<24> wurde der Staat bevölkert, ohne daß der einzelne von den süßen Banden einer zärtlichen Ehe allzusehr gefesselt wurde. Alle Kinder wurden auf Staatskosten erzogen. Konnten die Eltern nachweisen, daß ihre Kinder bei der Geburt schwächlich waren, so durften sie sie töten. Lykurg dachte, ein Mensch, der nicht imstande sei, die Waffen zu führen, verdiene auch nicht das Leben. Er bestimmte, daß die Heloten, eine Art von Sklaven, das Land bebauen und daß die Spartaner sich nur mit Übungen beschäftigen sollten, die sie kriegstüchtig machten. Die Jugend beiderlei Geschlechts übte sich ganz nackt auf öffentlichen Plätzen im Ringen. Die Mahlzeiten waren geregelt. Alle Bürger aßen ohne Unterschied miteinander. Fremde durften sich in Sparta nicht aufhalten, damit ihre Sitten die von Lykurg eingeführten nicht verdarben. Nur ungeschickte Diebe wurden bestraft. Lykurg wollte eine kriegerische Republik gründen, und das gelang ihm.

Drako gab den Athenern zuerst Gesetze. Sie waren aber so streng, daß man von ihnen sagte, sie wären eher mit Blut als mit Tinte geschrieben. (Plutarch, „Leben Solons“.) Auf die geringsten Vergehen stand Todesstrafe. Ja, Drako machte sogar den leblosen Dingen den Prozeß. So ward eine Bildsäule, die im Herunterfallen einen Menschen verletzt hatte, aus der Stadt verbannt.

Wir haben gesehen, wie die Gesetze in Ägypten und Sparta eingeführt wurden. Jetzt wollen wir prüfen, wie man sie in Athen verbesserte. Die Mißstände, die in Attika herrschten, und die schlimmen Folgen, die man vorhersah, veranlaßten die Bürger, ihre Zuflucht zu einem Weisen zu nehmen, der allein so vielen Mißbräuchen abhelfen tonnte. Die verschuldeten Armen, die von den Reichen grausam bedrückt wurden, suchten nach einem Oberhaupte, das sie von der Tyrannei ihrer Gläubiger befreite. Infolge dieser inneren Zwistigkeiten ward Solon einstimmig zum Archonten und höchsten Schiedsrichter ernannt. Die Reichen, sagt Plutarch, hießen ihn als reichen und die Armen als rechtschaffenen Mann willkommen.

Solon entlastete die Schuldner und erlaubte den Bürgern, Testamente zu errichten. Die Frauen, die impotente Männer hatten, durften sich unter deren Verwandten andre wählen. Seine Gesetze bestraften den Müßiggang, sprachen den, der einen Ehebrecher erschlug, frei und verboten, die Vormundschaft über Kinder deren nächsten Erben zu übertragen. Wer einem Einäugigen sein Auge ausgestoßen hatte, verlor beide Augen. Sittenlose wagten in den Volksversammlungen nicht zu reden. Gegen den Vatermord gab Solon keine Gesetze. Dies Verbrechen erschien ihm unserhört, und er fürchtete, es durch ein Verbot eher zu lehren als zu verhindern.

Seine Gesetze ließ er im Areopag niederlegen. Dieser von Ketrops gestiftete Rat, der anfangs aus dreißig Richtern bestanden hatte, wurde auf fünfhundert gebracht. Er hielt seine Sitzungen bei Nacht, und die Advokaten verfochten ihre Rechtshändel rein sachlich. Sie durften die Leidenschaften nicht aufstacheln.

Die Gesetze Athens kamen dann nach Rom. Da aber das Römische Reich allen Völkern, die es unterwarf, seine Gesetze gab, so wird es nötig sein, näher darauf einzugehen. Der Gründer und erste Gesetzgeber Roms war Romulus. Das wenige,