berlin.

7. Februar 1741 bis 9. Februar 1741

In Ruppin.

9. Februar 1741 bis 14. Februar 1741

In Berlin.

14. Februar 1741 bis 16. Februar 1741

In Potsdam.

16. Februar 1741 bis 19. Februar 1741

In Berlin.

19. Februar 1741

Von Berlin nach Frankfurt an d. O. und um 7 Uhr Abends in Crossen. In der Begleitung des Königs befanden sich unter Andern Prinz Ferdinand von Braunschweig (vierter Sohn des Herzogs Ferdinand Albrechts) und Algarotti etc.

21. Februar 1741

In Rauschnitz bei Glogau.

22. Februar 1741

In Schweidnitz, wohnt im Gräflich Hohbergschen Hause. Aus Schweidnitz schreibt der König an Jordan:

24. Februar 1741

"Ich liebe den Krieg um des Ruhmes willen, aber wäre ich kein Fürst, so würde ich nur Philosoph sein!" - Dann ladet er ihn ein, mit Maupertuis zu ihm zu kommen. Von Schweidnitz aus bereisete der König die verschiedenen Postirungen.

25. Februar 1741

In Reichenbach.

?? Februar 1741

In Frankenberg, Dorf am linken Neisseufer.

27. Februar 1741

In Wartha. In diesen Tagen war es, wo der König in Gefahr war, von den Östreichern gefangen zu werden, wie er selbst in der "Geschichte meiner Zeit" im 3. Kapitel und in einem Brief an Jordan vom 3. März<43> (s. weiter unten) erzählt. Daß er aber aus dieser Gefahr durch den Abt Stusche im Kloster Camenz mittels Verkleidung gerettet worden, wie die Zeitung für die elegante Welt, Jahrg. 1822, No. 221 erzählt, ist nicht gegründet. (Siehe unter: "Berichtigungen").

B.

7. Februar 1741

Rescript, daß keine übel ausgebreitete Deduction, wegen Königl. Gerechtsame, mehr gedruckt werden sollen.

12. Februar 1741

Patent wegen Besitznahme von Schlesien.

23. Februar 1741

Der Graf Schafgotsch erhält Befehl: ganz Schlesien zu verlassen. Der Oberst J. G. von Lestwitz schrieb ihm dabei auf Befehl des Königs:

"Se. Königl. Majestät in Preußen haben eine allergnädigste Ordre ertheilt, Ew. Excellenz zu melden, wie Höchstdieselben gegen Ew. Excellenz Person und sämmtliche Familie nichts Ungnädiges hegten, auch nicht zugeben würden, daß denselben zugehörigen Herrschaften etc. etwas Widriges geschehen solle. Da aber Ew. Excellenz noch wirklich in Eid und Pflicht von Ihro Majestät der Königin von Ungarn und Böhmen ständen; so erlaubten die jetzigen Conjuncturen nicht anders, als Ew. Excellenz andeuten zu lassen, sich zu retiriren. Se. Königl. Majestät versicherten dagegen, bei veränderten Umständen Ew. Excellenz Dero Gnade und Huld. Ich aber nehme mir die Freiheit, Ew. Excellenz zu Gnaden mich zu recommandiren, und beharre mit aller ersinnlichen Submission" etc.

Es werden gegen 60 evangelische Prediger nach Schlesien berufen und in den Städten und Dörfern angestellt. Die, vom König den Nichtkatholiken gegebene, Zusicherung der freien Religionsübung hatte unter ihnen allgemeine Freude verursacht. Die ersten Texte, worüber nun in ihren Kirchen gepredigt wurde, waren aus dem 5. Buch Moses, Kap. 20, Vers 10-12: "Wenn du vor eine Stadt ziehst, sie zu bestreiten, so sollt du ihr Friede bieten" etc. und 1. Buch der Makabäer, K. 20,<44> V. 33, 34: "das Land, das wir wieder erobert haben, ist unser väterliches Erbe" etc.

Der Oberst, Graf von Rothenburg, kommt aus Paris in Berlin an, um in preußische Dienste zu treten.

März.

A.

März 1741

Der König bleibt beinahe den ganzen Monat in Schweidnitz, bereiset jedoch öfter die verschiedenen Postirungen und kehrt dann wieder nach Schweidnitz zurück.

3. März 1741

In einem Dorfe, dessen Namen der König, wie er an Jordan schreibt, nicht angeben kann. Er erwähnt in diesem Schreiben des, unter den 27. Febr. erzählten. Vorfalls, mit folgenden Worten: "Ich bin so eben mit einem blauen Auge, einem großen Schwarm Husaren entwischt, die uns beinahe umringt und gefangen genommen hätten. Ohne Ruhm zu melden, mein bischen Geschicklichkeit hat mich herausgeholfen. Von meinen Leuten habe ich auch nicht einen halben verloren, aber einer Schwadron von Schulenburg hat das Glück nicht wohl gewollt. Sie wurde von 400 Husaren angefallen und mußte 10 Mann auf dem Platze lassen. In der That, wenn die Menschen klug wären; so bekümmerten sie sich weniger um das Phantom des Rufs, das ihnen viel Sorgen und die Zeit, die ihnen der Himmel zum Genuß gegeben hat, zur Beschwerde macht etc. Meine Jugend das Feuer der Leidenschaft, Begierde nach Ruhm, selbst (um Dir nichts zu verhehlen) die Neugierde und endlich ein geheimer Instinkt haben mich der angenehmen Ruhe, deren ich genoß, entrissen, und das Vergnügen, meinen Namen in den Zeitungen und künftig auch in der Geschichte zu sehen, hat mich verführt" etc.

6. März 1741

In Ohlau.

9. März 1741

In Schweidnitz.

10. März 1741

Der König läßt die Besatzung von Schweidnitz die Eroberung von Glogau feiern, wobei er in Person kommandirt.

<45>

11. März 1741

In Ottmochau.

12. März 1741

In Schweidnitz wohnt er in der evangelischen Kirche wegen Eroberung der Festung Glogau's der abgehaltenen Dankpredigt und dem Te Deum bei.

14. März 1741

In Ottmochau.

15. März 1741

In Schweidnitz - schreibt an Jordan:

"Ich bin hier in einer vortheilhaften Lage und es geht mit uns ganz vortrefflich, aber dessen ungeachtet geht auch die Philosophie ihren Gang fort, und ich versichere dich, wenn ich den verwünschten Hang nach Ehre nicht hätte, so würde ich nur an Ruhe denken" etc.

25. März 1741

In Nimptsch.

27. März 1741

In Schweidnitz.

B.

9. März 1741

Glogau wird durch den Erbprinzen von Dessau, Leopold Maximilian mit Sturm genommen, der östreich. General Wallis mit 800 Mann gerathen in Gefangenschaft.

11. März 1741

Glogau huldigt dem König.

13. März 1741

Wird Joseph II. geboren.

24. März 1741

Kommt der, in Glogau zum Gefangenen gemachte, östreichische General Wallis in Berlin an.

Um diese Zeit wurde ein Komplott entdeckt, welches nichts Geringeres als die Aufhebung des Königs oder seine Ermordung zum Zweck hatte. Der König ließ hierauf ein, in sehr starken Ausdrücken (wie man glaubt von ihm selbst) abgefaßtes, Memorial gegen den Wiener Hof, welcher sich wider alles Völkerrecht erlaube, Banditen gegen ihn auszusenden, durch seinen Minister von Dankelmann in Mainz bekannt machen, wogegen jedoch der Wiener Hof nicht säumte, darauf zu antworten und die Beschuldigung und allen Verdacht von sich abzulehnen. (S. Memoires pour servir a l'histoire de Fredéric le Grand. Amsterdam 1760. Tom I. p. 141 und Rüdigers Zeitung No. 30.

Das Schreiben des Königs an den Minister von Dan<46>kelmann vom 11. März 1741 lautet (nach J. J. Moser's Europ. Volkerrecht in Kriegeszeiten, Thl. II. S. 277) wie folgt:

"Ohngeachtet der Mäßigung, welche ich bis jetzt gegen den Wienerischen Hof bezeiget, und ohngeachtet daß ich von Zeit zu Zeit alles Ersinnliche unternommen und die freundlichsten Vorstellungen gethan, zu einem Vergleich zu kommen, um den Streitigkeiten ein Ende zu machen, wenn er meinen unstreitigen Gerechtsamen Gerechtigkeit wiederfahren läßt; so fehlet doch sehr viel, daß ermeldeter Hof in Ansehung meiner sich so bezeigen sollte. Man vergißt daselbst vielmehr aller Pflichten, welche eine Puissance, auch sogar zur Zeit des Krieges, der andern schuldig ist, und geht mit so weniger Behutsamkeit und einer so unanständigen Weise, sowohl in Schriften, welche dieser Hof bekannt macht, als auch in den mündlichen Unterredungen mit seinen Ministern mit mir um, daß kein Exempel vorhanden, wo man den Zorn und Eifer so weit getrieben hätte. Da ich indessen des hochmüthigen Bezeigens des Wienerschen Hofes und der wenigen Behutsamkeit, welche derselbe gegen andere Puissancen auch zur Zeit des Friedens an den Tag legt, gewohnt bin; so habe ich diese, unter klugen Nationen, die auch bei den stärksten Irrungen eine gewisse Wohlanständigkeit beobachten, bisher unerhörte, Art und Weise verachtet. Allein man hat zu Wien geglaubt, wie man es dabei mit mir nicht bewenden lassen müsse, und hat, ohne auf die Kriegesgesetze Acht zu haben, welche auch unter den wildesten Völkern in Obacht genommen werden, zu den abscheulichsten Extremitäten sich verleiten lassen, Kundschafter, Spione und Banditen in's Lager zu senden, um alle meine Unternehmungen auszuforschen, mich zu verrathen, den feindlichen Partheien zu überliefern und sogar nach meiner Person zu trachten. Das, was noch die Abscheulichkeit am fürchterlichsten macht, ist das Bekenntniß eines Banditen, welcher war genöthigt worden, in Gegenwart des Herzogs von Lothringen in dem Hofkriegsrathe ausdrücklich dieser Sache halben einen Eid zu leisten, so ich aber kaum glauben kann. Ich gestehe, daß mir dasselbe aus Liebe zum Herzog von Lothringen nahe geht; weil ich niemals würde geglaubt haben, daß dergleichen Unanständigkeiten, welche dem Wienerischen Hof in der ganzen Welt Schande und Schaden zu<47>ziehen müssen, zu verstatten fähig gewesen wäre. Ich sehe mich, wiewohl ungern, genöthigt, so wenig anständige Sachen vor den Namen des östreichischen Hauses und den Urhebern eines so verdammlichen Vorhabens bekannt zu machen. Allein da dieses zum Unglück mehr als zu wahr und bewiesen ist, so habe ich euch hiervon Nachricht geben wollen, damit ihr solches an dem Ort, wo ihr euch aufhaltet, bekannt machen könnt" etc.

De la Veaux in Vie de Fredéric II. Pars II. p. 332 theilt diesen Brief französisch mit.

April.

A.

1. April 1741

In Jägerndorf.

4. April 1741

Von Jägerndorf nach Neustadt.

5. April 1741

Steinau.

6. April 1741

Friedland.

7. April 1741

Michelau (nach Mouvillon's Geschichte des Herzogs Ferdinand von Braunschweig kam der König erst den 8ten nach Michelau). Hier in dieser Gegend bei Grottkau, welchen Ort der König wider Vermuthen von Östreichern besetzt fand, soll er in Gefahr gewesen sein, gefangen zu werden. (S. Lebensbeschreibung des Grafen Schmettau, S. 275).

8. April 1741

In Pogrell, schreibt an Jordan:

"Mein lieber Jordan, wir werden uns morgen schlagen. Du kennst das Schicksal der Waffen. Man hat vor dem Leben eines Königs nicht mehr Ehrfurcht als vor dem Leben eines Unterthans, und ich weiß also nicht, was aus mir werden wird. Ist meine Bestimmung zu Ende; so erinnere Dich an einen Freund, der Dich immer zärtlich liebt! Verlängert der Himmel mein Leben; so schreibe ich Dir morgen und Du erfährst, daß wir gesiegt haben. Lebe wohl, bester Freund! Ich liebe Dich bis in den Tod!"

10. April 1741

Ab von Pogrell - Pampitz. Schlacht bei Mollwitz. Nachdem der König in dem kritischten Augenblicke der Schlacht<48> den dringenden Vorstellungen seines alten erfahrnen Feld-Marschalls Schwerin, daß er sich bei der jetzigen Lage der Schlacht nach der, von dem preuß. Regiment La Motte besetzten, Stadt Oppeln begeben, daselbst über die Oder gehen und sich an die Spitze des Corps des Herzogs von Holstein, welches man in dieser Gegend vermuthete, setzen möchte, nachgegeben, kam er mit einem kleinen Gefolge, als es schon finster war, vor das Thor der Stadt, welches verschlossen war, und gerieth in die größte Gefahr, gefangen oder erschossen zu werden. Denn als man sich als Preußen zu erkennen gegeben und zu öffnen befahl, fand es sich, daß der Ort inzwischen von den Östreichern besetzt worden, die nun durch das Gitterthor auf den König und seine Begleiter schossen.

Diese kehrten nun um und ritten nach dem Flecken Löwen zurück. Nach den Annalen des Krieges, Thl. III. S. 85 und nach der neuen Bellona, Heft 40, S. 421 konnte der König diesen Ort nicht mehr erreichen, und kehrte in einer Mühle ein. Hier (nach Nikolai's Anekdoten, Heft II. 193, 194 in Löwen), wo er übernachtete, fand er den Herrn v. Bülow, welcher ihm die Nachricht brachte, daß die Schlacht gewonnen sei.

Die Östreicher unter Neiperg verloren 4800 Mann an Todten und Verwundeten, 1200 Gefangene, 9 Kanonen und 4 Fahnen. Der Verlust der Preußen an Todten und Verwundeten betrug 4517 Mann. Unter den Todten befanden sich der Prinz Friedrich, zweiter Sohn des Markgrafen Friedrich Albert von Brandenburg-Schwedt, ein Enkel des großen Churfürsten; ferner der General von Schulenburg, der Obrist von Bork, vom Grävenitzischen Regiment etc. Der Präsident Maupertuis, welcher die Schlacht mit angesehen, wurde von den Östreichern gefangen und nach Wien geführt.

11. April 1741

Der König in Ohlau.

20. April 1741

Im Lager bei Mollwitz und Brieg.

<49>

26. April 1741

Treffen bei dem König im Lager ein: der französische Marschall Belleisle und dessen Bruder; ferner: Marquis de Vallori, die Ritter Harcourt, Thiors, Court etc.

Um diese Zeit lud der König auch den schwedischen Gesandten von Rudenschöld ein zu ihm zu kommen.

B.

April 1741

Im Anfang dieses Monats überfielen die Östreicher die Stadt Grottkau und nahmen ein Kommando von 50 Mann Preußen und einige hundert Rekruten gefangen.

13. April 1741

Der Kardinal, Fürst Bischof von Breslau Sinzendorf, wird mit einer Bedeckung von 50 Mann Preußen von Ottmochau nach Breslau geführt. Er soll mit den Östreichern in Briefwechsel gestanden haben; den 19ten reisete er nach Wien.

27. April 1741

In Berlin findet das feierliche Leichenbegängniß des, in der Schlacht bei Mollwitz gebliebenen, Prinzen Friedrich von Brandenburg-Schwedt statt.

Der General-Major von Kleist erhält den schwarzen Adlerorden und wird zum General-Lieutenant ernannt.

Es erscheint die Schrift: Nähere Ausführung etc. des Eigenthums des Königl. Churhauses Preußen und Brandenburg auf die schlesischen Herzogtümer Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Nohlau etc. (von Cocceji verfaßt). Bald nachher: Beantwortung der (Östr.) sogenannten aktemnäßigen Gegeninformation etc. von Cocceji.

Mai.

A.

5. Mai 1741

Der König aus dem Lager bei Mollwitz nach Brieg, wo er die östreichische Garnison ausziehen sieht und wieder ins Lager zurückkehrt.

In diesem Lager blieb der König bis zum 28. Mai. Es fanden sich hier bei ihm noch ein, der engl. Mini<50>ster Lord Hindfort, der holländische Minister Baron von Ginkel und der dänische Gesandte v. Prätorius.

13. Mai 1741

Schreibt an Voltaire:

"Der Schmerz über den Verlust braver Leute (im Kriege) ist um so empfindlicher, da man ihren Schatten Erkenntlichkeit schuldig ist und sich ihrer niemals entledigen kann" etc.

28. Mai 1741

Der König geht in's Lager bei Grotkau (Michelau und Seiffersdorf). Aus diesem Lager schreibt der König mehrere launige Briefe in Prosa und Versen an Jordan, der zu dieser Zeit in Breslau war. Der Brief des Königs an ihn vom 5. Mai ist irrthümlich von Grotkau datirt, da dieses Lager erst viel später bezogen wurde (vergl. oben unter den 5. Mai.)

B.

4. Mai 1741

Der östreichische Vertheidiger von Brieg, Fürst Piccolomini übergiebt diesen Ort durch Kapitulation an den preuß. General-Lieutenant von Kalkstein. Die östreich. Besatzung erhielt freien Abzug nach Mähren.

12. Mai 1741

Kam Maupertuis aus seiner Gefangenschaft von Wien über Dresden nach Berlin zurück.

18. Mai 1741

Bündniß zwischen Frankreich, Spanien und Baiern gegen Maria Theresia.

25. Mai 1741

Stirbt der Feldmarschall Graf Adrian Bernhard von Bork, 73 Jahr alt.

30. Mai 1741

Stirbt in Rekahn der Generalfeldmarschall, Graf Hans Heinrich von Katt, Vater des unglücklichen Lieutenant von Katt.

30. Mai 1741

Die, bei Mollwitz und in Glogau und Brieg eroberten, Siegeszeichen (Standarten, Fahnen, Kanonen und Pauken) werden mit Feierlichkeit in Berlin und in das dasige Zeughaus gebracht. Der General-Lieutenant von Kalkstein erhält den schwarzen Adlerorden. Der Oberst von Wallrave wird zum General-Major ernannt.

<51>

In diesem Monat erhielt der Major von Ziethen den Orden pour les mérites und wurde zum Oberst-Lieutenant ernannt. Dies meldet die Spenersche Zeitung dieses Jahres im 64. Stück unter den 30. Mai. Auch die Rüdigersche Zeitung vom 27. Mai, welche Nachricht von dem Gefecht bei Rothschloß giebt, nennt Ziethen Oberst-Lieutenant.

Hierdurch ist also die oft behauptete Meinung, daß Ziethen diese Würde übersprungen und vom Major gleich zum Oberst avancirt sei, widerlegt, eben so eine andere Meinung, die selbst in der Lebensgeschichte Ziethen's, S. 65, gewissermaßen als richtig angenommen wird, nämlich: daß Ziethen nur wenige Tage Oberst-Lieutenant gewesen sei. Er ist es aber wenigstens 8-10) Wochen gewesen, denn seine Ernennung zum Obersten geschah unter dem 22. Juli 1741 im Lager bei Grotkau.

Juni.

A.

9. Juni 1741

Der König aus dem Lager bei Grotkau nach Friedewalde.

13. Juni 1741

Nach Strehlen, Hauptquartier Hermsdorf bei dieser Stadt. In der Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs II., Theil I, S. 936, ist Mogwiß als Hauptquartier angegeben. Die Kabinntsordres dieser Zeit geben keinen Aufschluß, sie sind alle "im Lager bei Strehlen" datirt. In diesem Lager blieb der König den ganzen Monat.

B.

10. Juni 1741

Algarotti kommt nach Berlin zurück.

Der Markgraf Karl schickt aus Schlesien verschiedene Merkwürdigkeiten nach Berlin, unter andern aus dem Zeughause zu Brieg das Schwerdt, mit welchem der Herzog von Oppeln, Nicolaus I., im Jahr 1497 auf dem Markte zu Neisse enthauptet worden, und das Kissen, auf welchem er geknieet.

<52>

Juli.

A.

Juli 1741

Der König bleibt den ganzen Monat im Lager bei Strehlen.

B.

5. Juli 1741

Der König tritt dem, am 18. Mai zwischen Frankreich, Spanien und Baiern zu Nymphenburg geschlossenen, Bündniß bei.

9. Juli 1741

Wird zu Grotkau ein Vertrag zwischen Preußen und Östreich, wegen Auswechselung der Gefangenen etc., geschlossen.

17. Juli 1741

In Berlin wird der Platz zum Bau des Opernhauses abgesteckt.

22. Juli 1741

Siegreiches Gefecht Ziethens gegen seinen ehemaligen Lehrer, den östreich. General Baronay bei Rothschloß. Ziethen wird zum Obersten ernannt.

24. Juli 1741

Die, bisher unter 2 Commandeurs getheilt gewesenen, 6 Escadronen Husaren werden in ein Regiment vereinigt und dem Oberst von Ziethen als Chef übergeben.

25. Juli 1741

Der Mathematiker Euler kommt aus Petersburg in Berlin an.

August.

A.

August 1741

Der König im Lager bei Strehlen.

5. August 1741

Der englische Gesandte, Robinson, Lord Hinfort etc. und der preußische Minister von Podewils beim König im Lager bei Strehlen, wo der Erstere ihm die östreichischen Anerbietungen und Friedensvorschläge vorlegt.

10. August 1741

Der König giebt im Lager ein Fest. In Kundmann's Heimsuchung etc. S. 510 heißt es: "Es hatten auch auf den 10. August Ihro Majestät die, in Breslau anwesenden, hochansehnlichen fremden Herren Gesandten auf ein Kriegs- und Feldfestin in's Lager invitiren lassen, dahin sie sich auch Tags vorher begaben."

20. August 1741

In's Lager bei Lauterbach.

<53>

21. August 1741

In's Lager bei Reichenbach.

23. August 1741

Nimmt der König das feindliche Lager bei Tyrnau, während eines Husaren Scharmützels, in Augenschein. Der König bleibt diesen Monat im Lager bei Reichenbach.

B.

1. August 1741

Der, aus östreichischen in preußische Dienste tretende, General-Feldzeugmeister von Schmettau kommt mit seiner Familie in Berlin an. (Über Schmettau's Dienstverlassung s. Moser's Beiträge zum europ. Völkerrecht in Kriegszeiten, Thl. III., S. 115.)

4. August 1741

Es werden 14 erbeutete östreichische Fahnen in Berlin eingebracht, um im Zeughause aufbewahrt zu werden.

4. August 1741

Schweden erklärt an Rußland den Krieg.

10. August 1741

Breslau wird, weil es die, ihm zugestandene, Neutralität nicht streng genug beobachtet hatte, von den Preußen, unter General Schwerin, besetzt; an demselben Tage leistete der Magistrat und Tags nachher, den 11ten, die Bürgerschaft dem König den Eid der Treue.

12. August 1741

Gelobte die Geistlichkeit dem Könige Treue etc.

13. August 1741

Wurde in den Kirchen zu Breslau ein Te Deum gesungen und eine Dankpredigt gehalten. Der Text der Frühpredigt war 1. Timoth. Kap. 2, V. 1, 2. Zur Amtspredigt: Psalm LXI., V. 7, 8, und zur Vesper: Ps. XXVIII., V. 8, 9. Durch einen sonderbaren Druckfehler war in der Breslauer Zeitung der Text: 1. Tim. Kap. 2, V. 12 anstatt 1, 2 angegeben. Jener lautet:

"Zu lehren aber verstatte ich dem Weibe nicht, noch sich zu erheben über den Mann, sondern sie muß sich ruhig verhalten." Hierüber waren die Östreichischgesinnten höchst aufgebracht, weshalb in der folgenden Zeitung angezeigt wurde, daß es ein Druckfehler sei, indem der Setzer den Punkt zwischen 1 und 2 übersehen habe.

Der Inspektor Burg, welcher in der Elisabethkirche die Dankpredigt gehalten hatte und sie nachher dem Kö<54>nig im Druck überreichte, erhielt dafür die große Medaille, welche Friedrich Wilhelm 1728 hatte prägen lassen, in Gold 200 Ducaten schwer. (S. Lochner's Medaillen-Sammlung.

14. August 1741

Werden überall die kaiserlichen Adler abgenommen und die Preußischen aufgestellt.

14. August 1741 und 15. August 1741

Huldigen Schweidnitz und Liegnitz.

21. August 1741

In Schönewalde (einem, dem etc. du Rosey gehörigen, Gute bei Spandau) stirbt der Probst Reinbeck. Er war seit 1739 der Beichtvater beider Königinnen, an seine Stelle nahm die regierende Königin den Inspektor Jocardi und die Königin Mutter den Probst Roloff zu ihrem Beichtvater.

31. August 1741

Avocatoria wegen der, in östreichischen und ungarischen Diensten stehenden, preußischen Vasallen, besonders aus Niederschlesien.

September.

A.

September 1741

Der König im Lager bei Reichenbach.

8. September 1741

Aus dem Lager bei Reichenbach nach dem Lager bei Zackerau und Töpliwuda.

9. September 1741

In's Lager bei Münsterberg.

11. September 1741

In's Lager bei Woitz.

13. September 1741

Im Lager bei Neuendorf (bei Neisse) bis den 26sten.

19. September 1741

Ritt der König rekognosciren (was sehr oft geschah), aus einem Busche wurde von Östreichern (sogenannten Tolpatschen) auf ihn geschossen. Der, ihn begleitende, Markgraf Karl wurde leicht verwundet und der Prinz, Friedrich Wilhelm (Bruder des, bei Mollwitz gebliebenen, Prinzen Friedrich) durch den Rock und seinem Laufer der Stock in Stücken geschossen.

21. September 1741 und 22. September 1741

Ließ der König die Kavallerie vor sich manövriren.

26. September 1741

Geht über die Neisse in's Lager bei Pickendorf und Roßdorf.

27. September 1741

Lager bei Caldeck (Kalteck), ein Vorwerk zwischen Lamsdorf und Schiederwitz, östlich von Bilitz und der Neisse.

<55>

29. September 1741

?? September 1741

Der König geht mit einem kleinen Corps nach Herrmansdorf und wieder zurück.

B.

5. September 1741

In Berlin wird von den Prinzen Heinrich und Ferdinand, Brüder des Königs, der Grundstein zum Opernhause gelegt. Die Inschrift auf der mit eingelegten Platte war folgende:

Fridericus II,
Rex Borussorum
Ludis
Thaliae et Melpomenes
Sororum
Sacra Haec Fundamina
Parit
Anno MDXCCXLI. Die Quinto
Septembris.

14. September 1741

Stirbt Rollin.

Oktober.

A.

3. Oktober 1741 bis 4. Oktober 1741

Der König in's Lager bei Friedland. Er kampirt zwischen Friedland und Buschen.

5. Oktober 1741

Geht mit einem Corps nach Steinau und zurück.

9. Oktober 1741

Begiebt sich der König im geheim und, nur von dem Oberst von der Golz begleitet, nach dem Schlosse Klein-Schnellendorf (Friedrich nennt es irrig Ober-Schnellendorf), wo Lord Hindfort, von Maria Theresia bevollmächtigt, eine Übereinkunft mit dem König trifft, nach welcher Neisse in 14 Tagen übergeben und indem, bald nachher zu unterhandelnden, Frieden Schlesien abgetreten werden solle. Die daselbst mit gegenwärtigen Generale, Neiperg und Lentulus, mußten versprechen, diese Verabredung geheim zu halten. Der König kehrt nach dem Lager zurück.

13. Oktober 1741

Ab aus dem Lager von Friedland nach dem Lager bei Simsdorf.

<56>

15. Oktober 1741

Geht über Zülz vor, und besichtigt die feindlichen Vorposten.

16. Oktober 1741

Bei Zülz.

17. Oktober 1741 und 18. Oktober 1741

Im Lager bei Schnellenwalde.

19. Oktober 1741

In Lindewiese.

20. Oktober 1741

Im Lager vor Neisse. Der König wohnt in Neunz, im Hause des katholischen Priesters.

25. Oktober 1741

Nach Frankenstein und wieder nach Neunz zurück.

B.

4. Oktober 1741

Starb Frau von Rocoulle 56-+, Friedrichs erste Pflegerin und Erzieherin.

<57>

31. Oktober 1741

Die Festung Neisse wird von dem östreich. Commandanten, Saint André, den Preußen übergeben, die östreichsche Besatzung erhält freien Abzug.

November.

A.

1. November 1741

Der König in Neisse.

2. November 1741

In Brieg, wohnt bei dem Obersten von Hautcharmoi und speist bei dem General-Major Walrawe.

4. November 1741

Ankunft in Breslau. Hier hatten sich die Zünfte der Stadt versammelt, um den König, der über Ohlau erwartet wurde, festlich zu empfangen. Der Einzug, welchen blasende Postillons eröffneten, geschah Nachmittag um 3 Uhr durch das Schweidnitzer Thor. Vor dem, mit 8 Pferden bespannten Wagen, in welchem sich der König, sein Bruder August Wilhelm und der Prinz von Braunschweig befanden, gingen 4 Laufer in Staatslivree. Hinter dem Wagen des Königs folgte der des Fürsten Leopold von Dessau und die übrige Suite. Der König hatte befohlen, daß die Kanonen auf den Wällen bei seiner Ankunft nicht gelöst werden sollten. Er nahm seine Wohnung wieder im Gräflich Schlegelbergschen Hause.

5. November 1741

Hört der König in der lutherischen Hauptkirche, St. Elisabeth, die Predigt des Inspektor Burg. Der Text war: Matth. XXII. vom Zinsgroschen. Sodann fuhr der König nach dem Paradeplatz und ließ die Garnison vor sich vorbei marschiren. Abends Ball und Redoute im Lokatellischen Hause.

6. November 1741

Assemblee. Der König erhebt die Grafen von Hatzfeld<58> und von Schöneich in den Fürstenstand, mehrere Edelleute werden zu Grafen und Freiherrn ernannt.

Den schwarzen Adlerorden erhielten die Reichsgrafen von Henkel auf Reppensdorf, v. Hohberg, v. Rostitz, die Grafen v. Bees auf Löwen, v. Räder etc. Auch fanden mehrere Adelsertheilungen statt.

7. November 1741

Landeshuldigung in Breslau im Fürstensaal auf dem Rathhause. Die Huldigung war anfänglich auf den 31. Oktober angesetzt, welches Datum auch das Huldigungsmedaillon zeigt. Weil aber nachher der König beschloß, die Übergabe von Neisse abzuwarten, so verzögerte sie sich bis den 7. Novbr.

Da bei der Ceremonie das Königl. Reichsschwerdt fehlte, welches der Feldmarschall von Schwerin halten sollte, so zog der König seinen eigenen Degen und gab ihn dem Feldmarschall. Mittags war große Tafel bei dem König. In der Stadt allgemeine Illumination und Feuerwerk etc. Im Lokatellischen Hause Ball und Redoute 58-+.

9. November 1741

Von Breslau nach Glogau.

9. November 1741 und 10. November 1741

In Glogau.

11. November 1741

In Frankfurt an d. O.
Fürstenwalde, Köpnick, Mittags 12 Uhr in Berlin.

<59>

13. November 1741

Der König besieht die Wachtparade und speist nachher bei der Königin Mutter.

16. November 1741

Der König und Prinz Heinrich zu Pferde nach Charlottenburg, nimmt den dasigen Schloßbau in Augenschein und begiebt sich von da nach Potsdam.

19. November 1741

Von Potsdam nach Charlottenburg und Berlin.

22. November 1741

Nach Charlottenburg, dahin auch die Königinnen, sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen und der ganze Hofstaat zum Empfang der Braut des Prinzen August Wilhelm, Prinzessin Luise Amalie von Braunschweig. Sie traf mit dem regierenden Herzog und dessen Gemalin etc. Mittags in Charlottenburg ein. Die sämmtlichen hohen Herrschaften kehrten noch denselben Tag nach Berlin zurück.

23. November 1741

Der König fährt in Begleitung des Herzogs und des Prinzen Ferdinand von Braunschweig nach dem Cadettenhause, besieht das Corps und hebt 80 Cadetten aus, um sie theils als Ober- und Unteroffiziere theils als Pagen anzustellen. In diesen Tagen hatte ein Commando dieses Corps die Wache auf dem Königl. Schlosse.

B.

5. November 1741

Der Minister von Podewils erhält den schwarzen Adlerorden.

8. November 1741

Dem Feldmarschall von Schwerin schenkt der König sein, reich mit Brillanten besetztes, Portrait. Feier des Geburtsfestes der regierenden Königin, welchem auch der (in Glogau in preuß. Gefangenschaft gerathene) östreich. General Graf Wallis beiwohnt.

23. November 1741

Erscheint das Verbot der sogenannten Erbauungsstunden (Konventikeln), veranlaßt durch die Versammlungen, welche der Prediger Fuhrmann bei der Jerusalems-Kirche in Berlin in seinem Hause hielt.

In diesem Monat fand eine Abänderung des bisherigen Königl. Titels statt. Noch im Oktober hatte es in demselben geheißen: "Zu Mecklenburg und in Schlesien Herzog" etc. Aber in diesem Monat, nach der schlesi<60>schen Huldigung folgen gleich im Anfang des Titels, nachdem "Erzkämmerer und Churfürst" die Worte: "Souverainer- und Oberster-Herzog in Niederschlesien, Prinz von Oranien" etc. Bei Oranien war das Wort: "Souverainer" weggelassen, Ober-Schlesiens und der Grafschaft Glatz und Crossen wird nicht erwähnt.

December.

A.

7. Dezember 1741

Der König besieht den Bau des Opernhauses und den von Monbijou.

9. Dezember 1741 und 16. Dezember 1741 und 29. Dezember 1741

Exerzirt er in eigener Person die Fußgarde und die Garde du Corps.

23. Dezember 1741

Von Berlin nach Potsdam.

25. Dezember 1741

Von Potsdam nach Berlin.

27. Dezember 1741

Nach Charlottenburg und zurück.

B.

1. Dezember 1741

Anfang des Karnevals: Sonntag, Dienstag und Sonnabend Cour bei der regierenden Königin, Montag Bal en masque, Mittwoche Concert oder Oper, Donnerstag Cour bei der Königin Mutter, Freitags Assembleen in der Stadt bei den Ministern etc.

5. Dezember 1741

Die Großfürstin, Elisabeth Petrowna, von Rußland, Tochter Peters des Großen, besteigt den Thron den Iwan verlassen muß.

13. Dezember 1741

Erste Oper, Rodelinde, auf dem Schloßtheater. Die Sänger waren: Santarelli, Triulzi, Mariotti, Pinetti und Mazzanti. Die Sängerinnen: Gasparini, Farinella und Lorio.

16. Dezember 1741

Die verwittwete Herzogin von Würtemberg, Marie Auguste, kommt mit ihren drei Söhnen, Karl, Ludwig und Eugen, welche am preuß. Hofe erzogen werden sollen, in Berlin an. Im Gefolge der Herzogin befand sich auch der Marquis d'Argens.

19. Dezember 1741

Ankunft der Markgräfin von Anspach, Friederike Luise, Schwester des Königs in Berlin.

<61>

20. Dezember 1741

Ankunft der Markgräfin von Baireuth, Friederike Sophie Wilhelmine, Lieblingsschwester des Königs.

26. November 1741 und 27. November 1741

Die Preußen, unter Schwerin, besetzen Olmütz. Der östreich. Commandant von Terzy erhält freien Abzug.

30. Dezember 1741

Patent wegen Einführung einer neuen Prozeßordnung. Lord Hyndfort in Berlin.

Ende dieses Jahres kam der berühmte Flötenbläser Quanz, welcher früher des Königs Lehrer auf diesem Instrument gewesen war, nach Berlin. Er wurde bei des Königs Kammermusik angestellt und erhielt 2000 Thlr. Gehalt, bekam auch seine Kompositionen noch besonders bezahlt und für jede Flöte, die er für den König verfertigte, 100 Ducaten.

Er war 1697 zu Oberscheden, bei Göttingen, geboren, wo sein Vater ein Hufschmied war, der ihn auch zu seiner Profession erzog, wozu aber der junge Quanz sehr wenig Lust aber desto mehr Neigung zur Musik zeigte, daher ging er auch gleich nach des Vaters Tode zu seinem Onkel, der in Merseburg Stadtmusikus war, in die Lehre. 1714 begab er sich als sogenannter Kunstpfeiffergeselle nach Dresden, und als er hier keine Anstellung fand, nach Radeberg, wo er von dem Stadtmusikus als Geselle angenommen wurde.

Durch Bekanntschaft, die er hier machte, gelang es ihm, bald nachher den Dienst als Hautboist in der sogenannten polnischen Kapelle in Dresden zu erhalten.

Hier zeichnete er sich so aus, daß ihm der König von Polen, Churfürst zu Sachsen, August, die Erlaubniß gab, zu seiner weiteren Ausbildung in der Musik, mit dem polnischen Gesandten nach Italien zu gehen. Nachdem er sich hier 3 Jahre aufgehalten, ging er 1727 nach England und kam 1728 nach Dresden zurück, wo seine, in Italien und England sich erworbenen, Kenntnisse etc. nicht lange unbemerkt blieben und er nun in der königl. Kapelle mit einem Gehalt von 250 Thlrn. angestellt wurde. In demselben Jahre ging er, im Gefolge des Königs August, nach Berlin. Die Königin<62> von Preußen, welche ihn einige Mal gehört hatte, ließ ihm antragen, mit einem Gehalt von 800 Thlr. in ihre Dienste zu treten; allein der König von Polen wollte ihn nicht entlassen, weil aber der Kronprinz, Friedrich, sehr wünschte, von Quanz Unterricht auf der Flöte zu erhalten, so bewilligte er, daß Quanz jährlich zweimal nach Berlin reisen und sich daselbst einige Zeit aufhalten könne. Quanz starb den 12. Juli 1773 zu Potsdam und hat des Wohlwollens des Königs bis an seinen Tod genossen. Auf dem Kirchhofe vor dem Nauenschen Thore bei Potsdam ließ ihm Friedrich ein sehr schönes Denkmal errichten. Es stellt die Muse vor, die, trauernd, ihr Haupt auf ihren rechten Arm stützt. Mit der linken hält sie die rechte Hand eines Jünglings umschlossen, der in der andern eine, zur Erde gesenkte, Fackel hält. Eine Doppelflöte (die sogenannte phrygische) ruht der Muse im rechten Arm. Neben dem Postament sieht man ein aufgeschlagenes Notenbuch mit, auf diesem liegenden, Lorbeerkranz und Flöte.


56-+ Madame de Rocoulle war in Frankreich geboren, ihr Geschlechtsname war du Bal und ihr Taufname Marthe. Erman in seinen Memoires pour servir à l'histoire de Sophie Charlotte etc. nennt sie Anne, aber in seinen Memoires de Refugiers, T. II. p. 236 und T. III. 116, wird sie richtiger, Marthe, genannt. In Alençon hatte sie sich mit Esaï du Maz de Montbail verheirathet. Andere und auch Erman a. a. O. p. 128 nennt ihn Louis du Montbail, aber in den Memoires de Refugiers, T. II. 236 und T. III. 116 nennt sie Erman ausdrücklich die Wittwe des Esaï, eines jungem Bruders des Louis du Montbail und dessen Gattin wird ihre Schwägerin genannt.
      Nach dem Tode dieses ihres Mannes verließ sie, der Religionsverfolgung wegen, Frankreich und kam mit ihren Kindern nach Berlin. Die Königin, Sophie Charlotte, Gemalin Friedrichs III, nahm sich nicht nur der beiden Töchter der Madame Montbail an sondern übertrug auch der Mutter die Aufsicht über den damals fünfjährigen Kurprinzen, Friedrich Wilhelm. Madame Montbail verheirathete sich nun in Berlin zum zweiten Mal mit dem Obersten, einer der beiden Compagnien Grands Mousquetiers, welche der Churfürst, Friedrich Wilhelm d. Gr., aus lauter geflüchteten französischen Offiziers und Edelleuten errichtet hatte. Sein Name war Jacques de Pellet Seigneur de Rocoulle. Nach der Vermählung Friedrich Wilhelms, ernannte sie dieser zur Oberhofmeisterin und übertrug ihr 1712 die Aufsicht über den, ihm in diesem Jahre geborenen, Prinzen, unsern Friedrich, wie sie dasselbe Amt bei ihm selbst in seiner Kindheit gehabt hatte. Bis 1719, wo Friedrich der weiblichen Aufsicht entnommen wurde, verwaltete sie es mit so musterhafter Treue, daß Friedrich stets ihr die größte Achtung, Liebe und Dankbarkeit erwies.
      Sowohl mit ihr selbst als auch mit ihren Töchtern, den Fräulein Montbail,unterhielt Friedrich einen freundschaftlichen Briefwechsel. (S. Formey's Souvenir d'un Citoyen. I. p. 20 und Müchler's, Friedrich d. Gr. zur Würdigung seines Herzens und Geistes. Berlin 1834.)
Auf dem Königl. Schlosse befinden sich zwei Bildnisse von ihr. (S. Nicolais Beschreibung von Berlin II. 963.

58-+ Die, bei dieser Gelegenheit in der Stadt veranstalteten, Festlichkeiten waren nach dem Geschmack damaliger Zeit zum Theil sonderbar genug. Unter andern hatte der Stadtkoch Rieghe in einer, auf dem Neumarkt aufgebauten, Küche einen ganzen Ochsen gebraten, der mit Fasanen, Reb- und Haselhühnern, Hasen und Gänsen gefüllt war. Auf der rechten Seite präsentirte sich der Königl. Preuß. Adler, aus großen Vögeln und Lerchen formirt. Auf der andern Seite sah man die Worte: Friedrich Rex, den polnischen Adler und das Dessauische Wappen nebst dem Stadtwappen.
      Bei der Illumination hatte ein Schlächter ein Bild ausgestellt, welches ihn selbst, wie er einen Ochsen schlachtet, vorstellte, und darunter die Worte: Wer mir wird den König von Preußen verachten, den will ich wie diesen Ochsen schlachten.
      David Schulz, ein Brandenburger.