<118>mit großartiger Kunst aufgeführt, in gleicher Weise fortbildete und nur in denjenigen Teilen Neues hinzufügte, wo der freie Geist, der in ihm lebte, auch freisinnige Einrichtungen erforderte. Mit rastlosem Eifer, seinen Schmerz bewältigend, gab er sich gänzlich dem hohen Berufe hin, und schon die ersten Tage seiner Regierung machten es kund, wie er das Alte festhalten, wie er Neues gründen, — wie er König sein wollte.

Gar manchem bereitete ein solches Auftreten des jungen Königs unangenehme, manchem auch freudige Überraschungen. Man war auf bedeutende Veränderungen in der Einrichtung des Staates gefaßt gewesen, man hatte geglaubt, daß die Männer, die Friedrich Wilhelm besonders nahegestanden, die einen besonderen Einfluß auf ihn ausgeübt hatten, jetzt in ein minder ehrenvolles Dunkel zurücktreten würden. Aber Friedrich war nicht gewillt, dem wahren Verdienste eine Kränkung zuzufügen, selbst in dem Falle, daß er dabei persönliche Abneigungen aus früherer Zeit zu überwinden hatte. So wird von dem alten Kriegshelden, dem Fürsten Leopold von Dessau, der früher der österreichischen Partei des Hofes angehörte, erzählt, er sei, als er sich bei Friedrich zur Condolenz gemeldet, weinend eingetreten, habe eine Rede gehalten und gebeten, ihm und seinen Söhnen ihre Stellen in der Armee und ihm seinen bisherigen Einfluß und Ansehen zu lassen. Friedrich habe hierauf erwidert, er werde ihn in seinen bisherigen Stellen auf keine Weise beeinträchtigen, da er erwarte, daß der Fürst ihm so treu dienen werde als dem Vater; er habe aber auch hinzugefügt: was das Ansehen und den Einfluß betreffe, so werde in seiner Regierung niemand Ansehen haben als er selbst und niemand Einfluß. Noch mehr überraschte es, als Friedrich den bisherigen Finanzminister von Boden, dem man unwürdiger Dinge Schuld gab, dem er selbst früher wenig geneigt schien, dessen große Tüchtigkeit er aber wohl zu würdigen wußte, nicht nur im Amte behielt, sondern ihm auch ein prächtiges, neu erbautes und vollständig eingerichtetes Haus zum Geschenk machte.

Andere dagegen fanden sich in den glänzenden Erwartungen, zu denen sie durch Friedrichs Regierungsantritt berechtigt zu sein glaubten, auf eine zum Teil empfindliche Weise getäuscht. So setzte sich selbst der verdiente Generalleutnant von der Schulenburg scharfem Tadel von Seiten des jungen Königs aus, als er, zwar freundschaftlicherweise, doch ohne Urlaub sein Regiment verlassen hatte, um mündlich zur Thronbesteigung Glück zu wünschen. So fand sich schnell eine Menge von Glücksrittern ein, denen die genialere Richtung Friedrichs leichten Erwerb zu sichern schien, während er nicht im mindesten daran dachte, ihre törichten Hoffnungen zu erfüllen. Die Ballen der Glückwünschungsgedichte, welche dem könig-