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Schwedisch-Pommern: Wenn Schweden versucht, Livland von Rußland zurückzuerobern, so kann Preußen sich Schwedisch-Pommern als Preis seines Beistandes ausmachen.)

Das Ziel, das man sich setzen muß, um die Macht des Staates zu konsolidieren

Unserem Staate fehlt noch die innere Kraft. Alle preußischen Provinzen umfassen nur fünf Millionen Seelen. Das Heer ist ansehnlich, aber nicht stark genug, um den Feinden, die uns umgeben, zu widerstehen. Unsere Einnahmen sind beträchtlich, aber es fehlt uns im Falle der Not an Hilfsquellen. Mühsam ziehen wir uns aus der Verlegenheit, indem wir unsere Truppen zweimal soviel manövrieren lassen als der Feind und ihm stets dieselben Leute entgegenstellen, von welcher Seite er auch komme. Das ermüdet sie sehr und setzt bei ihrem Führer große Wachsamkeit voraus. Unsere Finanzen drehen sich ganz um Ersparnisse und dienen uns zur Kriegführung, ohne daß wir andere Hilfsmittel besitzen als Klugheit bei ihrer Verwaltung. Soll also das Schicksal des Staates gesichert sein, so darf sein Wohl nicht von den guten oder schlechten Eigenschaften eines Einzelnen abhängen. Um sich aus eigener Kraft zu erhalten, müßten Heer und Finanzen etwa auf folgenden Stand gebracht werden. Ich wünschte, daß wir Provinzen genug besäßen, um 180 000 Mann, also 44 000 mehr als jetzt, zu unterhalten1. Ich wünschte, daß nach Abzug aller Ausgaben ein jährlicher Überschuß von 5 Millionen erzielt würde. Sie müßten aber nicht auf feste Ausgaben angewiesen werden, sondern der Herrscher müßte nach freiem Belieben über sie verfügen können, nachdem er 20 Millionen in den Staatsschatz gelegt hat. Diese 5 Millionen machen ungefähr die Kosten eines Feldzugs aus2. Mit ihnen könnte man den Krieg aus eigenen Einkünften bestreiten, ohne in Geldverlegenheiten zu geraten und irgend jemand zur Last zu fallen3. In Friedenszeiten könnte diese Einnahme zu allen möglichen nützlichen Ausgaben für den Staat verwandt werden.

Veränderungen, die in Europa eintreten können

Wir sind nun einmal im Zuge, uns dem Spiel unserer Phantasie zu überlassen... (Die Eifersucht sowohl der Glieder des Deutschen Reiches wie der benachbarten Mächte ist Bürgschaft für dieses traurigen Reiches Fortdauer.)...


1 Die Zahl war 1768 auf 154 000 Mann gestiegen. Im Testament jenes Jahres schreibt der König: „Ich arbeite jetzt an einem Plan zur Vermehrung des Heeres. Wenn ich noch einige Jahre lebe, werde ich die Zahl des Heeres auf 166 000 Mann bringen können.“ Und weiter: „Das ist alles, was wir in Friedenszeiten unterhalten können. Der Kriegsfuß muß auf 210 000 Mann gebracht werden.“

2 Vgl. S. 152.

3 Im Testament von 1768 berechnet der König nach den Erfahrungen des Siebenjährigen Krieges die Kosten eines Feldzugs auf 12 Millionen. Bricht ein Krieg aus, fährt er fort, so muß man sich zuerst Sachsens bemächtigen. Man kann aus diesem lande 5 Millionen an Geld und Lebensmitteln ziehen. Dann muß man jährlich 2 300 000 Taler aus dem großen Schatze nehmen. So kann man acht der härtesten Kriegsjahre aushalten, ohne die Untertanen zu drücken und ohne Schulden zu machen.