<256> aus erdbedeckten Balken. Hinter diesen vorgeschobenen Posten legt man in die nächsten Dörfer und Städte stärkere Korps, die ihnen im Fall eines Angriffs zu Hilfe kommen. Die vorgeschobenen Posten werden je nach der Lage von drei zu drei Tagen oder von Woche zu Woche abgelöst. Die Freibataillone, denen man Husaren beigibt, schicken Patrouillen nach allen Übergängen, und Dragoner, die in der Nähe liegen, müssen die Infanterie im Notfall unterstützen.

In der Ebene sind die Postenketten nie so gesichert wie in den Bergen; denn dort findet man nur hinter Flüssen und Morästen Deckung. Beide aber frieren im Winter zu, und hat man keine Maßregel getroffen, um die Dörfer und Städte, die vorn in der Postenlinie liegen, zu befestigen, so muß man jeden Augenblick gewärtig sein, vertrieben zu werden. Die Infanterie sieht immer in der ersten Linie, die Kavallerie in der zweiten; denn in den Quartieren ist die Kavallerie feindlichen Überfällen am meisten ausgesetzt. Der Reiter läuft in den Stall, sattelt und sitzt auf. Das Dorf ist schlecht verteidigt, und der Feind findet überall Mittel und Wege zum Eindringen, bevor die Schwadron beisammen ist. Zur Vermeidung solcher Überfälle postiert man an den exponiertesten Stellen Freibataillone mit Husaren zusammen. Die Sicherheit dieser Korps hängt von der Zahl und Zuverlässigkeit der Patrouillen ab.

Im letzten Kriege hat man eine neue Methode der Winterquartiere erfunden. Man wählt eine Zentralstellung, auf die sich alle Truppen zurückziehen, die der Feind mit Übermacht angreif1. Überhaupt ist ein wesentlicher Grundsatz, den man nie aufgeben darf, daß die Truppen der Postenkette einen nahen Sammelpunkt haben, ein gutes Lager, in das sie sich jedesmal zurückziehen und in dem sie sich formieren müssen, wenn der Feind sie mit Macht angreift. Ohne diese Vorsichtsmaßregel läuft man Gefahr, im einzelnen geschlagen zu werden. Von dieser Regel nehme ich wichtige Gebirgsdefileen aus, von denen man bestimmt voraussetzen kann, daß sie sich mit den wenigen dort postierten Truppen verteidigen lassen. Diese Posten müssen standhalten und Hilfe bekommen. Räumt man sie, so öffnet man dem Feinde das Tor des Landes, und es ist dann schwer, ihn am Eindringen zu hindern.

Ich füge diesem Werke die Instruktion für meine Generale bei2. Ihr dürft Euch nicht wundern, wenn Ihr Widersprüche zwischen dem findet, was ich jetzt geschrieben habe, und dem, was diese Instruktion enthält. Sie entstand nämlich nach dem Frieden von 1746, und in den vorhergegangenen Kriegen kannte der Feind weder die Taktik noch das Gelände. Seine Artillerie war in kläglichem Zustand und seine Infanterie nicht besser. Die großen Fortschritte der Österreicher, deren Wirkungen man im letzten Kriege verspürt hat3, veranlassen mich, meinem früheren Werke Vorsichtsmaßregeln und Verbesserungen hinzuzufügen. Damals hatten wir nur die Ebenen im


1 Vgl. S. 194,

2 Die Generalprinzipien des Krieges (vgl. S. 3 ff.).

3 Vgl. S. 118 ff.