« <294>der Wein ward ein Hilfsmittel, die niedergeschlagenen Gemüter zu gewinnen. Der König sprach mit den Soldaten; er ließ unentgeltlich Lebensmittel unter sie austeilen. Kurz, man erschöpfte alle ersinnlichen Mittel, um in den Truppen dasjenige Vertrauen wieder zu erwecken, ohne welches die Hoffnung auf den Sieg vergebens ist. Schon fingen die Gesichter an, sich aufzuheitern, und die, welche die Franzosen bei Roßbach geschlagen hatten, überredeten ihre Kameraden, guten Mut zu haben. Etwas Ruhe gab den Soldaten wieder Kraft; und die Armee war bereit, den Schimpf, welchen sie am 22. November erlitten hatte, wieder abzuwaschen. Diese Gelegenheit suchte der König und bald fand sie sich. »

Doch dünkte dies alles dem Könige noch nicht genug; seine ganze Armee bestand nur aus 32,000 Mann, während ihm 80 bis 90,000 Österreicher gegenüberstanden, die anders diszipliniert waren als die Feinde bei Roßbach, und die durch ihre seitherigen Fortschritte das Gefühl des Sieges in sich trugen. Friedrich berief daher die Generale und Stabsoffiziere seiner Armee zusammen und sprach zu ihnen die folgenden Worte, welche die Geschichte uns aufbewahrt hat:

« Sie wissen, meine Herren, daß es dem Prinzen Karl von Lothringen gelungen ist, Schweidnitz zu erobern, den Herzog von Bevern zu schlagen und sich Meister von Breslau zu machen, während ich gezwungen war, den Fortschritten der Franzosen und Reichsvölker Einhalt zu tun. Ein Teil von Schlesien, meine Hauptstadt und alle meine darin befindlich gewesenen Kriegsbedürfnisse sind dadurch verlorengegangen und meine Widerwärtigkeiten würden aufs höchste gestiegen sein, setzte ich nicht ein unbegrenztes Vertrauen in Ihren Mut, Ihre Standhaftigkeit und Ihre Vaterlandsliebe, die Sie bei so vielen Gelegenheiten mir bewiesen haben. Ich erkenne diese dem Vaterlande und mir geleisteten Dienste mit der innigsten Rührung meines Herzens. Es ist fast keiner unter Ihnen, der sich nicht durch eine große, ehrenvolle Handlung ausgezeichnet hätte, und ich schmeichle mir daher, Sie werden bei vorfallender Gelegenheit nichts an dem mangeln lassen, was der Staat von Ihrer Tapferkeit zu fordern berechtigt ist. Dieser Zeitpunkt rückt heran; ich würde glauben, nichts getan zu haben, ließe ich die Österreicher in dem Besitz von Schlesien. Lassen Sie es sich also gesagt sein: ich werde gegen alle Regeln der Kunst die beinahe dreimal stärkere Armee des Prinzen Karl angreifen, wo ich sie finde. Es ist hier nicht die Frage von der Anzahl der Feinde, noch von der Wichtigkeit ihres gewählten Postens; alles dieses, hoffe ich, wird die Herzhaftigkeit meiner Truppen und die richtige Befolgung meiner Dispositionen zu überwinden suchen. Ich muß diesen Schritt wagen, oder es ist alles verloren; wir müssen den Feind schlagen, oder uns alle vor seinen Batterien begraben lassen. So denke ich — so werde ich handeln. Machen Sie diesen meinen  »