<20>Hoheit einsetzt.“ Schon diese erste Regel des Staatslehrers würde dem Fürsten nichts weniger als die geringste Sicherheit einbringen. Denn es ist nicht ersichtlich, wie ein Freistaat, den einzig und allein ein Häuflein von Anhängern des neuen Gebieters im Zaume hält, dazu kommen sollte, ihm Treue zu bewahren. Naturgemäß wird seine alte Freiheit ihm lieber sein als die Knechtschaft, und er wird sich der Gewalt des Zwingherrn zu entziehen suchen; der Aufruhr wird nicht länger als bis zur ersten günstigen Gelegenheit auf sich warten lassen.

„Kein zuverlässigeres Mittel, einen freien Staat, den man in seine Gewalt gebracht hat, zu behaupten, als seine Zerstörung.“ Allerdings das sicherste Mittel, keinen Aufruhr befürchten zu müssen! Vor Jahren beging ein Engländer in London die Narrheit, sich zu töten; man fand auf seinem Tische einen Zettel, auf dem er sein befremdliches Tun damit rechtfertigte, er habe sich das Leben genommen, um niemals krank zu werden. Ich weiß nicht, ob das Heilmittel nicht schlimmer war als das Leiden. Von Menschlichkeit spreche ich hier nicht mit einem Scheusal wie Machiavell, das hieße den ehrwürdigen Namen einer Tugend, in der das Glück der Menschheit ruht, entweihen. Man braucht nicht die Religion noch die Moral zu bemühen, mit seinen eigenen Waffen kann man Machiavell in die Enge treiben, eben mit jener Selbstsucht, die ja die Seele seines Buches ist, der Abgott seiner verbrecherischen Staatsweisheit, der einzige Gott, den er anbetet.

Also du meinst, Machiavell, ein Fürst, der sich des gesicherten Besitzes seiner Eroberung freuen will, müsse sein neues Gebiet verwüsten? Aber antworte mir: zu welchem Ende hat er wohl diese Eroberung unternommen? Du wirst sagen: seine Macht zu erweitern, sich selbst gefürchteter zu machen. Das wollte ich hören, um dir zu beweisen, daß er, wofern er dir folgt, das genaue Gegenteil erreicht; denn er richtet sich zugrunde mit dieser Eroberung und richtet in der Folge das einzige Land zugrunde, das ihn für seine Verluste entschädigen könnte. Du wirst mir zugeben: ein Land, verheert, ausgeplündert, seiner Einwohner, alles Lebens, aller Ortschaften, mit einem Wort: alles dessen, was erst einen Staat ausmacht, beraubt — ein Land in solchem Zustande dürfte kaum fähig sein, einem Fürsten eine mächtige und gebietende Stellung zu gewähren. Ich denke mir einen Monarchen, der etwa die weiten Einöden von Libyen und Barka sein nennt, durchaus nicht als so furchtbaren Gebieter, und eine Million Panther, Löwen und Krokodile wiegt nicht eine Million von Untertanen auf, reiche Städte, brauchbare Häfen voller Schisse, betriebsame Bürger, Truppen und was sonst ein wohlbevölkertes Land hervorbringt.

Darüber gibt's nur eine Meinung, daß die Stärke eines Staates nicht in der Ausdehnung seiner Grenzen, sondern in seiner Bewohnerzahl beruht. Vergleicht nur Holland und Rußland! Dort ein paar sumpfige und unfruchtbare Eilande, die aus dem Schoße des Ozeans aufsteigen, ein Neiner Freistaat von ganzen 48 Metten in der Länge und 40 in der Breite. Aber dieser kleine Körper ist ganz Nerv, ein zahlloses Volk wohnt da, und dieses fleißige Volk ist überaus mächtig und reich. Das