<155>Glücklich Jahrhundert, das die Milde lehrt,
Du heißt die Wut und den Verrat verachten!
Der Schlechte schämt sich, wenn er schlecht gesonnen;
Das, dünkt mich, heißt schon viel gewonnen.

Doch schlügen wir, schulmeisterlich-gelehrt,
Mit Argumenten drein — das wär' verkehrt.
Man kann ja Toren niemals überzeugen,
Und auch den Neidbold bringt man schwer zum Schweigen.
Wer immer nur ein Splitterrichter war,
Zur Strafe soll er's bleiben immerdar;
In seiner Wut auf andrer Leute Ruhm,
Erfüllt mit Galle, bittrer als Absinth,
Seh' er im Einst getrost sein Heiligtum!
Und haßt er uns, nun gut, er sei so dumm!
Er weine seine scheelen Augen blind,
Wenn ihn die Tugend gar zu stark erregt
Und ihn zerschmettert und zerschlägt.
Mag er die alten Helden ungeschwächt
Mit Ruhm bedecken, sein erwählt Geschlecht;
Er liebt sie nur, weil sie vergangen sind.
Ist das denn nicht sein gutes Recht?
Doch müssen wir in dieser Liebesbrunst
Den Haß auf unsre Tage sehen;
Denn könnten durch des Himmels Gunst
Die Toten heute auferstehen,
Dann hörten wir in kurzer Zeit,
Wie jene Nörgler, feig und voller Neid,
Nur auf die Lasier ihrer Liebsten deuten.
Die Toten aber machten fluchend kehrt,
Sobald sie von den feilen Leuten
So schändlichen Verrat gehört.
Du schnöder Neider, heule nur voll Wut
Auf dies Jahrhundert, reich an großen Geistern.
Feiger Verleumder, wilde Natternbrut,
Müh' dich nicht unnütz, deinen Zorn zu meistern.
Kehr' gegen unsre Tage deine Wut,
Versucht nur weiter dein Pamphlet zu kleistern:
Am Glanz der Gegenwart verblaßt dein Mut...