<216> und etlichen Monaten dahinraffte. Mit unerschöpflicher Geduld ertrug er sein Leiden, das mit der Zeit immer drückender wurde, ein Leiden, dessen Last für die festesten Seelen oft unerträglich wird, ja selbst für die, deren Standhaftigkeit in den größten Gefahren unerschüttert bleibt.

Jordan war mit lebhaftem, durchdringendem Geiste begabt und zugleich bienenfleißig. Sein Gedächtnis war umfassend und bewahrte wie eine Vorratskammer eine Auslese des Besten, was die guten Schriftsteller aller Zeiten hervorgebracht haben. Sein Urteil war sicher, und seine glänzende Einbildungskraft wurde stets durch seine Vernunft gezügelt. Sein sprudelnder Geist machte nie Seitensprünge; seine Moral war ohne Trockenheit. Er war zurückhaltend in seinen Meinungen, offen in seinen Reden, gab der philosophischen Sekte der Akademie1 den Vorzug vor den andren, war wissensdurstig, bescheiden im Urteil, ein Freund und Verbreiter jedes Verdienstes, höflich und wohltätig, ein Mann, der die Wahrheit liebte und sie nie verhehlte, menschlich, hochherzig, dienstfertig, ein guter Bürger, treu gegen seine Freunde, seinen Herrn und sein Vaterland. Sein Tod wurde von allen Rechtschaffenen betrauert. Selbst der Neid verstummte vor ihm. Der König und alle, die ihn kannten, ehrten ihn durch ihre aufrichtige Trauer.

Das ist der lohn des wahren Verdienstes. Es wird bei Lebzeiten geachtet und dient nach dem Tode zum Vorbild.


1 Vgl. S. 17.