<168>Bedenk die viele Müh und Plag',
Eh' zur Unsterblichkeit man dringt!
Lohnt denn, was mühsam man erlernen mag,
Das Freiheitopfer, das man dafür bringt?
Wie kann Dein Stolz sich so betrügen,
Mit Weihrauchdunst Dich zu begnügen,
Wo Du ein rechtes Herzgenügen
Und Daseinsfreude haben kannst!
Verstündst Du Dich, mit uns zu leben
Im frohen Kreis, Du, dem's gegeben,
Daß Du so manches Herz gewannst!
Wie in den letzten Herbsiestagen,
Wenn treulich in Pomonas Hut
Den Jahreszoll sie abgetragen,
Die Erde friedeatmend ruht,
So gönn' auch Du
Dir Feierruh.
Kehr wieder, hier ist's friedestill,
Hier sehnt sich alles Dir entgegen;
Mit jeder Lust, mit jedem Segen
Freundschaft Dich hier beglücken will...

Bedenke: mehr denn eine Lust
Hat Raum in einer Menschenbrust!
Welch schlechter Wirt ist doch der Sparer da,
Der sich von allem, was ihn freuen könnt',
Aus Kargheit nie den vollen Nutzen gönnt.
Chasot1 schwärmt für die Jagd und für Trara,
Jordan für Nächte, still beim Lampenschein,
Cäsarion2 für geleerte Flaschenreihn.
Der strebt nach Höflingsglanz und Gloria,
Der kann nicht ohne Liebesseufzer leben,
Und dem muß stets vom Ruhme dieser Welt
Ein Weihrauchwölklein um die Nase schweben.
Der dicke August3 braucht ein Heidengeld
Für seine Tafel; nun, und ich? — ich leime
Mir selbst zur Freude, Reim an Reime.


1 Vgl. S. 160.

2 Dietrich von Keyserlink, der gleichfalls zum Rheinsberger Freundeskreise zählte, führte den Namen „Cäsarion“.

3 Anmerkung Friedrichs: „König von Polen.“